Folge 29

  • Inside Rheinmetall: Zwischen Krieg und Frieden

    Folge 29 (45 Min.)
    Es ist ein regnerischer Morgen im August, als Fachleute von Deutschlands größtem Rüstungskonzern Stichproben der neuen Gepard-Munition verschießen. Wir sind im Süden der Lüneburger Heide, am Rheinmetall-Standort Unterlüß, hinter Wald, Warnschildern und Stacheldraht. Im Kontrollraum bauen sich zu jeder Salve Datenkurven auf: Austrittsgeschwindigkeit bei Mündungsfeuer, Dauer der Leuchtspur, Schusszahl pro Minute. Es ist die Munition, auf die die Ukraine sehnlichst wartet, um sich weiter gegen russische Luftangriffe zu verteidigen.
    Kurz zuvor hat sich in Unterlüß ein leitender Mitarbeiter nach der Werksschicht bedankt. „Ihr könnt stolz sein“, sagte er seinem Team. Tatsächlich gilt der Aufbau der hochsensiblen Fertigungsstraße binnen weniger Wochen als eine Rekordleistung. Begleitet hat ihn, unter Einhaltung von Geheimhaltungs- und Sicherheitsauflagen, ein TV-Team der „ARD Story“. Auch als Konzernchef Armin Papperger hier jenseits der Öffentlichkeit einen hochrangigen Kunden empfängt, läuft die ARD-Kamera mit. Angereist ist der Verteidigungsminister Ungarns, der bald darauf in fabrikneue, tarngefleckte Panzer steigt, selbst einen Kanonenschuss auslöst und sich schließlich per Nebelwerfer samt Fahrzeug in Tarnwolken hüllt.
    Detailreich erklärt Papperger ihm Bordwaffen und Munition, die vernetzte Kriegführung der Zukunft, Kundenandrang, Lieferfristen. Der Mann, der den Konzern seit mehr als zehn Jahren führt, erscheint als überzeugender Verkäufer. Sechs Monate lang hat Grimme-Preisträger Klaus Scherer für die NDR/​WDR-Produktion diese und weitere einzigartigen Einblicke in den Rheinmetall-Konzern erhalten, dessen Mitarbeiter sich zuvor über Jahrzehnte hin daran gewöhnt hatten, als Waffenbauer öffentlich eher gemieden, wenn nicht gar von Kritikern beschimpft zu werden.
    Wie erleben sie die neue Wertschätzung? Wie prägt die Zeitenwende ihren Alltag?
    Erstmals geht eine Langzeitreportage, quasi in Nahaufnahme, diesen Fragen nach. Scherer zeigt, wie in Rheinmetall-Fabriken an altem wie neuem Kriegsgerät hantiert wird, lässt sich die Funktionsweisen von Haubitzen und kinetischen Geschossen schildern, beschreibt Engpässe und Schwierigkeiten.
    Als Rheinmetall-Chef Papperger in Berlin den ukrainischen Botschafter trifft, um seine Pläne für direkte Kooperationen mit Kiew weiterzutreiben, ist das ARD-Team ebenfalls dabei. Oder im Kasseler Werk, wo Kunden den Fuchs-Transportpanzer testen, einschließlich Probefahrt in einer Kiesgrube. Auch mit den Kritikern spricht Scherer, darunter organisierte Kleinaktionäre und der Tübinger Anwalt Holger Rothbauer, der Rheinmetall mit Blick auf einen früheren Auftrag der Vereinigten Arabischen Emirate verklagt hat wegen Verstoßes gegen das Völkerstrafrecht.
    Differenziert kommt der Grünen-Abgeordnete Anton Hofreiter zu Wort, dessen traditionell rüstungskritische Partei die Zeitenwende ebenfalls verändert hat. „Es geht hier um eine Demokratie, die angegriffen wird, und um eine Diktatur, die Schandtaten begeht“, sagt er nach zwei Ukraine-Reisen und fordert mehr Tempo bei Waffenlieferungen. Zugleich kritisiert auch er Rheinmetall für die noch immer anhängige Entschädigungsklage gegen die Bundesregierung, weil diese nach der Krim-Annexion ein Konzerngeschäft mit Russland gestoppt hatte.
    „Damit der Film möglich wurde, mussten wir nicht nur Geheimhaltungs- und Sicherheitsregeln beachten, sondern auch den Persönlichkeitsschutz von Werksmitarbeitern und Aktionären“, sagt Scherer zu den Drehbedingungen. „Umgekehrt legten wir Wert darauf, überall Fragen stellen zu können, auch spontan.“ Den ersten Beleg dafür liefert im Film der Großkunde aus Ungarn. Als Scherer ihn fragte, warum seine Regierung den Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofs gegen Wladimir Putin ignoriere, brach er das Gespräch ab. Die Kamera lief. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.10.2023WDR

Cast & Crew

Sendetermine

Mi 25.10.2023
22:15–23:00
22:15–
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