unvollständige Folgenliste, Seite 5
Auschwitz – Auf den Spuren des größten Konzentrationslagers
Im Süden Polens, etwa 60 Kilometer von Krakau entfernt, stehen die Tore von Auschwitz, dem größten Konzentrationslager des NS – Regimes. Über eine Million Menschen aus ganz Europa wurden während des Zweiten Weltkriegs nach Auschwitz deportiert, achtzig Prozent von ihnen gleich nach ihrer Ankunft ermordet. Mit drei Hauptlagern und etwa 30 Nebenlagern erstreckte sich die Anlage über einen Umfang von 100 Quadratkilometern. Am Ende des Krieges wurden viele Spuren dieses gigantischen Komplexes zerstört, vor allem von den Nationalsozialisten selbst. Dank neuer Recherche von Historikerinnen und Historikern, sowie durch die Erzählungen der letzten Überlebenden ist es nun jedoch gelungen, außergewöhnliche Dokumente wieder zu entdecken: Zeichnungen ehemaliger Häftlinge, in der Erde von Auschwitz vergrabene Zeugnisse und selten gesehene Fotoalben. Achtzig Jahre nach der Befreiung wird diese Dokumentation den letzten Spuren von Auschwitz auf den Grund gehen. (Text: ORF)Auschwitz vor Gericht
Hochspannungs-Einzäunung im Vernichtungslager Auschwitz.Bild: ORF/HR1963 begann in Frankfurt das bedeutendste und größte Gerichtsverfahren der deutschen Rechtsgeschichte. 700 Seiten umfasste die in über fünf Jahren erarbeitete Anklageschrift. Sie richtete sich gegen 21 Angehörige der Waffen-SS, die alle zum Personal des Konzentrationslagers Auschwitz gehört hatten und sich wegen Mordes in einer unbestimmten Vielzahl von Fällen verantworten mussten. An 183 Verhandlungstagen wurden 359 Zeugen gehört, darunter 248 Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, die nach Frankfurt gereist waren, um unter Eid Zeugnis abzulegen. Die Dokumentation folgt äußerlich dem historischen Ablauf des großen Frankfurter Auschwitzprozesses und konzentriert sich dabei auf die Hauptakteure: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der das Verfahren ins Rollen brachte, die Staatsanwälte Kügler und Wiese, die die Angeklagten aufspürten, sowie die SS-Männer Mulka, Boger, Capesius und Klehr, deren Taten Schlagzeilen in der Weltpresse machten.
Unweigerlich aber muss der Zuschauer den Blick immer wieder nach Auschwitz richten. Denn wie im Prozess sind es die Aussagen der Überlebenden, die auch diese Dokumentation zu einem unabweisbaren und eindrucksvollen Zeugnis für die Verbrechen der Nationalsozialisten machen. (Text: ORF)Auslöschung und Neuanfang – Das jüdische Österreich nach 1945
In den Jahren des Schreckensregimes der Nationalsozialisten in den Jahren 1938–1945 wurde das jüdische Österreich so gut wie ausgelöscht. Zehntausende österreichische Juden wurden ermordet, mehr als hunderttausend vertrieben. Nach 1945 begann sich langsam wieder jüdisches Leben aufzubauen, doch noch lange waren die Auswirkungen der NS-Zeit zu spüren. Die ORF-III-Neuproduktion von Uli Jürgens geht der Frage nach, wie sich das jüdische Österreich durch die Umwälzungen des Zweiten Weltkrieges verändert und wie es sich über die Jahrzehnte wieder zu einem festen Bestandteil des Landes entwickelt hat. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 08.05.2021 ORF III Außenstelle Mauthausen – Tatort Loibltunnel
Das KZ Arbeitslager am Loibl Süd auf Slowenischer und KZ Loibl Nord auf Kärntner Seite war eines von vielen Nebenlagern des KZ-Mauthausen. Die Insassen, zum größten Teil Polen, Franzosen, Italiener, Slowenen aber auch andere mussten in einem 14-Stunden Dienst am Bau der Loiblpaßstrasse und des Loibltunnels als Verbindungs- und Nachschubweg, (in das damalige von der deutschen Wehrmacht überfallene Jugoslawien ab 1943) für den NS-Staat mitwirken. Anfänglich waren etwa 800, später etwa 1800 Häftlinge auf beiden Seiten des Loibl KZ. Das KZ Nebenlager in den schroffen Karawanken auch Hölle in den Bergen genannt, gilt als eines der härtesten Nebenlager von Mauthausen.
Der Film erzählt den Hintergrund und Ausgangspunkt dieser grausamen Geschichte, spannt den Bogen zum Ursprung der Besetzung Jugoslawiens durch den Auftrag des Diktators Hitlers zur Sicherung der Südfront und der Notwendigkeit eines schnellen und sichern Nachschubweges durch Kärnten über den Loibl Alpenpass nach Jugoslawien. Ehemalige Häftlingen und Zeitzeugen erinnern sich, erzählen vom Alltag, den Fluchtversuchen, dem Wirken des SS Standort- Lagerarztes Sigbert Ramsauer, und der Grausamkeit der SS. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 06.05.2017 ORF III Austria Wien – Fußballgeschichte in Violett
Der FK Austria Wien ist seit seiner Gründung ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte. Matthias Sindelar, der Mittelstürmer der Mannschaft, war in der Zwischenkriegszeit ein Faktor des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Wien und Österreich. Er zeichnete sich nicht nur durch seine überragende Balltechnik und Spielintelligenz aus, sondern wurde nach seinem rätselhaften Tod zehn Monate nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich zur Ikone der Wiener Identität. Die wechselhafte Geschichte unseres Landes repräsentiert sich auch in der Zuschreibung der Wiener Austria als „Judenklub“, der seine Sympathisanten überwiegend aus den Reihen der Unternehmer und Gewerbetreibenden rekrutierte.
In seiner mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte konnte der Verein 27 Cup- und 24 Meistertitel erringen. Genau wie ihr Rivale Rapid, plant auch FK Austria Wien in neue Dimensionen voranzuschreiten und wird mit dem Bau eines neuen Stadions im Herzen Favoritens eine neue Ära beginnen. So wird im Juli 2018 die neue Heimstätte, die „Generali Arena“ eröffnet. Regisseur Kurt Mayer und Drehbuchautor Johann Skocek haben eine unterhaltsame Reise durch die Geschichte der Wiener Fußballvereine gestaltet. Die zweiteilige ORF-III-Neuproduktion vereint historische Dokumente, prominente Sympathisanten, unvergessene Spieler, Historiker und Funktionäre zu einem spannenden filmischen Torlauf. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 05.06.2021 ORF III Balkan in Flammen: Ein Land zerfällt
Folge 2 beginnt im Schicksalsjahr 1990 als in Jugoslawien die ersten freien Wahlen seit dem Zweiten Weltkrieg abgehalten werden. Es ist die Stunde der Nationalisten, der Zusammenbruch des Vielvölkerstaates ist nur noch eine Frage der Zeit. Als sich Slowenien und Kroatien unabhängig erklären, versinkt Jugoslawien in einem Bürgerkrieg. In Kroatien und Bosnien kommt es zu Massenvertreibungen, systematischen Vergewaltigungen, brutalen Morden. Die internationale Gemeinschaft schaut lange untätig zu. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 03.07.2021 ORF III Balkan in Flammen: Jugoslawien in Trümmern
Das Massaker von Srebrenica ist ein Weckruf für die internationale Gemeinschaft, die sich nach vier Jahren Krieg auf dem Balkan entschließt einzugreifen. Noch im selben Jahr unterzeichnen die Kriegsparteien ein Friedensabkommen. Wenig später: wieder Krieg. Diesmal im Kosovo. Die NATO greift ein, beendet die Kämpfe. Ein umstrittener Einsatz ohne UN-Mandat. Noch immer gilt der Balkan als Pulverfass.
Die Kriege der 1990er-Jahre haben die Region wirtschaftlich weit zurückgeworfen, Versöhnung ist bis heute schwierig. Mithilfe von Historikern und Zeitzeugen analysieren die drei Dokumentationen den Untergang einer politischen und gesellschaftlichen Vision. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 03.07.2021 ORF III Balkan in Flammen: Pulverfass Jugoslawien
In Folge 1 der dreiteiligen Doku-Reihe „Balkan in Flammen“ beginnt die Spurensuche in der Vorgeschichte von Jugoslawien. Unter dem Einfluss wechselnder Herrscher und Reiche formt sich über Jahrhunderte ein Ländergebilde mit fünf Nationalitäten und drei Sprachen. Und nicht zuletzt vier Religionen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch brechen die ersten ethnischen Konflikte aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelingt es dem Volkshelden und schillernden Diktator Josip Broz Tito, ein sozialistisches Jugoslawien aufzubauen.
Die Doku-Reihe untersucht den Zerfall der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien im Herzen der Balkanregion. Worin liegen die historischen Ursachen der nationalistischen Konflikte, die ab 1991 in grausamen Kriegen gipfelten? Warum ließ sich das Konstrukt des von Staatschef Josip Broz Tito 1945 geformten geeinten Jugoslawiens nach seinem Tod nicht mehr aufrechterhalten? Mithilfe von Historikern und Zeitzeugen analysieren die drei Dokumentationen den Untergang einer politischen und gesellschaftlichen Vision. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 03.07.2021 ORF III Baumeister der Republik: Adolf Schärf
Adolf Schärf – Ein Hofrat zwischen Ost und West. Er war der längst amtierende Vizekanzler der Zweiten Republik, stand dabei aber stets im Schatten der Bundeskanzler Leopold Figl und Julius Raab. Als Bundespräsidenten sind seine Vorgänger Karl Renner und Theodor Körner in Erinnerung geblieben. Dabei war Adolf Schärf nicht zuletzt der offizielle Gastgeber des Gipfeltreffens zwischen Kennedy und Chruschtschow 1961 in Wien, das Österreich nach vielen Jahren der Absenz wieder auf die Bühne der Weltpolitik zurückbrachte. Der von manchen politischen Gegnern als „Herr Hofrat“ belächelte Politiker löste 1934 indirekt die behauptete „Selbstausschaltung des Parlaments“ aus, er war auch bei der Gründung der Zweiten Republik von Stunde null an in verantwortungsvoller Position beteiligt.
Adolf Schärf war es auch, der die SPÖ bei ihrer Gründung deutlich von der KPÖ abgrenzte, und für Österreich somit einen anderen Weg vorzeichnete als jenen, den seine Parteifreunde in Ungarn und der Tschechoslowakei gingen. Umstritten ist hingegen heute Schärfs Verhältnis zu ehemaligen Nationalsozialisten sowie zur Remigration vertriebener Juden. Als erster Bundespräsident der Zweiten Republik wurde Adolf Schärf von den Wählern 1963 in seinem Amt, das er ebenso unscheinbar wie beharrlich ausübte, bestätigt und führte es bis zu seinem Tod 1965 aus. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 16.05.2020 ORF III Baumeister der Republik – Alfons Gorbach
Der Steirer Alfons Gorbach prägte die 60er Jahre als Bundeskanzler einer Zeit des Aufschwungs. Zwischen 1938 und 1945 war er als politischer Gefangener im KZ Dachau und Flossenbürg interniert, da sein politisches Engagement dem nationalsozialistischen Regime ein Dorn im Auge war. Seiner Karriere als Bundeskanzler ging eine siebenjährige Tätigkeit als dritter Nationalratspräsident voraus, bevor er Julius Raab auf die Regierungsbank folgte. Er war der Bundeskanzler der Großen Koalition und für sein gutmütiges und kompromissbereites Naturell bekannt.
Seine Karriere war die Zeit des Babybooms und sein verfrühtes Karriereende markierte das Ende der Periode des Wiederaufbaus. Aufgrund ÖVP-interner Machtspiele musste Gorbach den Regierungssessel an Josef Klaus abgeben und konnte 1964 sein Amt in Würde ablegen. Er verlor nie seinen Sinn für Humor, denn sein steter Begleiter war ein Witzbüchlein, mit dem er die Leute um sich zum Lachen brachte. 1965 unterlag er Franz Jonas bei der Wahl zum Bundespräsidenten und zog sich als einfacher Abgeordneter in den Nationalrat zurück. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Do. 29.12.2016 ORF III Baumeister der Republik: Alfred Gusenbauer
Die zweijährige Kanzlerkarriere von Alfred Gusenbauer stellt die kürzeste Amtszeit eines Kanzlers in der Zweiten Republik dar. Von 2007 bis 2008 war Alfred Gusenbauer Bundeskanzler der Republik Österreich und erreichte damit seine Karriereziele, die er schon als Kind im Sandkasten formulierte. Durchaus länger ist seine Laufbahn bei der SPÖ. Schon seit seiner Jugend zeichnete er sich durch sein vielseitiges Engagement bei diversen sozialistischen Jugendorganisationen aus. Seit den 1980er Jahren ist er für die SPÖ tätig, arbeitete für die Niederösterreichische Arbeiterkammer und war nicht zuletzt seit der Jahrtausendwende bis 2008 Bundesparteivorsitzender der von Wahlniederlagen gebeutelten SPÖ.
Die Zusammenarbeit mit dem durchsetzungsstarken Koalitionspartner stellte sich als äußerst schwierig heraus, sodass er sich viel Kritik wegen der nicht gehaltenen Wahlversprechen anhören musste. Nach seiner politischen Karriere wechselte Gusenbauer in die Privatwirtschaft und hat vielseitige Engagements als Berater und Lobbyist, unter anderem für den kasachischen Präsidenten. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 14.04.2018 ORF III Baumeister der Republik: Alois Mock
Die neue Folge der ORF-III-Reihe „Baumeister der Republik“ porträtiert den Vater des EU-Beitritts: Alois Mock. Als Außenminister begleitete er die österreichische Republik auf dem langen Weg nach Europa. Als österreichischer Delegationsleiter verhandelte er in Brüssel an vorderster Stelle, in der Schlussphase 80 Stunden am Stück, nächtelang. Aufopferungsvoll engagierte sich Alois Mock für die Integration in die Europäische Gemeinschaft. Der 12. Juni 1994, nur zwei Tage nach seinem 60. Geburtstag, wurde zum Höhepunkt in der politischen Karriere des Außenministers: 65,58% der Österreicherinnen und Österreicher stimmten für den EU-Beitritt.
Mocks Ziel war erreicht. Die politische Karriere Alois Mocks begann 1969 als Unterrichtsminister im Kabinett von Josef Klaus. Zwei Jahre später wurde er zum Obmann des ÖAAB, dem Arbeitnehmerbund der ÖVP, und als solcher wortgewaltiger Oppositionspolitiker in den Kreisky-Jahren. 1979 rückte Mock in die erste Reihe auf, wurde Bundesparteiobmann der Volkspartei und ernstzunehmender Anwärter auf das Kanzleramt.
Doch sowohl die Wahlen 1983 als auch 1986 gingen verloren. Mock wurde Vizekanzler und Außenminister. Die Rolle als Österreichs erster Diplomat füllte ihn gänzlich aus. Es waren turbulente Zeiten. Parallel zu den beginnenden EU-Beitrittsverhandlungen kollabierte die Sowjetunion und mit ihr die kommunistischen Nachbarn Österreichs. Die Bilder vom Abbau des Grenzzauns zwischen Österreich und Ungarn gingen um die Welt. Und im Süden forderte der 1991 ausgebrochene Jugoslawienkrieg das diplomatische Geschick des österreichischen Außenministers.
1995, nach dem geglückten EU-Beitritt, trat Alois Mock als Außenminister zurück und verblieb noch bis 1999 als ein einfacher Abgeordneter im Nationalrat. Alois Mock verstarb nach langer Parkinson-Erkrankung am 1. Juni 2017 im Alter von 82 Jahren. Die ORF-III-Neuproduktion „Baumeister der Republik: Alois Mock – Der österreichische Europäer“ blickt auf ein bewegtes Leben in bewegten Zeiten, und zeigt, mit welchen Engagement Alois Mock die österreichische Geschichte geprägt hat. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 21.10.2023 ORF III Baumeister der Republik: Andreas Maurer
Original-TV-Premiere Do. 02.01.2020 ORF III Baumeister der Republik: Anton Benya
Jahrzehntelang war Anton Benya einer der mächtigsten Männer Österreichs: Gewerkschaftspräsident, Nationalratspräsident, Sozialpartner. Vor allem in seiner Rolle als Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbunds stand er wie kaum ein anderer für soziale Stabilität und Kontinuität in der Zweiten Republik. 1963 wird Benya Präsident des ÖGB, die Sozialpartnerschaft erreicht in den nächsten Jahren auch unter ÖVP-und SPÖ-Alleinregierungen ihre Hochblüte. 1971 wird er zum Nationalratspräsidenten gewählt und damit in das zweithöchste Amt der Republik berufen. Zu den größten Misserfolgen als ÖGB-Präsident wurden für den Elektromechaniker Benya zwei Kraftwerks-Projekte: Zwentendorf und Hainburg; die wirtschaftsfreundliche Haltung des ÖGB unter Benya wurde immer mehr als „Betonierer“-Mentalität gesehen.
Und als Benya 1987 als ÖGB-Präsident zurücktrat, stand der ÖGB am Beginn einer Welle von Skandalen und Misserfolgen, die 2006 im Zusammenbruch der Gewerkschaftsbank BAWAG gipfelten. Die neue ORFIII-Dokumentation blickt zurück auf das Wirken des langjährigen ÖGB-Präsidenten Benya. Von der Zeit der Wirtschaftswunder-Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg über die Jahre der SPÖ-Alleinregierung unter Bruno Kreisky bis zu den Skandalen der 1980er Jahre und den Demonstrationen um Hainburg. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 19.11.2022 ORF III Baumeister der Republik: Bruno Kreisky – Sozialdemokratie als Lebenswerk
Anlässlich der Nationalratswahl setzt ORFIII die zeit.geschichte-Reihe „Baumeister der Republik“, mit sechs Portraits historischer Bundeskanzler der Zweiten Republik fort – von Leopold Figl (1902–1965) bis Fred Sinowatz (1929–2008). Bruno Kreisky – Ein Leben für die Sozialdemokratie Das Leben von Bruno Kreisky repräsentiert wie das von kaum einem anderen die politische Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert. Bereits in den 1920er Jahren ist er politisch aktiv und engagiert sich in der Jugendbewegung der österreichischen Sozialdemokratie. Er wird Augenzeuge der politischen Unruhen zwischen den Verbänden der Heimwehr und des sozialistischen Schutzbundes; erlebt den Bürgerkrieg 1934 und dessen Folgen mit Parteiverbot und Verfolgung.
Seine politische Karriere im Nachkriegsösterreich beginnt er ab 1951 als Berater von Bundespräsident Körner, nimmt als Staatssekretär bei den abschließenden Verhandlungen zum Staatsvertrag teil und wird unter Kanzler Raab in der Koalitionsregierung Außenminister. In den Jahren der ÖVP-Alleinregierung unter Josef Klaus wird er Parteivorsitzender der SPÖ, erneuert das Parteiprogramm und wird nach vorgezogenen Neuwahlen 1971 Bundeskanzler mit absoluter Mehrheit, nachdem er ein Jahr zuvor bereits eine Minderheitsregierung gegründet hatte.
Diese folgenden 12 Jahre Alleinregierung – allgemein auch „Ära Kreisky“ genannt – sind geprägt von einer Vielfalt sozialer Reformen, die das gesellschaftliche Leben in Österreich grundlegend ändern. Die politische Karriere Bruno Kreiskys gilt nicht nur aufgrund seiner über 30-jährigen Tätigkeit in Staatsfunktionen als eine herausragende in der Geschichte der Zweiten Republik, sondern auch durch seinen persönlichen, gesundheitsraubenden Einsatz für das soziale Wohlergehen seine Heimat – einem Leben für die Sozialdemokratie.
Die von Peter Grundei gestaltete Dokumentation bringt einen biographischen Rückblick auf Kreiskys politisches Leben bis zu seinen Alterstagen, die er – von Krankheit geschwächt – in seinem Haus in Mallorca verbringt. Neben Interviews mit seinen politischen Weggefährten Hannes Androsch, Josef Taus, Peter Jankowitsch, Erhard Busek, Wolfgang Petritsch, u.a. ergänzen die Erinnerungen von Kreisky-Karikaturisten Gustav Peichl, Schauspielerin Erika Pluhar und der langjährigen Büro-Mitarbeiterin Margit Schmidt das Portrait. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 30.09.2017 ORF III Baumeister der Republik – Christian Broda
Eines der wichtigsten Anliegen Christian Brodas war die Abschaffung der Todesstrafe in Österreich und Europa und ihre weltweite Ächtung. In Österreich wurde diese Strafe im ordentlichen Verfahren 1950 abgeschafft. Bundesverfassung und Strafprozessordnung haben aber bis 1968 mit dem sogenannten standrechtlichen Verfahren die Möglichkeit der Todesstrafe für Kriegs- und Notzeiten zugelassen. Broda gelang es 1968 eine einstimmige Entscheidung des Nationalrates für die Streichung dieser Bestimmung herbeizuführen; „ … der 7. Februar 1968, mein wichtigster Tag im Parlament.“ Christian Broda wurde öfter als „europäischer Justizminister“ bezeichnet, da er sich für die Abschaffung der Todesstrafe auch innerhalb der EU einsetzte.
Seit der historischen Wende 1989 – dem Fall des Eisernen Vorhangs- gehört die Ächtung der Todesstrafe zur Bedingung für einen Beitritt der Staaten zum Europarat und zur EU. Drei Tage vor seinem Tod, am 28.Jänner 1987, erhielt er in Straßburg den Menschenrechtspreis des Europarates. Der am längsten amtierende Justizminister der Zweiten Republik war durch sieben Gesetzgebungsperioden hindurch Mitglied des Nationalrates und übte dieses Amt unter vier Bundeskanzlern aus.
Unter Julius Raab, Alfons Gorbach und Josef Klaus, und dann von 1970 bis 1983 in der SPÖ Alleinregierung unter Bruno Kreisky. Im Laufe seiner politischen Aktivitäten hat der Justizreformer neben der Abschaffung der Todesstrafe, die Beschlussfassung einer großen Strafrechtsreform 1973 als Höhepunkte gesehen. Daneben stehen die Reformen im Bereich des Familienrechts: die volle Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, der Abbau der dramatischen Unterschiede in der Behandlung ehelicher und unehelicher Kinder und die Neuordnung des Scheidungsrechts.
Justiz bedeutete für Christian Broda natürlich auch angewandte Gesellschaftspolitik. Sein Grundgedanke war – Gleichheit nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch Gleichheit durch das Gesetz. Festgelegt wurde das im Justizprogramm von 1978. Die Fristenlösung, die Entkriminalisierung des Ehebruchs und der Homosexualität waren Ziele der Reform. „HELFEN statt STRAFEN“ und die Vision einer „GEFÄNGNISLOSEN GESELLSCHAFT“ brachten dem SPÖ Justizminister den Vorwurf ein linken Utopien anzuhängen. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 18.03.2017 ORF III Baumeister der Republik: Die Krainers
Landesfürsten in Grün-Weiß. Fünf Jahrzehnte haben Josef Krainer Senior und sein Sohn Josef Krainer Junior die Geschicke der Steiermark geprägt. Der Aufstieg zum Wohlstand nach der NS-Diktatur ist in der grünen Mark untrennbar mit Josef Krainer Senior verbunden. Der christlich soziale Krainer wurde gleich nach dem sogenannten „Anschluss“ 1938 verhaftet, musste sich später vor den Nazis verstecken und gehörte der berühmten österreichischen Widerstandsgruppe O5 an. Und obwohl der Bauernsohn immer die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion ablehnte wurde er in der Nachkriegszeit als „Partisanenseppl“ beschimpft.
Am 6. Juli 1948 wurde er aber trotz allem Landeshauptmann und begann in den Folgejahren mit dem Wiederaufbau des Landes. Mit Konsequenz und oftmals gegen den Widerstand politischer Gegner setzte er eine umfassende Modernisierung des Bundeslandes um, wobei Krainer besonders den Ausbau der steirischen Industrie und Infrastruktur im Auge hatte. Er verstarb 1971 noch während seiner Amtszeit an einem Herzinfarkt. Sein Sohn konnte ihm 1981 als ÖVP-Landeshauptmann nachfolgen und schlug seinen eigenen Kurs ein.
Er galt als Verfechter eines eigenständigen Kurses seines Landes und seiner Partei gegenüber der Bundespolitik. Er förderte unter anderem den Ausbau des hochrangigen Verkehrsnetzes in der Steiermark, trat für Umweltschutzprojekte wie etwa die Entschwefelung von Kraftwerken ein und setzte sich für eine weltoffene Steiermark ein – etwa durch die Schaffung des Afro-asiatischen Instituts. Darüber hinaus förderte er den Steirischen Herbst. Eine wichtige Ära steirischer Zeitgeschichte wird durch exklusive Interviews und seltenes Archivmaterial wieder lebendig. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 24.10.2020 ORF III Baumeister der Republik: Die Landeshauptleute: Eduard Wallnöfer
Die ORFIII-Neuproduktion portraitiert den legendären Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, der 24 Jahre lang – von 1963 bis 1987 – das Bundesland regierte. Während seiner Amtszeit erlebte das Land einen wirtschaftlichen Aufschwung und es erfolgte der Ausbau vieler Verkehrswege, was ihm auch den Spitznamen „Beton Walli“ einbrachte. Arlbergtunnel, Felbertauernautobahn, Inntalautobahn, Europabrücke und Brennerautobahn – all diese Bauten fielen in Wallnöfers Regierungszeit. Vor allem die Verbindungen nach Südtirol lagen dem gebürtigen Südtiroler am Herzen. Die Überwindung der Trennung Tirols durch die Brennergrenze, die er stets als „Unrechtsgrenze“ bezeichnete, blieb eines seiner dringendsten Anliegen.
Weniger rühmlich war seine nach dem Zweiten Weltkrieg nicht offengelegte NSDAP-Mitgliedschaft. Erst fast zwanzig Jahre nach seinem Tod wurde seine Mitgliedschaft bekannt, Wallnöfer selbst hatte sie nie öffentlich gemacht. Eduard Wallnöfer verkörperte vieles, was man weitläufig mit dem typischen Tiroler verbindet: streng katholisch, konservativ, traditionsverbunden und auch Tiroler Schütze. Entsprechend populär war der „Landesvater“, trotz seines autoritären Führungsstils. Die Dokumentation von Manuel Obermeier und Wolfgang Winkler zeigt das Leben und Wirken des ehemaligen Landeshauptmanns und porträtiert gleichermaßen Licht wie Schatten in der Biografie Eduard Wallnöfers. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 27.03.2021 ORF III Baumeister der Republik: Die Landeshauptleute: Heinrich Gleißner
Die ORF-III-Neuproduktion zeigt das Leben und Wirken von Heinrich Gleißner, Landeshauptmann von Oberösterreich, der sein Bundesland 30 Jahre lang prägte. Im Jahr 1945 galt es ein stabiles und demokratisches System aufzubauen: Die Menschen zu ernähren, ihnen Arbeit zu geben und eine Rechtssicherheit zu organisieren. Die Politik war gefordert. Heinrich Gleißner, damals schon Politiker mit Leib und Seele, wusste das und setzte alles daran, das Land Oberösterreich wiederaufzubauen. Schon als Direktor der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer oder als Staatsekretär im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft in den 1930er Jahren bewies der Politiker Handschlagqualität und Loyalität.
Er scheute nicht vor harten politischen Auseinandersetzungen und Diskussionen. In seinen Wahlkämpfen hatte er immer klare Worte. Dabei suchte er immer den direkten Kontakt zu den Menschen. Im März 1938 wurde er verhaftet und war bis 1940 mehrmals in den KZs Dachau und Buchenwald inhaftiert. Nach der Wiederherstellung Österreichs wurde Heinrich Gleißner 1945 zum ersten oberösterreichischen Landeshauptmann der Zweiten Republik.
Ein Amt, das er insgesamt 30 Jahre lang ausübte. Der wirtschaftliche, politische und kulturelle Wideraufbau Österreichs nach der Besatzungszeit war ihm ein Anliegen. Er trug dazu bei, dass Oberösterreich als Agrar- und Industriestandort wieder eine führende Rolle in Österreich übernahm. 1951 war er der Kandidat der ÖVP zur Wahl des Bundespräsidenten, die er gegen den SPÖ Kandidaten Theodor Körner verlor. Im Jahr 1971 trat er als Landeshauptmann von Oberösterreich zurück. Er verstarb 1984. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 23.10.2021 ORF III Baumeister der Republik: Die Landeshauptleute: Theodor Kery
Theodor Kery prägte in seinen zwei Jahrzehnten als Landeshauptmann das Burgenland wie kaum ein anderer Politiker. Die ORF-III-Neuproduktion zeichnet das Bild eines Landerneuerers, der alle Höhen und Tiefen einer langen Politikerlaufbahn mitmachte. Er gilt als der Modernisierer des als rückständig geltenden Landes zwischen Neusiedl und Güssing, das in seiner Amtszeit einen enormen Aufschwung erlebte. Nachdem 1964 das Land die SPÖ gewählt hatte, wurde Kery zwei Jahre später zweiter roter Landeshauptmann. Insgesamt vier Mal konnte er der SPÖ die Absolute sichern. Trotz toller Wahlerfolge spitzte sich in jenem Jahr aber auch die innerparteiliche Kritik an seinem autoritären Führungsstil zu.
Sie mündete in den berühmten „drei Fragen“ des damaligen Jungfunktionärs Josef Cap: „Stimmt es, dass dein Einkommen wirklich um so vieles größer ist als das Einkommen des Bundeskanzlers? Stimmt es, dass du trotzdem verbilligten Strom beziehst? Stimmt es, dass du gerne mit Pistolen schießt?“ Kery überstand Caps Inquisition, fünf Jahre später jedoch verlor er die Absolute. Er zog sich daraufhin ins Privatleben zurück. In den 1990er Jahren stand er noch einmal im Scheinwerferlicht, als er wegen falscher Zeugenaussage in der Waldheim-Affäre verurteilt wurde.
Er hatte bestritten, dass Fred Sinowatz 1985 im SPÖ-Parteivorstand angekündigt hatte, die österreichische Bevölkerung auf Waldheims „braune Vergangenheit“ aufmerksam machen zu wollen. Dabei teilte Kery diese mit dem umstrittenen Bundespräsidenten. Obwohl 1918 als Sohn eines ungarischen Kleinadeligen unter dem Namen Kery Tivadar in eine christlich-konservative Familie geboren, trat er später der SA und der NSDAP bei. Nach dem Krieg durfte er deswegen als „Minderbelasteter“ erst ab 1947 als Lehrer in Kobersdorf arbeiten. Ab dann wandte er sich der SPÖ zu, für die er ab 1951 im Landtag und ab 1962 in der Landesregierung saß. 2010 starb Theodor Kery 91-jährig. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 13.11.2021 ORF III Baumeister der Republik: Die Landeshauptleute: Ulrich Ilg
Die neue Folge der Reihe „Baumeister der Republik“ porträtiert einen der wichtigsten Männer Vorarlbergs in der Zweiten Republik. Er erlebte beide Weltkriege mit, wurde mit 29 Jahren ins Kabinett von Engelbert Dollfuß berufen, kehrte unter Schuschnigg Wien den Rücken und wurde in der Nachkriegszeit erster Landeshauptmann von Vorarlberg – Ulrich Ilg. Ulrich Ilg wird als Sohn von Franz Josef und Magdalena Ilg nach seinem Großvater mütterlicherseits Ulrich getauft. Die bäuerliche Welt, in die er geboren wird, ist von traditionellen Werten bestimmt.
Beide Eltern der Familie Ilg sind als Bauern tätig und wohnen in einem Rheintalhaus im damals noch ländlichen Stadtbezirk Hatlerdorf. Während der junge Ulrich Ilg die Volksschule in Dornbirn besucht, kommt es 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wo auch sein Vater zur Armee eingezogen wird. Vater Franz Josef Ilg ist Feuer und Flamme für die Politik und schickt seine Söhne in politische Veranstaltungen, schlägt ihnen ein Studium vor. Doch der Sohn lehnt ab und geht stattdessen auf eine Landwirtschaftsschule. Nach Kriegsende schreibt sich Ilg im Jahr 1920 in den ersten Kurs in der neu errichteten landwirtschaftlichen Fachschule in der Mehrerau in Bregenz ein.
Ilg wird vollkommen überraschend als erst 22-jähriger, politisch bis dato unerfahren, zum Obmann des Vorarlberger Bauernbunds gewählt. Im Alter von 29 Jahren wird er noch als jüngstes Mitglied ins Kabinett von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß als Staatssekretär für Land- und Forstwirtschaft berufen wurde. Doch mit dem Tod von Dollfuß verliert Ilg seine Stelle und will auch für Kurt Schuschnigg nicht mehr als Staatsekretär arbeiten.
Er geht zurück nach Vorarlberg und heiratet die Frau eines verstorbenen Freundes. Mit Ihr gründet er eine Großfamilie. Als der Vater stirbt teilt sich Ulrich Ilg mit seinem Bruder die Landwirtschaft. 1938 kommt es zum Einmarsch der deutschen Truppen in Vorarlberg. Ilg bleibt in Dornbirn, weil er als Bauer für die Versorgung der Bevölkerung zuständig ist. Glücklicherweise bleibt Vorarlberg wegen der Nähe zu Schweiz von großen Bombenangriffen verschont. Bereits wenige Tage nach Kriegsende engagiert sich der vormalige Staatssekretär für Landwirtschaft und selbst eigenständige Landwirt Ilg dafür, dass den Bauern in Vorarlberg eine Vergrößerung der Anbauflächen zur Sicherung der Ernährung der Zivilbevölkerung zugestanden wird.
Diesem Wunsch wurde von der französischen Militärregierung schließlich am 6. Mai 1945 entsprochen. Die Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehörden ist von Anfang an sehr fruchtbar. Ilg wurde von den Franzosen als einflussreiche Persönlichkeit der Vorkriegszeit ohne nationalsozialistische Beeinträchtigung geschätzt. Sie setzten ihn als Präsident des Vorarlberger Landesausschusses, welcher zugleich exekutive und legislative Funktionen wahrnahm, ein.
Am 25. November 1945 konnte, nachdem auf einer Länderkonferenz in Wien im September die rechtlichen und verfassungstechnischen Fragen geklärt worden waren, erstmals seit 1932 eine freie Landtagswahl in Vorarlberg abgehalten werden. Bei dieser wurde die ÖVP unter der Führung Ulrich Ilgs mit über 70 % der Stimmen gewählt. Ulrich Ilg vermeidet parteipolitische Auseinandersetzungen. Eine einheitliche Arbeitsweise mit allen politischen Kräften ist sein oberstes Gebot.
Ulrich Ilg schafft es immer mehr in Verhandlungen Erleichterung für das Land zu erreichen. Nach einer schweren Wahlniederlage der Volkspartei auf Bundesebene im Jahr 1962 trat er zwei Jahre später als Landeshauptmann zurück. Er zog sich aber nicht wie üblich daraufhin aus der Politik zurück, sondern trat freiwillig ins zweite Glied zurück und stand seinem Nachfolger Herbert Keßler noch vier weitere Jahre als Finanz- und Hochbaureferent in der Landesregierung zur Seite. Ilg zog sich schließlich im Jahr 1969 mit der Amtseinführung der neu gewählten Landesregierung Keßler II aus der Landespolitik zurück. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 01.04.2023 ORF III Österreichische Erstausstrahlung ursprünglich angekündigt für den 17.09.2022Baumeister der Republik: Die Landeshauptleute: Wilfried Haslauer
Eine ORF-III-Neuproduktion. Wilfried Haslauer, der ehemalige Landeshauptmann von Salzburg (1977 bis 1989) hat nach Einschätzung vieler Historiker eine ganze Ära geprägt: Er war glühender Salzburger Föderalist, der bereit war, Salzburger Interessen auch gegen Widerstände in der eigenen ÖVP gegen Wien durchzusetzen. Er war der einzige Politiker der Zweiten Republik der es zu einer Ministeranklage „gebracht“ hat, nachdem er eine Weisung des damaligen SPÖ Sozialministers Dallinger zur Nicht-Öffnung der Geschäfte am Marienfeiertag, dem 8.Dezember 1984, missachtet hatte. Er wurde dafür in einem spektakulären Verfahren vom Verfassungsgerichtshof 1985 verurteilt, aber nicht bestraft.
Dies steigerte in Salzburg noch seine ohnehin vorhandene Popularität, weil ein großer Teil der Bevölkerung für die Öffnung der Geschäfte an diesem Tag eintrat. Er galt als „Wirtschaftsmensch“ und Technokrat, der sich gerne von Fachleuten beraten ließ, und sogenannte „Salzburger Kommissionen“ einrichtete, aber dann dennoch meist selbst Entscheidungen traf. Wirtschaftlich setzte Haslauer auf die Entwicklung des Tourismus, dem Ausbau der entsprechenden Infrastruktur, aber auch auf die Ansiedlung von Hochtechnologie-Betriebe wie etwa einem Sony Werk in Anif.
Vor allem Salzburg als Kulturhochburg, besonders durch die Salzburger Festspiele, war ihm ein großes Anliegen, was auch durch seinen engen Umgang mit Herbert von Karajan zum Ausdruck kam. Persönlich galt er als Autokrat, aber mit vielen menschlichen Zügen. Stets adrett gekleidet legte er großen Wert auf Umgangsformen und konnte daher etwa mit Vertretern der Grün-Bewegung, die andere kulturelle Umgangsformen pflegten, wenig anfangen. Er selbst pflegte eine „barocke“ Amtsführung, Ordensverleihungen, prunkvoll inszenierte Auszeichungen, Traditionsaufmärsche bildeten ein Dauerprogramm seiner Amtszeit.
Mit der SPÖ pflegte er ein sehr amikales Verhältnis, das in der Geschichtsschreibung als „Salzburger Klima“ einging. Das führte jedoch zu einer gewissen Entfremdung zur Bevölkerung, was vor allem der oppositionellen Salzburger Bürgerbewegung großen Auftrieb gab. Wilfried Haslauer war seit seinen Erlebnissen als Soldat im Zweiten Weltkrieg starker Raucher. 1992, drei Jahre nach seinem Amtsende, starb er mit nur 66 Jahren. Sein Begräbnis wurde, wie es ihm entsprach, als ein prachtvoller Trauerumzug zelebriert. (Text: ORF)Original-TV-Premiere Sa. 16.10.2021 ORF III Baumeister der Republik – Folge 20
Baumeister der Republik – Folge 22
Baumeister der Republik – Folge 23
zurückweiter
Füge zeit.geschichte kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu zeit.geschichte und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.
TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn zeit.geschichte online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.Erinnerungs-Service per
E-Mail