Lügenpresse-Vorwürfe, Hetzjagden auf Journalisten und ein allgemeiner Vertrauensverlust des Berufsstandes prägen die Wahrnehmung des Journalismus in der Öffentlichkeit. Die Diagnose eines „Niedergangs des Journalismus“ scheint mehr als berechtigt. Der Generalverdacht gegen die Medien in Deutschland lautet, dass sie einem Prozess der schleichenden Monopolisierung unterliegen. Die Medien werden angeblich zunehmend von Politikern, Wirtschaftsunternehmen und mächtigen Lobbys gelenkt und die Öffentlichkeit auf diese Weise manipuliert. Treffen diese Vorwürfe zu, oder handelt es sich um opportune Verschwörungstheorien? Während die demokratischen, westlichen Gesellschaften um Vielfalt, Qualität und Glaubwürdigkeit ihrer Medienlandschaft ringen, müssen Journalistinnen und Journalisten in vielen Ländern um die Pressefreiheit als demokratisches Grundrecht fürchten und aktiv um sie kämpfen. Beispielsweise schaut die Welt seit dem Putschversuch des Militärs in der Türkei zu, wie die Regierung Erdogan nicht nur Justiz und Wissenschaft, sondern auch die vierte Gewalt im Staat, freie Presse, Rundfunk und soziale Medien, einer systematischen „Gleichschaltung“ und massiver Zensur unterzieht. Auch im vermeintlich aufgeklärten Westen
verliert Qualitätsjournalismus zunehmend an Terrain an die Macht des Marktes, Lobbygruppen und geschickte Polit-PR. Statt um Information, Aufklärung und Meinungsbildung geht es um Quoten, Auflagen und Klick-Zahlen im Internet. In den Sozialen Medien definieren Twitterer, Youtuber und Netz-Reporter den Journalismus scheinbar neu. Gegenüber dem pseudodemokratischen Laienjournalismus der neuen Medienkanäle bleiben journalistische Aufklärung und Qualität zunehmend auf der Strecke. Doch wie lässt sich diese Qualität definieren? Ausgerechnet Satire-Formate wie die „heute-show“ oder „Die Anstalt“ werden von vielen Zuschauern über Generationengrenzen hinweg zunehmend zum eigentlichen Hauptinformationsmedium, weil sie kritische Distanz mit Information verbinden. Ist Satire damit zur zentralen Instanz journalistischer Wahrheitsfindung geworden? Was sind die Maßstäbe für journalistische Objektivität? Verliert die vierte Gewalt und mit ihr die Demokratie ihr freiheitliches und aufklärerisches Fundament? Gert Scobel und seine Gäste diskutieren über Lügenpressevorwürfe, (neue) Medienmacht und -Monopole, den Verlust der Öffentlichkeit, Whistleblower, das kostbare Gut der Pressefreiheit und die Suche nach der journalistischen Wahrheit. (Text: 3sat)