Folge 168

  • Keine zweite Chance – Wie unfair ist unser Umgang mit Dopingsündern?

    Folge 168 (30 Min.)
    Doping ist die Todsünde unter Athleten. Die Öffentlichkeit wendet sich ab, Sponsoren kündigen Verträge, die Zukunft des Sportlers, der Sportlerin scheint dahin. So zumindest scheint es häufig zu laufen. Schaut man aber genau hin, fällt auf: Der Umgang mit überführten Dopern ist, je nach Sportart, sehr unterschiedlich und im Ausland oft anders als in Deutschland. Anhand der Biografien der verstorbenen Triathletin Nina Kraft, des Ex-Radrennfahrers Jörg Jaksche und des ehemaligen Skilangläufers Johannes Dürr zeigt die „Sportclub Story“, dass die Verantwortung für Dopingvergehen nicht nur bei den Athleten selbst, sondern auch in den Bedingungen des Spitzensports zu finden ist.
    Der Film verdeutlicht, wie unfair deshalb die alleinige Bestrafung des überführten Sportlers, der Sportlerin sein kann. „Sportclub Story“-Reporter Hendrik Maaßen hat mit Experten über mögliche Alternativen gesprochen. Jörg Jaksche hat als erster deutscher Radprofi die Kronzeugenregelung in Anspruch genommen und umfassend über die Hintermänner seiner Dopinggeschichte ausgepackt. „Mich hat gestört, dass keiner sehen wollte, zu was wir jungen Fahrer gemacht wurden: austauschbarem Material, das man fallen ließ, als unser Dopingnetzwerk aufflog“, so Jaschke.
    Dieselben Leute, die ihn damals zum spanischen Dopingarzt Fuentes geschickt hätten, verlangten nun, dass er schriftlich versichern solle, Fuentes gar nicht zu kennen. „Die Teamleitung hat nur versucht, ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Wir Fahrer waren ja auf jeden Fall dran.“ Das System dahinter habe sich bis heute nicht genändert. Jörg Jaksche wurde nach seinen Aussagen
    ausgegrenzt.
    Für die Öffentlichkeit war er der dreiste Betrüger, für den Radsport der Nestbeschmutzer. Doch er ist abseits des Radsports glücklich geworden und warnt heute vor zu viel Gutgläubigkeit gegenüber dem Spitzensport. Ganz anders der Lebenslauf der Triathletin Nina Kraft. Die Braunschweigerin war die erfolgreichste Ironman-Athletin Deutschlands. Doch als sie als erste Deutsche 2004 den Ironman auf Hawaii gewann, war sie gedopt. Sie gab ihren Fehler unumwunden zu und bat um Entschuldigung. Doch aus der Triathlonszene wurde sie konsequent ausgegrenzt.
    Auch als ihre Sperre abgelaufen war, blieb der positive Test ihr Stigma. Im August 2020 ist Nina Kraft verstorben, sie litt unter Depressionen. Eine Wegbegleiterin meint, dass sie sich nie wirklich von den Folgen ihres Dopingfalls erholt habe. „Eine zweite Chance, die ihr zugestanden hätte, hat sie trotz allem Bereuen nie bekommen.“ Die meisten überführten Doper leugnen ihr Fehlverhalten, bis es gar nicht mehr anders geht. Und dann geben sie nur das zu, was ihnen ohnehin schon nachgewiesen wurde.
    So hat es auch der Skilangläufer Johannes Dürr gemacht. „Es gibt im Sport die implizite Erwartung, alles auf sich zu nehmen“, sagt der Sportsoziologe Felix Kühnle von der Universität Göttingen. „Damit bereitet ein Dopingsünder bereits seinen Weg zurück in den Sport vor.“ Denn nur, wer das System nicht angreife, habe wieder eine Chance, in ihm aufgenommen zu werden. Doch die Funktionäre machten Dürr einen Strich durch die Rechnung. Und so suchte er abseits der Verbandsstrukturen mit Crowdfunding und Buchveröffentlichung den Weg zurück in den Spitzensport. Wieder mit illegalen Methoden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.01.2021NDRDeutsche Online-PremiereMi 02.12.2020YouTube

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Sendetermine

So 10.01.2021
23:35–00:05
23:35–
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