bisher 2964 Folgen, Folge 2706–2730
Folge 2706
Indonesien: Eine Koranschule für Transgender:
Vor mehr als zehn Jahren hat Shinta Ratri Indonesiens erste Koranschule für Transgender gegründet. Shinta Ratri hieß früher Santo, dann entdeckte sie, dass sie sich als Frau fühlt, obwohl sie in einem Männerkörper geboren wurde. Im muslimischen Indonesien haben es Transgender-Menschen schwer. Immer wieder werden sie verfolgt, auch die Koranschule musste nach massiven Drohungen vor drei Jahren vorübergehend schliesßen. „Viele Indonesier sind noch sehr leicht zu beeinflussen. Und wir als Transgender sind leichte Ziele“, sagt Shinta Ratri. Ihren Glauben und ihre Religion wollen sich Shinta und ihre Mitstreiterinnen nicht nehmen lassen, obwohl sie wissen, dass vor allem konservative Muslim-Verbände sie ablehnen. Dazu auch: Der Weltspiegel Podcast über Transgender, sexuelle Vielfalt und Selbstbestimmung.
USA/Nordkorea: Der Spion, der nicht schweigt:
Seit 2001 lebte Kim Dong Chul in der nordkoreanischen Sonderwirtschaftszone Rason nahe der russischen Grenze. Der Geschäftsmann durfte im Auftrag des Regimes in Pjöngjang auch ins Ausland reisen. „Nach Kim Jong Ils Tod gab es viele Gerüchte über mögliche Nachfolger und den künftigen Kurs des Landes“ erinnert er sich im Interview mit dem „Weltspiegel“. Zu dieser Zeit habe ihn ein CIA-Agent in Südkorea angeworben. Bis 2015 hat der heute 67Jährige militärische Projekte für den US-Geheimdienst ausspioniert. Dann wurde er verhaftet, sechs Monate lang verhört und schließlich zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Vor dem ersten Treffen zwischen US-Präsident Trump und Machthaber Kim Jong Un wurde er mit zwei weiteren inhaftierten US-Bürgern freigelassen. Inzwischen lebt er in den USA.
Spanien: Strom für E-Scooter – was ist ein „Juicer“?:
Nicht nur in Madrid gehören die E-Scooter inzwischen zum Stadtbild, die Elektro-Roller werden in vielen großen Städten flächendeckend zum Verleih angeboten. Aber wer sorgt dafür, dass die Batterien immer geladen sind? In Madrid sind es die sogenannten „Juicer“, die jeden Abend in die City fahren, die Roller einsammeln, Batterien laden und frühmorgens wieder aufstellen. Kein einfacher Job, der zudem nur dürftig bezahlt wird.
Syrien/Irak: Der Sklavenhandel des IS:
Vor fünf Jahren überrennen Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates den Nordirak. Tausende Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden werden getötet, vor allem Männer. Viele jesidische Frauen werden vom IS als Sklavinnen verkauft. Lamiya ist eine von ihnen. Im nordsyrischen Rakka „kaufte“ sie ein deutsches IS-Mitglied, Martin Lemke. Er nennt sich Abu Yasir und ist mit drei Frauen verheiratet, darunter einer Deutschen. Sie schickt irgendwann eine Audionachricht an ihre Angehörigen in Deutschland. Ihr Mann habe gesagt „ich habe jetzt eine Sklavin gekauft. Für 800 Dollar. Sie ist Jesidin. Sie ist 30. Sie hat zwei Kinder.“ Nach mehreren Wochen verkauft Martin Lemke Lamiya weiter. Später bezahlen Angehörige 24.000 Dollar, um sie zu befreien. Menschenhandel, mit dem sich IS-Mitglieder finanzieren. Der „Weltspiegel“ hat die schwer traumatisierte Lamiya getroffen.
Bosnien: Kampf um die Wasserkraft:
Dzenan Sasic liebt seine Heimat in Zentralbosnien, vor allen das Flüsschen Doljanka beim Dorf Zlate. Denn in der Doljanka hat Dzenan Sasic Schwimmen gelernt. Aber jetzt fürchtet er um den Fluss und die Natur drumherum. Ein Wasserkraftwerk entsteht, und die Umweltschützer in Region haben Sorge, dass mit dem Wasserkraftwerk eine der letzten wilden Flusslandschaften Europas Schaden nehmen wird. Rund 3.000 Wasserkraftwerke werden derzeit auf dem Balkan geplant – gewaltige Staudämme genauso wie kleine Flusskraftwerke. Auf Öko-Strom durch Wasserkraft setzen viele Investoren, auch der ehemalige Basketball-Star Mirza Teletovic.
Er finanziert das neue Kraftwerk in der Doljanka: „Wir haben 52 Prozent Arbeitslosigkeit, einhunderttausend junge Leute verlassen jedes Jahr Bosnien“, sagt Teletovic. Er will die Wirtschaft fördern. Stößt aber nicht nur auf Unterstützung. „Wir haben keinen Fluss mehr, keinen Badeort, keinen Ausflugsort mehr“, entgegnet eine Aktivistin der Bürgerinitiative gegen das Miniwasserkraftwerk. Inzwischen ist um die Wasserkraft in Bosnien ein Streit in der Bevölkerung entstanden. Gibt es zu viele Wasserkraftwerke? Wie viel Ökostrom aus den Flüssen ist gesund für die Natur? Darüber streiten die Menschen in Zentralbosnien erbittert.
Ghana: Nachfahren der Sklaven – Rückkehr nach 400 Jahren:
Vor 400 Jahren begann der Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika. Ausgangspunkt für viele der verschleppten Menschen war das westafrikanische Ghana. Dort legten viele der Sklavenschiffe ab in Richtung Westen. Im Gedenkjahr hat Ghana nun zur „Heimkehr“ aufgerufen. Und tatsächlich, mehr als 1.000 Menschen sollen in diesem Jahr aus den USA nach Ghana umgezogen sein. „Der amerikanische Traum ist für uns zum Alptraum geworden“, sagt Marcus Taylor, ein Bodybuilding-Profi, der sich entschieden hat, seiner US-Heimat den Rücken zu kehren. Ihm und den anderen ist gemein: Sie suchen ihre Wurzeln, um der Ablehnung in den USA in diesen Tagen zu entfliehen. Aber finden sie auch ihr Glück in Ghana? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 08.09.2019 Das Erste Folge 2707
Bahamas: Auf der Suche nach den Vermissten
„Wir dachten, wir kennen schon alle Hurricanes, aber Dorian, so etwas haben wir noch nicht erlebt.“ Nachdem der Sturm vorbei ist, wird das Ausmaß der Katastrophe für die Menschen auf den Bahamas erst allmählich begreifbar: Hunderte Freunde, Familienangehörige sind noch immer verschollen. Tausende Menschen stehen vor dem Nichts, wissen nicht, wo sie wohnen sollen. Doch auch hunderte Menschen krempeln im Moment die Ärmel hoch, um Tag für Tag den Betroffenen mit Kleidung und Lebensmitteln zu helfen. Wie geht es weiter auf den Bahamas? Eines ist sicher: Es gibt keine Ruhe nach dem Sturm.
Autorin: Xenia Böttcher, ARD Mexico City
USA: Mit der Bratpfanne gegen das Afghanistan-Trauma
US-Präsident Trump ringt um den richtigen Ausweg aus dem Afghanistan-Krieg: In dieser Woche kündigte er weitere Militäroperationen gegen die radikalislamischen Taliban an. Zuvor hatte er die Friedensverhandlungen mit den Taliban für „tot“ erklärt. Als Begründung nannte Trump einen Anschlag in Kabul, zu dessen Todesopfern ein US-Soldat zählte. Indessen kämpfen viele US-Veteranen mit dem Trauma des Krieges, so auch Andre Rush, der heute als Koch im Weißen Haus arbeitet. Das Kochen hat ihm geholfen, mit seiner posttraumatischen Belastungsstörung umzugehen. Deshalb bringt er in seiner Freizeit junge Soldaten an den Herd. Und um die rund 22 Veteranen zu ehren, die sich in den USA pro Tag das Leben nehmen, macht Rush täglich 2222 Liegestütze.
Autor: Jan Philipp Burgard, ARD Washington D.C.
USA: Wie Bienen Kohlekumpels neue Hoffnung geben
Auch den Kohlekumpels hat US-Präsident Trump viel versprochen. Doch immer mehr Kohlebergwerke gehen pleite. Viele Arbeiter stehen ohne Beschäftigung da, einige konnten umschulen, wie Alvin Farley. Er hat jahrzehntelang in Kohlegruben gearbeitet. Oft waren die Schächte gerade mal 80 Zentimeter hoch. Dann wurde bei ihm, wie bei so vielen anderen auch, eine schwarze Lunge diagnostiziert. Er konnte die schwere körperliche Arbeit nicht mehr leisten. Nach jahrelangem Kampf bekommt er nun zwar eine kleine Entschädigungszahlung, aber die reicht kaum zum Überleben.
Dank des sogenannten Imkerkollektivs hat er ein Hobby zu einer neuen Verdienstquelle gemacht. „Das hier hat nichts mit Kohlebergbau zu tun. Ich genieße das mehr als alles andere“, freut er sich über die Chance, die ihm die Organisation gibt. Alvin ist einer von inzwischen 90 Partnern. Chefimker Mark Lilly weiß, dass die Bienenzucht keinen Boom auslösen kann, aber hofft, dass sie wie ein Türöffner wirkt, dass neue Ideen möglich werden. Auf die Hilfe von außen durch Politiker haben sie zu lange vergeblich gehofft. Jetzt wollen sie sich selbst helfen.
Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD Washington D.C.
Iran: Mit Bitcoins gegen die Krise
Iran ist wirtschaftlich in einem desolaten Zustand. Die Menschen haben die neuen US-Sanktionen seit 2018 hart getroffen. Aber Iraner sind auch findig. Einige haben für sich eine neue Geldquelle entdeckt: Bitcoins. Junge Iraner mit dem nötigen technischen Know-how sorgen in den letzten Monaten für einen Boom an Kryptogeldminen. Dazu gibt es im Iran eine notwendige Voraussetzung: billigen, vom Staat subventionierten Strom. Aber es geht nicht nur ums Geldverdienen. So versucht ein junger Iraner für die Flutopfer der letzten großen Überschwemmung Anfang des Jahres mit Bitcoins Spenden zu sammeln, denn Iraner aus dem Ausland konnten aufgrund der US-Sanktionen den Opfern keine Spenden schicken. Doch die Behörden gehen jetzt gegen die Miner vor: Der hohe Stromverbrauch hat sie auf die Spur gebracht, denn allein im Juni soll der Energieverbrauch um sieben Prozent gestiegen sein, was ein Sprecher des Energieministeriums vor allem auf Kryptogeldschürfer zurückführte.
Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran
Dazu der Podcast „Weltspiegel-Thema“
Bitcoins: Risiko oder Chance?
mit Einschätzungen von Natalie Amiri, ARD Teheran, von Marcus Schuler, ARD-Studio Los Angeles, über Entwicklungen digitaler Währungen im Silicon Valley und mit Analysen zu Währungsrisiken durch Kryptowährungen von Klaus-Rainer Jackisch, ARD-Börsenexperte.
Türkei: Pfeifen statt Reden am Schwarzen Meer
Ihre Zweitsprache ist das Pfeifen: So unterhalten sich die Bewohner des in den Bergen hinter der türkischen Schwarzmeerküste gelegenen Dorfes Kusköy seit Jahrhunderten über größere Distanzen. Wenn sie ihre Nachbarn um Hilfe bei der Ernte bitten oder zum Essen einladen, dann pfeifen sie, anstatt zu rufen. Und mit ihren Pfiffen können sie vollständige Sätze bilden. Doch die sogenannte „Vogelsprache“ stirbt langsam aus, weil die jüngeren Bewohner Kusköys lieber mit Mobiltelefonen statt mit Pfiffen kommunizieren. Eine Schule für die Vogelsprache soll die alte Tradition erhalten.
Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 15.09.2019 Das Erste Folge 2708
Kanada: Eisklettern fürs Klima:
Die Welt soll endlich handeln und den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen reduzieren. UN Generalsekretär Antonio Guterres macht Dampf vor dem UN-Klimagipfel. Unterstützung bekommt er u. a. von Will Gadd, einem der berühmtesten Eiskletterer weltweit. Der „Mountain Hero“ repräsentiert die Vereinten Nationen und deren Umweltziele besonders anschaulich. An seinem Hausberg, dem Athabasca Gletscher in Kanada, sieht man den Schwund des Eises deutlich. Sein Ziel: Will Gadd will selbst hartnäckige Leugner des Klimawandels überzeugen.
(Autorin: Christiane Meier/ARD Studio New York)
Bolivien: Vom Klima vertrieben:
Sie leben auf 3600 Meter Höhe unterhalb der Andengletscher auf Boliviens Hochplateau. Die Chipaya sind das älteste Volk Lateinamerikas mit eigener Sprache und Rechtsprechung. Seit 6000 Jahren bauen sie auf kargem salzigen Boden Quinoa an, das inzwischen wegen seines hohen Eiweißgehalts weltweit als idealer Nährstofflieferant gilt. Doch weil die Gletscherkuppen schmelzen und die Dürreperioden immer häufiger werden, gibt es immer mehr Missernten. Die Folge: Die jungen Chipaya wandern aus und mit ihnen verschwinden ein Volk und seine Kultur.
(Autor: Matthias Ebert/ARD Studio Rio de Janeiro)
Entdeckt: Was ist ein Juicer?
Auch in Madrid, wie in vielen europäischen Städten, gehören die E-Scooter fest zum Stadtbild. Sogenannte Juicer geben den Rollern ihren Saft. Wie machen sie das? Unter welchen Bedingungen arbeiten die Juicer? Diesen Fragen geht ARD-Korrespondent Stefan Schaaf in Madrid nach.
(Autor: Stefan Schaaf/ARD Studio Madrid)
Russland: Wohin mit Moskaus Müll?:
Moskau, Europas größte Stadt, ächzt unter einem gigantischen Müllproblem. Die Deponien der Stadt und die Müllverbrennungsanlagen reichen schon längst nicht mehr aus. Auch im Umland will niemand den unsortierten Müll der Metropole. Heimlich, ohne Genehmigung wurde deshalb eine Deponie weit weg im russischen Norden gebaut. Nur durch Zufall wurde dieser Plan aufgedeckt. Tag und Nacht schieben seitdem Anwohner Wache, um den Weiterbau zu verhindern, denn in dem Sumpfgebiet können die teils giftigen Abfälle bis ins offene Meer gelangen. Jetzt rufen die Aktivisten in zahlreichen Städten zu Massendemonstrationen auf.
(Autor: Demian von Osten/ARD Studio Moskau)
Spanien: Straßenhändler, gejagt und geduldet:
Man sieht sie fast überall: die Straßenverkäufer von Barcelona. 800 bis 900 sollen es inzwischen sein, genau weiß das niemand. Auch Assane steht jeden Tag auf der Straße und verkauft T-Shirts. Viele Einheimische fühlen sich sogar bedroht, vor allem Gastronomen, Straßenkünstler und Geschäftsinhaber. Zwar sind die Straßenhändler meist geduldet, doch ihr Geschäft ist illegal. Lässt sich Assane von der Polizei beim Verkauf erwischen, drohen ihm der Verlust seiner Ware, Geld- und im schlimmsten Fall sogar mehrjährige Haftstrafen. Die Stimmung in der Stadt ist explosiv.
(Autorin: Jutta Pinzler)
Podcast:
Rolle der UN: Bedeutung und Schlagkraft (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 22.09.2019 Das Erste Folge 2709
Der „Weltspiegel“ aus München befasst sich voraussichtlich in einem Schwerpunkt mit der Frage, wie das stark angestiegene, schädliche Klimagas CO2 reduziert werden kann. Kohlenstoffdioxid hat Einfluss auf das Klima, weil es in der Atmosphäre wie das Glas eines Gewächshauses wirkt, das die Sonnenstrahlen hineinlässt, aber die Wärme am Entweichen hindert. Muss CO2 etwas kosten, um den Ausstoß zu senken? Was bringen CO2-Preis und CO2-Steuer?
Vorbild Schweden? Mit Steuern für die Klimawendel
Bezahlen für das Klima – wie das gehen soll, scheint Schweden zu wissen. Vor fast 30 Jahren hat das Land beschlossen, das Verbrennen fossiler Rohstoffe zu besteuern. Heute liegt die Abgabe bei rund 115 Euro pro Tonne und ist damit höher als in jedem anderen Land. Eine Folge: Ölheizungen gehören in Schweden längst der Vergangenheit an. Überall im Land sind neue Wärmekraftwerke entstanden. Und Schweden ist eines der Länder mit dem höchsten Anteil an Biodiesel. Der Treibstoff soll in Zukunft mehr und mehr aus den Wäldern kommen. Für jeden Liter Benzin werden in Schweden derzeit umgerechnet 25 Cent CO2-Steuer fällig. Eine Pilotanlage für die Gewinnung von Biodiesel aus Holzabfällen entsteht derzeit bei Gävle – alles mit einem Ziel: Schweden bis 2045 in ein CO2-neutrales Land zu verwandeln. Allerdings kommt auch in Schweden der Strom nicht nur aus der Steckdose, sondern vor allem aus Krenkraftwerken.
Klimasünder China: „Spitze“ bei CO2
Anders in China: Das Land erzeugt die größten Mengen an Klimagasen und ist mitverantwortlich für den weltweiten Anstieg an CO2. Rund die Hälfte aller Kohle weltweit wird in China verbrannt. Etwa ein Drittel des Energiebedarfes wird mit Kohle gedeckt. Doch die Supermacht in Fernost steht in vielfacher Hinsicht vor dem Umweltkollaps und will gegensteuern. Auch das Weltklimaabkommen in Paris 2015 trägt China mit. Wie denkt die Bevölkerung über Klima und Umweltbewusstsein?
Dazu auch unser Podcast „Weltspiegel-Thema“ Zahlen für das Klima – Was bringt die CO2-Steuer? mit Einschätzungen von Christian Stichler, ARD-Studio Stockholm, Axel Dorloff, ARD-Studio Peking, und Prof. Ellen Matthies, Umweltpsychologin Universität Magdeburg.
Zukunft mit CO2? – Simbabwe: Land ohne Strom
Nichts bewegt sich – schon wieder gibt es keinen Strom. Einen Großauftrag für Zahnräder hat Unternehmer Wonder Manyozo – doch weil gerade wieder das Stromnetz lahmliegt, steht auch seine kleine Maschinenbaufirma in Harare still. „Als Mugabe zurücktrat, dachten wir, alles wird jetzt gut“, erzählt der Firmenchef: „Aber wir haben Aufträge, die wir nicht erledigen können. Wir können nicht planen.“ Die Hoffnungen vieler in Afrika richten sich auf China. Für die Stromgewinnung sind in Zukunft mehr Kohlekraftwerke geplant – mit schädlichen Wirkungen für das Klima.
Türkei: Strom aus Wasserkraft – Hochkultur Hasankeyf geht unter
Hasankeyf: Über Jahrtausende hinweg war die kleine Stadt am Ufer des Tigris im nördlichen Mesopotamien Heimat vieler verschiedener Hochkulturen. Bis in die 1970er Jahre lebten Menschen in komfortablen Wohnhöhlen. Jahrhunderte alte Bauwerke bezeugen, dass hier eine der Wiegen der Menschheit stand. Nun muss die Stadt in einem 300 Quadratkilometer großen Stausee versinken. Ein 1,3 Kilometer langer Damm staut 90 Kilometer flussabwärts das Wasser des Tigris, um Strom zu erzeugen. Der Umweltaktivist Ulrich Eichelmann kämpfte Jahrelang gegen den Damm und den Stausee, um Hasankeyf zu erhalten.
Vor zehn Jahren konnte er zumindest unter anderen deutsche Unternehmen davon abbringen in das Projekt zu investieren. Doch der türkische Staatspräsident Erdogan ließ sich nicht beirren. In wenigen Monaten müssen die Bewohner Hasankeyf endgültig verlassen. Eichelmann ist ein letztes Mal in die Stadt gekommen um Abschied zu nehmen, bevor in Hasankeyf eines der schrecklichsten Verbrechen an der Menschheitsgeschichte begangen wird, wie Eichelmann sagt.
Gaza: Eine junge Sängerin kämpft für ein Leben in Freiheit und Frieden
Sie hat eine Stimme, die Seelen zum Fliegen bringen kann, und die viele in der strengen islamischen Macho-Gesellschaft im Gaza-Streifen deshalb verstummen lassen wollen. Denn die 27-jährige Wafaa entspricht in keiner Weise dem von der regierenden Hamas vorgegebenen Frauenbild. Dass sie singt, ist noch die kleinste Provokation. Aber sie tut es sogar auf Englisch. Ihre Kleidung ist westlich, das Kopftuch sitzt hinterm Haaransatz. Außerdem ist sie unverheiratet, lebt aber trotzdem nicht mehr bei den Eltern. Und Wafaa hat den Mut offen auszusprechen, was andere nicht mal zu denken wagen: dass sie sofort aus Gaza abhauen würde, wenn die Ausreise möglich wäre. Das Porträt einer außergewöhnlichen Frau, die mutig für ihren Traum von einem selbstbestimmten Leben in Frieden und Freiheit kämpft. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 06.10.2019 Das Erste Folge 2710
Türkei/Nordsyrien: aktuelle Reportage
plus Live-Schalte ARD Korrespondent Daniel Hechler
Türkei/Nordsyrien: Russland – der lachende Dritte?
Im russischen Fernsehen wird die Syrien-Offensive der Türkei höchst zurückhaltend kommentiert. Russlands Position wird tatsächlich nicht einfacher durch die Entwicklung: Wenn die Kurden Assad um Hilfe bitten, sitzt Moskau zunächst zwischen allen Stühlen. Denn sowohl mit der Türkei als auch mit den Kurden hat Moskau gute Beziehungen – kämpft aber gleichzeitig an der Seite Assads in diesem Krieg. Langfristig profitiert Russland sehr vom Rückzug der Amerikaner aus der Region – damit ist der Weg frei, zur wichtigsten Ordnungsmacht der Region zu werden.
Autorin: Ina Ruck, ARD Studio Moskau
Türkei/Nordsyrien: Trumps Außenpolitik
Schalte ARD Korrespondent Jan Philipp Burgard
USA: Die Hummerfischer und der Handelsstreit
Was die Großmächte USA und China verhandeln, hat drastische Folgen für die Bevölkerung. Im US-Bundesstaat Maine. Beispielsweise leiden die Hummerfischer unter chinesischen Sonderzöllen. Die Exporte nach China sind um 80 Prozent eingebrochen. Rund 5,5 Millionen Kilogramm Hummerfleisch exportierten die USA im vergangenen Jahr nach Asien, dieses Jahr sind es nur noch eine Million Kilo. Michael Libby ist seit 44 Jahren Fischer. Früher war der Hummer ein sehr lukratives Geschäft, heute gefährdet er seine Existenz. Doch trotz aller Klagen, nicht jeder Fischer schimpft auf Trumps Taktik.
Autor: Jan Philipp Burgard, ARD Studio Washington
USA/China: Die Folgen der Sonderzölle
Was bedeutet dieser Handelskonflikt für Europa, speziell für Deutschland? Wie reagiert die EU, welche Möglichkeiten hat sie? Kann sich Deutschland diesem Streit entziehen?
Autor: Philipp Wundersee
Polen wählt
Fast 30 Millionen Polen haben die Wahl: In den vergangenen vier Jahren hatte die rechtskonservative PiS-Partei im Parlament die Mehrheit. Nationale Töne haben seitdem stark zugenommen und die Regierung liegt mit Europa im Streit wegen der Justizreform. Das Land ist politisch gespalten. Bei den jungen Wählern gibt es sowohl glühende Anhänger als auch überzeugte Gegner der jetzigen Politik. Eine Reportage aus dem westpolnischen Bydgoszcz.
Autor: Olaf Bock, ARD Studio Warschau
Kanada: Grüner Gegenwind: Trudeau im Wahlkampf
Kanadas Premier Justin Trudeau kämpft um sein Amt und seinen Klimaplan. Der anfangs euphorische gefeierte Hoffnungsträger erweist sich als fehlbar, nachdem mehrere Skandale sein Image beschädigen. Jetzt geht es plötzlich um das politische Überleben. Wir sind Im Wahlkampf-Flieger mit dem Premier und vor Ort in einem der umkämpften Wahlkreise in Ontario. Derzeit machen ihm nicht nur die Konservativen das Leben schwer, sondern auch die Grünen, deren Klimapaket weitaus drastischer ausfällt. Diesmal geht es in Kanada nicht mehr nur um Trudeaus Schicksal, sondern um die gesamte politische Ausrichtung und besonders um den Kampf gegen den Klimawandel.
Autorin: Christiane Meier, ARD Studio New York
Entdeckt: Japan: Wie lebt es sich im Puppendorf?
Es ist ein abgelegenes Dorf in Japans Süden, das vor Jahren auf sich aufmerksam gemacht hat: ein Teil seiner Bewohner sind Puppen.
Autor: Klaus Scherer, ARD Studio Tokio
Podcast: Die Folgen des Handelsstreits zwischen USA und China (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 13.10.2019 Das Erste Folge 2711
Türkei/Nordsyrien: Erdogans Krieg:
Der Krieg findet auch Zuhause in der Türkei statt. Privatpersonen, Journalisten, selbst Parlamentarier, die sich öffentlich kritisch zum Einmarsch der türkischen Armee in Nordsyrien äußern, landen schnell vor Gericht. Der Vorwurf: „Öffentliche Beleidigung der Republik Türkei“. Dabei gibt es genügend Anlass, kritisch auf die türkische Militäroperation in Nordsyrien zu blicken. Dort kämpft das Militär Seit an Seit mit dschihadistischen Verbänden gegen die kurdische Miliz YPG. Nach Augenberichten kam es dabei vielfach zu Kriegsverbrechen wie die grausame Ermordung einer kurdischen Frauenrechtlerin oder den brutalen Angriff auf einen zivilen Konvoi, bei dem zahlreiche Zivilisten womöglich absichtlich getötet wurden. Dazu auch der Weltspiegel-Podcast. Erdogans Offensive. Wie der Krieg in Nordsyrien die ganze Region ins Chaos stürzt.
USA: Der Aufstieg von Elizabeth Warren:
Mittlerweile gilt sie als die Favoritin unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern und das mit einem radikalen Programm. Elizabeth Warren will den „big structural change“ – die große Strukturveränderung in der US-amerikanischen Politik. Reiche sollen höhere Steuern zahlen, große US-Konzerne sollen weniger politischen Einfluss bekommen, Lobbyismus und Korruption strikt bekämpft werden. Und die Senatorin solidarisiert sich mit streikenden Arbeitern, die besonders unter den Spätfolgen der Finanzkrise zu leiden haben. Elizabeth Warren will nach eigenem Bekunden den Kapitalismus zähmen.
„Al Salam 313“: Eine irakische Rockergang schüchtert in Europa Dissidenten ein:
„Du kennst mich nicht: Wir sind ein Netzwerk. Wenn Du nicht aufhörst, erledigen wir Dich.“ Eine gesprochene Nachricht, die ein irakischer Journalist in Finnland auf sein Handy bekam. Der Reporter musste einst aus dem Irak fliehen, da er dort bedroht wurde. Er hatte auch über Gräueltaten von schiitischen Milizen berichtet. Jetzt ist er selbst im finnischen Exil nicht mehr sicher. Und sagt, er weiß, wer ihn bedroht: eine Rockergang mit Namen „Al Salam 313“. Sie wurde gegründet von einem gebürtigen Iraker aus Deutschland. Ganz offensichtlich schüchtert die Bande in ganz Europa auch weitere irakische Flüchtlinge – vor allem Journalisten und Blogger – ein, die sich kritisch mit den schiitischen Milizen auseinandersetzen.
Kolumbien: Haute Couture im Slum:
Diamantina Arcoiris ist Mode-Designerin und sie beschäftigt häufig eine bunt schillernde Truppe, die die hochwertigen Stoffe ihrer Design-Kleider bestickt: Obdachlose, Prostituierte und Junkies. Das Atelier der Künstlerin liegt in einem der elendsten Stadtviertel der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Dort, wo sich wegen der offenen Drogenszene und der alltäglichen Gewalt kaum ein Kunde hin traut. Genau dort finden aber auch die Modeschauen statt. Der ganze Slum ein Laufsteg. „Wenn Obdachlose an Modeschauen laufen können, schick frisiert, professionell geschminkt und ordentlich gekleidet, stärkt das ihr Selbstbewusstsein“, glaubt die Designerin und verkauft ihre Mode sehr erfolgreich – vor allem online.
Zentralafrikanische Republik: Die Russen kommen:
In wenigen Tagen trifft sich in Sotschi Russlands Präsident Putin mit zahlreichen afrikanischen Präsidenten. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass Moskaus geopolitische Ambitionen mittlerweile auch bis weit nach Afrika reichen. Eines der wichtigsten Länder ist dabei die bettelarme Zentralafrikanische Republik, ein Land, in dem seit Jahren ein Bürgerkrieg schwelt. Dort sind russisches Militär und Söldnertruppen im Einsatz, dort sind russische Investoren aktiv. Welche Ziele verfolgt Russland in dem afrikanischen Land? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 20.10.2019 Das Erste Folge 2712
Themen: Australien: Streit um Kängurus / Irak: Kurden flüchten nach Dohuk / Südamerika: Ursachen für die Bürgerproteste / USA: Familie wiedervereint nach Abschiebung / Österreich: Umweltschutz ja, aber … (Text: Das Erste)Deutsche TV-Premiere So. 27.10.2019 Das Erste Folge 2713
USA: Trump – Ein Jahr vor der Wahl:
Der Countdown läuft. Noch genau ein Jahr bis zur nächsten Präsidentschaftswahl in den USA. Welche Wahlversprechen konnte der Präsident einlösen, welche ist er schuldig geblieben? Wie haben seine Entscheidungen das Land verändert? ARD-Korrespondent Jan Philipp Burgard spricht mit Trump-Anhängern in Texas, die für ihren Präsidenten durch dick und dünn gehen, auch wenn sie manche Entwicklung kritisch sehen. Und er befragt den Rockstar der amerikanischen Literatur, TC Boyle, der in seinem Roman „Amerika“ den Bau der Mauer lange vor Trump vorhergesagt hatte.
(Autor: Jan Philipp Burgard / ARD Studio Washington)
USA: Weltpolizei – Wer macht den Job?:
Seitdem Trump seine Truppen aus Syrien abgezogen hat, wird die Frage nach der Rolle einer Weltpolizei neu gestellt. Hat Trump diese Aufgabe wirklich aufgegeben? Welche Interessen haben die USA bislang geleitet, wenn sie direkt in weltpolitische Konflikte eingegriffen hat. Welche Länder oder welches Bündnis könnte die Lücke schließen?
(Autor: Philipp Wundersee)
Irak: Die Folgen von Misswirtschaft:
Korruption, Misswirtschaft, Stromausfälle und eine hohe Arbeitslosigkeit. In den vergangenen Tagen hat es im Irak gewaltsame Proteste gegen die Regierung gegeben – mit Toten und Verletzten. Die Demonstranten fordern bessere Lebensbedingungen. Zwar zählt der Irak zu den weltweit fünf größten Ölproduzenten, doch von den Einnahmen kommt bei der Bevölkerung wenig an. Ein Beispiel: Der ländliche Süden ist für die irakische Regierung ein blinder Fleck. Geld für Bildung fehlt. Der Schuldirektor beklagt, dass die Regierung seit vielen Jahren kein Geld bereit stellt für einen Neubau, Schulmöbel oder sogar Lehrmaterial. Die Kinder lernen in Lehmhütten, die von den Eltern selbst gebaut wurden. Und Strom gibt es in der Schule auch nicht.
(Autor: Alexander Stenzel / ARD Studio Kairo)
Mexico: Die Philharmonie der Armen:
Eines Tages, als Rosi sich entschloss, mit der Musik zu beginnen, hatte ihr Vater versprochen, mit dem Trinken aufzuhören. Und das hat er tatsächlich auch getan! Für seine Tochter hat die Musik noch viel mehr bewirkt. „Sie war meine Rettung“, sagt sie. In der sogenannten Philharmonie der Armen in Mexiko hat Rosi eine Chance bekommen und sie genutzt. Dieses besondere Orchester bietet Kindern aus armen, oft zerrütteten Verhältnissen, die Möglichkeit, nicht nur Instrumente zu erlernen, sondern auch, Vertrauen zu sich selbst aufzubauen und damit die Möglichkeit, den eigenen Lebensweg positiv zu gestalten.
(Autorin: Xenia Böttcher / ARD Studio Mexiko)
USA: Schönheitswettbewerb der Traditionen:
Vier junge US-Amerikanerinnen mit indigenen Wurzeln konkurrieren in einem Schönheitswettbewerb der besonderen Art um den Titel der Miss Gallup. Gefragt sind nicht perfektes Aussehen oder Traummaße, gefragt ist die Wahrung und Präsentation von Traditionen. Seit 98 Jahren treffen sich in der Kleinstadt Gallup in New Mexico verschiedene indigene Völker. Es ist eines der ältesten Stammestreffen in den USA. Die Misswahl gehört dazu. „Wir versuchen zu erklären, wie wichtig wir sind“, sagt eine der Bewerberinnen, „genauso wichtig wie jede andere Rasse da draußen“.
(Autorin: Claudia Buckenmaier / ARD Studio Washington)
PODCAST: USA – Ein Jahr vor der Wahl (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 03.11.2019 Das Erste Folge 2714
Norwegen/Kanada: Lernen auf dem Lande
Der 11-jährige Erlen lebt mit seiner Familie auf einer abgelegenen Insel im Norden Norwegens. Jeden Morgen muss er mit einem Boot zur Schule fahren. Der norwegische Sozialstaat kümmert sich um die Bildung, unterhält auf den größeren Inseln Kleinstschulen, damit die Kinder möglichst gut ausgebildet werden. Bei Familie Payge in der kanadischen Atlantik-Proviz Nova Scotia kümmert sich dagegen Mutter Deborah um den Unterricht für ihre vier Kinder. Fast 60 Kilometer sind es bis zur nächsten Grundschule, viel zu weit. Familie Payge hat sich bewusst für Heimunterricht entschieden. Die Provinz-Behörden stellen einen Lehrplan zur Verfügung – ob und wie der umgesetzt wird, liegt an Deborah und ihrem Mann Martyn. Wie lernen Kinder, die nicht in der Stadt oder in einem Dorf wohnen? In Norwegen vertrauen die Familien dem Staat, in Kanada übernehmen viele Eltern den Unterricht daheim. Wir begleiten zwei Familien, die abgeschieden leben.
Marokko: Das Frauenrestaurant – Mit Lehre zurück in die Gesellschaft
Ein Haushalt ohne Mann reicht in Marokko für den sozialen Abstieg. Das hat auch Fatima Zahara erleben müssen, nachdem ihr Vater vor vielen Jahren starb. Ihre Mutter konnte die Kinder kaum durchbringen, Fatima musste die Schule abbrechen, um mitzuverdienen. Jetzt aber kann sie hoffen, wieder zurück in die marokkanische Gesellschaft zu finden. Ein Modellprojekt ist ihre Chance: „Jetzt habe ich mein eigenes Geld. Alles hat sich verändert“, sagt sie. Im Frauenrestaurant von Marrakesch lernen ehemalige Dienstmädchen, geschiedene Frauen und Witwen, wie man professionell für Gäste kocht. In der patriachalen Gesellschaft Marokkos haben unabhängige Frauen keinen einfachen Stand, trotz gesetzlich festgeschriebener Gleichstellung der Geschlechter. Im Frauenrestaurant lernen Fatima und die anderen, wie sie mit der Ausbildung ihren Platz in der marokkanischen Gesellschaft finden und behaupten können.
Laos: Die Straßenretter von Vientiane
Laos gehört zu den ärmsten Ländern Südostasiens. Selbst für den Transport von Kranken in die Hospitäler der Hauptstadt Vientiane können die Behörden nicht sorgen. Viele, die im hektischen Verkehr der Hauptstadt bei einem Unfall verletzt werden, kommen gar nicht in die Ambulanz. Seit einiger Zeit kümmern sich freiwillige Helfer um den Transport von Kranken. Phin ist eine von ihnen: „Ich selbst habe den Motorrad-Unfall einer guten Freundin miterlebt. Sie ist noch vor Ort gestorben. Ich habe mich so verdammt hilflos gefühlt.“ Jetzt macht Phin mit beim „Rescue Team“, den freiwilligen Straßenrettern. Ein französischer Sanitäter hat den Rettungsdienst mithilfe von Spenden gegründet. Die Freiwilligen werden drei Monate lang zu Rettungshelfern ausgebildet. Fast 10.000 Verletzten haben sie im vergangenen Jahr geholfen. Der Weltspiegel hat ein Freiwilligen-Team bei seiner Arbeit begleitet.
Sri Lanka: Wer schützt die Elefanten, wer schützt vor den Elefanten?
Elefanten gelten auf Sri Lanka als heilige Tiere, werden verehrt. Mehr als 6.000 leben in den Wäldern und auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Dörfern und Städten. Das führt inzwischen zu Konflikten zwischen Mensch und Tier, denn für die hungrigen Elefanten sind Müllkippen oder Reisfelder willkommene Nahrungsquellen. „Es wurden schon viele Zäune ausprobiert, sie waren nicht zu stoppen“, erzählt Dr. Shanmugasundaram, der erfahrenste Elefanten-Forscher Sri Lankas. Jetzt hat er Zäune mit leichten Elektroschocks entwickelt, die vor allem auf den Kopf der Tiere zielen und abschrecken sollen. Für viele Bauern sind die eigentlich so verehrungswürdigen Tiere zur Plage geworden. Der Weltspiegel berichtet über Sri Lanka und seine Elefanten.
Irak: Der Aufstand der Hoffnungslosen in Bagdad
Schon seit Monaten brodelt es im Irak. Die Menschen leiden unter schlechter Versorgung und grassierender Korruption. Eigentlich ist der Irak ein reiches Land, weil die riesigen Öl-Reserven auch in den nächsten Jahren für sichere Einkünfte sorgen könnten. Doch die Menschen leiden unter häufigen Stromausfällen, verschmutztem Trinkwasser und Konflikten zwischen den Volksgruppen. Der Frust hat sich ein Ventil gesucht, seit Wochen kommt es vor allem in der Hauptstadt Bagdad immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der Weltspiegel berichtet über die Hintergründe der Demonstrationen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 10.11.2019 Das Erste Folge 2715
Havanna feiert seinen 500. Geburtstag. Aus diesem Anlass kommt der „Weltspiegel“ aus der kubanischen Hauptstadt. Keine Hauptstadt in Lateinamerika ist so stark durch die Spannungen mit den USA geprägt wie Havanna. Nach einer kurzen Entspannung in den letzten Obama-Jahren tut die Trump-Administration alles, um Kuba zu isolieren.
Geplante Themen:
Kuba – Ein Land lebt mit der Krise
In den vergangenen Jahren lagen nicht selten zwei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig am Anlegesteg in Havanna und spülten Touristen in die Altstadt. Das waren wirtschaftlich gute Jahre. Jetzt bleibt der Pier meistens leer. Die US-Reedereien haben ihre Routen geändert, weil Washington das Anlegen in Kuba verbietet und Firmen mit Strafen belegt, die dagegen verstoßen. Die Rückkehr zur harten US-Kuba-Politik zeigt sich hier ganz unmittelbar. Die Devisen werden knapp. Deshalb hat die kubanische Regierung jetzt sogenannte „Dollar-Läden“ eröffnet. Importware kann dort mit harter Währung gekauft werden. So versucht Kuba an Bargeld zu kommen. Ute Brucker, derzeit Havanna Kuba – Millennials, die neue Generation Kubas Für sie ist Fidel Castro schon ein Mann aus dem Geschichtsunterricht. Sie schauen auf Kuba und die ganze Welt. Optimisten, weil sie jung sind und viel Energie haben. Ein Leben jenseits der Revolutionsnostalgie.
Xenia Böttcher, ARD Studio Mexiko
Chile – Aufstand im wirtschaftlichen „Musterstaat“
Vielen Ökonomen galt Chile als das einzig erfolgreiche Beispiel in Lateinamerika. Doch jetzt begehrt die Mehrheit auf. Zu ungleich die Verteilung des Reichtums und die Macht zu stark auf eine kleine Elite vereint. Chile wird zum Symbol für eine Strukturkrise und das Systemversagen der Politik auf dem ganzen Kontinent.
Simon Riesche, ARD Rio de Janeiro
Kolumbien – Der größte Flüchtlingstreck Lateinamerikas
Seit im Nachbarland Venezuela die Lebensmittel knapp sind und der Strom ausgeht, reißt der Strom der Flüchtlinge nicht ab. 5 Millionen sollen es bis Jahresende werden. Und die meisten suchen Schutz in Kolumbien. Das Land wird förmlich überrannt vom größten Flüchtlingstreck in der Geschichte des Kontinents. Menschen, die hier Schutz und ein Auskommen suchen. Ein sozialer Vulkan.
Xenia Böttcher, ARD Mexiko
USA – Tanzen für den Erzfeind
Ausgerechnet ein Ballett in den USA hat Arianni unter Vertrag genommen. Ihre Ausbildung hat sie in der weltweit renommierten nationalen Ballettschule in Havanna absolviert. Arianni liebt ihre Heimat, aber hier in den USA verdient sie einfach besser. So geht es vielen, Tänzern aber auch Sportlern oder Ärzten. Gut ausgebildet sind sie so etwas wie die Exportschlager Kubas.
Claudia Buckenmaier, ARD Washington (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 17.11.2019 Das Erste Folge 2716
Iran: Wieviel Tote gab es bei den Unruhen wirklich?
Präsident Ruhani hat das subventionierte Benzin auf 60 Liter im Monat rationiert und verteuert. Wer mehr tanken will, muss sogar das Dreifache bezahlen. Wegen der Benzinpreiserhöhungen kam es zu landesweiten Protesten. Bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten soll es nach Angaben staatlich kontrollierter Medien im Iran neun Tote gegeben haben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach dagegen von über 100 Toten, Augenzeugen gar von mehreren Hundert. Bis auf Weiteres stellte der Nationale Sicherheitsrat das Internet ab, Informationen sind nur schwer zugänglich.
Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran
Hongkong: Sonntag – Wahltag und Tag der Abrechnung?
Es sind zwar nur Bezirkswahlen. Doch sie sind politisch brisant: Regierung und Pro-Demokratie-Demonstranten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Der Hass zwischen Regierungstreuen und Demonstranten nimmt weiter zu. Im Netz zirkulieren Videos von Polizisten, die auf wehrlose Demonstranten einschlagen. Demonstranten sehen dies als Rechtfertigung genauso brutal gegen die Polizei vorzugehen. Wir begleiten einen Kandidaten des Pro-Demokratie Lagers bei seinem Wahlkampf und auf Demonstrationen sowie einen Kandidaten der größten Pro-Peking Partei in seinem Bezirk und bei seiner politischen Arbeit.
Autorin: Tamara Anthony, ARD Studio Peking
Libanon Connection: Kokain für Europa:
Europa erlebt seit etwa drei Jahren eine Kokainschwemme. Kartelle aus Mittel- und Südamerika bringen immer größere Mengen der Drogen zu den zahlungskräftigen Kunden. Der Schmuggel der Droge bereitet den Banden dabei eher kleinere logistische Probleme. Wesentlich komplizierter ist es, die Gewinne aus den Rauschgiftgeschäften unbemerkt zurück nach Kolumbien, Ecuador und Venezuela zu schaffen. Denn hier hinterlassen die Gelder Spuren: Insbesondere Banktransfers werden immer stärker überwacht. Jahrelang haben Ermittler aus Frankreich, den USA, Italien, Deutschland und den Niederlanden eine Geldwäscher-Bande ausgeforscht, die in ganz Europa Kokain-Gewinne eingesammelt, gewaschen und über den Libanon und Westafrika nach Südamerika transferiert hat.
Unter anderem investierten sie in Gebrauchtwagen, Luxus-Uhren und Schmuck, um die Geldflüsse zu verschleiern. Mit Einblicken in Ermittlungsakten verfolgt der „Weltspiegel“ die Spur der Bande aus Europa bis nach Benin und in den Libanon. US-Fahnder vermuten hinter diesem Netzwerk gar die Hisbollah, die mit diesem kriminellen Geschäft ihren Kampf gegen Israel finanzieren soll.
Autoren: Volkmar Kabisch, Jan Strozyk, Benedikt Strunz / NDR
Dazu auch das ARD Radio-Feature 2019 in der ARD Audiothek
Gaza: Eine junge Sängerin kämpft für ein Leben in Freiheit und Frieden:
Sie hat eine Stimme, die Seelen zum Fliegen bringen kann, und die viele in der strengen islamischen Macho-Gesellschaft im Gaza-Streifen deshalb verstummen lassen wollen. Denn die 27-Jährige Wafaa entspricht in keiner Weise dem von der regierenden Hamas vorgegebenen Frauenbild. Dass sie singt, ist noch die kleinste Provokation. Aber sie tut es sogar auf Englisch. Ihre Kleidung ist westlich, das Kopftuch sitzt hinterm Haaransatz. Außerdem ist sie unverheiratet, lebt aber trotzdem nicht mehr bei den Eltern. Und Wafaa hat den Mut offen auszusprechen, was andere nicht mal zu denken wagen: dass sie sofort aus Gaza abhauen würde, wenn die Ausreise möglich wäre. Das Portrait einer außergewöhnlichen Frau, die mutig für ihren Traum von einem selbstbestimmten Leben in Frieden und Freiheit kämpft.
Autorin: Susanne Glass, ARD Tel Aviv (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 24.11.2019 Das Erste Folge 2717
Anlässlich der Weltklimakonferenz in Madrid setzt der „Weltspiegel“ einen Schwerpunkt zum Klima weltweit. Wie fällt in diesem Jahr die Bilanz aus? Werden die in Paris 2015 verabredeten Ziele erreicht? Wie sieht es derzeit in Brasilien aus, wo im Sommer diesen Jahres verheerende Brände einen Teil des Amazonas-Regenwaldes zerstört haben? Und ein Blick nach Bali zur wohl „grünsten“ Schule der Welt.
Brasilien: Amazonas – Bilanz der Brände:
Die verheerenden Brände im Amazonasgebiet im Sommer diesen Jahres rüttelten alle auf: Gilt doch der Regenwald als „grüne Lunge“ der Welt, denn er ist der wichtigste Filter für das globale Klima. Die Bäume und Pflanzen dort binden ein Fünftel der Treibhausgase, die jedes Jahr weltweit produziert werden. Mittlerweile sind die Brände im Amazonasbecken stark zurückgegangen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die brasilianische Regierung – nach langem Zögern – seit August das Militär in die Amazonasregion entsandt hat, um Brände zu bekämpfen und Invasoren zu verhaften. Doch Brasiliens Präsident Bolsonaro ruft bis heute offen zur Ausbeutung des Urwalds auf. Während sich die Situation im Amazonas entspannt hat, brennt es plötzlich in einem der größten Feuchtgebiete der Erde.
Autor: Matthias Ebert / ARD-Studio Rio
Weltklima – werden die Ziele erreicht?:
Im Pariser Abkommen im Jahr 2015 haben sich fast alle Staaten das Ziel gesetzt, die Erderwärmung zu begrenzen. Tatsächlich steigt der weltweite CO-2-Ausstoß weiter. Nicht einmal Deutschland schafft seine Klima-Ziele. Wo stehen wir am Ende des Jahres 2019?
Autor: Philipp Wundersee
Klimagipfel Madrid: Was ist von dem Gipfel zu erwarten?:
Schalte zu Stefan Schaaf, ARD-Korrespondent Madrid Bali: Die grüne Schule: Mitten im Dschungel von Bali liegt die wohl grünste Schule der Welt – die Green School. Die Schulgebäude sind organisch geschwungene Bambusstrukturen, Klassenzimmer haben keine Fenster, statt Klimaanlage weht ein lauer Tropenwind, und Schwimmen lernen die Schüler in einem Naturpool am nahe gelegenen Fluss. Weil er den Glauben an das herkömmliche Schulsystem verloren hatte, machte sich der Amerikaner John Hardy mit seiner Frau auf und gründete 2008 seine eigene Ökoschule in Bali. Die Grundidee: eine Generation von grünen Vordenkern schaffen. Kinder aus 35 Nationen lernen neben Mathematik und Geschichte, auch nachhaltige Konzepte zu erarbeiten und anzuwenden. Ein Bio-Bus, von Schülern initiiert und angetrieben mit recyceltem Kochöl, verbindet die Green School mit dem nächsten Ort. Eine weitere Filiale wird die Schule in Neuseeland eröffnen.
Autorin: Sandra Ratzow / ARD-Studio Singapur
Brüssel: Die NATO – „hirntot“ oder quicklebendig?:
Kurz vor dem NATO-Gipfel zum 70-jährigen Jubiläum sorgt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit wenigen Worten für mächtig Wirbel: Die Nato sei „hirntot“. Widerspruch gab es direkt von der Bundeskanzlerin und anderen NATO-Staaten. Emmanuel Macron moniert, dass sich die Sicherheitsinteressen der Amerikaner und der Europäer auseinanderentwickeln. Und dass man sich nicht mehr abstimmt. Beim Abzug der US-Truppen in Syrien haben die Europäer gerade gesehen, wie machtlos sie sind – wenn Amerika ohne Absprachen rausgeht. Und auch der türkische NATO-Partner macht sein eigenes Ding: Präsident Erdogan hat jüngst sogar Waffen aus Russland gekauft. Hat die NATO noch eine Zukunft?
Autor: Markus Preiß / ARD-Europastudio Brüssel
Westjordanland: Es werde Licht – dank Frauenpower:
Eine Erfolgsgeschichte aus einem kleinen palästinensischen Dorf, aus Jubbet ad-Dhib in den judäischen Bergen des Westjordanlandes. Jahrzehnte ohne Strom, ohne Wasser, ohne Anschluss an die Gegenwart. Die Männer im Dorf haben alles probiert, aber nichts erreicht. Dann haben die Frauen übernommen und plötzlich kam das Licht. Der palästinensische Gouverneur genehmigt ihr Solarprojekt, das eine israelische Hilfsorganisation zusammen mit den Niederlanden bezahlt. Seither erzeugen sie in Jubbet ad-Dhib ihren eigenen Strom. Und mit dem Strom kommt Leben ins Dorf. Die Kinder bekommen Routine im Umgang mit Computern. Die Frauen gründen einen Lebensmittelladen, einen kleinen Baumarkt und eine Schneiderei. Arbeitsplätze entstehen. Die Männer im Dorf wissen noch nicht so recht, wie sie mit ihren Powerfrauen umgehen sollen, die nun faktisch das Sagen haben. Jetzt haben sie zwar Strom, aber das männliche Ego ist angekratzt. Autor: Mike Lingenfelser / ARD-Studio Tel Aviv
Japan: trendy und umstritten:
Tiercafés: Eine Eule zum Streicheln, ein Otter zum Füttern, ein Igel zum Schmusen und Ferkel auf den Sofas – das ist der neueste Trend in Tokio: Tier-Cafés. Tierliebe, Zeitvertreib, Einsamkeit und Instagram, es gibt wohl viele Gründe für den riesigen Erfolg. Allein Hunde- und Katzencafés machen geschätzt 25 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Ein Riesengeschäft mit dunkler Seite: Tierschützer schlagen Alarm. Es gehe nur um Profit und nicht um das Wohl der Tiere, die seien die Opfer. Autor: Philipp Abresch / ARD-Studio Tokio (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 01.12.2019 Das Erste „Weltspiegel“ vor Ort – Taiwan: Machtkampf um die Insel
Folge 2718In Taiwan wird gewählt. Für die Menschen auf der Insel ist damit vor allem damit die grundsätzliche Frage verbunden, ob ihre Regierung enger mit China kooperieren oder sich für mehr Unabhängigkeit stark machen soll. Eine Richtungsentscheidung steht bevor. Nicht erst seit den Massenprotesten in Hongkong sorgen sich viele, dass Taiwan das gleiche politische Schicksal ereilen könnte wie Hongkong. Taiwan versteht sich als souveränes Land mit demokratischen Werten. „Made in Taiwan“ gilt international als Erfolgsmarke. Die kleine Insel vor der Küste Chinas gibt sich selbstbewusst.
Dem großen Nachbarn ist das ein Dorn im Auge. Für Peking ist Taiwan eine abtrünnige, chinesische Provinz, die schon bald wieder zum System gehören soll. Die Meerenge zwischen Festland und Insel, auch Taiwanstraße genannt, ist zum Symbol des Konflikts geworden. Noch steht das Land unter dem Schutz des Westens, vor allem der USA. Diplomatische Verbündete aber gibt es immer weniger, denn Peking verbietet den Kontakt. Moderator Andreas Cichowicz und das „Weltspiegel“-Team reisen in den dicht besiedelten Inselstaat. In ihren Interviews und Berichten fragen sie, wie die in Taiwan Lebenden das Verhältnis zu Peking sehen.
Wie sie die Massendemonstrationen in Hongkong bewerten und welche Zukunft Taiwan hat. Der „Weltspiegel“ nimmt die Zuschauer mit auf die Insel, die wegen ihrer Naturschönheiten von den portugiesischen Entdeckern „Ilha Formosa“ (zu Deutsch: schöne Insel) getauft wurde. Moderator Andreas Cichowicz schaut auf den Alltag, auf Rituale und gesellschaftliche Entwicklungen in dem Land. Der „Weltspiegel“ vor Ort in Taiwan: spannender, politischer Hintergrund und bildstarke Reportagen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 08.12.2019 Das Erste Folge 2719
China – Armut staatlich abgeschafft
Bis 2020, so hat es Staatschef Xi verkündet, soll das Land von aller Armut befreit sein. Von ganz oben gibt es Vorgaben, die bis ins letzte Dorf umgesetzt werden: Zum Beispiel in der Provinz Gansu, dort werden 15.000 ehemalige Bauern zu Nudelköchen ausgebildet. Unter ihnen der 34-jährige Zhou Yongjie, für den die traditionellen Lanzhou-Nudeln – riesenlange Bandnudeln – die Zukunft bedeuten sollen. Armutsbekämpfung betreibt Peking auch mit Beton: Rund elf Millionen Menschen lässt die kommunistische Führung landesweit umsiedeln. Danach bekommt jeder eine Urkunde: Offiziell nicht mehr arm, steht da geschrieben.
Tamara Anthony und Daniel Satra, ARD-Studio Peking
Indien – Stoßtrupp der radikalen Hindus
Ihr Auftritt ist Furcht einflößend. Hunderte Männer in Reih und Glied. Ihre Uniform: weißes Hemd, braune Hose. Bewaffnet mit einem Bambusstock. Und sie fühlen sich als die wahren Inder. Verbreiten Hass auf alle Nicht-Hindus. Der RSS ist die größte Freiwilligenorganisation der Welt und ihr erklärtes Ziel ist es, Indien zu einem reinen Hindu-Staat zu machen.
Peter Gerhardt, ARD-Studio Neu-Delhi
Damit beschäftigt sich auch der „Weltspiegel“-Podcast: „Hindu-Nationalisten auf dem Vormarsch“ in der ARD Audiothek.
Italien – Sardinen-Proteste gegen Populismus
Es fing mit einem Flashmob an. Ziel war es, mindestens eine Person mehr auf Bolognas Piazza Maggiore zu bekommen als der rechte Populist Salvini. Tausende kamen, um gegen Rechts aufzustehen. Und stellten sich auf die Plätze Italiens, eng wie Sardinen. Zusammengerufen über Social Media. Und dieser Erfolg wiederholte sich immer wieder, überall da, wo die Lega auftrat. Die Bewegung der Sardinen war geboren, erfrischend unorganisiert, geeint nur im Protest. Eine neue Protestform.
Michael Schramm, ARD-Studio Rom
Australien – Einwanderer ins Outback
Traditionell wollen Fachkräfte in die großen Städte, da aber gibt es schon genug. Deshalb steuert Australien mit immer neuen Auflagen die Ansiedlung von Einwanderern. Erst mal in die Provinz, ist die Devise, denn dort wollen immer weniger Australier wohnen. Ein Portrait eines Dorfes im Outback, dass dank der Einwanderer aus den Philippinen jetzt wieder eine Zukunft hat.
Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur
Israel – Der Weihnachtsmann von Jerusalem
Issa Kassissieh, arabischer Christ aus Jerusalem, nimmt seine Aufgabe ernst. Er verweist auf mehrere Diplome und Zertifikate von Weihnachtsmannschulen in den USA sowie dem Weihnachtsmann-Weltkongress in Kopenhagen. Er hat das alte Haus seiner Familie in der Jerusalemer Altstadt in das Weihnachtsmann-Haus verwandelt. Seitdem empfängt er dort Schulklassen und Familien mit Kindern.
Bernd Niebrügge, ARD-Studio Tel Aviv
Sambia – Die Invasion der Flughunde Wenn die Früchte rund um den Kasanka Nationalpark reif sind, schwärzt sich in Sambia der Himmel. Dann kommen Millionen Flughunde aus den Nachbarländern im Park an. Es ist die weltweit größte Wanderung einer Säugetierart. Ein Team des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell erforscht die Flughunde-Bewegung. Doch der Wald der Flughunde schrumpft. Heute ist er nur noch 1000 auf 500 Meter groß.
Thomas Denzel, ARD-Studio Johannesburg (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 15.12.2019 Das Erste Folge 2720
Australien: Ausgebrannt im Feuersturm:
Vor Weihnachten waren die Feuer auf Kangaroo Island ausgebrochen. Tagelang wüteten sie und ganz unter Kontrolle sind sie auch jetzt noch nicht. Wo das Feuer keine Nahrung mehr hat, bleibt der verkohlte Grund zurück und hunderte tote Schafe und Kängurus – verbrannt im größten Buschfeuer in der Geschichte der für sanften Tourismus und Landwirtschaft bekannten Insel.
Sandra Ratzow, ARD Singapur
Schweiz: Wintersport trotz Klimawandel
Im Berner Oberland stellt sich ein Tal mit einem alternativen Winterurlaubsangebot auf den Klimawandel ein: Eisfischen, Schneeschuhwandern und Fondue im Iglu. Möglicherweise eine Alternative, die Schule machen könnte. Denn der technische Aufwand, um Schnee zu garantieren wird immer höher. Das können sich nur noch die ganz großen Skigebiete leisten.
Christian Saathoff, ARD Genf
Schweden: Ökologischer Paketdienst
Die Idee ist so einfach, wie durchschlagend: Paketlieferanten fahren beladen ins Stadtzentrum und leer wieder heraus. Bei der Müllabfuhr ist es genau andersherum. Wenn sich beide zusammentun, dann spart man die Hälfte aller Fuhren. In der Stockholmer Innenstadt tun sie das mit Erfolg: ökologisch wie ökonomisch.
Christian Stichler, ARD Stockholm
Kambodscha: Ruin durch Mikrokredite
Eigentlich gelten Mikrokredite als Wundermittel gegen Armut. Neuere Studien aber zeigen, die gefeierte Hilfe zur Selbsthilfe hilft weit weniger als angenommen. Und ohne strenge Regeln verkehrt sich der Mikrokredit von der Starthilfe zur Schuldenfalle. In Kambodscha zum Beispiel nutzen Finanzhaie das positive Image, um ihre skrupellosen Geschäfte zu machen.
Florian Bahrdt, ARD Singapur
Der Podcast zu diesem Thema „Schattenseite der Mikrokredite“ ist ab Sonntagmorgen in der ARD Audiothek abrufbar.
Nigeria: Gezeichnet durch Stammesnarben:
Adetutu Alabi war ein Baby, als sie mit Klingen tief in ihre Wangen schnitten. Die Tradition wollte das so. Schmucknarben mitten im Gesicht. Adetutu Alabi hat es trotz des vermeintlichen Makels zum Topmodel in Nigeria geschafft. Ihre Tochter aber soll davon verschont bleiben. Deshalb nutzt das Model ihre Bekanntheit, um gegen die Markierung an Kindern zu kämpfen. Caroline Hoffmann, ARD Nairobi
USA: Scherbenhaufen Außenpolitik:
Welche der zwei extremen Reaktionen wird es diesmal sein. Die verbale Kraftmeierei oder die erdrückende Umarmung. Erst Raketen auf den iranischen General und dann wieder Deeskalation. Alles ist extrem und folgt doch einem Muster: die Öffentlichkeit vom Impeachment-Verfahren abzulenken und bei seinen Anhängern zu punkten. Dafür ist ihm fast jedes Mittel recht. Dass die Welt dadurch unsicher wird, scheint Donald Trump nicht zu interessieren. Eine Analyse.
Stefan Niemann, ARD Washington (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 12.01.2020 Das Erste Folge 2721
Deutschland/Tschechien: Unterschiede im Erzgebirge
Marode Liftanlagen, lange Warteschlangen – so sieht es auf der deutschen Seite des Erzgebirges aus. Neuerungen sind beantragt, lassen aber auf sich warten. Anders in Tschechien: Moderne Wintersportanlagen – kurz nach Antrag wurde gebaut.
Sambia: Die Invasion der Flughunde
Tagsüber hängen sie träge an Bäumen, nachts vibriert die Luft, wenn Millionen von Flughunden sich auf Nahrungssuche begeben. Immer zur Reifezeit der Früchte im Kasanka Nationalpark in Sambia. Ein einzigartiges Schauspiel.
Nordirland: Die „Neue IRA“ in Derry
Noch ist unklar, was der Brexit für Nordirland konkret bedeutet. Die Iren beiderseits der Grenze sind besorgt. Sollte es wieder eine Grenze zwischen Irland und Nordirland geben, könnte der alte Bürgerkrieg neu entfacht werden.
Russland: Putins Plan für die Zukunft
Der russische Präsident Wladimir Putin hat seine Landsleute mit plötzlichen Umstrukturierungen an der Spitze der Regierung überrascht. Die Opposition geht davon aus, dass es ihm vor allem um den Erhalt seiner Macht geht.
USA: Konservative ziehen weg aus liberalen Staaten
„Ach, Sie sind konservativ? Dann müssen Sie ein Rassist sein.“ Jay und Channa wollen nicht mehr angefeindet werden, sie verlassen Kalifornien. Sie sind nicht allein. Schon gibt es eine Geschäftsidee: Bustouren in die potenziell neue Heimat.
Libyen: Der grenzenlose Konflikt?
Russlands Präsident Putin und der türkische Präsident Erdogan bezeichnen sich als Freunde, im Libyen-Konflikt sind sie Gegner. Es geht um Öl und um Gas. Und: Für die EU spielt Libyen eine entscheidende Rolle in der Flüchtlingspolitik.
Libyen: Als Milizionär an der Front
Kommandeur Hamid al Baqar verteidigt Tripolis, die letzte Bastion Libyens gegen Generals Haftar und seine Truppen. Wer am Ende siegreich aus dem Kampf um Tripolis hervorgeht, bestimmt mit über das Schicksal des ganzen Landes. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 19.01.2020 Das Erste Folge 2722
Israel: Geschichte einer Versöhnung
Endlich Hilfe – und das ausgerechnet aus dem Land der Täter. Als die Handwerker aus Sachsen zum ersten Mal vor der Tür stehen, um seine kleine Wohnung zu renovieren, ist Josef Aaron irritiert und erstaunt. Heute sind der 83-jährige Holocaust-Überlebende und die sächsischen Handwerker Freunde geworden. Weil viele Holocaustüberlebende in Armut leben, reisen jedes Jahr Trockenbauer, Fliesenleger, Maler und Klempner aus Sachsen nach Israel, um Wohnungen zu renovieren. Dafür opfern sie ihren Urlaub, finanzieren die Reise selbst.
(Autor: Norbert Lübbers)
Israel: Lebendige Erinnerung
Persönliche Begegnungen mit Menschen, die den Holocaust überlebt haben, wird es bald nicht mehr geben. Wie aber kann auch in Zukunft die Erinnerung erhalten bleiben? Das haben sich vier junge israelische IT-Experten gefragt und eine App zur Gesichtserkennung entwickelt, die junge Menschen mit ihrem „Holocaust-Zwilling“ konfrontieren soll. Es ist gleichzeitig der Versuch, die junge Generation in ihrer digitalen Welt zu erreichen, um sie für die Schrecken in der wirklichen Welt zu sensibilisieren. Die 16-jährige Schülerin Tamar Lorman hat sich diesem Experiment gestellt.
(Autorin: Susanne Glass/ARD Studio Tel Aviv)
Russland: Gesichtserkennung
Die Stadt Moskau möchte sicherer werden: Deshalb werden mehr als 160.000 Überwachungskameras mit Gesichtserkennungssoftware ausgestattet. Russische Firmen sind bei der Entwicklung dieser Technologie weit vorn, ebenso wie chinesische Unternehmen. Viele Russen stört die zunehmende Überwachung jedoch nicht. Nur wenige, vor allem politisch aktive Bürger, befürchten eine ausgeweitete Kontrolle: Die Aktivistin Aljona Popowa zieht deshalb gegen die Moskauer Gesichtserkennung vor Gericht.
(Autor: Demian von Osten/ARD Studio Moskau)
Kenia: Baum gegen Mensch
100 Millionen Hektar Wald sollen in Afrika bis 2030 wiederaufgeforstet werden. Nachdem jahrzehntelang Wälder gerodet worden waren, sollen sie nun wieder gegen den Klimawandel wachsen. Mithilfe der kenianischen Regierung soll sich die Natur ihren Raum zurückerobern. Weg muss der Mensch, heißt es jetzt. Das Haus von Pastor Tesha Kosgeys gibt es schon nicht mehr. Eine neue Bleibe aber hat er nicht, bekommt auch keine Entschädigung. So geht es vielen Siedlern: Wo sie einst lebten, werden jetzt Bäume gepflanzt.
(Autor: Norbert Hahn/ARD Studio Nairobi)
Italien: Gondoliere tauchen ab
Normalerweise gleiten sie mit ihren schmucken Gondeln über das Wasser, die stolzen Gondoliere von Venedig. Doch nach einem gemeinsamen Tauchurlaub am Roten Meer, wo sie statt eines Schatzes alte Gummistiefel fanden, entstand die Idee, auch in Venedigs Kanälen nach Müll zu tauchen. Jetzt tauchen sie schon zum zweiten Mal ab und finden an nur einem Tag mehrere hundert Kilo – Klimaanlagen, Reifen, Motorteile – alles dabei! Die Stadt Venedig unterstützt dieses Projekt und sendet zwei Botschaften in die Welt – erstens: Wir Venezianer halten unsere Stadt sauber und zweitens: Auch die Touristen sollten ihren Müll nicht in Gassen und Kanälen entsorgen.
(Autorin: Ellen Trapp/ARD Studio Rom)
USA: Kampf gegen Amazon
Sie ist eine kampfeslustige Frau. Dania Rajendra aus New York hat sich den denkbar größten Gegner gesucht, einen, der für viele längst zum Haushalt gehört. Amazon, den reichsten Konzern der Welt. Mit zwei Halbtagskräften und einem Laptop organisiert sie von New York aus den Widerstand gegen eine Mega-Daten-Krake. Überall in den USA haben sich inzwischen solche Gruppen gebildet mit dem Ziel: bessere Arbeitsbedingungen und einen Konzern, der mehr Macht hat als mancher Staat, zu begrenzen.
(Autorin: Christiane Meier/ARD Studio New York) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 26.01.2020 Das Erste Folge 2723
China: Im Bann des Coronavirus:
Die rasche Ausbreitung des Corona-Virus geht weiter. Auch im Ursprungsland China steigt die Zahl der Toten und Neuinfektionen sprunghaft an. Forscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezweifeln, ob der Ausbruch ausschließlich auf einen von Tieren übertragenen Virus zurück geht. Die Regierung in China hat drastische Maßnahmen ergriffen: Ganze Städte wurden abgesperrt, der Neubau einer Klinik innerhalb von sieben Tagen wurde angekündigt. Die Bevölkerung scheint darüber nicht wirklich beruhigt. Im Internet zeigen sich Angst vor der Krankheit und Wut auf die Regierung.
Autorin: Tamara Anthony, ARD Peking
USA: Vorwahlen – Wer kann Trump besiegen?:
In Iowa findet am Dienstag der Caucus statt, eine Art Vorwahl, bei der die Wähler der Demokraten entscheiden, wen sie als Präsidentschaftskandidaten haben möchten. Iowa ist traditionell der erste Bundesstaat, der abstimmt. Wer hier die Nase vorn hat, hat große Chancen ganz vorne im Nominierungswettbewerb mitzuspielen. Momentan führt Bernie Sanders hier die Umfragen an, der für einen in den USA geradezu radikalen Umbau des Gesundheitssystems steht: weg von privaten Lösungen, hin zu einer Art Bürgerversicherung. Das Schlagwort: Medicare for all. „Unser Gesundheitssystem ist kaputt,“ das sagt auch Barb Kalbach im Brustton der Überzeugung. Sie war Krankenschwester und kennt das System von innen. Sie glaubt nicht mehr daran, dass Reformen in kleinen Schritten ausreichen. Zu hohe Arzneikosten, zu hohe Prämien – die finanzielle Belastung wird immer größer. Deshalb macht Barb jetzt Wahlkampf für Bernie Sanders.
Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD Washington D.C.
Italien: Die Kindersoldaten der ‚Ndrangheta:
Die kalabrische Mafia, die ‚Ndrangheta, arbeitet wie ein internationaler Großkonzern mit Stützpunkten auf allen Kontinenten, mit Milliardeneinahmen aus kriminellen Geschäften und mit Beziehungen zu korrupten Politikern. Die ersten Opfer der in Familien organisierten Clans sind aber die Kinder der Mafiabosse und ihrer Handlanger. Sie werden „quasi mit der Muttermilch domestiziert“, um Angst und Schmerzen zu unterdrücken und mit Blut und Tod „im Einklang“ zu leben, so der Mafia-Aussteiger Luigi Bonaventura, Ex-Boss eines bedeutenden kalabrischen Clans: „Bei der ‚Ndrangheta werden die Nachkommen von Kindesbeinen an zur Kriminalität erzogen, auch dazu, ohne Gefühl oder Mitleid ‚wie die Großen‘ zu töten.“ Luigi stand schon mit zehn Jahren bei einer blutigen Fehde Schmiere, wenige Jahre später schoss er dann selber.
Dutzende schwerkriminelle Taten Minderjähriger werden vor italienischen Gerichten verhandelt. „Selbst in Deutschland“, so eine süditalienische Expertin, die seit Jahren in Bayern lebt, „werden Mafiakinder von der Umwelt isoliert und gedrillt, nicht unbedingt um zu morden, sondern um beispielsweise später als studierte Finanzexperten das Geld der Familie zu ‚waschen‘.“
Autoren: Christian Gramstadt SWR / Patrizia Venditti
Dazu auch der Podcast „Weltspiegel – Mafias, Banden, Clans – Einblick in kriminelle Parallelwelten“ mit Einschätzungen von Ellen Trapp, ARD Korrespondentin Rom und Andreas Ulrich, DER SPIEGEL.
Iran: Wie mächtig ist die Opposition?:
„Karegar, Daneshju, motahed, motahed“. Im Januar riefen Tausende in Teheran und anderen iranischen Städten: „Arbeiter, Studenten, wir sind eine Einheit“ – eine gefährliche Einheit für das System der Islamischen Republik. Denn die Mittelschicht, die lange den Protesten auf der Straße fernblieb, ist nun auf der Straße dazugekommen: Studenten, Lehrerinnen, Angehörige der Opfer des Flugzeugabschusses, kluge Köpfe der Gesellschaft, die das System der Islamischen Republik schon lange nicht mehr ertragen. 50 bekannte iranische Oppositionelle im Ausland haben mit Hilfe politischer AktivistInnen im Iran einen „Rat zur Regulierung des Übergangs“, zur Abschaffung der Islamischen Republik gebildet. Die große Frage, die sich stellt: Ist es einer Opposition vom Ausland aus möglich, das System der Islamischen Republik zu stürzen? Wollen das die Menschen im Iran überhaupt?
Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran
Südkorea: Senioren auf dem Laufsteg:
Lange gab allein die Jugend in Südkorea vor, was „trendy“ war. Nun aber scheinen die Grenzen aufzuweichen, auch in der Arbeitswelt. Drei Stunden täglich wäscht Frau Im auch mit 75 noch das Geschirr einer Suppenküche. So bessert sie ihre Rente auf und belastet nicht ihre Kinder, die hier weithin ihre Eltern mitversorgen: „Ich brauche auch Geld für meinen Fitnesstrainer“, sagt sie uns. „Denn für den Laufsteg reicht es nicht, nur ein bisschen zu joggen oder Gymnastik zu machen.“ Dass Südkoreas alternde Gesellschaft eine schwere Zukunft vor sich hat, spiegeln auch amtliche Statistiken: Kein Land der Welt altert derzeit schneller. Die Sozialsysteme versagen, auch wenn späte Karrieren, wie die von Frau Im darüber leicht hinwegtäuschen. Doch die Senioren wissen auch, dass ein aktives Leben draußen, außerhalb ihrer Wohnung, ihr Leben nicht nur verlängert, sondern auch aufregend macht.
Autor: Klaus Scherer, NDR (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 02.02.2020 Das Erste Folge 2724
China:
Die Mittelschicht macht Urlaub. Eine Reportage aus Hainan, dem „Mallorca Chinas“: Tamara Anthony berichtet über ein ganz anders China, das uns weniger bekannt ist. Vieles erinnert an Bilder aus der Wirtschaftswunderzeit in Europa: Massen am Strand und Uniformität. Und das in Zeiten von Corona-Virus und der Sorge, dass das Wirtschaftswachstum einbrechen könnte. Sorgt sich Chinas Mittelschicht?
Tamara Anthony, ARD Studio Peking.
Nord-Mazedonien:
Wenn ein Mode-Label damit wirbt, dass es in Europa produziert, dann steht das für gerechte Arbeitsbedingungen – denken wir. Stefan Maier beweist das Gegenteil. Auch wenn der Mindestlohn bezahlt wird, können die Näherinnen in Nord-Mazedonien nicht davon leben. Das führt zu einer überraschenden Schieflage: Die Verbraucher haben ein gutes Gewissen, dabei lebt manche Näherin in Bangladesch besser von ihrem kargen Lohn als ihre Kolleginnen in Europa.
Zu diesem Thema auch der Podcast: „Faire Mode“, in der ARD Audiothek und auf allen einschlägigen Podcast-Plattformen.
Syrien:
Mehr als 60 Deutsche sollen in der syrischen Provinz Idlib kämpfen: Islamisten, die gegen die Regierung in Damaskus mobil machen. Sie sind eingeschlossen, zusammen mit Millionen verzweifelter Zivilisten, viele auf der Flucht vor dem Krieg. Etwa 500 000 sagen die UN. Daniel Hechler und Eric Beres haben Kontakt zu den deutschen Extremisten aufgenommen.
ARD Studio Kairo.
Iran:
Junge Menschen unter Druck. Vor ein paar Jahren waren die Hostel-Betreiber noch optimistisch. Sie waren eigens aus den USA wieder in ihre Heimat nach Teheran zurückgekehrt und hatten das erste Backpacker-Hostel im Iran aufgebaut. Doch jetzt kommen keine Gäste mehr und ihre Zukunft sieht düster aus. Die Sanktionen sind das eine, aber auch der eigene Staat macht den jungen das Leben schwer: Zu eng, zu restriktiv, unfrei. Keine guten Voraussetzungen für junge Menschen, die etwas aufbauen möchten, berichtet Katharina Willinger, ARD Studio Teheran.
Russland:
Vermisstensuche privatisiert. Weil sich die Behörden in Russland aus Personalmangel so gut wie nicht um Vermisste kümmern, hat eine Organisation die Suche nach Verschwundenen in die Hand genommen. Knapp 20.000 Menschen im ganzen Land werden jedes Jahr so wiedergefunden, die sonst verschwunden blieben.
Jo Angerer, ARD Studio Moskau
Frankreich:
Simone Fabre freut sich jeden Dienstag auf ihren Besuch. Die 72-jährige lebt allein in einer schmucklosen Vorortsiedlung im Luberon, nicht weit von Avignon entfernt. Sie kennt hier kaum jemanden, ihre Nachbarn bekommt sie selten zu Gesicht. Da springt die Post ein. Immer dienstags klopft der Briefträger und schaut bei Simone Fabre vorbei: Eric Arias ist ihr Draht zur Außenwelt. Der Postbote unterhält sich mit ihr, fragt, ob sie etwas braucht, organisiert notfalls Hilfe. Ein Service der französischen Post für den Simone Fabre gern bezahlt, und den landesweit 9000 Menschen in Anspruch nehmen.
Sabine Rau, ARD Studio Paris. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 09.02.2020 Das Erste Folge 2725
Mexiko: Als Pflegerin nach Deutschland:
Die Weltorganisation WHO hat das Jahr 2020 zum Jahr der Pflege ausgerufen. In Deutschland z.B. herrscht Pflegenotstand. Hilfe soll auch aus dem Ausland kommen, sagt Bundesgesundheitsminister Spahn. Die Mexikanerin Itamar Rojas will ihre Heimat verlassen. Die 40-Jährige wird ab Mai im Saarland als Pflegerin arbeiten. In Mexiko hat sie den Beruf der Krankenschwester studiert. Ihre drei Kinder wird sie zunächst bei ihrer Mutter zurücklassen – Emotional für sie eine großer Herausforderung. In Vorbereitungskursen lernt Itamar, wie wichtig in Deutschland Pünktlichkeit und Direktheit sind.
Eine andere Mexikanerin, Azucena Solis, 30 Jahre, ist an Pünktlichkeit bereits gewöhnt. Sie arbeitet seit einem Jahr als Pflegekraft in Deutschland. Im hessischen Elz kümmert sie sich in einem Pflegeheim um Senioren. Täglich telefoniert sie mit ihrem Ehemann in der Heimat, der dort als Architekt arbeitet. Azucena geht es sehr gut hier, sie komme hier klar, erzählt sie. Am meisten vermisst sie das mexikanische Essen und das gute Wetter. Aber apropos Pünktlichkeit: Als sie kürzlich in Mexiko zu Besuch war, war sie bei einem Treffen mit ihren Freundinnen die Pünktlichste
Autoren: Xenia Böttcher/Philipp Wundersee
Zu diesem Thema der Podcast: „Pflegenotstand – Hilfe aus dem Ausland?“ moderiert von Male Stüssel in der ARD Audiothek und auf allen einschlägigen Podcast-Plattformen.
China: Corona – Chaos oder totale Kontrolle?:
Über 1000 Toten seit Ausbruch des Coronavirus, bisher sind mehr als 44.000 Erkrankungen bekannt. Die Staatsführung habe schnell und umfassend gehandelt, heißt es. Die meisten Chinesen vertrauen ihrer Regierung. Wer aber dennoch dieses Management kritisiert, bekommt den Zorn der Führung zu spüren. Z.B. Blogger, die Bilder aus Krankenhäusern veröffentlichen, wo es an Platz, Betten und Medikamenten mangelt.
Autorin: Tamara Anthony/ARD Studio Peking
Nepal: Weniger Müll am Mount Everest:
Jahr für Jahr lockt der Mount Everest immer mehr Bergsteiger nach Nepal. Ein Land, das zu den ärmsten der Welt zählt. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Doch mit den Touristen kommt auch immer mehr Müll zum Everest, vor allem unzählige Plastikflaschen. Die Entsorgung ist eine enorme Herausforderung. Zusammen mit lokalen Umweltorganisationen hat ein Schwede eine Idee, diesen Müll zu vermindern. Die Plastikflaschen werden zerkleinert und geschreddert. Gepackt in einen kleinen Beutel kann dann jeder Tourist die Reste auf seinem Rückweg zum Flughafen mitnehmen, wo das Plastik recycelt werden kann. Das Naturparadies rings um den Mount Everest profitiert davon.
Autorin: Lisa Seemann
Sudan: Die vergessenen Löwen:
Vier Löwen, nur noch Haut und Knochen, zwei davon auf etwa 15 Kilo abgemagert. Bei einem Spaziergang durch den Park von Karthum entdeckte Osman Salih die ausgehungerten Tiere in einem viel zu kleinen Gehege. Er war geschockt und hakte nach. Der Besitzer des Tierparks erklärte, er hätte kein Geld für Futter. Osman Salih startete daraufhin eine Kampagne auf Facebook zur Rettung der Löwen. Mit Erfolg: Eine Welle der Hilfsbereitschaft überrollte den Tierfreund. Die Tierschutzorganisation „4 Pfoten“ aus Wien entsandte ein Notfallteam, half mit Medikamenten und Futter. Jetzt sind die Löwen wieder bei Kräften, aber noch nicht über den Berg. Es bleibt viel zu tun. Eine Geschichte, die Hoffnung macht, in einem Land, in dem auch viele Menschen Not und Hunger leiden müssen.
Autor: Daniel Hechler/ARD Studio Kairo
USA: Eine geheimnisvolle religiöse Gemeinschaft:
Eine geheime Gruppe christlicher Fundamentalisten, die sich „die Gemeinschaft“ nennt, beeinflusst die amerikanische Politik. Davon ist der investigative Journalist Jeff Sharlet überzeugt. Für das, was zunächst klingt wie eine Verschwörungstheorie, hat Sharlet Belege gesammelt. Denn er hat mit einer Gruppe von jungen Männern in einem Haus gelebt, die „die Gemeinschaft“ für auserwählt hält, in Zukunft die Geschicke Amerikas zu lenken. Mitglieder der „Gemeinschaft“ treffen sich regelmäßig im US-Kongress, im Verteidigungsministerium und anderen mächtigen Institutionen zu geheimen Gebetskreisen. Die einzige öffentliche Veranstaltung ist das „Prayer Breakfast Movement“, das Nationale Gebetsfrühstück, das einmal im Jahr in Washington stattfindet. Dass jeder US-Präsident von Eisenhower bis Trump daran teilgenommen hat, sei kein Zufall, sondern Ausdruck der Macht der „Gemeinschaft“, mein Jeff Sharlet. „The Fellowship“ kämpft z. B. gegen Homo-Ehe und gegen das Recht auf Abtreibung.
Autor: Jan Philipp Burgard/ARD Studio Washington (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 16.02.2020 Das Erste Folge 2726
Indien/Deutschland: Antibiotika werden knapp:
Der Grundstoff für die Antibiotika-Produktion reicht noch für maximal drei Wochen, meint der indische Pharmaproduzent P.N. Pandey. Und das auch nur, weil sie vergangene Woche noch einmal eine Lieferung aus der Türkei bekommen hätten, doppelt so teuer wie sonst. Denn der Grundstoff für das Antibiotikum kommt aus China, wie rund 80 Prozent aller Vorprodukte, die in Indiens Pharmaindustrie verarbeitet werden. Das Coronavirus führt schon jetzt zu Engpässen und zu Preissteigerungen – in Indien und bald auch bei uns in Deutschland, sagen die Hersteller.
(Peter Gerhardt, ARD-Studio Neu-Delhi / Marie-Kristin Boese, SWR)
Der Podcast zum Thema „Nicht lieferbar! Corona schwächt die Arzneimittel-Industrie“ ist ab Samstag in der ARD Audiothek und auf allen Podcast-Plattformen abzurufen.
Georgien: Helikopter-Skiing im Kaukasus:
4200 Euro kostet das exklusive Ski-Vergnügen im Kaukasus. Das ist immer noch viel Geld für drei Tage Skifahren, aber ein Bruchteil von dem, was Helikopter-Skiing sonst auf der Welt kostet. Vor allem deutsche Kunden kommen. Noch ist Georgien ein Geheimtipp. Das Land setzt auf Tourismus, um die Wirtschaft in Gang zu bringen. Mit gemischtem Erfolg: Ein paar wenige verdienen an den Touristen, andere gehen leer aus, und auch die Umwelt der Bergwelt leidet.
(Jo Angerer, ARD-Studio Moskau)
Türkei/Zypern: Gas-Streit im Mittelmeer:
„Das blaue Vaterland“, was blumig klingt, ist eine geopolitische Kampfansage. Die Türkei erklärt kurzerhand das östliche Mittelmeer zum türkischen Staatsgebiet und einigt sich darüber mit Libyen. Dass Zypern und Griechenland völkerrechtlich Rechte der Nutzung haben, wird einfach ignoriert. Grund sind die Gasvorkommen. Ein gefährlicher Kampf um Einfluss und Rohstoffe.
(Oliver Mayer-Rüth, ARD-Studio Istanbul)
Russland: Orthodoxes Dating:
„Ich war überall, hab’ die ganze Welt abgesucht, aber ich habe die Frau meines Lebens nicht gefunden. Wahrscheinlich klappt es einfach nicht ohne Gottes Hilfe,“ das sagt Dimitij in Moskau beim orthodoxen Speeddating ganz freimütig. Wenn du gläubig bist, ist es nicht leicht, einen gleichgesinnten Partner zu finden, meinen alle hier. Und deshalb hilft der Priester Aleksij Gomonow ein bisschen nach. Einmal die Woche lädt er junge Menschen zum Tanztee in einen Nebenraum der Kirche ein. Unverbindlich, sagt er mit einem Augenzwinkern. Ein Kuppler sei er nicht, eher ein Ermöglicher.
(Ina Ruck, ARD-Studio Moskau)
Paraguay: Goldgräberstimmung dank Krypto-Währung:
Elektrizität ist günstig, und es gibt auch kaum Einfuhrzölle auf Computer, deshalb schürfen Bauern überall im Land Kryptowährung. Die billigen Strompreise machen das Land zu einem der Hauptproduzenten der Internet-Währung. Aber wie funktioniert diese Kryptowährung überhaupt? Thomas Aders berichtet über die modernen Goldgräber.
(Thomas Aders, ARD-Studio Rio de Janeiro)
USA: Super Tuesday, der Kampf der alten Männer:
Der Super Tuesday fällt in diesem Jahr auf den 3. März. In 14 Staaten finden Vorwahlen statt. Der Super Tuesday gilt als vorentscheidend dafür, wer auf Seiten der Demokraten Präsident Donald Trump in den Wahlen herausfordern wird. Ein Duell der alten weißen Männer. Auch bei den Demokraten. Denn Bernie Sanders liegt ganz vorne und Michael Bloomberg werden auch gute Chancen eingeräumt. Zwei Männer, die sehr unterschiedlich sind. Der eine setzt auf Freiwillige, eine Grasroot-Bewegung, der andere auf Professionalität und Geld, das er als neuntreichster Mann der Welt hat. Eine Reportage aus dem Wahlkampf.
(Claudia Buckenmaier, ARD-Studio Washington) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 01.03.2020 Das Erste Folge 2727
Zum Weltfrauentag sendet der „Weltspiegel“ einen Schwerpunkt zum Thema.
Türkei/Griechenland/Edirne: Schutzlose Frauen – Gefangen im Nirgendwo?:
An der griechisch-türkischen Grenze sitzen viele Menschen fest. In der Hoffnung, über Griechenland in die EU zu gelangen, landen sie von der Polizei zurückgetrieben oft in Sperrgebieten oder irgendwo in der Türkei, häufig ohne Dach über dem Kopf. Darunter viele Frauen mit Kindern, wie Marsi aus dem Iran, deren Kind schwer erkrankt ist. Sie fühlt sich schutzlos, als Spielball der Politik.
(Autorin: Katharina Willinger, ARD Istanbul)
USA: Superfrauen? Eine New Yorkerin an der Spitze der Liste der reichsten Frauen der Welt:
In den USA sind Unternehmerinnen keine Seltenheit: Erfolgreich und selbstbewusst haben Frauen hier ganze Konzerne aufgebaut. Und doch ist es für Frauen noch immer schwieriger als für Männer, sich durchzusetzen. Ein Beispiel: Liz Elting. Die New Yorkerin hat es ganz ohne Geld und Kredite bis auf die Forbes-Liste der reichsten Frauen der Welt gebracht. Ihren Anteil an ihrem Unternehmen hat sie inzwischen verkauft und versucht nun, mit dem Geld junge Frauen zu unterstützen. Liz coacht derzeit eine junge Schülerin, die ihrerseits bereits mit 17 ein kleines Coaching-Unternehmen aufbaut: „GLAM – Girls learn advanced Math“. Dabei geht es um die Förderung von Schülerinnen in höherer Mathematik. Von der Studentin zur Multimillionärin …
(Autorin: Christiane Meier, ARD New York)
Russland: Revolution nur im Fernsehen – Frauen an vorderster Front:
Der Fernsehkanal „Alfa“ in einem Dorf im Norden Russlands: Der Sender wird von Mutter, Tochter und Schwägerin betrieben. Sie berichten über alles rund um ihr Dorf und das durchaus kritisch, auch gegenüber dem Bürgermeister. Sie legen sich mit den Lokalbehörden an, was hier mittlerweile kaum noch jemand tut. Frauen seien eben mutiger, hat uns die Chefin gesagt. Das Studio im Wohnzimmer mit einer Minihobbykamera und selbstgebastelten Scheinwerfern. Und die Moderatorin, die Tochter, schminkt sich wie für Hollywood. Hinter der Kamera steht die Mutter und hält mit der anderen Hand den Zettel mit dem Text, den die Tochter abliest. Die Beiträge drehen beide gemeinsam mit der Schwiegertochter, die dann auch schneidet. Früher hatten sie eine Fernsehfrequenz vom Staat bekommen – die wurde dann gekappt. Jetzt senden sie auf YouTube – und alle Omas im Dorf wissen mittlerweile, wie man YouTube „einschaltet“.
(Autorin: Ina Ruck, ARD Moskau)
Mexiko: Protest gegen die Frauenmorde im Macholand:
Brenda ist in Ecatepec aufgewachsen, einer Stadt, unglückselig berühmt in ganz Mexiko für ihre Frauenmorde. Eine Müllhalde für Leichen wird Ecatepec sogar genannt. „Wer hier aufwächst, der glaubt, Gewalt ist normal.“ Die 28-Jährige wurde selbst zum Opfer von Vergewaltigungen und brauchte Jahre, um das überhaupt zu realisieren. Über Jahre wurde die überbordende Gewalt gegen Frauen von weiten Teilen der Bevölkerung vergessen. Doch seit Monaten reißt eine neue Welle der Proteste nicht mehr ab. Zehn Frauen werden täglich in Mexiko ermordet. Immer mehr wütende Frauen gehen im ganzen Land auf die Straße und schlagen kurz und klein, was ihnen in den Weg kommt. „Wir sind es leid! Wir werden die Stadt in Flammen setzen, wenn nicht endlich was passiert“, so die Aktivistin Adriana, die auf Protesten gegen Machismus und Straflosigkeit kämpft.
(Autorin: Xenia Böttcher, ARD Mexico City)
Indonesien: Was läuft besser im Matriarchat Minangkabau?:
Abendstimmung über den Reisfeldern von Westsumatra. Vulkane prägen die Heimat der Minangkabau, einem der großen Stämme im Vielvölkerstaat Indonesien. Der Islam dominiert, und doch ist der Stamm die größte matriarchalische Gesellschaft der Welt. Die starke Rolle der Frauen ist allgegenwärtig, aber die Modernisierung nagt am Matriarchat: Besonders die alten Frauen beklagen einen kulturellen Niedergang. Dennoch ist die Rolle des Mannes weiterhin sichtlich beschränkt – und das scheint allen gut zu tun, auch den Männern selbst.
(Autor: Robert Hetkämper)
Israel: Stilberatung für Ultraorthodoxe – ein Fortschritt?:
Jerusalem kann zur Shoppingfalle werden: Wunderbare Boutiquen bieten spektakuläre Mode an. Da kann Stylistin Devorah ihre Stammklientel – orthodoxe Jüdinnen – auf einen textilbasierten Selbstfindungstrip mitnehmen – mit Erfolg! Haut und Haare müssen bei den Orthodoxen bedeckt sein, dennoch können die Frauen toll aussehen; nur entdecken muss man das eben können. Und das ist der Job der Mode-Influencerin, die sogar ihren orthodoxen Mann zum Fashion-Victim umerziehen konnte – eine Seltenheit bei den Orthodoxen.
(Autorin: Susanne Glass, ARD Tel Aviv)
Frankreich: Familienalltag zu Lasten der Frau?:
Stéphanie Loyer ist berufstätig, verheiratet, Mutter von drei Kindern – eine typische Französin. Ihren Alltag meistert sie mit Energie, Organisationstalent und wenig Schlaf. Ohne Ganztags-Kita und Unterstützung ihres Ehemanns Christophe könnte sie ihr Pensum nicht schaffen. In ihrem Job als Coach versucht sie, jungen Frauen Selbstbewusstsein und ein gutes Standing für den Berufsalltag zu vermitteln. Als selbstständige Unternehmerin kann sie sich die Zeit für Kinder und Familie zwar selbst einteilen, aber der Druck, der auf ihr lastet, ist groß: „Es ist für Frauen schwierig, Berufs- und Privatleben ins Gleichgewicht zu bringen. Da ist noch viel zu tun“, sagt sie – selbst in Frankreich, wo Gleichberechtigung und Kinderbetreuung großgeschrieben wird.
(Autorin: Sabine Rau, ARD Paris) (Text: rbb)Deutsche TV-Premiere So. 08.03.2020 Das Erste Folge 2728
Deutsche TV-Premiere So. 15.03.2020 Das Erste Folge 2729
Aktuell zur Ausbreitung des Corona-Virus aus China, Japan, Italien, Österreich, Russland, Ukraine.
Japan: Corona, Fukushima, Olympia:
Noch soll alles laufen wie geplant. Zwar wurde der Fackellauf zur Eröffnung der Olympiade in Griechenland unterbrochen, doch am 26. März soll er in Japan wieder starten, ausgerechnet in Fukushima. Die Region setzt – noch – große Hoffnung in die „Spiele des Wiederaufbaus“. Der beschädigte Ruf soll endlich verschwinden, das Ansehen wieder steigen, frühere Bewohner sollen animiert werden zurückzukehren. In Japan sei die Ausbreitung des Corona Virus nicht explosiv, heißt es. Dass dies auch daran liegen könnte, dass Japan kaum testet, wird nicht diskutiert.
(Autorin: Barbara Jung/ARD Studio Tokio)
Italien: Was tun gegen Lagerkoller?:
Wie können wir die Krise organisieren? Das fragen sich viele Italiener, die ihre Wohnungen kaum noch verlassen dürfen. ARD-Korrespondentin Ellen Trapp durfte unter den gebotenen Sicherheitsvorkehrungen eine Familie in ihrer Wohnung in Rom besuchen. Der Fotograf Lorenzo Pesce und die Journalistin Giulia Nucci haben drei Töchter im Alter von sieben, zehn und zwölf Jahren. Gemeinsam müssen die fünf Personen ihre häusliche Quarantäne gestalten. Keine Freunde, kein Ausgang, keine Schule – schnell war klar, der Tag braucht eine Struktur. Die Lösung: ein Stundenplan für die ganze Familie.
(Autorin: Ellen Trapp/ARD Studio Rom)
China: Ausgangssperre aufgehoben:
Die ersten Kinder lassen wieder Drachen steigen, toben im Park. Ältere Menschen treffen sich wieder im Park in Gruppen zum Sport und zum Tanz. Unter Auflagen fahren Unternehmen die Produktion wieder hoch. Die Staatsmedien melden Erfolge im Kampf gegen das Virus. Doch genau das stößt auch auf Kritik. Wie glaubhaft sind Nachrichten? Welchen Zahlen darf man trauen?
(Autor: Daniel Satra/ARD Studio Peking)
Österreich: Schnelle Entscheidungen:
Mit Blick auf die dramatische Ausbreitung des Virus in Italien hatte die österreichische Regierung als erste in Europa drastische Maßnahmen wie Grenzschließungen und Ausgangsbeschränkungen verordnet. Innerhalb sehr kurzer Zeit wurde das Land in den Krisenmodus versetzt. Die Bevölkerung scheint dieses rasche, strikte Vorgehen der Regierung Kurz zu befürworten: Vier von fünf Bürgerinnen fühlen sich in der aktuellen Krisensituation gut bis sehr gut informiert und äußern Vertrauen in die Maßnahmen der Regierung. Aber halten sich auch alle daran?
(Autor: Michael Mandlik/ARD Studio Wien)
Russland/Ukraine: aktuelle Lage zur Ausbreitung des Corona-Virus.
und Russland: Im Lkw auf der Eisstraße:
Er hat eine sehr gefährliche Aufgabe. Alban Modun fährt mit einem vollgeladenen Lkw in die kälteste, dauerhaft bewohnte Region der Welt nach Jakutien. Die Städte sind nur schwer zu erreichen, die Menschen dort warten dringend auf Lebensmittel und andere Waren. Straßen gibt es nur im Winter und sie führen über zugefrorene Flüsse, Seen und Sumpfgebiete. Die Gefahren lauern überall: eine erbarmungslose Kälte bis zu 60 Grad Minus, instabile Stellen im Eis. Fällt der Motor aus, hat Alban Modun nur eine Stunde, um ihn zu reparieren, danach friert alles ein.
(Autor: Demian von Osten/ARD Studio Moskau)
Der „Weltspiegel“-Podcast zum Thema Coronavirus: Wie wappnen sich die Länder? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 22.03.2020 Das Erste Folge 2730
Fast können sie die Leichen nicht mehr zählen. Mit 200 Toten allein in der vergangenen Woche ist die Stadt Bergamo eine der am stärksten vom Coronavirus betroffenen. Roberta Zaninoni hat ihren Vater verloren: „Er ist gestorben wie ein Hund. Sie sterben wie Schweine, Hunde, so muss ich es sagen, ich schäme mich nicht.“ Roberta konnte ihren Vater nicht mehr besuchen, er starb allein. Längst sind die Bestattungsunternehmen und Friedhofwärter völlig überfordert mit der Situation. Alle halbe Stunde bestatten sie Opfer, kommen mit der Einäscherung nicht mehr hinterher.
Sie müssen den Toten meist allein das letzte Geleit geben, weil die Angehörigen nicht teilnehmen dürfen oder können. Und weil das Krematorium Bergamos mittlerweile überlastet ist, werden die Särge vom Militär auf andere Orte verteilt. Paolo Padrini ist Priester in Norditalien – er geht davon aus, dass diese Krise eine traumatisierte Generation hinterlässt. Deshalb ruft er regelmäßig alle Gemeindemitglieder an, um ihnen beizustehen. Auch er habe Angst, erzählt er ARD-Korrespondentin Ellen Trapp, aber er wolle stark bleiben – andere seien viel tapferer und stärker als er. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 29.03.2020 Das Erste
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