England: Sexismus im Schloss Autorin: Annette Dittert Mitten im England des 21. Jahrhunderts halten es englische Adelsfamilien weiter mit einer uralten Tradition: Töchter gehen bei der Erbfolge leer aus, stattdessen erbt der Sohn. Und wenn es keinen gibt, dann eben ein entfernter Cousin, Hauptsache männlich. Dieses Gesetz sorgt nun zunehmend für Proteste bei den Aristokrat*innen auf der Insel. Annette Dittert gelang es, mit Betroffenen der Oberschicht zu reden, die sich sonst eigentlich lieber in aristokratischer Zurückhaltung üben. Ungarn und die EU: die Orbán-Story Autor: Markus Preiß Viktor Orbán, der Ministerpräsident von Ungarn, sieht sich selbst als Straßenkämpfer. Als junger Studierender startete er seine politische Karriere im Widerstand gegen die Herrschaft der Sowjetunion. „Er war ein wirklich freiheitsliebender Mensch“, sagt sein Parteifreund Elmar Brok, der ihn schon damals kannte. Doch wie ist Orbán zu dem Politiker geworden, der er heute ist? Jemand, der die EU beschimpft, Urteile des Europäischen Gerichtshofs nicht anerkennt, gar den ganzen EU-Haushalt blockiert? Die „Weltbilder“ zeichnen die Geschichte des Viktor Orbán nach und zeigen, welche Schwächen in der EU sie mit ermöglicht hat. Italien: Taranto. Tod oder Arbeit Autorin: Ellen Trapp Das Stahlwerk von Taranto galt einst als Symbol eines italienischen Wirtschaftswunders, das vielen Leuten Arbeit ermöglichte. Heute allerdings zeigt sich das Unternehmen als Giftschleuder, die tödliche Krankheiten auslöst. Lina Ambrogi Melle wollte das nicht hinnehmen und hat den italienischen Staat vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagt und gewonnen! Unterstützung bei Protesten für saubere Luft und eine gesunde Umwelt erhält sie von vielen Menschen, darunter Mitarbeitende des Werks und Ärzt*innen. Westjordanland: Bethlehem ohne Pilgernde Autorin: Susanne Glass Seit der Kreuzfahrerzeit pilgern Christen
aus aller Welt nach Bethlehem, laut Überlieferung der Geburtsort Jesu. 2019 besuchten mehr als drei Millionen Touristen die Stadt im palästinensischen Westjordanland. Mit den Pilgernden kam im März das Coronavirus. Bethlehem war die erste Stadt, über die die palästinensische Autonomiebehörde einen Lockdown verhängte. Jetzt, im Corona-Advent, sind Kirche und Stadt menschenleer, die meisten Geschäfte auf dem Bazar seit Monaten geschlossen. Mehr als 60 Prozent der Einwohner*innen sind arbeitslos. Aber in die Verzweiflung mischt sich auch vorweihnachtliche Hoffnung. Die Wahl des neuen US-Präsidenten Biden lässt die Menschen aufatmen, denn mit ihm dürfte die Regierung wieder einen Unterstützer haben. Polen/Belarus: Europas größtem Feuchtgebiet droht Zerstörung Autorin: Lourdes Picareta Die Region gilt als das Amazonien von Europa. Polesien, halb so groß wie Deutschland, liegt zwischen Polen, Belarus, Russland und der Ukraine. Es ist ein Refugium für eine außergewöhnliche Artenvielfalt: große Populationen von Wölfen, Bisons, Luchsen und eineinhalb Millionen Zugvögel, eine ganze Reihe einzigartiger Ökosysteme. Aueneichenwälder und Schwarzerlenwälder sind Teil dieser Wildnis. Doch es droht eine Umweltkatastrophe. Eine 2000 Kilometer lange Wasserstraße soll Ostsee und Schwarzes Meer miteinander verbinden. Dafür müssen bisher unberührte Flüsse ausgebaggert, aufgestaut, begradigt und vertieft werden. Die Zerstörung riesiger Überschwemmungsgebiete und Feuchtgebiete wäre die Folge. Griechenland: 60 Jahre glücklich verheiratet Autorin: Ellen Trapp Yorgos und Kirke Kolatsos machen es sich auf Kastos gemütlich. Sie haben sich die kleinste bewohnte Insel im Ionischen Meer ausgesucht. Keine sechs Quadratkilometer groß. Das Ehepaar, seit 60 Jahren verliebt wie am ersten Tag, wollte den Lebensabend auf einer einsamen Insel verbringen. Ihre Kinder sind in Athen geblieben. Die beiden, er 82, sie 84 Jahre alt, genießen auf Kastos ihre Zweisamkeit. (Text: NDR)