Staffel 3, Folge 1–4

Staffel 3 von „So war das alte Hessen“ startete am 24.02.2015 im hr-Fernsehen.
  • Staffel 3, Folge 1
    Sie ist eine der größten geschlossenen bäuerlichen Kulturlandschaften in Hessen: die Schwalm südwestlich von Kassel. Sie trägt den Namen des Flüsschens, das sich durch die fruchtbaren Auen zwischen Vogelsberg, Knüllgebirge und Gilserberger Höhen schlängelt. An seinen Ufern liegen behäbige Dörfer in der typischen Fachwerkbauweise der Region, über deren Dächern sich oft Kirchtürme mit Storchennestern erheben. Die 32 Dörfer, die sich zur eigentlichen Schwalm zählen, wirkten mit ihren Backhäusern, ihren Gänsescharen und ihren in farbenfrohe Trachten gekleideten Bewohnern auf Reisende früher fast wie ein Freilichtmuseum.
    Kein Zufall war es daher, dass sich in Willingshausen und später in Röllshausen Kolonien von Künstlern bildeten, die den Zauber dieser Landschaft für die Nachwelt im Bild festhielten. Was heute noch davon übrig ist, zeigt Jörg Adrian Huber in seinem Beitrag aus der Reihe „So war das alte Hessen“. Um die intakte Schwalm vorzustellen, muss er schon auf alte Filmdokumente zurückgreifen: unter anderem einen kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs von der Reichsfilmkammer in Auftrag gegebenen Streifen, der eine traditionelle Schwälmer Trachtenhochzeit zeigt, und einen in den zwanziger Jahren entstandenen Film über den damals neuartigen Kalidünger.
    Historische Fotos und Erzählungen alter Schwälmer ergänzen das Bild von einer Region, die einst in einem Atemzug mit dem Elsass genannt wurde, die aber durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft, durch Abwanderung und Bausünden viel von ihrem Reiz eingebüßt hat.
    Immerhin feiert die Bevölkerung der Schwalm sich einmal im Jahr selbst und offenbart dabei noch ein Stück ihres früheren Stolzes: bei der Salatkirmes in Ziegenhain, der heimlichen Hauptstadt der Schwalm, zu der Delegationen aller Dörfer der Region noch einmal ihre malerischen Festtagstrachten anlegen und ihre alten Tänze zeigen. Die Salatkirmes erinnert daran, dass der Landesherr Landgraf Karl von Hessen-Kassel 1728 bei einem großen Festessen in der Schwalm die Kartoffel einführte.
    Um den Landeskindern die zunächst misstrauisch beäugten Erdäpfel schmackhaft zu machen, wurde dazu reichlich Salat mit saurer Sahne gereicht. Bei einem Ausflug in die jüngere Vergangenheit geht der Beitrag aber auch auf Themen ein, die man in diesem Idyll nicht vermuten würde: die ebenfalls in Ziegenhain angesiedelte Justizvollzugsanstalt, in der besonders gefährliche Straftäter aus Hessen einsitzen, und den auf dem Reißbrett entstandenen Ort Trutzhain, in dem die Nazis Kriegsgefangene internierten. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.02.2015hr-Fernsehen
  • Staffel 3, Folge 2
    Wohl kaum eine andere hessische Landschaft hat so viele Seiten wie Waldeck: In der Mitte das industriell geprägt Korbach, im Osten, hoch über dem Edersee, die Stadt und das Schloss Waldeck, im Norden die barocke Residenz Arolsen und im Westen das Waldecker Upland. Waldeck ist eine Region der Gegensätze. Wechselhaft ist auch ihre Geschichte. Mit alten Filmen und Fotografien taucht Jörg Adrian Huber in die Vergangenheit des früher selbstständigen Fürstentums Waldeck ein. Als „Waldeck-Pyrmont“ lange unter dem Protektorat Preußens stehend, ist Waldeck, mit Ausnahme des Landesteiles Pyrmont, seit 1945 Teil von Hessen. Erbprinz Josias, der Vater des heutigen Fürsten Wittekind, gehörte schon früh zum engeren nationalsozialistischen Kreis um Adolf Hitler.
    Seine Residenz Arolsen wurde Standort einer SS-Verfügungstruppe, einer SS-Führerschule und einer Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald. Zeitzeugen bringen Licht in diese Zusammenhänge und stellen die bis weit in die Nachkriegszeit reichenden Folgen dar. Untrennbar verbunden mit der Geschichte Waldecks sind auch die dramatischen Ereignisse um die Zerstörung der Edersee-Staumauer durch britische Fliegerbomben im Mai 1943. Daraufhin stürzte eine etwa sechs Meter hohe Flutwelle ins Tal der Eder und riss alles mit sich. Mal idyllisch, mal dramatisch erzählt dieses Porträt von einer ganz besonderen hessischen Region, die vielen zu Unrecht nur vom Wintersport bekannt ist. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.03.2015hr-Fernsehen
  • Staffel 3, Folge 3
    Was Südhessen und was Nordhessen ist, das erschließt sich geografisch ohne weiteres – aber wo ist eigentlich Mittelhessen? Marburg an der Lahn, das scheint noch am eindeutigsten, ist der Mittelpunkt von Oberhessen. Filmautor Jörg Adrian Huber stellt die alte Universitätsstadt in neuen und alten Bildern vor. Besonders interessant dabei: Bei der Suche nach Material stieß er auch auf einen NS-Propaganda-Film. „Der Student von heute“ schwört die junge Generation auf den Krieg ein, zeigt aber auch Teile Marburgs, die im Krieg unwiederbringlich verloren gingen. Der Film schildert und erinnert auch an das Marburger Religionsgespräch 1529, das aber nicht die angestrebte Versöhnung zwischen den zerstrittenen protestantischen Lagern brachte, und erzählt die Geschichte von den Gebeinen der Heiligen Elisabeth.
    Über Jahrhunderte erbitterte Konkurrenz: die nahegelegene, sich betont zu Mittelhessen rechnende Universitätsstadt Gießen. Während Marburg im Zweiten Weltkrieg kaum Schaden nahm, wurde Gießen durch Bomben fast völlig zerstört. Augenzeugen, unterstützt von dem Amateurfilm eines Gießener Bäckermeisters, schildern die frühere Schönheit der Stadt und das Inferno nach dem Bombenangriff am 6. Dezember 1944. Schließlich Wetzlar, das ebenfalls eindeutig zu Mittelhessen gehört, der Sitz des Reichskammergerichts, an dem sich einst der junge Johann Wolfgang Goethe im mittelalterlichen Paragrafendschungel abmühte.
    Sein Werk „Die Leiden des jungen Werthers“ entstand in Wetzlar und machte es berühmt. Heute kann man im historischen Deutschordenshaus die Räume besichtigen, in denen der spätere Dichterfürst der jungen Charlotte Buff den Hof machte. Während der „Werther“, Held seines Romans, in den Freitod geht, wählte Goethe schließlich die gesündere Alternative, über Nacht aus Wetzlar zu verschwinden, als Charlotte ihn abwies. Das alles geschah im Schatten des Wetzlarer Doms, der jahrhundertelang nicht fertig wurde und deshalb einen einmaligen Stilmix bietet. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.03.2015hr-Fernsehen
  • Staffel 3, Folge 4
    Die idyllische Landschaft der Rhön, die alte Burgenstadt Schlitz, aber auch das alles überstrahlende Fulda – Osthessen ist eine Region mit vielen Gesichtern, Gegensätzen und Geschichten. Alte Filme und Erzählungen der Osthessen zeugen davon. So wuchs die Bonifatius-Gründung Fulda mit dem herrlichen Barockviertel, mit Stadtschloss und Dom, zu einem wohlhabenden Zentrum heran. Weniger begütert war das mittelalterliche Burgenstädtchen Schlitz, dessen protestantische Bürger und Stadtobere früher ständig mit Fulda im Zwist lagen. Wenig beachtet wurde seinerzeit Hünfeld. Doch das früher unbedeutende Verwaltungs- und Handelsstädtchen erfuhr durch die Zuwanderung Tausender Ostflüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg einen erheblichen Bevölkerungs- und damit auch Bedeutungszuwachs.
    Der Film verfolgt die Entwicklung der osthessischen Städte durch das 19. Jahrhundert und zeigt schließlich die politischen Verwerfungen durch den Nationalsozialismus, der sich mit Brachialgewalt durchsetzte. Auch auf das eher abgelegene Fulda fielen schließlich alliierte Bomben, die einen großen Teil der Altstadt zerstörten. So erzählen in dem Film auch Fuldaer Senioren in dramatischen Schilderungen, wie ihre beschauliche Welt in Schutt und Asche fiel. So war das alte Hessen – eine Zeitreise ins alte Osthessen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.03.2015hr-Fernsehen

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