Schätze der Welt Folge 290: Abu Mena – Warten auf das letzte Wunder (Ägypten)
Folge 290
Abu Mena – Warten auf das letzte Wunder (Ägypten)
Folge 290 (15 Min.)
Abu Mena war der größte christliche Pilgerort in Ägypten, entstanden im 5. Jahrhundert. Benannt ist er nach dem heiligen Menas, einem römischen Legionär, der unter dem römischen Kaiser Diokletian als christlicher Märtyrer starb. Der Legende nach wurde Menas in der Wüste Ägyptens nahe Alexandria begraben. An seinem Grabe entwickelte sich ein Pilgerzentrum, das bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts ausgebaut wurde. Aus Abu Mena sind Berichte über Wunder in den verschiedensten Sprachen erhalten. Die Pilger kamen aus allen christlichen Ländern nach Menasstadt und brachten Ampullen mit heilendem Öl bis nach Deutschland. Mit dem Siegeszug des Islams geriet die Stadt im 11. Jahrhundert in Vergessenheit. 1.000 Jahre war sie unter dem Wüstensand vergraben, bis der Frankfurter Archäologe Kaufmann 1905 den Ort fand. Die Ausgrabungen dauern bis heute an. Für ägyptische Christen, die Kopten, ist Abu Mena seit der
Ausgrabung durch die Deutschen wieder der wichtigste christliche Wallfahrtsort. Es ist jedoch ungewiss, wie lange diese ehemalige Pilgerstadt für die Wallfahrer offen bleibt. Abu Mena zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es liegt inmitten von kleinen Seen, bedeckt von grünen Pflanzen, die im Boden mehr als genug Wasser finden, denn die ehemalige Wüstenlandschaft ist mittlerweile von Kanälen durchzogen. Der Nil wird von der ägyptischen Regierung kanalisiert. Das Wasser soll Arbeitsplätze und Wohlstand für die Region bringen. Doch das Wasser überschwemmt Abu Mena. Die Mauern versalzen durch das ansteigende Grundwasser. Die unterirdischen Bauten, die einst von den Archäologen freigelegt wurden, wurden wieder zugeschüttet. Es herrscht Einsturzgefahr. Abu Mena steht mittlerweile auf der Roten Liste des besonders gefährdeten Welterbes und ist nur durch die Beendigung der Nil-Kanalisierung zu retten. (Text: NDR)