Doku-Soap in 10 Teilen, Folge 1–10

  • Ein gutaussehender junger Mann im modischen Zweiteiler hastet durch die Eingangshalle des Frankfurter Hauptbahnhofs. Statt Rollkoffer und Aktentasche trägt er einen Berg von Anzügen und Hemden vor sich her. Es ist „Anzug-Alex“, der mobile Herrenausstatter, der zwischen Banken, Bordellen und Bahngleisen seine Zweiteiler an den Mann bringt. Sein Ziel ist das Konferenz-Zentrum im ersten Stock. Hier trifft er einen Geschäftsmann auf der Durchreise. Der Mann hat es eilig: er muss gleich zu einer Feier nach München und braucht dafür noch dringend ein passendes Outfit. Solche „Blaulicht-Einsätze“ kennt „Anzug-Alex“. Oft klingelt das Telefon – ein Bekleidungsnotfall – und eine halbe Stunde später ist er zur Stelle.
    Geschäftsreisende, Versicherungsmakler, Türsteher, Manager, Boxer und lokale Promis – sie alle sind Kunden bei Alex, der sich nicht scheut auch im Rotlichtviertel mitten auf der Straße seine Ware zu präsentieren: „Männer gehen ungern einkaufen. Sie haben keine Lust und keine Zeit für Shopping. Ich dagegen komme da hin, wo sich der Kunde aufhält – egal wo.“ In zehn Folgen stellt ZDFneo ungewöhnliche Menschen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel vor. Menschen, die eine Vision haben und die uns einen sehr persönlichen, authentischen und neuen Einblick ins Frankfurter Bahnhofsviertel geben. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.11.2010ZDFneo
  • Taunusstrasse 26, das „My way“: Eines von mehr als einem dutzend Bordellen im Frankfurter Bahnhofsviertel – die allesamt bessere Tage erlebt haben. Seit der Umstellung auf den Euro läuft das Geschäft deutlich schleppender. Gerade mal 22 Zimmer hat Geschäftsführer Richard B. (46) derzeit vermietet, vorwiegend an osteuropäische Frauen. 130 Euro pro Tag zahlen sie für ihren Arbeitsplatz – und die relative Sicherheit eines Bordells. Im Erdgeschoss überwacht Wirtschafter Bernd (38) ein dutzend Monitorbilder und steht mit seinen Kollegen bereit, falls eine der Frauen in ihrem Zimmer den Alarmknopf drücken sollte.
    Denn mit einiger Regelmäßigkeit versuchen Freier zu feilschen, werden betrunkene Gäste aggressiv. Derweil steht „Mama“ in der Küche und brät Bratkartoffeln mit Spiegeleiern. Dass die freundliche ältere Dame aus der Dominikanischen Republik eigentlich Josefa heißt, wissen die wenigsten der Frauen, die sie hier täglich bekocht. Für sie ist wirklich eine Art Mutter, der sie jederzeit ihr Herz ausschütten können. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.11.2010ZDFneo
  • „Jedes Viertel braucht ein Wohnzimmer, und ich will mit meinem Laden das Wohnzimmer für das Bahnhofsviertel sein.“ Das sagt DJ Ata, Elektro-Discjockey von Weltruhm, bei der Eröffnung seiner neuen Szene-Bar im Frankfurter Bahnhofsviertel. Die trendige Bar ist ein Lichtblick für Stadtplaner Jan Schulz. Er kämpft seit sechs Jahren dafür, dass das Viertel lebenswerter wird. Die Arbeit im Bahnhofsviertel ist immer auch eine Arbeit am Image, denn in der Außenwahrnehmung dominieren Rotlicht, Drogen und Kriminalität, sagt Jan Schulz. Er und seine Kollegen legten vor einigen Jahren ein Entwicklungskonzept für Frankfurts zweitkleinsten Stadtteil vor. Die Kernfragen dabei: Wie kann man Eigentümer dazu bewegen, Geld in die Sanierung der maroden Häuser zu stecken, und wie kann das Viertel insgesamt schöner werden, wenn der Verkehr erbarmungslos durch die Straßen donnert und es keinen Platz für grüne Oasen gibt? Da muss man kreativ sein und zum Beispiel Dächer begrünen – so geschehen auf der herrlichen Dachterrasse des Künstlerhotels Nizza.
    Jan Schulz stellt uns die visionäre Bauunternehmerin Susanne Wilhelm vor, die aus einem heruntergekommenen Industriebau teure Loftwohnungen machen will. Die ersten Kaufinteressenten sind schon da. In zehn Folgen stellt ZDFneo ungewöhnliche Menschen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel vor. Menschen, die eine Vision haben und die einen sehr persönlichen, authentischen und neuen Einblick ins Frankfurter Bahnhofsviertel geben. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.11.2010ZDFneo
  • Willi kann“s kaum erwarten bis endlich die Tür aufgeht. Die Nacht auf seiner „Platte“ war feucht und schon um fünf Uhr zu Ende. Aber der Tagestreff im Frankfurter Bahnhofsviertel öffnet erst um acht seine Pforten. Willi ist obdachlos und kommt jeden Morgen zum Duschen, Rasieren und Frühstücken ins „Weser 5“, eine Einrichtung für Menschen ohne festen Wohnsitz. Willi lebt freiwillig auf der Straße. „Ein normales Leben ist für mich im Moment undenkbar“, sagt der 55-Jährige. Nach dem Tod seiner Frau lebte er 17 Jahre auf der Straße, tourte mit dem Rucksack durch ganz Europa und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Dann fand er zurück in ein normales Leben mit Arbeit und eigener Wohnung.
    Doch kürzlich wurde bei Willi Krebs festgestellt. Und er hat auf die Diagnose wieder mit einem Kurzschluss reagiert: den Job hingeschmissen, die Wohnung verlassen, alle Möbel verkauft. „Ich will die letzten Monate, die mir vielleicht noch bleiben, in Freiheit verbringen und keinem Menschen zur Last fallen.“ Aber die Hoffnung hat er noch nicht ganz aufgegeben: „Sollte die Chemotherapie anschlagen, dann gehe ich wieder zurück in meinen alten Job. Mein Chef hat mir das versprochen.“ So lange tourt Willi jedoch erst einmal jeden Tag durchs Bahnhofsviertel. Er zeigt, wie man hier als Obdachloser gut über die Runden kommt, und gibt Newcomern in der Szene Tipps für gute Suppenküchen und sichere Schlafplätze. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.11.2010ZDFneo
  • Ein großer Tag für Oskar Mahler. Der Präsident des Gewerbeverbandes des Frankfurter Bahnhofsviertels organisiert heute zum dritten Mal das Kaiserstraßenfest. Die Latte hängt hoch, denn diesmal soll das Fest noch größer werden als bisher. Er ist angespannt, aber an seiner Seite weiß er zwei professionelle Veranstalter, die ihn unterstützen. Alles beginnt noch ganz entspannt um 7:00 Uhr morgens mit der Standvergabe. Doch die erste Katastrophe lässt nicht lange auf sich warten: Ein Engpass bei der Wasser- und Stromversorgung taucht auf. Die ersten Imbissbudenbetreiber werden nervös, denn ohne Wasser und Strom läuft ihr Geschäft nicht.
    Oskar Mahler und seine beiden Eventmanager versuchen die Gemüter zu kühlen und gleichzeitig die Probleme zu lösen. Das dauert länger als eigentlich verkraftbar, die Stimmung droht zu kippen. Hinzukommen die Leute vom Ordnungsamt, auch ihnen bleibt nicht verborgen, dass hier etwas gewaltig schief läuft. Nebenbei laufen die Vorbereitungen für das interreligiöse Friedensgebet, ein Programmpunkt, der Oskar Mahler sehr am Herzen liegt, für den er aber weder Zeit noch Nerven hat. Plötzlich macht das Gerücht die Runde, die Hells Angels würden sich nun in die Problemlösung einschalten.
    Wenn das stimmt, könnte es unangenehm für Oskar Mahler und seine Mitveranstalter werden. Es ist der erste Tag, 19:00 Uhr, und das Fest soll eigentlich drei Tage lang laufen. Die Besucher strömen auf die Kaiserstraße, und im Hintergrund prüft noch immer das Ordnungsamt, ob das Fest überhaupt weitergehen kann. Diese Folge von „Gegen den Strich“ begleitet Oskar Mahler an einem der härtesten Tage in seinem Bahnhofsviertelleben. Die Antwort auf die Frage, ob er dieses Fest noch einmal organisieren wird, gibt er am Ende eines bewegten Tages. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.11.2010ZDFneo
  • Bürsten, Feudel, Politur. Da wird jede Hausfrau neidisch. Walter wühlt in seinem selbstgebauten Anhänger. Es gibt etwas zu tun: Ein silbergrauer Mercedes SLK wartet auf eine Profi-Autowäsche. Da ist Walter Graf der Fachmann. Mit Akribie und Hingabe widmet er sich dem Wagen. Es gibt immer weniger wirklich schöne große Autos hier im Viertel. Das war früher anders. Walter muss es wissen. Er drückt sich jetzt schon mehr als dreißig Jahre hier im Bahnhofsviertel rum. Er hat fast alles durch: Heroinsucht, Obdachlosigkeit, Klauen und Betteln. Ende der 70er ist Walter abgehauen aus dem Heim und nach Frankfurt gekommen. Angefangen hat er als Tabledancer: „Damals war ich noch jung und hübsch“, sagt der übergewichtige, zahnlose 51-Jährige.
    Das wäre heute nicht mehr drin. Heute spielt die Pumpe verrückt. Walter ist gesundheitlich schwer gebeutelt: Asthma, Diabetes und schwere Arthrose haben aus dem einst so stattlichen Mann ein Wrack gemacht. Aber zuhause bleiben und nur von Stütze leben, das kommt für ihn nicht in Frage. Das Viertel ist sein zweites Zuhause. Walter ist ein leidenschaftlicher Esser. Doch leider hat er nur noch vier Zähne. Seit vierzig Jahren war er nicht mehr beim Zahnarzt. „Folterkammer“, sagt Walter, und legt sich mit großem Misstrauen auf den Behandlungsstuhl. Neue Zähne sollen her, denn sonst hat er keine Chance, sein Lieblingsessen klein zu kriegen: Schweinshaxe. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.11.2010ZDFneo
  • Ein Haus voller Gäste – und das ganz ohne blanke Busen. Das ist ungewöhnlich im Bahnhofsviertel. Ferdinand Hartmann ist der Chef des „Chango Latin Palace“. Sein Tanzclub platzt an manchen Abenden mit bis zu 1400 Leuten völlig aus den Nähten. Während auf der Tanzfläche erhitzte Körper zu wummernder Latinmusic „abhotten“, wirbeln Hartmann und seine 35 Helfer hinter den Kulissen. Die quirlige Selda hat das wilde Nachtleben hinter sich gelassen. Sie nahm Drogen – bis sie plötzlich vor fünf Jahren einen Schlaganfall erlitt und komplett neu sprechen und laufen lernen musste. „Das Beste, was mir passieren konnte“, sagt sie heute.
    Mit ihrer Arbeit bei der Frankfurter Tafel will sie anderen zeigen, dass man es aus dem Drogensumpf schaffen kann. Früher war sie bei der Tafel Putzfrau, inzwischen ist sie zur Ausgabehelferin „aufgestiegen“. Das bedeutet ihr viel. Sie selbst sagt: „In meinem Leben konnte ich bisher nicht viel geben. Das ist das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, ich kann Menschen etwas zurückgeben.“ Jede der zehn Folgen stellt ungewöhnliche Menschen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel vor. Mit ihnen taucht die Reihe ein in das turbulente Leben des Stadtteils. In der Gesamtschau aller Folgen ergibt sich so ein einzigartiger Einblick in eine faszinierende, fremde Welt. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.11.2010ZDFneo
  • Einst war er hier Streetworker, nun leitet Jesse Kaya den Musikclub „Orange Peel“ auf der Kaiserstraße. Zum einjährigen Bestehen will er den Club mit seinem Partner erweitern. Ab Oktober sollen dort Konzerte für 400 Gäste stattfinden. Soul der 60er und 70er Jahre, Russendisko oder Rockabilly – ausnahmsweise wird für jeden Bewohner und Besucher des Viertels etwas dabei sein. Wenn alles gut geht. Gestrandete, die Hilfe suchen, gehen zu Ursula Wiesn. Die 49-Jährige arbeitet seit zehn Jahren bei der Bahnhofsmission im Frankfurter Hauptbahnhof, und bisher war kein Tag wie der andere.
    Rund 400 Menschen kommen täglich in die Anlaufstation an Gleis 1: Reisende in Not werden versorgt und beherbergt – ebenso wie Menschen aus dem Bahnhofsviertel, die ein offenes Ohr für ihre Sorgen brauchen. Ein weiteres Original des Viertels ist Gisela Paul. Dienstags und donnerstags rührt sie auf dem Markt im Kaisersack ihre „Grüne Soße“ an – eine traditionelle Frankfurter Spezialität. Diese verteilt die Marktfrau ebenso an Banker wie an Prostituierte und Junkies.
    Gisela sieht den Kaiserstraßen-Markt als Aufwertung für das Viertel. Sie selbst hat früher als Bankerin gearbeitet, dann war ihr diese Welt zu langweilig. Auf Frankfurts Märkten ist sie seitdem zuhause und versteht sich als Botschafterin des „Frankfurter Lebensgefühls“. In zehn Folgen stellt ZDFneo ungewöhnliche Menschen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel vor. Menschen, die eine Vision haben und die uns einen sehr persönlichen, authentischen und neuen Einblick ins Frankfurter Bahnhofsviertel geben. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.11.2010ZDFneo
  • Am Rande des Bahnhofsviertels, am Baseler Platz, verbirgt sich hinter geschlossenen Jalousien ein kleines diskretes Spezialgeschäft – das „Transnormal – die Damenboutique für den Herrn“. Hier sieht man Männer mit großer Sporttasche über der Schulter eintreten, und hinaus kommen wunderbare weibliche Wesen – bereit sich ins Nachleben zu stürzen – wie frisch entpuppte Schmetterlinge auf ihrem Jungfernflug. Diejenige, die im Innern des Ladens diese wundersamen Wandlungen vornimmt ist die Chefin des Ganzen: Manuela Mock.
    Seit zehn Jahren schon hat sie ihr Spezialgeschäft für Transvestiten. Ihre Kundschaft kommt aus ganz Europa. Es sind Piloten, Professoren, Politiker oder Parkettleger – Transvestiten gibt es in allen Gesellschaftsschichten, und Manuela ist es egal, was die Herrschaften in ihrem „männlichen Leben“ so treiben. Ihre Aufgabe ist es, aus ihnen ein weiblich wirkendes Wesen zu machen: „Schon wenn hier jemand zum ersten Mal reinkommt sehe ich, was für eine Frau ich aus ihm mache. Ich helfe meinen Kunden, ihre weibliche Seite zu entdecken.“ Und dazu gehört weit mehr als nur eine Perücke und ein bisschen Makeup.
    Bei Manuela lernt man auch, wie Frauen sich bewegen, wie man sich ladylike mit Minirock züchtig hinsetzt und wie man im Restaurant eleganten Schrittes die Damentoilette ansteuert. „Ich versuche, das Thema mit Leichtigkeit anzugehen“, so Manuelas Devise. Denn oft genug, können ihre Kunden ihre Weiblichkeit nur heimlich ausleben. Bei Manuela treffen sie auf Ihresgleichen und können endlich mal sie selbst sein. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.12.2010ZDFneo
  • Wenn Frankfurt noch schläft ist sie schon auf den Beinen: Gisela Paul ist Marktfrau. Immer dienstags und donnerstags steht sie schon in aller Frühe auf dem Kaiserstraßenmarkt im Frankfurter Bahnofsviertel. Der Ort ist nicht gerade prädestiniert für einen Wochenmarkt: In den Nebenstraßen tummeln sich die Junkies und es tobt das Geschäft mit der käuflichen Liebe. Doch mitten durch den Trubels schlägt zweimal die Woche eine Truppe wackerer Marktleute eine Schneise. Dann gibt es hier vom Feinsten: Fisch, frische Brote, Obst und Gemüse. Gisela Paul ist Pionierin des Marktes. Vor elf Jahren hat sie ihn mit gegründet und steuert seitdem eine echte Frankfurter Zutat bei: „Grie Soß’“ à la Gisela.
    Es ist ihr ein persönliches Anliegen, die Leute wieder ins Viertel zu locken: „Das Bahnhofsviertel ist das Eingangstor der Stadt und es wäre ein Jammer, wenn sich wegen der ganzen Junkies hier keiner mehr durch die Straße trauen würde.“ Um die Mittagszeit, wenn die Banker Mittagspause machen, wird es voll am Grüne Soße-Auto. Mit jeder Portion, die Gisela über den Tresen gibt, bekommt der Kunde gratis eine dicke Portion Lebensphilosophie auf den Teller. Wem das nicht schmeckt, hat Pech gehabt. Aber Gisela Paul ist sich sicher: „Die wollen sich alle von ihren Zahlen und Geschäften erholen und kommen hier her, um mal der Gisela Paul ihr frech Maul zu hören.“ (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.12.2010ZDFneo

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