bisher 2964 Folgen, Folge 2681–2705

  • Themen: Venezuela: Machtkampf spitzt sich zu /​ China: Das verordnete Skiparadies /​ USA: Wer will Trumps Mauer an der Grenze zu Mexiko? /​ Polen: Missbrauch in der katholischen Kirche /​ Weißrussland/​Belarus: Vorsichtige Abkehr von Russland /​ Ruanda … (Text: Das Erste)
    Deutsche TV-Premiere So. 27.01.2019 Das Erste
  • Geplante Themen:
    - Nord-Syrien: Investigativ-Reportage
    ARD-Investigativ-Journalisten gelang es, Zugang zu kurdischen Kämpfern der YPG in Nord-Syrien zu bekommen. Und sie kamen mit einer exklusiven Reportage für den „Weltspiegel“ zurück.
    - USA: Was steckt hinter den Sanktionen gegen Venezuela?
    Eigentlich steht die US-Regierung für „America first“. Wenn es um Venezuela geht, scheint das anders. Die Trump-Administration unterstützt die Opposition aktiv, sperrt Konten, erwägt offenbar sogar militärische Aktionen. Eine Rückkehr in das alte Hinterhofdenken? Was steckt hinter der US-Politik in Sachen Venezuela? Eine Analyse. (Claudia Buckenmaier, ARD-Studio Washington)
    - Jakutien: Ende des Permafrosts
    Der Permafrost taut auf und setzt gigantische Mengen an Treibhausgasen frei. In Jakutien sind die Zeichen des Klimawandels längst bittere Realität. Unaufhaltsam, wie es scheint. Das dokumentiert Nikita Zimov seit vielen Jahren. Aber er hat auch eine zumindest lokale Lösung, um das große Tauen aufzuhalten. Er siedelt Wisente und Yaks an, die im Winter den Schnee zu einer kompakten Schicht trampeln und dadurch dringt die Kälte dringt tiefer ins Erdreich ein.
    - Norwegen: Die schöne Seite des Winters
    Verschneite Weiten, Nordlichter und ganz wenige Menschen. Manchen mag das zu einsam sein, für die zwei Schülerinnen aus dem nordnorwegischen Alta ist das aber das Paradies auf Erden. Bei minus 20 Grad verbringen sie das Wochenende im Zelt: „Man wird nie immun gegen die Kälte. Aber man kann sich daran gewöhnen, etwas zu frieren“, sagen sie und genießen die Einsamkeit.
    - Finnland: Bedingungsloses Grundeinkommen
    Zwei Jahre hatten 2000 Arbeitslose monatlich 560 Euro bekommen, ohne jede Bedingung. Jetzt ist der Großversuch vorbei. Christian Stichler zieht eine erste Bilanz und hat Menschen wieder besucht, die das ARD-Team zu Beginn des Experiments getroffen hatte. (Christian Stichler, ARD-Studio Stockholm) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 03.02.2019 Das Erste
  • Japan: Okinawa – wo der Zweite Weltkrieg nicht zu Ende scheint
    Seit 70 Jahren geben die Amerikaner auf der japanischen Inselgruppe Okinawa den Ton an: Hier ist ein Großteil der US-Truppen in Japan stationiert. Doch seit Jahrzehnten hält sich auch der Widerstand der Zivilbevölkerung dagegen. Über den Neubau eines US-Militärflughafens wollen die Insulaner jetzt abstimmen – gegen den Willen der Zentralregierung in Tokio. Zwar ist das Referendum rechtlich nicht verbindlich, könnte aber ein starkes Signal aussenden: In Okinawa sind viele nicht mehr bereit, die Belastungen durch die massive Truppenpräsenz der USA hinzunehmen. Einigkeit gibt es in der Frage jedoch auf Okinawa nicht, denn die Amerikaner haben auch den Wohlstand auf die abgelegene Inselgruppe gebracht. Eine Woche vor der Abstimmung stehen sich Gegner und Befürworter unversöhnlich gegenüber.
    (Autor: Ulrich Mendgen, ARD Tokio)
    Peru: Warten auf Gerechtigkeit
    20 Jahre wartet Rute Zuñiga schon auf Gerechtigkeit, seit dem 10. Februar 1999, den Rute als den schlimmsten Tag ihres Lebens bezeichnet. Damals wurde die indigene Bäuerin aus der Region Cusco in Peru gegen ihren Willen sterilisiert. Die Polizei brachte sie in ein Gesundheitszentrum, wo Ärzte ihre Arme und Beine ans Bett fesselten. Nach der Operation wachte Rute mit höllischen Schmerzen auf, die bis heute nicht nachlassen. Mindestens einmal pro Woche plagen Rute heftige Schmerzen in den Beinen und im Becken. „Viel schlimmer aber ist das Gefühl, als Opfer nicht anerkannt zu sein“, sagt Rute. Denn in Peru wurde die Zeit der politisch erzwungenen Sterilisierungen nie aufgearbeitet: Perus autokratisch regierender Präsident Alberto Fujimori ließ damals verarmte indigene Frauen auf dem Land sterilisieren. Zwischen 1995 und dem Jahr 2000 sollen nach Schätzungen zirka 300.000 Frauen und auch viele Männer dieser Politik zum Opfer gefallen sein.
    (Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro)
    Dazu auch der Podcast „Weltspiegel-Thema“ Gewaltsam sterilisiert – Familienpolitik auf Kosten der Armen ab Sonntag auf www.weltspiegel.de und in der ARD-Audiothek
    Gespräche mit: Matthias Ebert, ARD-Fernsehen Rio de Janeiro Silke Diettrich, ARD-Hörfunkkorrespondentin Neu Delhi
    Inge Bell, Terre des Femmes
    Südafrika: Die Gangs von Kapstadt
    Kapstadt und der Tafelberg – für die meisten ein touristischer Sehnsuchtsort. Doch die Stadt ist auch einer der gefährlichsten Plätze der Welt. In den „Cape Flats“, den Armenvierteln rund um den Tafelberg, tobt ein Krieg der Drogen-Gangs, in dem Monat für Monat rund 70 Menschen sterben. Avril Andrews hat ihren Sohn in diesem Krieg verloren. Er starb, weil er nicht mitmachen wollte in der lokalen Gang. Die Einwohner der „Cape Flats“ fühlen sich alleine gelassen – die Polizei kümmere sich zu wenig um die Sicherheit in ihren Vierteln. Manche nehmen die Sache deshalb selbst in die Hand: Leute wie Pastor Craven Engel. Er hat „Ceasefire“ gegründet, eine Organisation, in der Ex-Gangster versuchen zwischen Gangs Waffenruhe auszuhandeln. Und der Pastor bietet Kriminellen auch ein Ausstiegsprogramm an.
    (Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg)
    Wie viele Pullover braucht man, um das Klima zu retten?
    Ein Grad weniger Raumtemperatur bedeutet im Durchschnitt sieben Prozent weniger Heizkosten und Treibhausgase. In Flandern und den Niederlanden schalten Schulen, Universitäten und Behörden deshalb immer Mitte Februar an einem Tag die Heizung aus. Dann ist „Dicker Pullover-Tag“. Einmummeln für den Klimaschutz: So soll an den Tag erinnert werden, an dem 2005 das Kyoto-Protokoll in Kraft getreten ist. Schulen und Universitäten nutzen den Tag, um Projekte für besseren Klimaschutz zu entwickeln. Privatpersonen können sich im Netz an der Aktion beteiligen. Frieren für einen guten Zweck?
    (Autorin: Gudrun Engel, ARD Brüssel)
    Frankreich: Macron und die Muslime
    Präsident Macron möchte das Verhältnis zu den Muslimen in Frankreich auf eine neue Basis stellen – das hat er im Wahlkampf versprochen. Die islamistischen Anschläge von 2015 hatten das Land erschüttert. Seit ein paar Monaten laufen jetzt Gespräche – kaum beachtet, im Windschatten der Gelbwestenproteste: Vertreter muslimischer Verbände verhandeln mit der französischen Regierung über ein Abkommen, das unter anderem die Finanzkontrolle von Moscheen und die Ausbildung der Imame umfassen soll. Wie denken die Muslime sie über die Reformpläne Macrons – zumal in einem laizistischen Land, das die klare Trennung von Staat und Religion vorsieht?
    (Autorin: Sabine Rau, ARD Paris)
    Ukraine: Die Karpaten fünf Jahre nach dem Majdan
    Viele der Demonstranten auf dem Majdan kamen aus dem Westen der Ukraine. Fünf Jahre nach der blau-gelben Revolution erinnern die Menschen an die „Himmlischen Hundert“, wie die Toten genannt werden, die von Scharfschützen auf dem Majdan niedergestreckt wurden. Auch der Bruder von Roman Ushnevychs war dabei, bis ihn ein Scharfschütze auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew erschoss. Romans Familie wird erst zur Ruhe kommen, wenn die Täter zur Rechenschaft gezogen werden, meint er. Doch selbst jetzt, nach fünf Jahren sind die Verbrechen auf dem Majdan nicht aufgeklärt.
    (Autorin: Birgit Virnich, ARD Moskau) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.02.2019 Das Erste
  • Venezuela: Der Machtkampf
    Der selbsternannte Interimspräsident, Parlamentschef Guaidó, hat ein Ultimatum gesetzt: Am 23. Februar soll humanitäre Hilfe ins Land. Dieser Moment gilt weiterhin als Schicksalsmoment im Machtkampf zwischen ihm und Präsident Maduro. Die Menschen im Land leiden Hunger, in den Kliniken gibt es kaum noch Medikamente. Die Lage ist angespannt. Wie verhält sich das Militär? Droht womöglich ein Bürgerkrieg? Das kommende Wochenende könnte den Machtkampf womöglich maßgeblich entscheiden. Reportage von der Grenze Venezuela/​Kolumbien.
    Bericht: Xenia Boettcher/​ARD Studio Mexiko
    USA: Trumps Außenpolitik: Schlingerkurs oder genialer Schachzug?
    In wenigen Tagen wird der amerikanische Präsident den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un erneut treffen. Bei Beobachtern wirft Trumps bisherige Außenpolitik grundsätzlich viele Fragen auf. Einerseits kündigt Donald Trump den Truppenabzug aus Syrien und Afghanistan an, andererseits gibt es zuletzt sogar Spekulationen, dass Trump und Co. eventuell Truppen nach Venezuela schicken würden. Welchen Kurs steuert Trump beispielsweise im Konflikt mit Nordkorea? Er lobt Kim, für den Menschenleben offenbar nicht viel zählen. Was ist generell Trumps außenpolitische Strategie? Eher Schlingerkurs als Weltpolizist? Was bedeutet sein Kurs für Europa und die Welt? Steckt hinter seinem Kurs eine geniale Strategie? Wie hat beispielsweise Österreichs Bundeskanzler Kurz bei seinen Treffen mit Trump den US-Präsidenten erlebt, wie schätzt er ihn ein?
    Bericht: Jan Philipp Burgard/​ARD Studio Washington
    Brasilien: Angriff auf den Amazonas
    „Ein Leben ohne den Wald kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Piraí. Der Stamm der Awá lebt in einem der letzten Flecken unberührten Dschungels des brasilianisches Bundesstaats Maranhão. Ihr Gebiet ist seit 1982 ein offizielles Reservat unter dem Schutz der Indigenenbehörde Funai. Bis zum Jahr 2014 musste die Funai mit Hilfe der Polizei illegale Holzfäller und Viehzüchter aus dem Reservat herausholen. Doch längst sind einige Bauern zurück im Indigenengebiet und trommeln für eine noch größere Invasion, weil sie politischen Rückenwind spüren für ihre Expansion in geschützte Gebiete. Seit Bolsonaro in Brasilien regiert, steigt die Hoffnung bei der gesamten Agrarlobby, ihre Flächen ausweiten zu können auf bislang unberührte Gebiete. Bolsonaro fordert, Indigene müssten raus aus den Reservaten und ihr ursprüngliches Leben aufgeben.
    Bericht: Matthias Ebert/​ARD Studio Rio de Janeiro
    Marokko: Der Sonnenkönig
    Installateur Jaouad Ait Rabeh fährt in entlegene Dörfer im Hohen Atlas und bringt den Menschen Licht – dank neuester Solartechnik. Das verändert schlagartig das Leben seiner Kunden. Einige hundert Euro kostet die Anlage, die auf dem Dach installiert wird. Viel Geld für die Menschen hier. Aber jedes Mal sind die Bewohner der Dörfer begeistert, wenn das Licht angeht. Der Aufbau geht schnell voran – die Technik ist simpel, problematisch sind Wartung und Lebensdauer der Batterie. Marokko plant die Energiewende, will bis zum Jahr 2030 die Hälfte des Stroms mit Sonne, Wind und Wasserkraftwerken erzeugen. In der Stadt Ouarzazate beispielsweise steht mittlerweile eine der größten Solaranlagen überhaupt. 7500 Spiegel bündeln das Sonnenlicht und reflektieren es auf eine Turmspitze. Diese erhitzt sich auf mehr als 1000 Grad.
    Bericht: Stefan Schaaf/​ARD Studio Madrid
    Italien: Abtreibung – zurück ins Mittelalter?
    Jahrzehnte nach der Legalisierung wird in Italien die Debatte über die Abtreibung so heftig geführt wie seit langem nicht mehr. Italiens Frauen sind in Sorge, denn der Rechtsruck im Land sorgt für eine neue Familienpolitik. Was seit 40 Jahren gilt, dass Frauen in den ersten 90 Tagen der Schwangerschaft abtreiben dürfen, soll schon bald verboten sein, wenn man verschiedenen Lega-Politikern glaubt, wie dem 38-jähringen Familienminister Fontana. Reihenweise wollen die Rechtspopulisten die Mutterschaft schützen, das Recht des ungeborenen Kindes stärken, statt den Frauen die Entscheidung zu überlassen, ob sie abtreiben wollen oder nicht. In Italien ist auch Gesetz, dass Ärzte aus Gewissengründen Abtreibungen verweigern können. In manchen Städten gibt es genau deshalb keine Gynäkologin mehr, die abtreibt. Der Landesdurchschnitt bei Verweigerern liegt bei ungefähr 70 Prozent. Italienische Frauen protestieren und wollen dieser konservativen Politik die Stirn bieten.
    Bericht: Ellen Trapp/​ARD Studio Rom
    New York: Warum haben Wolkenkratzer neuerdings Löcher?
    Immer höher, immer länger. Die neuesten Wolkenkratzer schießen in Manhattan in die Höhe, fast in den Himmel. Beim genauen Hinsehen fällt auf: Viele Skyscraper werden immer schmaler gebaut, und nach zwölf Stockwerken sind zwei Etagen sogar fensterlos. Woran liegt das? Um die Stabilität zu stärken, werden nicht alle Etagen zugebaut, damit der Wind durchpfeifen kann. Die Wolkenkratzer schwanken, fallen aber nicht um.
    Bericht: Christiane Meier/​ARD Studio New York (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 24.02.2019 Das Erste
  • Japan: Ferien auf dem Bauernhof in Fukushima
    Acht Jahre ist die Reaktor-Katastrophe jetzt her. Die Menschen sehnen sich nach Normalität, die stellt sich aber nicht ein. Die landwirtschaftlich geprägte Region wird ihre Produkte nicht los. Jetzt steuert die Provinzverwaltung dagegen. Ferien auf dem Bauernhof und „grüner Tourismus“, damit versucht sie neue Verdienstmöglichkeiten zu schaffen und das Image zu verbessern. Denn jenseits der hochverstrahlten Reaktor-Ruine sei die Strahlungsbelastung im größten Teil der Provinz unbedenklich.
    Ulrich Mendgen, ARD-Studio Tokio
    USA: New Yorks obdachlose Kinder – Von der Notunterkunft in die Schule
    105 000 Kinder, so die offizielle Statistik, sind in New York obdachlos. Und die Zahl der obdachlosen Familien steigt weiter, denn wer einmal aus einer bezahlbaren Wohnung geflogen ist, hat kaum mehr eine Chance, eine neue zu finden. Und so beginnt eine jahrelange Odyssee durch die Notunterkünfte. Selten sind die Notquartiere in dem Viertel, in dem die Kinder zur Schule gehen. Stefanie Dodt hat drei Kinder auf ihrem Schulweg begleitet, einmal durch ganz New York, drei Stunden jeden Tag.
    Stefanie Dodt, ARD-Studio New York
    Südafrika: Protest gegen Gentrifizierung in Kapstadt
    Das BoKaap-Viertel ist eines der ältesten Stadtteile von Kapstadt. Hier hatten die Holländer vor 300 Jahren Zwangsarbeiter aus Malaysia und Indonesien angesiedelt. Die sogenannten Kapmalaien. Es entwickelte sich über die Jahrhunderte eine ganz eigne Kultur. Die droht jetzt unterzugehen. Denn die kleinen bunten Häuschen sind bei reichen Ausländern begehrt. Und sie sind bereit, hohe Preise zu bezahlen. Für die, die hier traditionell wohnen, wird ihr Viertel zunehmend unerschwinglich. Aber sie wollen sich nicht hinausdrängen lassen. Deshalb kämpfen sie.
    Thomas Denzel, ARD-Studio Johannesburg
    Äthiopien: Hoffnung nach jahrelanger Unterdrückung
    Das erste Mal wurde Urgessa Kumra mit 14 Jahren verhaftet, direkt aus dem Klassenzimmer heraus. Jetzt ist er 28 Jahre alt, zwölf Jahre davon verbrachte er im Gefängnis, weil er gegen das Regime protestierte. Er gehört den Oromo an, der größten Volksgruppe im Vielvölkerstaat Äthiopien. Die politische Teilnahme wurde ihnen in den vergangenen Jahren verweigert, häufig auch gewaltsam. Vor knapp einem Jahr wurde dann überraschend Abi Ahmed zum Ministerpräsidenten gewählt. Er steht für Ausgleich im Land und mit dem Erzfeind Eritrea. Und er ist ein Oromo. Seitdem keimt die Hoffnung auch bei Urgessa Kumra.
    Caroline Hoffmann, ARD-Studio Nairobi (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 03.03.2019 Das Erste
  • Algerien: Bouteflika vor dem Sturz?
    Lange Zeit galt Algerien als gelähmtes Land, ein Land, regiert von einer korrupten Machtclique aus Generälen, Politikern und dem Familienclan des Präsidenten Bouteflika. Auch während des arabischen Frühlings gab es in Algerien nur wenige Proteste. Doch nun ist das Land aus seiner Erstarrung erwacht: Seit zwei Wochen gibt es ununterbrochen Demonstrationen in vielen Städten. Die erneute Kandidatur des todkranken Präsidenten Bouteflika, der kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen ist, war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. In einem Land, in der die Hälfte der Bevölkerung jünger als 30 Jahre ist, sehnen sich die Menschen nach einem Neuanfang, nach Perspektiven.
    Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid
    Dazu auch der Podcast „Weltspiegel-Thema“ Maghreb – ein neuer arabischer Frühling? ab Sonntag auf www.weltspiegel.de und in der ARD-Audiothek Gespräche mit Stefan Schaaf, ARD-Korrespondent Madrid (Fernsehen), Jens Borchers, ARD-Korrespondent Rabat (Hörfunk) und mit der deutsch-tunesischen Schriftstellerin Kaouther Tabai
    Türkei: Aufwind für Nationalisten?
    In der Kreisstadt Tefenni glaubt der in Österreich geborene Ümit Alagöz seinen Posten als Bürgermeister der nationalistischen MHP bei der Kommunalwahl am 31. März gegen den AKP-Kandidaten verteidigen zu können. Alagöz will, dass Tefenni wie eine österreichische Stadt wird. Mit Fleiß und stramm nationalistischen Werten verfolgt er dieses Ziel. Unterstützung bekommt er von der in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachteten radikalen Jugendorganisation „Graue Wölfe“. Die islamisch-konservative AKP hat sich mit der nationalistischen MHP zusammengeschlossen: In den Großstädten Istanbul, Ankara und Izmir verzichten die Nationalisten auf eigene Bürgermeisterkandidaten. Da viele konservative Wähler mit der Wirtschaftspolitik der AKP unzufrieden sind, könnten jedoch die Nationalisten einen Stimmenzuwachs verzeichnen.
    Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul
    USA: Marathon hinter Mauern
    Das Gefängnis San Quentin in Kalifornien ist ein Mythos: Der Country-Sänger Johnny Cash machte es mit einem Konzert für die Gefangenen vor 50 Jahren weltbekannt. Lange galt San Quentin als brutalstes Gefängnis Amerikas. Immer wieder kam es hier wegen Überfüllung zu tödlichen Zwischenfällen. Doch ausgerechnet dieser berühmt-berüchtigte Knast spielt nun eine Vorreiterrolle für die US-Gefängnisreform, auf die sich Republikaner und Demokraten in einem seltenen Akt von Überparteilichkeit geeinigt haben. Die Haftbedingungen Gefangener, die sich in Gewahrsam der US-Bundesregierung befinden, sollen verbessert werden und die Zahl der Häftlinge soll reduziert werden.
    In San Quentin ist genau dies schon geschehen. Die Zahl der Häftlinge wurde von 5500 auf rund 4000 verringert. Außerdem bereiten zahlreiche Resozialisierungsprogramme die Gefangenen auf ein Leben nach dem Knast vor. So gibt es einen Moment im Jahr, der sich beinahe wie Freiheit anfühlt – der Tag des „Marathon von San Quentin“. 105 Runden rennen die Gefangenen im Gefängnishof, um die Marathon-Distanz zu absolvieren: ein einzigartiger Lauf – in einem einzigartigen Knast.
    Autor: Jan Philipp Burgard, ARD Washington, DC
    Georgien: Kulturkampf um das junge Tiflis Tiflis – das neue Berlin?
    Das behaupten neuerdings nicht nur Musikfachmagazine, denn die Clubszene in Georgiens Hauptstadt hat sich international einen Namen gemacht. Manche sprechen von den besten Clubs der Welt. Junge Modelabels, Start-ups in Fabriken, Graffiti-Künstler – schon so einiges in Tiflis erinnert an Berlin. Doch wird das so bleiben? Ein Streit um eine geplante Drogenliberalisierung hat Anhänger der starken orthodoxen Kirche auf den Plan gerufen. Sie schätzen eher traditionelle Werte. Jetzt bangt die bunte hippe Szene von Tiflis um ihre Freiheiten.
    Autor: Demian von Osten, ARD Moskau
    Frankreich: Macron und die Muslime
    Präsident Macron möchte das Verhältnis zu den Muslimen in Frankreich auf eine neue Basis stellen – das hat er im Wahlkampf versprochen. Die islamistischen Anschläge von 2015 hatten das Land erschüttert. Seit ein paar Monaten laufen jetzt Gespräche – kaum beachtet, im Windschatten der Gelbwestenproteste. Vertreter muslimischer Verbände verhandeln mit der französischen Regierung über ein Abkommen, das unter anderem die Finanzkontrolle von Moscheen und die Ausbildung der Imame umfassen soll. Die Muslime sind in Frankreich die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe. Wie denken sie über die Reformpläne Macrons – zumal in einem laizistischen Land, das die klare Trennung von Staat und Religion vorsieht?
    Autorin: Sabine Rau, ARD Paris (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 10.03.2019 Das Erste
  • Jemen: Krieg ohne Ende
    Vier Jahre Krieg, zehntausende Tote, die Kämpfe im Jemen gehen weiter. Ein im Dezember 2018 ausgehandelter Waffenstillstand für die Stadt Hudeida droht zu scheitern. Immer wieder flammen Gefechte auf. Der Gefangenaustausch stockt. Das Internationale Rote Kreuz warnt vor noch schwereren Gefechten als zuvor, die Welthungerhilfe befürchtet eine akute Hungersnot. Die Lage der Menschen verschlechtere sich zusehends, statt sich zu verbessern. Jeder zweite im Jemen leide Hunger. Zwei Millionen Kinder seien unterernährt. Einblicke in einen katastrophalen Konflikt, den viele schon als gelöst betrachtet haben.
    (Bericht: Daniel Hechler/​ ARD Studio Kairo)
    Bangladesch: Textilbranche unter Kontrolle?
    Bangladesch ist inzwischen nach China der zweitgrößte Textilexporteur der Welt. Doch der Erfolg ist zwiespältig. Einerseits haben Millionen Menschen, vor allem Frauen, Arbeit gefunden, andererseits stellt die schnelle Industrialisierung das Land vor große Probleme. Strukturen zerbrechen, viele Menschen sind orientierungslos, vor allem Männer finden nur schwer einen Job. Doch die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert. Auf Druck europäischer Handelsketten wurden sogenannte Prüfer ins Land geholt. Dagegen wehren sich nun aber die heimischen Unternehmen, mit Unterstützung der Regierung.
    (Bericht: Peter Gerhardt/​ ARD Studio Neu Delhi)
    Ägypten: Müllhalde Nil
    Er ist Lebensader und Touristenmagnet – der Nil. Aber einer der längsten Flüsse der Welt vermüllt. Hausmüll wird in Ägypten oft überhaupt nicht abgeholt, landet deshalb im Nil und in Bewässerungskanälen. Freiwillige sammeln jetzt die Massen von Plastikmüll aus dem Fluss. Die Initiative „Lets clean the Nile“ will damit das Problem der Verschmutzung des Flusses deutlich machen und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass am Nil so ziemlich alles hängt. Plastik im Fluss vergiftet nicht nur die Fische, sondern auch die Felder mit Plastikmikropartikeln. Zudem fließt der Müll auch nach Europa, denn der große Fluss Afrikas mündet ins Mittelmeer.
    (Bericht: Alexander Stenzel/​ ARD Studio Kairo)
    Ukraine: Vom TV-Star zum Präsidenten?
    Ende März wählt die Ukraine einen Präsidenten – oder eine Präsidentin? Mehr als 40 Männer und Frauen treten an. Wirkliche Chancen haben aber nur drei Kandidaten: Petro Poroschenko, der ungeliebte Amtsinhaber, Julia Tymoschenko, die ewige Herausforderin, und ein Überraschungskandidat: der Komiker Wolodymyr Selenskij, der erst vor kurzem seine Kandidatur bekanntgab, inzwischen aber in den Umfragen als Favorit gilt. In einer TV-Serie, die das ganze Land guckt, spielt er einen Geschichtslehrer, der plötzlich Präsident wird. Der räumt mit der Korruption auf, kürzt Privilegien und radelt zur Arbeit – ein Präsident also, wie die Ukrainer sich ihn wünschen. Fiktion und Realität geraten immer wieder durcheinander in diesem Wahlkampf. (Bericht: Ina Ruck/​ ARD Studio Moskau)
    Schweden: Leben mit dem Wolf
    Auch im dünn besiedelten Schweden ist das Verhältnis zwischen Mensch und Wolf ein kontroverses Thema. Aber in kaum einem anderen Land werden Wölfe so genau gezählt wie hier. Im Winter wird Inventur gemacht, wie die Wildbeauftragten sagen, im Juni dann entschieden, ob und wo der Wolf gejagt werden darf. Der Bestand von 300 Tieren darf nicht unterschritten werden. Viele Jäger und Landwirte finden aber, dass auch diese Untergrenze zu hoch ist. Es seien zu viele Wölfe auf einer zu kleinen Fläche, sagen sie.
    (Bericht: Christian Stichler/​ ARD Studio Stockholm) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.03.2019 Das Erste
  • Deutsche TV-Premiere So. 24.03.2019 Das Erste
  • Geplante Themen:
    - Mosambik
    Nach dem Wirbelsturm: Langsam fließt das Wasser ab und die Hilfsorganisationen können ins Umland vorrücken. Um zu helfen, vor allem aber, um erst einmal herauszufinden, wie groß die Not tatsächlich ist. In der Region um die Hafenstadt Beira haben besonders viele Menschen ihre Häuser und Felder verloren. Unterwegs mit einem Hilfs-Team.
    (Stefan Maier, ARD Johannesburg)
    - Ukraine
    Ein zerrissenes Land wählt. Im Osten des Landes wird noch immer scharf geschossen. Fast täglich sterben Menschen im Konflikt. Der Westen macht dagegen andere Erfahrungen. Trotz der allgegenwärtigen Korruption hat das Land einen Modernisierungsprozess durchgemacht, hier sind die Menschen eher optimistisch, wenn man sie nach den Zukunftsaussichten befragt. Denn hier wollen sie eine Annäherung an die EU und vor allem an Polen, wo schon jetzt viele Ukrainer aus der Grenzregion arbeiten.
    Eine Reportage von Brigit Virnich, ARD Moskau
    - Ruanda
    Die schwierige Rückkehr: Habimana Moise wurde im Jahr des Völkermords in Ruanda geboren, 1994. Seine Eltern flohen mit dem Baby in den Kongo, aus Angst vor der Rache der Opfer. Die damalige radikale Hutu-Regierung war verantwortlich für den Genozid an bis zu einer Million Menschen, die meisten von ihnen Tutsi. Viele Hutu fürchteten daher Vergeltung. Jetzt kehrt Habimana Moise zurück nach Ruanda, eine Rückkehr ins Ungewisse. Aber alles ist besser als das Leben, das Habimana bis jetzt führte. Er war Soldat in einer Rebellengruppe, fürs Essen überfielen sie Dörfer. Habimana Moise hat seine Waffen abgebeben, mit Hilfe der UN und der jetzigen ruandischen Regierung kehrt er zurück ins Land seiner Eltern – 25 Jahre nach dem Völkermord.
    (Sabine Bohland, ARD Nairobi)
    Der Audio-Podcast des Weltspiegels „Trauma Völkermord“ beschäftigt sich auch mit diesem Thema, z. B. in einem Gespräch mit Carla del Ponte.
    - Singapur
    Nachfolger für Garküchen gesucht. Die Garküchen Singapurs sind berühmt und könnten bald als Welt-Kulturerbe anerkannt werden. Meist wurden sie von Migranten z. B. aus China gegründet, jeder Stand hat eine Spezialität. So wie der von Li Ruifang. Sie hat die Garküche von ihren Eltern übernommen. Ihre Spezialität: Garnelen-Nudeln. Es ist ein harter Job, sagt die 34-Jährige. Das ist dann wohl auch der Grund, warum immer weniger junge Menschen die Tradition der Garküchen fortführen wollen. „Die meisten Leute wollen inzwischen lieber in Restaurants arbeiten. Deshalb sieht man nur wenige junge Leute, die Straßenköche sind.“
    (Sandra Ratzow, ARD Singapur) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 31.03.2019 Das Erste
  • Israel: der Wahlkampf und der Gaza-Konflikt
    Kurz vor den Parlamentswahlen in Israel ist der Gaza-Konflikt wieder gefährlich in Kriegsnähe gerückt. Die Hamas hatte bei ihrem ständigen Raketenbeschuss ein Wohnhaus nördlich von Tel Aviv getroffen: Sieben Menschen wurden verletzt. Die israelische Armee hat daraufhin Ziele der militanten Palästinenser in Gaza bombardiert. Der Druck auf Ministerpräsident Netanjahu, härter auf die Provokationen der Hamas zu reagieren, hält bereits seit Wochen an. Bisher hat er ihm widerstanden. Aber klar ist auch: Das Thema Gaza ist nicht nur jetzt im Wahlkampf eines der wichtigsten; es wird auch zur Bewährungsprobe der neu gewählten Regierung werden. Auch deshalb sind Netanjahus stärkste Herausforderer, der einstige Generalstabschef Benny Gantz und der frühere Fernsehmoderator Yair Lapid, die sich zur „Blau-Weißen-Liste“ zusammengeschlossen haben, an die Gaza-Grenze gereist, zu den Familien, die seit Monaten mit dem Raketenbeschuss und dem nächtlichen Alarm leben.
    (Autorin: Susanne Glass, ARD Tel Aviv)
    Dazu auch der Podcast „Weltspiegel Thema“
    Israel: Krieg und Frieden im Wahlkampf.
    Susanne Glass, ARD-Studioleiterin Tel Aviv, und Tim Aßmann, ARD-Chefkorrespondent Hörfunk Tel Aviv, analysieren den israelischen Wahlkampf im Schatten des Gaza-Konfliktes. Torsten Teichmann, ARD-Hörfunkkorrespondent, erklärt, wie die Wahlkampfhilfe aus den USA aussieht und warum die Beziehungen zwischen Israel und USA im Moment als ziemlich freundlich gelten. Marc Frings, Leiter des Auslandsbüros der Konrad Adenauer-Stiftung in den palästinensischen Gebieten, formuliert den Blick der Palästinenser auf die Wahlen, und was sie sich von wem erhoffen.
    New York: Fantasiestadt Hudson Yards
    Die Skyline der Millionenstadt verändert sich für immer: Die alten Wolkenkratzer verblassen vor den neuen gläsernen Riesen. New York neu erfinden – das möchten die Planer und Macher von Hudson Yards. „The Shed“, der Schuppen, der neueste New Yorker Anziehungspunkt, wird am Wochenende eröffnet: Die riesige Ausstellungshalle mit verschiebbarem Dach soll künftig die spektakulärsten Events beherbergen. Sie ist Teil des neuen Stadtteil Hudson Yards, am Ende der New Yorker Highline. Was manche Touristen anzieht, stößt andere ab. Aber ob Zukunftsvision oder Monstrosität: Hudson Yards, der Stadtteil vom Reißbrett, fasziniert durch technische Perfektion und Modernität. Wir besuchen Mieter und begehen die höchste Aussichtsplattform New Yorks. Was ist dran an diesem Mammutprojekt? Ist das die Zukunft des Städtebaus?
    (Autorin: Christiane Meier, ARD New York)
    Brasilien: 100 Tage Bolsonaro
    Gerade mal knapp 100 Tage ist Brasiliens rechtsextremer Präsident Jair Bolsonaro im Amt. Und schon jetzt sind seine Beliebtheitswerte historisch niedrig: Nur noch 34 Prozent der Brasilianer halten seine Regierungsarbeit für gut. Ein Grund dafür: Bislang hat Bolsonaro außer Provokationen und rechtsnationaler Symbolpolitik wenig erreicht. Eines seiner Versprechen war, mit härteren Bandagen gegen Kriminelle vorzugehen und so für mehr Sicherheit zu sorgen, gerade in der von Gewalt geprägten Metropole Rio de Janeiro. Gemäß Bolsonaros Wahlkampfparole „Jeder Polizist soll Verbrecher mit 30 Schüssen durchsieben“ greift die schwerbewaffnete Militärpolizei von Rio hart durch. In der Favela Fallet, gleich unterhalb des angesagten Szeneviertels Santa Teresa, hat eine Spezialeinheit 15 Jugendliche getötet – die meisten davon Drogenhändler. Doch einige der Jugendlichen wurden mutmaßlich gefoltert und regelrecht exekutiert.
    (Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro)
    Tunesien: eine Frau für die Hauptstadt
    Seit knapp einem Jahr hat in Tunis eine Frau das Sagen: Souad Abderrahim ist die neue Bürgermeisterin, die „Scheicha“. Damit wird erstmals eine arabische Hauptstadt von einer Frau regiert. Auch für das fortschrittliche Tunesien ist das eine Sensation: Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes bekleidet eine Frau das höchste Amt der Stadt. Und noch überraschender ist, dass Abderrahim nicht einer säkularen Partei angehört, sondern als Kandidatin der islamischen Ennahda-Partei gewählt wurde. Die 54-jährige Mutter von zwei Kindern ist eine anpackende Frau: Sie will das Verkehrs- und das Müllproblem der Hauptstadt in Angriff nehmen; sie hat Tunis eine „Schönheitskorrektur“ verschrieben. Natürlich gab und gibt es Widerstand gegen sie: Manche Kritiker sehen in ihr ein Feigenblatt, die der islamischen Ennahda-Partei einen modernen Anstrich geben soll. Doch solche Kritik ist Souad Abderrahim gewohnt – sie will durch konkrete Ergebnisse überzeugen.
    (Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid)
    Iran: Land unter im Machtkampf
    Von der Weltöffentlichkeit fast unbemerkt, spitzt sich im Iran nach heftigen Regenfällen und darauffolgenden Überschwemmungen und Hochwasser die Lage zu: bisher knapp 100 Tote, unzählige Verletzte, Tausende von der Außenwelt abgeschnitten oder hilflos in ihren Dörfern, abhängig von Hilfe. Bis jetzt sind mehr als 150.000 Menschen bereits obdachlos. Viele beschweren sich, dass zu wenig Hilfe ankommt. Die Hilfsorganisationen aber sind überfordert und Regierung und Revolutionsgarde beschuldigen sich gegenseitig, denn beide sind für das schleppende Katastrophenmanagement mit verantwortlich. Und für das Hochwasser. Denn das Unglück scheint auch hausgemacht: Maßnahmen zur Hochwasservorsorge wurden vernachlässigt. Umweltschützer und Wissenschaftler warnen die Verantwortlichen seit Jahren, mehr auf den Umweltschutz zu achten, keine Wälder mehr zu roden oder Flussläufe zu verändern. Die Mächtigen scheinen diese Warnungen nicht ernstgenommen zu haben.
    (Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 07.04.2019 Das Erste
  • Syrien: Baghus – die ehemalige IS-Bastion
    Ende März eroberten Angreifer der Syrian Democarativ Forces SDF nach wochenlangen Kämpfen Bahgus, die letzte IS-Bastion in Syrien. Viele Bewohner sind geflüchtet. Eine ARD-Crew hatte jetzt exklusiv die Chance, in die ostsyrische Ortschaft zu fahren. Außer einigen SDF-Soldaten sind die Orte menschenleer. Ab und an seien Explosionen zu hören, schildert ARD-Korrespondent Daniel Hechler. Offenbar werde in den Verstecken der IS-Kämpfern, in Tunneln und anderswo noch vereinzelt gekämpft. Eindrücke aus Baghus – wie geht es dort jetzt weiter?
    Weißrussland: Tschernobyl und die Folgen
    Der größte Teil des radioaktiven Niederschlags der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl landete vor 33 Jahren in Weißrussland. Damit war das Land am stärksten betroffen. Wenige Menschen weigerten sich damals, die Sperrzone zu verlassen. Auch für die 90-jährige Babuschka Galina war ein Umzug in die Stadt undenkbar. Sie wollte auf keinen Fall ihre Tiere zurücklassen. Lebensmittel bringt jetzt einmal wöchentlich ein Lastwagen, denn der Boden in der Region ist immer noch belastet. Doch das Leben kehrt zurück. Nachdem die meisten Menschen aus der Sperrzone verschwanden, tauchten Elche und sogar Braunbären auf. So haben sich Tiere auch in den verlassenen Häusern und Dörfern eingenistet. Die evakuierten Dörfer sind jetzt zum Reich der Tiere geworden. Der Biologe Kudin hat eine Studie erstellt, die künftig belegen soll, wie sich die Strahlung langfristig auf Mensch und Tier auswirkt.
    USA: Der Einfluss der Lobbyisten
    In der US-Hauptstadt ist der Einfluss von Lobbyisten groß. Das große Geld, so denken viele Bürger, entscheide, wer hier für wen Politik mache. Mark Bloomfield ist Lobbyist und er schildert gegenüber dem Weltspiegel, er lebe nun mal davon, Politiker im Sinne seiner Klienten zu beeinflussen. Allerdings müsse man dafür eine Menge Geld mitbringen. US-Präsident Trump ist mit dem Versprechen angetreten, diesen „Sumpf“ auszutrocknen. Tatsächlich aber habe Donald Trump, so Sheila Krumholz vom Center for Responsive Politics, Lobbyisten zu Regierungsmitgliedern ernannt. Und auch nach der nächsten Präsidentschaftswahl wird sich wohl wenig ändern. Konzerne und Interessensgruppen sichern sich ihren Einfluss auf das Weiße Haus schon jetzt mit Spenden.
    Spanien: Pontevedra – ein Paradies für Fußgänger
    Fahrverbote in Innenstädten – die Spanier machen es europaweit vor. Dort bleiben Autos in der City ganz einfach draußen – und das seit nunmehr 20 Jahren. In der Provinzhauptstadt Pontevedra kommen die meisten Bewohner ohne Wagen aus. Der Autoverkehr wurde weitgehend aus der Innenstadt verbannt. Bewohner sprechen von einem „Paradies“. Der Fußgänger, so der Bürgermeister, sei „König“. Aus Europa pilgern immer wieder Städteplaner in die 70000-Einwohner-Stadt, um sich ein Bild zu machen. Und auch die Geschäftsleute, anfangs strikt gegen das Fahrverbot, reiben sich die Hände. Das Business läuft gut.
    China: Stil-Ikonen im Netz
    Chinesen kaufen etwa ein Drittel der weltweiten Luxuswaren, Tendenz steigend, so das Ergebnis von Studien. Ein großer Teil entfällt auf jüngere Chinesen. Etwa 400 Millionen Menschen sind in China zwischen 18 und Mitte 30 alt – mehr als die Bevölkerung der USA. Und Influencer setzen im Netz permanent die Trends, sogenannte KOLs, Key Opinion Leader, darunter Stilikonen wie Wenjun Lau. Was sie anzieht und über Stilfragen posted, verfolgen Hunderttausende. Sie reist durch die Modemetropolen der Welt und kann von ihrer Arbeit leben. Europa sei in der Mode weit entwickelt, meint sie, aber das Tempo dort werde eher langsamer. „Wir sind in China deshalb sehr glücklich, vor uns liegt eine gute Zukunft“, so die Influencerin. Zwar ist Chinas Internet streng zensiert, trotzdem lebt kaum eine Generation so digital wie junge Chinesen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 14.04.2019 Das Erste
  • Deutsche TV-Premiere So. 28.04.2019 Das Erste
  • Geplante Themen:
    - Venezuela: „Operation Freiheit“ gescheitert?
    Immer wieder sammeln sich die Unterstützer des selbsternannten Übergangspräsidenten Guaidó zu neuen Massendemonstrationen. Doch noch immer sitzt Maduro im Präsidentenpalast von Caracas. Ist die Oppositionsbewegung gescheitert, oder hat sie noch eine Chance, ihre Forderung nach einem Regimewechsel durchzusetzen?
    Xenia Böttcher, ARD-Studio Mexiko
    - Peru: Die höchste Stadt der Welt.
    5100 Meter über dem Meeresspiegel liegt La Rinconada. Gegründet, weil es dort Gold gibt. Die meisten sind gekommen, um schnell Geld zu machen, bleiben will niemand lang, denn die Lebensbedingungen sind fürchterlich: Die extreme Höhe und das Recht des Stärkeren – eine Goldgräberstadt. „Die schrecklichste Stadt, die ich je besucht habe“, sagt Südamerika-Korrespondent Matthias Ebert, ARD-Studio Rio de Janeiro.
    - Europa: Sind junge Menschen die Zukunft der EU?
    Die Zustimmung zur Europäischen Union schwindet. Und es scheint, dass dieser Prozess immer schneller wird. Hat die EU noch eine Chance, vor allem bei den jungen Menschen? Dieser Frage geht die Reportage von Julia Lehmann und Tobias Steeger nach. In Griechenland finden sie europakritische Menschen, die sich nicht bevormunden lassen wollen. In Ungarn verfängt die Anti-EU-Propaganda der Regierung, auch die jungen Menschen lehnen die EU mehrheitlich ab. Aber es gibt auch Kämpferinnen für die Europäische Union: Diana zur Löwen, eine Deutsche, wirbt mit ihren Instagram-Stories für die Union. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch der Audio-Podcast.
    Weltspiegel Thema: Jugend in Europa
    - Großbritannien: Rappende Opas.
    Pete und Bas sind über 70 – aber mit ihrem Musikvideo haben sie die britische Grime-Szene überrascht: Über 50.000 Klicks erhielt ihr Video mit superschnellem Londoner Rap auf YouTube und sogar bei der britischen Castingshow „Britain’s Got Talent“ machten sie mit. Das Leben von Pete und Bas hat sich für immer verändert. Annette Dittert, ARD-Studio London – Iran: Gassi-Gehen verboten. In Teheran setzen sich die klerikalen Hardliner durch. Hunde gelten als westlich und unter den Konservativen als unrein. Zwei gute Gründe für sie, Hunde und ihre Besitzer unter Druck zu setzen. Gassi-Gehen mit dem eigenen Hund ist seit Anfang des Jahres verboten. Den verunglimpften Hunden und ihren liebenden Besitzern folgt die Reportage von Natalie Amiri, ARD-Studio Teheran (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 05.05.2019 Das Erste
  • Italien: Mussolinis Urenkel und Salvinis Freunde:
    Italiens Rechte im Aufwind: Sind Benito Mussolinis Enkel und Urenkel die neuen Freunde von Matteo Salvini? Seit einem Jahr regiert der Lega-Chef Italien mit und seine Umfragewerte steigen immer weiter. Eine Regionalwahl nach der anderen gewinnt er, das Land rückt nach rechts. Jugendliche der extremen Rechten verbünden sich mit der Lega; viele sehen in Salvini den neuen, modernen Anführer. Dem Vize-Ministerpräsidenten bringt das mehr Unterstützung im ganzen Land und neue Wähler. Auch der Urenkel von Benito Mussolini, Caio Giulio Cesare Mussolini, ist gerade auf Wahlkampftour: er kandidiert für die Nachfolgepartei der Faschistischen Partei, „Fratelli d’Italia“, für das Europaparlament. Mehr Italien in Europa, die Migration stärker kontrollieren und den Menschen im Land wieder Hoffnung schenken – mit geschmeidigen Tönen wie diesen will er das Herz der Italienerinnen und Italiener erobern.
    (Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom).
    Dazu auch der Podcast „Weltspiegel Thema: Europas Rechte auf dem Vormarsch?“.
    Rumänien: Machtlos gegen Liviu Dragnea?
    Liviu Dragnea gilt vielen als der mächtigste Politiker in Rumänien. Seine sozialdemokratische Regierung verabschiedet Gesetze, die Rechtsstaatlichkeit und den Kampf gegen Korruption bedrohen. Vor allem unabhängige Richter und Staatsanwälte geraten unter den Druck der Regierung. Mit allen Mitteln versucht Dragnea einer Haftstrafe wegen Amtsmissbrauch zu entkommen. Dreieinhalb Jahre Gefängnis drohen ihm, weil er in seiner früheren Zeit als Provinzpolitiker in seiner südlichen Heimat Teleorman eigene Parteimitarbeiterinnen beim lokalen Jugendamt anstellen und bezahlen ließ. Allerdings: Die Mitarbeiterinnen erschienen nicht zur Arbeit im Jugendamt, um bedürftigen Waisenkindern zu helfen. Und das über Jahre hinweg.
    (Autor: Darko Jakovljevic, ARD Wien).
    Bolivien: Aufs Dach der Anden mit den ersten indigenen Bergsteigerinnen:
    Cecilia Ilusco hatte irgendwann genug davon, als Trägerin lediglich die Rucksäcke der ausländischen Touristen hinauf aufs Basecamp des bolivianischen Anden-Gletschers Huayna Potosí zu schleppen und dort für sie zu kochen. Also begann Cecilia, eine 30-jährige Indigene in traditioneller Tracht, mit Freundinnen selbst Touren auf den 6080 Meter hohen Gipfel anzubieten – als erste weibliche Bergsteigerinnen überhaupt, die von den Ureinwohnern Aymara abstammen. Im weißen Schnee der Andengletscher leuchtet die Pollera, der bunt bestickte Rock, den Cecilia bei jedem Aufstieg trägt.
    Darunter befinden sich vier Unterröcke, die Cecilia wärmen, wenn sie mit Eispickel und Steigeisen zum Sonnenaufgang bei Minusgraden am Gipfel ankommt. Bergsteigen ist für Cecilia eine Möglichkeit, für weibliche Gleichberechtigung zu kämpfen. Sogar den Aconcagua, den höchsten Gipfel Südamerikas, haben die Indigenen bereits bezwungen. Kein leichtes Unterfangen in der dünnen Höhenluft, wie ARD-Korrespondent Matthias Ebert mit seinem Kameramann Juan Pablo Mondini am eigenen Leib erfahren hat, als er die Frauen auf das Dach der Anden begleitete.
    (Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro).
    Namibia: Planieren im Nirgendwo:
    Manchmal begegnet man über hundert Kilometer hinweg keinem anderen Auto. Die Straßen in Namibia sind oft einsam – und selten planiert, staubige Kiespisten meist, die schnell holprig werden, wenn sie nicht regelmäßig geglättet werden. Fritz Eigab ist einer der einsamen Helden, die dafür sorgen, dass Namibia befahrbar bleibt. Er und sein Planierbagger sind verantwortlich für 50 Kilometer Straße mitten in der menschenleeren Steppe. Wochenlang fährt er sie auf und ab, die Nächte verbringt er in einem Zelt am Straßenrand: „Für diesen Job muss man der richtige Typ sein“, sagt Eigab. Nicht einmal Frau und Kinder anrufen kann er, denn auch ein Mobilnetz gibt es meist nicht. Warum macht man solch einen Job? „Wenn am Horizont eine Staubwolke auftaucht und ein Auto auf mich zufährt, dann winken sie mir oft lächelnd zu“, erzählt Eigab. „Dann weiß ich: was ich hier mache, hat einen Sinn.“
    (Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg).
    Türkei: Opposition in Lebensgefahr:
    Er ist der Shootingstar der türkischen Politik: Kaum jemand hätte erwartet, dass Ekrem Imamoglu Ende März die Kommunalwahlen in Istanbul gewinnt, am wenigsten der türkische Staatspräsident selbst, so scheint es. Denn seitdem setzt Erdogan alles daran, Imamoglu kalt zu stellen. Das hat mehrere Gründe: Erdogan war selbst einmal Oberbürgermeister der Millionenmetropole am Bosporus. Sein wirtschaftspolitischer Erfolg ist vor allem begründet in den unzähligen Bauprojekten der Stadt. Seine Kinder haben Stiftungen in Istanbul, die mit Steuereinnahmen der Stadt finanziert werden. In der Türkei heißt es, wer in Istanbul gewinnt, gewinnt in der ganzen Türkei. Dazu kommt Imamoglus Charisma.
    Der Oppositionspolitiker ist zwar Mitglied der Mitte-links-Partei CHP, aber er ist konservativ und gemäßigt religiös. Das kommt auch bei Erdogans Klientel an. Viele Beobachter sagen, Imamoglu habe die besten Voraussetzungen, um Erdogan bei den nächsten Präsidentschaftswahlen das Amt abzunehmen. Mit dieser Sorge im Nacken hat Erdogan am Montag vom Hohen Wahlrat die Wahlen, bei denen Imamoglu mit etwa 13.000 Stimmen Vorsprung siegte, annullieren zu lassen. Am 23. Juni finden Neuwahlen in Istanbul statt. Schon spricht die Opposition von Diktatur und es heißt, Erdogan lasse solange wählen, bis ihm das Ergebnis passe. Imamoglu nimmt die Herausforderung erneut an.
    (Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul). (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 12.05.2019 Das Erste
  • Geplante Themen:
    - Singapur: Der Urwald kehrt zurück
    Singapur wird immer grüner, das ist erklärte Politik des Stadtstaates. Mit den Baumpflanzaktionen und der Fassadenbegrünung kommt aber auch ein Problem in die Stadt. Denn es sind nicht nur Schmetterlinge, die aus den nahegelegenen tropischen Wäldern zurückkehren, sondern auch Leguane und Schlangen. Wilde Tiere in der Großstadt – mit der Patrouille der Tierretter unterwegs.
    (Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur)
    - Italien: Die Plastikfischer von Apulien
    In den vergangenen Jahren ist es immer schlimmer geworden: Plastikmüll in den Fischernetzen. Die Fischer vor der Küste Apuliens sortierten es mühsam aus und warfen es zurück ins Meer – wie fast überall auf der Welt. Als einige begannen, den Müll zu sammeln und an Land zu bringen, kam die Polizei: Illegaler Mülltransport wurde ihnen vorgeworfen. Eine untragbare Gesetzeslage, fanden viele. Jetzt haben die Fischer gewonnen. Das Gesetz wird geändert und der Staat will sogar dafür bezahlen, dass sie den Plastikmüll aus dem Mittelmeer fischen.
    (Ellen Trapp, ARD-Studio Rom)
    Dazu auch der Podcast „Weltspiegel Thema“: Was tun gegen Plastikmüll?
    - Türkei: Deutsche Plastikmüll-Exporte
    Türkische Recycling-Unternehmen haben alle Hände voll zu tun. 2017 waren es 18.000 Tonnen Plastikmüll aus Deutschland. Als China als weiterer Abnehmer des deutschen Mülls ausfiel, übernahmen die türkischen Firmen große Anteile. 2018 waren es schon 50.000 Tonnen. Für sie ist Plastikmüll ein Rohstoff. Kostenlos holen sie ihn in deutschen Häfen ab. Doch die schiere Menge überfordert das türkische Recycling-System auch immer wieder.
    (Oliver Mayer-Rüth, ARD-Studio Istanbul)
    - Saudi-Arabien: Frauen in Haft
    Sie kämpften dafür, endlich auch in ihrer Heimat Autofahren zu dürfen. Der Kronprinz Mohammed bin Salman gewährte es schließlich, doch gleichzeitig ließ er die Aktivistinnen verhaften. Loujain-al Hathloul sitzt mittlerweile seit zwölf Monaten in Haft, für ein einfaches Vergehen: sich öffentlich für Frauenrechte eingesetzt zu haben. Die Familie kämpft um Loujain-al Hathlouls Freilassung.
    (Ute Brucker, SWR)
    - Sri Lanka: Zerbrechliches Gleichgewicht
    Wie überlebt ein Land, das von einer islamistischen Anschlagsserie erschüttert wurde? Ein Land, das sich schon vorher schwertat mit einem tragfähigen Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Ethnien und Religionsgruppen. Nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg war Sri Lanka gerade zur Ruhe gekommen, nach den Anschlägen steht wieder alles auf dem Spiel.
    (Sybille Licht, ARD-Studio Neu-Delhi) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 19.05.2019 Das Erste
  • Deutsche TV-Premiere So. 02.06.2019 Das Erste
  • Deutsche TV-Premiere So. 23.06.2019 Das Erste
  • Europäische Union: Machtkampf in Brüssel: Sondergipfel an diesem Sonntag, 30. Juni, in Brüssel.
    Das Europaparlament will unbedingt das Prinzip der Spitzenkandidaten durchsetzen: nur ein Kandidat, der sich den Wählern im Wahlkampf gestellt hat, könne auch Präsident der EU-Kommission werden. Die Staats-und Regierungschefs dagegen wollen ihren Einfluss über die wichtige Personalie und damit die Europäische Kommission behalten. Noch nie war ein Auswahlprozess so kompliziert, denn sowohl im Parlament wie im Rat sind sie sich uneinig. Es ist ein Machtkampf der Institutionen und Mitgliedstaaten und der Ausgang völlig offen. Steht Europa an der Schwelle zu einer neuen Krise der Institutionen?
    (Autor: Michael Grytz, ARD Brüssel)
    Hongkong: Die letzten Briefeschreiber:
    Im Jademarkt in Hongkong sitzen immer noch „Briefeschreiber“ in ihren alten Bretterbuden vor ihren Schreibmaschinen: Chen Kau ist heute 76 Jahre alt, er ist einer der letzten Briefeschreiber von Hongkong. Als die Stadt noch britische Kronkolonie war, gingen in den 60er und 70er Jahren über 300 Menschen diesem Beruf nach: Die Stadt war voller Flüchtlinge vom Festland; viele hatten keine gute Schulbildung genossen. Sie wollten ihren Angehörigen Nachrichten zukommen lassen. Und Briefe an Behörden mussten auf Englisch verfasst werden.
    Deshalb wurden Chen Kau und seine Kollegen dringend gebraucht. Heute kommen eher selten Anfragen für Briefe, meist geht es dann um Anträge. Geld verdienen die Briefeschreiber vor allem mit Steuererklärungen für kleine Läden. Über die Massenproteste der vergangenen Wochen reden sie jetzt viel und sorgen sich um die Stabilität in der Stadt. Am 1. Juli wird es wieder Demonstrationen geben. Eigentlich wird der Übergabe Hongkongs an Peking gedacht. Doch vor allem junge Hongkonger wollen für mehr Freiheitsrechte protestieren.
    (Autor: Mario Schmidt, ARD Peking)
    Brasilien: Landkonflikte durch Soja-Boom:
    Die Familie von Osalina Rosalina siedelt seit mehr als 200 Jahren im Cerrado. Jetzt hat sie Angst, dass sie vertrieben werden könnten: „Früher lebten wir ruhig, aber das ist vorbei.“ Neben dem Dorf von Osalina hat der benachbarte Soja-Unternehmer seit Kurzem einen Elektrozaun gespannt und bewaffnete Wachen aufgestellt. Dadurch können die Kleinbauern ihr Vieh nicht mehr wie seit Generationen frei weiden lassen. Die Soja-Unternehmer versuchen, die Produktion hochzufahren, um die Nachfrage nach Soja in China und in Europa zu bedienen. Brasilien, Exportweltmeister bei der proteinhaltigen Bohne, liefert sein Soja vor allem als Futtermittel, auch für die europäische Viehzucht. Die Folgen des Soja-Booms spüren Kleinbauern in Brasilien am eigenen Leib. Und selbst während der „Weltspiegel“-Dreharbeiten stürmten bewaffnete Militärpolizisten das Grundstück eines Kleinbauern.
    (Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro)
    Dazu der Podcast „Weltspiegel-Thema“: Soja-Boom – Fluch oder Segen?
    Brasilien wurde unter seinem neuen Präsidenten zum größten Soja-Exporteur der Welt. Für den Anbau der Bohne werden immer mehr Urwälder abgeholzt. Umweltverbände fordern in Deutschland, Unternehmen auf nachhaltige Lieferketten zu verpflichten. Doch für den hohen Fleischkonsum wird viel Futter für Tiere benötigt. Und das besteht vor allem aus Soja. Einschätzungen des ARD-Korrespondenten in Rio Matthias Ebert und des SWR-Umweltexperten Werner Eckert.
    Libanon: Müllsammeln per App:
    Libanon taumelt von einer Müllkrise in die nächste. Der meiste Dreck landet auf wilden Müllkippen oder – schlimmer noch – im Mittelmeer. Recycling ist für die überwiegende Mehrheit der Libanesen ein Fremdwort. Die Recyclingquote liegt unter zehn Prozent. Das muss sich ändern, haben sich ein paar junge Leute gesagt und eine App entwickelt, durch die man fingerleicht eine Abholung des verwertbaren Mülls anfordern kann. Bequemer geht es eigentlich nicht, denn der Müllabholer kommt direkt vor die Haustür. Damit wandert Plastik dorthin, wo es hingehört: in die Recyclingfabrik.
    (Autor: Alexander Stenzel, ARD Kairo)
    Katar: Wirtschaftsboom durch Embargo:
    Für den gasreichen Zwergstaat am Golf war es ein Schock, als Saudi-Arabien, die Emirate und andere Nachbarländer vor zwei Jahren eine Blockade über Katar verhängten: Land-, Luft- und Seewege waren von heute auf morgen gesperrt, den Scheichs am Golf drohte der Kollaps. Heute zeigt sich, dass es ein heilsamer Schock war und Katar seither aufgeblüht ist. Der Emir setzte auf Selbstversorgung, investierte Milliarden in Landwirtschaft und Hühnerzucht auf Wüstensand mit Kühlanlagen und reichlich High-Tech. Die Blockade hat Katar offenbar nicht geschwächt, sondern zu einem unverhofften Boom verholfen.
    (Autor: Daniel Hechler, ARD Kairo) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 30.06.2019 Das Erste
  • USA: Microdosing – Leistungsstark mit LSD?
    LSD ist illegal, seitdem es unter Präsident Nixon verboten wurde. Doch noch vor der Hippiekultur spielte es schon in den 50iger Jahren eine Rolle in Forschung und Wissenschaft, auch in Berkeley/​Kalifornien, der Universität, die als Talentschmiede für das Silicon Valley gilt. Genau dort nimmt das sogenannte Microdosing, d.h. LSD in geringer Dosierung, einen neuen Anlauf. Es helfe sich zu konzentrieren, mache kreativer, helfe bei Depressionen oder Stress, sagen Nutzer, teils erfolgreiche Unternehmer. Ärzte warnen vor den Folgen.
    (Autorin: Claudia Buckenmaier)
    Iran: Giftgas – Lebenslange Folgen
    Die Folgen spüren sie bis heute. Im Iran-Irak-Krieg wurden tausende Menschen Opfer chemischer Attacken. Die Liste der chemischen Angriffe des Irak auf iranische Stellungen zwischen 1983 und 1988 ist lang. Auch deutsche Firmen sollen an der Waffenproduktion beteiligt gewesen sein, doch sie bestreiten das. Die Opfer im Iran leiden bis heute. Hinzu kommt das Problem fehlender Medikamente durch die aktuellen Wirtschaftssanktionen. Wer kann, bringt seine kranken Angehörigen zur Behandlung in die Türkei, manchem hat dies das Leben gerettet.
    (Autorin: Natalie Amiri /​ARD Studio Teheran)
    Usbekistan: Lichtblick – Neue Arbeitsplätze
    Es sind vor allem Frauen, die in den kleinen Seidenspinnereien arbeiten. Die seien geschickter, sagt die Vorarbeiterin, bei Männern reiße der Faden ständig und dann habe man Abfall. Die Seidenbranche boomt. Die Betriebe fahren Sonderschichten. Während der Diktatur ging es den Menschen schlecht, die Fabriken waren geschlossen, es gab keine Arbeit. Das werde sich jetzt ändern, verspricht der neue Präsident. Usbekistan ist im Aufbruch, die Menschen schöpfen wieder Hoffnung, schmieden Pläne. Aber, mahnen kritische Stimmen, Menschenrechte und Meinungsfreiheit fehlten bei den Reformen.
    (Autorin: Birgit Virnich/​ARD Studio Moskau)
    Malaysia: Verzweifelt – Babys im Müll
    Es geschieht im Durchschnitt alle drei Tage: Im Müll wird ein Baby gefunden. Die Mütter sind meist junge Mädchen, unverheiratet, häufig nicht aufgeklärt. Ihre unehelichen Babys nennt man in Malaysia „schmutzige Babys“. Für die Mütter ist die Schande oft so groß, dass sie keinen anderen Ausweg wissen. Einerseits droht die muslimische Religionsbehörde einer unverheirateten Mutter mit Gefängnis, andererseits bestraft das Gesetz die Frauen, die ihre Kinder in den Müll werfen. Hilfe für die jungen Frauen gibt es dagegen kaum.
    (Autorin: Sandra Ratzow/​ARD Studio Singapur)
    Griechenland: Vorzeigeinsel oder Vetternwirtschaft
    Früher war die Insel Tilos die am höchsten verschuldete Gemeinde Griechenlands. Heute gilt sie als Vorzeigeprojekt. Mit viel Eigenverantwortung, einer kreativen Bürgermeisterin und engagierten Bürgern und EU-Hilfen ist die Wende nachhaltig gelungen. Ganz anders sieht es aus in der Kleinstadt Fyli, unweit von Athen. Eine große Mülldeponie sollte für die nötigen Einnahmen sorgen. Die flossen vor allem in den Bau von Fußballplätzen. Ein Verein schaffte sogar den Sprung in die 1. Liga. Die Einwohner von Fyli profitieren davon aber nicht.
    (Autorin: Ellen Trapp/​ARD Studio Rom) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 07.07.2019 Das Erste
  • Tunesien: Die Touristen kehren zurück:
    Weite Strände und günstige Preise, Tunesien zieht in diesem Jahr besonders Pauschaltouristen an. Neun Millionen Urlauber werden erwartet, die Reisebranche ist hochzufrieden. Sicherheitskräfte zeigen starke Präsenz, Tunesien ist sicher, das soll die Botschaft sein. Straßensperren und Ausweiskontrollen gehören zum Urlaubsalltag dazu. Vor vier Jahren wurden am Strand von Sousse 38 Urlauber Opfer eines Terroranschlags. Mit Réne Trabelsi hat das nordafrikanische Land einen ungewöhnlichen Tourismusminister. Kein Parteibuch, dafür hat er als Reiseunternehmer viel praktische Erfahrung. Trabelsi gehört der kleinen jüdischen Gemeinde Tunesiens an. Er ist übrigens der einzige jüdische Minister in einem arabischen Land.
    Autor: Stefan Schaaf/​ARD Studio Madrid
    England: Boris Johnson – der Mini-Trump:
    Vom liberalen Clown und Weltbürger zum Kopf der harten Rechten in Großbritannien. Boris Johnson hat sich mit dem Brexit zum führenden Kopf des rechten Flügels seiner Partei gemacht, der ihm nun in die Downing Street helfen soll. Eine Fraktion, die einen radikalen Bruch mit der EU fordert und ihrem Ziel jetzt sehr nahegekommen zu sein scheint. Boris Johnson verspricht den Briten den No Deal als „risikolosen Spaziergang“. Und lügt hier offenbar ganz bewusst, um seine neue Basis zu befrieden. Denn de facto wäre der No Deal das Gegenteil: ein revolutionärer Umbruch mit unabsehbaren Folgen und Risiken für die Insel.
    Aber genau das ist es, was der harte rechte Kern der Tories mit dem Brexit wohl will: Großbritannien zum Spielfeld für amerikanische Großkonzerne umzubauen. Denn hier ist viel Geld zu verdienen. Ein Pakt mit dem Teufel sei das, sagen Johnsons Kritiker, die den Rechtsruck der Tory-Partei, Johnsons „rücksichtslosen Machthunger“ und Opportunismus und die dadurch entstehende neue Abhängigkeit von einer unberechenbar gewordenen USA mit großer Sorge sehen. Ein Blick hinter die Kulissen der Tory-Partei.
    Autorin: Annette Dittert/​ARD Studio London
    USA: Amerikas Mondfahrt:
    Die USA wollen wieder Menschen auf den Mond bringen, 2024 soll es soweit sein. Das hat die US-Regierung jetzt zum 50-jährigen Jubiläum der Apollo-Mondlandung bekanntgegeben. Bei Mondspaziergängen soll es nicht bleiben, die USA streben mit ihren neuen Raumfahrt-Missionen eine permanente Präsenz von Menschen im All an. Bei der NASA laufen bereits die Vorbereitungen. Es gibt aber auch andere Stimmen zu den hochfliegenden Plänen: Besser wäre es, meinen Kritiker, das Geld in die Bildung zu stecken statt auf den Mond zu schießen. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit der NASA mit privaten Raumfahrtunternehmen. Denn sie können helfen, Kosten zu senken. So befördern heutige modernste Raketen auf einen Schlag 60 Satelliten ins All. Und sie kehren danach auf die Erde zurück, unversehrt.
    Autor: Jan Philipp Burgard/​ARD Studio Washington
    Usbekistan: Lichtblick – Neue Arbeitsplätze:
    Es sind vor allem Frauen, die in den kleinen Seidenspinnereien arbeiten. Die seien geschickter, sagt die Vorarbeiterin, bei Männern reiße der Faden ständig und dann habe man Abfall. Die Seidenbranche boomt. Die Betriebe fahren Sonderschichten. Während der Diktatur ging es den Menschen schlecht, die Fabriken blieben geschlossen, es gab keine Arbeit. Das werde sich jetzt ändern, verspricht der neue Präsident. Usbekistan ist im Aufbruch, die Menschen schöpfen wieder Hoffnung, schmieden Pläne. Aber, mahnen kritische Stimmen, Menschenrechte und Meinungsfreiheit fehlten bei den Reformen.
    Autorin: Birgit Virnich/​ARD Studio Moskau
    Kongo: Die rasenden Roller:
    E-Roller überschwemmen europäische Großstädte. In Goma/​Kongo sind sie der absolute Renner: Lastenroller aus Holz, genannt Chukudus. So ziemlich alles wird transportiert, was man sich vorstellen kann. Alexis Claude Giovanni verdient sich mit den Fahrten seinen Lebensunterhalt. Sein blau-weißer Tretroller ist sein ganzer Stolz. Einmal im Jahr findet ein Chukudu-Rennen in Goma statt, Alexis war bereits mehrfach der Schnellste in der Formel-1 der Tretroller. Eines Tages, so träumt Alexis, kann sein Chukudu ja vielleicht sogar fliegen.
    Autorin: Sabine Bohland/​ARD Studio Nairobi
    PODCAST: Business im All
    Entdeckt: Warum muss Tee ziehen?:
    Autorin: Sandra Ratzow/​ARD Studio Singapur (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 14.07.2019 Das Erste
  • Kanada: Geo-Engineering
    Mit Ingenieurskunst gegen Klimawandel. Es klingt geradezu fantastisch. Eine technische Lösung, die das CO2 aus der Luft filtert und so den Klimawandel stoppt. In Kanada arbeiten sie an solch einer Lösung. Ein Forscherteam macht aus Kohlendioxid Treibstoff. Das Verfahren ist noch nicht serienreif und braucht noch einiges an Entwicklungsarbeit, aber es könnte ein Baustein im großen Puzzle der Klimarettung sein. Direct Air Capturing heißt die Technik.
    Christiane Meier, ARD-Studio New York
    Japan: Hikikomori
    Eine Million erwachsene Männer und Frauen – so schätzt man – haben sich in Japan in ihren Kinderzimmern eingeschlossen, gehen nicht mehr unter Menschen. Ein Leben auf wenigen Quadratmetern. Teils aus Scham, weil sie z. B. keinen Job haben, teils aus Angst vor Menschenmassen. Ein Phänomen, das nirgendwo so ausgeprägt ist. Deshalb gibt es in Japan dafür ein eigenes Wort: Hikikomori, übersetzt heißt das: Die, die sich einschließen. Eine ehemalige Krankenschwester versucht mit ihrer Organisation, ihnen einen Weg zurück in die Gesellschaft zu bahnen.
    Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio
    Hikikomori und die Einsamkeit in modernen Gesellschaften, dazu gibt es auch den Podcast „Weltspiegel Thema“: Allein in der Masse – was bedeutet Einsamkeit?
    Abchasien: Abtrünnig, von Russland abhängig
    Zu Georgien wollen die 250000 Abchasier nicht gehören. Ihre Unabhängigkeit aber erkennt außer Russland und ein paar wenigen Staaten niemand an. Wirtschaftlich am Boden, denn Obstanbau und der Tourismus an den Schwarzmeer-Stränden bringen nur wenig ein. Abchasien hängt am Tropf Russlands, wirtschaftlich wie militärisch. Wunderschöne Landschaften und bröckelnde Sowjet-Bauten. Eine Reportage aus einer fast unbekannten Region.
    Demian von Osten, ARD-Studio Moskau
    Thailand: Klaviermusik für Elefanten
    So oft er kann lässt Paul Barton sein Klavier von sechs kräftigen Männern in den Dschungel schleppen. Viele halten den Engländer für exzentrisch. Er ist es wohl auch, aber eben nicht nur. Paul Barton ist Musiktherapeut. Er spielt für ehemalige Arbeitselefanten. Geschundene Tiere. Und sie reagieren auf die Musik, entspannen sich.
    Angelika Henkel, ARD-Studio Singapur
    Tunesien: Totengräber von Tunis
    Viel weiß Chamesddine Marzoug nicht über die Menschen, die er begraben hat. Hier liegt ein kleiner Junge. Etwa fünf Jahre alt, das hat ihm der Pathologe gesagt. Das Kind wurde im Wasser neben einer Frau gefunden. Chamesddine hat beide Kopf an Kopf beerdigt. „Vielleicht war sie ja seine Mutter“, sagt er. „Dann gehören sie doch zusammen.“ Niemand hat ihm diese Aufgabe gegeben, er hat sie sich selbst gesucht. Er wollte den toten Flüchtlingen, die am Strand angespült werden, ihre Würde zurückgeben. Mehr kann ich nicht machen, sagt er, aber das will er wenigstens für sie tun.
    Natalia Bachmayer, ARD-Studio Madrid (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 21.07.2019 Das Erste
  • Frankreich: Paradies in Gefahr – Fos sur Mer – und die Folgen der Industrie
    Etwa 50 Kilometer nordwestlich von Marseille liegt Fos-sur -Mer, direkt am Mittelmeer. „Klein Venedig“ nennen die Menschen ihre Heimat, aber viele können sich an der Einzigartigkeit dieser Küste nicht mehr erfreuen. Bernard Huriaux ist vor fast 50 Jahren nach Fos-sur-Mer gezogen, um im sonnigen Süden eine gute Arbeit zu finden. „Ich finde es wunderschön, es gibt nicht viele solcher Orte – aber gleichzeitig ist es die Hölle hier: es stinkt, es gibt Staub, und so weiter“, sagt der 72Jährige. In einem der Werke, die am Golf aufgebaut wurden, hat er gearbeitet. Inzwischen produzieren 200 Fabriken, mehr als 40.000 Arbeitsplätze sind entstanden – Frankreichs größte Industriezone liegt direkt am Mittelmeer.
    Die Raffinerien, die Chemie- und Stahlwerke zerstören die Natur und gefährden die Menschen. Die Zahl der Krebserkrankungen ist in Fos-sur-Mer doppelt so hoch wie im Rest Frankreichs, unabhängige Experten führen das auf die verpestete Luft durch die Industrie-Abgase zurück. Beim Industrieverband wissen die Verantwortlichen um die Vorwürfe und versuchen zu beschwichtigen: „Es ist uns bewusst, dass wir einen schlechten Ruf haben – und die Industrie weiß, dass sie selbst dafür verantwortlich ist“, räumt Marc Bayard vom Industrieverband GMIF ein, „Wir haben aber auch wirtschaftliche Verantwortung in dieser Region“. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere So. 28.07.2019 Das Erste
  • USA: New York hat den Wal!
    Viele ältere New Yorker haben in ihrem Leben noch nie einen Wal oder einen Delphin gesehen. Das Wasser des Hudson war dreckig, das Meer ziemlich überfischt. Das ist jetzt anders: Im New York Harbour und vor Long Island fressen sich Delphine und Buckelwale Winterspeck an, bevor sie zurück in den Süden schwimmen. Und mit etwas Glück kann man ihnen dabei zusehen: Die Wal-Tour beginnt in Queens. Auf den Booten von Gotham Whales können Touristen begleitet von Walschützern aufs Meer fahren und auf Fotosafari gehen. Der Grund für die gute Nachricht: das Lieblingsessen der Wale ist wieder da. Der Menhaden aus der Familie der Heringe ist massenhaft zurückgekommen, seit die Fischer sich an eine Fangquote halten müssen. Aber schon droht neuer Ärger: Die Konkurrenz zwischen Fischern und Walen ist wieder groß, seit die Quote erneut angepasst wurde – diesmal zugunsten der Fischer. Wer wird gewinnen? Fischer oder Wale?
    (Autorin: Christiane Meier, ARD New York)
    Dazu der Podcast „Weltspiegel-Thema“ Wale – die sanften Riesen: Zwischen Hoffnung und Harpune mit Einschätzungen von Christiane Meier, ARD-Studio New York, Martin Fritz, ARD-Studio Tokio, und Dr. Michael Dähne, Meeresbiologe und Kurator im Deutschen Meeresmuseum Stralsund.
    Türkei: Pfeifen statt Reden am Schwarzen Meer
    Ihre Zweitsprache ist das Pfeifen: So unterhalten sich die Bewohner des in den Bergen hinter der türkischen Schwarzmeerküste gelegenen Dorfes Kusköy seit Jahrhunderten über größere Distanzen. Wenn sie ihre Nachbarn um Hilfe bei der Ernte bitten oder zum Essen einladen, dann pfeifen sie, anstatt zu rufen. Und mit ihren Pfiffen können sie vollständige Sätze bilden. Doch die sogenannte „Vogelsprache“ stirbt langsam aus, weil die jüngeren Bewohner Kusköys lieber mit Mobiltelefonen statt mit Pfiffen kommunizieren. Eine Schule für die Vogelsprache soll die alte Tradition erhalten.
    (Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul)
    Indonesien: Festivals auf zwei Rädern im Vespa-Land
    85 Prozent aller 265 Millionen Indonesier haben einen Motorroller. Sie sind im Land allgegenwärtig, verstopfen jede Stadt und dienen als Viehtransporter, Möbellaster und Familienkutsche. Entsprechend riesig ist auch die Fangemeinde der klassischen Vespa – größer ist sie nur in Italien. Nachdem der Roller zunächst in Europa produziert wurde, expandierte man in den Sechzigern nach Indonesien. Von 1972 bis 2001 wurde die Vespa in der Hauptstadt Jakarta hergestellt. Für viele Indonesier ist die Vespa ein Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Einige von ihnen bauen ihre Roller in groteske Fantasiegefährte um und treffen sich bei einem der vielen Vespa-Festivals im ganzen Land. Eines davon findet Anfang August in Kediri, im Osten Javas statt: Tausende Vespa-Freaks präsentieren dort ihre teils bis zur Unkenntlichkeit umgebauten Roller, die in verschiedenen Kategorien Preise gewinnen können.
    (Autorin: Sandra Ratzow, ARD Singapur)
    Italien: Ein Jahr nach der Katastrophe von Genua – Ponte Morandi kein Einzelfall?
    Andrea Bruno lebt und arbeitet in Genua. Mit der Katastrophe von Genua hat er seine Wohnung verloren – seinen Laden glücklicherweise nicht. Als am 14. August 2018 die Morandi-Brücke über einem Industriegebiet einstürzte, veränderte sich Andrea Brunos Leben: Wo immer er geht und steht – und er ist viel unterwegs auf den Straßen im Norden – er hat nicht mehr die Leichtigkeit, die er zuvor hatte. Oft überkommt ihn die Angst, dass wieder eine solche Tragödie passieren könnte. Die Politik versucht, alle Beteiligten zu beruhigen: Den Menschen werde geholfen, die neue Brücke im Frühjahr 2020 fertig.
    Mal abgesehen davon seien Italiens Straßen natürlich sicher. Doch ist das wirklich so? Auf der Autobahn zwischen Rom und der Adriaküste wird auch deshalb gebaut, weil die Schäden so dramatisch waren. Der Autobahnbetreiber sei seinen Wartungsarbeiten nicht nachgekommen, so beschreibt es die Bürgerinitiative, die beklagt, dass der Steuerzahler nicht nur Maut, sondern auch noch die Reparaturen zahlen müsse. Italiens Infrastruktur liegt im Argen – über Jahre wurde sie vernachlässigt. Hat das Unglück von Genua die Verantwortlichen aufgeweckt?
    (Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom)
    Norwegen: Spitzbergen zwischen Tourismus und Klimawandel
    Der Tourismus soll Spitzbergens Weg in die Zukunft sein. Das wünscht sich zumindest die norwegische Regierung. Jahrzehntelang wurde in Longyearbyen, der größten Ortschaft auf der Insel, Kohle abgebaut. Aber inzwischen wandelt sich die einstige Bergarbeitersiedlung zum Anlaufpunkt für abenteuerlustige Urlauber. In der Sommersaison, wenn die Sonne 24 Stunden lang auf dem arktischen Archipel scheint, legen beinahe täglich große Kreuzfahrtschiffe an. Vielen Bewohnern geht das allerdings zu weit: sie fürchten, dass der Tourismus das ursprüngliche Spitzbergen zerstört.
    Schon jetzt bedroht der Klimawandel die Insel: In den letzten Jahren gab es im Winter statt Schnee immer häufiger Regen, Erdrutsche und Küstenabbrüche nehmen zu. Und Forscher beobachten auch auf Spitzbergen das sogenannte Arctic Greening: Pflanzenarten aus südlicheren Gefilden können sich durch den Temperaturanstieg auch in der Arktis ausbreiten und verändern das empfindliche Ökosystem der Insel nachhaltig. Welche Zukunft hat Spitzbergen?
    (Autor: Jan Liebold) (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 04.08.2019 Das Erste
  • Malaysia: Müllhalde für deutschen Plastikmüll
    Mit Müll aus Deutschland lassen sich gute Geschäfte machen – auch in Malaysia! Wie in Sungai Patani im Norden des Landes. Hier findet man viele Fabriken, die sich mit der Verwertung von deutschem Plastikmüll beschäftigen – legal und auch ohne Genehmigung. Seit China vor einem Jahr den Import von westlichem Müll verboten hat, landet viel altes Plastik in Malaysia. „Die Fabrik hier ist illegal“, schimpft Binti Mahadi, obwohl dort weiterhin Müll verbrannt wird, „warum machen die Behörden nicht mehr dagegen?“ Eine regelrechte Müllmafia hat sich entwickelt. Die schert sich nicht um Gesetze, Bußgelder oder Verwarnungen, sondern verbrennt das giftige Plastik ohne Rücksicht auf die Anwohner.
    Schlägertrupps bedrohen Nachbarn, die zu den Behörden gehen, um sich zu beschweren. Die schlechte Luft hat bei vielen Kindern in der Nachbarschaft für Atemwegserkrankungen gesorgt. „In der westlichen Welt sehen sie Asien gern als einen Ort, wo die Menschen das weggeworfene Plastik auseinanderklauben und den guten Müll wiederverwerten. Aber das ist nicht die Wahrheit“, sagt der Geschäftsführer einer australischen Müllverwertungsanlage. Eine der wenigen, die sich an die Gesetze halten. Der Müll made in Germany wird in Malaysia zumeist verbannt, ohne Rücksicht auf die Menschen, die dort leben. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere So. 18.08.2019 Das Erste
  • Türkei: Syrische Flüchtlinge abgeschoben in den Krieg?:
    Unter syrischen Flüchtlingen in der Türkei geht die Angst um. Sie klagen, dass die Stimmung in der Türkei seit einigen Monaten kippe und sie selbst nicht mehr erwünscht seien. Viele verstecken sich, trauen sich nicht mehr auf die Straße. Immer wieder gibt es Berichte über Razzien, in denen Flüchtlinge willkürlich aufgegriffen und gegen ihren Willen in das Nachbarland abgeschoben werden. Menschenrechtsorganisationen behaupten, dass manche Flüchtlinge sogar in das syrische Kriegsgebiet Idlib gebracht werden. Der türkische Innenminister widersprach diesem ungeheuerlichen Vorwurf. Aber exklusive Recherchen des ARD-Studios in Istanbul zeigen: Es gibt ganz offensichtlich solche Fälle. So traf ein ARD-Team in Idlib einen jungen Mann, der behauptet, kürzlich von türkischen Sicherheitskräften dorthin transportiert worden zu sein. Und: Er sei direkt einer dschihadistischen Miliz übergeben worden.
    Eine Spurensuche von Katharina Willinger, ARD Istanbul
    Lesotho: Aufstand der Hirten
    Khotsang Moshoeshoes Schafe und Angora-Ziegen grasen auf mehr als 2500 Meter Höhe im bergigen Königreich Lesotho im Süden Afrikas. Seine Tiere produzieren Mohair, hochwertige Wolle, aus der teure Schals und Decken gefertigt werden können. Doch die Geschäfte laufen seit einiger Zeit schlecht, seit die eigene Regierung einen exklusiven Deal mit einem chinesischen Händler gemacht hat. Seitdem darf nur noch dieser mit der Wolle handeln. Viele Hirten klagen seitdem über kräftige Einbußen und ausbleibende Zahlungen, das Mohair-Monopol löste einen Sturm der Entrüstung aus. Tausende Hirten haben sich nun zusammengetan und kämpfen gegen die eigene Regierung, der sie Korruption vorwerfen. Und sie protestieren lautstark gegen eine zunehmende Dominanz chinesischer Investoren im Land. Khotsang Moshoeshoe ist der Anführer der rebellischen Hirten und sagt: Der Kampf wird so lange geführt, „bis wir gewinnen.“
    Eine Reportage von Heiner Hoffmann, ARD Johannesburg
    Malaysia: Palmölbauern gegen die EU
    Die Europäische Union will Palmöl ab 2030 nicht mehr als Biokraftstoff zulassen. Wirtschaftlich sei dies für das Land Malaysia eine Katastrophe, sagen die dortigen Palmöl-Produzenten und werfen der EU ökologische Heuchelei vor. In Malaysia sei früher tatsächlich viel Regenwald für die Palmölgewinnung abgeholzt worden. Aber das sei schon längst gestoppt. Mittlerweile werde nicht mehr gerodet, die Produktion sei inzwischen nachhaltig. Soziale Mindeststandards – wie das Verbot von Kinderarbeit oder ein Mindestlohn für Arbeiter – seien längst umgesetzt. Überdies würde der Umstieg von Palmöl auf Soja oder Raps viel mehr Land verbrauchen.
    Eine Reportage von Angelika Henkel, ARD Singapur
    Biarritz – G7 Treffen: Das Gipfel-Team Boris und Donald
    Findet sich auf der Weltbühne jetzt ein neues „Dreamteam“ der Populisten: Boris Johnson und Donald Trump? Sabine Rau, ARD-Paris, mit Beobachtungen vom G-7-Gipfel im französischen Biarritz
    Chile: Colonia Dignidad – Ein Albtraum, der nicht endet
    „Kolonie der Würde“ – so nannte sich einst eine Sekte von Auslandsdeutschen in Chile. Sie erlangte traurige Berühmtheit für ihre Verbrechen auf dem Sektengelände: systematischer sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Ausbeutung der eigenen Mitglieder, Folter und Mord von chilenischen Oppositionellen im Dienste der Pinochet-Diktatur. Auch 15 Jahre nach Auflösung der Sekte, nach der Verurteilung des Anführers Paul Schäfer und dessen Tod, kämpfen Opfer um angemessene Entschädigung, um Bezahlung von 40 Jahren Zwangsarbeit, um Anerkennung von Schuld auch des deutschen Staates. Und sie beklagen, dass auf dem ehemaligen Sektengelände immer noch keine Gedenkstätte errichtet worden sei. Im Gegenteil: In der „Villa Baviera“ – wie die ehemalige Colonia Dignidad heute heißt – regiere, abgesichert durch eine klandestine Finanzstruktur, im Kern immer noch die alte Elite oder deren Erben.
    Eine Reportage von Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro
    Zum gleichen Thema auch der Audiopodcast: „Weltspiegel Thema“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 25.08.2019 Das Erste

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