Umwelteinflüsse wie Stress oder traumatische Erlebnisse können Menschen verändern. Sie verändern nicht nur das Gehirn, sondern hinterlassen auch Spuren in den Genen. Gert Scobel und seine Gäste diskutieren über neue Erkenntnisse der Epigenetik – mit besonderem Blick auf das Gehirn und unser Bewusstsein. Zu Gast sind die Psychologin Christine Heim, der Neurowissenschaftler André Fischer sowie der Neuropsychologe Thomas Elbert. So wie ein Gehirn auf Reize reagiert, so passen sich auch Gene den Umweltbedingungen an. Seit drei Jahrzehnten gewinnt der Forschungszweig Epigenetik zunehmend an Bedeutung. Epigenetische Mechanismen beeinflussen die Aktivität der Gene, ohne deren Basenabfolge in der DNA zu verändern. Durch die Modifikationen an den Chromosomen werden Genvarianten ausgeschaltet, überschrieben oder anders abgelesen. Interessant sind Ergebnisse epigenetischer Forschung vor allem für die Krebsforschung und die Therapie chronischer Krankheiten. Aber auch in Studien über Stress oder Trauma werden Einflüsse der Umwelt auf Zelleigenschaften und Aktivitätszustände von Genen untersucht. Besonders gravierend wirken sich dabei Gewalterfahrungen auf die Genetik des Menschen aus: Tötungen, Folter, Misshandlungen. Sie führen zu schweren psychischen Störungen und hinterlassen Spuren im Erbgut. Auch Kinder, die in ihrer
Entwicklung vernachlässigt werden, können im späteren Leben stressanfälliger und ängstlicher sein. Die molekularbiologischen Vorgänge im Körper des Menschen sind sehr komplex, denn sie beeinflussen nicht nur das Erbgut, sondern auch die Art und Weise, wie Gene abgelesen und genutzt werden und miteinander interagieren.Allerdings müssen die Einflüsse der Außenwelt nicht zwangsläufig negativ sein. Sport, Ernährung oder Therapien können sich positiv auf Erbinformationen auswirken. Die Epigenetik kann daher auch dazu beitragen, ein gesünderes Leben zu führen – in körperlicher wie in emotionaler und mentaler Hinsicht. „scobel“ begibt sich auf die Suche nach Umweltfaktoren, die biologische Prozesse und Erbanlagen beeinflussen und fragt, welchen Einfluss sie auf Gehirn und Bewusstsein haben. Eine Rolle spielt dabei unter anderem die Frage, inwieweit wir durch unsere Gene programmiert sind oder die Umwelt und damit auch unser eigenes Handeln diese Programme verändern kann. Was sind die Gründe dafür, dass manche Erbinformationen stärker und manche schwächer abgelesen werden? Wie kann sich unser Verhalten positiv auf die Gene auswirken?Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. Die Sendung entstand in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Zeitschrift „Gehirn und Geist“. (Text: 3sat)