bisher 2965 Folgen, Folge 2781–2805
Folge 2781
USA – Impfgegner gefährden Herdenimmunität
Überall können sich die Menschen in den USA impfen lassen, in Arztpraxen genauso wie in Apotheken, sogar in Supermärkten. Die USA haben beeindruckend schnell große Teile der Bevölkerung geimpft. Doch jetzt gerät das Impfen ins Stocken, denn viele verweigern sich der Covid-Impfung. Und gefährden die angestrebte Herdenimmunität. 40 Prozent der US-Bürger gelten als impfunschlüssig oder sind klare Impfgegner, deutlich mehr als in Deutschland. Eine Reportage aus dem Bundesstaat West Virginia. Kerstin Klein, ARD-Studio Washington
EU – Grüner Impfpass
Wann kommt er und wie sicher ist er? Und werden sich die EU-Mitgliedsstaaten wirklich auf eine gemeinsame Lösung in der Praxis verständigen können? Fragen, die mit der Ankündigung zum gemeinsamen EU-Impfausweis aufkommen und beantwortet werden müssen. Wenn er – wie geplant – käme, dann wäre das eine Erleichterung für alle, die diesen Sommer in die Ferien fahren wollen. Michael Grytz, ARD-Studio Brüssel
Australien – Das neue Campen
Australien gehört zu den international reisefreudigsten Nationen. Doch seit März 2020 sind keine Auslandsreisen mehr möglich. Das Land verbietet seinen Bürgern das internationale Reisen. Nun ist Heimaturlaub angesagt. Im Land selbst gibt es so gut wie keine Covid-Fälle. „Holiday here this year“ wirbt der australische Tourismusverband. Vor allem junge Leute und Familien machen sich auf den Weg und entdecken einen Trend, dem früher vor allem australische Rentner gefolgt sind: im Wohnmobil durch den roten Kontinent. Statt in London wird das Gap Year nun im Camper verbracht.
Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur
Spanien – Nationalpark trocknet aus
Der andalusische Coto de Doñana ist einer der wichtigsten Naturräume Europas. Weltkulturerbe und Drehkreuz für Millionen Zugvögel. Gleich nebenan sind riesige Obstplantagen, hier wächst das Obst und Gemüse für Mitteleuropa. Und die Plantagen sind durstig. Sie graben dem Paradies buchstäblich das Wasser ab. Zu viele Brunnen, die sich aus dem Grundwasser des Doñana bedienen, viele sind illegal. Die spanischen Behörden bekämpfen den Missstand nur schleppend. Natalia Bachmayer, ARD-Studio Madrid
Äthiopien – Vergewaltigung und Hunger als Kriegswaffe
Fernsehteams gelangen nicht häufig in die Region Tigray, seit der Bürgerkrieg dort tobt. Norbert Hahn ist mit seinem Team eine Woche lang in der Krisenregion unterwegs gewesen. Seine Eindrücke schildert er in einer Reportage aus der umkämpften Region im Norden Äthiopiens. Über Jahrzehnte bestimmten Politiker aus der kleinen Region Tigray über ganz Äthiopien. Oft unterdrückten sie die Interessen der anderen Ethnien des Vielvölkerstaats. Der aktuelle Präsident stammt überraschend aus einer anderen Region. Kurz standen die Zeichen auf Aussöhnung, im November 2020 eskalierten dann die Gegensätze. Seitdem kämpfen äthiopische Armee und die Befreiungsarmee von Tigray gegeneinander. Die Hauptlast des Krieges trägt – wie immer – die Zivilbevölkerung. Norbert Hahn, ARD-Studio Nairobi
Ukraine – Patrouillenboot an der Front
Im April verlegte Russland Panzer und Soldaten zu Tausenden an die ukrainische Grenze. Eine Drohgebärde, die sie erst Wochen später wieder zurücknahm, mit der Ankündigung, die Truppen abzuziehen. Die Weltöffentlichkeit atmete auf. Die Menschen in der Ukraine aber nicht. Denn sie merken es täglich: Entspannung sieht anders aus. Weiterhin seien starke Kontingente auf russischer Seite zusammengezogen, auch Schüsse fielen täglich. Jo Angerer hat die Grenze besucht, mit den Menschen gesprochen und ist im äußersten Osten des Schwarzen Meeres mit Patrouille gefahren, dort, wo sich ukrainische und russische Marine gegenüberstehen. Jo Angerer, ARD-Studio Moskau (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 16.05.2021 Das Erste Folge 2782
EU: Ferien im Ausland – ja oder nein? / Litauen: Die Angst vor Lukaschenko / Hongkong/China: Wie das nationale Sicherheitsgesetz Hongkong verändert / Ghana: Auswege aus der Plastikmüll-Misere / Singapur: Kindermangel und Single-Dasein / England … (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 30.05.2021 Das Erste Folge 2783
Iran: Wahlen ohne Wähler:
Im Iran wird ein neuer Präsident gewählt: Die Wahlbeteiligung könnte historisch niedrig ausfallen. Beobachter rechnen mit einem Machtwechsel durch den Hardliner Raissi. Viele Iraner sind frustriert über die Politik. In Teheran trifft ARD-Korrespondentin Katharina Willinger den Politikstudenten Navid. Vor anderthalb Jahren haben sie sich kennengelernt, damals in seinem Hostel, in dem er Menschen aus aller Welt beherbergte. Inzwischen musste er es aufgeben. Sein Optimismus und seine Hoffnung sind weg; die Wahl will er zwar verfolgen, aber abstimmen will er nicht, denn es gibt keinen Kandidaten, der Menschen wie ihn vertritt.
Autorin: Katharina Willinger, ARD Teheran
Türkei: Bedrohte Nomaden:
Seit Jahrtausenden ziehen Nomaden durch das nördliche Mesopotamien, um ihre Schafherden von Weidefläche zu Weidefläche zu führen. Oben in den Bergen sind diese nach der Schneeschmelze besonders grün und dort verbringen die Nomaden mit den Tieren die Sommermonate. Über die Zeiten hinweg konnten die Nomaden ungehindert Weiden und Felder überqueren. Aber in den letzten Jahrzehnten machen ihnen Staat, Militär und Großgrundbesitzer immer mehr Probleme. So hat sich die Zahl der Herden und Nomaden deutlich verringert.
Wir haben eine Familie des Nomadenclans Beritan über einen Monat hinweg begleitet und miterlebt, wie Hirten und Viehzüchter heutzutage ihrer Arbeit nachgehen.
Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul
Kroatien: Partylaune statt Vorsicht:
Die erste spontane Party hat bereits stattgefunden: Auf einem Food-Festival in Split tanzten und feierten über 1000 Menschen ausgelassen in einem Park ganz in der Nähe des Strandes: keine Abstände, keine Masken. Unter den Feiernden waren internationale Studierende sowie Touristen. „Endlich wieder Freiheit!“, riefen sie.
Nicht ganz so euphorisch, aber doch optimistisch zeigen sich Hoteliers: Die Zahl der Buchungen ab Juli hat massiv zugenommen. Vor allem bei deutschen Urlaubern ist die Nachfrage größer als vor der Corona-Krise. Um neue Hotspots zu vermeiden, gelten in Hotelanlagen oder auf den beliebten Ausflugsyachten strenge Abstands- und Hygieneregeln. Doch egal wo, ab einer gewissen Menge an Gästen ist das Einhalten der Maßnahmen nur noch schwer zu kontrollieren.
Autor: Christian Limpert, ARD Wien
Frankreich: Das Alzheimer-Dorf Dax:
Ein typisches Dorf in Südfrankreich: ein Marktplatz mit Bistro, Friseur, ein Lebensmittelladen, ein kleiner Park mit See und Eseln. Und doch kein Dorf wie jedes andere, denn hier leben 120 Alzheimerpatienten, selbstständig, soweit wie möglich. Niemand wird eingesperrt, alle können sich frei bewegen – ein staatlich gefördertes Pilotprojekt. Das Ziel: Demenzerkrankten und Alzheimerpatienten, solange es geht, ein aktives Leben zu ermöglichen. Sie gehen einkaufen in den Dorfladen, zum Friseur, zur Gymnastik oder in den Gemüsegarten. Betreuung gibt es rund um die Uhr.
Sabine Rau hat Marie-Christiane getroffen: Sie ist 84 und lebt seit einem Jahr im Alzheimer-Dorf im südfranzösischen Dax.
Autorin: Sabine Rau, ARD Paris
New York: Qual der Wahl:
Wer wird New York aus der Corona-Krise führen, und vor allem: Wohin genau soll die Reise gehen? Das werden vermutlich die demokratischen Bewerber unter sich ausmachen, denn Republikaner haben in New York City diesmal kaum eine Chance. Die Vorwahl am 22. Juni gilt deshalb als entscheidend, auch wenn die eigentliche Bürgermeisterwahl erst im November stattfinden wird. Lange sah es so aus, als würde Andrew Yang die demokratische Vorwahl gewinnen. Einst versuchte er sogar Präsident zu werden, jetzt würde ihm Bürgermeister genügen. Aber der Wind hat sich gedreht: Derzeit ist das Rennen wieder offen. Insgesamt kämpfen 13 demokratische Kandidaten um den Sieg.
Autorin: Christiane Meier, ARD New York (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 20.06.2021 Das Erste Folge 2784
Afghanistan: Angst vor den Taliban:
Die Bundeswehr ist abgezogen und hat ihren Einsatz beendet. In Afghanistan hat sich die Sicherheitslage mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen zugespitzt. Die militant-islamistischen Taliban haben viele Bezirke des Landes neu erobert. Was bedeutet das für die Menschen im Land, für ihren Alltag? Eine Reportage aus Sicht einer Radioreporterin, die um ihr Leben fürchtet. (Autorin: Sibylle Licht / ARD Studio Neu Delhi)
Griechenland: Aus Moria in die Welt der Mode:
Shafi Qias, eine junge Frau aus Afghanistan, war mit ihrer Familie über den Iran auf die griechische Insel Lesbos geflohen. Dort lebte sie einige Jahre im Flüchtlingscamp Moria und jetzt in Athen. Sie hatte Glück: Ein Freund schickte ihr eine Nähmaschine und sie wusste, was man damit macht. Schon als Kind träumte Shafi Qias davon, Modedesignerin zu werden. In Griechenland stand sie anfangs vor verschlossenen Türen. Doch mit Hilfe einer Organisation, die geflüchtete Frauen unterstützt, konnte sie ihre erste Modekollektion herstellen. (Autorin: Anja Miller / ARD Studio Rom)
China: 100 Jahre KP – ein Land putzt sich raus:
Die KP in China feiert ihr 100-jähriges Bestehen und meldet Erfolge. Wer die Großstädte hinter sich lässt, dem präsentiert die Partei gern, was die Kommunisten alles Gutes tun. So bewerten z. B. ausgewählte Parteidelegationen, wie es in den Dörfern um Sauberkeit bestellt ist, und wie die Bewohner bei ihren Nachbarn ankommen. Sterne werden verteilt, je mehr, desto besser – am Ende springt bei guten Benotungen schon mal ein günstiger Kredit heraus. Wer aber den Vorgaben der Dörfer nicht ausreichend folgt, bekommt weniger Sterne und wird öffentlich stigmatisiert. (Autor: Daniel Satra / ARD Studio Peking)
USA: Bitcoin-Boom und Klimafresser:
In Dresden, einem kleinen Ort am Seneca See in New York State, wird die Uhr zurückgedreht. Ein fossiles Kraftwerk geht wieder ans Netz und bläst riesige Mengen CO2 in die Luft, saugt Fische ins Kühlwasser und erhitzt die ohnehin schon gestiegene Wassertemperatur weiter. Alles im Namen des Geldes. Die Firma Greenidge schürft dort Bitcoin, für ihren gigantischen Energiebedarf hat sie sich ein eigenes Kraftwerk gekauft. Ihre Server für das Bitcoin-Mining stehen direkt auf dem Gelände. Ein Trend, der sich in den gesamten USA abzeichnet, von Texas bis New York. Yvonne und ihre kleine Bürgerinitiative haben dem Bitcoin-Schürfern den Kampf angesagt – sie wollen die Klimaziele erreichen und Greenidge vertreiben, am liebsten aus ganz Amerika. (Autorin: Christiane Meier / ARD Studio New York)
Erklärstück Bitcoins (Autor: Philipp Wundersee)
Türkei: Angeln zum Überleben:
Die Galata-Brücke ist ein weltberühmtes Fotomotiv. Ein Paradies für Hobby-Angler. Doch seit einigen Wochen halten sich dort besonders viele Angler auf. Denn viele Istanbuler haben in Corona-Zeiten ihren Job verloren. Nun hoffen sie auf den großen Fang, um die Fische dann auf Märkten zu verkaufen und so über die Runden zu kommen. Sie hoffen, dass der ein oder andere bald wieder in seinem alten Job eine Anstellung findet. (Autor: Oliver Mayer Rüth / ARD Studio Istanbul)
Australien: Neustart im Olivenhain:
Die Pandemie hat den Prozess beschleunigt: Großstadt ade, der dreifache Vater Marton Gross sieht seine Zukunft auf dem Land. Zum Grundstück zählen fünf Hektar Olivenhain. An seiner Seite hat der Australier einen Mentor, der ihn in die Geheimnisse der Olivenzucht einweiht. Morgens kümmert sich der IT-Manager im Homeoffice um seine Geschäfte, nachmittags hält er sich im Olivenhain auf. Stadtflucht – kein Einzelfall. Die Pandemie ist ein Wendepunkt für Millionen Menschen auf der Welt. Für den Australier und seine Familie definitiv ein Gewinn. (Autorin: Sandra Ratzow / ARD Studio Singapur)
Der Weltspiegel-Podcast zu diesem Thema:
Kryptowährungen – Hype oder gute Wertanlage? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 04.07.2021 Das Erste Folge 2785
USA: Der Kampf ums Wasser, wie Quellen in Kalifornien zum Spekulationsobjekt werden: In Nordamerika tobt eine heftige Hitzewelle. Ganze Landesteile brennen. Extreme Trockenheit. Und die Situation könnte sich noch verschärfen, denn in den USA ist ein regelrechter Kampf ums Wasser ausgebrochen. In Kalifornien streiten sich Landwirt:innen und Hedgefonds um die Landflächen, auf denen die Wasserquellen sprudeln. Wasser wird zum Spekulationsobjekt. (Kerstin Klein, ARD-Studio Washington) Der Weltspiegel-Podcast beschäftigt sich auch mit diesem Thema. Joana Jäschke im Gespräch mit der USA-Korrespondentin Kerstin Klein, unserem Südamerika-Korrespondenten Matthias Ebert über Chile, wo Wasser nicht der Allgemeinheit gehört, sondern privatisiert ist. Und mit Benjamin Adrion, Gründer der Initiative Viva con Agua.
Dänemark: Mit einer Quote im Wohngebiet gegen „Ghettobildung“: Den Begriff „Ghetto“ meidet der Innenminister Kaare Dybvad Bek zwar, im Kurs bleibt die Regierung allerdings unbeirrt. Wenn zu viele Einwanderer in einem Gebiet wohnten, steige das Risiko, dass dort religiöse und kulturelle Parallelgesellschaften entstünden, so das Ministerium. Deshalb bestimmt ein Gesetz jetzt, dass ab 2030 höchstens 30 Prozent der Bewohner von Sozialwohnungen nicht-westlichen Ursprung haben dürfen. Wenn es mehr sind, müssen die Menschen umziehen. (Kristopher Sell, ARD-Studio Stockholm)
Portugal: Die Muschelsucher vom Tejo – Illegaler Beutezug aus Not: Sie stehen bis zu den Knien im Schlick. Bei Ebbe durchkämmen sie den Boden nach Muscheln, verdienen – mit Glück – rund 30 Euro am Tag. Besser als nichts. Denn in der Corona-Krise sind tausende Jobs weggefallen. Zum Beispiel Maria, sie war Putzfrau, ihre Tochter arbeitete in einem Restaurant. Jetzt stehen beide im Schlamm – die Enkelin im Kinderwagen – und kratzen am Flussboden, auf der Suche nach der begehrten Ware. Das Tejo-Delta ist ein Naturschutzgebiet, deshalb ist das Sammeln eigentlich illegal. Trotzdem boomt das Geschäft. Vor allem die Händler sind gut organisiert, sie exportieren die begehrten Muscheln tonnenweise nach Italien. Die Polizei weiß davon und doch ist es schwer, den Händlern und Zwischenhändlern beizukommen. (Lourdes Picareta)
Japan: Olympiateam aus dem Südsudan gestrandet: Sie könnten die heimlichen Stars der Olympischen Spiele werden: vier Leichtathlet*innen und ihr Trainer aus dem Südsudan. Vor anderthalb Jahren kamen sie nach Japan, um sich auf das Sportspektakel vorzubereiten. Als die Corona-Pandemie ausbrach und die Spiele um ein Jahr verschoben wurden, blieben sie im Land. Weit ab der Heimat – einem der ärmsten Länder der Welt – trainieren sie seitdem. Und die Japaner unterstützen sie: mit Laufschuhen, einem Trainer, Unterkunft und sogar Sprach- und Kaligrafie-Kursen. (Torben Börgers, ARD-Studio Tokio)
Senegal: Erste Corona-Impfstoff-Fabrik in Afrika: „Solange nicht die ganze Welt geimpft ist, kann sich niemand sicher fühlen“, betonte Senegals Präsident Macky Sall zuletzt erneut die Dringlichkeit von Impfungen für Afrika. Das renommierte Institut Pasteur (IPD) in Dakar spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen das Virus auf dem afrikanischen Kontinent. Wenn alles nach Plan läuft, wird hier ab Mitte 2022 Corona-Impfstoff im industriellen Stil produziert. Endlich ein Lichtblick. Denn nur, wenn auch in Afrika die Menschen geimpft sind, nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass sich weitere gefährliche Varianten des Virus bilden und die Pandemie immer wieder anfachen. Ein ehrgeiziges Projekt, das Deutschland mit 20 Millionen Euro unterstützt. (Sabine Krebs, ARD-Studio Nairobi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 11.07.2021 Das Erste Folge 2786
Tunesien: Vor dem Kollaps?: In Spanien, Italien und Griechenland füllen sich wieder die Strände – die Urlauber suchen in Europas Süden Erholung. Auf der anderen Seite des Mittelmeers, in Nordafrika, sieht es ganz anders aus: in Tunesien etwa sind die Sandstrände am Mittelmeer gähnend leer. In das kleine nordafrikanische Land, das so auf den Tourismus angewiesen ist, trauen sich nur noch wenige Touristen, meist aus Osteuropa. Dafür sind die Krankenhäuser hoffnungslos überfüllt: Kranke liegen auf den Gängen, einige sogar unter freiem Himmel auf Matratzen.
Es fehlt an Personal und Material – auch bei der Impfkampagne, die nur schleppend vorankommt. Gerade einmal vier Prozent der Bevölkerung sind bislang vollständig geimpft. Es fehlt an Vakzinen, aber die Impfunwilligkeit in der Bevölkerung spielt auch eine Rolle. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von einer besorgniserregenden Lage: Tunesien sei das Land mit der höchsten Sterblichkeitsrate in Afrika. Und im Land wächst der Unmut über die Verantwortlichen.
Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid
Israel: Was hilft gegen die Delta-Variante?: Israel war Anfang des Jahres weltweit führend mit seiner Impfkampagne. 5,2 der 9,3 Millionen Israelis sind zweifach geimpft, 500.000 haben zumindest die erste Dosis bekommen und fast 900.000 sind genesen. Im Juni galt die Corona-Pandemie bereits als besiegt: Nachdem die täglichen Covid-Fälle auf unter zehn gesunken waren, verkündete die Regierung die vollständige Aufhebung aller Beschränkungen.
Wegen der Delta-Variante hat aber auch Israel wieder mit steigenden Fallzahlen zu kämpfen. Zuletzt wurden 730 Neuinfektionen binnen 24 Stunden vermeldet. Nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums waren rund vierzig Prozent der Infizierten doppelt geimpft. Sehr viele der nicht geimpften Infizierten waren Schulkinder.
Ein Lockdown steht derzeit nicht zur Debatte. Genauso wenig die Einführung einer Impfpflicht. Unbedingt aber soll die Einschleppung des Virus und seiner Mutanten von außen verhindert werden: Die strengen Einreisebestimmungen bleiben bis auf Weiteres erhalten.
Autorin: Susanne Glass, ARD Tel Aviv
Brasilien: Corona-Impfung per Schiff: Das orangefarbene Schiff „Abaré“ schiebt eine breite Bugwelle vor sich her, während es das Flussdorf Vila Franca ansteuert. An dieser Stelle ist der Rio Tapajós, ein Amazonas-Nebenfluss, zwölf Kilometer breit. Auf der Abaré bereiten sich Ärzte und Krankenschwestern auf ihren Einsatz vor: die medizinische Versorgung von Flussbewohnern an diesem Seitenarm des größten Flusslaufs der Welt. Das Ärzteschiff versorgt pro Jahr 14.000 Menschen. Nur so bekommen sie eine medizinische Versorgung in diesen entlegenen Winkeln Brasiliens. An Bord hat die Abaré eine mobile Zahnarztpraxis, eine Apotheke und ein kleines Krankenhaus, dazu den derzeit hier begehrten Corona-Impfstoff von AstraZeneca. Doch das schwimmende Gesundheitssystem ist in Gefahr: Immer wieder fehlt Geld.
Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro
Türkei: Zweimal lebenslänglich plus 198 Jahre Haft
Vor fünf Jahren wurde der 18-jährige Kadett Selahattin Kilic von seinem Vorgesetzten am Abend auf die Brücke zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil Istanbuls geschickt: Er sollte diese mit weiteren Soldaten des türkischen Heers sichern. Dass sich Kilic damit am Putschversuch beteiligte, war ihm nicht bewusst, sagt sein Vater Veysel. Er sei einer von Hunderten, die einfach nur einen Befehl ausführten. Allerdings wurde Selahattin von einem türkischen Gericht aufgrund der Durchführung des Befehls zu zweimal lebenslänglicher Haft und weiteren 198 Jahren Haft verurteilt. Sein Vater, ein strenggläubiger Muslim und in der Vergangenheit Wähler der Erdogan-Partei AKP, ist mit seiner Frau in das Dorf direkt neben dem Gefängnis gezogen, in dem Selahattin sitzt, und nutzt jede Gelegenheit, um seinen Sohn zu besuchen und gegen das Urteil zu protestieren. Von Staatspräsident Erdogan ist er bitter enttäuscht.
Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul
Bergkarabach: Rückkehr in die verlorene Heimat: Seit dem Ende der Sowjetunion streiten Armenien und Aserbaidschan um die Vorherrschaft in der Region Bergkarabach. Die von Armenien unterstützte „Republik Arzach“ erklärte sich für unabhängig – international wurde sie aber von keinem Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen anerkannt. 1991 eskalierte der Konflikt zu einem blutigen Krieg, den Armenien gewann. Tausende Aserbaidschaner mussten fliehen. Viele von ihnen leben noch heute unter erbärmlichen Umständen in Flüchtlingsunterkünften am Stadtrand von Baku. Im letzten Jahr eroberte Aserbaidschan weite Teile von Bergkarabach zurück. Und jetzt keimt Hoffnung bei vielen Flüchtlingen, Hoffnung auf Rückkehr in die alte Heimat.
Autor: Jo Angerer, ARD Moskau (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 18.07.2021 Das Erste Folge 2787
Die Druckwelle war gewaltig, als am frühen Abend des 4. August 2020 ca. 2700 Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut explodierten. Mehr als 200 Menschen starben, 7500 wurden verletzt. 300 000 Menschen verloren ihre Wohnungen. Ein Jahr nach dieser verheerenden Explosion sendet der „Weltspiegel“ aus Beirut, wo die Spuren der Zerstörung nach wie vor überall zu sehen sind. Was ist nach einem Jahr geschehen? Wie hat sich Beirut und das ganze Land verändert, das schon vor der Explosion wirtschaftlich und politisch am Abgrund stand? Der „Weltspiegel“ berichtet auf dem Libanon und aus der Region.
Missmanagement und Verbitterung. Noch immer liegt der Hafen in Trümmern. Der Aufbau im angrenzenden Stadtviertel läuft schleppend, und die Suche nach den Verantwortlichen ist noch keinen Schritt weiter. Ziad Ne’ma Constantine betreibt eine Firma im Hafen, acht Spezialkräne hat er am 4. August 2020 verloren. Er hat neue gekauft, 100 000 Euro investiert. „Was bleibt uns übrig, wir müssen weitermachen“, sagt er. Auf die Politik vertraut er schon lange nicht mehr, die müsste die Wirtschaft ankurbeln, aber nichts passiert. Seinen Kindern rät er deshalb, das Land zu verlassen.
Alexander Stenzel, ARD Kairo
Eigeninitiative und Überlebenswille. Weil der Staat praktisch nicht mehr existiert und die Menschen überall im Libanon nicht genug zum Überleben haben, nimmt Maya Torro die Dinge selbst in die Hand. Sie hat eine Hilfsorganisation gegründet: „Foodblessed“. Denn Menschen hungern im Libanon nicht erst seit der Katastrophe im Hafen. Seit 2012 bringt „Foodblessed“ Essen in die armen Viertel der Städte. Zum einen, um die pure Not zu lindern, zum anderen aber auch weil Maya Torro und ihre Mitstreiter:innen davon überzeugt sind, dass Essen Menschen zusammenbringt und so Gemeinschaft gefördert wird.
In einem Land, im dem der Staat versagt, solche grundlegenden Dinge für seine Bürger zu sichern, greifen Organisation wie „Foodblessed“ zur Eigeninitiative. Ute Brucker Aussöhnung durch Begegnung. Das ist der Leitgedanke von Uri Yirmias. Das war auch der Gedanke, als er vor vielen Jahren das weltberühmt Fischlokal Uri Buri im alten Hafen von Akko in Israel eröffnete. Jüdische und arabische Israelis arbeiten dort seit jeher zusammen. Ein Platz der Gemeinsamkeit, in einer Region, in der viele das Trennende betonen und so regelmäßig blutige Konflikte schüren.
So auch vor rund zwei Monaten, als tausende Raketen von Gaza auf Israel abgefeuert wurden und die israelische Armee ihrerseits Gaza beschoss. In Israel veränderte sich etwas: Menschen, die bis dahin mehr oder weniger gut zusammengelebt hatten, begegneten sich mit offenem Hass. Das Restaurant Uri Buri wurde angezündet. Aber Uri Yirmias wäre nicht er, wenn er sich vom Hass abhalten lassen würde. Während sein abgebranntes Restaurant wieder aufgebaut wird, hat er im Industriegebiet von Akko ein „Pop Up“ eröffnet. Damit seine Mitarbeiter Arbeit haben und es weiter Raum für Begegnung gibt.
Susanne Glass, ARD Tel Aviv
Kite-Surfen in Libyen. Es ist ein ungewohntes Bild, zumindest eines, dass man hier nicht erwartet: Kite-Surfer an der Küste. Bisher ist es nur eine kleine Gruppe, aber wann immer der Wind stimmt, kommen sie hier zusammen. Das Surfen ist ihre Leidenschaft, aber darüber hinaus noch viel mehr. Ablenkung vom Alltag in einem Land, in dem der Bürgerkrieg nicht ausgestanden ist und das wirtschaftlich am Boden liegt. Und es gibt ihnen Zusammenhalt.
Alexander Stenzel, ARD Kairo
Lachen gegen das Trauma. Ihre Mission ist es, traumatisierte Menschen mit Gags und Akrobatik zum Lachen zu bringen. Zunächst trat die bunte Truppe von „Clown me in“ vor Flüchtlingen auf. Seit der Explosionskatastrophe von Beirut vor allem vor Kindern. Oft ist das Schwerstarbeit. 100.000 Kinder – so schätzt Unicef – sind durch die Explosion, die ihre gewohnte sichere Umgebung wegsprengte, traumatisiert. Auch ein Jahr noch nach dem fürchterlichen Ereignis quälen sie Alpträume, Angstzustände, Sprachstörungen.
Daniel Hechler, ARD Kairo (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 25.07.2021 Das Erste Folge 2788
USA: Neun Jahre nach Wirbelsturm „Sandy „- Wiederaufbau in New York geht nur langsam voran:
In den westdeutschen Katastrophengebieten hoffen die Menschen auf einen schnellen Wiederaufbau und auf eine Infrastruktur, die Schutz vor zukünftigen Naturkatastrophen bietet. Die Situation im New Yorker Stadtteil Rockaway Beach zeigt, dass die Reparatur- und Sicherungsarbeiten allerdings noch lange dauern könnten: Im Herbst 2012 wütete dort mit Hurrikan „Sandy“ einer der schlimmsten Wirbelstürme über der amerikanischen Ostküste. Große Teile New Yorks waren betroffen, auch 130.000 Einwohner der vorgelagerten Halbinsel Rockaway. Noch sechs Wochen nach dem Sturm waren sie ohne Strom, obwohl sich in vielen anderen Stadtteilen das Leben schnell wieder normalisiert hatte. Neun Jahre später sind die Bauarbeiten an Flutschleusen und Hochwasserschutz-Einrichtungen immer noch nicht beendet. Und die Einwohner von Rockaway fragen sich, warum die reichen Stadtteile in Manhattan schon vor Jahren wiederhergerichtet wurden.
Autor: Marc Steinhäuser, ARD-Studio New York
China: Weltmacht-Anspruch und Konfrontation mit den USA:
Victor Gao von der regierungsnahen Denkfabrik „Center for China and Globalization“ ist sich sicher: „Wir gehen davon aus, dass ungefähr im Jahr 2050 Chinas wirtschaftliche Gesamtleistung so groß sein wird wie die der USA und der EU zusammen.“ Und diese globale Führungsposition solle sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch widerspiegeln. Deswegen rüstet die chinesische Armee auf, betreibt inzwischen mit etwa 350 Schiffen die größte Flotte der Welt. Staatschef Xi Jinping gibt sich selbstbewusst und warnt vor allem die USA vor einer Konfrontation mit der Volksrepublik. Der Weltspiegel berichtet über die geopolitischen Ambitionen Chinas.
Autor: Daniel Satra, ARD-Studio Peking
Australien: Strafzölle und wirtschaftlicher Druck – Australiens Wirtschaft leidet unter Chinas Politik:
Wer einen Konflikt mit der chinesischen Regierung austrägt, muss mit politischen Konsequenzen rechnen – diese Erfahrung machen australische Landwirte seit einigen Monaten. Die Regierung hatte genauere Informationen über die Herkunft des Corona-Virus gefordert und die kommunistische Staatsführung in Peking damit verärgert. Als Reaktion verhängten die Chinesen Strafzölle gegen australische Produkte. Vor allem für Winzer und Rinderfarmer brechen inzwischen wichtige Exportmärkte weg, viele machen sich Sorgen um die Zukunft. Experten sind sich einig: Die chinesische Regierung will ein Exempel statuieren.
Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur
Hierzu auch der „Weltspiegel“ Podcast: Weltmacht China – auf dem Weg zur Nummer Eins? Philipp Abresch im Gespräch mit Steffen Wurzel, Hörfunk-Korrespondent in China, Ariane Reimer, ehemalige Fernseh-Korrespondentin in China und Reinhard Bütikofer/Grüne, Mitglied des Europäischen Parlaments
Schweden: Gewalt-Welle in den Städten:
Die Gewalt geht um in den großen Städten Schwedens. Jugendbanden bekämpfen sich gegenseitig, überfallen öffentliche Einrichtungen und setzen Schusswaffen ein. Inzwischen ist Schweden im europäischen Vergleich Spitze bei Schusswaffendelikten. „Denen ist alles egal, die schießen mitten im Zentrum, sogar in der Pizzeria“, sagt Carolina Sinisalo. Vor fünf Jahren wurde ihr Sohn bei einer Schießerei getötet – zufällig! Er stand zur falschen Zeit am falschen Ort, als maskierte junge Männer um sich schossen. Die Polizei steht der Bandenkriminalität hilflos gegenüber. Vor allem in den tristen Vorstädten haben sich kriminelle Strukturen etabliert. Jugendliche, die im schwedischen Wohlfahrtsstaat ohne Perspektive sind, suchen Bestätigung in den Banden. Viele Experten fürchten, dass die Gewaltspirale sich kurzfristig nicht stoppen lässt. Wir berichten über die Gewalt und ihre Hintergründe, die das eigentlich so friedliebende Schweden inzwischen erschüttern.
Autor: Christian Blenker, ARD-Studio Stockholm
USA: TikTok-Truckerinnen werden zu Social-Media-Stars:
„This is Trucker life, Baby!“ Clarissa Rankin ist ein Star auf TikTok. 1,3 Millionen Follower sorgen für Werbeeinnahmen, die oft den Verdienst in ihrem regulären Job übertreffen. Clarissa ist jedoch keine Influencerin für Kosmetik, Mode oder Lifestyle – sie fährt Truck. Früher Langstrecke, heute fast nur noch Tagestouren. Das sei besser mit ihrer Familie zu vereinbaren. Die umtriebige Unternehmerin war von Anfang an auf Social-Media aktiv, aber der Durchbruch kam, als sie von ihren Erlebnissen als Frau hinter dem Steuer eines Trucks berichtete. „Auf Social-Media motiviere ich Menschen, baue sie auf, bin komisch und zeige die Realität einer hart arbeitenden Frau.“ Man müsse eine dicke Haut haben, wenn man als Frau in der Truckerwelt lebe.
Das weiß auch Shelle Lichti. Sie ist eine Veteranin hinter dem Lkw-Steuer. Auch sie nutzt Socialmedia, aber mehr, um auf ihre Anliegen für die LGBTQ-Bewegung aufmerksam zu machen. Beide Truckerinnen wollen Vorbilder sein für andere in diesem eher noch ungewöhnlichen Beruf für Frauen. Und das passt in die Zeit, denn in den USA gibt es gerade eher einen Mangel an Fahrern, und viele Unternehmen werben bewusst Frauen an. Für Fahrerinnen ist der Job attraktiv, weil sie das verdienen, was auch Männer bekommen. In den letzten Jahren hat der Anteil von Frauen in diesem Geschäft stetig zugenommen. Und in der Social-Media-Welt können sie so sogar zu kleinen Stars werden, wie Clarissa beweist.
Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD-Studio Washington
Frankreich: Die Müllsammler von Korsika:
Irgendwann konnte Pierre-Ange Guidicelli den Anblick der vermüllten Strände und Buchten auf Korsika nicht mehr ertragen. Und er beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Der 25Jährige gründete vor fünf Jahren den Verein „Mare Vivu“ und begann mit freiwilligen Helfern, den allgegenwärtigen Plastikmüll auf seiner Insel einzusammeln. Inzwischen ist „Mare Vivu“ zu einer der wichtigsten Naturschutzorganisationen der Insel geworden und Pierre-Ange Guidicelli will noch mehr erreichen: Auch in den Gewässern rund um die Insel sammeln sie Plastikmüll, um die Unterwasser-Flora und Fauna zu retten.
Autorin: Sabine Rau, ARD-Studio Paris (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 01.08.2021 Das Erste Folge 2789
Frankreich: Kampfansage gegen die vierte Corona-Welle:
Impfen ist für den französischen Präsidenten Macron die „einzige Waffe“ gegen Corona, wie er regelmäßig betont. Mit einem großangelegten Maßnahmenpaket versucht er, die französische Bevölkerung von der Impfung zu überzeugen. Was Deutschland plant, ist in Frankreich schon Realität: So darf man zum Beispiel nur geimpft, getestet oder genesen ins Restaurant. Frankreich geht noch einen Schritt weiter und hat zum Beispiel eine Impfpflicht für Krankenhaus-Personal beschlossen. Nach der Ankündigung der neuen Regelungen sind die Impfungen geradezu in die Höhe geschnellt.
66 Prozent der über Zwölfährigen in Frankreich sind inzwischen vollständig geimpft, das sind 38 Millionen Menschen. Im beliebten Urlaubsort La Grande-Motte am Mittelmeer sind die Infektionszahlen in diesen Wochen hoch. Hier versucht man insbesondere jüngere Menschen von der Impfung zu überzeugen: mit Patrouillen am Strand oder Tauchgutscheinen im Impfzentrum. Auch im Urlaub geht die französische Impfkampagne weiter. (Autorin: Friederike Hofmann, ARD-Studio Paris)
Litauen/Belarus: Machtspiel mit Migranten aus dem Irak:
Eigentlich leben in Litauen die Menschen an der Grenze zu Belarus sehr beschaulich und ruhig. Doch seit einigen Wochen sorgen illegal Einreisende für Aufregung im Osten Litauens. Im Streit mit der EU hat der belarussische Präsident Lukaschenko die Einreise aus dem weitentfernten Irak erleichtert. So entstand eine neue Route, auf der Menschen von Bagdad über Minsk nach Litauen und damit in die EU kommen. Mehrere Tausend haben auf diesem Weg die Grenze von Belarus aus überquert. Die litauischen Behörden sind überfordert, haben inzwischen viele der illegal eingereisten Migranten und Migrantinnen in Lagern untergebracht. Dort wächst die Wut über schlechte Versorgung und fehlende Perspektive. „So eine Situation habe ich in 30 Jahren bei der litauischen Grenzpolizei noch nicht erlebt“, räumt Oberstleutnant Zydrunas Vaikasas ein.
Auch in Minsk sitzen nun Migranten fest: Sie haben das Geld ausgegeben für die Reise, nun wissen sie nicht wohin. Die irakische Regierung hat mittlerweile begonnen, die Menschen zurück nach Bagdad zu fliegen. Der belarussische Machthaber Lukaschenko weist die Verantwortung auf einer Pressekonferenz von sich und kritisiert die Sanktionen der westlichen Länder: „Sie bringen uns in eine solche Situation, dass wir reagieren müssen. Und wir reagieren.“ Der „Weltspiegel“ berichtet von beiden Seiten der Grenze:
Aus Litauen berichtet Clas Oliver Richter, ARD-Studio Stockholm
Aus Belarus berichtet Demian von Osten, ARD-Studio Moskau
Dazu auch der „Weltspiegel“-Podcast, Moderation: Philipp Abresch
Guyana: Ist die Ölförderung Fluch oder Segen?:
„Wir können eines der reichsten Länder der Welt werden, vergleichbar mit Katar. Unsere Bürger können ein besseres Leben leben“, sagt zufrieden Vikram Barat, Minister für natürliche Ressourcen, während er auf die Landkarte schaut. Er hat das Meer im Blick, das vor Guyana liegt. Denn hier hat der US-Ölgigant Exxon Mobil hochwertiges Rohöl entdeckt und das fördert er seit einem Jahr kräftig. Schwarzes Gold. Guyana, einem der ärmsten Länder Südamerikas, winkt unverhofft immenser Reichtum. Es scheint besser als ein Lotteriegewinn.
Aber viele kritisieren: Dies sei ein Gewinn auf Kosten der Umwelt, wenn ein Land in Zeiten des Klimawandels auf fossile Brennstoffe setze. Doch die ehemalige britische Kolonie will die Chance auf Wohlstand und Fortschritt nicht ungenutzt lassen. Welche Industrienation tue das, fragt der Minister. Die einen in Guyana freuen sich, wenn auch gemischt mit großer Skepsis. Werden die Eliten am Ende nicht alles unter sich aufteilen? Kann Ölreichtum nicht ein Fluch werden, wie beim Nachbarn Venezuela? Andere kämpfen vehement gegen die Ölförderung.
Troy Thomas hat die Regierung verklagt: Er, seine Kinder, alle haben das Recht auf eine gesunde Umwelt. Dieses Recht sollen die Verfassungsrichter prüfen. Guyana liegt unterhalb des Meeresspiegels und Felder und Anbauflächen werden jetzt schon durch Überschwemmungen mit Meersalz zerstört. Laut Klimaexperten wird Guyana weltweit zu den Ländern gehören, die am stärksten unter dem Anstieg des Meeresspiegels zu leiden haben. (Autorin: Xenia Böttcher, ARD-Studio Mexiko)
Australien: Das Comeback der Krokodile:
Anfang der 1970er Jahre galten die Krokodile im Norden Australiens fast als ausgestorben. Dann wurde die Jagd verboten und ein Artenschutz-Programm gestartet, das sich als sehr erfolgreich zeigt: Heute gibt es wieder etwa 250.000 Süß- und Salzwasser-Krokodile – etwa genauso viele wie Menschen im Northern Territory. Trotzdem läuft das Miteinander von Mensch und Raubtier weitgehend reibungslos. Zwar kommt es auch vereinzelt zu Krokodil-Attacken, besonders auf Fischer, aber die Menschen im Norden Australiens haben einen besonderen Pioniergeist und gelernt, mit und von den Krokodilen zu leben. Und das hat vor allem damit zu tun, dass die gefährlichen Tiere auch eine gute Einnahmequelle sind: Sie bringen jede Menge Touristen in die Region und lassen sich gut vermarkten – auch als Handtaschen und Gürtel von den unzähligen, aber streng regulierten Krokodilfarmen: „Jede verkaufte Handtasche hilft letztlich auch dem Tierschutz“, so sieht es Graham Webb, einer der bekanntesten Krokodilforscher aus Darwin.
„Denn die Menschen“, so sagt er, „haben ein wirtschaftliches Interesse daran, die Krokodile zu schützen. Sie sind das Kapital hier oben.“ Sandra Ratzow hat im Northern Territory Krokodil-Ranger begleitet. (Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur)
USA: Wo die Menschen gesund alt werden:
„Menschen töten sich mit ihren Essgewohnheiten,“ ärgert sich Jane Pihl. Sie ist 103 Jahre alt, wird in wenigen Tagen 104. Eine recht gesunde, noch immer sehr aktive Frau. Ihr Geheimnis: gesunde, vegetarische Ernährung, keine Zigaretten, kein Alkohol, viel Bewegung an der frischen Luft, ihr Glaube und die Gemeinschaft mit anderen. Jane ist Mitglied der Siebenten-Tag-Adventisten. An die 9000 Menschen, die dieser protestantischen Freikirche angehören, leben in der Region um die kalifornische Kleinstadt Loma Linda.
Die Region ist die einzige sogenannte blaue Zone in den USA, eine Gegend, in der die Menschen überdurchschnittlich alt werden. In anderen Blauen Zonen ist die Geographie entscheidend, in Loma Linda ist es die Verbindung von Glauben und gesundem Lebensstil. In einer Langzeitstudie hat der Wissenschaftler Gary Fraser herausgefunden, dass Männer, die den Adventisten angehören, sieben Jahre länger und Frauen viereinhalb Jahre länger leben als andere Kalifornier. „Es gibt keinen Zaubertrank,“ erklärt Fraser die Gründe für die Langlebigkeit, „die Adventisten praktizieren einfach viele Dinge, deren Nutzen wir bereits kennen.“ Während sonst in den USA die Menschen nicht so lange leben wie die in anderen entwickelten Ländern, häufig unter Fettleibigkeit und Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes leiden, kommt all das in Loma Linda deutlich seltener vor.
Aber der Wissenschaftler macht sich keine Illusionen. Einen Ernährungsstil zu ändern sei fast so schwierig wie die Religion zu wechseln. (Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD Studio Washington) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 15.08.2021 Das Erste Folge 2790
Afghanistan: Die Versprechen der Taliban:
Die Lage am Flughafen Kabul spitzt sich weiter zu. Die Taliban haben Menschen zum Verlassen des Flughafens aufgefordert und inzwischen Warnschüsse abgefeuert. Viele Afghanen wollen weg – trotz Zusicherung der Taliban, dass sie als neue Ordnungsmacht nicht mehr die brutalen Gotteskrieger der 1990er Jahre seien. Warum wollen sich Teile der Afghanen nicht darauf verlassen?
Autorin: Sybille Licht, Oliver Mayer, ARD Neu Delhi
Afghanistan: Auf der Flucht:
Mariam hat sich immer davor gefürchtet, dass die Taliban die Macht in ihrem Land wieder übernehmen. In einem Interview sagte die Restaurantbesitzerin und Feministin noch vor ein paar Wochen, wenn nötig, würde sie Waffen gegen die Taliban in die Hand nehmen. Jetzt muss sie um ihr Leben fürchten: Sie kauft sich Nahrungsmittel für einen Monat, will sich zuhause verbarrikadieren, packt dann doch ihre Sachen. Zuhause könnten sie die Taliban abholen …
Autorin: Natalie Amiri, ARD München
USA: Veteranen zwischen Schmerz und Erleichterung:
20 Jahre lang waren US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Auf immer wiederkehrenden Einsätzen verloren mehr als 2400 US-Soldaten ihr Leben, andere ihre Arme und Beine oder ihre psychische Gesundheit. Illusionen über ihren Einsatz hatten die wenigsten: Viele sprechen über das ernüchternde Gefühl vor Ort, dass dieser Krieg für die USA nicht zu gewinnen war und dass sie deswegen einen Abzug prinzipiell befürworten.
Und doch empfinden die meisten den überhasteten chaotischen Abgang jetzt als unwürdig. Einige sind noch in Kontakt mit afghanischen Ortskräften und schämen sich dafür, wie diese entgegen aller Versprechen zurückgelassen werden.
Autorin: Verena Bünten, ARD Washington D.C.
Spanien: Benidorm – Urlaub zwischen Wolkenkratzern:
Benidorm, an Spaniens Costa Blanca gelegen, gilt vielen als Stein und Beton gewordenes Symbol des Massentourismus. Der Ort besitzt die größte Hochhausdichte weltweit: 345 Gebäude mit mehr als zwölf Etagen. Und nun kommt noch ein besonders imposantes hinzu: der Intempo-Wolkenkratzer, mit 198 Metern der höchste Wohnturm Europas. Zwei schwere Krisen hat das Bauwerk durchlebt: Finanzcrash und Pandemie. Jetzt wird der Turm nach 15 Jahren und zwei Wirtschaftskrisen später endlich fertig. Ein gutes Zeichen für Tourismus und Wirtschaft? Das spanische „Little Manhattan“ an der Küste wächst weiter wie zuvor.
Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid
Brasilien: Padre Júlios Kampf gegen das Corona-Elend:
Obdachlose gibt es in Brasiliens reicher Wirtschaftsmetropole São Paulo schon seit Jahren, aber Corona hat den Kontrast zwischen dem Wohlstand der einen und der Armut der anderen ins Unerträgliche gesteigert. Das liegt auch an der Politik von Präsident Jair Bolsonaro: Einer der schärfsten Kritiker des rechtsextremen Präsidenten ist Padre Júlio Lancellotti. Er wirft Bolsonaro vor, sich der ärmeren Bevölkerungsschicht in Brasilien entledigen zu wollen durch Nichtstun in der Corona-Krise: Manchmal würden Menschen entsorgt wie Müll: „Leute, die man loswerden will, weil man sie als nutzlos betrachtet. Und genau das erleben wir hier.“
Autor: Volker Schwenck, ARD Rio de Janeiro
Türkei: Sonst bringt er uns um – Wie Frauen um das Überleben kämpfen:
Femizide sind ein weltweites Problem, die Zahl steigt jedes Jahr. In der Türkei wird fast jeden Tag eine Frau von einem Mann aus ihrem engsten Umfeld ermordet oder schwer verletzt. Viele Fälle werden gar nicht bekannt, die Dunkelziffer ist hoch.
Wir treffen zwei Frauen in Istanbul, die für ihre Rechte und ihr Leben kämpfen: Irem und Sabiha. Sabiha hat nur knapp mehrere Mordversuche ihres Ex-Mannes überlebt. Sie wird wahrscheinlich nie wieder laufen können. Vor Gericht soll sie den Täter wiedersehen. Trotz dieser Belastung hofft sie auf eine Signalwirkung, doch der Ausgang des Prozesses ist ungewiss.
Autorinnen: Sümeyye Ugur, Julia Schuster, Jasmin Brock und Mariia Fedorova, ARD München (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 22.08.2021 Das Erste Folge 2791
Afghanistan: Der Abzug:
Kurz vor dem Abzug der Westmächte blicken wir auf die tagesaktuelle Lage in Afghanistan. (AutorInnen: Oliver Mayer/Sibylle Licht)
Mali: Keine Ruhe im Krisenstaat:
Auch in Mali verschärft sich die Sicherheitslage. Der UN-Einsatz im westafrikanischen Mali ist der größte deutsche Auslandseinsatz. Mehr als 15.000 malische Soldaten wurden in fast zehn Jahren im Kampf gegen Terroristen geschult. Die Zahlen sind beeindruckend. Das Ergebnis ist eher bescheiden, von Sicherheit im Krisenstaat keine Spur. Anders als die strukturierten Taliban in Afghanistan, sind die Gegner hier ganz unterschiedlich: Islamisten, Milizen, Dschihadisten, kriminelle Gruppen und die malische Armee selbst. Ein Erfolg dieser Mission ist nicht in Sicht. (Autor: Norbert Hahn/ARD Studio Nairobi)
Der Weltspiegel-Podcast zum Thema: Wie sinnvoll sind Auslandseinsätze?
Syrien: Das Erstarken des IS:
Nach der Machtergreifung der Taliban in Afghanistan befürchten auch andere Regionen das Erstarken des IS. Schon seit längerem verbreitet die IS-Miliz gerade in Ostsyrien um Deir Essor wieder Angst und Schrecken. Die Sorge ist groß, dass sie mit Unterstützung der Taliban nun noch stärker werden, sogar Aufwind spüren. Auch die kurdischen SDF-Kräfte sind in großer Sorge. ARD-Korrespondent Daniel Hechler reist in einige Dörfer, um die Stimmung dort zu zeigen, um mit betroffenen Familien sprechen. (Autor: Daniel Hechler/ARD Studio Kairo)
Ukraine: Was bedeutet Unabhängigkeit?:
30 Jahre ist es her, dass die Ukraine unabhängig wurde; ein junges Land, das noch immer für diese Unabhängigkeit kämpfen muss. Zu Krieg und Militär haben die Ukrainer deshalb ein ganz eigenes Verhältnis. Anlässlich einer großen Militärparade zum Unabhängigkeitstag werden Soldaten und Kämpferinnen bejubelt, selbst das schwere Kriegsgerät. Die Krim ist annektiert, im Osten des Lands halten Separatisten Gebiete besetzt. ARD Korrespondentin Ina Ruck trifft zwei junge Veteraninnen, die für ihr Land gekämpft haben und die hoffen, dass die Ukraine ohne Einfluss von Russland oder irgendwem sonst seine Interessen fei vertreten und verteidigen kann. (Autorin: Ina Ruck/ARD Studio Moskau)
Polen: Schreien für Belarus:
Sie schreit für die Freiheit, die 28-jährige Belarussin Jana Shostak lebt seit elf Jahren in Polen. Zur Präsidentschaftswahl vor einem Jahr reist sie in ihre Heimat, voll Hoffnung auf ein Ende der Ära Lukaschenko. Als der sich zum Sieger erklärt, nimmt sie an den Protesten teil. Inzwischen sind tausende Belarussen vor den Repressionen nach Polen geflohen. Vielen von ihnen hilft Jana Shostak. Sie organisiert Proteste in Polen, sammelt Spenden und schenkt Trost, auch den beiden Kindern Wania und Nastia, deren Eltern von Lukaschenkos Polizei verhaftet wurden. (Autor: Olaf Bock/ARD Studio Warschau)
Peru: Das Wellenschutzgesetz:
Es ist einzigartig, das Wellenschutzgesetz in Peru. Naturschützer und Surfer haben sich mit Erfolg dafür eingesetzt. 33 Wellen sind schon geschützt, 1000 sollen es werden. Die Küste vor Peru ist ein weltberühmtes Surfparadies, und wo die Wellen brechen, ist auch die Natur unbeschadet. Klar wurde dies, als ein Bauprojekt in Lima einen berühmten Sandstrand zerstörte. Nicht nur die Wellen waren verschwunden, auch ein intaktes Ökosystem. Seevögel und das Leben im Wasser gibt es dort nicht mehr. Das Wellenschutzgesetz verhindert künftig solchen Kahlschlag. (Autor: Volker Schwenk/ARD Studio Rio de Janeiro) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 29.08.2021 Das Erste Folge 2792
Afghanistan – Ortskräfte in der Falle:
140 Ortskräfte mit ca. 500 Familienangehörigen – das ist die Anzahl der ehemaligen afghanischen Hilfskräfte und ihrer Angehörigen, die Deutschland aus Kabul evakuiert hat. Doch die Anzahl derer, die in Afghanistan festsitzen und nicht über die Luftbrücke herausgekommen sind beläuft sich 10.000, schätzt das Patenschaftsnetzwerk Afghanischer Ortskräfte. 10.000 Einzelschicksale von Ortkräften und ihren Angehörigen, die sich derzeit versteckt halten, weil sie Schlimmstes von den Taliban zu befürchten haben. Wie leben sie? Wie geht es ihnen? Diesen Fragen versuchen wir nachzugehen. (Sibylle Licht und Oliver Mayer, ARD-Studio Neu Delhi)
Afghanistan – Keine Chance für Frauen:
Der Ankündigung der Taliban, dass die Rechte von Frauen respektiert würden, traut die Exil-Afghanin – deren Namen aus Sicherheitsgründen geheim bleiben muss – nicht. Frauen als Ingenieurinnen, Polizistinnen oder gar in der Politik – das sei illusorisch. Die Bewegungsfreiheit von Frauen, besonders auf dem Land, sieht sie jetzt schon massiv eingeschränkt, von den Errungenschaften der vergangenen Jahre ist nicht mehr viel zu retten. Die angekündigte „inklusive Regierung“ sei bloße Fassade, die für den Westen aufgebaut werde.
New York – Kinder des 11. September:
Als die Flugzeuge ins World Trade Center flogen, war Brook Peters fünf Jahre alt. Damals wohnten er und seine Mutter neben einer Feuerwehr-Station direkt in der Nachbarschaft von Ground Zero. Beide überlebten – äußerlich unverletzt. Aber der Terroranschlag hat ihr Leben nachhaltig geprägt. Heute ist Brook 25, Karriere interessiert ihn nicht, er will etwas Sinnvolles mit seinem Leben anfangen, sagt er. 20 Jahre nach dem Terroranschlag, der die Welt so stark erschütterte, und so viel Gewalt und Gegengewalt erzeugte, ist das die ganz persönliche Lehre, die Brook daraus zieht. (Christiane Meier, ARD-Studio New York)
Der Weltspiegel-Podcast beschäftigt sich auch mit dem Thema des 11. September: „Wie 9/11 den Nahen Osten veränderte“
Jakutien – Ende des Permafrosts:
„Das Haus sinkt ständig ab. Wir haben es deshalb auf Reifen gestellt.“ Paraskowia Makarowa ist stolz, dass sie diese Idee hatte. Vier riesige Traktor-Reifen, an jeder Ecke des Holzhauses einer. So bewahrt die Familie es vor dem Einsinken. Zumindest vorläufig. Denn die Erde taut immer weiter auf. Hier in Jakutien hat sich die durchschnittliche Temperatur schon um 3 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten erwärmt. Den Klimawandel muss niemand den Menschen hier beweisen, sie erleben die Auswirkungen jeden Tag. (Demian von Osten, ARD-Studio Moskau)
Brasilien – Torwart zum Mieten:
Maça kann auch Stürmer. Aber in den reichen Quartieren von Rio de Janeiro brauchen sie keine Stürmer. Hobby-Kicker brauchen einen Torwart, weil sich niemand von ihnen in den Kasten stellen will. Maça hilft aus. 50 Reais, ca. 8,50 Euro bekommt er pro Spiel z. B. von den Ü45 Kickern der Zentralbank. Sechs Mal in der Woche lässt der 22-Jährige sich von verschiedenen Fußball-Teams anheuern. Mit dem verdienten Geld kommt er in der nahegelegenen Favela über die Runden. Aber er hofft darauf, von einem Fußball-Scout entdeckt zu werden. (Matthias Ebert, ARD-Studio Rio) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 05.09.2021 Das Erste Folge 2793
Deutsche TV-Premiere So. 12.09.2021 Das Erste Folge 2794
Afghanistan: Das Land der Taliban:
Etwa einen Monat ist es her, dass die Taliban Kabul eingenommen haben. Mit der Bildung einer Übergangsregierung haben sie ihren Machtanspruch in Afghanistan untermauert. Seitdem die Taliban in der Verantwortung stehen, hat sich im Land viel verändert: In den Universitäten müssen Frauen und Männer getrennt voneinander studieren. Viele Frauen dürfen ihrem Beruf nicht mehr nachgehen. Manche müssen sich verstecken und fürchten um ihr Leben.
Autor: Oliver Mayer, ARD Neu-Delhi
Tadschikistan: Das Leiden der afghanischen Frauen:
Nijosa Ayni wischt sich die Tränen aus den Augen: Gerade hat sie mit einer Afghanin in Kabul videotelefoniert, die an Aynis „Digital Arts Academy“ teilgenommen hat: „Du verstehst, wie schlecht es diesen Menschen gerade geht, aber du kannst nichts machen außer Empfehlungsschreiben schicken.“ In dem Workshop hat die junge Frau aus der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe zwei Jahre lang tadschikische und afghanische Frauen zusammengebracht, ihnen Computerfähigkeiten und Grafikdesign beigebracht. Nach der Machtübernahme der Taliban können afghanische Frauen jetzt wohl nicht mehr kommen.
Autor: Demian von Osten, ARD Moskau
Ägypten: Mit dem Al-Qaida-Chef in Haft – wie ein Ex-Terrorfürst die Sicherheitslage sieht:
Ende der 70er-Jahre gründete Nageh Ibrahim in Ägypten eine Terrorgruppe, um einen wahrhaft islamischen Staat zu gründen. Als Emir von „Gama Islamia“ wollte der junge Islamist die „Ungläubigen“ an der Spitze des Staates mit Waffengewalt stürzen. Dafür musste er 24 Jahre ins Gefängnis. Einer seiner Zellennachbarn war der heutige Al-Qaida-Chef Zawahiri, ein höflicher Mann – aber zu radikal, wie Ibrahim heute findet.
Wie schätzt er die Terrorgefahren nach dem Comeback der Taliban ein, nach dem jüngsten Droh-Video Zawahiris? Uns hat er seltene Einblicke gewährt.
Autor: Daniel Hechler, ARD Kairo
China: Taliban – Partner oder großes Problem?:
Es war ein denkwürdiges Treffen im chinesischen Qingdao im Juli: Rund zwei Wochen vor ihrer Machtübernahme posierte Chinas Außenminister Wang Yi mit einer Delegation der Taliban vor Kameras. Eine symbolische Handlung, die den neuen Machthabern in Kabul schon früh einige Legitimation verschafft hat.
Viele Chinesen sind jetzt nicht mehr im Land, aber Pekings Führung hat demonstrativ die Botschaft in Kabul offen gelassen. In der chinesischen Handelsmetropole Yiwu treffen wir mit Afghanen zusammen, die von dort chinesische Produkte in ihre Heimat exportieren. Welche Chancen sehen sie?
Autor: Daniel Satra, ARD Peking
Italien: Gelungene Integration – über den Magen:
In Rom soll es einen vorzüglichen Brotbäcker geben, der echtes arabisches Brot backt. Wir haben ihn gefunden: Ali Alawi kam 2011 als Flüchtling aus der irakischen Stadt Mossul. Und es hat sich gelohnt: Ali verkauft 1000 Brote am Tag – die Italiener lieben es.
Nur ein Beispiel von vielen, wie direkt und unmittelbar der Kontakt zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft sein kann und Vorteile für alle Seiten bietet.
Autorin: Natalie Amiri, ARD München
Niederlande: Ein Holocaust-Mahnmal nach jahrelangem Streit:
Nirgendwo in Europa standen die Überlebenschancen für Juden so schlecht wie in den Niederlanden: Drei von vier Bürgerinnen und Bürgern jüdischen Glaubens überlebten den Holocaust nicht.
Mit jahrelanger Verzögerung und nach Rechtsstreitigkeiten mit Anwohnern bekommen sie jetzt endlich ihr Holocaust-Mahnmal: Eine Wand aus 102.000 Backsteinen mit eingravierten Namen – ein Stein für jedes niederländische Holocaust-Opfer. Den ersten Stein legte Jacqueline van Maarsen, die beste Freundin von Anne Frank. Jacqueline hat mit Glück überlebt und stiftete 50.000 Euro für das Mahnmal.
Autorin: Gudrun Engel, ARD Brüssel (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 19.09.2021 Das Erste Folge 2795
Österreich: Die Affäre Kurz:
Hausdurchsuchungen bei der ÖVP, im Bundeskanzleramt und im Finanzministerium. Es besteht der Verdacht auf Untreue und Bestechung. Die öffentliche Meinung soll mit manipulierten Umfragen beeinflusst, und eine wohlwollende Berichterstattung in den Medien gekauft worden sein. Auch der Kanzler steht unter Verdacht. Die Opposition fordert Kurz zum Rücktritt auf.
Autoren: Nikolaus Neumaier, Christian Limpert, ARD Wien
China: Vor dem UN-Gipfel:
Am Montag beginnt der UN-Gipfel zur Artenvielfalt, diesmal unter Chinas Federführung. Dabei sollen die Weichen für zehn Jahre Artenschutz weltweit gestellt werden. Der Verhandlungsabschluss soll in der Provinz Yunnan erfolgen. Yunnan ist Chinas artenreichste Region mit hohen Bergen im Norden und tropischen Wäldern im Süden. Mitte der 1990er Jahre gab es dort gerade einmal etwa 80 Elefanten; jetzt sind es etwa 300. Doch die vielen Elefanten bringen Probleme, denn sie finden im Reservat nicht genug Nahrung, plündern die Felder der Bauern in der Umgebung und gehen sogar auf Wanderschaft.
Der Schutz einer bedrohten Gibbon-Art läuft anders: In den Bergen Zentral-Yunnans lebt in einem abgeschiedenen Dorf die Minderheit der Yi seit Hunderten von Jahren in Nachbarschaft zu den seltenen Affen. Hier beschützen die Dorfbewohner selbst die bedrohte Art: Sie lassen keine Touristen in die Wälder.
Autor: Daniel Satra, ARD Peking
Afghanistan: Bamiyan – zurück in dunkle Taliban-Zeiten?:
In Bamiyan wurden 2001 die historischen Buddha-Statuen von den Taliban zerstört – ein Anschlag gegen das kulturelle Erbe Afghanistans. Schon zuvor war die mehrheitlich aus Hazara bestehende Bevölkerung von den Taliban unterdrückt worden. In den letzten 20 Jahren ist nun endlich Frieden im malerischen Bamiyan-Tal eingekehrt. Der Ort wurde sogar ein kleiner Touristenmagnet in Afghanistan. Das alles steht jetzt wieder auf dem Spiel. Die Menschen haben Angst, dass alles wieder wird wie früher in den dunklen Zeiten der Taliban.
Oliver Mayer trifft auf seinem Dreh einen Touristenführer und einen Hotelmanager. Außerdem spricht er mit einer Gruppe, die sich vor der Machtübernahme der Taliban oft zum Fahrradfahren getroffen hat. Nun haben einige Mitglieder dieser Gruppe bereits ihr Rad zerstört – aus Angst vor den Taliban.
Autor: Oliver Mayer, ARD Neu-Delhi
Katar: Zuflucht für afghanische Flüchtlinge:
Mit der Machtübernahme der Taliban wurde Katar über Nacht zum Drehkreuz für Flüchtlinge aus Afghanistan. Mehr als 55.000 Menschen kamen über dieses Nadelöhr in die Freiheit. Doha war in den meisten Fällen nur ein Zwischenstopp vor der Weiterreise in Drittstaaten. Die Regierung von Katar funktionierte kurzerhand die Villen für Gäste der Fußball-WM 2022 in Flüchtlingsunterkünfte um. Dort herrscht Tristesse, auch wenn es den Menschen nach Angst, Leid und Verzweiflung an nichts fehlt.
Autor: Daniel Hechler, ARD Kairo
Großbritannien: Chronik einer Krise:
Großbritannien steckt mitten in einer nationalen Versorgungskrise – die Regierung ist hilflos. Aber während im Land das Benzin knapp wird, feiert Boris Johnson sich selbst auf dem Parteitag in Manchester. Mit Optimismus, Lügen und leeren Slogans will er die Stimmung drehen – nur hat er weiter keinen Plan, wie er die Probleme lösen will. Und so gibt seine Regierung täglich neue Stories aus, warum die Tankstellen geschlossen und die Supermarktregale leer sind.
Annette Dittert hat die Ereignisse beobachtet und mit Alastair Campbell, dem ehemaligen Spin-Doctor Tony Blairs, und mit dem Wirtschaftswissenschaftler David Henig gesprochen.
Autorin: Annette Dittert, ARD London
Brasilien: Padre Júlios Kampf gegen das Corona-Elend:
Obdachlose gibt es in Brasiliens reicher Wirtschaftsmetropole São Paulo schon seit Jahren, aber Corona hat den Kontrast zwischen dem Wohlstand der einen und der Armut der anderen ins Unerträgliche gesteigert. Das liegt auch an der Politik von Präsident Jair Bolsonaro. Einer der schärfsten Kritiker des rechtsextremen Präsidenten ist Padre Júlio Lancellotti: Er wirft Bolsonaro vor, sich der ärmeren Bevölkerungsschicht in Brasilien entledigen zu wollen – durch Nichtstun in der Corona-Krise. Manchmal würden Menschen entsorgt wie Müll: „Leute, die man loswerden will, weil man sie als nutzlos betrachtet. Und genau das erleben wir hier.“
Autor: Volker Schwenck, ARD Rio de Janeiro (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 10.10.2021 Das Erste Folge 2796
Europa: Weihnachtsgeschenke in Gefahr
„Das ist einfach Chaos.“ 200 Schiffe wollen in den Rotterdamer Hafen einfahren und gelöscht werden – jeden Tag. Das schafft nicht einmal der größte Übersee-Hafen Europas. Nach der Corona-Delle zieht die Weltwirtschaft massiv an. Eigentlich eine gute Nachricht, die Container-Schifffahrt aber überfordert sie. Vor der Pandemie lag ein Schiff rund 25 Stunden im Hafen, jetzt sind es bis zu drei Tage, und das verschärft die Krise noch. Dazu kommt, die Preise für den Transport aus China haben sich in einem Jahr verzehnfacht. Das Weihnachtsgeschäft ist in Teilen gefährdet. Und die Logistik-Krise könnte noch bis zu einem Jahr anhalten, sagen Experten.
Autor: Michael Grytz, ARD Brüssel
USA: Tax me now, Besteuer mich!
„Sie nennen mich Verräter an meiner Klasse“, sagt der US-amerikanische Millionär Stephen Prince, „ich aber finde, sie begehen Verrat an der Nation.“ Noch sind es nicht viele, deshalb haben sie sich zusammengetan, die „Patriotic Millionaires“. Ihr Ziel: Der Staat soll dafür sorgen, dass auch die Reichen angemessen Steuern bezahlen. Denn der Treibstoff, mit dem das Land läuft, seien nun einmal Steuergelder, sagen sie.
Autorin: Verena Bünten, ARD Washington
Der „Weltspiegel“ Podcast beschäftigt sich auch mit diesem Thema: „Tax the Rich – Steuern rauf für Superreiche!“ in der ARD Audiothek und überall da, wo es Podcasts gibt.
China: Hightech-Altenheime:
Es ist die Ein-Kind-Politik, die heute zu einem massiven Betreuungsproblem für alte Menschen in China führt – weit größer noch als in anderen Gesellschaften. 400 Millionen Rentner, so viele werden es in China im Jahr 2050 sein. Für diese Zeiten plant China. Und die chinesische Lösung: Betreuung durch Technik. In riesigen Kommandozentralen laufen unzählige Gesundheitsdaten in Echtzeit ein. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, löst der Computer Alarm aus und das Call-Center übernimmt, ruft an, fragt, ob der Betreute Hilfe braucht.
Autorin: Tamara Anthony, ARD Peking
Jakutien: Ende des Permafrosts:
„Das Haus sinkt ständig ab. Wir haben es deshalb auf Reifen gestellt.“ Paraskowia Makarowa ist stolz, dass sie diese Idee hatte. Vier riesige Traktor-Reifen, an jeder Ecke des Holzhauses einer. So bewahrt die Familie es vor dem Einsinken. Zumindest vorläufig. Denn die Erde taut immer weiter auf. In Jakutien hat sich die durchschnittliche Temperatur schon um 3 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten erwärmt. Den Klimawandel muss niemand den Menschen hier beweisen, sie erleben die Auswirkungen jeden Tag.
Autor: Demian von Osten, ARD Moskau
Libyen: Gaddafis Erbe:
Am 20. Oktober 2011 stellten Milizen Muammar al Gaddafi auf der Flucht und töteten ihn. Er hatte seine Macht über Libyen verloren, die er über 42 Jahre ausgeübt hatte. Zehn Jahre danach sind die Umstände seines Todes immer noch nicht 100-prozentig aufgeklärt, auch wo sein Vermögen geblieben ist, bleibt rätselhaft. Seine Familie drängt zurück an die Macht in Libyen. Wir sprechen mit Zeitzeugen, Gaddafis Cousin, Regierungsvertretern.
Autor: Daniel Hechler, ARD Kairo
Balkan: Ein junges Orchester gegen alte Konflikte:
Sie sind alle Kriegskinder, geboren während der so genannten „Jugoslawienkriege“, jetzt treffen sie sich, um Musik zu machen. In Pristina (Kosovo) kommen sie erstmals zusammen: 25 junge talentierte Musikerinnen und Musiker, ganz bewusst aus all jenen Ethnien und Staaten des Balkans, die vor 30 Jahren brutal gegeneinander gekämpft haben. Eine Woche lang probt das „Western Balkans Youth Orchestra“. Dann geben sie Konzerte. Gemeinsam in den verschiedenen Regionen, gegen Widerstände.
Allein die Anreise der Musiker nach Pristina zeigt, dass viele Konflikte noch immer nicht gelöst sind. So müssen zum Beispiel einige MusikerInnen aus Bosnien und Herzegowina (BiH) kompliziert über Nordmazedonien reisen, um dort ein Visum für den Kosovo zu beantragen – denn offiziell erkennen sich Kosovo und BiH noch immer nicht an.
Autor: Christian Limpert, ARD Wien (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 17.10.2021 Das Erste Folge 2797
Spanien/La Palma: Glühende Lava bedroht das Inselleben
Vor einem Monat wurde der Cumbre Vieja auf La Palma wieder aktiv. Erstmals seit 50 Jahren. Nun ist der Vulkan wieder ausgebrochen, ein heißer Lavastrom ergießt sich ins Tal, zerstört Häuser, Kirchen, Schulen. 7000 Menschen mussten ihre Wohnung verlassen. Hoteliers fürchten um ihre Existenz, Bananen-Anbauer um ihre Ernte. Die Bewohner sind erschöpft und resigniert. (Autor: Stefan Schaaf, ARD-Studio Madrid)
Taiwan: Neues Säbelrasseln
Pünktlich zum Nationalfeiertag Anfang Oktober hat Peking mehr als 150 Kampfflugzeuge in den taiwanesischen Luftraum geschickt. Gleichzeitig kündigt Chinas Präsident Xi einmal mehr die vermeintliche „Wiedervereinigung“ Taiwans mit Festlandchina an. Eine Machtdemonstration, um die Menschen auf Taiwan einzuschüchtern, denn die Insel wird selbstbewusster. China betrachtet das demokratische Taiwan als „abtrünnige Provinz“. Der Inselstaat ist wirtschaftlich wichtig, anerkannt in der internationalen Gemeinschaft und trainiert die eigenen Militärs immer offensichtlicher auch mit Hilfe der USA. Droht ein neuer Kalter Krieg? (Autor: Ulrich Mendgen, ARD-Studio Tokio)
Hierzu auch der „Weltspiegel“-Podcast mit Philipp Abresch
Hongkong: Exodus nach Europa
Monatelang haben die Hongkonger gegen das chinesische „Sicherheitsgesetz“ protestiert. Sie befürchteten dadurch eine Einschränkung ihrer Freiheitsrechte. Und sie hatten Recht: Mit seinem Inkrafttreten zum Jahresbeginn hat sich die Lage in Hongkong extrem verschärft. Mindestens 50 Aktivisten wurden verhaftet, die oppositionelle Zeitung „Apple Daily“ eingestellt und selbst die Diskussion politischer Probleme in den Hörsälen wird zum Risiko. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich einen fairen Prozess bekommen würde“, sagt Five, ein junger Hongkonger, der nach Großbritannien ausgewandert ist. Hier gibt es eine große Exilgemeinde von Hongkong-Chinesen, die den Flüchtlingen das Ankommen erleichtern. (Autor: Sven Lohmann, ARD-Studio London)
Dominikanische Republik: Gerechtigkeit für Säureopfer
Die Niedertracht hat einen Namen: „Teufelssäure“. So heißt das Gemisch, mit dem Täter ihre Opfer übergießen, um sie fürs Leben zu zeichnen. Oft sind es verlassene Ehemänner, enttäuschte Liebhaber, die den Auftrag erteilen. So wie bei Yocairi Amarante: „Ich werde traurig, wenn ich daran denke, wie ich früher aussah und wie ich jetzt aussehe. Ich versuche aber nicht an das Vergangene zu denken. Ich versuche, es hinter mir zu lassen, zu sagen, ich sehe gut aus, wie ich bin.“ Doch das klappt nicht immer. Zweimal versuchte Yocairi, sich das Leben zu nehmen. Früher kamen Täter oft ungestraft davon. Doch in der Dominikanische Republik wächst der gesellschaftliche Widerstand gegen die Säureattacken. In Yocairis Fall wurden die Täter nun zu Höchststrafen verurteilt. Sie müssen für 30 Jahre ins Gefängnis. (Autorin: Xenia Böttcher, ARD-Studio Mexiko)
Kongo: Illegale Abholzung – Afrikas Regenwald ist in Gefahr
Der Regenwald im Kongobecken ist der zweitgrößte der Welt. Hier sind riesige Mengen Kohlendioxid gespeichert, deshalb ist er unverzichtbar für den weltweiten Kampf gegen den Klimawandel. Doch der Regenwald ist in großer Gefahr. Unter anderem, da es die Regierung kaum schafft, illegale Rodungen zu unterbinden. Das Kontrollsystem in dem von Korruption gebeutelten Staat ist löchrig und die Kontrolleure haben kaum Transportmittel zur Verfügung. Mitten im Regenwald, in der Nähe der Stadt Mbandaka, versucht ein Dorf, sich nun selbst gegen die illegalen Rodungen zu wehren. Der sechsfache Familienvater Papy Bonkale ist sogenannter „Waldbeobachter“.
Mehrmals im Monat gehen er und seine Mitstreiter rund ums Dorf auf Patrouille, um illegale Rodungen aufzuspüren. Werden sie fündig, schicken sie einen Alarm an eine Hilfsorganisation. Im Norden des Landes sind es manchmal chinesische Holzfirmen, die sich nicht an die Vorgaben halten. Papy Bonkale ist nicht prinzipiell gegen die Bewirtschaftung des Waldes, aber das rücksichtlose Verhalten einiger Firmen macht ihn wütend: „Natürlich, die Anwesenheit einer Firma bringt Entwicklungsmöglichkeiten mit sich, aber wenn sie sich nicht an die Regeln halten, ist das negativ.“ (Autorin: Caroline Hoffmann, ARD-Studio Nairobi)
USA: Wo die Menschen gesund alt werden
Die Hoffnung auf ein ewiges Leben ist so alt wie die Menschheit. Milliardäre wie Amazon-Gründer Jeff Bezos oder auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg stecken viel Geld in die Alters- und sogar in die Unsterblichkeitsforschung. Dabei müssten sie nur nach Kalifornien fahren. Dort, in Loma Linda, werden die Menschen deutlich älter als im Rest der USA. Jane (103), James (82) und Christine (85) erzählen von ihrem Geheimrezept. (Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD-Studio Washington) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 24.10.2021 Das Erste Folge 2798
Schwerpunkt zum Weltklimagipfel in Glasgow
Brasilien: Influencerin kämpft gegen Klimawandel:
Alice Pataxo lebt in einem Naturschutzgebiet im Süden des Bundesstaats Bahia. Alice ist in ganz Brasilien bekannt, denn sie ist eine der erfolgreichsten indigenen Influencerinnen. Mit ihrem Handy postet sie Fotos aus dem Regenwald, der in den letzten Jahren durch Brandrodung und landwirtschaftliche Nutzflächen stark gelitten hat. Der Amazonas gilt als die grüne Lunge für das Weltklima. In den sozialen Netzwerken wettert Alice gegen die Umweltpolitik von Präsident Bolsonaro. Sie inspiriert andere Indigene, ebenso im Netz für den Urwaldschutz einzutreten. (Autor: Matthias Ebert/ARD Studio Rio)
Schottland: Moore als CO2-Killer:
Nutzloses Moorland? Von wegen. Das Flow Country in Nordschottland ist das größte Moorgebiet Europas – und damit auch ein riesiger Co2-Speicher. Jahrhundertelang wurde der Nutzen der schottischen Moore aber nicht erkannt und deshalb trockengelegt. Durch Aufforstung wollten die Schotten das Gebiet zur Speicherung von Treibhausgasen nutzen. Mittlerweile weiß man aber: Moore sind dazu viel besser geeignet. Nun soll die Moorlandschaft wiederhergestellt werden – und die Bäume müssen weichen. Annette Dittert trifft drei Bewohner der einzigartigen Landschaft, die auf unterschiedliche Weise für die Renaturierung der alten Moore kämpfen. (Autorin: Annette Dittert/ARD Studio London)
Klimagipfel in Glasgow:
Vor welchen Herausforderungen steht die Welt?
Erklärstück am Beispiel China, USA und Europa.
Russland: Putins Gaspoker:
Energiepreise auf Rekordniveau, die Nachfrage nach Gas boomt. Welche Rolle spielt Russland beim internationalen Gas-Geschäft? Könnte dessen Gasmonopolist Gazprom mehr liefern? Russland verweist auf Verträge und die festgelegten Liefermengen. Aber dass Moskau mit diesem begehrten Rohstoff auch Politik macht, zeigt wohl das Beispiel Moldau. Das ärmste Land Europas hat bis Ende 2020 Gas zum Freundschaftspreis bekommen – so lange, wie die moskautreue Regierung an der Macht war. (Autorin: Ina Ruck/ARD Studio Moskau)
Afghanistan: Schule unter den Taliban:
Die 17-jährige Mina durfte seit dem Sommer in Kabul nicht mehr zur Schule gehen. Seit der Machtübernahme verbieten die Taliban ihr und den anderen Mädchen, den Unterricht zu besuchen. Die Mädchen fühlen sich ihrer Rechte beraubt. Jungs sind davon nicht betroffen. Es gibt aber auch Ausnahmen, in einigen Provinzen des Landes dürfen Mädchen noch die Schulbank drücken. Die junge Afghanin Mina hofft zumindest, dass die Taliban in Zukunft wieder allen Mädchen in ganz Afghanistan den Zugang zur Bildung ermöglichen werden. (Autor: Oliver Mayer / ARD Studio Neu-Delhi)
USA: Freiheit im „Airstream“:
Für sie ist er Schlafplatz, Kunstwerk, Reisegefährte und Ziegenstall: Chat und Cate Battles samt Ziege Frankie leben seit fünf Jahren in einem Aluminium-Anhänger mit Kultstatus, einem Airstream. Ihr Haus haben die beiden verkauft, ziehen seitdem als moderne Nomaden durch die USA, wie viele andere, die diese Form von Freiheit suchen. Es war ein Schäfer, der vor 90 Jahren in seinem Garten den inzwischen berühmten silbern glänzenden Wohnanhänger konstruiert hat. Die Nachfrage ist bis heute groß, besonders begehrt sind die Vintage-Modelle. (Autorin: Verena Bünten/ARD Studio Washington) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 31.10.2021 Das Erste Folge 2799
Drei Themen zur ARD-Themenwoche „Stadt, Land, Wandel – Wo ist die Zukunft zu Hause?“:
Argentinien: Mit Bitcoins gegen die Krise in der Hauptstadt:
In der Millionenmetropole Buenos Aires setzen immer mehr junge Menschen auf Bitcoins und andere Kryptowährungen, um der dramatischen Wirtschaftskrise Argentiniens zu entkommen: so wie Valeria Frias, die mitten in der Pandemie auf Kurzarbeit gesetzt wurde und seitdem die Kryptowährung Ethereum schürft. Valeria hat mittlerweile unzählige Computer selbst zusammengebaut und will auch andere Frauen anregen, zu schürfen. Denn auf die lokale Währung Peso vertraut kaum noch jemand: die verliert seit Langem jährlich die Hälfte ihres Wertes. Deshalb glauben immer mehr Argentinier an das Bitcoin-Versprechen und zahlen mit der Kryptowährung ihre Miete oder kaufen sogar Immobilien. Nur so können sie weiter in der Hauptstadt überleben.
Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro
Iran: Dürre als Chance – Wie eine Kamelzüchterin Arbeitsplätze auf dem Land schafft:
Wie viele Länder im Nahen Osten leidet auch der Iran seit Jahren unter stetig zunehmender Wasserknappheit. Ein Grund ist die Klimaerwärmung, doch vieles ist menschlichem Tun geschuldet. Vor allem die Landbevölkerung leidet: Einer Studie zufolge musste bereits die Hälfte in große Städte ziehen. Atekeh Nobaghi wollte sich damit nicht abfinden und suchte nach Wegen, auch weiterhin in ihrer Heimatregion Landwirtschaft betreiben zu können. Sie kam auf die Kamelzucht – in ihrer Gegend ein Novum. Mittlerweile versorgt sie mit ihrem ländlichen Start-up nicht nur alle Angehörigen, sondern hat auch Arbeitsplätze für die Dorfbewohner geschaffen.
Autorin: Katharina Willinger, ARD Teheran
Italien: Mit Minischulen gegen die Abwanderung:
Stromboli, die malerische Insel vor Sizilien, ist von Entvölkerung bedroht. Vor allem im Winter, wenn die meisten Hotels geschlossen sind und die Insel oft nicht per Schiff zu erreichen ist. Lebensmittel werden dann knapp, die medizinische Versorgung ist unsicher. Wer jung ist, zieht weg, viele Familien sehen ihre Zukunft eher auf dem Festland. Die wenigen Familien, die bleiben, setzen ihre Hoffnungen in kleine Schulen. In ihnen sehen sie eine Art Lebensversicherung für das Leben auf der Insel. Dank Digitalisierung ist die Schule mit anderen Mini-Schulen der Nachbarinseln verbunden.
Autor: Rüdiger Kronthaler, ARD Rom
Weitere Themen:
Kanada: Anpassen oder Untergehen:
Der Klimawandel hat auch die selbsternannte Eisbärenhauptstadt Churchill im kanadischen Manitoba ereilt. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Durchschnittstemperatur um zwei Grad gestiegen. Weil das Eis immer später kommt, hungern die Bären länger, bevor sie nach dem Sommer wieder auf Robbenjagd gehen können. Für den kleinen Ort am Rande des Hudson Bay keine guten Aussichten, denn Churchills 900 Einwohner leben vor allem vom Bären-Tourismus. Seit 2020 gibt es in Churchill eine Klimastrategie: Wenn man das Unvermeidliche nicht ändern kann, dann muss man lernen, damit zu leben. Wir besuchen Bären und Menschen, die sich anpassen, um nicht unterzugehen.
Autorin: Christiane Meier, ARD New York
Australien: Mit Kohle zum Klimasünder:
Für seine Abhängigkeit von der Kohleindustrie und das Ignorieren der Klimakrise steht Australien in der Kritik. Politische Diskussionen drehen sich häufig im Kreis. Frustrierend für die Menschen in Muswellbrook – der Kohlestadt schlechthin. In mehr als 20 gigantischen Minen in der Region um die Bergbaustadt werden 11 Prozent der weltweit gehandelten Kraftwerkskohle gefördert. „Es wird viel von Umstieg und Diversifizierung gesprochen, aber dann kommt nichts. Wir können das nicht allein stemmen, wir brauchen Hilfe von den Bundes- und Landesregierungen,“ klagt die Bürgermeisterin der Nachbargemeinde. Auch Gewerkschafter Cory Wright verurteilt die Politik, denn sie spiele Umweltbelange gegen das Bedürfnis nach Jobsicherheit aus.
Autorin: Sandra Ratzow, ARD Singapur
Spanien: Organisation ist alles – im Kampf gegen Corona:
Wenn Spanier die Debatte um das Impfen in Deutschland verfolgen, reiben sie sich verwundert die Augen – die angeblich so gut organisierten Alemánes haben immer wieder Probleme und liegen in der Statistik weit hinten, Spanien dagegen ganz vorne. 89 Prozent aller Spanier über 12 Jahre sind vollständig geimpft, und auch die dritte, die Auffrischimpfung hat bereits geräuschlos und effizient begonnen. Ein Grund für den Erfolg liegt ausgerechnet in der Organisation: Während sich in Deutschland die Menschen selbst und mit viel Mühe um einen Impftermin kümmern mussten, bekamen die Spanierinnen und Spanier ihren Termin per SMS oder WhatsApp von den Behörden zugeteilt. Das spanische Gesundheitssystem ist gut organisiert, die Daten der Patienten werden zentral erfasst.
Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 07.11.2021 Das Erste Folge 2800
Singapur, Israel, Schweden: Kampf gegen Corona:
Bekannt für harte Maßnahmen, will Singapur künftig ungeimpfte Corona-Patienten für eine medizinische Behandlung zur Kasse bitten. Israel, immer einen Schritt voraus im Kampf gegen Corona, forciert die Booster-Impfungen und Schweden mit einer anfänglich relativ sorglosen Corona-Politik, kann jetzt auf hohe Impfquoten verweisen. (Autoren: Sandra Ratzow, Susanne Glass, Christian Blenker)
Frankreich: Atomkraft, ja bitte!
„Atomenergie ist grüne Energie“, diese Meinung vertritt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Nach den USA ist Frankreich die Nummer 2 in der Atomkraft. Und Macron will den Ausbau der Atomenergie mit einer neuen Generation von Reaktoren weiter vorantreiben. Dies sei die einzige Möglichkeit, bis 2050 klimaneutral zu werden, zudem will das Land mit der Energieversorgung weitestgehend unabhängig sein. Die Franzosen sind damit weitgehend einverstanden, die Menschen sind mehrheitlich Atom-freundlich eingestellt. (Autorin: Friederike Hofmann/ARD Studio Paris)
Chile – Wasser für alle?!
Die Biologin Cristina Dorador läuft über den staubtrockenen Wüstenboden. Vor einigen Jahren war hier, in der Atacama-Wüste, noch eine Wasserquelle. Doch die ist längst versiegt. Die wenigen Flüsse werden von Minenkonzernen und Agrarbetrieben leer gepumpt. Denn in Chile ist Wasser in Privatbesitz. Seit der Pinochet-Diktatur sind die Rechte am Wasser den großen Konzernen zugesichert. Cristina Dorador, Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung, die aktuell ein neues Grundgesetz ausarbeitet, fordert: „Wasser muss wieder ein öffentliches Gut werden.“ Anderer Meinung ist der deutschstämmige Viehzüchter Harry Jürgensen, er profitiert bislang vom Wasser als Privatbesitz. (Autor: Matthias Ebert/ARD Studio Rio de Janeiro)
Italien: Der vergiftete Fluss:
Schon in der Antike wurde der Fluss Sarno besungen. Er entspringt im Apennin und mündet am Fuß des Vesuvs in den Golf von Neapel. Heute gilt er als einer schmutzigsten oder sogar DER schmutzigste Fluss Europas. Chlor, Arsen, Quecksilber, Fäkalien, Pestizide werden seit Jahrzehnten im Sarno entsorgt. Die Anwohner wissen das. Viele werden krank und die meisten sind zu müde, um noch zu rebellieren. Denn die Gegend ist Camorra-Land, die Verwaltungen dort sind schwach und mitunter korrupt. Wir folgen dem Lauf des Sarno von der Quelle bis zur Mündung. Wir sprechen mit Anwohnern, die mit dem schmutzigen Wasser leben müssen und mit denen, die den Kampf für einen sauberen Fluss nicht aufgeben. Wir treffen die Umweltpolizei und fragen: „Wie konnte man den Sarno so zurichten?“ (Autor: Rüdiger Kronthaler/ARD Studio Rom)
Südafrika: Die Zauberschule:
Harry-Potter-Fans dürfte die Geschichte von Anele Dyasi bekannt vorkommen: Ein Junge aus schwierigen Verhältnissen besucht eine „zauberhafte“ Schule weit weg von zu Hause. Sein Leben verändert sich für immer – durch Magie. Die Schule von Anele Dyasi heißt allerdings nicht Hogwarts, sondern „College of Magic“ in Kapstadt. Einige der begabtesten Illusionisten und Zauberer des Kontinents werden dort ausgebildet. Anele Dyasi ist einer von ihnen. Mit zehn Jahren hat er am College of Magic angefangen, landete bei internationalen Wettbewerben auf den vordersten Plätzen und unterrichtet heute, mit 23, neue, jüngere Zauberlehrlinge wie den zwölfjährigen Teddie. Der zaubert mit Leichtigkeit eine Rand-Münze hintern Ohr hervor. (Autorin: Joana Jaeschke/ARD Studio Johannesburg) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 21.11.2021 Das Erste Folge 2801
Sudan: Proteste gegen zivile Übergangsregierung – welche Rolle spielt das Militär?
Die zivile Übergangsregierung ist im Sudan wieder im Amt, die Militärs um General Abdel Fattah Burhan haben die Verantwortung abgegeben, um den Übergang zur Demokratie weiter zu unterstützen. Doch die Proteste auf den Straßen der sudanesischen Hauptstadt Khartum gehen weiter. Die Demonstranten unterstellen, dass es einen schmutzigen Deal der zivilen Übergangsregierung mit den Generälen gegeben habe, und fordern, dass sich alle Militär-Vertreter aus dem politischen Prozess zurückziehen. Der „Weltspiegel“ berichtet über die Situation vor Ort und über die Hintergründe der Machtspiele im Sudan.
Autor: Alexander Stenzel, ARD-Studio Kairo
Belarus: Der zynische Umgang mit Migranten – wie das Regime arme Menschen für seine politischen Zwecke benutzt:
Viele der Migrant*innen, die seit Wochen in den Wäldern an der Grenze von Belarus zu Polen campiert hatten, sind inzwischen in einem Logistik-Zentrum untergebracht worden. Die belarussischen Behörden haben sie benutzt, um politischen Druck auf die EU und vor allem auf Polen auszuüben. Schon früh haben Migrant*innen berichtet, dass sie von belarussischen Sicherheitskräften bedroht, geschlagen und sogar gefoltert wurden, weil sie wieder von der Grenze zurück nach Minsk und dann in ihre Heimat reisen wollten. Was genau haben die Grenzpolizisten den Hilfesuchenden angetan? Der „Weltspiegel“ berichtet über Erlebnisse von Menschen, die vom belarussischen Regime benutzt und missbraucht wurden.
Autoren: Christian Blenker, Amir Musawy, Demian von Osten, ARD-Studio Moskau/ARD-Studio Stockholm
Australien: Melbourne – Nach dem harten Lockdown nun die strengsten Impfvorschriften:
Simon Harding verliert am 1. Dezember seinen Job, weil er sich nicht impfen lassen will. Der Gefängniswärter aus Melbourne gehört zu den 120 Klägern, die sich zu einer Sammelklage gegen den Bundesstaat Victoria entschlossen haben. Zuletzt hatte der Bundesstaat seine Impfpflicht für Angestellte und Arbeiter immer mehr ausgeweitet. Nur wer seinen Job komplett im Home-Office verrichten kann, darf ungeimpft bleiben.
Und auch der Rest des Alltags wird nur für Geimpfte normal sein. Denn Einkäufe oder Besuche von Kino, Friseur, Restaurant & Co. sind Impfverweigerern verboten. Verstöße werden mit bis zu zwei Jahren Gefängnis oder 60.000 Euro Strafe geahndet. Ein umstrittenes Gesetz, das der Regierung des Bundesstaates Victoria weitreichende neue Kompetenzen im Kampf gegen die Pandemie geben und die Einschränkungen für Ungeimpfte bis 2023 festschreiben sollte, wird mittlerweile überarbeitet. 90% der impffähigen Bevölkerung in Victoria sind mittlerweile geimpft.
Und selbst die Tennis-Profis sind von den strengen Vorschriften betroffen. Bei den Australian Open im Januar sollen nur geimpfte Profis antreten dürfen. Das würde bedeuten, dass der Titelverteidiger nicht antreten kann. Die große Mehrheit der Melbourner hält das für den richtigen Weg. Simon Harding aber will bis vor den Obersten Gerichtshof ziehen.
Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur
Wie weit darf eine demokratische Regierung die Freiheitsrechte Einzelner einschränken? Dazu auch der „Weltspiegel“-Podcast.
China: LGBT-Menschen unter Druck:
Die kommunistische Regierung in Peking hat klare Vorstellungen vom Umgang mit Menschen, die sich zur queeren LGBTQ-Community zählen: In den vergangenen Monaten wurden landesweit viele LGBT-Social-Media- und Online-Gruppen verboten, LGBT-Studierende unter Druck gesetzt. Eine Kampagne gegen „verweichlichte Männer“, die sich feminin kleiden und online darstellen, wird in der Staatspropaganda vorangetrieben. Die KP-Führung fürchtet sich schon seit Jahren vor Menschen und Gruppen, die sich landesweit vernetzen, wie z.B. die LGBT-Bewegung – da wittert die KP ein politisches Risiko.
Auch der 21-jährige Student Yuze stellt für die Regierung solch ein „Risiko“ dar, weil er heimlich schwul lebt, aber offen auf der Bühne eine Drag-Queen-Karriere anstrebt. Ein sympathischer, kluger junger Mann, der aber auch weinen muss, wenn er davon erzählt, dass er in seiner Familie mit keinem offen über seine Sexualität sprechen kann. Ein emotionales Porträt vor dem Hintergrund einer aktuellen politischen Kampagne.
Autor: Daniel Satra, ARD-Studio Peking
Frankreich: „Die erneuerte Stadt“ – wie sich Roubaix selbst vor dem Untergang rettet:
Über Jahrzehnte galt die Industriestadt Roubaix im Norden Frankreichs als Zentrum der Textilindustrie. Dann kam die billige Konkurrenz aus Asien und viele Menschen in Roubaix verloren ihre Existenz-Grundlage. Aus der Industriestadt wurde eine wirtschaftlich abgehängte Kommune. Wer konnte, verließ die Gegend. Irgendwann beschloss der Stadtrat, mit eigenen Initiativen dem Niedergang der Stadt zu begegnen. Vor allem Bildung für diejenigen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft kaum Chancen auf gute berufliche Perspektiven hatten, wurde der Schlüssel zum Wiederaufbau der Stadt. Inzwischen entwickelt sich die Industriestadt wieder positiv, die Trendwende scheint geglückt.
Autorin: Sabine Rau, ARD-Studio Paris
Südafrika: Jagd auf Kakteen-Schmuggler – Schutz für Sukkulenten:
Er ist ein weltweites Milliardengeschäft, der Schmuggel von Sukkulenten. Sukkulenten, etwa Agaven oder Kakteen, sind saftreiche Pflanzen, die an besonders trockene Klima- und Bodenverhältnisse angepasst sind. Sie wachsen nur langsam und viele von ihnen sind selten und streng geschützt. Gerade das macht sie wertvoll für Interessenten, besonders in Europa und Asien. Ob legal erworben oder illegal. Allein in den Halbwüsten der Kap-Provinzen wurden seit September 720.000 Pflanzen beschlagnahmt, manche hunderte von Jahren alt und pro Stück 1000 Euro wert. Die riesigen Flächen sind von der Polizei kaum zu überwachen, die einheimischen Schmuggler werden mit etwas Wasser und Proviant am Straßenrand abgesetzt und ein paar Tage später mit der Beute von tausenden von Pflanzen wieder abgeholt.
Die Auftraggeber sind internationale kriminelle Netzwerke. Der Handel, sagen Experten, habe inzwischen Ausmaße vergleichbar der Nashornwilderei angenommen. Die Farmer in dem dünn besiedelten Gebiet fühlen sich immer stärker bedroht. Wegen des Verfolgungsdrucks durch die Polizei sind die Schmuggler inzwischen häufig bewaffnet. Eine Reportage über eine Form von Wilderei, die bisher nur wenig bekannt ist und die zur Ausrottung vieler seltener Pflanzenarten führen könnte.
Autor: Stefan Maier, ARD-Studio Johannesburg (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 28.11.2021 Das Erste Folge 2802
USA – Ein Jahr nach der US-Wahl: Joe Bidens Corona-Politik erfolgreich?:
Der Frust bei US-Präsident Biden sitzt tief: Erst ca. 60 Prozent der US-Amerikaner sind vollständig gegen das Corona-Virus geimpft, immer noch belasten die Folgen der Pandemie die Krankenhäuser und die Gesundheitszentren. Eine Impfpflicht für Unternehmen sollte für eine höhere Impf-Quote sorgen, auch Kinder sollen schnell und umfassend geimpft werden. Doch gegen die strikten Vorgaben aus Washington wehren sich die Bundesstaaten, viele Klagen sind anhängig. Jetzt hat der Präsident eine neue Corona-Strategie verkündet. Der „Weltspiegel“ berichtet über die Pläne und die Hintergründe. (Autorin: Sarah Schmidt, ARD-Studio Washington D.C.)
USA – Durchbruch mit dem Infrastruktur-Programm? Erfolg für Joe Biden?:
In Louisville in Kentucky ist die Infrastruktur schon seit Jahrzehnten schlecht: Die Straßen ähneln Trampelpfaden, der Strom fällt häufig aus, fließendes Wasser müssen die Einwohner selbst aus dem Boden pumpen. Eigentlich müssten die Menschen in Louisville Präsident Biden für sein Infrastruktur-Programm dankbar sein und ihn politisch unterstützen. Die Realität sieht anders aus. Auch für Familie Taylor ist Joe Biden kein guter Präsident. Sie haben Donald Trump gewählt, misstrauen den Demokraten aus Prinzip und sind nicht bereit, ihre Meinung über den US-Präsidenten zu ändern. (Autorin: Kerstin Klein, ARD-Studio Washington D.C.)
USA – Die Angreifer auf das Kapitol – Helden für rechte Verschwörungs-Erzähler?:
Der Sturm auf das Kapitol am 6. Januar gilt als gefährlichster Angriff auf die US-Demokratie in den vergangenen Jahren. Mit Gewalt drangen Tausende Anhänger von Ex-Präsident Trump in das Kapitol ein, Parlamentarier mussten fliehen, die Überprüfung der Präsidenten-Wahl musste unterbrochen werden. Mehr als 600 Menschen wurden inzwischen wegen ihrer Beteiligung an dem Sturm aufs Kapitol angeklagt. Couy Griffin ist einer von ihnen – und er ist ein Star bei denen, die an eine linke Verschwörung durch die Demokratische Partei glauben. Deswegen haben ihn die Republikaner in Hamilton in Montana eingeladen, auf einer Parteiveranstaltung zu sprechen. Couy Griffin ist glühender Trump-Fan und ist sich keiner Schuld bewußt. (Autoren: Jonas Schreijäg, Ibrahim Naber)
Grönland – Wie die USA und andere Weltmächte um Einfluss buhlen:
Das Eis um Grönland schmilzt, die Gletscher werden kleiner. Bald wird es der Schifffahrt möglich sein, auf neuen eisfreien Routen den globalen Warenverkehr sehr viel schneller abzuwickeln. Durch die Folgen des Klimawandels können auch die Bodenschätze, die auf Grönland vermutet werden, einfacher abgebaut werden. Damit wird Grönland für Großmächte sehr interessant: Die USA, Russland, China und Europa buhlen um politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf der Insel. Schon vor Jahren haben internationale Bergwerks-Konzerne Probebohrungen durchgeführt. Doch die Grönländer sind inzwischen zurückhaltend, wehren sich gegen zu viel Einflussnahme fremder Mächte. (Autor: Christian Blenker, ARD-Studio Stockholm)
Dazu auch der Podcast: Ein Jahr nach der Präsidentenwahl in den USA: Was bewegt Joe Biden? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 05.12.2021 Das Erste Folge 2803
Südafrika: Omikron und was wir jetzt wissen:
In der Region um Johannesburg wurde die neue Variante entdeckt. Anfänglich gab es nur wenige Ansteckungen, aber mittlerweile steigen die Fall-Zahlen deutlich. Eins scheint jetzt schon gesichert: Keine Variante bisher war ansteckender. Aber wie ist der Verlauf der Krankheit bei Omikron? Erfahrungen aus dem Land, indem die Omikron-Variante entdeckt wurde. (Richard Klug, ARD-Studio Johannesburg)
Niederlande: Vorbild bei der Cannabis-Legalisierung?
Nein, sagt Lesley Bijlsma, Coffeeshop-Betreiber in Amsterdam. Aus seiner Sicht ist das niederländische Prinzip des Tolerierens: „Verrückt!“ Denn während der Verkauf geduldet wird, stehen Anbau und Verarbeitung weiterhin unter Strafe. Das zwingt viele Händler in die rechtliche Grauzone – oder sogar in die Illegalität. Und so schafft die Drogenpolitik unseres Nachbarstaats ein Einfallstor für Drogenkartelle. Daraus sollte Deutschland lernen, wenn die neue Ampel-Regierung Cannabis legalisieren möchte. (Michael Grytz, ARD-Studio Brüssel)
Weltspiegel-Podcast: „Legalize it – das weltweite Geschäft mit Cannabis“ in der ARD-Audiothek und überall da, wo es Podcasts gibt.
Elfenbeinküste: Mehr Fairness bei der Schokolade?:
Ab 2023 müssen Schokoladen-Hersteller in Deutschland nachweisen, dass ihre Rohstoffe unter anderem ohne Kinderarbeit gewonnen werden. Doch dafür müssten sie wissen, von welchen der zwei Millionen Kleinbauern in Westafrika ihre Bohnen stammen. Deshalb besuchen Vermessungsteams die Plantagen in der Elfenbeinküste. Doch was bringt das den Bauern in Westafrika, wo mehr als 60 Prozent des Kakaos weltweit herkommen? Und löst das Lieferkettengesetz wirklich die Probleme im Kakao-Sektor? (Caroline Hoffmann, ARD-Studio Nairobi)
Türkei: Der Fall Osman Kavala:
Vor einer Woche hat ein Gericht in Istanbul entscheiden, dass der Kulturförderer auch nach mittlerweile vierjähriger Untersuchungshaft nicht freikommt. „Erdogan hält Kavala im Gefängnis fest, weil er ein Symbol ist. Und er sagt damit allen Intellektuellen in der Türkei, wenn ihr gegen mich opponiert, endet ihr wie Osman,“ sagt Aydin Engin, Journalist und Freund von Osman Kavala. Seit vier Jahren berichtet er über den Fall. Viele freien Journalisten in der Türkei sind mittlerweile verstummt, Aydin Engin aber will sich die Stimme nicht verbieten lassen. Erst wenn der Westen harte Maßnahmen gegen Erdogan ergreife, meint der Journalist, erst dann komme sein Freund frei. (Oliver Mayer-Rüth, ARD-Studio Istanbul)
Japan: Die gesündesten Schulkinder der Welt:
Nirgendwo gibt es so wenig übergewichtige Kinder wie in Japan. Das belegen die Zahlen des UN-Kinderhilfswerks Unicef. Danach sind nur 14 Prozent übergewichtig. In Deutschland sind es mehr als ein Viertel der Kinder im Alter zwischen 5 und 19 Jahren. Die Gründe sind vielfältig, vor allem aber ist es wohl das gesunde gemeinsame Mittagessen, das Teil des japanischen Schulalltags ist. Dazu kommt, dass die Kinder sich schon im Grundschulalter mit Essen beschäftigen. Sie gehen aufs Feld und bereiten Speisen zu, so bekommen sie ein ganz anderes Verhältnis zu dem, was sie essen. (Ulrich Mendgen, ARD-Studio Tokio) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 12.12.2021 Das Erste Folge 2804
England: Aufruhr im Mutterland der Demokratie:
Boris Johnsons Regierung ist zunehmend dabei, den britischen Rechtsstaat zu unterminieren. Neue Gesetze sollen z. B. die Demonstrationsfreiheit einschränken, und Flüchtlinge kriminalisieren. Vieles davon unvereinbar mit internationalem Völkerrecht. Seit Johnson die Partei mit seinem Wahlsieg nach rechts verschoben hat, driftet Großbritannien zunehmend in eine autoritäre Richtung. Gleichzeitig kämpft Johnson mit zunehmendem Widerstand in der Bevölkerung, da zahlreiche Skandale zeigen, dass Johnson sich auch zu Hause nicht an die eigenen Gesetze hält. Ein Blick hinter die Kulissen des britischen Rechtsstaats vor dem Hintergrund einer turbulenten Woche in London.
Autorin: Annette Dittert/ARD Studio London
Costa Rica/Frankreich/Griechenland: Impfpflicht – wo und wie?:
In Österreich gilt ab Februar nächsten Jahres eine allgemeine Impfpflicht ab 14 Jahren, in anderen Ländern wie Deutschland wird darüber heiß debattiert. Wie sieht es in der Welt aus? In Costa Rica gilt ab Januar 1G, in Frankreich hat die Impfpflicht für Pflegekräfte dazu geführt, dass sich im Gesundheitssektor fast alle haben impfen lassen. In Griechenland gilt eine Pflicht ab Mitte Januar für über 60-Jährige, wer sich weigert, soll monatlich 100 Euro Bußgeld zahlen.
Autoren: Anja Miller/Sabine Rau/Michael Stocks
Kanada: Der syrische Schokokönig:
Sie heißen „Frieden“, „Danke“ oder „Vergebung“, Schokotafeln mit Inspiration. Dahinter verbirgt sich eine Geschichte wie im Märchen. Die syrische Familie Hadhad verliert alles bei den Kämpfen in Damaskus und muss jahrelang in einem Flüchtlingslager im Libanon überleben. Aber dann bekommen sie eine Chance: Kanada nimmt sie auf und das kleine Städtchen Antigonish in Nova Scotia hilft ihnen zurück auf die Beine. Jetzt betreiben die Hadhads eine erfolgreiche Schokoladenfabrik mit einem großen Geschäft in Halifax. „Peace by Chocolate“ heißt ihre syrisch-kanadische Schokolade. Die Bürgermeisterin von Antigonish freut sich: Sie geben uns viel zurück, es läuft gut hier für die für die Familie Hadhad aber es ist auch großartig für unsere Gemeinde.
Autorin: Christiane Meier/ARD Studio New York
Syrien: Kindheit auf der Müllhalde:
Jeden Tag stochert Rakan im Müll nach alten Schuhen, Klamotten, Elektroschrott, nach allem, was er zu Geld machen kann. Dem Elfjährigen fällt das besonders schwer, weil er nach einem Luftangriff syrischer Kampfjets einen Unterarm verloren hat. Er hasst die Arbeit auf der Mülldeponie, aber es ist seine einzige Chance, ein wenig Geld für seine Familie zu verdienen. Nach ihrer Flucht vor den Bomben ist er mit Mutter und drei Geschwistern in einer Zeltstadt im Norden Idlibs gestrandet, der letzten Hochburg der Aufständischen in Syrien. Der Vater fiel syrischen Soldaten in die Hände. In der Provinz gibt es kaum Jobs, die Preise galoppieren, viele Lebensmittel sind unerschwinglich und nun steht der Winter vor der Tür. Zur Schule kann Rakan nicht gehen, auch wenn er es gerne würde. Er ist einer von Tausenden syrischen Kindern, die im Müll großwerden, ohne jede Bildung und Perspektive.
Autor: Daniel Hechler
Israel – Das friedliche Wüstendorf:
Das Zusammenleben klappt auf berührende Art und Weise, in einem kleinen Wüstendorf in der Negev-Wüste. Gegründet wurde es von dem Ex-General Doron Almog. Kinder und Erwachsene aller Bevölkerungsgruppen und verschiedener Religionen, Menschen mit und ohne Behinderungen, leben hier friedlich zusammen. Nach der Geburt seines behinderten Sohnes konnte der Ex-General einfach nicht fassen, dass ausgerechnet in Israel, nach der Erfahrung mit dem Holocaust – wo behindertes Leben als unwert behandelt wurde, seiner Familie so viel Ablehnung entgegenschlug. Auch aus Deutschland engagieren sich viele Freiwillige im Wüstendorf.
Autorin: Susanne Glass/ARD Tel Aviv
Brasilien: Liebesgedichte gegen Corona-Krise:
Eine uralte Tradition modern verpackt und erfolgreich vermarktet, das war die Idee von Maria Delgado und anderen Frauen. Die Weberinnen sind bekannt für ihre Wandteppiche und Tischtücher, bis die Pandemie kam, da brach der Absatz ein. Doch die cleveren Frauen wussten sich zu helfen: Seit jeher leben sie mit der Tradition gesungener Lieder als Vermittlung uralter Geschichten. Und das haben sie jetzt genutzt: Im Internet bieten sie jedem Käufer ein persönliches Gedicht für den/die Liebste als Bonus zu Teppich oder Tuch. Die Idee zündet, der Verkauf läuft. Mit dem Weben kommen sie kaum nach.
Autor: Matthias Ebert/ARD Studio Rio de Janeiro
Der Weltspiegel-Podcast zu diesem Thema:
Hotspot EU-Außengrenzen (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 19.12.2021 Das Erste Folge 2805
Ukraine: Krieg oder Frieden? Die Angst vor dem russischen Einmarsch
Wie geht es weiter, mit dem russischen Militär-Aufmarsch an der Grenze zur Ukraine? Kommt es zu einem Krieg? In der ukrainischen Industriestadt Kramatorsk sind die Menschen besorgt. Denn die Stadt ist das Verwaltungszentrum des ukrainischen Bezirks Donezk. Hier würde ein russischer Angriff die Infrastruktur des Landes besonders hart treffen.
In den vergangenen Monaten sind an der Grenze zur Ukraine zahlreiche russische Einheiten aufmarschiert. Kramatorsk wäre ein wichtiges Ziel bei einem Angriff aus Russland oder aus den russisch besetzten Gebieten im Osten der Ukraine. In Genf verhandeln die USA und Russland in den nächsten Tagen über die Zukunft in der Region. Die ukrainische Regierung sitzt nicht mit am Tisch. Werden die USA Zusagen auf Kosten der Ukraine machen? Der Weltspiegel berichtet aus Kramatorsk über die Situation in der Grenzregion.
Autor: Demian von Osten, ARD-Studio Moskau
Dänemark: Trotz Omikron-Welle – Offene Schulen und kaum Einschränkungen im Alltag – der dänische Weg:
Regitze Ishøy ist stellvertretende Elternsprecherin und schickt ihre 12-jährige Tochter Ester seit Donnerstag wieder in die Schule. Mit gutem Gewissen, obwohl die Omikron-Zahlen in Dänemark rasant steigen. Das Wohlbefinden der Kinder sei wichtiger als 100%iger Infektionsschutz, sagt Regitze Ishøy. Mit zwei Tests pro Woche sollen Lehrer und Schüler geschützt werden. Dänemark hat seit Wochen Spitzenwerte. Die Inzidenz liegt derzeit bei über 2.000, trotz hoher Quote bei der Zweitimpfung. Das staatliche Gesundheitsinstitut verweist darauf hin, dass in Dänemark viel und genau getestet wird, dazu werden 200.000 Tests pro Tag sequenziert.
Das Land will jetzt noch mehr Tempo beim Impfen machen und bildet Personal dafür aus. Über Veränderung von Quarantäne-Regeln denken die Verantwortlichen in Dänemark nicht nach: Es gibt keine Mindestanzahl von Quarantänetagen nach einer Infektion. Nach 48 symptomfreien Stunden darf man wieder unter Leute. Aber den grünen Coronapass gibt es erst nach zwei Wochen wieder.
Autor: Christian Blenker, ARD-Studio Stockholm
Sudan: Demokratiebewegung am Ende?:
Nachdem der zivile Übergangspräsident Hamdouk zurückgetreten ist, fürchten die Menschen im Sudan um ihre Zukunft. Das Militär hat die Macht wieder an sich gerissen, der Weg in eine demokratische Zukunft droht zur Sackgasse zu werden. Denn Ex-Präsident Hamdouk galt als letzter Vertreter der Demokratiebewegung mit Einfluss in der Regierung. Auf den Straßen der Hauptstadt und überall im Land protestieren die Menschen gegen die Militärs. Die Soldaten antworten mit Gewalt. Auch in der Krisenprovinz Dafur, in der seit Jahrzehnten ein Bürgerkrieg tobt, wird die Situation für die Einwohner immer schlimmer. Denn wegen der zunehmenden Gewalt stellen die Hilfsorganisationen ihre Lieferungen ein. Und von denen sind Hundertausende abhängig.
Autor: Stefan Maier, ARD-Studio Kairo
Frankreich: „Die erneuerte Stadt“ – wie sich Roubaix selbst vor dem Untergang rettet
Über Jahrzehnte galt die Industriestadt Roubaix im Norden Frankreichs als Zentrum der Textilindustrie. Dann kam die billige Konkurrenz aus Asien, und viele Menschen in Roubaix verloren ihre Existenz-Grundlage. Aus der Industriestadt wurde eine wirtschaftlich abgehängte Kommune. Wer konnte, verließ die Gegend. Irgendwann beschloss der Stadtrat, mit eigenen Initiativen dem Niedergang der Stadt zu begegnen. Vor allem Bildung für diejenigen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft kaum Chancen auf gute berufliche Perspektiven hatten, wurde der Schlüssel zum Wiederaufbau der Stadt. Inzwischen entwickelt sich Roubaix wieder positiv, die Trendwende scheint geglückt.
Autorin: Sabine Rau, ARD-Studio Paris
Kolumbien: Unterwegs auf der Migrant*innen-Route durch den Dschungel – Der Traum von einer Zukunft in den USA lebt:
Der Darien-Dschungel an der Grenze von Kolumbien und Panama gilt als einer der gefährlichsten Orte in Südamerika. Die Trampelpfade sind wegen der dicht an dicht stehenden Pflanzen kaum zu erkennen. Im Unterholz lauern Giftschlangen, und Kriminelle haben sich in den Urwald zurückgezogen, weil sie dort vor Verfolgung sicher sind. Zigtausende Migrant*innen machen sich in jedem Jahr auf den gefährlichen Weg durch den Dschungel, viele sterben im Darien. Fünf Tage dauert es, bis die Migrant*innen den Dschungel durchquert haben, auf dem Weg in die USA. Hat sich für die armen Menschen etwas geändert, seitdem Joe Biden im fernen Washington regiert? Hat sich die US-Migrationspolitik verändert? Der Weltspiegel berichtet über ein Thema, das die USA seit Jahren spaltet.
Autorin: Xenia Böttcher, ARD-Studio Mexiko City
Kasachstan: Was steckt hinter den Protesten?:
Seit Tagen protestieren die Menschen in Kasachstan gegen die Regierung. Sie wehren sich gegen hohe Gaspreise, aber inzwischen auch gegen die allgegenwärtige Korruption und gegen den Clan des ehemaligen Präsidenten Narsabajew, der sich auf Kosten der Bevölkerung seit Jahrzehnten bereichert. Inzwischen sollen Truppen aus Russland und anderen befreundeten Ländern die Ruhe wiederherstellen. Aber die Anspannung bleibt, und auch die Wut bei den Einwohnern. Wird sich die Lage in Kasachstan wieder beruhigen, wird die Angst vor staatlicher und russischer Gewalt größer sein als der Ärger über schlechte Lebensverhältnisse und eine autoritäre Staatsführung? Der Weltspiegel beleuchtet die Hintergründe.
Autorin: Ina Ruck, ARD-Studio Moskau (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 09.01.2022 Das Erste
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