2021/2022, Folge 1–20

  • Folge 1 (30 Min.)
    „Der Atem des Meeres“: ein preisgekrönter Dokumentarfilm über das Wattenmeer
    Es ist ein sehr besonderes Universum, eine Landschaft voller Gegensätze, geprägt vom Wechselspiel der Gezeiten: das Wattenmeer. Die Region zwischen Dänemark, den Niederlanden und Deutschland umfasst rund 11.500 Quadratkilometer und gehört seit 20 Jahren zum UNESCO-Welterbe. Im Dokumentarfilm „Der Atem des Meeres“ folgt der renommierte niederländische Filmemacher Pieter-Rim de Kroon dem Rhythmus von Ebbe und Flut. In poetischen Bildern erzählt er Geschichten von Menschen, Flora und Fauna rund um dieses einzigartige Binnensystem. Mit faszinierenden Bildern von Quallen, Krabben und Seehunden, mit Geschichten aus dem Alltag der Menschen zeichnet Pieter-Rim de Kroon das Panorama dieser einzigartigen Region mitten in Europa.
    Da ist der Briefträger, der die Post auf einer Schienentram bringt, die Pastorin, die Taufen abhält und Beisetzungen begleitet, oder die Organistin, die ihr Instrument stimmt. Die Verknüpfung von Naturbildern und Alltagsbeobachtungen zeigen einerseits das symbiotische Miteinander, andererseits aber auch die Gefahr, die vom Menschen für die Natur ausgeht. Zum Beispiel, wenn Touristenströme die Inseln überschwemmen oder nach Öl gebohrt wird. Der Film „Der Atem des Meeres“ läuft seit Ende Juli in ausgewählten Kinos.
    Das Meer als Müllhalde: Kulturschaffende und Wissenschaftler*innen gegen den Plastikwahn
    Die Menschheit versinkt in einer Welt aus Plastik. Mehr als neun Milliarden Tonnen davon gibt es auf der Erde, allein in den Ozeanen schwimmen rund 150 Millionen Tonnen Kunststoffmüll. Gleichzeitig ist Plastik ein wichtiger Wertstoff für Industrie, Lebensmittelbranche oder Medizin, ein Dilemma, das symbolhaft fürs Verhältnis zur Natur steht. Die Beziehung zu Plastik und Müll ist das Thema der Künstlerin Swaantje Güntzel. In ihren oft provokativen Performances und Installationen hält sie der Wegwerfgesellschaft den Spiegel vor und erntet dafür heftige Reaktionen. Besonders verstörend sind ihre Werke, in denen sie Plastikfigürchen aus den Mägen toter Albatrosküken verarbeitet.
    Auch für Meeresbiologe Lars Gutow, Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, ist Plastikmüll im Meer ein Sinnbild für fahrlässigen Umgang mit der Natur. Forscher wie er kommen am Thema Plastik nicht mehr vorbei, denn sie finden es überall, an entlegenen Stränden und Atollen, auf der Meeresoberfläche, selbst auf dem Meeresboden der arktischen Tiefsee, weit weg von menschlicher Zivilisation. Was können Kultur und Wissenschaft gegen dieses Jahrhundertproblem ausrichten? Das „Kulturjournal“ über das Dilemma mit dem Plastik.
    Neuer Lebensraum auf dem Meer: Architekt*innen entwerfen künstliche Inseln
    Inseln sind Sehnsuchtsorte, sie stehen für Freiheit und Isolation. Doch natürliche Inseln sind bedroht. Noch nie zuvor sind so viele von ihnen durch die steigenden Meeresspiegel untergegangen. Darauf reagieren Architekt*innen in unterschiedlichen Ländern und entwickeln künstliche Inseln. Ganze Städte sollen auf dem Wasser gebaut werden oder nur kleine Inseln wie die Copenhagen Islands: Sie sind flexibel im Hafen positionierbar und für jeden frei zugänglich. Bootfahrende oder Segler*innen können sich auf ihnen ausruhen, die Aussicht genießen und die Bewegung des Wassers erfahren. Das „Kulturjournal“ stellt Architekt*innen aus Amsterdam, Kopenhagen und Melbourne vor, die sogenannte Floating Islands bauen und damit neue Flächen im Meer erschließen.
    Kultursommer Special: NDR Kultur auf Kampnagel
    Vom 10. bis 15. August bespielen Künstler*innen aus Hamburg und Umgebung die Open-Air-Bühnen des Kampnagelgartens: Musik in all ihren Formen, von Indie-Pop bis Jazz, von Elektro bis Klassik. Mit dabei ist die in Hamburg lebende Sängerin Sophia Kennedy. Mit ihrem neuen Album „Monsters“ setzt sie Maßstäbe für zeitgemäße, kreative und spielerische Popmusik mit internationalem Flair. Sophia Kennedy ist am Donnerstag, 12. August, ab 20:00 Uhr auch im Videostream auf www.ndr.de und über Facebook zu erleben. Neben Sophia Kennedy treten beim Kultursommer Special unter anderem das Kaiser Quartett auf und Akademist*innen des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Das Kultursommer Special beim Internationen Sommerfestival auf Kampnagel wird präsentiert vom NDR und von der ZEIT-Stiftung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.08.2021NDR
  • Folge 2 (30 Min.)
    Tabu Wechseljahre: nicht mit uns!
    Bis heute gibt es viel Unwissenheit und Klischees über die Wechseljahre. Moderatorin Julia Westlake (49) beleuchtet Mythen der Menopause und fragt, warum dieses Thema bis heute stigmatisiert und schambehaftet ist. Eines der letzten großen Tabuthemen in den doch so aufgeklärten Zeiten, kaum eine Frau redet offen darüber. Von ihren eigenen Erfahrungen ausgehend, will Julia Westlake wissen, woher die Angst, die Verlegenheit und die Unwissenheit kommen. Ein Thema, das die Hälfte der Menschheit irgendwann betrifft, in Deutschland aktuell gut sieben Millionen Frauen. Die sogenannte Perimenopause beginnt meist schon mit Anfang 40. Julia Westlake trifft Frauen aus der Kulturszene, die für ein neues Bild der Frau in der Menopause kämpfen, wie die Journalistin Silke Burmester, Gynäkologin und Autorin Sheila de Liz, Schauspieldirektorin Anna Bergmann, Sängerin Peaches und Autorin Simone Buchholz.
    „NOW“: Jim Raketes Film über junge Klimarebellen
    Fast 49 Grad in Sizilien, brennende Wälder im Mittelmeerraum, eine Flutkatastrophe in Deutschland. Das Extremwetter zeigt, wie sehr sich das Klima schon gewandelt hat. 2030 wird die Erde um 1,5 Grad wärmer sein, schon jetzt sind Folgen der hausgemachten Erderwärmung zu spüren. Doch überall gibt es junge Menschen, die sich für ihre Zukunft engagieren. Die Klimabewegung ist ein weltweites Phänomen. Der Fotograf und Dokumentarfilmer Jim Rakete erzählt in seinem neuen Film von sechs jungen Frauen und Männern, die alles tun, um zu retten, was noch zu retten ist. Am 26. August kommt der Film „NOW“ in die Kinos.
    Katastrophenfall Liebe: der neue Roman von Heinz Strunk
    Seit „Fleisch ist mein Gemüse“ schreibt Heinz Strunk über die Irrungen und Wirrungen des menschlichen Miteinanders. Julia Westlake trifft Heinz Strunk und spricht mit ihm über sein neues Buch. Es ist ein Liebesroman, aber die Liebe ist darin alles andere als glücklich: Die Hauptfigur, ein in die Jahre gekommener gescheiterter Musiker, verliebt sich in eine junge Schauspielerin. Tatsächlich werden sie ein Paar, aber die Beziehung ist voll von Missverständnissen und Enttäuschungen. „Es ist immer so schön mit dir“ heißt der Roman über eine katastrophale Liebe (Rowohlt). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.08.2021NDR
  • Folge 3 (30 Min.)
    Afghanistan: das Drama der Frauen:
    Die Situation in Afghanistan ist so dramatisch wie unübersichtlich, das gilt besonders für die Frauen dort. Wie es für sie weitergehen wird, ist allen Beruhigungen seitens der Taliban zum Trotz völlig ungewiss. Der 1992 gegründete Afghanische Frauenverein Hamburg schaut besorgt auf die Entwicklung. Seit Jahrzehnten setzt man sich hier mit Projekten und humanitären Hilfsprogrammen für die Ausbildung, Wasserversorgung und Gleichberechtigung unterdrückter Frauen ein. Ob der spendenbasierte Verein weiterhin seine Arbeit tun kann, ist unklar, die Mitarbeiterinnen wie die Schutzbedürftigen sind akut gefährdet. Viele Beobachter rechnen damit, dass sich eine Unterdrückung wie schon während der vorherigen Herrschaft der Taliban wiederholen wird. Das „Kulturjournal“ stellt den Verein vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse vor.
    Starke Vorkämpferinnen: ein Dokumentarfilm über die ersten Frauen in der Bundespolitik:
    „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte!“ Das sagte einst Käte Strobel (1907–1996), Bundesministerin für Jugend, Familie, Gesundheit von 1966 bis 1972. Mittlerweile steht seit 16 Jahren eine Frau an der Spitze der deutschen Bundesregierung. Doch auch Angela Merkel hat nichts daran geändert, dass es Frauen im bundesdeutschen Politikbetrieb immer noch schwerer haben als Männer. Wie sie sich in der jungen Bundesrepublik gegen Widerstände, Vorurteile und Sexismus durchkämpften, das erzählt Torsten Körner in seinem Film „Die Unbeugsamen“. Darin porträtiert er die Pionierinnen der Bonner Republik wie Herta Däubler-Gmelin, Rita Süssmuth und Waltraud Schoppe. Neben Archivaufnahmen erzählen sie von ihren Erwartungen, Enttäuschungen und Erfolgen. „Die Unbeugsamen“ ist ein Zeitdokument, das auch heute noch brennend aktuell ist (Filmstart: 26. August).
    Wie umgehen miteinander? Die Debatte um Identitätspolitik:
    Identitätspolitik ist ein Reizwort für viele. Sie spalte die Gesellschaft, sei ein Gift, das sagen die einen. Sie sei notwendig, um gegen Rassismus, Diskriminierung und für Gleichberechtigung zu kämpfen, so die anderen. Schwule, Lesben, Schwarze, People of Colour, Menschen mit Migrationsgeschichte sagen, dass sie immer noch diskriminiert werden. „Meine Identität ist vielfältig. Ich bin nicht nur, wie ich gelegentlich abgekanzelt werde, ein alter weißer Mann“, sagt Wolfgang Thierse, ehemaliger Präsident des Deutschen Bundestages. „Ich würde tauschen mit Herrn Thierse, um ganz ehrlich zu sein. Dann gebe ich ihm gerne den Ziegenf … und den Kanaken und das Ölauge und was es nicht alles gibt und nehme den alten weißen Mann“, entgegnet Mohamed Amjahid, Autor und Journalist. Zwei Menschen, die über Bezeichnungen streiten. Wer darf wen wie nennen? Wie sollten Mehrheiten und Minderheiten miteinander umgehen? Das „Kulturjournal“ über eine aktuelle Debatte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.08.2021NDR
  • Folge 4 (30 Min.)
    Was Männer nie gefragt werden: Fränzi Kühnes originelles Buch zur Gleichberechtigung
    Wie bringen Sie Familie und Karriere unter einen Hut? Was ziehen Sie zur nächsten Sitzung an? Wie setzen Sie sich in den Männerrunden durch? Mit solchen Fragen wurde Fränzi Kühne als Unternehmerin und Aufsichtsrätin häufig konfrontiert. Lauter Fragen, die man ihren männlichen Kollegen in Interviews so nicht stellen würde. Während es bei den Männern meist um den Job an sich geht, werden Frauen noch viel zu oft auf ihr Äußeres oder ihre Familie angesprochen. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hat die Managerin den Spieß umgedreht: Für ihr Buch „Was Männer nie gefragt werden“ hat sie Politiker, Manager und Künstler mit typischen „Frauenfragen“ konfrontiert. Insgesamt hat sie 22 Männer interviewt, darunter Gregor Gysi, Heiko Maas, Bosse oder Helmut Thoma. Ein originelles Buch zum Thema Gleichberechtigung, das zeigt, dass noch viel zu tun ist.
    Der Dokumentarfilm „LAND“: industrielle Landwirtschaft statt Bauernromantik
    Keine glücklichen Tiere, keine bäuerliche Idylle. Der Dokumentarfilm „LAND“ zeigt ein kühles Bild der heutigen industriellen Landwirtschaft. Regisseur Timo Großpietsch, der den Film selbst gedreht hat, zeigt gewaltige Bilder, zum Beispiel von endlosen Feldern und riesigen Ställen. Der Mensch ist hier nur noch Nebenfigur: Große Traktoren und moderne Melk- oder Fütterungsanlagen haben längst die Arbeit übernommen. Denn das ist billiger. Und viele Konsumenten wollen möglichst günstige Lebensmittel. „LAND“ verzichtet aber auf einen bewertenden Kommentar, stattdessen setzt er ganz auf die eigens komponierte Musik von Vladyslav Sendecki. Der ungewöhnliche Film, der vom NDR produziert wurde, wird zurzeit in ausgewählten Kinos und Anfang September beim Filmkunstfest MV in Schwerin gezeigt. Voraussichtlich am 9. November läuft er im NDR Fernsehen.
    Geschichte einer Bauernfamilie: der Roman „Mitgift“ von Henning Ahrens
    Schriftsteller Henning Ahrens ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, in Klein Ilsede in der Nähe von Peine. Seine Familie hat den Betrieb über mehrere Generationen bewirtschaftet, immer mit dem Ziel, ihn zu erhalten oder möglichst noch zu vergrößern. In seinem Roman „Mitgift“ erzählt Henning Ahrens nun die Geschichte einer solchen Bauernfamilie. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen Vater und Sohn zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs und in der jungen Bundesrepublik. Der Vater ist ein überzeugter Nazi, ein „Sonderführer“ der Wehrmacht, und gerät in Kriegsgefangenschaft.
    Der Sohn kümmert sich mit der Mutter um den Hof. Nach der Rückkehr geraten die beiden sehr unterschiedlichen Männer immer mehr aneinander, bis es zu einer Tragödie kommt. „Mitgift“ ist das „NDR Buch des Monats“ und steht auch auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Ein etwas anderer Heimat- und Generationenroman, der bewegend vom Leben der Bauern erzählt und auch von der Macht, die Familienstrukturen haben können. Das „Kulturjournal“ trifft Henning Ahrens zum Interview auf dem früheren Hof seiner Familie.
    „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“: Detlev Buck verfilmt Thomas Mann
    Mehr Schein als Sein, Schwindel, geschickte Selbstvermarktung; die Schelmengeschichte des Hochstaplers Felix Krull ist immer noch aktuell, fast 100 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Fassung des Romans von Thomas Mann. Dieselben Mechanismen funktionieren auch heute in den sozialen Medien oder in der Politik. Jetzt haben Regisseur Detlev Buck und Drehbuchautor Daniel Kehlmann mit einer Starbesetzung die alte Geschichte neu erzählt. Jannis Niewöhner spielt Felix Krull, Liv Lisa Fries seine Geliebte Zaza, David Kross verkörpert Marquis Louis De Venosta, mit dem Krull die Identität tauscht. Und auch, wenn sie in Schachtelsätzen sprechen und in historischen Kostümen herumlaufen, so holen sie die Geschichte mit ihrem intensiven Spiel doch ins Heute. Kinostart ist der 2. September.
    Rückblick und Neuanfang: 75 Jahre NDR Chor (heute: NDR Vokalensemble)
    Der NDR Chor wurde am 1. Mai 1946 gegründet, um klassischer Kultur eine neue Stimme im zerstörten Deutschland zu geben. 55 Mitglieder sangen in allen Stilrichtungen und machten Radioaufnahmen. Der kulturelle Hunger war groß, auch im damals neu aufkommenden Fernsehen. Ein Chor, der immer mit der Zeit ging, eine Daueraufgabe! Jetzt heißt der Chor NDR Vokalensemble und singt mit reduzierter Stärke mit 21 Stellen, aber immer noch auf höchstem Niveau. Der Anspruch: im Geist von 75 Jahren begeistern, mit neuen Impulsen. Zum Jubiläum gibt es ein Konzert am 8. September in der Elbphilharmonie. Das NDR Vokalensemble und sein Leiter Klaas Stok zeigen dabei die ganze Bandbreite: von großen alten Meistern wie Bach und Monteverdi bis zu zeitgenössischen Werken von Whitacre und Schnebel. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.08.2021NDR
  • Folge 5 (30 Min.)
    Wie antisemitisch ist Deutschland? Hass gegen Juden heute
    Wie antisemitisch ist Deutschland? Und wie lässt sich Antisemitismus eindämmen? Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 stimmen rund 35 Prozent der Befragten ganz oder teilweise der Aussage zu, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland immer noch zu viel Einfluss hätten. Wie leben jüdische Menschen angesichts solcher Zahlen in diesem Land? Das „Kulturjournal“ spricht darüber mit dem Musiker Ben Salomo, der sich aus Protest gegen Antisemitismus in der Rapszene aus dieser zurückgezogen hat. Er sagt: „Als Jude hier in Deutschland kann man nicht wirklich frei leben.“ Samuel Salzborn, Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, berichtet, wie es gerade um den Antisemitismus in Deutschland bestellt ist, ebenso der Rabbi Walter Rothschild. Und Anastassia Pletoukhina zeigt, wie jüdisches Leben in diesem Land aussieht. Sie hat den Anschlag 2019 auf die jüdische Gemeinde in Halle überlebt und versteckt sich und vor allem ihren Glauben trotzdem nicht. Im Gegenteil.
    Skrupelloser Raubmord: die „Heimeinkaufsverträge“ der Nationalsozialisten
    Die Nationalsozialisten versprachen eine Heimunterbringung auf Lebenszeit, frische Wäsche und Krankenverpflegung. Das gegen Zahlung des gesamten Vermögens, egal ob groß oder klein. Tatsächlich ging es für fast 45.000 deutsche Juden ins KZ Theresienstadt, das die Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende Ruth Klüger (1931 – 2020) als den „Stall vor dem Schlachthof“ bezeichnet hat: ein Durchgangsgetto auf dem Weg ins Vernichtungslager. Das ganze Ausmaß dieses Betruges kommt erst jetzt ans Licht: Der ehemalige Religionslehrer Christian Lehmann führt derzeit die sogenannten „Heimeinkaufsverträge“ zusammen, die meisten liegen bis heute unbeachtet in diversen Archiven. Das „Kulturjournal“ mit einem Beitrag über den skrupellosen Raubmord der Nationalsozialisten.
    Schönheit und Schrecken: eine Ausstellung über das Erdölzeitalter in Wolfsburg
    Dem sogenannten „schwarzen Gold“ ist Fortschritt und Mobilität zu verdanken. Flugzeuge und Autobahnen, aber auch Nylonstrümpfe oder Vinyl wären ohne Erdöl wohl nicht entwickelt worden. Doch inzwischen weiß man auch, wie teuer all das Mensch und Umwelt zu stehen kommt. Das „Ölzeitalter“ nähert sich dem Ende, der Plastikmüll bleibt, der Klimawandel verändert die Erde. Eine Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg beschäftigt sich nun mit „Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters“ und liefert einen ungewöhnlichen Blick auf rund 100 Jahre Erdölgeschichte. Kunst trifft dabei auf Technik, Politik und Alltagsleben. Das „Kulturjournal“ war beim Aufbau der Ausstellung mit dabei. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.09.2021NDRDeutsche Online-PremiereSo 05.09.2021ARD Mediathek
  • Folge 6 (30 Min.)
    Zocken ohne Ende. Wann ist es Computerspielsucht?
    Zum Weltkindertag am 20. September wirft das „Kulturjournal“ einen Blick auf den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen, der im ersten Lockdown noch deutlich zugenommen hat. Gaming, Soziale Medien, Internet. Nach einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) nutzen 700.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland Computerspiele riskant oder pathologisch. Daddeln, bis der Arzt kommt.
    Einer, der die Kontrolle übers Spielen komplett verloren hat, ist der 18-jährige Lucas. Er schmiss die Schule und traf sich nicht mehr mit Freunden, um Tag und Nacht zu zocken. Seit einigen Wochen erholt er sich auf der Jugend-Suchtstation im UKE. Drei Monate lang bleiben Jugendliche wie Lucas in der Regel hier. Die Patient*innen finden durch Therapien, Sport und das Erlernen von Instrumenten langsam zurück ins Leben. Am Anfang steht, wie bei allen Suchterkrankungen, ein kalter Entzug, danach werden sie langsam an einen normalen Umgang mit Medien gewöhnt.
    Aber was ist es, was Jugendliche so am Computerspiel fasziniert? Das Gehirn ist bei jungen Menschen noch im Wachstum und dadurch besonders anfällig für Verführungen. Da die Impulskontrolle noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind Pubertierende Versuchungen wie etwa Computerspielen fast hilflos ausgeliefert.
    In der Corona-Pandemie ist der Medienkonsum noch deutlich gestiegen. Während des ersten Lockdowns stieg die Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren von pro Tag durchschnittlich fünf bis sechs Stunden werktags nochmal um 75 Prozent, das Homeschooling nicht mitgerechnet. Was tun? Eltern sind verunsichert, streiten Tag für Tag mit ihren Kindern um die Mediennutzung. Expert*innen sind sich uneinig. Was ist zu viel, was schädlich?
    Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer etwa sagt, dass Medienkonsum Kindern Schaden zufüge. Kommunikationsforscher Prof. Dr. Christoph Klimmt dagegen verteufelt Gaming nicht, sondern sieht sogar noch Vorteile für Kinder darin, weil sie beim Computer spielen mit Spaß kognitive Fähigkeiten verbessern würden. Erste Kitas setzen auf Medienkonsum so früh wie möglich, um die Kinder auf die digitale Welt vorzubereiten, und machen mit den Kleinen ein „Tablet-Diplom“.
    Computerspiele und soziale Medien, ein Milliardengeschäft, das mit Suchtfaktoren spielt. Prof. Dr. med. Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Suchtbereichs am UKE, klagt, dass die Spiele-Industrie sich aus der Verantwortung ziehe. Felix Falk vom Verband der deutschen Games-Branche sieht aber auch den Staat und die Eltern in der Pflicht. Doch 50 Prozent der Eltern machen ihren Kindern gar keine zeitlichen Einschränkungen bei der Computernutzung, 33 Prozent beaufsichtigen die Inhalte nicht.
    Beispiellose Mordserie: ein Buch über den Krankenpfleger Niels Högel
    Die bundesweite Kriminalgeschichte kennt keine andere Mordserie, der so viele Menschen zum Opfer gefallen sind: Der Krankenpfleger Niels Högel wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Richter formulierte es so: „Das ist hier anders als in den USA, wo die Strafen addiert werden. Würden wir für jeden Fall die lebenslange Freiheitsstrafe mit der Mindestdauer von 15 Jahren berechnen, 85 mal 15, Herr Högel, das wären 1275 Jahre!“.
    Jahrelang konnte er ungehindert Patient*innen Medikamente in tödlicher Dosis spritzen. Erst im Klinikum Oldenburg, dann in Delmenhorst. Alarmsignale wurden von Kolleg*innen und Vorgesetzten ignoriert. Sie erlaubten es auch, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen jahrelang schleifen ließ. Das Buch „Der Todespfleger. Warum konnte Niels Högel zum größten Mörder der deutschen Nachkriegsgeschichte werden“ (Goldmann) der Journalisten Karsten Krogmann und Marco Seng erzählt detailliert die Geschichte des Falls. Das „Kulturjournal“ hat die beiden Autoren in Oldenburg getroffen.
    Porträt eines Dorfes: Angelika Klüssendorfs „Vierunddreißigster September“, das „NDR Buch des Monats“
    Es beginnt mit einem Mord: Eine Frau bringt ihren todkranken Ehemann um, nach vielen gemeinsamen Jahren. Doch während sie spurlos verschwindet, bleibt er als Toter im Dorf zurück, beobachtet die Lebenden und fängt an zu erzählen. Schriftstellerin Angelika Klüssendorf hat einen ungewöhnlichen Dorfroman geschrieben aus der Perspektive der Toten. Ein Buch voller Lebensgeschichten, die beschäftigen und hängen bleiben. Und dann taucht auch noch Star-Regisseur Steven Spielberg auf. „Vierunddreißigster September“ ist das „NDR Buch des Monats“. Das „Kulturjournal“ trifft die Schriftstellerin in ihrem Wohnort, einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.09.2021NDRDeutsche Online-PremiereSa 18.09.2021ARD Mediathek
  • Folge 7 (30 Min.)
    Zauberwort Nachhaltigkeit: nur eine leere Floskel?
    Die Menschen trennen Müll und fahren mit Biokraftstoff, Elektro-Autos und -Mopeds surren durch die Straßen. Plastiktüten und -strohhalme dürfen nicht mehr hergestellt werden. Nachhaltigkeit ist das Zauberwort des modernen Lebens auf dem holprigen Weg durch die Klimakrise, quer durch alle Parteien. Doch die schöne Nachhaltigkeit ist eine Gummivokabel, die heute alles und nichts bedeuten kann. Das behauptet der Heidelberger Geografie-Professor und Naturschützer Klaus-Dieter Hupke in seinem jüngsten Buch „Warum Nachhaltigkeit nicht nachhaltig ist“ (Springer). Nachhaltigkeit: nur eine leere Floskel? Das „Kulturjournal“ hat mit ihm und dem Soziologen Harald Welzer über diese sehr strapazierte Vokabel gesprochen.
    Das Prinzip „Mitgefühl“: ein Film über Menschlichkeit in der Pflege
    Im dänischen Pflegeheim Dagmarsminde leben elf Menschen mit Demenz und Alzheimererkrankungen. Das Prinzip, nach dem hier behandelt wird, klingt einfach, aber es ist sehr effektiv. Es besteht darin, den Patient*innen Berührungen, Aufmerksamkeit und Verständnis für ihre Situation zu schenken. Die Pfleger*innen nehmen sich viel Zeit für jeden Einzelnen, ermutigen und umarmen die Bewohner*innen, lassen auch Traurigkeit und Wut zu. So gelingt es ihnen, die große Menge an Schmerz- und Beruhigungsmitteln zu reduzieren, die in vielen konventionellen Einrichtungen zum Alltag gehören. Die Idee stammt von May Bjerre Eiby, die lange als Pflegerin in einer großen dänischen Einrichtung gearbeitet hat und die Situation und die Hilflosigkeit dort nicht länger ertragen wollte.
    Nachdem ihr eigener Vater an Demenz erkrankt ist, beschließt sie, eine Art Gegenentwurf zum klassischen Heim zu entwickeln. Keine elitäre Privatklinik, sondern ein kleines Pflegeheim, das man sich von seiner normalen Rente leisten kann und ein Zuhause, in dem sie selbst gern alt werden würde. Sie spart ihr Geld, nimmt Kredite auf und gründet das Pflegeheim Dagmarsminde. Die deutsch-dänische Dokumentarfilmerin Louise Detlefsen hat den Alltag dort über anderthalb Jahre lang begleitet. Entstanden ist ein berührendes Plädoyer für Veränderungen im Kleinen, die Großes bewirken können. Der Film „Mitgefühl“ kommt am 23. September in die Kinos.
    Nostalgie dank künstlicher Intelligenz: wenn Familienfotos zum Leben erweckt werden
    Das alte Hochzeitsfoto der Urgroßeltern, die man persönlich nie getroffen hat. Was wäre, wenn die Urgroßmutter auf dem Bild einen auf einmal direkt angucken und einen anlächeln würde? Genau das macht die Software Deep Nostalgia möglich. Sie haucht Fotos Leben ein. Das Programm greift dabei auf gesammelte Videoaufnahmen von Gesichtern zurück und entscheidet automatisch, was sich am besten für ein bestimmtes Standbild eignen würde. Diese Aufnahme legt es dann wie einen Filter über das Bild. Und das können zum Beispiel auch Gemälde sein. Wie sähe es aus, wenn die Mona Lisa einem zulächelt? Das „Kulturjournal“ hat es ausprobiert.
    Abgewertet und verdrängt? Frauen in der Literatur
    Die Befunde sind deutlich. Leider. Im literarischen Kanon kommen Autorinnen kaum vor, in der Literaturkritik wird den Männern mehr Platz eingeräumt, und sogar in Lehrplänen stehen weniger oder gar keine Werke. Eine Ungerechtigkeit, so die Hamburger Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert: Schriftstellerinnen werden immer noch benachteiligt, ihre Werke als banal, kitschig oder trivial abgewertet. In ihrem Band „Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ prangert sie diesen Missstand an und fordert endlich die längst überfällige Gleichberechtigung. Ihr lesenswertes Buch ist auch eine Einladung und Aufforderung, die Literatur in ihrer ganzen Bandbreite zu entdecken.
    Draußen malen, mit den Händen! Die Kunst des Landschaftsmalers Christopher Lehmpfuhl
    Im Atelier bekam er von den Terpentindämpfen Kopfschmerzen. So zog es ihn nach draußen an die frische Luft. Christopher Lehmpfuhl, Jahrgang 1972, malt im Sturm auf Helgoland, Sylt, Fehmarn. Die Nordseeinseln, die Strände von Nord- und Ostsee haben es ihm angetan wegen der wechselnden Lichtstimmungen. Aber auch auf Island hat Christopher Lehmpfuhl schon gemalt. Mit Leinwand und Farbeimern bepackt, klettert er auf Vulkane oder an die Kante großer Wasserfälle. Die unberührte, wilde Natur Islands reizt ihn besonders. Seine Werke entstehen unter freiem Himmel, en plein air.
    Als Landschaftsmaler steht er in der Tradition der Impressionisten. Und doch haben seine Bilder eine ganz eigene Handschrift, denn Lehmpfuhl benutzt keine Pinsel und trägt die Ölfarbe dick auf: mit den Händen. Auf Schloss Gottorf in Schleswig ist noch bis Ende 2022 eine große Ausstellung zu sehen: „Farbrausch – Christopher Lehmpfuhl“. 160 Werke, darunter auch ein Panorama, das den Berliner Schlossplatz zeigt. Lehmpfuhl hat die Bauarbeiten vom Abriss des Palastes der Republik bis zum Bau des Humboldt Forums in einem großen Bilderzyklus dokumentiert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.09.2021NDR
  • Folge 8 (30 Min.)
    Wie fühlen sich Depressionen an? Drei betroffene Prominente berichten
    Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet im Laufe seines Lebens einmal an einer Depression. Allein in Deutschland über fünf Millionen Menschen. Doch in der Gesellschaft fehlt es noch immer an Verständnis und Akzeptanz. Viele sehen die Depression nicht als ernst zu nehmende Krankheit an, sondern glauben, es gehe dabei nur um eine traurige Phase. Oder sie denken, sie betreffe nur Menschen, die schwach und nicht leistungsstark sind.
    Im Filmbeitrag „Wie fühlen sich Depressionen an?“ sprechen drei Betroffene über ihre Krankengeschichte: die Moderatorinnen Milka Loff Fernandes und Nova Meierhenrich sowie Poetry-Slammer Tobi Katze. Sie berichten, wie sie die Krankheit erlebt haben, was ihnen geholfen hat, und sie fordern ein Umdenken in der Gesellschaft.
    „Trans – I Got Life“: Dokumentarfilm über das Leben von Transmenschen
    Was bedeutet es, trans zu sein? Sich nicht mit dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht zu identifizieren? Was passiert, wenn sich Menschen auf den Weg machen, ihr Lebensgefühl und ihren Körper zu ändern? Die beiden Regisseurinnen Doris Metz und Imogen Kimmel haben sieben Transgender-Personen und einen renommierten Münchner Chirurgen begleitet. Ihr Film „Trans – I Got Life“ erzählt einfühlsam von der Reise zur selbstbestimmten Geschlechtsidentität. „Was wir lernten, war Demut. Was wir mit dem Film wollen: das Menschsein in seiner Vielfalt feiern“, sagen sie. Der Film läuft zurzeit im Kino, unter anderem in Kiel, Hamburg und Hannover.
    Alltagsleben im Museum: das Jahr100Haus in Molfsee
    Ob altes Bauernhaus oder historische Windmühle: Im Freilichtmuseum Molfsee kann man zahlreiche Originalgebäude besichtigen, vom 16. bis ins 20. Jahrhundert. In diesem Jahr ist ein völlig neues Ausstellungs- und Eingangsgebäude dazu gekommen, das Jahr100Haus. Innen erzählt es vom Alltagsleben in Schleswig-Holstein in den vergangenen 100 Jahren: Ganz besondere und ganz gewöhnliche Exponate, vom historischen Fahrrad bis zur Coronamaske, sind nicht chronologisch, sondern thematisch gruppiert und bieten so interessante Zusammenhänge. Im Rahmen der Aktion „Wünsch Dir Deinen NDR“ besuchte „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake gemeinsam mit „Kulturjournal“-Zuschauer*Innen das Museum und bekam eine exklusive Führung von Direktor Wolfgang Rüther. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.10.2021NDR
  • Folge 9 (30 Min.)
    Vielfalt oder Langeweile?
    Norddeutschland und seine Neubauten Klar ist, dass neue Wohnungen gebraucht werden. Doch wie derzeit gebaut wird, ist diskussionswürdig: Seit ungefähr fünf Jahren entstehen in den meisten Neubaugebieten immer nur Wohnwürfel, funktional, glatt, steril und im Norden gerne mit Fake-Backsteinfassade. Von Formenvielfalt keine Spur, Lebendigkeit sieht oft anders aus. Wobei das Aussehen der Neubauten nur das eine ist: je mehr Durchmischung in der Nutzung, umso attraktiver ist ein Quartier. Und Abwechslung belebt, gerade im Bereich des Erdgeschosses wie etwa Durchblicke in Innenhöfe, Schaufenster und Vorgärten. Das „Kulturjournal“ begibt sich auf einen Rundgang durch Neubausiedlungen in Hannover und Hamburg.
    Faszinierende Einblicke: ein Dokumentarfilm über Bienen
    Wie verläuft das Leben von Bienen? Und was unterscheidet die Winter- von der Sommerbiene? Ein neuer Dokumentarfilm erzählt im Verlauf eines Jahres vom Dasein dieser Insekten und liefert faszinierende Einblicke: das Schlüpfen der Larven, der erste Flug außerhalb des Stocks und auch die Teilung des Volkes, wenn eine neue Königin geboren wird. Der Film zeigt, dass Bienen individueller sind als lange angenommen und erzählt aus der Ich-Perspektive einer Winter- und einer Sommerbiene, gesprochen von Anna und Nellie Thalbach. Mit seinem Film will Regisseur Dennis Wells auch auf die Bedeutung der Bienen aufmerksam machen, die für den Menschen lebenswichtig sind. „Tagebuch einer Biene“ läuft jetzt im Kino.
    Für mehr Frauen an der Spitze: Carolin Kebekus’ kämpferisches Buch
    Es klingt eigentlich leicht: Wer begabt und klug ist, hat alle Chancen, nach oben zu kommen. Doch für Frauen gilt das nur bedingt. Warum das so ist, analysiert die bekannte Komikerin, Sängerin und Schauspielerin Carolin Kebekus in ihrem neuen Buch „Es kann nur eine geben“ (KiWi-Paperback). Sie will den Finger in die Wunde legen, sagt sie, und durchaus aufrütteln. Kebekus räumt in ihrem Buch auch mit weiblichen Klischees auf und kritisiert den Konkurrenzdruck unter Frauen. Und sie wäre nicht eine großartige Comedienne, wenn das Buch nicht auch wirklich unterhaltsam und voller Ironie wäre.
    Jahrhundertschriftsteller aus Lübeck: Roman über Thomas Mann
    „Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“, „Doktor Faustus“: Die Romane von Thomas Mann gehören zu den wichtigsten des 20. Jahrhunderts. Nun wird der Nobelpreisträger aus Lübeck selbst zur literarischen Figur. In „Der Zauberer“ erzählt der irische Schriftsteller Colm Tóibín von Leben und Werk Thomas Manns. Der ist bei ihm ein Mensch mit Widersprüchen: genial und selbstbewusst in der Literatur, im Leben aber zaghaft und unsicher. Seine homosexuellen Neigungen unterdrückt er. In der Politik zögert er lange, sich offen gegen die Nationalsozialisten zu stellen. „Der Zauberer“ ist das „NDR Buch des Monats“ im Oktober, ein lesenswerter Roman und eine wunderbare Ergänzung zu den Biografien über Thomas Mann. Das „Kulturjournal“ spricht im Buddenbrookhaus in Lübeck per Video mit Colm Tóibín über den Jahrhundertschriftsteller.
    „Früher war gestern!“ Das neue Album der Hamburger Band Trümmer
    Sie sind wieder am Start: die vier Musiker von Trümmer. Gerade ist ihr drittes Album „Früher war gestern!“ mit elf Live-Titeln erschienen. Bereits im Sommer haben sie die Single „Wann wenn nicht“ vorgestellt und den Ton vorgegeben. Resignation angesichts von Corona, Klimawandel und Krisenmodus? Fehlanzeige! „Es ist ja kein Naturgesetz, dass alles irgendwie den Abgrund runtergeht“, sagt Sänger und Gitarrist Paul Pötsch. „Wir sind ja diejenigen, die darüber entscheiden, wie das Leben ist.“ Im Herbst ist Trümmer auf Tour und spielt u.a. am 27. November in Hamburg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.10.2021NDR
  • Folge 10 (30 Min.)
    Tote Kaufhäuser: was tun mit den leeren Kästen?
    In ganz Deutschland stehen Kaufhäuser leer. Tote Konsumtempel, Tausende Quadratmeter ungenutzter Flächen. Jahrzehntelang beherrschten die Kaufhäuser die deutschen Innenstädte. Nach jahrelangem Niedergang gab Corona vielen den Rest, für jede Stadt ein Problem. Was soll aus den toten Kästen werden? Es gibt drei Möglichkeiten: stehen lassen und auf neue Mieter*innen hoffen. Abreißen und Neubauen. Oder die alte Substanz nutzen, umbauen und ganz neue Nutzungsmöglichkeiten erschaffen. Das „Kulturjournal“ zeigt einige Beispiele: Im niedersächsischen Delmenhorst entschied sich die Stadt für den Abriss, um Platz zu machen für Wohnungen und neues Leben in der Fußgängerzone.
    Doch dafür braucht es Investoren. Manche Architekten empfinden einen Abriss als keine gute Idee: riesige Ressourcen an Baustoffen werden vernichtet und CO2 ist beim Thema Bauen ein Riesenproblem. Nachhaltiger wäre es, bestehende Gebäude anders zu nutzen. So wie in Rendsburg. Dort hat der Architekt Werner Schaffer ein leer stehendes Kaufhaus zum Pflegeheim umgebaut.
    Dabei hatte er mit allerhand Problemen zu kämpfen, mit stützenden Säulen mitten im Raum oder fensterlosen Fassaden. Doch mit Improvisation, Ideen und neuen Lichthöfen ist der umgebaute Kasten nun wieder ein lebendiger Ort, in dem Pflegeheimbewohner*innen ein neues Zuhause haben. In Oldenburg wurde ein ehemaliger Konsumtempel zum lebendigen Zentrum CORE umgestaltet mit Räumen für Co-working, neues Arbeiten, Eventflächen und Streetfood-Gastronomie. Neues Leben für alte Kästen.
    Nolde und der Norden: was verrät das Frühwerk über den umstrittenen Maler?
    Bewundert und umstritten: der Maler Emil Nolde. Er ist einer der wichtigsten europäischen Künstler des Expressionismus, doch ein widersprüchlicher Charakter: im Dritten Reich ein „entarteter Künstler“, mit Berufsverbot belegt und gleichzeitig ein glühender Verehrer der Nazis und Antisemit. Die Ausstellung „Nolde und der Norden“ im Hamburger Bucerius Kunst Forum zeigt jetzt sein Frühwerk. Wie wurde aus Emil Hansen der Maler Emil Nolde? Wie prägten ihn die „nordischen Jahre“ 1900 bis 1902, die er in Skandinavien verbrachte? Welchen Einfluss hatte die dänische Malerei oder die Sagenwelt des Nordens auf seine Bilder? Lässt sich der widersprüchliche Künstler besser verstehen? Die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum läuft bis zum 23. Januar 2022. Parallel präsentiert die Hamburger Kunsthalle Ergebnisse eines Forschungsprojektes über Noldes Maltechnik: „Meistens grundiere ich mit Kreide“ (noch bis 18. April 2022).
    Marokkanische Familiensaga: Leïla Slimanis Roman „Das Land der Anderen“
    Sie ist eine der berühmtesten Intellektuellen und ein Star der Literatur in Frankreich: Leïla Slimani, Schriftstellerin mit marokkanischen Wurzeln. Ihr neuestes Buch „Das Land der Anderen“ ist ein historischer Roman und der erste Teil einer Trilogie. Slimani erzählt darin vom Fremdsein, vom Kolonialismus und von der Liebe: die lebenshungrige Elsässerin Mathilde verliebt sich in den gut aussehenden marokkanischen Offizier Amine und zieht mit ihm in dessen Heimat. Slimani beschreibt, was diese Liebe aushalten muss, inspiriert von der Geschichte ihrer eigenen Großmutter. Ein Familienepos vor dem Hintergrund der marokkanischen Unabhängigkeitskämpfe, wo Mathilde an die Grenzen von Toleranz und Tradition stößt. Der Roman „Das Land der Anderen“ war in Frankreich ein Riesenerfolg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.10.2021NDRDeutsche Online-PremiereSa 16.10.2021ARD Mediathek
  • Folge 11 (30 Min.)
    Heimweh, Strafen, Zwangsessen: Dokumentation über die Kinderverschickung
    Die Kinder und Jugendlichen waren entweder zu dünn, zu dick oder sie kränkelten: Auf Anraten von Haus- und Schulärzten wurden ab den 1950er-Jahren Millionen von ihnen für mehrere Wochen in Kinderheime geschickt. Doch statt Betreuung, Fürsorge und Erholung erlebten viele von ihnen Misshandlungen und Schikanen. Mittlerweile zeugen gut 2000 Berichte von den erlebten Erniedrigungen: Essenszwang, Schläge, nächtliches Toilettenverbot, Zurschaustellung von Bettnässern und Briefzensur. Selbst heute, nach Jahrzehnten, leiden viele der sogenannten Verschickungskinder noch unter den Folgen. NDR Autor Thilo Eckoldt war selbst zweimal in einem Erholungsheim. In seiner Dokumentation begibt er sich auf eine persönliche Spurensuche und trifft andere ehemalige Verschickungskinder. Das „Kulturjournal“ spricht mit Thilo Eckoldt und stellt seinen Film vor. „Was ist damals passiert? Meine Kinderverschickung“ läuft am 27. Oktober um 21:00 Uhr im NDR Fernsehen in der Reihe „Unsere Geschichte“.
    Von wegen behindert: Inklusion in der Kultur
    Rund 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen leben in Deutschland (Stand: Ende 2019), doch in der Kulturszene sind sie zu selten vertreten. Auch wenn das Bewusstsein für Inklusion insgesamt zugenommen hat, mangelt es noch immer an der beruflichen Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen. Und ihre künstlerische Arbeit wird manchmal als zweitrangig angesehen, auch wenn sie erstklassig ist. Dabei kann eine Behinderung jeden treffen: Nur drei Prozent der Fälle in Deutschland sind angeboren oder im ersten Lebensjahr aufgetreten, die allermeisten werden durch Krankheit verursacht. Das „Kulturjournal“ stellt ganz unterschiedliche Menschen aus der Kulturszene vor: Die Malerin Nora arbeitet im Hamburger Atelier Freistil, einem Ort für professionelle Künstler*innen mit Handicap.
    Der Comedian und Schauspieler Tan Caglar, geboren in Hildesheim, sitzt im Rollstuhl und macht sein Handicap auf der Bühne zum Thema. Hornist Felix Klieser aus Göttingen gehört zu den besten und erfolgreichsten Hornisten weltweit. Er wurde ohne Arme geboren und bedient die Ventile seines Instruments mit den Füßen. Friederike Jaglitz und Michael Schumacher spielen im Ensemble Meine Damen und Herren, einer Gruppe von professionellen Schauspieler*innen mit sogenannter geistiger Behinderung. Sie zeigen: In Kunst und Kultur muss ein Handicap keine Rolle spielen.
    Von Pest bis Corona: Ausstellung in Hildesheim über Seuchen
    Sie ist die weltweit größte Sonderausstellung zu einem Thema, dass die Gesellschaft die letzten Monate massiv beschäftigt hat: „Seuchen. Fluch der Vergangenheit, Bedrohung der Zukunft“. Die Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim nimmt die Besucher*innen mit auf eine Reise vom alten Ägypten bis in die Gegenwart. Pest, Tuberkulose, Aids und jetzt Corona, derartige und andere Infektionskrankheiten haben mehr Menschenleben gekostet als Kriege und Naturkatastrophen. In der Ausstellung können nicht nur fast 850 Exponate angesehen, sondern in Teilen auch erlebt werden: So lässt sich im nachgebauten ersten Anatomischen Theater von Padua virtuell eine Leiche sezieren, es wurde ein Labor aus dem Jahr 1900 nachgebaut und ein begehbares HI-Virus, das in der Realität die Krankheit Aids auslöst, wird gezeigt. Das „Kulturjournal“ hat die Ausstellung besucht und sich auf die Spuren der Seuchen begeben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.10.2021NDRDeutsche Online-PremiereSa 23.10.2021ARD Mediathek
  • Folge 12 (30 Min.)
    Modell-Dorf für die Zukunft: der Dokumentarfilm „Wir alle. Das Dorf“ aus dem Wendland
    Mitten im Wendland, einem der strukturschwächsten Gebiete Deutschlands, gründen Menschen ein Dorf. Ein Modelldorf für die Zukunft Europas soll es werden für 100 alte Menschsen, 100 Geflüchtete und 100 junge Menschen. Dieses Sozialexperiment ist schon jetzt ein gesellschaftlicher Mikrokosmos. Wie unter einem Brennglas werden intensiv Themen diskutiert und Lösungen für Probleme gesucht, die alle betreffen: die Integration geflüchteter Menschen, eine alternde Gesellschaft, soziale Isolation, die Schwierigkeiten von Behinderten, alten oder alleinerziehenden Menschen und die Perspektivlosigkeit junger Menschen in der Provinz. Ein Mammutprojekt, ein bürokratischer Hindernisparcours, ein idealisiertes Utopia, getragen und ersponnen von ganz besonderen Dorfbewohner*innen. Der Dokumentarfilm „Wir alle. Das Dorf“ von Antonia Traulsen und Claire Roggan läuft am 2. November im NDR Fernsehen.
    Innenleben einer Kindheit: Schauspieler Edgar Selge stellt sein erstes Buch vor
    Er ist einer der populärsten deutschen Schauspieler: Edgar Selge, bekannt aus Filmen wie „Der Fall Barschel“, „Unterwerfung“ oder „Ökozid“. Jetzt hat er sein erstes Buch geschrieben. „Hast du uns endlich gefunden“ ist keine Autobiografie, erzählt aber viel über Edgar Selge selbst, von seiner Kindheit als Sohn eines übergriffigen Gefängnisdirektors, von seiner Flucht in die Welt der Fantasie, von Musik und dem Drang nach Freiheit. Es ist ein sehr persönliches Buch, das über die Familiengeschichte hinaus auch Einblick gibt in die Zerrissenheit der deutschen Gesellschaft Anfang der 1960er-Jahre. Beschrieben aus der Perspektive eines Jungen, dessen Überlebenskraft stärker ist als die Not des Alltäglichen.
    Gregor Sailers Fotos aus der Arktis: „The Polar Silk Road“
    Der österreichische Fotograf Gregor Sailer hat über vier Jahre lang in der Arktis mit seiner analogen Kamera dokumentiert, welche Folgen die wirtschaftliche Ausnutzung und die territorialen Ansprüche der Anrainerstaaten auf die Region haben, die sich durch den Klimawandel dramatisch verändert. Die Permafrostböden haben bereits zu tauen begonnen. Und im Jahr 2050 könnte die Arktis in den wärmsten Monaten sogar eisfrei sein. Der Temperaturanstieg alarmiert nicht nur Umweltschützende, er weckt auch Begehrlichkeiten. Denn die Eisschmelze eröffnet neue Schifffahrtsrouten und erleichtert den Zugang zu den vermuteten riesigen Rohstofflagern.
    Die USA, Dänemark, Norwegen, Kanada und Russland melden Ansprüche an. Auch China will Zugriff auf die Bodenschätze. Unter dem Namen Polar Silk Road investiert die Volksrepublik China Milliarden in polare Handelswege. „Jeder will einen Teil des Kuchens haben“, sagt Gregor Sailer. Im LUMEN, einem Museum in den Südtiroler Dolomiten, das der Bergfotografie gewidmet ist, sind seine Bilder bis zum 24. April 2022 zu sehen.
    „Ende offen – Das Buch der gescheiterten Kunstwerke“ von Thomas von Steinaecker
    Weshalb gibt es von Kubricks Filmvorhaben zu Napoleon nur ein Drehbuch? Und wieso wurde Gaudís Raketen-Wolkenkratzer nie gebaut? Die Liste der gescheiterten Kunstwerke der Kulturgeschichte ist lang und spektakulär. Und die Gründe für das Scheitern sind so unterschiedlich wie die einzelnen Projekte. Thomas von Steinaecker erzählt in seinem Buch die außergewöhnlichen Geschichten hinter dem Scheitern und zeigt, wie einflussreich Ideen sein können, die nur in der Fantasie existieren. „Ende offen – Das Buch der gescheiterten Kunstwerke“ von Thomas von Steinaecker ist gerade im S. Fischer-Verlag erschienen.
    Was ist eigentlich Landschaft? Eine Ausstellung in Kiel sucht nach Antworten
    Landschaften prägen Menschen, und der Mensch greift immer mehr in Landschaften ein. Er betreibt Raubbau an der Natur, kultiviert Land, immer mehr Menschen leben in Städten. Doch es zieht viele (nicht erst seit Corona) wieder zurück in die Natur. Diesem Paradox spürt jetzt eine sehenswerte Sammelausstellung mit aktuellen Videoarbeiten in der Stadtgalerie Kiel nach: „Landscape and Urban Living“ (bis 28. November). Und so spannt sich der Bogen der Schau von gänzlich unberührter Natur, in die der Mensch mit seiner Zivilisation einbricht, über Räume, die für menschliches Leben nicht geschaffen sind, hin zu Stadtlandschaften. Ungewöhnliche Ansichten auf unterschiedliche Lebensräume, das „Kulturjournal“ erkundet sie und spricht mit zwei Künstler*innen vor Ort. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.11.2021NDR
  • Folge 13 (30 Min.)
    Alterslose Avatare: Wie ABBA sich unsterblich macht
    Es ist ein Comeback, das ausgeschlossen schien: ABBA ist zurück. Mit großem Tamtam. Gerade ist „Voyage“ erschienen, ein neues Album nach 40 Jahren! Die Songs klingen wie früher. Doch die erfolgreichste Popband der Welt kommt nochmal mit etwas ganz Neuem um die Ecke: Ab Mai nächsten Jahres stehen sie auch wieder auf der Bühne, virtuell. Die über 70-jährigen Superstars schicken ihre Avatare, dreidimensionale Hologramme, digital verjüngt, mit dem Aussehen von 1979, als sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren. Das „Kulturjournal“ hat die Pop-Legenden Benny Andersson und Björn Ulvaeus getroffen. Wie fühlt es sich an, für die Ewigkeit konserviert zu werden, als synthetische Wesen, die sie selber überleben werden? Und wollten die alten Herren mit diesem technologischen Coup nochmal ordentlich die Musikwelt aufmischen?
    Wachsende Mittelzentren, Zuzug auf dem Land: Wie bekommen die Kommunen das hin?
    Städte sind Lebensraum. Doch nicht erst seit Corona zieht es immer mehr Menschen aus den Großstädten aufs Land und in die kleineren und mittleren Städte. Der Hauptgrund: Wohnraum ist in den Ballungszentren zu teuer. Doch was heißt das für die Mittelzentren, die dörflichen Kommunen? Wie wird hier Zukunft gestaltet, das Wohnen, aber auch das gesellschaftliche Miteinander? Im Rahmen der ARD-Themenwoche „Stadt. Land. Wandel – Wo ist die Zukunft zu Hause?“ macht sich das „Kulturjournal“ auf die Suche nach guten Zukunftskonzepten jenseits der großen Städte.
    Erfolgreiches schwedisches Krimi-Duo Hjorth und Rosenfeldt: auf der Bestsellerliste und beim Hamburger Krimifestival
    Ein Mord muss brutal sein. Wir lieben es einfach, zu töten und unsere Leser zu erschrecken: so das Schriftstellerduo Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt. Die beiden Schweden sind Stammgäste auf der schwedischen, aber ebenso auf der deutschen Bestsellerliste. Kaum ist ihr neuestes Buch „Die Früchte, die man erntet“ (Wunderlich) hier erschienen, schon ist es unter den Top 10. Hauptperson darin: der Psychologe Sebastian Bergman, ein sympathischer Unsympath, der seine Frau und seine Tochter beim Tsunami 2004 verloren hat, seitdem unter Albträumen leidet, sich in sexuelle Abenteuer flüchtet. Und der eben die schwedische Polizei bei Ermittlungen unterstützt.
    Im inzwischen siebten Band der „Sebastian Bergman“-Reihe hat ein Heckenschütze drei Menschen getötet. Innerhalb weniger Tage. Die Reichsmordkommission steht unter Druck, den Fall aufzuklären, bevor noch mehr Menschen ermordet werden. Hjorth und Rosenfeldt haben, wie immer, zusammen ihren neuesten Krimi geschrieben. Im „Kulturjournal“ werden die beiden vorgestellt. Dabei wird geklärt, wie das überhaupt geht, zusammen Romane zu schreiben, und warum glückliche Menschen sie langweilen. Und das „Kulturjournal“ ist auch dabei, wenn sie auf dem Hamburger Krimifestival lesen.
    And the winner is …: die Verleihung des NDR Sachbuchpreises
    Zum 13. Mal wird in diesem Jahr der NDR Sachbuchpreis verliehen. Das wichtigste Sachbuch des Jahres muss folgende Kriterien erfüllen: Es muss in deutscher Sprache verfasst sein und sich zukunftsrelevanten Fragen widmen. Drei Bücher haben es auf die Shortlist geschafft: „Ground Zero. 9/​11 und die Geburt der Gegenwart“ von Stefan Weidner, „Eingefroren am Nordpol. Das Logbuch von der ‚Polarstern‘“ von Markus Rex und „Wir konnten auch anders. Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit“ von Annette Kehnel. Der Siegertitel wird bei der feierlichen Preisverleihung am 7. November im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes verliehen. Das „Kulturjournal“ stellt die Siegerin oder den Sieger samt Buch vor und ist bei der Verleihung dabei.
    Wie gläsern sind wir? Das Kunstprojekt „Made to Measure“
    Im Jahr 1987 war die Aufregung in Deutschland teilweise groß. Das Volk sollte gezählt werden. Zahlreiche Menschen protestierten gegen die Volkszählung, hatten Angst vor dem Missbrauch der Daten, fürchteten, zum „gläsernen Bürger“ zu werden. Inzwischen sind es die Menschen längst. Gläsern. Internetgiganten wie Facebook und Google sammeln alles, was Menschen im Internet hinterlassen. Und das scheint viele von ihnen inzwischen nicht mehr zu stören. Doch wie viel wissen Google & Co. wirklich über die Menschen? Und sollte das nicht vielleicht doch stören? Die Künstlergruppe Laokoon hat dazu ein eindrückliches Experiment gemacht, in dem sie die Frage stellt: Kann man anhand eines Datensatzes das Leben eines Menschen rekonstruieren? Das „Kulturjournal“ stellt die erschreckenden Ergebnisse vor. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.11.2021NDR
  • Folge 14 (35 Min.)
    Männer heute: Verlierer des 21. Jahrhunderts?
    Männer sind stärker suchtgefährdet und begehen viel häufiger Suizid als Frauen. Der „alte weiße Mann“ ist ein Schimpfwort geworden. Und Jungen bekommen in der Schule schlechtere Noten als Mädchen. Was ist los mit dem ehemals „starken Geschlecht“? Wo stehen Männer heute, zwischen Gleichberechtigung und „toxischer Männlichkeit“? Sind Männer gar die Verlierer des 21. Jahrhunderts oder einfach nur wehleidig und unwillig, ihre Rolle in einer emanzipierten Gesellschaft neu zu definieren? Im Vorfeld des Internationalen Männertages am 19. November fragt das „Kulturjournal“ bei Expert*innen nach, was Männlichkeit heute bedeutet: Martin Rheinländer ist Blogger und Coach, er bietet Seminare an, die helfen sollen, die eigene „Männlichkeit“ zu stärken.
    Die Autorin und Journalistin Katja Lewina hat mit Männern über deren Sexualität gesprochen. Der Psychologe und Psychotherapeut Michael Klein beschäftigt sich mit psychischer Männergesundheit und setzt sich gegen die Benachteiligung von Männern ein. Martin Speer, Wirtschaftswissenschaftler und politischer Kommunikator, hingegen engagiert sich für Feminismus und eine geschlechtergerechtere Zukunft.
    Alleskönnerin: die Schauspielerin Lina Beckmann
    Es klingt wie ein Klischee, aber in diesem Fall stimmt es: Die Schauspielerin Lina Beckmann ist eine Alleskönnerin. Sie kann einfach alles spielen: rasend laut und ganz zart, wild und kraftvoll, herzzerreißend, Komödie, Tragödie, Mann, Frau. Egal, was und wen sie auf der Bühne darstellt: Sie ist immer großartig. Jüngst brillierte sie bei den Salzburger Festspielen als Richard in „Richard the Kid & the King“. Für diese Rolle ist sie auch für den renommierten Wiener NESTROY-Theaterpreis nominiert, der am Sonntag, den 21. November verliehen wird. Das „Kulturjournal“ trifft Lina Beckmann bei den Proben für ihre nächste Premiere am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg, ihrer künstlerischen Heimat: ein Gespräch über Versagensängste, das Spielen aus dem Bauch heraus und die Hoffnung auf eine gewisse Altersmilde.
    Gefängnis für Homosexuelle: der gefeierte Spielfilm „Große Freiheit“
    Sie mussten im Verborgenen lieben, waren kriminalisiert: lange Jahre stand Homosexualität in der Bundesrepublik unter Strafe. Möglich war das über Paragraf 175 im Strafgesetzbuch, der von den Nationalsozialisten übernommen und bis in die späten 1960er-Jahre angewendet wurde. Gestrichen wurde er erst 1994. Ein eindrücklicher Spielfilm erzählt jetzt schonungslos und drastisch, was es bedeutete, für seine Liebe ins Gefängnis zu müssen. Immer und immer wieder. „Große Freiheit“ feierte seine Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes, Hauptdarsteller Franz Rogowski ist für seine Rolle als Hans für den Europäischen Filmpreis nominiert. Jetzt kommt der Film in die deutschen Kinos (ab 18. November). Das „Kulturjournal“ berichtet über einen schrecklichen jahrzehntelangen Missstand und warum der Film noch immer aktuell ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.11.2021NDR
  • Folge 15 (30 Min.)
    Femizide in Deutschland: Wenn Männer Frauen töten
    Den Mordversuch ihres Exmannes hat sie überlebt. Doch Kader K. aus Hameln ist davon gezeichnet. Darüber spricht sie im „Kulturjournal“, auch, um ein Zeichen zu setzen. Denn jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Expartners, und jeden Tag gibt es in Deutschland einen polizeilich registrierten Tötungsversuch an einer Frau in Deutschland. Die Dunkelziffer vermisster und schwer verletzter Frauen kennt niemand. Viele Frauen haben Angst, zur Polizei zu gehen, weil sie fürchten, dass ihnen nicht geglaubt wird. Doch langsam wächst auch in Deutschland das Bewusstsein für diesen Tatbestand. Das „Kulturjournal“ spricht neben Kader K. mit der Freundin einer ermordeten Frau und einer Fotografin, die Tatorte von Femiziden dokumentiert. Außerdem ergründet das „Kulturjournal“ die Ursachen für Femizide und was passieren muss, damit weniger Frauen in tödlicher Gefahr sind. Am 25. November ist der Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen 2021.
    Reisegeschichten und Ehedramen: das „NDR Buch des Monats“ von Fernando Aramburu
    Ein Ehepaar reist durch Norddeutschland: Hannover, Worpswede, Hamburg, Goslar, Lübeck, Rügen und weitere Stationen. Er ist ein durchschnittlicher Mann wie er im Buche steht, interessiert sich für Frauen, Fußball, Sex und Essen. Sie ist eine etwas kapriziöse Schriftstellerin, die ein Buch über die gemeinsame Reise schreiben will. Was das Paar gemeinsam erlebt, wird aber nicht aus ihrer Sicht erzählt, sondern vom heimlich schreibenden Ehemann, der sich damit brüstet, nicht besonders viel mit Literatur am Hut zu haben. Der spanische Schriftsteller Fernando Aramburu, der seit vielen Jahren in Hannover lebt, hat einen doppelbödigen Roman geschrieben, der Reisebericht und Ehedrama zugleich ist: mal ironisch, mal zärtlich, mal spöttisch und nicht immer politisch korrekt.
    Und da die weibliche Hauptfigur eine Schriftstellerin ist, geht es natürlich auch um das Schreiben selbst, inklusive literarischer Bezüge zu Heinrich Heine, Thomas Mann oder Goethe, nach dem auch der gemeinsame Hund des Paars benannt ist. „Reise mit Clara durch Deutschland“ (Rowohlt) ist das „NDR Buch des Monats“. Am 7. Dezember liest Fernando Aramburu daraus in der NDR Reihe „Der Norden liest“ in Worpswede.
    Die Söhne Hamburgs: die Musiker Stefan Gwildis, Joja Wendt und Rolf Claussen
    Als Straßenmusiker haben sie gemeinsam vor Jahrzehnten begonnen, dann machten sie einzeln Karriere: Stefan Gwildis wurde als Sänger mit deutschen Soulliedern bekannt, Rolf Claussen ist erfolgreicher Schauspieler und Improvisationskünstler. Joja Wendt ist Pianist und Komponist, spielte mit Chuck Berry und schrieb u.a. die Filmmusik zu „7 Zwerge – Männer allein im Wald“. Doch seit einigen Jahren sind die drei Musiker auch wieder gemeinsam unterwegs: als die Söhne Hamburgs füllen sie große Hallen und ganze Stadien. Besonders beliebt ist ihre alljährliche Weihnachtsshow, u.a. mit amerikanischen Christmas-Hits, denen die Söhne Hamburgs neue deutsche Texte schenken. Im vergangenen Winter mussten die Konzerte wegen Corona ausfallen, umso mehr freuen sie sich auf die anstehende Tournee. Julia Westlake hat das erfolgreiche Trio bei den Proben besucht. Und für das „Kulturjournal“ sind die drei Musiker auch noch einmal auf die Straße gegangen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.11.2021NDR
  • Folge 16 (30 Min.)
    Von den Eltern verlassen: der Dokumentarfilm „Lievalleen“ mit Peter Wawerzinek
    Peter Wawerzinek ist gerade einmal drei Jahre alt, als ihn seine Mutter allein mit seiner Schwester in einer Rostocker Wohnung zurücklässt und in den Westen geht. Erst Tage später werden die Geschwister in der verwahrlosten Wohnung entdeckt. Es folgt eine Kindheit in DDR-Heimen und einer Adoptivfamilie. Erfahrungen, die das Leben und Arbeiten von Schriftsteller Peter Wawerzinek ein Leben lang geprägt haben. Seine Schwester Beate wird in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht, erst 15 Jahre später sehen sich die beiden wieder. Im Dokumentarfilm „Lievalleen“, aus dem Plattdeutschen übersetzt „Mutterseelenallein“, gehen die Geschwister auf Spurensuche in ihrer Vergangenheit: Sie besuchen die Orte ihrer Kindheit, sprechen über die leidvollen Erlebnisse und die Verletzungen, die geblieben sind.
    In traumhaft surrealen Spielszenen werden Momente der Vergangenheit nachempfunden. Das „Kulturjournal“ spricht mit Peter Wawerzinek und stellt den persönlichen und sehr sehenswerten Film vor. „Lievalleen“ ist ab dem 27. November in der ARD-Mediathek zu sehen und am 30. November, 00:00 Uhr, im NDR Fernsehen. Weitere Informationen und Beiträge über Peter Wawerzinek unter ndr.de/​wawerzinek
    Sterbehilfe in Deutschland: Was bedeutet das?
    Hans-Jürgen Brennecke bekam vor sieben Jahren die Diagnose Burkitt-Lymphom, das zu den am schnellsten wachsenden Tumorarten beim Menschen gehört. Im Krankenhaus bekommt er mehrere Chemotherapien, die er sehr schlecht verträgt. Er muss künstlich ernährt werden, es kommt zum Atemstillstand, er leidet auch nach den Therapien unter dauerhaft geschädigten Nerven in Händen und Füßen. Er beschließt, dass, wenn der Krebs zurückkommen sollte, er es nicht noch einmal durchmachen möchte, er dann freiwillig aus dem Leben scheiden will. Mit ärztlicher Hilfe. Doch damals war die Beihilfe zum Suizid in Deutschland noch strafbar. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben kämpfte er für ein neues Sterbehilfegesetz, reicht Klage beim Bundesverfassungsgericht ein.
    Die Beihilfe zum selbstbestimmten Sterben soll straffrei werden. Im Februar 2020 war es so weit: Das Gericht verkündet folgendes Urteil: „Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen.“ Doch noch ist das gesetzlich nicht geregelt. Das „Kulturjournal“ hat mit Hans-Jürgen Brennecke, einer Medizinethikerin und den Leitern eines Palliativzentrums in Bardowick über das Thema Sterbehilfe gesprochen.
    Vergesst uns nicht! Eine afghanische Regisseurin im Asyl in Hamburg
    Als die Taliban Kabul übernehmen, haben viele Afghan*innen Angst um ihr Leben. Sie fliehen so schnell es geht, unter ihnen sind viele Künstler*innen und Kulturschaffende. Denn die Taliban verachten Kunst und Kultur. „Vergesst uns nicht!“ bitten afghanische Künstler*innen die westliche Welt. Schon kurz nach dem Einmarsch in Kabul zerstören die Taliban Musikinstrumente, bedrohen und töten Andersdenkende. Kunst, Musik, Kultur, Frauenrechte, alles, was während der 20-jährigen westlichen Militärpräsenz aufblühte, ist nichts mehr wert. Die Regisseurin Shahrbanoo Sadat harrte im August drei Tage lang im Gedränge des Kabuler Flughafens aus, bevor sie mit einem Teil ihrer Familie auf einen der Evakuierungsflüge gelangen konnte.
    Die andere Hälfte der Familie musste wegen fehlender Papiere in Afghanistan zurückbleiben. Shahrbanoo Sadats aktueller Film „Kabul Kinderheim“, der jetzt in den deutschen Kinos läuft, spielt im Afghanistan Ende der 1980er-Jahre. Es geht um Heranwachsende, deren Kindheit von den Ereignissen der Zeit geprägt wird. Damals war das Land von den Sowjets besetzt, die gegen die von den USA, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten Mudschahedin kämpften. Regisseurin Shahrbanoo Sadat hat Asyl in Hamburg gefunden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.11.2021NDR
  • Folge 17 (30 Min.)
    Harry Potter-Theaterproduktion in Hamburg: ein Spektakel in Multikultibesetzung
    Am 5. Dezember ist Premiere des Theaterstücks „Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Hamburg. Das allein ist unter Coronabedingungen schon etwas Besonderes! Aber noch etwas fällt an der Inszenierung auf, was im besten Fall irgendwann gar nicht mehr auffällt: der bunte Cast. Viele der Darsteller*innen sind nämlich schwarz oder People of Colour. Ein Ergebnis der Besetzungsstrategie Colourblind (farbenblindes) Casting? Das „Kulturjournal“ erklärt, was hinter dem Konzept steckt, ob es der schnellste und beste Weg für mehr Diversität und Gleichberechtigung auf Bühnen, Bildschirmen und Leinwänden ist und warum Bradley Iyamu von der Schauspielagentur Black Universe Agency dem Konzept kritisch gegenübersteht.
    Wie sexistisch bist Du? Das Experiment
    Sexismus gibt es in vielen Facetten: von gewalttätigen oder verbalen Übergriffen bis hin zu strukturellen Ungerechtigkeiten im Berufsleben. Meist sind es Frauen, die allein aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt, verletzt oder unterdrückt werden. Besonders alltäglicher Sexismus ist immer noch ein Massenphänomen. Nach Selbstauskunft erleben 44 Prozent aller Frauen in ihrem Alltag sexistische Übergriffe. Bei den Männern sind es 32 Prozent. Wie stehen Männer zum Thema Sexismus? Wie reflektieren sie ihre eigene Position in der Gesellschaft? Und wären sie bereit, Privilegien abzugeben, um etwas für Geschlechtergerechtigkeit zu tun? Im Experiment „Wie sexistisch bist Du?“ diskutieren sechs Männer miteinander, angeleitet durch „tagesschau“-Moderator Michail Paweletz.
    In Experimenten werden ihre unterschiedlichen Erfahrungen, Empfindungen und Positionen deutlich sichtbar. Expertinnen wie die Journalistin Mareice Kaiser vom Onlinemagazin EDITION F oder Stevie Schmiedel von Pinkstinks Germany erläutern Gründe, Zahlen und Ausprägungen von Sexismus. Die dreiteilige Reihe „Wie sexistisch bist Du?“ ist eine gemeinsame Produktion vom „Kulturjournal“ mit tagesschau24. Das „Kulturjournal“ zeigt eine der Folgen, die gesamte Sendung mit allen Teilen ist in der ARD-Mediathek zu sehen.
    Niedergang statt Neuanfang: Roman über den Schriftsteller Hans Fallada
    Es sollte ein Neuanfang werden: 1945 zog Hans Fallada mit seiner zweiten Frau Ulla von Mecklenburg nach Berlin. Fallada, der mit Romanen wie „Kleiner Mann – was nun?“ internationale Erfolge gefeiert hatte, wollte nach Kriegsende als Schriftsteller noch einmal ganz groß herauskommen. Der Start im Ostteil Berlins begann vielversprechend: Er schrieb für Zeitungen, fand in Johannes R. Becher einen Förderer und konnte einen Vertrag mit dem neu gegründeten Aufbau Verlag abschließen. Doch Fallada und seine junge Frau waren abhängig von Morphium, stürzten gemeinsam immer wieder ab. Sie machten Schulden, um ihre Sucht zu finanzieren, mussten mehrmals in eine Entzugsklinik. Mit kleinen Auftragsarbeiten versuchte Fallada finanziell über die Runden zu kommen.
    Den großen Roman, den er seinem Verlag versprochen hatte, musste er immer wieder verschieben. Krise und Niedergang statt Neuanfang. Erst kurz vor seinem Tod im Februar 1947 konnte der Schriftsteller das posthum veröffentlichte Meisterwerk „Jeder stirbt für sich allein“ beenden. Der Hamburger Lektor und Publizist Michael Töteberg hat einen Roman über diese schwierige Zeit geschrieben: „Falladas letzte Liebe“ (Aufbau Verlag), mit vielen Rückblenden auf das Leben Falladas in Mecklenburg. Ein lesenswertes Buch über den großen Schriftsteller und auch über den literarischen Neuanfang nach Ende des Zweiten Weltkriegs. „Falladas letzte Liebe“ ist das „NDR Buch des Monats“ im Dezember.
    Was Kinder stark macht: zu Besuch beim Erlebnisgrundstück in der Grafschaft Bentheim
    Kinder brauchen Schutz und Unterstützung. Besonders in schwierigen Zeiten wie in der Coronakrise. Deshalb sollen die Spenden der diesjährigen NDR Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ zugunsten des Kinderschutzbundes gesammelt werden. Eines der vielen Projekte, die gefördert werden, ist ein großes Erlebnisgrundstück in der Grafschaft Bentheim mit vielen Bäumen, Wiesen und verschiedenen Hütten. Hier gibt es Klettermöglichkeiten, einen Bolzplatz, eine Feuerstelle und weiteres für viele unterschiedliche Aktivitäten. Kinder und Jugendliche, deren Familien keinen Garten haben, können Natur erleben, selbst säen und pflanzen oder auch ihren Geburtstag feiern.
    Auch die Teilnehmenden aus der Jungen-Eltern-Gruppe oder einer Gruppe für Kinder von psychisch kranken Eltern finden hier ein Outdoor-Domizil für ihre Treffen. Das „Kulturjournal“ stellt das Erlebnisgrundstück vor und besucht ein Lichterfest. Alle NDR Programme rufen vom 29. November bis zum 10. Dezember zum Spenden auf, berichten über die Situation von Betroffenen und stellen unterschiedliche Hilfsangebote vor. Der Erlös von „Hand in Hand in Norddeutschland“ geht zu 100 Prozent an die vier norddeutschen Landesverbände des Kinderschutzbundes. Weitere Informationen: ndr.de/​handinhand. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.12.2021NDRDeutsche Online-PremiereSa 04.12.2021ARD Mediathek
  • Folge 18 (35 Min.)
    Das war 2021 – Von haarig, über einsam, bis schwedisch
    Wieder ein Jahr rum. Wieder ein Jahr mit Corona. Ein Jahr, das mit einem zweiten Lockdown begann. Wieder Homeoffice für viele, wieder die Zeit der Spaziergänge, der selbst zu schneidenden Haare. Doch das Jahr hatte zum Glück auch mehr zu bieten: So gab es das Comeback des Jahres. ABBA ist zurück. Darüber wurde im „Kulturjournal“ ebenso berichtet, wie über die Themen, die uns in diesem Jahr bewegt haben: Eine zunehmende Einsamkeit in unserer Gesellschaft, wie auch einen zunehmenden Antisemitismus. Wir haben uns damit beschäftigt, wie wir derzeit leben können und wollen, wie viele Neubauten gefühlt alle gleich aussehen, haben geschaut, was mit den leerstehenden Kaufhäusern in unseren Innenstädten im Norden passiert. Und wir haben in 2021 die Frage gestellt: Wie demokratisch und wie rassistisch bist Du? Auf all das und noch mehr blickt das „Kulturjournal“ in seinem Jahresrückblick zurück.
    Lieferengpässe – Literatur in Zeiten von Papierkrise und Corona
    Dramen in Büchern sind so nicht selten. Dramen um Bücher gibt es nicht so oft. Gerade jetzt aber ist das der Fall. Die Verlage leiden unter einer sich immer weiter auswachsenden Papierkrise. Europaweit und in allen Bereichen gibt es viel zu wenig Papier am Markt. Das betrifft Verpackungen, aber noch viel mehr grafisches Papier, das alle Papierarten einschließt, die Buch- und Zeitungsverlage für ihre Druckerzeugnisse benötigen. Die Ursachen sind komplex: die Coronakrise bringt die weltweiten Lieferketten aus dem Gleichgewicht, der zunehmende Onlinehandel verbraucht enorme Mengen Kartonagen, sogar die Herstellung von Masken ist angewiesen auf Papier.
    Die Folge sind massive Preissteigerungen um teilweise 70 Prozent und große Unsicherheiten bei der Beschaffung. Die Verlage trifft die Situation zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür und sorgt normalerweise für ein Viertel des Jahresumsatzes. Zwischen Frankfurter Buchmesse und Jahresende werden die Umsätze gemacht, die über den Erfolg und Misserfolg des gesamten Geschäftsjahres entscheiden können. Constanze Neumann, Leiterin des Aufbau Verlags, und Thomas Koch vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels über das Drama der Verlage in den Zeiten von Papierkrise und Corona.
    Es geht um die Freiheit! – Tomi Ungerer in den Hamburger Deichtorhallen
    Tomi Ungerer (1931–2019) gilt als einer der einflussreichsten Zeichner, Illustratoren und Kinderbuchautoren. Er schaute genau hin, auch da, wo es weh tut. Und bannte das alles in ein paar exakte und elegante Linien. Er schuf Plakate gegen den Vietnamkrieg und Rassenkonflikte, verarbeitete zeichnerisch kriegstraumatische Erinnerungen oder erstellte Großcollagen im Spätwerk. Moderatorin Julia Westlake trifft seine Tochter, Aria Ungerer, die die große Ausstellung „Tomi Ungerer- It’s all about freedom“ kuratiert hat und spricht mit ihr über ihren Vater.
    Die Tochter sagt, er hasste jede Form von Unrecht, Gewalt oder Unterdrückung. Natürlich gibt es auch Erotisches zu sehen, Zeichnungen, die in Hamburg entstanden. Ungerer dokumentierte den Alltag der Prostituierten. Die Deichtorhallen Hamburg zeigen in der Sammlung Falckenberg in Harburg einen umfassenden Querschnitt durch neun Jahrzehnte seines künstlerischen Schaffens – knapp 400 Exponate von Zeichnungen aus den 1930er-Jahren bis hin zu Objekten aus den 2010er-Jahren (noch bis zum 24. April 2022). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.12.2021NDRDeutsche Online-PremiereSa 11.12.2021ARD Mediathek
  • Folge 19 (30 Min.)
    Gestreichelt oder geschlachtet? Der widersprüchliche Umgang mit Tieren
    Einige Tiere werden gestreichelt, andere dienen als Fleischlieferant. Die einen bekommen im Luxus-Hundeladen das Halsband für mehrere Hundert Euro. Fleisch und Wurst von Nutztieren landen für 3,99 Euro auf dem Teller. Manche Tiere bekommen unzählige Chemotherapien oder werden sogar im fernen Südkorea geklont, andere bekommen nie das Tageslicht zu sehen und werden innerhalb weniger Monate hochgemästet und dann geschlachtet. Das Verhältnis des Menschen zum Tier ist absolut widersprüchlich. Insgesamt gaben Tierhaltende in Deutschland 4,5 Milliarden Euro für Haustierfutter und -bedarf im Jahr 2020 aus.
    Allein für Katzenfutter 1,68 Milliarden Euro. Dem gegenüber stehen Hunderte Millionen Tiere, die jährlich getötet werden. Die allgemeinen Schlachtzahlen von Nutztieren wie Schweine oder Rinder sind zwar etwas gesunken. Aber 2020 wurden in Deutschland immer noch 57,6 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 670,1 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet. Das „Kulturjournal“ spricht mit der Schriftstellerin und Veganerin Hilal Sezgin darüber, warum die einen gestreichelt und die anderen gegessen werden.
    Vom Bauskandal zur Erfolgsgeschichte: fünf Jahre Elbphilharmonie
    Die Eröffnung wurde mehrfach verschoben, die Kosten für den Bau sind explodiert, am Ende waren sie zehnmal höher als geplant. Ein Fiasko. Doch nach dem feierlichen Eröffnungskonzert 2017 wurde die Elbphilharmonie zum Publikumsmagneten: Musiker*innen und Musikfans aus aller Welt wollten das neue Konzerthaus erleben, der Run auf die Karten war riesig, die Konzerte ständig ausverkauft. Nur um die Akustik wurde manchmal gestritten, da fielen die Urteile unterschiedlich aus. Und dann kam Corona, auch die Elbphilharmonie musste schließen und bot Musik zwischenzeitlich nur noch im Internet.
    Zum fünften Geburtstag ist nun ein Jubiläumsfestival geplant, das Festkonzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester wird am 11. Januar live auf NDR Kultur übertragen, auf ndr.de gestreamt und zeitversetzt im NDR Fernsehen gezeigt (Konzert und Dokumentation am 15. Januar ab 21:45 Uhr). „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake blickt zurück auf die ersten fünf Jahre und spricht mit dem Intendanten der Elbphilharmonie Christoph LiebenSeutter.
    Wahrheit und Legende: 200. Geburtstag von Heinrich Schliemann
    Er war ein Weltenbürger und blieb Zeit seines Lebens seiner Heimat Mecklenburg verbunden. Er war Multimillionär und skrupellos, er strickte schon zu Lebzeiten an seiner eigenen Legende. Seine archäologischen Entdeckungen sind epochal, dabei war er einer der Ahnenherren aller Raubgräber: Heinrich Schliemann. Geboren vor 200 Jahren in ärmlichen Verhältnissen, erwarb er als Selfmademan ein beachtliches Vermögen, bereiste die Welt, lernte Sprachen und hatte am Ende drei Staatsbürgerschaften. Er interessierte sich für Archäologie, mutmaßlich nicht schon in seiner Kindheit, auch wenn er es selbst so erzählte.
    Und, ganz Selfmademan: Er hat auf eigene Faust gegraben, auf der Suche nach dem mythischen Troja in der heutigen Türkei und später im griechischen Mykene. Seine Funde sind spektakulär: Der vermeintliche Schatz des Priamos begründete seinen Ruhm, den er mit einem weiteren Goldschatz in Mykene nährte. Dabei hielt sich Schliemann allerdings nicht an die Regeln, missachtete schon damals wissenschaftliche Standards und behielt vor allem trickreich seine Funde für sich. Schon damals illegal. Das „Kulturjournal“ mit einem Beitrag über einen Besessenen, der es mit der Wahrheit und den Fakten nicht ganz so genau nahm.
    Die Wunden des Krieges: das „NDR Buch des Monats“ von Kirsten Boie
    Wie Propaganda, Krieg und Zerstörung die Menschen verändern, wie vor allem Kinder und Jugendliche darunter leiden, darum geht es im neuen Buch von Kirsten Boie. Die erfolgreiche Schriftstellerin, fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs geboren, hat selbst noch in den Trümmern des zerstörten Hamburgs gespielt. In ihrem neuen Roman erzählt sie die Geschichte von drei Jugendlichen im Juni 1945: Da ist der überzeugte Hitlerjunge, der immer noch der Nazipropaganda glaubt, obwohl der Vater ohne Beine aus dem Krieg zurückgekommen ist.
    Ein Mädchen, das gemeinsam mit Flüchtlingen lebt, die in der Wohnung der Eltern einquartiert wurden. Und der Sohn einer jüdischen Frau, die deportiert wurde, er hat den Krieg in einem Versteck überlebt, voller Angst. Kirsten Boie erzählt, wie die drei aufeinandertreffen und langsam begreifen, welche Verbrechen die Nazis begangen haben. Ein Roman für Jugendliche, aber auch lesenswert für Erwachsene: „Heul doch nicht, du lebst ja noch“ (Verlag Friedrich Oetinger) ist das „NDR Buch des Monats“.
    Musik und Engagement: Sängerin Zaz kommt nach Hannover
    Die Sängerin Zaz ist eine der wichtigsten Stimmen aus Frankreich: die Vertreterin des Nouvelle Chansons brachte 2010 ihr erstes Album heraus, in ihrer Heimat war sie damit mehrere Monate auf Platz 1 und auch in Deutschland weit oben in den Charts. Im Herbst 2021 hat Zaz ihr fünftes Album „Isa“ veröffentlicht. Darin träumt die Musikerin im Song „Imagine“ von einer besseren Welt für Kinder. Aber Zaz macht nicht nur Musik mit Botschaft, sie engagiert sich auch mit ihrer Stiftung Zazimut und bei der Umweltorganisation Colibri für Klimaschutz und Bildung. Am 22. Januar tritt ZAZ in Hannover auf, so es das Pandemiegeschehen erlaubt. Im „Kulturjournal“ spricht sie über ihr neues Album und ihr Engagement. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.01.2022NDR
  • Folge 20 (30 Min.)
    Gefährliche Geschichtsklitterung: Wie Impfgegner den Holocaust relativieren: Impfgegner demonstrieren mit Judensternen, Aktivisten sprechen vom „Klima-Holocaust“, Tierschützer vergleichen Massentierhaltung mit Konzentrationslagern. Ob bei Demonstrationen, in sozialen Netzwerken oder auch in der Popkultur, die Verharmlosung des Holocaust durch solche Vergleiche hat weltweit an Intensität zugenommen, insbesondere bei den Gegnern von Corona-Schutzmaßnahmen. Die Amadeu Antonio Stiftung und andere Verbände warnen vor der sogenannten Holocaust-Distortion oder auch HolocaustRelativierung.
    Denn sie verunglimpft nicht nur das Andenken von Millionen Opfern und die leidvollen Erinnerungen der letzten Überlebenden. Sie fördert auch den Antisemitismus und spielt denen in die Hände, die die Geschichte umschreiben wollen oder den Holocaust ganz leugnen. Das „Kulturjournal“ spricht mit Judith Rahner von der Amadeu Antonio Stiftung, mit Christoph Heubner vom Internationalen Auschwitz Komitee und mit der Autorin Maya Lasker-Wallfisch, deren Mutter in Auschwitz inhaftiert war. Kultur nur für Reiche: Wie elitär ist die Kunst?: Kultur soll für alle da sein.
    Schließlich werden Theater, Konzerthäuser und Museen staatlich hoch subventioniert. Laut Kulturfinanzbericht 2020 steckte die öffentliche Hand im Jahr 2017 etwa 11,4 Milliarden Euro in die Kultur. Und trotzdem bleiben die Orte der Hochkultur für viele Menschen verschlossen. Für die einen sind die Eintrittskarten zu teuer, anderen fehlt der Zugang, weil ihnen Kultur nicht durch Elternhaus oder Schule vermittelt wurde. Noch schwieriger wird es, wenn man im Kulturbereich arbeiten will.
    Unbezahlte Praktika und fehlende Beziehungen, das sind Hürden, die Kinder aus ärmeren Familien erst einmal überwinden müssen. Dieser Beitrag erzählt die Geschichten des Studierenden Magnus Rhösen und der Theaterintendantin Sonja Anders (Schauspiel Hannover). Magnus muss sich sein Studium selbst finanzieren. Sonja Anders hat sich nach oben gekämpft.Ausbeutung für den Kinderwunsch in der Ukraine: „Hundepark“, Thriller von Sofi Oksanen: Das Geschäft mit der Sehnsucht nach einem Baby boomt. In der Ukraine sind weder Eizellspende noch Leihmutterschaft verboten.
    Die finnische Bestsellerautorin Sofi Oksanen beleuchtet in ihrem neuesten Roman „Hundepark“ (Erstveröffentlichung am 13. Januar, KiWi-Verlag) eine bisher im Verborgenen stattfindende Tragödie: Wie sich ungewollt Kinderlose ihre Kinderwünsche auf Kosten armer ukrainischer Frauen erfüllen und diese damit ins Unglück stürzen. Oksanen erzählt zum einen von der ausbeuterischen Baby-Industrie und zum anderen von der Ausbeutung der Ukraine durch die Sowjetunion. Nicht nur angesichts der Bedrohung durch den russischen Einmarsch ein erschreckend aktuelles Buch.
    „Inseljugend“: Fotos von Andreas Jorns im Museum Kunst der Westküste Föhr:Wie lebt es sich auf der Nordfriesischen Insel Föhr, wenn man jung ist? Ist es dort langweilig für Jugendliche, insbesondere dann, wenn im Winter oder wegen Corona die Inselgäste ausbleiben? Wollen die jungen Leute möglichst schnell weg? Oder lieben sie ihre Insel? Der Fotograf Andreas Jorns begleitete 100 Jugendliche auf Föhr, das Museum Kunst der Westküste zeigt jetzt ihr Leben in eindrucksvollen Bildern. Die Ausstellung „Inseljugend“ ist noch bis Ende November 2022 auf Föhr zu sehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.01.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 15.01.2022ARD Mediathek

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