Teil 2 von Heinrich Breloers Filmwerk „Speer und Er“ lässt das gesamte Personal der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse in einem spannungsvollen Nebeneinander aus authentischen Filmprotokollen und Nachinszenierungen auftreten. Im Zentrum steht der als Haupt-Kriegsverbrecher angeklagte Speer. Schon vor seinem Ende konnte, so zeigt sich, Speer über Hitler hinaus denken. Nun distanziert er sich erfolgreich vom Pöbel des „Dritten Reichs’, von der „Führer“clique, und gestaltet im Inneren und nach Außen die so erfolgreiche neue Figur des einsichtigen Büßers, der nur eine Art Gentleman-Nazi war. Er will ein mutiges, männliches Bild von sich bieten und die Deutschen in ihrer Gesamtheit mit seinem umfassenden, zugleich sehr speziellen Schuldbekenntnis
entlasten: „im Einzelnen“ habe er keine Kenntnis gehabt. Er schafft sich Feinde unter den alten Parteigenossen und gewinnt an Sympathie beim amerikanischen Chefankläger Robert Jackson wie auch bei der deutschen Presse und ihrem Publikum. Die Deutschen sollen sich durch sein Bekenntnis zur allgemeinen Mitverantwortung und durch seine Kritik am autoritären Staat und an dessen „Führer“ Adolf Hitler entlastet fühlen. Wie viele andere, so seine Behauptung, hatte auch er vom Völkermord nichts gewusst. So tritt im Nürnberger Prozess Albert Speer in einer neuen Rolle auf: Er wird hier – und vor allem mit seinen späteren Büchern – zu einer wesentlichen Entlastungsfigur bei der immer wieder aufbrechenden Diskussion über die Verbrechen dieser Generation. (Text: einsfestival)
Deutsche TV-PremiereMi. 11.05.2005Das ErsteOriginal-TV-PremiereDi. 10.05.2005ORF 2