2020/2021, Folge 1–20

  • Folge 1
    USA: Trump-Anhänger in der heißen Wahlkampfphase
    Autorin: Claudia Buckenmaier
    Rob Cortis ist ein glühender Trump-Anhänger. Seit 2016 tourt er mit einer Art Wahlkampfmobil durch die USA. Rob Cortis war früher eine Art Eventmanager. Heute hat er sein ganzes Leben Donald Trump verschrieben. Oft wird er von Sohn Colby begleitet. 48 US-Bundesstaaten haben sie schon bereist. Nur Hawaii und Alaska fehlen. Robs Begeisterung für Trump hat einst in Las Vegas begonnen. In einem Casino hatte er ein Goldarmband verloren, eine Erinnerung an seinen verstorbenen Vater. Und durch wen bekam er es wieder? Ausgerechnet der spätere Präsident fand das Armband.
    Noch heute gerät Rob ins Schwärmen, wenn er sich an die Begegnung zurückerinnert: „Ein Wachmann sagte mir, ein Mann habe ein Armband gefunden. Geben Sie mir Ihre Nummer. Der Mann rief mich an. Es stellte sich raus, es war Donald Trump. Er gab mir mein Gold zurück, behandelte mich nett und bezahlte das Essen für mich und all meine Angestellten.“ Trump verkörpert für Curtis Freiheit. Eine Freiheit ohne all zu viel staatlichen Einfluss.
    Venedig: Warten auf Touristen
    Autorin: Ellen Trapp
    Die Tauben sind noch da, sonst wirkt San Marco, Venedigs Hauptpiazza, wie ausgestorben. Das war im Mai. Die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie sind zu dieser Zeit auf ihrem Höhepunkt. Die Stadt, die eher über zu viele Besucher*innen klagt, sehnt sich erstmals nach Touristen. Denn alles hängt hier am Tourismus, Hotels, Restaurants und Souvenirläden. Die Reisebeschränkungen sind inzwischen weggefallen, aber Corona ist noch da. Nur nach und nach kommen die Menschen in diesem Sommer wieder in die Lagunenstadt.
    Indien: Wettlauf um Corona-Impfstoff
    Autorin: Sibylle Licht
    Die Zeit drängt. Bis Mitte August will Indien den ersten eigenen Corona-Impfstoff auf den Markt bringen. Ein Prestigeprojekt der Regierung, denn Präsident Modi will gute Nachrichten verkünden zum nationalen Feiertag, dem Unabhängigkeitstag am 15. August. Dringend nötig angesichts exponentiell steigender Coronazahlen und einem kolossal überforderten Gesundheitssystem. Seit gerade einmal fünf Wochen wird der Impfstoff an Menschen getestet. Der Student Navneet gehört zu derzeit 375 Proband*innen, die ihn injiziert bekommen. „Ich will meinem Land dienen. Das ist meine Pflicht als Bürger“, sagt er.
    Doch Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen warnen: Das Tempo könne zu Lasten der Proband*innen gehen. Indien hat die Genehmigungsfrist für Impfstofftests an Menschen radikal verkürzt. Nach erfolgreichen Tierversuchen prüften die Behörden bisher zwei bis drei Monate, ehe sie die klinischen Studien genehmigten. Jetzt entscheiden sie in zwei bis drei Tagen. Den Freiwilligen Navneet haben die Ärzte beruhigt: „Sie haben mir versichert, dass die Tierversuche abgeschlossen sind und wenn irgendetwas mit mir passiert, werden sie auf mich aufpassen.“
    Spanien: Königshaus unter Druck
    Autor: Simon Riesche
    Der frühere spanische König Juan Carlos hat fluchtartig sein Land verlassen. Hintergrund sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Korruption. Schon früher geriet Juan Carlos mit Affären in die Schlagzeilen. Und das Ansehen der Monarchie in Spanien hat schon seit Längerem gelitten. Der Ruf nach deren Abschaffung wurde zuletzt lauter. Während die Älteren noch die historische Funktion des Königs beim Übergang von der Franco-Diktatur zur Demokratie in der 1970er-Jahren würdigen, ist für die junge Generation das Königshaus nur noch anachronistisch. Auch der amtierende König Felipe bekam die Abneigung zu spüren. Im März während seiner Ansprache zur Coronakrise protestieren im ganzen Land Menschen auf Balkonen und an Fenstern lautstark mit Töpfen und Pfannen gegen die Monarchie.
    Portugal: Die Delfine kehren zurück
    Autorin: Lourdes Picareta
    Für viele Menschen in Lissabon grenzt es an ein kleines Wunder: Täglich kommen wieder Delfine in die Mündung des Flusses Tejo. Die Wasserqualität hat sich dort stark verbessert. Der Tourismus ist aufgrund der Corona-Pandemie stark zurückgegangen. Vor allem kommen keine Kreuzfahrtschiffe mehr, die Krach machen und Abgase ausstoßen. 2019 waren es noch zehn Millionen Besucher*innen in der portugiesischen Hauptstadt, derzeit herrscht gähnende Leere. Für die Natur ist das ein Segen, für die vielen vom Tourismus abhängigen Menschen aber auch ein Problem. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.08.2020NDR
  • Folge 2
    Bulgarien: wegen Corona Party-Pause am „Ballermann des Ostens“
    Autor: Christian Limpert
    Die Region um Varna an der bulgarischen Schwarzmeerküste gilt als „Ballermann des Ostens“. Zigtausende feierwütige Tourist*innen verleben hier jedes Jahr aufregende Wochen in der Sonne, trinken viel Alkohol, der günstig angeboten wird. Auch in den vergangenen Wochen wurde ordentlich gefeiert. Doch nachdem die Corona-Infektionszahlen stark gestiegen sind, hat das Robert Koch-Institut jüngst eine Reisewarnung ausgesprochen. Und auch die lokalen Behörden haben die Vorgaben für Gäste und Wirt*innen verschärft. Momentan fällt die Party an der Goldküste aus! Was bedeutet das für die Menschen, die vom Tourismus leben? In diesem Beitrag wird die Situation auf der ausgebremsten Partymeile an der bulgarischen Schwarzmeerküste geschildert.
    Mexiko: Angst vor Corona-Pandemie. Rückzug der Indigenen
    Autorin: Xenia Böttcher
    Sie sind einfache indigene Landwirte, bekannt für ihr Kunsthandwerk. Sie leben im abgelegenen Bundesstaat Oaxaca, von vielen Landsleuten als rückständig belächelt. Doch in COVID-19-Zeiten sind sie plötzlich im Vorteil, denn sie leben mit der Natur und können sich selbst versorgen. Eigenes Geschirr, Wasser aus dem Fluss, Essen, Heilpflanzen. In Mexiko heißt es oft: Entweder wir sterben an Hunger oder wir sterben an Covid. Diese Angst haben die indigenen Landwirte in Oaxaca nicht. Sie geben sich philosophisch: Covid sei für sie alle eine Chance, nachzudenken. Wie geht man mit den Tieren um, wie mit der Natur, wie mit den Menschen selbst. Das urbane Leben sei voller Stress, Plastik und Beton. Sie nehmen nur so viel wie sie brauchen von der Erde. Die Herausforderung durch Covid mache klar, der Mensch ist Teil der Natur, nicht ihr Herr. Die „Weltbilder“ berichten von denen, die sich in der Pandemie auf ihre Traditionen besinnen.
    Zypern: 60 Jahre Unabhängigkeit. Wie frei ist Zypern?
    Autorin: Katharina Willinger
    Es ist genau 60 Jahre her, dass Zypern seine Unabhängigkeit vom britischen Empire erlangen konnte. Doch die Insel im östlichen Mittelmeer ist weiterhin Spielball der regionalpolitischen Interessen. Seit der türkischen Invasion 1983 ist Zypern eine geteilte Insel. Die Menschen im Norden leben getrennt vom Südteil. International anerkannt ist die Republik Zypern im Süden, die inzwischen auch Mitglied der EU ist. Viele junge Menschen kämpfen weiter für eine Wiedervereinigung. Vor allem die türkische Regierung nutzt die Teilung für ihre eigenen Interessen. Türkische Firmen wollen Gas- und Ölvorkommen in zypriotischen Gewässern fördern, obwohl die EU und internationale Vereinbarungen dagegenstehen. Deswegen ist es vor einigen Wochen fast zu einer militärischen Konfrontation zwischen türkischer Marine und französischen Schiffen gekommen. Und so bleibt nach 60 Jahren die Frage: Wie unabhängig ist Zypern eigentlich?
    USA: Hühner im Silicon Valley
    Autorin: Claudia Buckenmaier
    Für viele Menschen im Silicon Valley ist Leslie Citroen „die Hühnerflüsterin“. Sie züchtet Hühner, 45 Rassen, und verkauft die Tiere an die Reichen im Tal der erfolgreichen Technologieunternehmen. „Diese Hühner haben das große Los gezogen. Sie bekommen ein unglaubliches Zuhause, werden mit Liebe und Würde behandelt“. Je nach Rasse kann ein Huhn bis zu 250 Dollar kosten. Für viele der Wohlhabenden sind Hühner inzwischen ein Statussymbol, mit dem sie zeigen, dass sie tierlieb sind und naturnah leben wollen. Außerdem legen die Hühner Eier. Marcus Mann ist ein erfolgreicher Hedgefondsmanager. Er hat seinen Hühnern im Garten ein Hühnerparadies angelegt, die 20.000 Dollar hat er gerne ausgegeben. Und manche der Hühner sind ihren Besitzer*innen so sehr ans Herz gewachsen, dass sie ihren Tieren nach dem Tode einen eigenen Grabstein gönnen.
    Japan: Hanko-Siegel behindern digitalen Fortschritt
    Autor: Uwe Schwering
    Steuerberater Nakajima muss viele Dokumente abstempeln. Für jeden seiner 5.000 Kund*innen besitzt er einen sogenannten Hanko, den Stempel, der jeden bürokratischen Akt offiziell absegnet. Digitale Unterschriften gelten nicht in Japan. Und viele Unternehmen stehen einer umfassenden Digitalisierung sowieso kritisch gegenüber. „Jedes Geschäft ist einer plötzlichen Digitalisierung gegenüber sehr misstrauisch“, sagt ein Digitalberater frustriert. Einst galt Japan als Land des technologischen Fortschritts, inzwischen hinkt die Wirtschaft mit ihrer schlechten digitalen Struktur vielen anderen Staaten hinterher. Und der Hanko gilt als Beispiel für bürokratische Traditionen, die zum Beispiel Homeoffice unmöglich machen. Denn der Stempel muss in den Firmen gelagert und die Dokumente müssen auf Papier ausgedruckt werden. Die „Weltbilder“ berichten über ein Japan, in dem Tradition und digitale Zukunft nicht zusammenfinden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.08.2020NDR
  • Folge 3
    Belarus: demonstrieren für den Wandel?
    Autor: Jo Angerer, ARD-Studio Moskau
    Auch auf dem Land sind die Demonstrationen in Minsk, der Hauptstadt von Belarus, das dominierende Thema. Auch in der Region um Soligorsk, etwa 140 Kilometer entfernt von Minsk. Die Stadt Soligorsk lebt vom Bergbau und von der Landwirtschaft. Karim, der Traktorfahrer, stammt aus Kasachstan, ist seit Jahrzehnten hier: „Lasst mich bloß mit den Protesten in Ruhe. Wir müssen unsere Familien ernähren, stehen jeden Morgen auf und arbeiten. In die Politik mische ich mich nicht ein. In der Landwirtschaft haben alle Arbeit, alle müssen ihre Kinder ernähren und kleiden“, sagt er. Pogost ist nicht weit entfernt, ein typisches Dorf in Belarus: 570 Einwohner*innen. Einige haben Arbeit im nahegelegenen Bergbau, die meisten leben von dem, was sie auf ihren Feldern und in den Gärten anbauen.
    Alexandra Mohoreva steht zu Präsident Lukaschenko. Die Demonstrierenden, die jungen Leute in Minsk seien gegen das Gesetz. Diese Versammlungen seien doch alle illegal, sagt sie. Elfrida Klimets ist dagegen für einen Machtwechsel in Belarus. Alles sei verkrustet, erzählt sie. Sicher, die Arbeitslosigkeit sei gering. Doch die Menschen würden zu wenig verdienen. Und Chancen für junge Leute gäbe es auch nicht: „Die Jungen wollen studieren, eine bessere Ausbildung, wollen Geld verdienen. Wissen Sie, unser ganzes Leben haben wir Geld gespart für eine Wohnung für unsere Tochter. Das ist hart! Frischer Wind würde dem Land guttun“, sagt sie. Darüber diskutieren sie auch in der Familie.
    Griechenland: Rhodos: Deutsche trotz Corona willkommen
    Autorin: Ellen Trapp, ARD-Studio Rom
    Takis Michailidis lebt dort, wo andere Urlaub machen: auf Rhodos. Er konnte in den vergangenen Jahrzehnten erleben, wie immer mehr Menschen hier Ferien gemacht haben. Davon profitierten er und seine Familie. Im März wollte Takis seinen neuen Job in einem Hotel antreten, dann kam Corona. Jetzt kann er jeden Tag baden. Takis ist arbeitslos. Unterstützung vom Staat: keinen Cent. Regelmäßig fährt Takis zum Arbeitszentrum. Vielleicht hat irgendjemand etwas von einer freien Stelle gehört. Wie ihm geht es 75 Prozent der Menschen auf Rhodos, die in der Tourismusbranche arbeiten.
    Und deswegen ist der Gewerkschafter Panagiotis Eglesos besorgt. Auf der Insel leben 90 Prozent der Menschen vom Tourismus, es gibt kaum andere Unternehmen. Die Regierung müsse helfen, sonst drohen auf Rhodos die Menschen zu verhungern: „Nach Ende der Saison werden noch mehr Geschäfte für immer schließen. Leider können kleine und mittlere Unternehmen diese Krise nicht bewältigen. Es sind oft Familienunternehmen, vor allem hier mit ein bis zwei Angestellten.“
    Schweden: Schulanfang trotz Corona
    Autor: Christian Stichler, ARD-Studio Stockholm
    Stockholm morgens um acht Uhr, man könnte glauben, der Alltag ist zurück. Die Eltern fahren zur Arbeit, auch Adrian kommt aus der Tür. Und das sei gut so, sagt der Zwölfjährige. Für ihn ist es der erste Schultag nach den langen Sommerferien. Die Björngårds-Schule im Stockholmer Stadtteil Södermalm war auch das ganze Frühjahr über offen, trotz Corona. Jetzt sind die Ferien vorbei und es gilt wieder: Hände desinfizieren, Handy abgeben. Ganz normaler Unterricht im Klassenraum, ohne Mundschutz. Die offenen Schulen gelten als großer Erfolg des schwedischen Sonderweges in der Coronakrise.
    Mikael Kalmenstam ist der Rektor der Schule. Er selbst musste im Frühjahr fünf Wochen lang mit einer COVID-19-Erkrankung zu Hause bleiben. So hart hat es nur ihn an seiner Schule getroffen. Trotzdem zieht er eine positive Corona-Bilanz: „Die Fehlzeiten bei Kindern und Lehrern waren insgesamt sehr viel niedriger als in früheren Jahren. Aber natürlich gab es auch bei uns unruhige Eltern, die ihre Kinder lieber zu Hause lassen wollten.“ Über die offenen Schulen wird auch in Schweden viel diskutiert. Cecilia Nauclér ist Professorin für Immunologie am Karolinska-Institut in Stockholm.
    Zusammen mit 25 weiteren Wissenschaftler*innen hat sie vor einigen Tagen einen Artikel veröffentlicht. Die Schulöffnungen sehen sie kritisch, zumindest unter diesen Umständen: „Ich will, dass man zumindest das Tragen einer Maske empfiehlt, so wie in anderen Ländern auch. Im öffentlichen Leben, in Bussen und Bahnen, wenn man keinen Abstand halten kann.“ Mit ihrem Sonderweg haben die Schweden zumindest eines geschafft. Sie bieten der Welt einen anderen Blick auf den Umgang mit der Corona-Pandemie.
    Italien/​Schweiz: Grenzstreit im Gletscherland
    Autor: Wolfgang Wanner, ARD-Studio Genf
    Der Klimawandel hat globale Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Natur. In den Alpen kommt es aber sogar zu einer Verschiebung von Landesgrenzen. Nach einer alten Vereinbarung zwischen Italien und der Schweiz verläuft die Grenze beider Länder im Hochgebirge entlang von Wasserscheiden oder Bergflanken. Doch jetzt ist etwas passiert, womit niemand gerechnet hat. Aufgrund der schmelzenden Gletscher hat sich die Grenze bis zu 150 Meter zugunsten der Schweiz verschoben. Lucio Trucco, der Wirt der bisher rein italienischen Schutzhütte Rifugio Guide del Cervino, fragt sich nun, ob er in Zukunft Rösti statt Spaghetti anbieten soll. Denn zu zwei Dritteln steht die Hütte jetzt auf Schweizer Territorium. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Das Treffen einer schweizerisch-italienischen Grenzkommission wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf Ende des Jahres verschoben.
    USA: New York. Jobs dringend gesucht
    Autorin: Christiane Meier, ARD-Studio New York
    Die 5th Avenue, Symbol für New Yorks Wohlstand, ist in diesen Wochen verwaist. Große Einkaufsketten überlegen aufzugeben, es lohnt sich nicht mehr. Auch Restaurants und kleine Geschäfte kämpfen ums Überleben. Auf den Straßen sind immer mehr Wohnungslose. Selbst für die Taxifahrer in ihren Yellow Cabs lohnt sich der Job nicht mehr, nur noch etwa ein Viertel der Wagen sind auf der Straße. Viktor steigt zum ersten Mal seit fünf Monaten in sein Taxi. Er nimmt das Filmteam mit auf seine erste Fahrt durch Manhattan seit einem halben Jahr. Viktor ist schockiert über den Zustand seiner Stadt: Fast 3.000 kleine Unternehmen haben schon dichtgemacht. Auch in Manhattans wohlhabender Upper West Side nimmt das Elend zu: hohe Mieten, wenig Umsatz, wenige Kund*innen.
    Das Leben verändert sich: Wo Geschäfte schließen, ziehen Wohnungslose unter die Vordächer. Obwohl die Stadt 139 Hotel für die gestrandeten Menschen geöffnet hat, bleiben viele auf der Straße, ohne Perspektive. Auch auf dem Wohnungsmarkt gibt es derzeit 26 Prozent mehr Leerstand als im Vorjahr. Die Preise besonders für größere Apartments fallen um zehn bis 15 Prozent, selbst in erstklassiger Lage am Central Park. Immobilienmaklerin Kathy versucht, das Beste daraus zu machen. Sie behauptet, jetzt sei es ein guter Markt für Investoren, die Schnäppchen machen wollen. Bleibt die Frage, ob es potenzielle Investoren derzeit auch so einschätzen! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.08.2020NDR
  • Folge 4
    Japan: arbeiten bis ins hohe Alter
    Autor: Uwe Schwering
    Nur nicht einrosten: Kosaku Ishizawa ist 77 und steigt auf sein Fahrrad. Doch er plant keinen Ausflug, sondern macht sich auf den Weg zur Arbeit. Er ist seit Langem Rentner, aber er wollte nicht in den Ruhestand: „Also, ich geh’ gerne arbeiten. Der Körper bleibt in Schwung, und das ist doch gut für die Gesundheit. Zeit für mich privat hab’ ich noch genug.“ Er arbeitet in einem Elektromarkt. Seine Töchter sind längst ausgezogen. Bei der Arbeit findet er Anschluss und die Kolleginnen freuen sich über seine Hilfe. Seine Arbeitskollegin Eri Eguchi meint: „Sein Alter merkt man ihm nicht an. Er ist fitter als ich und trägt auch schwere Waren. Er darf gern bleiben.“ Japans Gesellschaft altert rasant. Jeder vierte Arbeitnehmer*in ist schon jetzt über 65. Das belastet Sozialkassen und Gesundheitssystem, die Staatsverschuldung ist exorbitant. Japan tut also gut daran, seine Generation „Silber“ länger arbeiten zu lassen.
    Spanien: Warum die Pandemie das Land so hart trifft
    Autorin: Natalia Bachmayer
    Noch ist Spanien in der Sommerpause, aber die Anzeichen mehren sich, dass die Corona-Pandemie das Land schon bald wieder im Würgegriff hält. Die Fallzahlen steigen weiter an. Die Nachverfolgung der Infektionswege gestaltet sich schwierig, auch weil das Personal fehlt. Anfang September sollen Millionen Kinder wieder in die Schule gehen, ohne dass wirklich klar ist, unter welchen Bedingungen: „Wir haben das Gefühl, dass wir komplett alleingelassen werden“, schimpft César Pérez, Vater von vier Kindern. Nicht nur er hat das Vertrauen in Politik und Behörden verloren: Angélica Coria betreut ihre 96 Jahre alte Mutter seit Monaten zu Hause. Im Heim würde die alte Dame eine zweite Corona-Welle wohl nicht überleben, fürchtet sie. ARD-Korrespondentin Natalia Bachmayer analysiert, warum die Pandemie Spanien so hart trifft.
    Mexiko: Schulanfang via TV
    Autorin: Xenia Böttcher
    Für 30 Millionen Kinder geht die Schule in Mexiko inmitten der Corona-Pandemie wieder los. Aber nicht im Klassenraum, auch nicht via Internet, sondern im TV. Denn nur 34 Prozent der Schüler*innen in Mexiko haben zu Hause einen Zugang zum Internet. Für den Rest wurde das TV-Angebot entwickelt. Die Regierung verspricht die besten Lehrer*innen. Doch viele Fragen bleiben offen. Und die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen denen, die sich Bildung leisten können und denen, die abgehängt werden, wird durch die Pandemie in Mexiko noch deutlicher sichtbar.
    China: Die Mittelschicht entdeckt das Campen
    Autorin: Tamara Anthony
    Der Trend zeichnete sich schon vor Corona ab, aber jetzt geht es richtig los: Die chinesische Mittelschicht hat ihre Liebe zum Campingurlaub entdeckt. Die Zahl der Campingplätze und Wohnmobile schnellt in die Höhe. In großen Städten bilden sich Camperklubs. ARD-Korrespondentin Tamara Anthony hat sich einer Reisegruppe des größten Pekinger Klubs angeschlossen und fährt mit ihr in die Innere Mongolei. Manches erinnert an deutsche Zeltplätze, vieles aber ist anders. Mit neun Wohnwagen geht es in Kolonne los, die meisten Teilnehmenden kennen sich vorher nicht. Einige haben einfach nur einen Schlafplatz in einem Wohnmobil gemietet. Abends darf das gemeinsame Karaokesingen nicht fehlen. Und auf dem Gasherd brutzelt das Essen im Wok.
    Finnland: Wie ein kleiner Ort erfolgreich fürs Klima kämpft
    Autor: Philipp Abresch
    Das Städtchen Ii im Nordwesten Finnlands hat den kürzesten Namen des Landes. Auch die Bevölkerung ist gering, gerade mal rund 9.000 Einwohner*innen. Aber die hatten vor 13 Jahren eine große Idee und haben sich ein gemeinsames Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2020 sollte der CO2-Ausstoß um 80 Prozent reduziert werden. Und das haben sie geschafft. Eine der treibenden Kräfte von Ii ist Leena Vuotovesi: „Uns in Ii ist klar geworden, dass der Klimawandel nicht erst kommt, sondern bereits da ist. Und wir haben verstanden, dass nicht nur die großen Akteure in der Welt handeln müssen, wir müssen selbst etwas tun.
    Und dann haben wir überlegt, was wir tun können“, erzählt sie. Sie haben bei den städtischen Institutionen angefangen: Wenn Kinder und Erzieher in der Kita Strom gespart hatten, wurden sie dafür belohnt und konnten sich Spielsachen oder Pflanzen kaufen. Das hat funktioniert: mittlerweile ist der Stromverbrauch um die Hälfte gesunken. Die Ölheizungen wurden abgeschafft, Elektrobusse angeschafft. Nun steht schon das nächste Ziel fest: Ii möchte nicht mehr nur die Treibhausgase reduzieren, sondern auch den Müll abschaffen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.09.2020NDR
  • Folge 5
    Russland: Die Gift-Methode hat Tradition
    Autorin: Ina Ruck
    Wladimir Kara-Mursa hat schon zwei Giftanschläge überlebt. ARD-Korrespondentin Ina Ruck hat ein exklusives Interview mit ihm geführt und wirft ein Licht auf die russische Methode, Regimekritiker*innen einzuschüchtern. Eine Methode, die den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny fast das Leben gekostet hätte. Er liegt abgeschirmt von der Öffentlichkeit in der Berliner Charité im künstlichen Koma und wird beatmet. Seine Organisation, die Antikorruptions-Stiftung in Moskau, arbeitet weiter auf Hochtouren. Einschüchtern bringe nichts mehr, sagt Nawalnys engste Mitstreiterin, die wollen ja, dass wir aufgeben. Wir arbeiten so lange wir noch können.
    China: Boom der Sexpuppen
    Autorin: Tamara Anthony
    Während viele Branchen durch die Corona-Pandemie ins Straucheln geraten sind, gibt es eine, die boomt: Sexpuppen sind gefragt, nicht nur auf dem asiatischen Markt auch in Europa und den USA. In Chinas Fabriken werden sie handgefertigt, zum Teil individuell, je nach Wunsch des Auftraggebers. Die Nachfrage hat sich verdoppelt. Wer bei den Kunststoffexemplaren aber nur an Sex denkt, der unterschätzt, was diese Puppen in einsamen Zeiten leisten. Mit ihnen kann man auch unter Social- Distancing-Bedingungen einen Ausflug machen, in ihrer Gegenwart muss kein Mundschutz getragen werden. Das sind Vorteile, die manch einen vergessen lassen, dass er eigentlich sehr allein ist.
    Türkei/​Griechenland: Zwischen den Fronten
    Autoren: Anja Miller und Oliver Mayer-Rüth
    Es gab auch Zeiten, da war die Nähe des türkischen Ortes Kas und der griechischen Insel Kastellorizo förderlich für die Aussöhnung der beiden Staaten. Damals besuchten sich die Menschen wöchentlich, Griechen gingen auf den türkischen Markt, Türken nahmen das Fischerboot zum Kaffeetrinken auf der Insel. Keine acht Kilometer trennt die Türkei hier von Griechenland. Die Zeiten haben sich geändert. Jetzt ist die Meerenge Aufmarschgebiet für Militärschiffe beider Nationen. Der Gasstreit heizt sich immer mehr auf. Und hier sind Menschen direkt betroffen.
    Schweden: Corona-Nachsorge per Computer
    Autor: Christian Blenker, ARD-Studio Stockholm
    Weil die Kapazitäten ausgeschöpft waren, mussten die Ärzte im Krankenhaus von Södertälje handeln: Patient*innen, die nicht mehr so viel Betreuung brauchten, schickten sie nach Hause. Ausgestattet mit Computer und Internet, wurden sie per Telemedizin betreut. Aus der Not geboren, getestet und jetzt für gut befunden. Wenn es in Schweden eine neue Corona-Welle gibt, dann soll diese Form der Telemedizin für viele Patient*innen genutzt werden. Taiwan: Herr Chang und Frau Hsu spielen Verkleiden Autor: Uwe Schwering Eine ungewöhnliche Aktion der Betreiber einer Reinigung: Auf Instagram posten sie sich mit den vergessenen Kleidungsstücken, damit die Besitzer*innen sie endlich abholen und die Reinigungskosten bezahlen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.09.2020NDR
  • Folge 6
    USA: die Westküste brennt Die Brände an der Westküste der USA gelten als die schlimmsten Feuer, die je in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington State gewütet haben. Portland, eine der großen Städte an der Pazifikküste, hat weltweit die derzeit schlimmste Luftverschmutzung, haben Expert*innen gemessen. Mehr als 25 Menschen sind inzwischen ums Leben gekommen, es werden noch weitere vermisst. Aber vor allem sind viele Orte und Gemeinden völlig abgebrannt. Und auch wenn Präsident Trump einen Besuch in der Krisenregion angekündigt hat, ist ein Ende der sich weiter ausbreitenden Brände nicht in Sicht.
    Griechenland: Moria brennt. Wohin mit über 12.000 Geflüchteten? Autor: Michael Schramm, Philipp Weber Seit fast einer Woche campieren die Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos unter freiem Himmel, nachdem das völlig überfüllte Lager Moria abgebrannt ist. Die UN errichtet derzeit ein neues Zeltlager, um die akute Not zu lindern. Viele der Einheimischen fordern aber, dass die Geflüchteten ihre Insel so schnell wie möglich verlassen. Denn für die griechische Bevölkerung sind sie eine kaum zu ertragende Belastung, erzählen sie.
    Inzwischen haben sich Bürgerwehren gebildet, weil die Angst umgeht und weil mit COVID-19 infizierte Geflüchtete einfach untergetaucht sind. Solidarität findet in dieser Atmosphäre keinen Raum mehr. Brasilien: die Viren-Jäger Autor: Matthias Ebert Sie suchen im Dschungel nach neuen Viren, die das Potenzial haben, auf Menschen überzuspringen und neue Pandemien auszulösen. Die Forscher der Universität São Paulo beschäftigen sich mit sogenannten Zoonosen. Diese kommen immer öfter vor, weil der Mensch immer näher an den Urwald heranrückt.
    Kenia: Lehrer*innen der Privatschulen ohne Einkommen Autorin: Caroline Hoffmann Der Job auf der Baustelle bringt ihm gerade mal vier Euro, eigentlich unterrichtet Joseph Maina Erdkunde. Der kenianische Staat hat das Schuljahr im ganzen Land für beendet erklärt. Erst nach der Conorana-Pandemie werden die Schulen wieder öffnen. Den Lehrer*innen der staatlichen Schulen wird weiter Gehalt bezahlt, den Privatschullehrer*innen aber nicht. Deshalb muss Joseph Maina sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen, genauso wie seine 150.000 Kolleg*innen.
    Großbritannien: Goldrausch in Schottland Autor: Sven Lohmann In den Flüssen von Schottland wird wieder nach Gold gesucht. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind Schürfrechte gefragt wie lange nicht. Es ist schon die Rede von einem neuen Goldrausch. Etwa 7,5 Millionen Briten arbeiten gerade nicht, ein Teil von ihnen wurde beurlaubt. Die Goldsuche ist eine willkommene Abwechslung. Außerdem ist der Goldpreis gerade hoch. Und schon ein kleines Klümpchen Gold kann in schwierigen Zeiten glücklich machen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.09.2020NDR
  • Folge 7
    USA: Zerstörerische Waldbrände an der Westküste
    Autor: Jan Philipp Burgard, ARD-Studio Washington
    Mehr als 12.000 Quadratkilometer Fläche sind an der Westküste der USA bereits verbrannt. Noch immer wüten in Kalifornien 27 Waldbrände gleichzeitig. In diesem Jahr haben die Feuer hier bereits eine Fläche vernichtet, die zwei Millionen Fußballfeldern entspricht. Die Feuerwehrleute arbeiten oft 16 Stunden am Stück. Geschlafen wird meistens am Rande des Einsatzortes, in Zelten oder auf den Dächern der Löschfahrzeuge. Chuck Mills ist seit 22 Jahren Feuerwehrmann. Er hat eine Entwicklung beobachtet. „Die Feuer sind in den letzten paar Jahren heftiger geworden. Ich weiß nicht, ob es an der globalen Erwärmung liegt oder so, aber das ist auch ein politisches Ding.
    Meine persönliche Erklärung ist, dass es durch den Klimawandel bedingt ist.“ Die Frage nach der Ursache für die immer schlimmer werdenden Waldbrände ist in den USA auch zum Wahlkampfthema geworden. Der Demokrat Joe Biden macht vor allem den Klimawandel verantwortlich. Präsident Trump hingegen zieht schlechtes Forstmanagement als Erklärung heran. Die Feuerwehrleute vermeiden die große Politik in ihren Pausen als Gesprächsthema. Niemand will in Streit geraten. Schließlich ist Teamwork gefragt, wenn man gemeinsam gegen das Feuer kämpft.
    Türkei: Kinderarbeit – schuften statt Schule
    Autor: Oliver Meyer-Rüth, ARD-Studio Istanbul
    Die Gesetzeslage in der Türkei ist eindeutig: Kinder unter 15 Jahren dürfen nicht arbeiten. Dennoch müssen nach offiziellen Schätzungen 700.000 Kinder regelmäßig Geld verdienen, damit ihre Familien über die Runden kommen. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus und fürchten, dass tatsächlich zwei Millionen Kinder schuften müssen. „Es geht vielen Arbeitgebern darum, möglichst billige Arbeitskräfte zu beschäftigen“, klagen Gewerkschafter an. Einer von den arbeitenden Kindern ist der 13-jährige Serhat Kircan. Er sammelt Müll, damit seine Familie ihr Überleben finanzieren kann. Umgerechnet vier Euro verdient er pro Tag, das Geld geht für Lebensmittel drauf. Eine hoffnungslose Situation für den 13-Jährigen, denn einen Schulabschluss und eine gute Ausbildung wird er so nicht schaffen.
    Albanien: Junge Menschen helfen den Armen
    Autor: Dirk Schrader
    Für viele arme Frauen und Kinder in den ländlichen Teilen Albaniens ist eine Freiwilligen-Organisation die letzte Rettung. Denn wenn die Männer oder die Familienclans unliebsame Angehörige verstoßen oder sogar bedrohen, dann gibt es im armen Albanien so gut wie keine Unterstützung oder ein Sozialsystem, das Hilfs- und Schutzbedürftige auffängt. Der Anwalt Arbër Hajdari hat die Hilfsorganisation „Das andere Wochenende“, die sich über Spenden finanziert, gegründet. Inzwischen unterstützen ihn 12.000 Freiwillige, die alle ohne Bezahlung mitarbeiten.
    Über ein Notfalltelefon melden sich Frauen und Kinder zumeist mit konkreten Bitten. Dann fahren die freiwilligen Helfer*innen aufs Land, um mit Nahrung und Lebensmitteln zu helfen. Innerhalb von wenigen Tagen finden sie häufig auch eine Bleibe, damit verfolgte Frauen und ihre Kinder nicht in Kuhställen oder im Wald leben müssen. Außerdem baut die Hilfsorganisation gerade das erste Frauenhaus des Landes. Private Spender und vor allem junge Freiwillige mit viel Engagement übernehmen die Aufgaben, die der albanische Staat nicht leisten kann.
    Emirate: Was die neue Freundschaft zu Israel bedeutet
    Autor: Daniel Hechler, ARD-Studio Kairo
    Die kleine jüdische Gemeinde in Dubai wächst. Und nun nehmen die Vereinigten Arabischen Emirate diplomatische Beziehungen zu Israel auf. Für viele Juden am Golf ein Befreiungsschlag. Ross Kriel genießt seinen Lieblingsstrand in Dubai nach einem langen Tag im Büro. Seit sieben Jahren schon lebt der Anwalt in Dubai, bislang eher zurückgezogen. Nun trägt er zum ersten Mal öffentlich die Kippa und fühlt sich wohl dabei: „Das ist jetzt mein Zuhause. Wir haben gelernt, hier zu leben. Als Juden zu leben.“ Bewegte Tage liegen hinter ihm. Gerade erst war Kriel zu Gast im Weißen Haus. Ein historischer Tag, an dem die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel ihre Annäherung besiegelten.
    Gerade Dubai hofft auf neue Investitionen, Geschäfte, Touristen aus Israel. Die Handelsmetropole am Golf gibt sich gerne weltoffen und tolerant. Auch deshalb konnte hier eine jüdische Gemeinde Wurzeln schlagen. Ross Kriel ist ihr Präsident. Mit dem Washingtoner Abkommen öffnen sich neue Horizonte. Nun ist die Gemeinde auch von Staats wegen anerkannt. „Wir sind jetzt die Juden der Vereinigten Arabischen Emirate. Mich packt das emotional, wenn ich nur darüber spreche“, sagt Kriel. Nicht überall aber stößt das Modell von Dubai auch auf Gegenliebe. Viele Araber halten die Annäherung an Israel für Verrat an den Palästinensern.
    In den sozialen Netzwerken ist darüber auch viel Wut zu spüren. Der Außenminister der Emirate, Anwar Gargash, hat offenbar damit gerechnet. Der Deal polarisiere die Gesellschaft weiter, sagt er. Doch Stillstand sei auf Dauer keine Alternative: „Wer die Emirate negativ beurteilt, fühlt sich in seiner Einschätzung bestärkt. Wer sie positiv sieht, bleibt ebenfalls bei seiner Einstellung. Nur die Lautstärke der Auseinandersetzung ist ein wenig höher geworden.“ Über alle Ressentiments hinweg Brücken bauen, das hat sich Ross Kriel vorgenommen. Eine Annäherung, die Zeit braucht. Ein Anfang immerhin ist jetzt gemacht.
    China: Gemüseverkauf per Live-Streaming vom Feld
    Autorin: Tamara Anthony, ARD-Studio Peking
    Als ihnen im Februar aufgrund von Corona die klassischen Verkaufskanäle wegbrachen, mussten die Landwirte in China neue erfinden. Und das taten viele. Per Livestream läuft ihr Geschäft inzwischen wie geschmiert. Einer von ihnen ist Jungbauer Wu Xiansheng. Seine armen Jahre sind vorbei. Zwei Monatsgehälter haben gereicht. Jetzt fährt er einen neuen Tesla. Sein Produkt: Enteneier. Sein Schlüssel zum Erfolg: Er steht ständig per Livestream im direkten Kontakt zu seinen Kund*innen. Über die chinesische App TikTok zeigt er seinen Arbeitsalltag live.
    Die potenziellen Käufer*innen können jederzeit Fragen stellen und Eier bestellen. „Dieser Verkaufskanal ist sehr gut. Viel besser als die traditionellen Wege mit den Agenten und Mittelsmännern, die dann auch alle Geld haben wollen“, sagt Wu Xiansheng. Enteneier in Salz eingelegt und gedämpft sind eine chinesische Spezialität. Ein beliebter Snack für zwischendurch. Auf das Vierfache haben sie jetzt die Produktion erhöht. „Jetzt verarbeiten wir 200.000 Eier an einem Tag. Und das ist auch die Zahl an Eiern, die wir an einem Tag verkaufen können“, sagt Wu Xiansheng, der in einem kleinen Fischerdorf ganz im Süden Chinas lebt.
    Jeder kennt sich, alle arbeiten in der gleichen Branche. Wenn sie jung sind, fischen sie. Wenn die Kräfte ausgehen, züchten sie Enten. Das ist die Arbeitsaufteilung seit Generationen. Seine Streaming-Idee kam anfangs nicht gut an, erzählt Wu: „Die Leute hier finden Livestreaming schamlos. Sie verstehen nicht, was du tust, wenn du jeden Tag in deine Kamera reinquatschst und immer mit dem Telefon rumrennst.
    Sie haben auf mich herabgeschaut, weil sie es nicht verstanden haben.“ Doch der Erfolg gibt ihm Recht. Wu ist unterhaltsam und schafft Vertrauen. Im Vormonat hat die Dorf-Kooperative so viel Gewinne eingefahren wie sonst in einem halben Jahr. Früher hat er sich nicht vorstellen können, als Erwachsener im ländlichen China zu bleiben. Seit er das Livestreaming entdeckt hat, sieht er das anders: „Über diese Plattform können wir mit der Welt kommunizieren, unser Essen und unsere Kultur teilen und unsere Geschichte der Welt erzählen. Das ist sehr aufregend für uns.“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.09.2020NDR
  • Folge 8 (30 Min.)
    Themen: Brasilien: Vom Drogenboss zum Pastor /​ USA: Junge Erstwähler zwischen Biden und Trump /​ Frankreich: Corona-Hotspot Marseille /​ Griechenland: Das Dorf der 100-Jährigen auf Ikaria /​ China: Partei-Propaganda in sozialen Netzwerken (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.09.2020NDR
  • Folge 9 (30 Min.)
    New York: Stadtflucht oder das neue Landleben Der New Yorker schwört traditionell auf seine Stadt, den Trubel und das Essen vom Take-away um die Ecke. Mit Corona ändert sich das – die New Yorker entdecken die Provinz. Homeoffice und Corona-Angst treiben immer mehr Menschen aufs Land. Und sie entdecken dort eine Lebensqualität, die sie bisher nur aus Filmen kannten. Autorin: Christiane Meier Indonesien: Corona-Baby-Schwemme 400.000 Babys mehr als im vergangenen Jahr erwarten die indonesischen Behörden schon jetzt. Damit die Zahl nicht noch höher wird, wurde eine Blitzkampagne gestartet: Verhütungsmittel werden an Millionen Bürger verteilt, und per Lautsprecher durch die Straßen gebrüllte Ratschläge sollen für Vernunft sorgen: „Ihr könnt Sex haben, aber werdet nicht schwanger!“; „Männer, bitte reißt Euch zusammen!“ Neben der Babyschwemme befürchtet man einen durch Abtreibungen verursachten Anstieg der Müttersterblichkeitsrate.
    Autorin: Sandra Ratzow Belarus: Unterstützung für Maria Kolesnikowa Maria Kolesnikowa ist eine der wichtigsten Anführerinnen der Opposition gegen den belarussischen Präsidenten Lukaschenko.
    Anfang September wurde sie unter bisher ungeklärten Umständen festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Immer wieder gibt es Solidaritätskundgebungen für Kolesnikowa. Unter anderem auch in Stuttgart. Dort hat sie Flöte studiert, jahrelang als Musikerin gearbeitet und Kulturprojekte gemanagt. Ihre Weggefährten aus Stuttgart beschreiben Maria Kolesnikowa als sozial engagierte und unerschrockene Persönlichkeit. Autoren: Thomas Aders/​Jo Angerer Bulgarien: Kampf gegen korrupte Staatsanwälte? Seit Monaten protestieren Tausende Menschen gegen Korruption und mafiöse Strukturen im Regierungsapparat.
    Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, aber geändert hat sich nichts. Die Männer, gegen die demonstriert wird, sind weiterhin an der Macht: Premierminister Borissow und Generalstaatsanwalt Geshev. Letzterer kann sämtliche Ermittlungen aller ihm unterstehenden Staatsanwälte stoppen. Wie gefährlich Kritik an diesem System werden kann, hat einer der beiden obersten Richter Bulgariens, Losan Panow, selbst zu spüren bekommen: Seit Jahren schickt er Berichte über die Mängel in der bulgarischen Justiz nach Brüssel, wirft der EU vor, bewusst wegzuschauen.
    In Bulgarien hat das für Panow Folgen: Er und seine Frau, Journalistin und Herausgeberin der deutschsprachigen bulgarischen Wirtschaftszeitung „Wirtschaftsblatt“, berichten von Hetzkampagnen, Manipulationen an ihrem Auto und diversen Verfahren gegen sie. Aufgeben, das wollen sie dennoch nicht, genau wie die Demonstranten. Autor: Christian Limpert Kenia: Baumpflanzen aus der Luft Die Idee ist einfach aber effektiv.
    Eine Samenbombe ist ein beschichteter Baumsamen in einer kleinen Kugel aus recyceltem Holzkohlenstaub, der mit nahrhaften Bindemitteln vermischt ist. Die Biokohlebeschichtung schützt den Samen im Inneren vor Vögeln, Nagetieren und Insekten. Wenn es regnet, weicht er auf und heraus kommt ein Baumsämling. Eine Idee eines kleinen Start-up-Unternehmens, die helfen soll, die ehrgeizigen Ziele Kenias umzusetzen: die Entwaldung aufhalten. In zwei Jahren sollen zehn Prozent der Fläche des Landes bewaldet sein. Autor: Norbert Hahn (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.10.2020NDR
  • Folge 10 (30 Min.)
    Italien: Kampf gegen Kokainhandel
    Autor: Rüdiger Kronthaler
    Der Hafen von Gioia Tauro ist einer der größten Containerhäfen des Mittelmeerraums. Etwa 80 Prozent des in Europa verkauften Kokains kommt laut Schätzung der italienischen Polizei aus dem Jahr 2006 über diesen Hafen nach Europa. Das Besondere: Er ist an keine Stadt angebunden und liegt mitten im Einflussgebiet der ?Ndrangheta, der kalabrischen Mafia. Ein großer Teil der Container wird innerhalb von 24 Stunden auf andere Schiffe umgeladen und verlässt den Hafen auf dem Seeweg. So bleiben Zoll und Finanzpolizei nur wenig Zeit für Kontrollen. Der Film begleitet die Drogenfahndung bei der Containerkontrolle und berichtet vom „Katz-und-Maus-Spiel“, bei dem die Mafia den staatlichen Behörden immer etwas voraus zu sein scheint.
    Schweiz: junge Einwohner*innen für Quinten
    Autorin: Julia Henninger
    Das kleine Dorf Quinten im Kanton St. Gallen liegt idyllisch am Ufer des Walensees. Doch trotz eines angenehmen Klimas und der hübschen Häuschen möchten immer weniger Menschen hier leben. Denn es gibt ein Problem: der Ort ist nur per Schiff oder mittels eines langen Fußweges zu erreichen. Nur noch knapp 40 Einwohner*innen sind übriggeblieben, vor allem die jungen Leute sind weggezogen. Die Stiftung Quinten lebt möchte jetzt neues Leben ins Dorf bringen. Eine Geldprämie soll Familien mit Kindern als Anreiz dienen, nach Quinten zu ziehen. Es wurden zwei Wohnungen hergerichtet sowie ein kleines Restaurant eröffnet. Noch ist die Nachfrage überschaubar, aber das Projekt ist langfristig angelegt.
    Brasilien: Warum Noronha coronafrei ist
    Autor: Matthias Ebert
    Ein positiver Corona-Test scheint derzeit Voraussetzung für jeden zu sein, der auf den paradiesischen Archipel Fernando de Noronha reisen will. Die Insel vor der Atlantikküste Brasiliens ist einer der ganz wenigen Orte weltweit, die coronafrei geblieben sein sollen. Eine frühe, strikte Quarantäne und strenge Auflagen haben dies wohl möglich gemacht. Wer nun, nach Wiedereröffnung des Tourismus, keinen positiven Antikörpertest vorweisen kann, darf den Flug nicht antreten. Die Insel ist ein idyllisches Naturschutzgebiet. Hier leben Zitronenhaie, Delfine und Rochen ungestört, da für Fernando de Noronha strenge Umweltauflagen gelten. Brasiliens Präsident Bolsonaro will den Archipel zwar für Massentourismus und Kreuzfahrtschiffe öffnen, doch der lokale Verwalter hält davon nichts. Und auch der frühere Haifänger und heutige Haiforscher Leo Bertrand findet, dass sich der Tourismus in Grenzen halten müsse. Ein Besuch im von offizieller Seite garantierten COVID-19 freien Paradies.
    Niederlande: Jobhilfe für geflüchtete Frauen
    Autorin: Marie-Kristin
    Boese Geflüchtete Frauen haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer. Nach drei bis fünf Jahren mit Aufenthaltsstatus in den Niederlanden haben 33 Prozent der geflüchteten Männer einen Job, aber nur 15 Prozent der Frauen. Christina Moreno will das ändern. Sie hilft, Frauen aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea für den niederländischen Arbeitsmarkt fit zu machen. In Rotterdam bietet Morenos gemeinnütziges Unternehmen She Matters langfristige Ziel: Die Frauen sollen einen Job finden, der ihrer Qualifikation entspricht.
    Mexiko: Heiraten trotz Corona erwünscht
    Autorin: Xenia Böttcher
    Ständig ändern sich weltweit durch die Pandemie die Reiseregeln. Die Flugpläne sind geschrumpft, viele Grenzen dicht. Besonders schwierig ist das für unverheiratete Paare in Fernbeziehungen, denn für sie gibt es kaum Ausnahmeregeln. Anders ist das in Mexiko. Das Land hat seine Grenzen für alle offen gelassen, trotz hoher Infektions- und auch Sterberaten, und lädt explizit ein, in Mexiko zu heiraten. Alle bürokratischen Abläufe werden schnell abgewickelt und sind international gültig. Eine Marktlücke, die gut ist für die Wirtschaft und für die Liebe. Für die Hochzeitsplaner*innen sind es keine megagroßen Hochzeiten, es sind meist ganz kleine. Aber sie hatten noch nie so geschäftige Monate. Oft melden sich die Paare mit drei Tagen Vorlauf. Bei Peter und Leighanne waren es immerhin drei Wochen. Peter kommt aus Schottland, Leighanne aus den USA. Hochzeit unter mexikanischer Sonne. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.10.2020NDR
  • Folge 11 (30 Min.)
    Italien/​Großbritannien: Zwei Länder, zwei Wege, ein Virus
    Autoren: Ellen Trapp, Sven Lohmann
    Die zweite Coronawelle hat Europa fest im Griff. Besonders betroffen ist England. Dort hat die Regierung bereits im Frühjahr Maßnahmen gegen die Infektion nur zögerlich angeordnet. Mit einem verheerenden Ergebnis. Und auch jetzt, Monate später, geben Expert*innen dem Krisenmanagement der Johnson-Regierung schlechte Noten. Die Zahlen schnellen weiter rapide nach oben, vor allem im Norden des Landes, in Liverpool. Anders in Italien. Hier wurden nach dem Ausbruch des Virus schnell strikte Maßnahmen angeordnet. Das Land war traumatisiert, als im Frühjahr Militärtransporter mit Leichensärgen durch Bergamo fuhren. Im Sommer dann hatte sich die Lage deutlich entspannt. Doch nun hat die zweite Welle auch Italien wieder erfasst. Und wieder reagieren die Italiener, anders als die Engländer, mit schnellen, harten Regeln gegen Corona.
    Großbritannien: Johnsons Brexit-Zwänge und -Chancen
    Autor: Vassili Golod
    Einst galt Stoke-on-Trent als das Zentrum des britischen Handwerks, vor allem Keramik wurde in der Region produziert. Bis zu 70.000 Menschen waren in den guten Zeiten in den Manufakturen beschäftigt. Inzwischen arbeiten nur noch 6.000 Töpferinnen und Töpfer dort. Und viele, die ihr Leben lang ihre Stimme der Labour-Partei gegeben hatten, haben bei der vergangenen Wahl Boris Johnson und seinen harten Brexit-Kurs gewählt. „Wir geben ihm die Chance, uns eine bessere Zukunft zu ermöglichen“, heißt es bei vielen, die von Labour bitterlich entäuscht wurden. Vor allem Investitionen müssen her, um die alten Industrieregionen wie Stoke-on-Trent für die nächsten Generationen attraktiv zu machen.
    USA: Wahl 2020: Wie tickt Tennessee?
    Autor: Jan Philipp Burgard
    Das letzte Duell zwischen US-Präsident Trump und dem demokratischen Herausforderer Biden steigt in wenigen Tagen in Nashville. Der US-Bundesstaat Tennessee gilt als konservativ, ist vor allem ländlich geprägt. Tennessee ist berühmt für den Blues und die Countrymusik sowie für seinen Whiskey. ARD-Korrespondent Jan Philipp Burgard traf unter anderem einen Spirituosenproduzenten, der auf Trump setzt, weil er von dessen Wirtschaftspolitik profitiert. Und er sprach mit Amerikanern, die hoffen, dass die tiefe Spaltung im Land nach der Wahl überwunden werden kann.
    Norwegen: Atempause für Wale
    Autor: Philipp Abresch
    In Coronazeiten hat auch der Schiffsverkehr weltweit abgenommen. Beispiel Norwegen, hier waren nicht weit von den Lofoten weniger Frachtschiffe und Kreuzfahrtriesen unterwegs. Die Folge: weniger Lärm unter Wasser, ein Segen für Fische und Wale. Denn Lärm sei für Wale so nervig wie Tinnitus, sagen Wissenschaftler*innen. Deshalb sei weniger Schiffslärm ein Glücksfall für die Meereswelt und auch für die Wissenschaftler*innen, denn die können nun störungsfrei das Leben unter Wasser besser erforschen. Und außerdem werden im Fjord von Trondheim jetzt immer häufiger Grindwale gesichtet.
    China: Arbeitsboom in Zeiten von Corona
    Autorin: Tamara Anthony
    China will wachsen, auch in Zeiten von Corona. Doch während die EU mit einem Green Deal die Wirtschaft zum Laufen bringen will, geht das Wachstum in China wohl zu Lasten der Umwelt. Denn die Regierung in Peking hat klare Prioritäten: Die Chinesen sollen Arbeit haben und Geld verdienen können. Denn Arbeitslosigkeit könnte zu sozialen Unruhen führen. Langfristige Folgen für die Umwelt werden an vielen Stellen einfach ignoriert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.10.2020NDR
  • Folge 12 (30 Min.)
    Russland: Bald Corona-Massenimpfung?
    Autor: Oliver Mayer-Rüth
    Moskaus Bürgermeister Sobjanin stellt schon Massenimpfungen gegen das Coronavirus im Dezember oder Januar in Aussicht. Er setzt dabei auf die zügige Produktion des russischen Impfstoffs „Sputnik-V“, der als weltweit Erster zugelassen wurde, obwohl die dritte Testphase noch läuft. Viele Russen sind skeptisch, während die Regierung den Impfstoff bereits ins Ausland verkauft.
    Belgien: Pflegepersonal am Anschlag
    Autorinnen: Franziska Wellenzohn, Katrin Matthaei
    Die Krankenhausbetten für Corona-Patient*innen füllen sich. Während die zweite Welle Belgien gerade mit Wucht trifft, ist das Pflegepersonal bereits am Limit. Selbst positiv getestete Krankenpfleger müssen weiterhin zur Arbeit, um die ebenfalls an COVID-19 Erkrankten zu versorgen. Ansonsten würde das System jetzt schon zusammenbrechen. Dabei ist der Höchstwert wahrscheinlich noch gar nicht erreicht.
    Belgien: Die „Trump“-Praline
    Autorin: Gudrun Engel
    Der amtierende US-Präsident Trump hat ja bekanntlich mit konfusen Anti-Corona-Methoden für Aufregung gesorgt. Der belgische Chocolatier Dominique nimmt ihn deshalb mit seiner „Trump“-Praline auf die Schippe, inklusive desinfektiöser Zutaten. Island: Der CO2-Staubsauger Autor: Christian Stichler Island versucht, dem Klimawandel durch eine besondere Entwicklung entgegenzuwirken. Ein Staubsauger soll CO2 aus der Luft saugen und zu Gestein umwandeln. Kann das funktionieren?
    Türkei: Kindergearbeit geduldet
    Autor: Oliver Mayer-Rüth
    Blitzschnell pflücken die zarten von dünnen Handschuhen geschützten Finger der zehnjährigen Sevilay bei 32 Grad im Schatten Baumwolle auf einem Feld im Südosten der Türkei. Jeden Herbst gehe das so fast zwei Monate lang, erzählt Sevilay. Die Schule müsste dann ausfallen. Der einzige Trost: sie ist nicht allein. Neben ihren Eltern und erwachsenen Verwandten stehen ihre Cousinen und Cousins, Kinder so wie Sevilay, neben ihr auf dem Feld. Kinderarbeit ist immer noch ein großes Problem in der Türkei. Zwar ist sie verboten, doch mehrere Hunderttausend Kinder müssen für ihren Lebensunterhalt arbeiten und die Behörden schauen weg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.10.2020NDR
  • Folge 13 (35 Min.)
    Japan: Ein Dorf verjüngt sich
    Noch vor zwei Jahren hieß es, das älteste Dorf Japans sterbe aus. Nanmuko liegt in den Bergen, nur hundert Kilometer von der Mega-Metropole Tokio entfernt. Die Dorfgemeinschaft wurde immer älter, die Jüngeren zogen alle weg. Nun aber kündigt sich eine Wende an: die ersten Städter sind nach Nanmuko gezogen und wollen bleiben. Yuta Sato zum Beispiel hatte das Stadtleben satt. Jetzt wird er in Nanmoku einen Pflanzenhandel übernehmen. Unterstützt wird er vom Staat: drei Jahre lang erhält er Lohn und Miete und soll dafür weitere neue Bewohner rekrutieren.
    Niederlande: Vanille aus dem Gewächshaus
    Den Weltmeistern im Züchten ist es gelungen, neben Südfrüchten wie Papayas auch Vanille im Gewächshaus anzubauen. Im Moment noch ein Testfeld, aber bald schon ein erfolgreicher Markt, glauben die geschäftstüchtigen Niedeländer*innen.
    Italien: Engagierter Bürgermeister
    „Acqua alta!“ – Hochwasser! – heißt es in Venedig immer öfter. Aber auch der Rest des Landes ist immer stärker von Wetterextremen betroffen. Durch die geografische Lage ist Italien eines der europäischen Länder die den Klimawandel am härtesten zu spüren bekommen. Dass sich solch eine Katastrophe nicht wieder wiederholen möge, dafür sorgt seit 2014 Bürgermeister Emanuele Moggia, seit 2019 in zweiter Amtszeit. Er arbeitet eng mit dem Zivilschutz zusammen, hat ein Überwachungssystem mit zahlreichen Kameras eingerichtet, Warntafeln im Ort aufstellen lassen, ein Benachrichtigungskonzept ausgearbeitet, um die Bevölkerung und die Touristen bei Unwetteralarmstufe rot frühzeitig zu warnen. Gerade sind Projekte im Wert von mehr als eine Million Euro genehmigt worden, darunter ein Auffangkanal, der vom Bach am oberen Ende des Ortes Wassermassen ins Meer umleiten soll.
    Polen: Wie sich ein sowjetischer Garnisonsort neu erfindet
    Der Ort Klomino ist eine Geisterstadt in Polen, zwölf Kilometer südlich von Borne Sulinowo. Ursprünglich Kasernenstadt der Wehrmacht wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee als Garnisonsstadt übernommen, mit Wohnhäusern, Garagen und Unterkünften für die Soldaten. Bis 1992 lebten circa 5.000 Menschen in der Stadt, die sie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verließen. Ganz in der Nähe liegt der Ort Borne Sulinowo. Heute besuchen Touristen die Gegend, die sich für die russische Besatzungszeit interessieren. Dariusz Czerniawski kam 1994 aus Breslau hierher und hat ein lokales Museums aufgebaut: „Borne Sulinowo ist ein Ort, an dem zwei der größten totalitären Systeme in der Weltgeschichte – der deutsche Faschismus und der sowjetische Kommunismus – ihre Spuren hinterlassen haben. Diese Spuren bleiben. Und jetzt bauen wir auf den Ruinen eine zivile Stadt. Wir wollen diese Geschichte aber für die Nachwelt bewahren.“
    China: Sozialarbeiterin für abgehängte Kinder
    Guo Guo ist drei Jahre alt, lebt bei ihrer Oma auf dem Dorf und gehört zu Chinas zurückgelassenen Kindern. Geschätzt 69 Millionen teilen ihr Schicksal. Ihre Eltern ziehen oft als Wanderarbeiter auf der Suche nach Jobs in Chinas Millionenstädte, unterstützen ihre Familien in der Heimatprovinz mit Geld, aber kommen meist nur einmal im Jahr für einige Woche nach Hause. Die Erziehung der Enkel übernehmen Oma und Opa. Das birgt Probleme, denn gerade ohne frühkindliche Förderung bleiben große Defizite. Deshalb bekommen Kleinkinder wie Guo Guo einmal pro Woche Besuch von einer Familienbeauftragten. Sie bringt Guo Guos Oma bei, wie sie das Kind spielerisch fördert mit Bilderbüchern, Bauklötzen, kleinen Aufgaben – anstatt das Kind einfach sich selbst zu überlassen. Ein kleiner Erfolg für Guo Guo, aber Millionen anderen Kleinkindern in China fehlt diese Chance. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.11.2020NDR
  • Folge 14 (30 Min.)
    Lettland: Corona-Test am Automaten
    Autor: Christian Stichler
    Steigende Corona-Infektionszahlen meldet auch Lettland. Doch es werden auch immer wieder neue Ideen entwickelt. So gibt es jetzt die Möglichkeit, einen Corona-Test am Automaten zu machen. Das hat sich Didzis Gavars ausgedacht, in nur 40 Tagen von der Idee bis zum Prototyp. Das vollautomatische Corona-Testgerät sieht aus wie eine Mischung aus Verkehrsblitzer und Getränkeautomat. Gavars betreibt eines der größten Labore in Riga. Wer sich online vorab registriert, soll sich in Zukunft an rund um die Uhr am Automaten sein Corona-Test-Kit abholen können. „Hier in dieser Kiste befindet sich alles, was man für einen ganz regulären Speicheltest benötigt.
    Eine genaue Anleitung. Eine infektionsgeschützte Plastiktüte, ein verschließbares Röhrchen für die Speichelprobe. Mit all dem kann ich zu Hause in aller Ruhe einen Test machen, danach alles zurück in die Tüte stecken und die Box anschließend wieder hierher zurückbringen.“ Gavars arbeitet seit April an den Speicheltests. 20.000 Proben hat er schon analysiert. Die Genauigkeit werde immer besser. Für ein Screening der Bevölkerung seien die Tests also durchaus geeignet. Krisen machen erfinderisch, sagen die Letten.
    Australien: Nach dem großen Feuer zurück in die Wildnis
    Autorinnen: Sandra Ratzow und Katharina von Tschurtschenthaler
    Es waren die verheerendsten Buschfeuer in der Geschichte Australiens. Vor einem Jahr starben unzählige Tiere oder wurden von den Flammen verletzt. Inzwischen können viele der gesund gepflegten Koalas wieder zurück in ihren Lebensraum. Für Koala Murton ist es ein großer Tag. Für ihn geht es zurück in die freie Wildbahn. Für seine menschlichen Zieheltern ist es ein bittersüßer Abschied, zehn Monate lang haben die Wildtierpfleger das Beuteltier versorgt. „Es gibt kein besseres Gefühl, als einen Koala, den du nach einer Verletzung gepflegt hast, wieder in die Natur zu entlassen, den Kleinen einen Baum raufklettern zu sehen“, sagt Dana Mitchell vom Wildtierpark Kangaroo Island.
    Koala Murton und viele seiner Artgenossen auf dem ganzen Kontinent sind durch die Feuerhölle gegangen. Buschfeuer hatten sechs Monate lang in Australien gewütet, eine Waldfläche, größer als Irland, vernichtet. Behutsam kehrt das Leben in die verbrannten Wälder zurück. Doch gerade Koalas brauchen viel Grün, um in der freien Wildbahn zu überleben. Viele sind deshalb in Zoos im ganzen Land untergebracht. Nur die Stärksten können ausgewildert werden.
    USA: Porträt Kamala Harris
    Autorin: Claudia Buckenmaier
    Sie ist die erste US-Vizepräsidentin und die erste schwarze Frau in diesem Amt. Kamala Harris ist Stellvertreterin des neu gewählten Präsidenten Joe Biden und seine mögliche Nachfolgerin. Ungezwungen nahbar und strahlend repräsentativ, Kamala Harris kann beides. Sie will Vorbild sein für Frauen, egal welcher Hautfarbe. „Ich mag die erste Frau in diesem Amt sein, aber nicht die letzte. Jedes kleine Mädchen, das mich hier heute sieht, erkennt, dass die USA ein Land der Möglichkeiten sind.“ Sie war bereits Generalstaatsanwältin und unerbittlich fragende Senatorin, die die Gegenseite oft sprachlos zurückließ. Als Präsidentschaftskandidatin ging sie Joe Biden hart an.
    Sie weiß, was sie will. Harris soll vor allem den Schwarzen beweisen, dass sie von dieser neuen Regierung gehört werden. Das politische Programm ist ambitioniert. „Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit, die harte Arbeit. Leben retten und die Epidemie bekämpfen, unsere Wirtschaft wiederaufbauen, damit sie den Arbeitern nutzt, den systematischen Rassismus in unserer Justiz und Gesellschaft beseitigen, die Klimakrise bekämpfen, unser Land zu einen und die Seele unserer Nation zu heilen.“ Mit ihren Großnichten präsentiert sie sich auf der Bühne, stolz und selbstbewusst. Eine moderne Vizepräsidentin mit dem Ziel, die Nummer eins zu werden.
    Spanien: die Kanarischen Inseln
    Autorin: Natalia Bachmayer
    Die Kanarischen Inseln blieben bisher weitgehend verschont von der zweiten Coronawelle. Sie haben aber mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Immer mehr Boote mit Geflüchteten kommen auf der spanischen Inselgruppe an. Meist sind die Menschen völlig entkräftet und traumatisiert. Behörden, Ärzt*innen und Freiwillige versuchen ihnen, so gut es eben geht zu helfen. Viele Urlauber*innen bekommen von den Nöten der Geflüchteten kaum etwas mit.
    Großbritannien/​EU: Der Brexit rückt näher
    Autoren: Vassili Golod und Judith Wedel
    Keine acht Wochen mehr, dann kommt der Brexit. Doch nach wie vor gibt es kein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien. Reporter*innen haben sich in Großbritannien und Belgien umgehört, wie sich Unternehmen, die voll und ganz auf den Export setzen, auf den Brexit vorbereitet haben.
    Niederlande: Der letzte Wunsch Sterbender
    Autor: Thomas Aders
    Manche Menschen, die sterbenskrank sind, haben noch einen letzten Wunsch, zum Teil auch einen ausgefallenen. In den Niederlanden setzt die Stiftung Ambulance Wens alles daran, ihren Patient*innen diesen letzten Wunsch zu erfüllen. So wie dem todkranken Herzpatienten Liekele, der unbedingt noch einmal mit Freunden ein Bier in einer Kneipe trinken möchte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.11.2020NDR
  • Folge 15 (30 Min.)
    Großbritannien: Landwirte verzweifelt wegen Brexit-Chaos
    Autor: Vassili Golod
    Ende Januar ist Großbritannien aus der EU ausgetreten. Bis Ende dieses Jahres gelten aber noch Übergangsregelungen mit vergleichbaren Bedingungen wie zuvor. Derzeit verhandelt die britische Regierung mit der EU und anderen Ländern über Abkommen für die künftigen Wirtschaftsbeziehungen. Ausgang ungewiss. Vor allem die britischen Bauern sorgen sich um ihre Zukunft. Der Handel mit Agrarprodukten ist von großer Bedeutung für die Wirtschaft in Großbritannien. Ohne Abkommen mit der EU beziehungsweise einem No-Deal-Brexit drohen Zölle und andere Handelshürden. Ein Handelsabkommen mit Ländern wie den USA oder Australien öffnet aber auch die Tür für Billigimporte mit niedrigen Standards. Eine von der britischen Regierung versprochene Regelung zur Verhinderung des Imports minderwertiger Lebensmittel lässt immer noch auf sich warten.
    Schweiz: Ein Dorf muss weichen
    Autorin: Julia Henninger
    Das kleine Mitholz liegt idyllisch im Kandertal im Berner Oberland. Doch es gibt eine unsichtbare Gefahr. In der unmittelbaren Umgebung lagern rund 3.500 Tonnen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Bereits 1947 gab es in dem unterirdischen Lager ein Explosionsunglück, bei dem neun Menschen ums Leben kamen und der Dorfkern zerstört wurde. Vor zwei Jahren kamen Experten dann zu der Einschätzung, dass immer noch Gefahr droht. Daher soll das Munitionslager geräumt werden. Für die 170 Bewohner*innen von Mitholz heißt das, sie müssen für die Dauer der Räumung ihre Häuser verlassen, für bis zu zehn Jahre.
    Russland: Moskau. Vorfahrt für die Umwelt
    Autor: Demian von Osten
    Neu, modern, digitale Vernetzung und Fortschritt: So sieht Moskaus Bürgermeister seine Stadt der Zukunft und investiert massiv in moderne Technologien. Beispiel Metro: 56 neue Metrostationen wurden in den vergangenen zehn Jahren neu eröffnet, bis Ende des Jahres will die Stadt 600 batteriebetriebene Elektrobusse einsetzen. Schon jetzt hat sie die größte Car-Sharing-Flotte weltweit. In Moskau spricht man von der „klugen Stadt“. Die „Weltbilder“ zeigen, wie es der Metropole gelingt, sich in derart hohem Tempo zu modernisieren und was der Preis dafür ist.
    Niederlande: der Kampf ums Wasser
    Autorin: Gudrun Engel
    Der Kampf gegen das Wasser hat sie bislang angetrieben, jetzt ist es der Kampf ums Wasser. In den Niederlanden regnet es zu wenig. Besonders die moorigen Böden fallen trocken. Der Effekt: Schon jetzt rechnet man mit rund 400.000 Häusern, auf Holzbalken gebaut, die versinken können. Insgesamt stehen drei bis vier Millionen Häuser auf Pfählen. Zudem setzen die trockenen Moorflächen große Mengen CO2 frei. Das wiederum beschleunigt den Klimawandel. Ein Teufelskreis. Familie Dekker hat ihren Traum vom Landleben erst einmal aufgegeben. Ihren Bauernhof müssen sie verlassen.
    Frankreich: vom Acker auf den Tisch
    Autorin: Sabine Rau
    Der Gemüselandwirt Xavier Cugnière gerät ins Schwärmen, wenn er über Kelbongoo! spricht, ein Logistik- und Vertriebssystem, das Kleinbauern große Chancen bietet. Der Landwirt konnte durch die Zusammenarbeit mit dem Non-Profit-Unternehmen seinen Kundenstamm vergrößern, investieren und seine Produktion erheblich ausweiten. Und das verspricht das soziale Vertriebssystem: Mehr Menschen sollen regionale Produkte konsumieren können, Transportwege verkürzt und vereinfacht werden, Preise sinken. Aber wie genau kommt das Gemüse vom Acker frisch auf den Tisch, fragt ARD-Korrespondentin Sabine Rau.
    Türkei: Tahas Traum vom Kochen
    Autorin: Katharina Willinger
    Das Dorf Güvecci mit 500 Einwohner*innen ist der südlichste Punkt der Türkei, ein Steinwurf von Syrien entfernt. Die Gegend gilt als konservativ und strukturschwach. Hier wächst Taha auf, als elftes von zwölf Kindern. Die Mutter kocht mit dem, was der eigene Garten hergibt und Taha schaut zu. Später kocht er selbst und erntet dafür Spott aus dem Dorf. Doch Taha lässt sich nicht beirren. Vor drei Monaten postete er sein erstes Kochrezept als Video auf YouTube mit großem Erfolg. Tahas Traum: Er will ein richtiger Koch werden, ein richtig großer. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.11.2020NDR
  • Folge 16 (30 Min.)
    Spanien: Das Leiden der Ärzte
    Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid
    Die Corona-Krise offenbart unbarmherzig die Fehlentwicklungen und Mängel in der Gesellschaft. In Spanien zählt vorallem die Situation der Ärzte und des Pflegepersonals dazu. Heute rächt sich, dass das öffentliche Gesundheitssystem während der Finanzkrise in den letzten Jahren kaputtgespart wurde. Die Arbeitsbedingungen des Gesundheitspersonals können eigentlich nur mit einem Wort beschrieben werden: prekär. Kein Wunder also, dass rund 3.000 Ärzte jedes Jahr auswandern.
    USA: New York gegen Trump
    Autorin: Christiane Meier, ARD New York
    Sobald der Präsident das Weiße Haus verlässt und das Amt ihn nicht mehr schützt, geht es wieder ums Gewinnen oder Verlieren. Diesmal aber muss er um seine Freiheit, um seinen Wohlstand und sein Ansehen kämpfen. New Yorks Staatsanwälte bereiten sich schon seit Jahren darauf vor, Donald Trump für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Sie ermitteln unter anderem wegen verschiedener Steuervergehen und übler Nachrede. Die Abneigung ist wechselseitig, Trump hat seinen Wohnsitz längst nach Florida verlegt – vor den Klagen wird ihn das jedoch nicht schützen.
    Brasilien: Heilen mit Fischhaut
    Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro
    Die Ärzte im Tierkrankenhaus von Uberaba legen einem Ameisenbären mit Verbrennungen, die Haut des Flussfisches Tilapia über die hellen, blasigen Stellen der Pfoten und auf den Rücken. Sie hoffen, dass der Ameisenbär dank der heilenden Wirkung der Fischhaut, schon in wenigen Wochen wieder ohne Schmerzen laufen kann. Im Feuchtgebiet Pantanal traf die Feuersbrunst im September den staubtrockenen Urwald mit voller Wucht. Ganze Landstriche wurden an einem einzigen Tag verwüstet. Die Tiere, die überlebt haben, weil sie geflohen waren, finden jetzt immer weniger Nahrung. Deshalb bringt die NGO „Bicho do Pantanal“ nun Essen in das Schutzgebiet.
    Norwegen: Gefährliche Ausbreitung der Königskrabben
    Autor: Gunnar Köhne
    Die norwegische Eismeerküste wird von tierischen Invasoren heimgesucht: Königskrabben. Den Fischern bescheren sie gutes Geld. Umweltschützer fürchten jedoch um das Ökosystem an der Küste. Denn die Königskrabbe hat keine natürlichen Feinde in dieser Region. Die norwegischen Behörden vergeben großzügig Fangquoten, um den enormen Bestand unter Kontrolle halten zu können. Das reicht aber offenbar nicht aus.
    Niederlande /​ Deutschland: Die Stunde der Prepper
    Autoren: Sarah Schröer López und Martin Kaatz, ARD Brüssel
    Im Angesicht der zweiten Corona-Welle haben Survival- und Prepper-Kurse in Deutschland, aber auch bei unseren Nachbarn in den Niederladen, Konjunktur. Die Motive sind auf beiden Seiten der Grenze ähnlich: Abenteuerlust, aber auch der Wunsch, unabhängig in der Natur leben zu können – nicht nur in Pandemiezeiten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.11.2020NDR
  • Folge 17 (30 Min.)
    China: ein Jahr Corona. Warum ist China frei von der Pandemie?
    Am 1. Dezember 2019 wurde das Coronavirus erstmals bei einem Menschen in der chinesischen Stadt Wuhan nachgewiesen. Seitdem hat es über die ganze Welt verbreitet, lähmt den Alltag fast überall. In vielen Staaten verbreitet sich die Pandemie unkontrolliert. Im Ursprungsland China allerdings gibt es offenbar kaum neue Fälle und damit auch keine dramatischen Folgen für die Menschen dort. Wir gelingt es der chinesischen Führung, COVID-19 so effizient unter Kontrolle zu halten? Die „Weltbilder“ berichten über die rigiden Maßnahmen in der Volksrepublik.
    Indonesien: Corona und das Leben im Paradies auf Bali
    Wer in Coronazeiten vom Tourismus lebt, hat es schwer. Die Branche ist der große Verlierer in der Pandemie, was gerade auf der Ferieninsel Bali zu beobachten ist. Auf der Insel wohnen über vier Millionen Menschen, die zu 70 Prozent vom Tourismus leben. Im August wurde auf Bali erlaubt, dass Inlandstouristen zurück auf die Ferieninsel durften. Sofort schossen die Infektionszahlen in die Höhe. Die Provinzregierung hatte die Grenzen monatelang selbst für Indonesier geschlossen. Eigentlich sollten im September auch Menschen aus dem Ausland wieder nach Bali reisen dürfen, doch dieser Plan wurde schnell auf Eis gelegt.
    Viele Inselbewohner*innen müssen nun umsatteln, wie etwa Gede Darma. Er war vor Corona Tauchlehrer und hatte ein relativ gutes Einkommen. Jetzt ist er Seetang-Farmer. Das Geld reicht gerade mal zum Überleben. Doch auch viele der Ausländer, die auf Bali leben, müssen umdenken. Für manche ist das Traumleben als digitale Nomaden im Paradies plötzlich sehr viel härter geworden, während andere davon profitieren, dass das Arbeiten von zu Hause aus über Nacht normal geworden ist.
    USA: Georgia. Der Wahlkampf geht weiter
    Die Nachzählung der Ergebnisse zur Präsidentenwahl könnte sich noch Wochen hinziehen, weil jeder Wahlzettel auf Antrag der Republikanischen Partei per Hand überprüft werden wird. Noch-Präsident Donald Trump verbreitet weiter Vorwürfe der Wahlfälschung, obwohl es bisher keine Belege dafür gibt. In Georgia geht der Wahlkampf derweil weiter. Am 5. Januar sollen in einer Stichwahl die beiden Senator*innen-Posten vergeben werden, die der Bundesstaat in der zweiten Kammer des Kongresses besetzen wird. Im ersten Wahlgang, der gemeinsam mit der Präsidentenwahl stattfand, konnte niemand aus dem Kandidat*innenkreis die notwendige Mehrheit erreichen.
    Erstmals seit 1992 hatten die Demokraten bei der Präsidentenwahl in Georgia die Mehrheit der Stimmen erreicht. Die beiden Senator*innen-Sitze des Bundesstaates sind wichtig: Wenn die Demokraten diese am Ende für sich gewinnen, herrscht im US-Senat zumindest ein Patt, das die Arbeit des neuen US-Präsidenten einfacher machen würde. Sollten die Republikaner gewinnen, könnten sie viele Projekte von Joe Biden blockieren.
    Großbritannien: der Brexit-Parkplatz in Kent
    Die große Mehrheit der Wähler*innen in der Grafschaft Kent hat für den Brexit gestimmt. Nationalismus und stolzer Patriotismus gehören in der südenglischen Provinz zum guten Ton. Jetzt aber sind viele der Brexit-Unterstützer*innen ernüchtert. Denn mitten in der schönen Landschaft entsteht ein riesiger Lkw-Parkplatz. Die Behörden wollen lange Schlangen am Eurotunnel und an den Fähranlegern verhindern. Dennoch sind auch nach dem endgültigen EU-Austritt der Briten Importe aus Europa nötig, um die Versorgung der Briten zu gewährleisten. Und die müssen zukünftig von britischen Zöllnern abgefertigt werden. Die Abfertigung soll ab Januar auf dem Lkw-Parkplatz durchgeführt werden. Auch wenn die Nachbarn so viel Souveränität im unmittelbaren Umfeld gar nicht so attraktiv finden.
    Frankreich: harter Brexit? Die Angst der Fischer
    Boulogne-sur-Mer ist der größte Fischereihafen Frankreichs. Von hier aus fahren die Trawler in die Nordsee. Ludvig Margollet sticht mit seiner 22 Meter langen „Saint-Jacques II“ seit vielen Jahren in See. Er hat Angst vor einem harten Brexit, dann würde es keine Einigung über die Nutzung der Fischereigewässer in der Nordsee geben. „70 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Fängen in britischen Gewässern, das wäre dann weg“, fürchtet er. Mehr als 5.000 Arbeitsplätze hängen an der französischen Fischindustrie an der Nordseeküste. Seit vielen Jahrzehnten können die Fischer auch in britischen Gewässern ihre Netze auswerfen. Wenn es keine Einigung über einen geordneten Austritt Großbritanniens aus der EU geben sollte und keine Lösung für die Fischer, müssten Ludvig Margollet und viele seiner Kolleg*innen ihren Beruf wohl aufgeben.
    Vereinigte Arabische Emirate: die Marsmission der Frauen
    Für die Vereinigten Arabischen Emirate ist es tatsächlich ein Aufbruch in neue Sphären: Die Marssonde Khalisfasat soll allen zeigen, dass es in den erzkonservativen Emiraten um mehr geht als um Öl! Seit im Juli eine japanische Trägerrakete die Sonde ins Weltall transportierte, wird die Marsmission mit dem Namen Hope von einem Kontrollzentrum am Persischen Golf gesteuert. Und über 80 Prozent der Beteiligten sind Frauen. Ayesha Al Sharafi hat den Antrieb mitentwickelt. Für sie erfüllt sich mit der Marsmission ein ziemlich aufregender Traum: „Es gibt so viele Momente, in denen einfach alles schiefgeht. Und dann schaffen wir es immer irgendwie, das zu lösen.
    Es ist eigentlich ständig aufregend“, sagt sie. Die Sonde soll im Februar den Mars erreichen, die dortigen Staubstürme erforschen, Gesteinsproben nehmen und zur Vorbereitung der Landung einer bemannten Mission eingesetzt werden. Dass so viele Frauen an diesem Hightechprojekt beteiligt sind, hat in den Emiraten anfangs für Irritationen gesorgt. Für die jungen Ingenieur*innen, die mit hervorragenden Ausbildungen ins Raumfahrtzentrum gekommen sind, bietet das Projekt auch die Möglichkeit, sich in der von Männern dominierten Gesellschaft der Emirate einen Platz zu erobern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.12.2020NDR
  • Folge 18 (30 Min.)
    England: Sexismus im Schloss
    Autorin: Annette Dittert
    Mitten im England des 21. Jahrhunderts halten es englische Adelsfamilien weiter mit einer uralten Tradition: Töchter gehen bei der Erbfolge leer aus, stattdessen erbt der Sohn. Und wenn es keinen gibt, dann eben ein entfernter Cousin, Hauptsache männlich. Dieses Gesetz sorgt nun zunehmend für Proteste bei den Aristokrat*innen auf der Insel. Annette Dittert gelang es, mit Betroffenen der Oberschicht zu reden, die sich sonst eigentlich lieber in aristokratischer Zurückhaltung üben.
    Ungarn und die EU: die Orbán-Story
    Autor: Markus Preiß
    Viktor Orbán, der Ministerpräsident von Ungarn, sieht sich selbst als Straßenkämpfer. Als junger Studierender startete er seine politische Karriere im Widerstand gegen die Herrschaft der Sowjetunion. „Er war ein wirklich freiheitsliebender Mensch“, sagt sein Parteifreund Elmar Brok, der ihn schon damals kannte. Doch wie ist Orbán zu dem Politiker geworden, der er heute ist? Jemand, der die EU beschimpft, Urteile des Europäischen Gerichtshofs nicht anerkennt, gar den ganzen EU-Haushalt blockiert? Die „Weltbilder“ zeichnen die Geschichte des Viktor Orbán nach und zeigen, welche Schwächen in der EU sie mit ermöglicht hat.
    Italien: Taranto. Tod oder Arbeit
    Autorin: Ellen Trapp
    Das Stahlwerk von Taranto galt einst als Symbol eines italienischen Wirtschaftswunders, das vielen Leuten Arbeit ermöglichte. Heute allerdings zeigt sich das Unternehmen als Giftschleuder, die tödliche Krankheiten auslöst. Lina Ambrogi Melle wollte das nicht hinnehmen und hat den italienischen Staat vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagt und gewonnen! Unterstützung bei Protesten für saubere Luft und eine gesunde Umwelt erhält sie von vielen Menschen, darunter Mitarbeitende des Werks und Ärzt*innen.
    Westjordanland: Bethlehem ohne Pilgernde
    Autorin: Susanne Glass
    Seit der Kreuzfahrerzeit pilgern Christen aus aller Welt nach Bethlehem, laut Überlieferung der Geburtsort Jesu. 2019 besuchten mehr als drei Millionen Touristen die Stadt im palästinensischen Westjordanland. Mit den Pilgernden kam im März das Coronavirus. Bethlehem war die erste Stadt, über die die palästinensische Autonomiebehörde einen Lockdown verhängte. Jetzt, im Corona-Advent, sind Kirche und Stadt menschenleer, die meisten Geschäfte auf dem Bazar seit Monaten geschlossen. Mehr als 60 Prozent der Einwohner*innen sind arbeitslos. Aber in die Verzweiflung mischt sich auch vorweihnachtliche Hoffnung. Die Wahl des neuen US-Präsidenten Biden lässt die Menschen aufatmen, denn mit ihm dürfte die Regierung wieder einen Unterstützer haben.
    Polen/​Belarus: Europas größtem Feuchtgebiet droht Zerstörung
    Autorin: Lourdes Picareta
    Die Region gilt als das Amazonien von Europa. Polesien, halb so groß wie Deutschland, liegt zwischen Polen, Belarus, Russland und der Ukraine. Es ist ein Refugium für eine außergewöhnliche Artenvielfalt: große Populationen von Wölfen, Bisons, Luchsen und eineinhalb Millionen Zugvögel, eine ganze Reihe einzigartiger Ökosysteme. Aueneichenwälder und Schwarzerlenwälder sind Teil dieser Wildnis. Doch es droht eine Umweltkatastrophe. Eine 2000 Kilometer lange Wasserstraße soll Ostsee und Schwarzes Meer miteinander verbinden. Dafür müssen bisher unberührte Flüsse ausgebaggert, aufgestaut, begradigt und vertieft werden. Die Zerstörung riesiger Überschwemmungsgebiete und Feuchtgebiete wäre die Folge.
    Griechenland: 60 Jahre glücklich verheiratet
    Autorin: Ellen Trapp
    Yorgos und Kirke Kolatsos machen es sich auf Kastos gemütlich. Sie haben sich die kleinste bewohnte Insel im Ionischen Meer ausgesucht. Keine sechs Quadratkilometer groß. Das Ehepaar, seit 60 Jahren verliebt wie am ersten Tag, wollte den Lebensabend auf einer einsamen Insel verbringen. Ihre Kinder sind in Athen geblieben. Die beiden, er 82, sie 84 Jahre alt, genießen auf Kastos ihre Zweisamkeit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.12.2020NDR
  • Folge 19 (30 Min.)
    Jakutien ist mehr als acht Mal so groß wie Deutschland – doch hier leben nur eine Million Menschen.
    Alban Modun hat eine sehr gefährliche Aufgabe. Mit einem überladenen Lkw ist er in der kältesten Region der Welt unterwegs, die dauerhaft bewohnt ist: Jakutien in Russland. Er liefert Mehl zu Städten, die auf dem Landweg nur im Winter zu erreichen sind. Die Winterstraße wird jedes Jahr neu angelegt, sie führt über zugefrorene Flüsse, Seen und Sumpfgebiete. Bei Temperaturen von bis zu minus 60 Grad Celsius haben Mensch und Maschine schwer zu kämpfen. Wird Alban wie geplant nach sechs Tagen seine Ladung abliefern können? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.01.2021NDR
  • Folge 20 (30 Min.)
    Glücklich bei der Waldarbeit: Ärztin und Arzt Anu und Antii Niemi aus Nordkarelien
    Finnland, das heißt Sauna, Natur, aber auch lange, dunkle Wintermonate, Alkoholismus, Depressionen. Oder? Das mit der Traurigkeit war einmal. Die Finnen haben sich am eigenen Schopf aus dem Unglück gezogen. Melancholie ja, aber in Finnland leben inzwischen die glücklichsten und zufriedensten Menschen der Welt, sagt eine Studie der Vereinten Nationen. Wie kommt das? Was ist das Geheimnis der glücklichen Finnen? ARD-Korrespondent Christian Stichler findet auf seiner Reise durchs Land der Birken, IT, Seen und Saunen die Antwort. Da ist zum einen die hohe Sicherheit, die der Staat dem Einzelnen vermittelt. Die Regierung ist beliebt, der Wohlfahrtsstaat weit ausgebaut, die Bildung hervorragend. Aber das allein erklärt nicht, warum die Finnen seit Jahren die Statistik des Glücks anführen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.01.2021NDR

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