Team Wallraff – Reporter undercover Folge 18: Abgeschoben und vergessen: Das würdelose Geschäft mit alten Menschen in unseren Pflegeheimen
Folge 18
Abgeschoben und vergessen: Das würdelose Geschäft mit alten Menschen in unseren Pflegeheimen
Folge 18
Für eine neue Investigativ-Reportage war das „Team Wallraff“ in vier privatwirtschaftlich geführten Pflegeeinrichtungen undercover und hat dabei zahlreiche Missstände dokumentieren können. Diese erhärten den Verdacht, dass Heime, die von so genannten Private-Equity-Unternehmen betrieben werden, zum Teil das Wohlergehen der Bewohner:innen aus den Augen zu verlieren scheinen. Was die „Team Wallraff“-Reporter:innen vor Ort erleben, wirkt erschreckend. Sie begegnen verängstigten, einsamen und vernachlässigten Heimbewohner:innen, die unter teils fragwürdigen Hygienebedingungen zu leiden haben. Und sie erleben überlastetes Pflegepersonal, Personalmangel und Führungskräfte, die aus dem Kostendruck der Konzerne keinen Hehl machen. 800.000 Menschen leben heutzutage in deutschen Pflegeheimen, bis 2030 wird diese Zahl voraussichtlich auf eine Million ansteigen. Schon jetzt fehlen bundesweit 35.000 Altenpfleger:innen. Um den künftigen Bedarf der Heime zu decken und alte Menschen angemessen betreuen zu können, sind laut Studien sogar 120.000 zusätzliche Fachkräfte nötig. (Barmer Pflegereport 2021) Rund 43 Prozent der deutschen Pflegeheime sind heute in privatwirtschaftlicher Hand. Tendenz steigend. Und private Betreiber der Heime scheinen sich den
rapide steigenden Bedarf an Pflegeplätzen zunutze zu machen. Das Team Wallraff vermutet dahinter ein System: Private-Equity-Unternehmen nehmen Bankkredite auf, um Pflegeheime zu übernehmen, sie so gewinnbringend wie möglich zu betreiben und nach einigen Jahren wieder zu verkaufen. Währenddessen wird in den Heimen gespart, wie es eben geht. An Personal, Material und am Essensangebot. Aber sind alte Menschen in diesen Heimen wirklich gut aufgehoben? Scheint in privatwirtschaftlichen Unternehmen der Profit der Heime etwa wichtiger zu sein als das Wohl der Bewohner:innen? Kann das Personal unter den Gegebenheiten den Bedürfnissen der Heimbewohner:innen gerecht werden? Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Sell verweist auf schockierende Studien: „Mittlerweile liegen die ersten gesicherten Studien aus den USA und Kanada vor und diese Studien zeigen ganz eindeutig eine deutlich höhere Sterblichkeit in den Heimen und Einrichtungen, die von Private Equity Fonds geführt werden als z. B. in denen von kommunalen und gemeinnützigen Einrichtungen.“ Wie sieht es in manchen deutschen Pflegeheimen aus und erhärtet sich unser Verdacht wirklich? Team Wallraff war undercover in Heimen der Betreiber „Sereni Orizzonti“, „Alloheim“ und „Emvia Living“. (Text: RTL)