ZDFzoom Folge 190: Gemeinschaft war gestern – Europa ohne Zukunft
Folge 190
Gemeinschaft war gestern – Europa ohne Zukunft
Folge 190
In wenigen Wochen stimmen die Briten über ihren Verbleib in der EU ab. Viele fragen sich: Ist das der Anfang vom Ende der Gemeinschaft? Die Skepsis wächst in immer mehr EU-Mitgliedstaaten. Das Referendum in Großbritannien ist nur das sichtbarste Zeichen dafür, was gerade in und mit Europa passiert: Befördert von rechten Parteien und Gruppierungen gewinnen nationalstaatliche Tendenzen immer stärkeren Einfluss auf die jeweilige Politik der EU-Ländern. Während manche Experten im Falle eines Brexits einen Dominoeffekt und Austritte weiterer Länder befürchten, sehen andere die Chance für eine echte Reform der EU. Der ehemalige deutsche Außenminister und Europa-Vordenker Joschka Fischer findet in der „ZDFzoom“-Dokumentation klare Worte: „Egal wie diese Entscheidung ausfällt: So kann es nicht weitergehen. Man wird dieses Europa neu erfinden müssen.“ Fischer zeigt sich überzeugt. Deutschland und Frankreich sollten vorangehen, Deutschland müsse aber damit aufhören, den Finanzschulmeister zu spielen, während Frankreich mehr Souveränität an Brüssel abgeben müsse. Wenige Wochen vor dem Referendum spürt „ZDFzoom“ der Frage nach: Was bleibt von Europa? In Großbritannien, Deutschland und Polen sind die Korrespondenten unterwegs, um zu erfahren, was die Mitgliedstaaten heute unter Europa
verstehen, was sie erwarten und was sie bereit sind zu geben. Beobachtungen in Brüssel zeigen, wo der kleinste gemeinsame Nenner liegt. Aber reicht dieser, um das Projekt Europa zusammenzuhalten? Wichtig für deutsche Unternehmer sind vor allen Dingen offene Grenzen. Die Firma Niehoffs-Vaihinger aus dem pfälzischen Lauterecken etwa bezieht viele ihrer Fruchtsäfte aus Europa. „Für uns ist Europa erstmal ein großer, gemeinsamer Markt – und das bedeutet Planungssicherheit“, sagt Betriebsleiter Rainer Kressmann. Doch wenn nun wieder Grenzen kontrolliert und Zäune errichtet würden, dann koste das nicht nur, sondern sei auch „ein Irrweg. Und es bleibt dann nur ein riesiger Scherbenhaufen von Europa.“ Das britische Referendum wird jedenfalls zum Europa-Stimmungstest. Im ostenglischen Küstenstädtchen Boston gärt es wie in vielen Gemeinden. Eine Folge der Freizügigkeit innerhalb der EU ist die immer stärker werdende Sorge vor Überfremdung, die zu einem bestimmenden Thema vor dem Referendum geworden ist Viele der Neu-Briten kommen aus Polen. Die Dokumentation blickt in deren „alte Heimat“ – zeigt am Beispiel einer kleinen Gemeinde den Zwiespalt zwischen sehr willkommenen EU-Subventionen und dem schwindenden Glauben daran, dass Europa tatsächlich dauerhaft Sicherheit und ein besseres Leben garantiert. Mehr unter zoom.zdf.de (Text: ZDF)