2021/2022, Folge 21–40

  • Folge 21 (30 Min.)
    Reiseverbot aufgehoben – russischer Starregisseur Serebrennikov probt in Hamburg
    Es ist eine Sensation: mehrere Jahre durfte Starregisseur Kirill Serebrennikov sein Heimatland Russland nicht verlassen. Jetzt ist er überraschend in Hamburg angekommen und kann dort am Thalia Theater sein Stück „Der schwarze Mönch“ inszenieren (Premiere: 22. Januar). Serebrennikov war im August 2017 verhaftet worden, weil er angeblich Fördergelder unterschlagen habe. Doch dafür gab es keine Beweise, viele gehen davon aus, dass der unangepasste schwule Regisseur allein aus politischen Gründen angeklagt und verurteilt wurde: Haftstrafe auf Bewährung und Hausarrest.
    Von Russland aus hatte er zuletzt per Video verschiedene Inszenierungen gemacht, unter anderem auch 2019 „Nabucco“ für die Hamburgische Staatsoper. Umso überraschender ist nun die Reisegenehmigung – in einer Zeit, in der Russland sonst außenpolitische Härte zeigt. In dem Stück „Der schwarze Mönch“, das auf einer Erzählung von Tschechow basiert, ist das große Thema die Freiheit. Das „Kulturjournal“ besucht die Proben und spricht mit Kirill Serebrennikov und mit dem Intendanten des Thalia Theaters Joachim Lux.
    Mehr Qualität im Leben! Die Universität Hildesheim erforscht, was Dinge gut macht
    Gut oder schlecht? Billig oder teuer? Alt oder neu? Welche brauchbaren Kriterien haben wir in unserer Konsumkultur noch für die Bedürfnisse des täglichen Lebens? Dirk Hohnsträter forscht an der Universität Hildesheim über ästhetische Ökonomie und weiß: wir müssen uns wieder mehr Zeit nehmen. Bei der Herstellung von Dingen, bei der Suche nach ihnen, beim alltäglichen Leben! (Dirk Hohnsträter, „Qualität!“, Brandstätter Verlag)
    Ein Plastikstuhl erobert die Welt – Kinofilm über den „Monobloc“
    Es ist der hässlichste Stuhl der Welt, sagen die einen. Die anderen halten dagegen, dass es der meistverkaufte Stuhl der Welt ist. Jeder hat schon einmal darauf gesessen, auf diesem weißen Plastikstuhl, der gut abwischbar und wunderbar zu stapeln ist, aber irgendwie immer instabil wirkt, schnell kaputtgeht und auf den hiesigen Balkonen sehr bald unansehnlich grau wird. Zu allem Überfluss ist er aus Plastik und deshalb mit Schuld an der Umweltverschmutzung. Der Regisseur Hauke Wendler reiste für seinen Film „Monobloc“ durch die Welt, auf den Spuren dieses Stuhles, und findet ihn eigentlich überall. Bildgewaltig erzählt der Film von einem Stuhl und seiner Nutzung und Wahrnehmung, die weltweit nicht unterschiedlicher sein könnte.
    Tibetischer Regisseur fordert Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking
    Dhondup Wangchen wurde im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 von den chinesischen Behörden verhaftet, weil er den Film „Leaving Fear Behind“ gedreht hatte, eine Dokumentation über die Sicht der Tibeter auf die Olympischen Spiele. Er wurde gefoltert und sechs Jahre lang inhaftiert. 2017 gelang ihm die Flucht ins Exil. Angesichts der grausamen Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung protestiert Dhondup Wangchen dagegen, dass das Internationale Olympische Komitee die Winterspiele (vom 04.02.-20.02.2022) nicht in ein anderes Land verlegt hat. Er hat in Berlin Politiker und Vertreter von Sportverbänden getroffen, um Unterstützung für seine Kampagne zu gewinnen.
    „Wood – Der geraubte Wald“ – Film über Alexander von Bismarcks Kampf gegen die Holzmafia
    Alexander von Bismarck, Nachfahre des Eisernen Kanzlers, ist Leiter der Environmental Investigation Agency in Washington und seit Jahren der Holzmafia auf der Spur. Der Dokumentarfilm „Wood – Der geraubte Wald“ begleitet Bismarck und sein Team bei Undercover-Ermittlungen von der Taiga in Sibirien über die Primärwälder Rumäniens bis hin zum Urwald in Peru. Rodungen für illegalen Holzhandel passieren auf der ganzen Welt, die Produkte landen dann bei uns im Discounter. Waldraub ist, Schätzungen zufolge, der viertgrößte illegale Handel der Welt. Ein Milliardengeschäft mit katastrophalen Folgen für Menschen und Umwelt. Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow verpflichteten sich mehr als 100 Staaten zum Schutz der Wälder. Ähnliche Bekenntnisse gab es in der Vergangenheit immer wieder – die Zerstörung der Wälder schreitet trotzdem voran. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.01.2022NDR
  • Folge 22 (30 Min.)
    Was ist uns gutes Essen wert? Diskussion um Lebensmittelpreise
    Die Billigproduktion von Fleisch muss aufhören, fordert der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir (Bündnis 90/​Die Grünen). Er wünscht sich mehr Wertschätzung für Lebensmittel. Gemeinsam mit seiner Parteigenossin Steffi Lemke, der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, plant er „eine Neuausrichtung der Agrarpolitik, die unserer Umwelt, Natur und dem Klimaschutz nützt“. Auch viele Bauern wollen Veränderung: Bei einer Demonstration in Berlin setzten sie sich für höhere Erzeugerpreise und eine nachhaltigere Agrarpolitik ein.
    Doch Sozialverbände schlagen Alarm und fordern einen sozialen Ausgleich, denn teurer werdende Lebensmittel seien für zu viele Menschen nicht mehr bezahlbar. Schon jetzt haben die Tafeln immer stärkeren Zulauf. In Deutschland wird über das Essen und die Landwirtschaft diskutiert: Was ist uns gutes Essen wert, das Tierwohl, Nachhaltigkeit und Ökologie berücksichtigt? Das „Kulturjournal“ spricht mit einem Landwirt, einem Spitzenkoch und mit einem Menschen, der Lebensmittel von der Tafel bekommt.
    Die neuen Rechten und ihre Kinder: der Dokumentarfilm „Kleine Germanen“
    Als Kind hat Elsa mit dem Großvater Soldat gespielt. Mit ausgestrecktem rechtem Arm hat sie „Für Führer, Volk und Vaterland!“ gerufen und war ganz stolz darauf. Heute blickt sie auf eine Kindheit zurück, die auf Hass und Lügen gebaut war, und versucht zu verstehen, was die Erziehung in einem rechtsradikalen Umfeld aus ihr und ihren eigenen Kindern gemacht hat. Ausgehend von dieser wahren Geschichte gewährt „Kleine Germanen“ in einer ungewöhnlichen Verbindung aus Animations- und Dokumentarfilm Einblicke in eine beängstigende verborgene Parallelwelt in Deutschland.
    Der Film zeigt, wie Rechtsextreme ihre Kinder drillen, wie sie ihre Kinder in einem demokratiefeindlichen Umfeld und nach dogmatischen Prinzipien rechtsextremer Ideologie erziehen. Die Dokumentation der Filmemacher Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger kam zuerst 2019 ins Kino, jetzt wird sie im NDR Fernsehen gezeigt: am 8. Februar, 00:00 Uhr. Mit Blick auf die Rolle von Rechtsextremen in den Corona-Protesten ist der Film aktueller denn je.
    Schön, praktisch und umweltfeindlich: das Ende der Plastiktüte
    Seit dem 1. Januar 2022 dürfen in Deutschland keine Plastiktüten mehr ausgegeben oder verkauft werden. Das betrifft allerdings erst einmal nur Tüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometer. Ist ökologisch sinnvoll, und trotzdem ist es der Abschied von einem Alltagsgegenstand, der eine tragende Rolle gespielt hat. Und zwar nicht nur praktisch. Die Plastiktüten erzählen seit fast 60 Jahren Alltags- und Konsumgeschichte, sie wurden zum Teil von Künstler*innen gestaltet, einige wurden so bekannt, dass man gar keinen Markennamen mehr aufdrucken musste, um zu wissen, in welchem Laden eingekauft wurde.
    Es sind leider genau die Tüten, die vielen Menschen so viel Freude gemacht haben. Sie haben den Alltag auf den Straßen bunter aussehen lassen. Ganz nebenbei konnte jeder erkennen und sollte das auch, wer wo einkaufen war. Zum Abschied haben der Kulturwissenschaftler Frank Lang und die Kunsthistorikerin Christina Thomson ein Buch über den Alltagsgegenstand veröffentlicht: „Tüten aus Plastik“ (Prestel Verlag). Im „Kulturjournal“ sprechen die Autoren des Bildbandes und ein Plastiktütensammler aus Wismar. Eine ganz besondere Alltags- und Konsumgeschichte.
    „Ende in Sicht“: Ronja von Rönnes Roman über Depressionen
    Zwei Frauen, denen der Tod näher ist als das Leben: Die 69-jährige Hella und die 15-jährige Juli sind die Heldinnen in Ronja von Rönnes neuem Roman „Ende in Sicht“. Die beiden begegnen sich, als Hella zum Sterben in die Schweiz fährt und Juli beim Sprung von der Autobahnbrücke ausgerechnet vor Hellas altem Passat landet. Auf dem gemeinsamen Roadtrip durch Deutschland nähern sich die beiden sehr unterschiedlichen Frauen einander an. „Ende in Sicht“ ist ein melancholisch-lakonisches Buch über eine Krankheit, an der Ronja von Rönne selbst leidet. Sie hat es nicht wegen, sondern trotz ihrer Depressionen geschrieben. Im „Kulturjournal“ spricht die Schriftstellerin und Moderatorin über ihre Krankheit, über die Verzweiflung am Leben und das Aufbäumen dagegen, auf das sie stolz ist.
    Graphic-Novel über David Bowie: „Starman“ von Comiczeichner Reinhard Kleist
    Im Januar wäre er 75 geworden: David Bowie, unvergessener Held der Popgeschichte und ein Musiker, der sich ständig neu erfand. Anfang der 1970er-Jahre schuf er die Kunstfigur eines schillernden Rockstars: „Ziggy Stardust“ machte ihn berühmt. Jetzt hat sich Reinhard Kleist, der mit seinen illustrierten Porträts von Johnny Cash, Fidel Castro und Nick Cave bekannt geworden ist, David Bowie gewidmet. Der Comiczeichner verwebt die Erfindung von „Ziggy Stardust“ mit Bowies Ringen, gleichzeitig Kunstfigur und großer Künstler zu werden. Er erzählt von seinem provokanten Spiel mit Geschlechterrollen und Identitäten. „Starman“ ist im Hamburger Carlsen Verlag erschienen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.01.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 29.01.2022ARD Mediathek
  • Folge 23 (30 Min.)
    Schulbetrieb ade: Warum Lehrkräfte ihren Job aufgeben
    Verbeamtet, alle Privilegien und trotzdem schmeißen sie hin: Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer kündigen ihren Job, weil sie es schlicht und ergreifend im System Schule nicht mehr aushalten. Um wie viele es sich handelt, das wird nicht erfasst. Weder auf Landes- noch auf Bundesebene. Isabell Probst war selbst Lehrerin, berät nun seit Jahren hauptberuflich Lehrkräfte, die überlegen, den Schuldienst zu quittieren. Sie berichtet, dass viele mangelnde Wertschätzung, fehlende Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und die Starrheit des Systems beklagen. Sie fühlen sich als Gefangene des Systems, in denen vieles seit Jahren nicht vorangeht. Das fängt bei maroden Gebäuden an und hört bei schleppender Digitalisierung der Schulen auf. Das „Kulturjournal“ hat Isabell Probst und zwei ausgestiegene Lehrkräfte getroffen und mit ihnen darüber gesprochen, woran das System Schule krankt.
    „Die Vernachlässigten“: Buch von Deutschlands ehemaligem obersten Schülersprecher
    Dario Schramm war Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz und damit Deutschlands ehemaliger oberster Schülersprecher. Im letzten Jahr hat er unter Coronabedingungen sein Abitur gemacht und ein Buch geschrieben: „Die Vernachlässigten. Generation Corona: Wie uns Schule und Politik im Stich lassen“ (Droemer Knaur). Die Streitschrift eines Corona-Abiturienten. Darin kritisiert er unter anderem, dass die Lufthansa mit Milliarden gerettet wurde, während es an den Schulen immer noch an Luftfiltern und schnellem Internet mangelt. Das „Kulturjournal“ hat mit ihm darüber gesprochen, was sich seiner Meinung nach alles an den Schulen ändern muss.
    „Lehrkraft im Vorbereitungsjahr“: Film über die Lehrerausbildung
    Acht Uhr morgens. Unterrichtsbeginn. Die Schülerschaft lärmt, albert herum. Wie die Klasse ruhig bekommen? Das sind die ersten Herausforderungen von den sogenannten Lehrkräften im Vorbereitungsdienst. Das Studium haben sie erfolgreich hinter sich gebracht. Nun wartet die Praxis in Form von bis zu 30 Schülerinnen und Schülern in einer Klasse, die alles andere als lernwillig und ruhig sind. 18 Monate dauert das Referendariat. 18 Monate lang hat der preisgekrönte Dokumentarfilmer Timo Großpietsch drei Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst begleitet. Zum ersten Mal durfte ein Journalist jeden Schritt auf dem Weg zum Lehrer dokumentieren, bei Prüfungen sowie Nachbesprechungen mit dabei sein. Das Ergebnis ist ein spannender Blick hinter die Kulissen der Lehrerausbildung (jetzt in der ARD-Mediathek verfügbar).
    Zwischen Kompetenzorientierung und Allgemeinbildung: Lernen die Kinder das Richtige in der Schule?
    Im Jahr 2000 der Schock. Der PISA-Schock. Bei den internationalen Schulleistungsuntersuchungen der OECD landeten Deutschlands Kinder abgeschlagen auf den hintersten Rängen. Und das im Land der Dichter und Denker. Was folgte, waren Reformen. So zog die Kompetenzorientierung ein in den Unterricht. Es ging ab da mehr um Problemlösung, um angewandtes Wissen. Nur: Ist das die Lösung? Kritiker bemängeln, dass die Kinder kein reines Wissen mehr lernen, dieses in den Hintergrund tritt, teilweise wissen sie nur, wo sie was nachschlagen können.
    2015 twitterte eine 17 Jahre alte Schülerin aus Köln, dass sie keine Ahnung von Steuern, Versicherungen und Miete habe. Aber dafür eine Gedichtanalyse in vier Sprachen könne. Was also sollten Kinder in der Schule lernen? Was ist das Richtige? Das „Kulturjournal“ spricht dazu unter anderem mit Andreas Schleicher, Bildungsforscher der OECD, Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, und Maike Schubert, Leiterin der Winterhuder Reformschule in Hamburg.
    Deutscher Schulpreis für das beste Digitalkonzept: Besuch bei der IGS Lengede
    Gerade einmal 37 Prozent der Schulen in Deutschland sind mit schnellem Internet ausgestattet. 2021 nutzten weniger als 27 Prozent der Schulen eine Onlinelernplattform. Dass es auch anders geht, beweist die IGS Lengede in Niedersachsen. Sie bekam im vergangenen Jahr den Deutschen Schulpreis für das beste Digitalkonzept. 2010 wurde die Schule gegründet, hat von Anbeginn ein digitales Konzept verfolgt. Seit vier Jahren hat die Gesamtschule eine selbst entworfene Schul-Cloud, in der alles für alle per Internet zu finden ist: Noten, Klassenbücher, Hausaufgaben. Das „Kulturjournal“ hat einen Schultag mit der Kamera begleitet und geguckt, wie die Digitalisierung an den Schulen eben doch klappen kann. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.02.2022NDR
  • Folge 24 (30 Min.)
    Die große Hamburger Sturmflut: Wie sie Menschen bis heute verfolgt
    Kaum ein Ereignis wühlt viele Norddeutsche bis heute so auf wie die Sturmflut von 1962 im Norden. Ausgelöst durch einen Orkan rollt mitten in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar eine gewaltige Flutwelle von der Nordsee die Elbe hinauf, zerstört Deiche, reißt Häuser und Wohnungen weg. 340 Menschen sterben, allein 315 in Hamburg. Eine Dokumentation im NDR Fernsehen blickt jetzt zurück und spricht mit Überlebenden über ihre persönlichen Erinnerungen (Unsere Geschichte – Die Sturmflut 1962, NDR Fernsehen, 16. Februar, 21:00 Uhr).
    Das „Kulturjournal“ erinnert an die Jahrhundertflut, die bis heute noch präsent ist.
    Werftenkrise auf der Bühne: Musical von Sting in Lübeck
    Die Krise der Schiffbauindustrie ist für die betroffenen Menschen und ihre Familien eine Katastrophe. Denn oft verlieren sie damit nicht nur ihre Jobs, sondern auch Identität und Lebensinhalt. Aktuell stehen in Mecklenburg-Vorpommern die Mitarbeitenden der insolventen MV WERFTEN vor einer ungewissen Zukunft. Voraussichtlich am 1. März wird das Insolvenzverfahren für die drei Standorte Wismar, Rostock und Stralsund eröffnet. Um den Strukturwandel in der Schiffbauindustrie geht es auch im Musical „The Last Ship“ von Popstar Sting, das jetzt im Theater Lübeck aufgeführt wird. Der frühere Police-Sänger stammt aus der britischen Hafen- und Industriestadt Wallsend und verarbeitet in dem Stück seine eigene Herkunft und Erfahrungen aus seiner Heimatstadt: die Werft in „The Last Ship“ soll abgewickelt, das letzte Schiff abgewrackt werden. Doch dann kommt es zu einer ungewöhnlichen Revolte.
    Das „Kulturjournal“ zeigt Ausschnitte aus der Lübecker Inszenierung (Premiere: 11. Februar), spricht mit Regisseur Malte C. Lachmann und mit Sting selbst über „The Last Ship“.
    Der Fall Kurnaz auf der Berlinale: Kinofilm von Andreas Dresen
    Der Fall Murat Kurnaz erregte die Gemüter der ganzen Republik: die Geschichte des vermeintlichen „Bremer Taliban“, der jahrelang zu Unrecht in Guantánamo inhaftiert war. Jetzt erzählt der Filmemacher Andreas Dresen diese Geschichte aus der Sicht der Mutter: Rabiye Kurnaz, die als türkische Hausfrau im Kampf um die Freilassung ihres Sohnes aus dem Bremer Reihenhaus direkt in die Weltgeschichte katapultiert wird. Am Ende landet sie schließlich vor dem Supreme Court in Washington. Der Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ ist eine Koproduktion des NDR und erlebt seine Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale.
    Das „Kulturjournal“ spricht mit Andreas Dresen über seinen neuen Film.
    Warum macht Singen glücklich? Das neue Buch von Katharina Hagena
    Allein unter der Dusche, gemeinsam im Chor oder kollektiv im Fußballstadion: Menschen singen, meist von Kindesalter an. Denn Lieder gibt es für fast alle Gelegenheiten, zu allen wichtigen Themen des Lebens: über Liebe und Trauer, zu Geburtstag und Weihnachten, für Krieg und Frieden. Die Hamburger Schriftstellerin Katharina Hagena ist selbst begeisterte Sängerin, Mitglied in verschiedenen Chören. In ihrem neuen Buch „Herzkraft“ (Arche Verlag) schreibt sie ganz persönlich über ihre eigene Sing-Geschichte, sie bringt Beispiele aus der Literatur- und Musikgeschichte und erklärt, warum Singen glücklich macht. Manchmal, so Hagena, fühlt es sich sogar an, als würde man fliegen.
    „Herzkraft“ ist ein vielstimmiges Lesebuch über das Singen und natürlich auch eine Einladung, die eigene Stimme zu erheben.
    Fulminanter Liebesroman aus der Badeanstalt: „Nordstadt“ von Annika Büsing
    Ein Roman, rau und romantisch wie das Ruhrgebiet. In ihrem Debüt „Nordstadt“ erzählt Annika Büsing eine etwas andere Liebesgeschichte. Ihre Heldin ist Nene, eine junge Bademeisterin in einer öffentlichen Badeanstalt, in der Wellness ein Fremdwort ist und der Fun-Faktor sich im Chlorgeruch verflüchtigt. Hier begegnet sie Boris, der an Kinderlähmung erkrankt war und vom Leben nichts mehr erwartet. Wie sich die beiden annähern, das erzählt Annika Büsing herzzerreißend und voller Humor. Nach längeren Aufenthalten in Island und Norddeutschland lebt sie mit ihrer Familie in Bochum. Das „Kulturjournal“ besucht sie dort und spricht mit ihr über ihren fulminanten Roman. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.02.2022NDR
  • Folge 25 (30 Min.)
    Der Ausnahmeweg einer Kanzlerin – Der Dokumentarfilm „Angela Merkel – Im Lauf der Zeit“
    „Was ist beleidigender: Grau oder Maus?“ So wird Angela Merkel als junge Politikerin in einer Fernsehsendung provokant gefragt. Jahre später nennt US-Präsident Barack Obama sie eine Führungspersönlichkeit, die sich von gewöhnlichen Politikern unterscheidet. Das ist die Bandbreite der Dokumentation „Angela Merkel – Im Lauf der Zeit“. Für diesen Film hat die langjährige Kanzlerin sich viel Zeit genommen und, auch wenn es Zufall war, dem Regisseur Torsten Körner das letzte Interview ihrer Amtszeit gegeben. Der Film zeigt keinen chronologischen Abriss der sechzehnjährigen Kanzlerschaft und schon gar nicht will er ein Lebenslauf sein.
    Vielmehr lässt er teilhaben an Ereignissen, an Vorgängen, zeigt Material aus den verschiedensten Archiven, das man heute teilweise mit anderen Augen sieht. Bemerkenswert ist die Auswahl der Gesprächspartner*innen, die sich über Angela Merkel äußern: Von Theresa May und Barack Obama bis zur Migrationsforscherin Naika Foroutan und der erst 16-jährigen Carla, die kurz nach Merkels Amtsantritts gerade geboren wurde. „Angela Merkel – Im Lauf der Zeit“ wird am 22. Februar auf „ARTE“ und am 27. Februar im „Ersten“ gesendet und ist online jeweils zwei Tage vorab in den Mediatheken zu sehen.
    Die Scorpions sind zurück – Interview mit Klaus Meine
    Vor über zehn Jahren kündigten die Scorpions ihre große Abschiedstournee an und das letzte Studioalbum: „Sting in the Tail“ von 2010. Doch es folgten Konzerte auf Konzerte und dann fünf Jahre später wieder eine Platte. Von Abschied keine Rede mehr, statt Ruhestand wurde weiter gerockt. Jetzt bringen die Hannoveraner noch einmal neue Musik, am 25. Februar erscheint das Album mit dem bezeichnenden Titel „Rock Believer“, das ganz absichtlich so klingen soll wie früher: Guter alter Scorpions-Rock, mit dem die Band weltberühmt wurde, erst im Ausland, dann in Deutschland. Aufgenommen wurde die Platte in ihrer Heimat Hannover in den Peppermint Studios. Dort trifft das „Kulturjournal“ Scorpions-Sänger Klaus Meine zum Interview und spricht mit ihm über alte Zeiten und neue Pläne.
    Nie wieder Krieg – Das neue Album von Tocotronic
    Jede Platte ein Ereignis – auch beim mittlerweile 13. Album von Tocotronic ist das so. Woran das liegen mag? Die Veteranen der Hamburger Schule sind Großmeister im Produzieren cleverer Slogans. Während sie in ihren Anfängen in den 1990er Jahren ebenso präpotent wie pubertär nölten „Wir kommen, um uns zu beschweren“, ist die Band mittlerweile längst beim wuchtigen Pathos angelangt. Für den Titelsong des neuen Albums bediente man sich bei Käthe Kollwitz: „Nie wieder Krieg!“ – größer geht’s nicht. Weil das selbst den Tocos etwas zu dick scheinen mag und Texter von Lowtzow ein cleverer Bursche ist, besingt er in der nächsten Zeile einen Coupon von Sanifair. So ist das, immer noch: das Eigentliche ist dann doch uneigentlich und das scheinbar Politische („Krieg“) viel mehr privates Statement.
    Amerika in Braunschweig – Ausstellung mit Fotos von Andreas Feininger
    Er hat den Mythos New York in den 1940er Jahren in spektakulären Bildern eingefangen: der deutsch-amerikanische Fotograf Andreas Feininger. Seine Fotos sind Ikonen der Moderne – Kultbilder auf Kalendern und in Postershops. Jetzt zeigt das städtische Museum Braunschweig die Ausstellung „Alte Neue Welt“ mit 260 seiner großartigen Fotografien. Der Sohn des Bauhaus-Meisters Lyonel Feininger studierte als junger Mann selbst am Bauhaus in Weimar Architektur. In den 1930er Jahren verließ er Deutschland und wurde in den USA Fotoreporter beim legendären Time Life Magazine. Grafische Strukturen und klare Formen faszinierten ihn ein Leben lang – in der Architektur genauso wie in der Natur. Die Ausstellung läuft bis zum 14. August.
    Die Geschichte einer deutsch-armenischen Familie – Das NDR Buch des Monats von Laura Cwiertnia
    Ein starkes Debut: Die Journalistin Laura Cwiertnia, als Tochter eines armenischen Vaters und einer deutschen Mutter in Bremen geboren, schreibt in ihrem ersten Roman die Geschichte einer deutsch-armenischen Familie über mehrere Generationen. Zentrale Figur ist Karlotta, die in den 1990er Jahren in Bremen-Nord aufwächst und außerhalb der Familie Karla genannt wird. Denn über die armenischen Wurzeln wird selten gesprochen und sie werden erst recht nicht nach außen gezeigt: „Auf der Straße heißen wir anders“. Das ist auch der Titel des Romans von Laura Cwiertnia.
    Von Bremen aus erzählt das Buch die Geschichte des Vaters, der in Istanbul aufgewachsen ist und die der Großmutter, die als sogenannte Gastarbeiterin aus der Türkei nach Deutschland gekommen war. Bis hin zur Urgroßmutter, die den Völkermord an den Armeniern vor über hundert Jahren miterlebt hat. „Auf der Straße heißen wir anders“ ist ein vielschichtiger und klug komponierter Roman über das Aufwachsen mit komplexen Identitäten und über eine Familie, die immer wieder erleben muss, was es bedeuten kann, nicht dazuzugehören. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.02.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 19.02.2022ARD Mediathek
  • Folge 26 (30 Min.)
    Musik verbindet: die ukrainische Pianistin Olena Kushpler
    Der Ukraine-Krieg nimmt die in Hamburg lebende Pianistin Olena Kushpler aus der Ukraine schwer mit. Gerade dreht sich alles um konkrete Hilfsaktionen für ihre Landsleute, vor allem Frauen und Kinder, die vor dem Krieg flüchten. Die kurzfristig organisierte Kulturveranstaltung „Solidarität mit der Ukraine“ am Hamburger Thalia Theater unterstützt sie und spielt Klavierstücke von ukrainischen Komponisten und Komponistinnen. Musik hat eine große Bedeutung in diesen Zeiten, glaubt Olena Kushpler, weil Musik die Menschen verbindet.
    Fränzi Kühne: „Was Männer nie gefragt werden“
    Wie bringen Sie Familie und Karriere unter einen Hut? Und: Was ziehen Sie zur nächsten Sitzung an? Mit solchen Fragen wurde Fränzi Kühne als Unternehmerin und Aufsichtsrätin häufig konfrontiert. Lauter Fragen, die man ihren männlichen Kollegen so nicht gestellt hat. Während es bei denen meist um den Job geht, werden Frauen oft auf ihr Äußeres oder die Familie angesprochen. Nun hat Kühne den Spieß umgedreht: Für ihr Buch „Was Männer nie gefragt werden“ hat sie 22 Männern, unter anderem Gregor Gysi, Heiko Maas, Bosse und Helmut Thoma, typische „Frauenfragen“ gestellt.
    „Es kann nur eine geben“: Buch von Carolin Kebekus
    Es klingt eigentlich leicht: Wer begabt und klug ist, hat alle Chancen, nach oben zu kommen. Doch für Frauen gilt das nur bedingt. Warum das so ist, analysiert die bekannte Komikerin, Sängerin und Schauspielerin Carolin Kebekus in ihrem neuen Buch „Es kann nur eine geben“. Sie will den Finger in die Wunde legen, sagt sie, und durchaus aufrütteln. Kebekus räumt in ihrem Buch auch mit weiblichen Klischees auf und kritisiert den Konkurrenzdruck unter Frauen. Und sie wäre nicht eine großartige Comedienne, wenn das Buch nicht auch wirklich unterhaltsam und voller Ironie wäre.
    Ein Dorf, zwei Frauen: das „NDR Buch des Monats“:
    „Nebenan“ Ein Dorf im Norden. Hier kennt man sich, und doch weiß man oft zu wenig von den Menschen nebenan. Die Hamburger Schriftstellerin Kristine Bilkau erzählt in ihrem neuen Roman von zwei Frauen in einem solchen Dorf am Nord-Ostsee-Kanal: Julia wohnt erst seit Kurzem mit ihrem Partner hier, das Paar wollte raus aus der Großstadt, und Julia hat sich mit einem eigenen Keramikladen in den nahen Kleinstadt einen Traum erfüllt. Doch ihr größter Wunsch bleibt unerfüllt: Sie wird nicht schwanger. Astrid hat drei erwachsene Söhne, aber die sind längst weggezogen.
    Sie ist Ärztin kurz vor dem Ruhestand, ihr Mann ist schon pensioniert. Wie soll es nun weitergehen? Feinsinnig und genau erzählt Kristine Bilkau von diesen Frauen, denen es eigentlich gut geht, aber deren Leben Brüche bekommt. Als eine Familie aus dem Dorf verschwindet, kreuzen sich ihre Wege. Außerdem beschreibt Kristine Bilkau, wie sich Orte verändern: die Dörfer, die überaltern, und auch die kleinen Städte, deren Innenstädte veröden. Ihr Roman „Nebenan“, der am 8. März erscheint, ist das „NDR Buch des Monats“.
    Männer, macht Platz! Frauen im Musikbusiness
    Die Musikbranche ist ein Herrenclub: Die Charts werden von Männern dominiert, auf Festivals treten fast nur Männer auf, in den Vorstandsetagen der Majorlabels sitzen ausschließlich Männer. Und ein Großteil der Kulturgelder, die vom Staat vergeben werden, gehen in männliche Hände. Frauen sind in allen Bereichen des Musikbusiness unterrepräsentiert. Eine neue weibliche Rap-Generation ist auf dem Vormarsch. Dafür, dass die Frauen vermeintliches Männerterrain betreten, werden sie hart angegangen und beleidigt. Wieso sind diese Ungerechtigkeiten im Jahre 2022 nicht schon längst überwunden? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.03.2022NDR
  • Folge 27 (30 Min.)
    Flucht vor den Bomben: Fotos aus dem ukrainisch-polnischen Grenzgebiet
    Immer wieder ist der Fotograf Florian Bachmeier in die Ukraine gereist, hat die Menschen und ihr Leben dort mit seiner Kamera dokumentiert. Seine Bilder sind Alltagsbeobachtungen und erzählen viel von den Nachwirkungen des Zerfalls der Sowjetunion: auf dem Maidan in Kiew, in abgelegenen Dörfern. Er macht in seinen Fotos die Spuren des lange währenden Konflikts im Donbass und auf der Krim sichtbar. Kurz nach Ausbruch des jetzigen Krieges war Florian Bachmeier wieder mit seiner Kamera unterwegs und hat im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet fotografiert. Das „Kulturjournal“ hat ihn direkt nach seiner Rückkehr nach Deutschland getroffen.
    Krieg in der Ukraine: Kampf um die eigene Kultur und Autonomie
    Der Kampf um die Ukraine ist auch ein Kulturkampf, hatte doch nur wenige Tage vor der Invasion Wladimir Putin in seiner Rede an die russische Nation noch einmal deutlich gemacht, dass er die Kultur, Autonomie und Identität der Ukraine infrage stellt. Mit Beginn des Krieges sind aus den Worten Taten geworden. Doch der heftige Widerstand, den die Ukrainer*innen der russischen Armee entgegensetzen, straft ihn Lügen. Das „Kulturjournal“ spricht mit Künstler*innen über ihren Kampf um die eigene Kultur.
    Nord Stream 2 als Mäzen und Stifter: reine Wirtschaftsdiplomatie oder Instrumentalisierung von Kultur?
    Das Verhältnis zwischen Kultur, Wirtschaft und Politik wird derzeit in Mecklenburg-Vorpommern neu vermessen: Auf dem Prüfstand steht die Rolle von Nord Stream 2 als Mäzen und Stifter. So hat das Orchester Baltic Sea Philharmonic seine Zusammenarbeit mit der Nord Stream 2 AG ausgesetzt, kurz bevor die deutsche Bundesregierung das Aus der Pipeline verkündete, die Gesellschaft mit Sitz im schweizerischen Zug alle seine Mitarbeitenden entlassen und die Homepage gelöscht. Das Orchester wurde 2008 als Baltic Sea Youth Philharmonic auf Initiative des Usedomer Musikfestivals und der Nord Stream AG gegründet, seit 2017 war die Nord Stream AG Hauptförderer des Orchesters.
    Bei den Konzerten kam es oft zum Stelldichein von Prominenz Politik und Wirtschaft, bis vor Kurzem wenig hinterfragt. Doch die aktuellen Entwicklungen lassen so manches in einem anderen Licht erscheinen. Das „Kulturjournal“ fragt nach: Hat sich die Kultur als Vehikel für wirtschaftliche und politische Netzwerke zur Verfügung gestellt?
    Schweigen ist keine Option: der belarussische Autor Sasha Filipenko
    Schweigen ist für ihn keine Option, auch wenn er wegen seiner Texte ins Exil musste und sein Vater in Belarus vom Sicherheitsdienst regelmäßig zum Gespräch einbestellt wird. Im Gegenteil: Sasha Filipenko spricht und schreibt offen über die Zustände in seinem Heimatland, in Russland, und über das Weltgeschehen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse liest sich sein neuster Roman „Die Jagd“ (Diogenes) wie eine Blaupause auf das Vorgehen Putins gegenüber der Ukraine. In dem Buch wird ein Journalist, der es gewagt hat, sich mit einem Oligarchen anzulegen, systematisch fertiggemacht, für Filipenko werden dort dieselben Methoden angewendet, die jetzt zur Invasion Russlands geführt haben. Das „Kulturjournal“ hat Sasha Filipenko am Vorabend Krieges bei einer Lesung getroffen.
    Vom Verdrängen und Erfinden: Abbas Khiders neuer Roman „Der Erinnerungsfälscher“
    Vor 25 Jahren ist Abbas Khider aus dem Irak geflohen, mehr als zwei Jahrzehnte lebt er jetzt in Deutschland, wurde hier zum Schriftsteller. In seinen Romanen schreibt er über Flucht und Ankommen, sie sind stark von seiner eigenen Lebensgeschichte geprägt, aber keine Autobiografien, wie er immer wieder betont. In seinem neuen Roman „Der Erinnerungsfälscher“ (Hanser Verlag) geht es um die Macht des Erinnerns und die Lust des Erzählens. Das „Kulturjournal“ spricht mit Abbas Khider über Flucht und Ankommen und die Leichtigkeit des Lebens und Schreibens.
    Was passiert, wenn das Wasser versiegt: ARD-Schwerpunkt #unserWasser
    Alle nehmen es als selbstverständlich: Doch was passiert, wenn der Menschheit das Wasser ausgeht? Und das auch noch selbst verschuldet! Denn Wasser ist längst zur Ware geworden: Tatsächlich werden Kommunen mit großen Trinkwasserreservoirs auch hier im Norden von internationalen Getränkekonzernen umworben. Denn diese großen Konzerne wollen Trinkwasser abfüllen und gewinnbringend verkaufen. Wie, das zeigt „Bis zum letzten Tropfen – die Doku“, im Anschluss an den Fernsehfilm gleichen Titels“ (Das Erste, 16. März, um 20:15 Uhr bzw. Dokumentation um 21:45 Uhr im Rahmen von #unserWasser in der ARD).
    Die Zukunft des Jazz: die Sängerin Cécile McLorin Salvant
    Sie singt, komponiert und macht Kunst. Cécile McLorin Salvant verkörpert die Tradition des zeitlosen Jazz, aber öffnet ihn auch für Neues. Cover von aktuellen Popsongs interessieren sie weniger, die New Yorkerin liebt Barock-Musik und Chansons. Sie singt auf Englisch, Französisch und Spanisch, ist in diesen Sprachen zu Hause. Dreimal hat sie schon einen Grammy bekommen, jetzt ist gerade ihr neues Album erschienen: „Ghost Song“. Das „Kulturjournal“ hat die Frau mit der umwerfenden Stimme in der Galerie in New York getroffen, in der gerade ihre Bilder zu sehen sind. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.03.2022NDR
  • Folge 28 (30 Min.)
    Vom Ernährer des Landes zum Buhmann der Nation: ein Buch über Geschichte und Situation der Landwirte
    Früher wurden die Bauern geachtet, denn man hat sie gebraucht: Sie ernährten die Menschen in der Stadt. Heute gibt es Lebensmittel en masse auf dem Weltmarkt, und viele Bauern fühlen sich von der Politik gegängelt und von den Städtern als Umweltsünder oder Tierquäler verachtet. Die Autorin und Journalistin Uta Ruge ist selbst auf einem Bauernhof in Niedersachsen großgeworden. In ihrem gefeierten Buch „Bauern, Land“ (Kunstmann Verlag) erzählt sie am Beispiel ihres Heimatdorfes Neubachenbruch im Landkreis Cuxhaven, wie das Leben auf dem Land sich radikal verändert hat. Und sie schreibt darüber, wie es den heutigen Landwirten geht zwischen Agrarpolitik, Umweltschutz und der Notwendigkeit, wirtschaftlich zu überleben. Das „Kulturjournal“ spricht mit Uta Ruge und mit ihrem Bruder, der heute den Hof der Eltern bewirtschaftet.
    Vater und Sohn: Dokumentarfilm über die Musiker Eugen Cicero und Roger Cicero
    Der Vater war ein virtuoser Pianist, der Sohn ein begnadeter Sänger, beide starben viel zu früh: Eugen und Roger Cicero sind zwei Ausnahmemusiker, die jetzt in einem Dokumentarfilm porträtiert werden. Eugen Cicero wurde früh als Jazzpianist berühmt. Er nahm erfolgreiche Platten auf, wurde mit Oscar Peterson verglichen, begleitete Starsängerinnen wie Ella Fitzgerald oder Shirley Bassey. Doch dann stagnierte die Karriere, statt großer Konzerte spielte er in Unterhaltungsshows, dazu kamen Probleme mit Alkohol.
    Sein Sohn Roger Cicero machte erst spät Karriere, dann füllte er mit deutschem Soul ganze Arenen, trat beim ESC auf. Er starb mit nur 45 Jahren an einem Hirninfarkt, Eugen Cicero im Alter von 57 Jahren, auch nach einem Hirninfarkt. Die sehenswerte Dokumentation „Cicero – zwei Leben, eine Bühne“ von Regisseur Kai Wessel enthält viel Archivmaterial, auch mit Vater und Sohn gemeinsam auf der Bühne, sowie zahlreiche Interviews u.a. mit Till Brönner und Joja Wendt. Der vom NDR koproduzierte Film kommt am 24. März ins Kino.
    Was treibt Putin an? Ein Buch über „Putins Netz“
    Was will Putin? Welche Interessen verfolgt der Kreml und zu welchem Zweck? Fragen, die nach dem Einmarsch in die Ukraine umso dringlicher diskutiert werden. Liest man das akribisch recherchierte Buch „Putins Netz“ (HarperCollins) der britischen Autorin und Investigativjournalistin Catherine Belton, dann findet man auf die zentralen Fragen klare, aber auch bestürzende Antworten. Die ehemalige Moskau-Korrespondentin der „Financial Times“ hat dafür jahrelang mit ehemaligen Vertrauten, Geheimdienstmitarbeitern und Oligarchen gesprochen. Sie ist weit in die Biografie Putins zurückgegangen, in seine Jahre als Verbindungsmann zwischen dem russischen Geheimdienst KGB und der Stasi in Dresden, in seine Zeit als Vize-Bürgermeister in St.
    Petersburg bis hin zum überraschenden Aufstieg zum Präsidenten Russlands und in alles, was danach kam. Bis in alle Untiefen beschreibt sie das „System Putin“, in dem mit schwindelerregenden Summen mächtige Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen werden, in dem kriminelle Muster immer wiederkehren und das hochgefährlich ist für alle Einzelnen, die sich ihm nähern, vor allem aber auch für die westlichen Demokratien an sich: „Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste“.
    Einsatz für die Ukraine: der KATAPULT-Verlag in Greifswald
    Ganz konkret Menschen aus der Ukraine helfen, das will der KATAPULT-Verlag in Greifswald. Der Verlag veröffentlicht nicht nur einen unabhängigen Liveblog zum Krieg, sondern er will Journalist*innen aus der Ukraine für die Berichterstattung einstellen. Dafür verzichten 20 Mitarbeiter*innen des Verlags auf einen Teil ihres Gehalts. Der KATAPULT-Verlag wurde 2015 von Studierenden gegründet, um in einem Magazin vereinfachte und zugleich detaillierte Grafiken aus dem Bereich der Sozialwissenschaften zu veröffentlichen. Das Projekt wurde ein großer Erfolg, inzwischen gehören auch Bücher zum Programm. Im neuen Buch „Fredrich rastet aus“ veröffentlicht KATAPULT-Chefredakteur Benjamin Fredrich seine „Streitschriften“, in denen es u.a. um Debatten mit Medien geht. Der Verlag hat noch weitere große Pläne: ein Zentrum für Geflüchtete und eine Schule für Journalismus. Das „Kulturjournal“ besucht den KATAPULT-Verlag in Greifswald.
    Überfällige Wiederentdeckung: das Klavier mit zwei Tastaturen
    Er wollte das Instrument der Zukunft bauen: Der Komponist und Erfinder Emanuel Moór (1863 – 1931) entwickelte ein Klavier mit zwei übereinanderliegenden Tastaturen: das Duplex Coupler Grand Piano. Durch das zweite Manual ermöglicht das Instrument die Verdopplung und Oktavierung der Töne und dadurch einen reicheren Klang als das herkömmliche Piano. Die Resonanz auf die ersten Exemplare war anfangs tatsächlich groß, Emanuel Moór präsentierte sein Klavier und seine Kompositionen in wichtigen Konzerthäusern. Aber durchgesetzt hat sich das Doppelklavier dann doch nicht.
    Zu Unrecht, findet der Hamburger Cellist David Stromberg, er will das Instrument nun endlich wieder aus der Vergessenheit ins Konzertleben zurückholen. Gemeinsam mit dem Pianisten Florian Uhlig hat er eine CD eingespielt, jetzt folgt eine Konzertreihe im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (30. März, 24. April, 25. Mai) und in der Elbphilharmonie (28. September). Im „Kulturjournal“ präsentieren Stromberg und Uhlig das Instrument, das einst die Zukunft des Klaviers sein sollte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.03.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 19.03.2022ARD Mediathek
  • Folge 29 (30 Min.)
    „Die Nordreportage: Kein Material, keine Leute, aber teuer“: Reportage über den Bauboom
    Der Bau boomt. Gleichzeitig schaffen die Baufirmen viele Aufträge nicht. Es herrscht Mangelwirtschaft bei Baustoffen. Kostensteigerungen auf allen Baustellen. Mecklenburg-Vorpommern ist bundesweit Spitzenreiter. Etwa 40 Prozent teurer ist das Bauen allein im zweiten Halbjahr 2021 geworden, schätzt die Branche. Die Coronapandemie hat Lieferketten unterbrochen, eine Folge sind monatelange Verzögerungen bei der Lieferung unzähliger Materialien. Dazu kommt der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Eine Wohnungsgenossenschaft in Rostock baut gerade vier große mehrgeschössige Häuser für bezahlbaren Mietwohnraum. Eigentlich sollten die Mieter*innen im April 2022 einziehen. Vielleicht werden die Häuser Ende 2022 fertig. „Die Nordreportage: Kein Material, keine Leute, aber teuer“ im NDR Fernsehen am 31. März um 18:15 Uhr zeigt den Irrsinn auf norddeutschen Baustellen.
    Ein Kind und sein dementer Vater: das neue Buch der Schauspielerin Andrea Sawatzki
    Die Bücher der Schauspielerin und Autorin Andrea Sawatzki sind Bestseller. Jetzt hat sie einen neuen, bewegend offenen Roman geschrieben, der ihrer eigenen Kindheit sehr nahekommt: „Brunnenstraße“ (Piper). Darin muss ein Mädchen namens Andrea Verantwortung übernehmen für ihren alten dementen Vater, die totale Überforderung. Eine Überforderung, die Andrea Sawatzki auch im eigenen Leben widerfahren ist. Erst mit acht Jahren lernte sie ihren Vater kennen, zog mit ihrer Mutter zu ihm in ein bayerisches Dorf. Der Vater, einst ein gefeierter Journalist, erkrankte an Alzheimer. Da die Mutter arbeiten gehen musste, um Geld zu verdienen, musste sich Andrea Sawatzki um ihren Vater kümmern. Wie es ihr dabei ergangen ist, erzählt Andrea Sawatzki.
    Wiederaufbau statt Gedenkstätte? Streit um Rekonstruktion der Bornplatzsynagoge in Hamburg
    Was ist wichtiger: ein Mahnmal zur Erinnerung an den Holocaust oder ein Ort für aktives jüdisches Leben? Das ist, überspitzt, die Frage, vor der die Jüdische Gemeinde in Hamburg und die Stadt Hamburg derzeit stehen. Denn die Gemeinde hat Großes vor: Sie will die Bornplatzsynagoge wieder aufbauen, jene riesige Synagoge aus dem Kaiserreich, die die Nationalsozialisten 1938 in der Reichspogromnacht zerstörten. Das Ziel: einen sichtbaren Ort schaffen, mitten in Hamburg, dort, wo vor der Auslöschung jüdischen Lebens ein ganzes Viertel von der Gemeinde und eben jener 40 Meter hohen Synagogenkuppel geprägt war. Hier war das Zentrum jüdischen Lebens in der Stadt, und hierhin will die Jüdische Gemeinde wieder zurückkehren.
    Doch es gibt auch scharfe Kritik, denn der Platz, auf dem die alte Synagoge stand, ist seit fast 40 Jahren auch ein Mahnmal. Im Boden liegt ein großes Mosaik, das das Deckengewölbe der zerstörten Synagoge nachzeichnet. Die Pläne sehen vor, dass dieses Mahnmal weichen muss oder zumindest zum Teil überbaut wird. Kritikerinnen und Kritiker sowie Historikerinnen und Historiker, oft selbst jüdisch, werfen deshalb der Jüdischen Gemeinde und der Hamburger Politik Geschichtsvergessenheit vor. Wie also umgehen mit den großen Plänen? Was soll mit dem Mahnmal passieren? Kann, darf, muss es weichen, um jüdische Zukunft zu sichern? Und: Wer ist zuständig für Mahnung und Erinnerung?
    Ein Kinderheim in der Ukraine: Dokumentarfilm „A House Made of Splinters“
    Welche Spuren hinterlässt es auf den Seelen von Kindern, wenn sie in Verhältnissen aufwachsen, die von gewalttätigen Auseinandersetzungen und Krieg zerrüttet sind? In Lyssytschansk, einer Stadt unweit der Frontlinie zur selbsternannten Volksrepublik Lugansk in der Ostukraine, gibt es ein Kinderheim, welches sich um die Kinder aus der vom jahrelangen Konflikt zerfressenen Gegend kümmert. Der Dokumentarfilm „A House Made of Splinters“ des dänischen Regisseurs Simon Lereng Wilmont porträtiert dieses Heim und seine Kinder als einen behüteten Ort. Beim berühmten Sundance Film Festival bekam Simon Lereng Wilmont Ende Januar für seinen einfühlsamen Film den Regiepreis. Drei Wochen später gibt es das Heim nicht mehr. Die Kinder, die Betreuer, mussten über Nacht vor dem russischen Angriff auf die Ukraine fliehen. Der Beitrag erzählt vom dramatischen Schicksal des Heimes und seiner Evakuierung.
    Legendärer Maler: Worpswede feiert Heinrich Vogeler
    Vom romantischen Jugendstilkünstler in Worpswede zum Anhänger des Kommunismus, der in die Sowjetunion emigrierte: Die Biografie des populären Künstlers Heinrich Vogeler weist erstaunliche Brüche auf. Im Jahr seines 150. Geburtstages wird er in der Künstlerkolonie Worpswede und in Bremen mit mehreren Ausstellungen gefeiert. Anfang Mai kommt eine Verfilmung seines Lebens ins Kino: „Heinrich Vogeler – Aus dem Leben eines Träumers“ mit Florian Lukas und Anna Maria Mühe in den Hauptrollen. Das „Kulturjournal“ trifft Florian Lukas im berühmten Barkenhoff in Worpswede auf den Spuren des legendären Malers. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.03.2022NDR
  • Folge 30 (30 Min.)
    Bäume für Afrika: Volkers Schlöndorffs Dokumentarfilm „Der Waldmacher“:
    Wie können Bäume in der Wüste wachsen? Der Australier Tony Rinaudo hat eher zufällig entdeckt, wie das möglich ist. Mit Enthusiasmus und jahrelanger Beharrlichkeit sind so Wälder unter anderem im Niger in Westafrika entstanden. Dafür hat Rinaudo sogar den Alternativen Nobelpreis bekommen. Die Geschichte hat Oscarpreisträger Volker Schlöndorff so begeistert, dass er mit über 80 etwas ganz Neues wagtr und seinen ersten Dokumentarfilm drehte. Darin begleitet er den „Waldmacher“ mit seiner Kamera. Der Film kommt am 7. April in die Kinos.
    Vater gegen Lehrer: der neue Spielfilm von Jan Weiler und Sönke Wortmann:
    Kurz vor dem Start ins Wochenende wird das Lehrerzimmer eines Gymnasiums zum Schauplatz eines Albtraums: Ein ehrgeiziger Vater will mit Waffengewalt die Abiturzulassung seines Sohnes erzwingen. Er nimmt sechs Lehrer in Geiselhaft und verlangt, dass sie gemeinsam die Lateinnote anheben. Was als Diskussion unter Kollegen beginnt, wird zum knallharten Schlagabtausch, bei dem sich wahre Abgründe auftun. Bestsellerautor Jan Weiler hat das Drehbuch für die tiefschwarze Komödie geschrieben. Sönke Wortmann hat es mit Starbesetzung (u.a. Anke Engelke, Justus von Dohnányi, Florian David Fitz) verfilmt.
    Hip und Platt: die niederdeutsche Sängerin Norma Schulz:
    Sie singt Hochdeutsch, Friesisch und Platt. Die norddeutsche Singer-Songwriterin Norma Schulz hat gerade ihr drittes Album mit eigenen Songs herausgebracht, diesmal komplett auf Platt. Und das ist auch der Titel der CD: „Op Platt“. Eine Sprache, die ihr am Herzen liegt. Aufgewachsen auf Föhr, ging sie mit 17 in die große Stadt Hamburg, um Musikerin zu werden. Anfangs fühlte sie sich dort ganz schön verloren. Heute, mit 34, hat sie ihr eigenes Label und ist so etwas wie eine hippe Botschafterin der niederdeutschen Kultur. Mit coolen Songs und selbst geschriebenen Texten aus ihrem Leben.
    Hilfe für ukrainische Künstler*innen: die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel:
    Seit 2014 engagiert sich Kampnagel für Geflüchtete, jetzt unterstützt die Kulturfabrik Menschen aus der Ukraine: Die Choreografin Daniella Preap ist gerade nach Hamburg gekommen, sie hat vom K3 – Zentrum für Choreographie ein Stipendium bekommen. Mitarbeiter Moaeed Shekhane war 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen und koordiniert einen Jugendclub auf Kampnagel. Kampnagel-Mitarbeiterin Mariia Vorotilina stammt auch aus der Ukraine, sie vernetzt Menschen aus ihrer Heimat mit deutschen Institutionen. Das „Kulturjournal“ trifft die drei und spricht mit ihnen über ihre Arbeit und die aktuelle Situation.
    Willkommen im Metaverse! Die digitale Parallelwelt im Netz:
    Das nächste große Ding im Internet: Metaverse! In Zukunft sollen alle abtauchen in digitale Parallelwelten. Als Avatare Leute treffen, arbeiten, gamen, reisen. Aber auch Konzerte und Kunstausstellungen besuchen. In virtuellen Räumen. Was kommt da auf die Menschen zu? Leben alle in zehn bis 15 Jahren wirklich in einer digitalen Parallelwelt? Auch Kultureinrichtungen experimentieren schon: Der Künstler Manuel Rossner hat gerade seine eigene virtuelle Galerie New Float gegründet. Das Berliner Start-up RAVE.SPACE hat das erste komplett virtuelle Metaverse-Museum erschaffen: das Musee Dezentral. Noch sieht das aus wie ein Computerspiel. Erste Schritte in die schöne neue Welt der Digital Natives? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.04.2022NDR
  • Folge 31 (30 Min.)
    Erschüttert von Bomben: der ukrainische Künstler Artem Volokitin:
    In den Bildern von Artem Volokitin (40) spiegelt sich der Krieg in seinem Heimatland, der Ukraine. Seine hyper-realistischen Ölgemälde zeigen Staubwolken nach gewaltigen Bombenexplosionen. 2015 war er Teilnehmer der Biennale in Venedig. Bis vor wenigen Wochen hat er in Charkiw gelebt, hat zuletzt in Kellern vor den Bomben Schutz gesucht. Eine tiefe Erschütterung, die einen nicht mehr verlässt, wie er sagt. Er erzählt von der ersten ungläubigen Lähmung, dem Ausharren in Charkiw bis zur Entscheidung: nichts wie weg. Jetzt ist er mit seiner Familie nach Deutschland geflüchtet. Weil er fünf kleine Kinder hat, durfte er ausreisen, seine großformatigen Gemälde konnte er aber nicht mitnehmen.
    Geheimkonzert in Ostberlin: Doku über die Band Die Toten Hosen:
    Dieses Jahr feiern sie ihr 40-jähriges Bandjubiläum: Die Toten Hosen. Eine Dokumentation am 13. April um 22:50 Uhr in Das Erste und als dreiteilige Serie ab 10. April in der ARD-Mediathek zeigen nun ein nahezu unbekanntes Kapitel ihrer Bandgeschichte. Denn kurz nach der Gründung der Band 1982 machten sich die Düsseldorfer Punks auf in Richtung Ostberlin, um dort heimlich in einer Kirche ein Geheimkonzert zu geben. Zu diesem Zweck führten sie die Stasi an der Nase herum, da ein Auftritt mit staatlicher Genehmigung keine Option für Die Toten Hosen war. Für den Film „Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin“ ist die Band noch einmal an den damaligen Ort des Geschehens gefahren und hat die Ost-Punkband getroffen, mit der sie damals aufgetreten ist.
    Von der Schule zur Weltkarriere: die Sängerin Zoe Wees:
    Es klingt wie ein Märchen: Eine Hamburger Schülerin wird von ihrem Musiklehrer als Sängerin entdeckt. Er kündigt seinen Job und wird ihr Manager, sie macht mit 18 Jahren Weltkarriere. Dieses Märchen ist die wahre Geschichte der Sängerin Zoe Wees. Ihre Songs werden millionenfach gestreamt, allein das offizielle Musikvideo ihres Hits „Control“ hat bei YouTube über 61 Millionen Aufrufe. Zoe Wees, inzwischen 19, trat im USamerikanischen Fernsehen u.a. bei Jimmy Fallon auf und als erste deutsche Sängerin überhaupt bei den American Music Awards. In ihren Songs geht es um persönliche Themen wie ihre Kindheit mit Rolando-Epilepsie. Jetzt geht sie auf ihre erste Europa-Tournee und gibt auch Konzerte in Norddeutschland (am 19. und 20. April in Hamburg, am 28. Mai in der N-JOY Starshow in Hannover, am 15. Juli in Lübeck).
    Raubgut oder Kapitänsmitbringsel? Museen in Ostfriesland erforschen ihren Bestand:
    Die Museen in Ostfriesland erzählen lebendig von Seefahrtgeschichte, Handel und Marine. Viele Gegenstände sind durch Schenkungen von alten Mitbringseln in den Bestand gekommen. Jetzt haben vier ostfriesische Museen die Herkunftsgeschichte ihrer Stücke erforscht. Besonders im Fokus: Objekte aus China. Dort hatte einst das Deutsche Reich eine Kolonie, Seesoldaten aus Ostfriesland wurden zur Sicherung eingesetzt. Aus deren Nachlass gingen viele Stücke in die Museen. Da lag der Verdacht nahe, dass es sich bei den Andenken um Raubgut, also unrechtmäßig erworbenen Bestand, handelt. Die „Museumsdetektive“ des „Kulturjournals“ waren bei der Erforschung eines konkreten Falls mit dabei.
    „NDR Buch des Monats“: „Eine andere Zeit“ von Helga Bürster:
    Die deutsche Teilung hat viele Familien auseinandergerissen, vor und auch noch nach dem Mauerfall. Was das für die Menschen bedeuten kann, davon erzählt die Schriftstellerin Helga Bürster in ihrem lesenswerten Roman „Eine andere Zeit“. Das Buch ist eine Familiengeschichte über mehrere Generationen und spielt in der Nähe von Usedom. Im Mittelpunkt stehen zwei Schwestern: Die eine verlässt die DDR, die andere bleibt im Osten. Ein vielschichtiger und raffiniert konstruierter Familienroman mit viel Zeitgeschichte. „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake besucht Helga Bürster, die selbst im Westen lebt, in einem Dorf bei Bremen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.04.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 09.04.2022ARD Mediathek
  • Folge 32 (30 Min.)
    Rückkehr der Dorfläden? Der Dokumentarfilm „Alles, was man braucht“:
    Früher hatte fast jedes Dorf einen kleinen Laden, in denen die Bewohner*innen für den täglichen Bedarf einkaufen konnten. Doch die meisten Geschäfte sind längst verschwunden. Wer auf dem Land lebt, ist oft auf ein Auto angewiesen, um sich zu versorgen. Gerade für ältere Menschen ist das oft ein riesiges Problem. Der Dokumentarfilm „Alles was man braucht“ von Antje Hubert stellt Menschen vor, die mit viel Einsatz und Idealismus neue Dorfläden eröffnet haben oder betreiben. Der Film, eine Co-Produktion mit dem NDR, stellt auch die Frage, wie viel Auswahl und wieviel Konsum man wirklich braucht. (Kinostart: 28. April)
    Wie Monchi 60 Kilo abnahm: das persönliche Buch des Sängers der Band Feine Sahne Fischfilet:
    Jan Gorkow, bekannt als Punksänger Monchi, wog über 180 Kilogramm. Dann veränderte er sein Leben radikal: IntervallFasten, Sport, Verzicht auf Süßes und Alkohol. Ein harter Kampf gegen Gelüste und Gewohnheiten. Wie er es schaffte, 60 Kilo abzunehmen, beschreibt er in „Niemals satt“ (Kiepenheuer & Witsch). Sein Buch ist aber kein Diätratgeber, vielmehr eine schonungslose Selbsterkundung: Offen und auch drastisch erzählt er, wie er unter seinem Übergewicht gelitten hat, wie er erkennt, dass er eine Essstörung hat und die Ursachen dafür erkundet. Ein persönliches Buch, das den Blick auf adipöse Menschen verändert.
    Spektakuläre Lichtskulptur in Hamburg: Wie das Künstlerduo DRIFT Natur und Technik verbindet:
    Ein Kunstwerk, das den Außenraum der Elbphilharmonie in neuem Licht erstrahlen lässt. Eine Installation, die auf die Umgebung der Elbphilharmonie und ihr Inneres Bezug nimmt: Wasser und Musik. Eine Skulptur, in der die Wechselwirkungen zwischen den Bewegungen des Flusswassers und jenen im Inneren des Hauses wirken: Das ist das neueste Werk von DRIFT. Die Künstler des niederländischen Studio Drift in Amsterdam arbeiten an der Schnittstelle von Natur und Technik. Besonders faszinieren die filigranen Lichtskulpturen aus LED-Lämpchen und Pusteblumen. Zum fünften Geburtstag der Hamburger Elbphilharmonie illuminieren sie das Konzerthaus auf spektakuläre Weise: mit schwebenden LeuchtDrohnen. Das „Kulturjournal“ besucht das Künstlerduo in seinem Atelier.
    Genial und kompromisslos: Design von Luigi Colani in Bremen:
    90% Natur + 10% Colani = BioDesign: Das war die Formel des Designers Luigi Colani. Und sie ist immer noch hochaktuell: Er orientierte sich in seiner Formenfindung an Insekten, Vögeln und Meeressäugetieren. Grenzen kannte er nicht und wollte auch keine akzeptieren, vielmehr die ganze Welt gestalten. Seine Computer, Waschbecken, Babywannen und Kameras sind im Alltagsbewusstsein gelandet. Und ihr schriller Schöpfer ebenfalls. In Bremen untersucht jetzt eine Ausstellung Colanis Verbindung zum Jugendstil, eine überraschende Kombination (Museen Böttcherstraße bis zum 19. Juni 2022). Dabei gibt es viele Übereinstimmungen: die Auflösung der Grenzen zwischen Kunst und Design und die Überzeugung, dass die gestalterische Antwort auf den technischen und industriellen Fortschritt nur in der Natur liegen kann. ARTE widmet dem Designer zudem ein zweiteiliges Porträt (ARTE, 1. und 8. Mai). Das „Kulturjournal“ taucht ein in das überborderdende Leben und Werk des genialen und kompromisslosen Designers.
    Gefeiertes Multitalent: die Schauspielerin, Comedienne und Sängerin Meltem Kaptan:
    Sie war die große Entdeckung der diesjährigen Berlinale: Meltem Kaptan. Gleich mit ihrer ersten Hauptrolle hat sie den Silbernen Bären als beste Schauspielerin gewonnen. Zu Recht! Sie spielt die Mutter des zu Unrecht in Guantanamo inhaftierten Bremer Murat Kurnaz mit überwältigender Präsenz und großer Herzenswärme. In dem Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ erzählt der Regisseur Andreas Dresen den Fall des Deutschtürken Kurnaz ganz aus der Perspektive von Murats Mutter, die alles daransetzt, ihren Sohn aus der Gefangenschaft zu retten. Der Film, eine Co-Produktion des NDR, kommt jetzt in die Kinos (Filmstart 28. April). Anlass für das „Kulturjournal“, die vielseitige Künstlerin in Köln zu treffen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.04.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 23.04.2022ARD Mediathek
  • Folge 33 (90 Min.)
    Aus der Ukraine nach Schleswig-Holstein: eine Lehrerin und ihre neuen Schüler*innen
    Ende Februar floh sie aus Kiew, kam mit Zügen über Ungarn und Österreich nach Deutschland: Iryna Mikulska ist 38, studierte Englischlehrerin und nun die erste Lehrkraft aus der Ukraine, die vom Land Schleswig-Holstein eingestellt wurde. An der Gemeinschaftsschule Harksheide in Norderstedt unterrichtet sie 16 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 15 Jahren aus der Ukraine in Englisch und auf Ukrainisch. Zudem hilft sie anderen Lehrerinnen und Lehrern und steht ihnen als Übersetzerin zur Seite. Das „Kulturjournal“ hat einen Tag lang ihren Unterricht begleitet.
    Wie erklärt man Kindern den Krieg? Wie Literatur helfen kann
    In Verlagen und Buchhandlungen gibt es im Augenblick eine enorme Nachfrage nach einer bestimmten Art von Literatur: Kinderbücher, in denen erklärt wird, was Krieg ist. Bücher, die genau die Worte und Beschreibungen finden, die Eltern nicht parat haben. Weil Krieg für alle in Deutschland immer so weit weg war, weil die heutigen Elterngenerationen nicht mit Kriegserlebnissen aufgewachsen sind. Und weil dieser Schmerz, die Verletzungen, die Trauer irgendwie nicht vorgesehen sind. Und schon gar nicht für Kinder. Das „Kulturjournal“ hat mit der bekannten Kinderbuchautorin Kirsten Boie über die Kraft der Bücher gesprochen, darüber, was Kinderbücher bei diesem Thema leisten können.
    Kirsten Boie hat selbst gerade ein Buch mit dem Titel „Heul doch nicht, du lebst ja noch“ herausgebracht, in dem sie die Nachkriegserlebnisse in ihrer Heimatstadt Hamburg beschreibt. Dazu spricht das „Kulturjournal“ mit dem Kinderpsychiater und Schriftsteller Jakob Hein und mit einem ukrainischen Ehepaar, das über genau diese Frage vor einigen Jahren ein Buch geschrieben und gezeichnet hat. Damals, als die Krim annektiert wurde und viele Kinderfragen auf hilflose Eltern trafen. Jetzt ist ihr Buch „How War Changed Rondo“ aufs Neue erschreckend aktuell und wird im Herbst auf Deutsch erscheinen.
    Opposition, Mordanschlag, Verhaftung: ein Kinofilm über Putin-Gegner Alexej Nawalny
    Er galt als unbestrittener Führer der Anti-Putin-Opposition. Einer, den der Kreml durch mehrere Verhaftungen und schließlich mit einem Giftanschlag mit dem Nowitschok-Nervenkampfstoff loswerden wollte. Aber Alexej Nawalny überlebte, wurde in der Berliner Charité schließlich gerettet. Der Dokumentarfilm „Nawalny“ (Kinostart am 5. Mai) ist hautnah dabei, wie sich der Politiker im Schwarzwald erholt und dabei mithilfe seines Teams und eines Journalisten versucht herauszufinden, wer genau hinter dem Anschlag steckt. Spannend wie ein Thriller zeigt der Film die Recherche und schließlich Nawalnys Rückkehr nach Moskau, wo er direkt auf dem Flughafen festgenommen und Ende März zu neun Jahren Straflager verurteilt wurde. Das „Kulturjournal“ spricht mit dem Regisseur und einem Vertrauten Nawalnys über die jetzige Situation.
    Kulturbotschafter gegen den Krieg: das Kyiv Symphony Orchestra
    Der Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine ist auch ein erklärter Krieg gegen die ukrainische Kultur, deren Eigenständigkeit von Putin aberkannt wird. Als Protest dagegen bringt das Kyiv Symphony Orchestra jetzt die Musik ukrainischer Komponisten auf der Bühne. Das traditionsreiche Orchester aus Kiew sieht sich als Teil einer „Kulturfront“ und ist trotz größter Schwierigkeiten gerade auf Deutschland-Tournee, spielt u.a. in Hannover (30. April, live übertragen auf NDR Kultur) und in Hamburg (1. Mai). Das „Kulturjournal“ trifft die Musiker*innen auf ihrer Gastspielreise.
    Organisierter Kunstraub: Was ist aus Kunstschätzen jüdischer Familien geworden?
    Bis heute ist ein gigantischer Raubzug der Nationalsozialisten nicht vollständig aufgeklärt, noch immer suchen Erben nach ihrem Eigentum, oft vergeblich. Jüdischen Familien, die von Nazideutschland zur Ausreise genötigt worden waren, wurde dabei ihr Hab und Gut, oft auch wertvolle Kunstgegenstände, geraubt. Dabei war versprochen worden, dass die Familien ihr Eigentum mitnehmen können. Doch das blieb oft im Land. So auch das der Familie Koch, die über Hamburg nach London emigrierte. Ihr Enkel sucht jetzt nach den beiden Umzugskisten, auch mithilfe der norddeutschen Provenienzforscherin Kathrin Kleibl. Sie untersucht den Verbleib der Kisten, die damals im Hamburger Hafen beschlagnahmt wurden und deren Inhalt versteigert wurde. Eine gigantische Aufgabe, ein mühsames Geschäft: das Raubkunstpuzzle. Ein Film aus der Reihe „Unsere Geschichte“ hat die akribische Suche der Forscherin und ihrer Kolleg*innen begleitet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.05.2022NDR
  • Folge 34 (30 Min.)
    „Alles, was wir nicht erinnern“: Christiane Hoffmanns Buch über Krieg, Flucht und Vertreibung
    Millionen Menschen auf der Flucht aus der Ukraine, das berührt Christiane Hoffmann besonders, denn sie hat gesehen, wie lange es dauert, diese Wunden zu heilen. Sie kennt die Fluchtszenen, die sich gerade vor aller Augen abspielen, aus den Erzählungen ihrer Eltern. Sie flohen im Januar 1945 aus dem schlesischen Dorf Rosenthal (Rózyna) vor der heranrückenden Front. Die Journalistin und jetzige Vize-Regierungssprecherin hat selbst erfahren: Flucht prägt Familien über Generationen. Erst als Erwachsene verstand sie, „was der Krieg mit meinen Eltern als Kinder gemacht hat“ und wie auch sie davon beeinflusst ist. Im Jahr 2020 entschloss sie sich, der Familiengeschichte nachzugehen. Im wörtlichen Sinn: Sie lief die siebenwöchige Fluchtroute ihres Vaters ab und schrieb ihre Gedanken und Erlebnisse in „Alles, was wir nicht erinnern“ (Beck Verlag) nieder.
    Magische Lichtkunst aus Norwegen: der Künstler Rune Guneriussen auf Föhr
    Weitab in Norwegens stiller Natur baut der Norweger Rune Guneriussen nur für kurze Zeit magische Lichtinstallationen auf und hält sie fest in großformatigen Fotos. „Lights go out“ heißt eine große Ausstellung seiner Werke im Museum Kunst der Westküste auf der Nordseeinsel Föhr (noch bis 12. Juni). Seine Befürchtung: dass uns die nicht enden wollenden Eingriffe des Menschen in die Natur buchstäblich ‚das Licht ausgehen lassen‘. Das „Kulturjournal“ begleitet Rune Guneriussen beim Aufbau seines neuesten Werks an einen Fjord in Norwegen.
    NDR „Buch des Monats“: „Haus in Flammen“ von Mischa Kopmann
    „Unser Haus steht in Flammen“, sagte Greta Thunberg bei einer „Fridays for Future“-Demonstration in Hamburg. Drei junge Menschen wollen die drohende Zerstörung des Planeten nicht länger hinnehmen. Sie organisieren Protestaktionen und werden dabei immer radikaler. Doch wie weit darf man gehen, um die Welt zu retten? Darüber zerbricht ihre Liebe zueinander. Der Hamburger Schriftsteller Mischa Kopmann hat mit „Haus in Flammen“ (Osburg Verlag) einen lesenswerten Roman geschrieben: über Freundschaft und Liebe, über den Klimawandel, Artensterben und Protest. Das NDR „Buch des Monats“.
    Ungewissheit: Philosophin Rebekka Reinhard über die Kunst des Zweifelns
    „Zweifel ist zwar kein angenehmer Zustand, aber Gewissheit ist ein lächerlicher“, hat Voltaire einmal gesagt. Wie wahr, denn Corona und der Krieg in der Ukraine haben eines gelehrt: Man kann nicht mehr in der Illusion leben, dass die Welt von heute auch die von morgen ist. Höchste Zeit, sich über die Kunst des Zweifelns Gedanken zu machen und zu ergründen, was man von großen Philosophen und Künstlern über das ständige Hinterfragen von Standpunkten und das Aushalten von Ambivalenzen lernen kann.
    Fotoausstellung in Lüneburg: Sina Niemeyers Projekt über Femizide
    An jedem dritten Tag wird eine Frau ermordet, oft von ihrem Partner oder Ex-Partner. Die Fotografin Sina Niemeyer will sich damit nicht abfinden: Mit ihren Bildern lenkt sie den Blick auf Femizide, dokumentiert die Tatorte, damit die ermordeten Frauen nicht vergessen werden. Sina Niemeyer trifft Angehörige und findet eindrucksvolle Bilder für ihren Schmerz und ihre Verlorenheit. Die Fotografin ist empört, dass Morde an Frauen in der Boulevardpresse als „Ehedrama“ bagatellisiert werden, Gewalt als „Eifersucht“, als wären die Frauen mitschuldig. Der grausamen und reißerischen Berichterstattung setzt Sina Niemeyer Mitgefühl und Tiefe entgegen, indem sie die Opfer sichtbar macht. In der Coronazeit ist die Gewalt gegen Frauen sogar noch gestiegen. Jetzt sind ihre Bilder im Rahmen der Ausstellung „IN WAVES“ in Lüneburg zu sehen (bis 31. Mai). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.05.2022NDR
  • Folge 35 (30 Min.)
    Steigende Bodenpreise: wird Wohnen unbezahlbar?
    Er ist endlich. Er wird dringend gebraucht. Er ist zum Spekulationsobjekt geworden, steigt und steigt im Wert. Zwischen 1962 und 2017 im Durchschnitt um sagenhafte 2308 Prozent. Er wird quasi gerade vergoldet: der Boden. Grund und Boden wird gebraucht, um Häuser oder Wohnungen überhaupt bauen zu können. Und die wollen und sollen gebaut werden. Und so ist der Boden ein nicht unwichtiger Faktor, wie teuer die Miete oder der Hausbau am Ende wird. Eine anscheinend unendliche Preisspirale nach oben. Wie kann dieser Tatsache Einhalt geboten werden? Wie kann es geschafft werden, dass Wohnraum noch bezahlbar bleibt oder wieder wird? Das „Kulturjournal“ hat sich in Braunschweig und Hannover auf Baustellen und bei Bürgermeister*innen umgehört.
    Schlager statt Protestsongs: die Autobiografie von Roland Kaiser
    Roland Kaiser ist der Schlagerstar schlechthin in Deutschland. Und er ist politischer als viele Menschen glauben. In seiner Autobiografie „Sonnenseite“ erzählt er jetzt ausführlich, woher sein großes gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein kommt. Dabei erzählt das Buch zugleich eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: vom Mauerbau, über den Besuch John F. Kennedys hin zur heutigen Zeit. Das „Kulturjournal“ hat Roland Kaiser getroffen und mit ihm über Schlager, Politik und die Zukunft gesprochen.
    „Stasikomödie“: DDR-Aufarbeitung mit Leander Haußmann
    Zwei Filme hat Leander Haußmann über die DDR, so wie er sie gesehen hat, gemacht: „Sonnenallee“ (1999) und „NVA“ (2005), beide sehr erfolgreich. Jetzt folgt mit „Stasikomödie“ der Abschluss der Trilogie. Ein Film, der in der Endphase der DDR spielt, in der das Regime bereits ausgehöhlt und zu seiner eigenen Parodie erstarrt war. Ernst ist hier nichts mehr, weder die Spitzel der Stasi, die längst die Kontrolle über das Geschehen verloren haben, noch die Oppositionsbewegung, eine selbstverliebt um sich kreisende Parallelwelt. Die „Stasikomödie“ zeigt die Agonie der DDR als großes Schmierentheater, dessen Akteure kaum mehr wussten, für wen und wofür sie hier noch mitspielen sollten. Das „Kulturjournal“ hat mit Leander Haußmann darüber gesprochen, warum die Stasi und die DDR die Menschen heute immer noch interessieren.
    „Am Rande der Glückseligkeit“: eine Kulturgeschichte des Strandes
    Den Strand, diesen sandigen Streifen zwischen Land und Meer, untersucht die Leipziger Autorin und Teilzeitniederländerin Bettina Baltschev mit feiner Behutsamkeit in ihrem Buch, mit dem sie eine europäische Kulturgeschichte des Strandes geschrieben hat. Die Autorin nimmt die Leserschaft mit an acht europäische Strände, von Hiddensee bis Lesbos. An diesen acht Stränden verwebt sie die Geschichte der Orte und der dort entstandenen Kunst mit Besuchen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die sie mit kultursoziologischen Reflexionen über den Strand sowie persönlichen Erfahrungen würzt.
    Bettina Baltschev zeigt, dass der Strand in der Geschichte nicht nur Ort der Glückseligkeit ist, sondern immer auch ein Ort war, an dem Kriege wie in der Normandie und humanitäre Katastrophen wie auf Lesbos sichtbar werden. Am Ende ist der von den Menschen in Besitz genommene Streifen zwischen Land und Meer, der Überschwemmungsboden, auch ein Spiegel der Geschichte. Das Buch „Am Rande der Glückseligkeit“ ist jetzt für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert.
    Fotograf, Weltbürger, Homosexueller: Herbert List-Ausstellung in Hamburg
    Er sollte Kaffeehändler werden wie sein Vater. Aber seine Welt war die der Kultur, besonders der Fotografie. Herbert List (1903 – 1975) tauschte das Leben eines Hamburger Kaufmanns gegen das eines offen schwulen Künstlers und reisenden Weltbürgers. Seine Schwarz-Weiß-Bilder beeinflussten viele spätere Fotografen: Künstlerporträts, Männerakte, Motive aus Italien oder Griechenland. Das Bucerius Kunst Forum feiert Herbert List nun mit einer großen Retrospektive: „Das magische Auge“ ist eine Ausstellung im Rahmen der Triennale der Photographie Hamburg (14. Mai bis 11. September). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.05.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 14.05.2022ARD Mediathek
  • Folge 36 (30 Min.)
    Versinkt die Welt im Chaos? Aufrüttelndes Buch über den Ausfall des Internets
    Wird der Ausfall des Internets die Welt ins Chaos stürzen? Wirtschaft, Energie, Verkehr, alles läuft inzwischen über das Netz. Doch was passiert, wenn es nicht mehr funktioniert? Und das für Tage, für Wochen. Experten sind sich sicher, dass es dazu kommen wird, sei es durch eine Überlastung der Serverfarmen, einen Sonnensturm oder einen militärischen Anschlag. Die spanische Technologie-Journalistin Esther Paniagua schreibt über diese Gefahren in ihrem Buch „Error 404 – Der Ausfall des Internets und seine Folgen für die Welt“ (Hoffmann und Campe). Wie sehr derartige Angriffe schon jetzt eine wichtige Rolle spielen, zeigt sich im Ukraine-Krieg.
    „Das eine Leben“: Marius Müller-Westernhagen über sein neues Album
    Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Rockmusiker, war der „Pfefferminz-Prinz“ und 1989 mit seinem Song „Freiheit“ gesamtdeutscher Held: Marius Müller-Westernhagen. Im Laufe seiner Karriere hat er Millionen von Tonträgern verkauft und auf seinen Tourneen die großen Fußballstadien gefüllt. Die letzten beiden Jahre hat er dazu genutzt, ein neues Album vorzubereiten: „Das eine Leben“. In den elf Songs zieht er Bilanz: Er blickt zurück auf seine Erfahrungen im Lockdown, auf seine Karriere in den vergangenen Jahrzehnten und auf die gesellschaftlichen Veränderungen der heutigen Zeit.
    „Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich“: Dokumentarfilm über einen Triathlon rund um die Welt
    Während die Welt im Lockdown verharrte, umrundete Jonas Deichmann den Globus. Im September 2020 startete der Extremsportler in München zu seiner außergewöhnlichen Reise, im Dezember 2021 kehrte er an seinen Startpunkt zurück, nach insgesamt 21.600 Kilometern, die er auf dem Rad, schwimmend und laufend zurückgelegt hatte. Regisseur Markus Weinberg hat den mehrfachen Triathlon-Weltrekordhalter mit der Kamera begleitet. Sein Film „Jonas Deichmann – Das Limit bin nur ich“ erzählt von Abenteuern, Grenzerfahrungen und einem unerschütterlichen Durchhaltewillen. „Am Ende ist alles nur Kopfsache“, sagt Jonas Deichmann. Der Film läuft jetzt im Kino.
    „24. Februar … und der Himmel war nicht mehr blau“: eine ukrainische Fotografin über den Krieg
    Auf TikTok folgen ihr mittlerweile über eine Million Menschen. Und zwar nicht, weil sie das Übliche macht: Vielmehr postete Valeria Shashenok Videos von ihrem Leben im Krieg aus der Ukraine. In denen tanzt sie, aber im Bunker. Und die Comedy, die sie macht, ist purer Sarkasmus. Denn sie verarbeitet traumatische Erlebnisse mit Humor. Vor allem beschreibt die junge Fotografin ungefiltert, wie sie den Angriff auf ihr Land erlebt: „Ich möchte, dass jeder davon erfährt, was mir passiert ist. Denn dieser Krieg ist für mich schreckliche Realität geworden.“ Und diese Realität holt sie auch nach ihrer Flucht ein, lässt sie immer weiter posten. Jetzt hat sie ihre Geschichte in Buchform vorgelegt: „24. Februar … und der Himmel war nicht mehr blau“, story.one. Das „Kulturjournal“ trifft Valeria Shashenok und hört ihr zu.
    Mythos und Monotonie: ein Bildband über die Autobahn
    Sie ist das längste zusammenhängende Bauwerk Deutschlands und das monotonste: die Autobahn. Für einige Menschen ein großes Freiheitsversprechen, für andere ein klimafeindliches Hassobjekt. Der Fotograf Michael Tewes hat sechs Jahre lang Schallschutzwände, Raststätten und Brückenpfeiler fotografiert und in einem Bildband veröffentlicht: „Auto Land Scape“ (Hatje Cantz Verlag). Seine Bilder zeigen all das, was man vom Auto aus nie sieht. Und nebenbei räumt er mit einigen der großen deutschen Mythen über die Autobahn auf.
    Weltklasse-Orchester im Norden: New York Philharmonic Orchestra auf Usedom
    Es ist ein Musikereignis von Weltrang: Fünf Tage lang gastiert das New York Philharmonic Orchestra mit Chefdirigent Jaap van Zweden beim Usedomer Musikfestival. In der Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde gibt das Orchester mehrere Konzerte, spielt gemeinsam mit Stars wie Anne-Sophie Mutter, Thomas Hampson und Jan Lisiecki, außerdem mit Musikern des Baltic Sea Philharmonic. Die Konzerte sollen ein Zeichen setzen für Völkerverständigung und Frieden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.05.2022NDR
  • Folge 37 (30 Min.)
    Todsünde oder Recht auf Liebe? Homosexualität und Islam
    In einigen islamisch geprägten Staaten droht Homosexuellen die Todesstrafe. Und auch in Deutschland gibt es viele Muslime, für die der gleichgeschlechtliche Sex eine schwere Sünde ist. Dabei ist umstritten, ob der Koran tatsächlich Homosexualität verdammt. Das „Kulturjournal“ stellt zwei junge queere Männer vor: Der eine hat sich vom offiziellen Islam abgewendet, ist aus dem Libanon nach Hamburg geflohen, um hier frei zu leben. Der andere engagiert sich bei der Plattform Junge Islam Konferenz und hat für sich einen Weg gefunden, seinen Glauben und die gleichgeschlechtliche Liebe in Einklang zu bringen.
    Ein „Kulturjournal“-Beitrag zum NDR Schwerpunkt „Gemeinsam sind wir Vielfalt“ aus Anlass des Deutschen Diversity-Tages am 31. Mai 2022. Der NDR setzt sich seit Jahren für Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft ein.
    Woher kommt der Hass? Internationales Kunstprojekt mit Schülerinnen und Schülern in Hamburg
    Wo kommt der Hass her? Dieser Frage geht ein Kunst- und Theatergroßprojekt in Hamburg nach. Jugendliche aus Wilhelmsburg, überwiegend mit Migrationsgeschichte, erarbeiten in diesen Tagen mit gleichaltrigen jüdischen und arabischen Israelis eine Performance, die der Feindseligkeit, der Unversöhnlichkeit gegenüber dem jeweils anderen nachspürt. Eine intensive Auseinandersetzung mit historisch gewachsenen Vorstellungen, die noch immer die gegenwärtigen Verhältnisse prägen. Der Versuch, die Welt aus der Sicht des jeweils anderen zu sehen. Das „Kulturjournal“ ist bei den Proben mit dabei.
    Berührender Film über Flucht und Eifersucht: „Rivale“
    Schon vor dem Krieg kamen Menschen aus der Ukraine nach Deutschland, ein Großteil als Arbeitsmigrantinnen und -migranten. Wie viele Osteuropäer arbeiteten sie als billige Pflegekräfte. Davon erzählt der Film „Rivale“ (Kinostart: 2. Juni 2022). Es geht um einen ukrainischen Jungen, dessen Mutter als Krankenpflegerin in einem deutschen Seniorenhaushalt lebt und arbeitet. Als seine Großmutter stirbt, zieht der Junge zu seiner Mutter in die deutsche Provinz. „Rivale“ ist ein bewegendes Psychogramm. Der junge Hauptdarsteller musste mittlerweile nach Berlin flüchten. Das „Kulturjournal“ spricht mit ihm und Regisseur Marcus Lenz über den Film.
    Dunkle Flecken auf der Seele: Tom Schillings düster-schöne Lieder
    Tom Schilling ist einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands. Er macht aber auch Musik, nicht ungewöhnlich bei Schauspielerinnen und Schauspielern und oft nicht ernst genommen von der Musikszene. Bei Tom Schilling ist das anders: Er hat ein Konzept und schreibt wunderbare Texte. Mit seiner Band Die Andere Seite hat er jetzt neue Songs eingespielt. Er erzählt darin unter anderem von dunklen Flecken auf der Seele. Und so bleibt er sich treu: Gute Laune findet man woanders.
    Das Ende der Leichtigkeit: die Geschichte von „München 72“
    Ein bunter Dackel als Maskottchen: Die Olympischen Sommerspiele in München 1972 sollten „heitere Spiele“ werden. Es war die Chance, 36 Jahre nach Olympia unterm Hakenkreuz ein anderes Deutschland zu zeigen: voller Leichtigkeit und Lebensfreude, mit Schuhplattler statt Marschmusik. Doch am elften Tag wurden aus den heiteren Spielen tragische: Bei einem Terroranschlag auf die israelische Mannschaft und einer gescheiterten Geiselbefreiung starben 17 Menschen. Die Funktionäre entschieden: The games must go on. Das Buch „München 72. Ein deutscher Sommer“ erzählt 50 Jahre später Geschichte und Geschichten hinter dem legendären Sportereignis. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.05.2022NDR
  • Folge 38 (30 Min.)
    Die Macken der Reichen und Schönen: Buch eines Sylter Maklers
    Sylt ist bekannt als Deutschlands Insel der Reichen und Schönen, legendär seit den Besuchen von Gunter Sachs in den 1970er-Jahren. Aber nur wenige Menschen haben so intime Einblicke in das Leben der High Society an der Nordsee wie der Immobilienmakler Eric Weißmann. Er hat Zugang zu den Domizilen von Promis und Millionären, kennt ihre Wünsche und ihre Spleens beim Hauskauf. In seinem Buch „Aber bitte mit Reet!“ erzählt Weißmann seine skurrilsten Geschichten. Das „Kulturjournal“ macht mit ihm eine Inselrundfahrt.
    17 Jahre, Casting-Gewinnerin, Gesangsentdeckung: Lisa-Marie aus Hamburg
    Klassik oder Pop? Keine Frage für die Sängerin Lisa-Marie, sie kann beides. Mit Pop-Musik gewann sie 2020 das Finale von „The Voice Kids“. Inzwischen hat die 17-jährige Hamburgerin ihre erste Single veröffentlicht: den Titelsong für den Animationsfilm „Mia and me – Das Geheimnis von Centopia“. Doch Lisa-Marie liebt auch Oper und singt begeistert Arien. Bei „Jugend musiziert“ schaffte sie es in den Bundeswettbewerb in der Kategorie Vokal-Ensemble Klassik und ist gleichzeitig in der Sparte Pop vertreten. Das „Kulturjournal“ begleitet sie beim Wettbewerb in Oldenburg.
    80 Jahre Hundeblick: Paul McCartneys Leben in einem Song
    In „Hey Jude“ kulminiert Machtübernahme und Sentiment, Kitsch und Kunst. Scheinbar sind die Beatles im Zenit, tatsächlich: am Ende. 1968 ist Paul McCartney 26, das vielleicht potenteste Alter des Mannes, zumindest als Pop-Komponist. Nie wird er Johns emblematische Wucht erreichen. Dem anderen reichen später zwei, drei schüttere Akkorde am weißen Flügel zur Kanonisierung. McCartney, weitaus virtuoser, muss ackern, beherrscht alles, kann musikalisch „übers Wasser gehen“. Am 18. Juni wird Paul McCartney 80. Das „Kulturjournal“ blickt anlässlich seines Geburtstages auf die Geschichte seines berühmtesten Liedes: „Hey Jude“.
    So hat man Vögel noch nie fliegen sehen: die Fotos von Lothar Schiffler
    Was wäre, wenn man den Vogelflug auf einem Foto festhalten könnte? Der Münchner Fotograf Lothar Schiffler kann es. Seine faszinierenden Fotografien zeigen die Flugbahnen von Insekten, Vögeln und Pflanzensamen unter dem Titel „Airlines“. Die ästhetischen Bilder verbinden Kunst und Wissenschaft. Auf die Idee brachte ihn eine Schmeißfliege, die ihn während eines Urlaubs auf dem Land in Frankreich erst ganz schrecklich nervte und dann nachhaltig inspirierte: Was für komplizierte, verschlungene und weiche Linien dieses Tier doch in die Luft zu zeichnen schien. Wenn man sie nur sichtbar machen könnte! Gedacht, getan.
    „Fischers Frau“. Die Geschichte der Fischerteppiche: das „NDR Buch des Monats“
    Man nannte sie die „Perser der Ostsee“, Fischerteppiche aus Vorpommern. 1928 gab es in der südlichen Ostsee ein dreijähriges Fischfangverbot, damit der Fischbestand sich erholen konnte. Doch wovon sollten die Fischer nun leben? Die Lösung: Sie sollten Teppiche knüpfen. Ein Textilfachmann aus Österreich wurde extra engagiert, um ihnen das Handwerk beizubringen. Ihre Teppiche waren ein Erfolg, wurden von den Nazis als nordische Tradition vereinnahmt, später in der DDR als „Volkskunst“ produziert. Über die wahre Geschichte hat Karin Kalisa einen Roman geschrieben: „Fischers Frau“. Wie in einem literarischen Teppich verknüpft sie die Historie von 1928 mit einer heutigen Handlung. „Fischers Frau“ ist das „NDR Buch des Monats“ im Juni. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.06.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 11.06.2022ARD Mediathek
  • Folge 39 (30 Min.)
    Ein „Kulturjournal“ mit Beiträgen zu den vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch und Tier: Was kann man von Tieren lernen? Der Universalkünstler Koen Vanmechelen hat die Antwort
    Das „Kulturjournal“ will wissen: Was passiert, wenn das Tier mit seinen Eigenschaften und Fähigkeiten als Ausgangspunkt künstlerischer Prozesse im Zentrum steht? Koen Vanmechelen ist der Züchter des Cosmopolitan Chicken Projects. Seit den 1990er-Jahren untersucht Vanmechelen mit seiner Kunst die Beziehung zwischen Mensch und Tier und hat dafür sogar einen eigenen Tierpark geschaffen: Labiomista, ein Forschungs- und Kreativlabor in Genk, Belgien.
    Schoßhund, Biergartendackel, Kampfbestie: eine Kulturgeschichte des Hundes
    Aus dem wilden Wolf ist im Laufe der Evolution ein treuer Gefährte geworden, aus dem Hofhund ein Hündchen für eine Designerhandtasche. Aber wie? Und warum? Der Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf erforscht eine der ältesten Beziehungen der Menschheitsgeschichte in seinem lesenswerten Buch „Der Hund und sein Mensch. Wie der Wolf sich und uns domestizierte“ (Hanser).
    Gefressen, gemästet, ausgeschlachtet: die verhängnisvolle Beziehung von Schwein und Mensch
    Die Beziehung zwischen den Menschen und dem Tier, dessen Fleisch am meisten von ihnen verzehrt wird, ist komplex. Ein durchschnittlicher deutscher Bürger verzehrt in seinem Leben 50 ganze Schweine. 24 Millionen Schweine leben derzeit in Deutschland. Aber sie sind nahezu unsichtbar. Warum und wo sind all die vielen Schweine, die geschlachtet und dann gegessen werden? Das wollte der Historiker und Journalist Kristoffer Hatteland Endresen wissen und hat recherchiert. Herausgekommen ist das Buch: „Saugut und ein wenig wie wir“ (Westend Verlag). Ein Plädoyer für mehr Empathie für diese Tiere. Warum es die braucht, erzählt Endresen bei einem Besuch auf einem Schweinehof in seiner Heimat Norwegen.
    Sind Tiere dem Menschen ähnlicher als vermutet? T.C. Boyles Roman „Sprich mit mir“
    Was wäre, wenn die Menschen Tiere wirklich verstehen könnten? Welches Bild hätten die Tiere von den Menschen? Könnten Tiere etwas sagen, was der Mensch noch nicht über sich weiß? In seinem Roman „Sprich mit mir“ (Hanser) dreht Bestsellerautor T.C. Boyle den Spieß um: Nicht der Mensch spricht über den Menschen, sondern ein Affe. Durch diesen Perspektivwechsel schafft er es, aus einem unlösbaren Konflikt eine höchst unterhaltsame Geschichte zu machen.
    Das Alphorn und die Kühe: der Aktionskünstler Jonas Maria Ried
    Er bringt die Kultur zur Kuh! Der Aktionskünstler Jonas Maria Ried gibt mit einer Mischung aus Alphorn und australischem Didgeridoo in Kuhställen im Allgäu Konzerte: Er bläst den Kühen etwas vor, sucht die Frequenzen, bei denen die Tiere reagieren und bringt dabei die Ställe klangvoll zum Vibrieren. Das Ergebnis hält er auf Videos fest: Kunst, die die Beziehung zwischen Menschen und Tieren erforscht. Das „Kulturjournal“ war bei einem dieser Konzerte live dabei. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.06.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 18.06.2022ARD Mediathek
  • Folge 40 (35 Min.)
    Wie können wir verantwortungsvoll Fleisch essen? – Das Buch eines Metzgersohnes
    Wollen wir Fleisch essen, müssen Tiere dafür sterben. Das wird gerne in unserer modernen Gesellschaft verdrängt. Und selbst diejenigen, die Fleisch essen, finden oft rohes Fleisch oder Innereien eklig. Fleisch darf nicht an den Körper erinnern, sondern existiert am besten nur als fertiges Schnitzel, Bratwurst oder Hühnchencurry. Der Journalist Klaus Reichert hat zu diesem Thema ein Buch veröffentlicht: „Fleisch ist mir nicht Wurst. Über die Wertschätzung unseres Essens und die Liebe meines Vaters zu seinem Beruf“. Er plädiert für einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebensmittel Fleisch und dafür, dass alle, die es essen wollen, einmal bei einer Schlachtung dabei sind. Reichert ist selbst Metzgersohn, sein Bruder hat den Familienbetrieb übernommen. Wo steuert ein jahrhundertealtes Handwerk hin? Und was muss sich bei den Konsumierenden ändern? Eine aufrüttelnde Bestandsaufnahme mit den beiden Brüdern.
    „The Princess“ – Ein neuer Film über die legendäre Diana
    25 Jahre sind vergangen, seitdem Lady Diana auf der Flucht vor Paparazzi ums Leben kam. Für viele bleibt sie bis heute ein Mythos: Die Frau, die die britische Monarchie herausforderte und doch an ihr scheiterte. Viele Bücher und Filme sind über sie bereits erschienen – der Dokumentarfilm „The Princess“ geht nun einen neuen Weg: Ganz ohne zu psychologisieren, versammelt Regisseur Ed Perkins teilweise unbekanntes Archivmaterial und gewährt Einblicke in die Absurdität und Tragik des royalen Gebarens, wie sie auch jüngst beim Thronjubiläum der Queen wieder deutlich wurden. Der Dokumentarfilm „The Princess“, der in Zusammenarbeit mit dem NDR produziert wurde, kommt am 30. Juni in die Kinos.
    Leben mit dem Tourette-Syndrom – Der Dokumentarfilm „Tics“
    Über das Tourette-Syndrom gibt es viele Vorurteile und Irrtümer: zum Beispiel, die Vorstellung von Menschen, die unkontrolliert Schimpfwörter brüllen. Dabei hat Tourette ganz unterschiedliche Ausprägungen. Für die Betroffenen ist die Störung fast immer mit Leid verbunden, gerade weil Mitmenschen sie anstarren oder gar blöde Kommentare machen. Der Dokumentarfilm „Tics“ stellt drei Menschen mit Tourette vor. Gemeinsam mit einem Neurologen und einem Psychiater aus Lübeck reisen sie nach Lappland, um dort einen neuen Umgang mit der Krankheit zu erlernen. Der Film über das ungewöhnliche Projekt läuft seit dem 23. Juni im Kino.
    „Mensch“ von Grönemeyer – Ein Buch über das legendäre Album
    Vor mehr als 20 Jahren nahm Herbert Grönemeyer in London sein Album „Mensch“ auf. Gleich nach dem Erscheinen landete es auf Platz 1 und konnte sich 96 Wochen in den Charts halten. Bis heute ist es eines der meistverkauften Alben in Deutschland. Jetzt ist ein besonderes Buch über die Entstehungsgeschichte dieses besonderen Albums erschienen. Verfasst von der Autorin Arezu Weitholz, die damals an den Texten mitgewirkt hat, und der Illustratorin Kathrin Funke. Ihr Buch „Zu Mensch“ beschwört das Lebensgefühl der Nullerjahre und gibt einen ungewöhnlichen Einblick in den kreativen Prozess.
    Star der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern – Der Violinist Emmanuel Tjeknavorian
    Er ist der Star der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Der Violinist Emmanuel Tjeknavorian. Als „Artist in Residence“ tritt der 27-jährige Wiener bei über zwanzig Konzerten auf – nicht nur mit seiner Stradivari, sondern auch als Dirigent. Gemeinsam mit der NDR Radiophilharmonie hat er schon die Eröffnung des Festivals mit dem Violinkonzert von Sibelius bestritten. Das „Kulturjournal“ durfte bei den Proben dabei sein und stellt den Ausnahmemusiker vor. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.06.2022NDRDeutsche Online-PremiereSa 25.06.2022ARD Mediathek

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