zeit.geschichte Wuchteln, Schmäh, Politsatire – Geschichte des österreichischen Kabaretts (1) 1918 – 1945
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Wuchteln, Schmäh, Politsatire – Geschichte des österreichischen Kabaretts (1) 1918 – 1945
Eine ORF-III-Neuproduktion. Der Erste Weltkrieg hat 1918 Österreich gezeichnet. Das Habsburgerreich ist zerfallen, das einstige Großreich auf „den Rest“ Österreich zusammengeschrumpft. Das Nachkriegskabarett wurde vor allem von Kriegsgewinnern besucht. Seichte Unterhaltung stand im Vordergrund, Gesellschaftskritik war nicht gefragt. Nicht zuletzt aufgrund der Kabarettzensur, die erst 1926 aufgehoben wird. Doch der österreichische Humor setzt sich bald durch. Politisch bissig, wie zum Beispiel Karl Kraus. Anfänglich selbst kriegsbegeistert, entwickelt er bald eine Gegnerschaft zur Kriegstreiberei, die er im satirischen Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit“ 1919 veröffentlicht. Entgegen der bald einsetzenden Romantisierung der Donaumonarchie liefert Kraus eine schonungslose Abrechnung einer zum Untergang bestimmten Gesellschaft. Fritz Grünbaum beginnt auch in dieser Zeit mit seinem humoristischen Wirken. „Wenn er den Mund auftat – ein Feuerwerk des Gehirns’. Schiesst
pausenlos seine Witzraketen und Bonmots mit überdrehter Logik ins überraschte Parkett. Famose Begabung! Viel zu schade für Wien“, schreibt ein Zeitgenosse. Ab 1922 treten im Simpl Fritz Grünbaum und Karl Farkas mit Doppelconférencen auf. Das Format wurde von den beiden nicht erfunden, doch unter ihnen erreichten die Doppelconférencen im Österreich der 1920er und 1930er Jahre ihren unbestrittenen Höhepunkt. Farkas und Grünbaum sind es auch, die in den 1930er Jahren Kabarett-Revuen ins Simpl brachten. Für das Kabarett ist es eine Blütezeit, aber schon bald bewegt sich das Land hin zum nächsten Krieg. Verfolgung und Zensur des Nationalsozialismus radieren die Kabarettszene Österreichs fast aus. Zahllose jüdische Humoristen fliehen ins Ausland oder werden deportiert. Unter ihnen auch Fritz Grünbaum. Er stirbt – laut Totenschein „an Herzlähmung abgegangen“ – am 14. Januar 1941 im KZ Dachau, nachdem er an Silvester noch ein letztes Mal vor seinen Leidensgenossen aufgetreten war. (Text: ORF)