2019/2020, Folge 111–132

  • Folge 111
    Deutschlands Recyclinghöfe werden mit Müll überflutet. 187 Kilogramm Sperrmüll produziert jeder von uns pro Jahr. Doch viele denken um und schenken ihren Besitztümern ein zweites Leben. Denn in die Jahre gekommene Alltagsgegenstände lassen sich mit etwas Kreativität und Know-how weiterverwenden. Wie das geht, zeigen Do-it-yourself-Workshops und nachhaltig agierende Unternehmen. Kurzarbeit, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen – in Pandemiezeiten verwirklichen viele Menschen lang geplante Projekte in Haus und Garten.
    Das Bedürfnis, mit den eigenen Händen zu arbeiten, ist groß. Das beobachtet auch André Wolf, Tischler in Schleswig-Holstein. „Wenn die Leute in meine Werkstatt kommen, dann atmen sie erstmal tief ein, weil sie den Geruch nach Holz so lieben“, sagt er. Der Handwerker bietet Kurse an, in denen ausrangierte Schultische zu Skateboards, kaputte Fahrradschläuche zu Gartenstühlen und Korken zu Memoboards werden. Seit Corona finden Team-Besprechungen per Videokonferenz statt, Großeltern schicken ihren Enkeln Gute-Nacht-Geschichten über das Tablet, und Hausaufgaben und Studium laufen online.
    Nie war der Bedarf an IT-Geräten so groß wie im Moment. Doch nicht jeder kann oder will neue Produkte kaufen. Eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative sind gebrauchte Geräte. Die AfB GmbH arbeitet ausgediente IT-Hardware von großen Unternehmen auf. Über 400 Menschen sind für das gemeinnützige Unternehmen tätig, fast die Hälfte von ihnen hat eine Behinderung. Der größte Teil unseres Elektroschrotts landet in afrikanischen Ländern, auch ein Drittel der weltweit entsorgten Kleidung wird dorthin verkauft.
    Vieles davon ist noch tragbar. Der französische Designer Amah Ayivi hat daraus ein Geschäft gemacht. Im westafrikanischen Togo sucht er in den Textilbergen nach Vintage-Teilen. Die lässt er vor Ort von einem Schneider aufarbeiten und bringt sie wieder nach Europa. In einer Pariser Boutique verkauft er sie als Designermode. „Ich bringe den Müll, der nach Afrika geschickt wird, als Schatz zurück“, sagt der Franzose.
    In der Werkstatt der Upcyclingbörse in Hannover wurden seit dem Corona-Lockdown alle Kurse abgesagt. Doch jetzt wird Gert Schmidt aktiv: Er will Kulturschaffende und Beratungsstellen unterstützen, die gar nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können. In diesen Bereichen wird die Kommunikation durch das Tragen eines Mundschutzes erschwert oder gänzlich unmöglich. Der Tüftler legt sich eine Spritzgussmaschine und einen Kunststoff-Schredder zu und beginnt, Gesichtsschilder aus Altplastik herzustellen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.07.2020ZDF
  • Folge 112
    Rotkohl und Kirschen statt brasilianischer Acai-Beere: Corona hat den Run auf heimische Produkte noch beschleunigt. Zwei von drei Konsumenten in Deutschland wünschen sich mehr davon. Alte Sorten finden zu neuer Blüte. Kurze Lieferwege führen vom Acker um die Ecke direkt auf den Tisch zu Hause. Und Omas Einweck-Rezepte – eine Alternative für den Winter. Die wachsende Nachfrage fordert Produzenten und Lieferanten heraus. So gedeihen neue Ideen. Der Hype um exotische „Superfoods“ ist Meike Fienitz aus Berlin schon länger ein Dorn im Auge. Gesunde Lebensmittel sind der Umweltplanerin zwar eine Herzensangelegenheit – aber bitte schön aus der Region und nicht aus Südamerika mit verheerender CO2-Bilanz.
    Deshalb engagiert sie sich für die Slow-Food-Bewegung und zeigt in Seminaren und Kochkursen: Heimische Lebensmittel können bei den Wirkstoffen locker mit den importierten, vermeintlichen Wundermitteln mithalten. Leinöl ist genauso gesund wie Avocado, Linsen ersetzen Quinoa, und Rhabarber ist die reinste Vitaminbombe. Sogar im Winter ist Regionales gesund – wenn es haltbar gemacht wird wie früher. Denn fermentiertes Gemüse stärkt das Immunsystem und schützt die Gefäße vor Verkalkung.
    Und dennoch: Wer hätte nicht ab und an Appetit auf etwas Exotisches? Lukas Bosch und Juliane Bublitz hat dies auf eine Geschäftsidee gebracht. Aus einer Plage machen sie eine Delikatesse. Hauptzutat: invasive Tierarten wie der Amerikanische Sumpfkrebs oder die Chinesische Wollhandkrabbe, die nach Deutschland eingeschleppt wurden und sich wegen fehlender natürlicher Feinde unkontrolliert vermehren konnten. „Wir hatten hier ein Tier, das weg muss, aber lecker schmeckt“, sagt Bosch.
    Die beiden investierten in einen Food-Truck, gründeten das Start-up „Holycrab“ und verkaufen seither Feinschmecker-Burger. „Endlich mal ein Fall, in dem man nicht verzichten muss, um sich nachhaltig zu verhalten.“ Milchbauer Hans Möller kam durch Kunden ins Grübeln. „Die Leute haben immer gesagt, dass ihnen diese industrielle Tierhaltung nicht gefällt.“ Er stellte um auf Bio. Seither dürfen seine Kälber bei ihren Müttern aufwachsen – und deren Milch trinken. Milch, die Möller nicht mehr verkaufen kann. Wegen der niedrigen Weltmarktpreise blieb ihm nicht genug zum Leben.
    Er begann zu recherchieren: Wie kann man regional und nachhaltig produzieren – und trotzdem ein Auskommen haben? Die Antwort: Der Biobauer gründete eine Aktiengesellschaft: die Regionalwert AG Hamburg. 50 Partnerbetriebe, darunter Gastronomen, Lebensmittelhändler, Fahrrad-Auslieferer, Nudelproduzenten und eine Fleischerei, bilden nun ein dichtes regionales Netzwerk in einem Radius von 150 Kilometern rund um Hamburg. Eine geschlossene Wertschöpfungskette, die sich gerade in dieser Zeit als besonders flexibel erweist – und ihre Mitglieder durch die Corona-Krise tragen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.07.2020ZDF
  • Folge 113 (32 Min.)
    Bezahlbarer Wohnraum und Bauland sind knapp. Die Spekulation floriert. Viele Kommunen haben die Kontrolle über die eigene Stadt verloren. Deshalb werden immer mehr Menschen selbst aktiv. Nirgendwo in Deutschland ist Wohnen so teuer wie in München. Das spürt auch Unternehmer Tobias Schmid: „Uns fehlen die Fachkräfte, weil niemand die horrenden Mieten hier zahlen kann!“ Statt den Betrieb auszubauen, wird er selbst zum Bauherrn und Vermieter. Werkswohnungen erleben überall in Deutschland derzeit ein Revival. Darunter Unternehmen, die bereits eine lange Tradition pflegen.
    So auch die ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe AG. Zu den 500 Immobilien im Bestand wird ein neues ökologisches Bauprojekt umgesetzt: eine nachhaltige Investition in die Mitarbeiter und den Standort. Was wäre, wenn jeder bauen kann, wie er will? In Almere südlich von Amsterdam ist das möglich. Obwohl das Bauland mit 76 Euro pro Quadratmeter sehr erschwinglich ist, heißt das auch, dass Straßen und Wasserleitungen mit den Nachbarn selbst verlegt werden müssen. Werner Brouwer begleitet das Projekt seitens der Gemeinde: „Hier schaffen Menschen ihre eigene Wohnumgebung.
    Wenn alles gut läuft, habe ich nichts zu tun. Das ist doch toll!“ 1000 Hausbauer haben bereits ihren Traum umgesetzt. Auch wenn es anstrengender und länger war als erwartet, ans Umziehen denkt hier keiner mehr. Doch das Bauen muss man sich leisten können. 48,3 Prozent ist in Deutschland der Anteil an Mietverhältnissen. In Frankfurt gehen 39 Prozent des Gehalts für Mieten drauf, in Freiburg sind es 42 Prozent und in München sogar 43. Immer lauter wird der Ruf nach Deckelung oder Alternativen.
    Claus Fincke hat für Münchner Verhältnisse noch Glück. „Doch käme eine Eigenbedarfs-Kündigung, wäre es schwer für mich, im Vorruhestand etwas Neues zu finden“, sagt der 62-Jährige. Und so wird er selbst aktiv: in einer neu gegründeten Baugenossenschaft. Das erste gemeinsame Haus entsteht in einem neuen Quartier: dem Prinz Eugen Park, sozial – durchmischt – nachhaltig. Die Stadt fördert das durch die sogenannte Münchner Mischung. Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt, wie neue, bessere Bedingungen für das Wohnen geschaffen werden können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.07.2020ZDF
    ursprünglich für den 27.06.2020 angekündigt
  • Folge 114
    In der Fertigung entstehen oft große Mengen an Abfall, allein in Deutschland jährlich 55,8 Mio. Tonnen. Meist landet er auf der Deponie. Das müsste nicht sein. Um Ressourcen zu schonen und Kosten für die Entsorgung zu sparen, entwickeln Unternehmen neue Ideen, um Abfallprodukte weiterzuverarbeiten. Aus Orangenschalen wird zum Beispiel Geschirr, aus Molke werden Shampoos und Seifen. Ein Prinzip von Bio-Landwirt Ingo Metzler im österreichischen Egg ist es, so wenig wie möglich wegzuschmeißen. Bei der Käseproduktion entsteht Molke quasi als Abfallprodukt, denn aus der Milch gewinnt man nur zehn Prozent Käse, übrig bleiben neunzig Prozent Molke. „Man muss ein Problem lösen, wenn es da ist“, Ingo Metzler verarbeitet die vielen Liter Molke deshalb weiter zu Reinigungs- und Kosmetikprodukten.
    Die Nachfrage ist inzwischen so sehr gestiegen, dass Familie Metzler mittlerweile mehr Mitarbeiter für die Herstellung von Pflegemitteln beschäftigt, als für die Käseproduktion. Victoria Lièvre aus Marseille arbeitete lange Zeit als Kellnerin in einem Café und ärgerte sich über die großen Mengen an Orangenabfall aus der Saftpresse. Gemeinsam mit ihrem Freund Luc Fischer tüftelte sie ganze zwei Jahre an ihrer Idee, aus den Orangenschalen Geschirr zu produzieren. Die Orangenschalen werden getrocknet, zu einem Pulver gemahlen und danach in Becherform gepresst.
    Bis Mitte März sammelte das französische Paar per Crowdfunding das Startkapital für die erste Produktreihe, nun steht die Produktion für Restaurants und Dekorationsgeschäfte in den Startlöchern. Andere Unternehmen lassen sich von Experten dabei beraten, wie sie ressourcenschonender produzieren und die Abfallmengen reduzieren können. Die Effizienz-Agentur in Duisburg hilft gut 250 Unternehmen jährlich dabei, Produkte und Prozesse effizienter zu gestalten. Gemeinsam mit der Agentur hat ein Daunen- und Bettfedernfabrikant gerade Maschinen entwickelt, um in Zukunft aus seinen Abfällen Garne und Stoffe herstellen zu können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.07.2020ZDF
  • Folge 115
    Tomaten, die nicht schmecken, kerzengerade Gurken und glänzende Äpfel ohne Makel: Obst-, Gemüse- und Getreidesorten aus Hochleistungssaatgut verdrängen die Vielfalt auf dem Teller. In den vergangenen 100 Jahren haben wir bereits 80 Prozent unserer Kulturpflanzen verloren. Dagegen kämpfen Landwirte, Gärtner und Wissenschaftler an: Sie wollen unsere Pflanzenvielfalt erhalten. Oliver Christ arbeitet seit mehr als 20 Jahren auf dem Demeterhof Piluweri in Müllheim bei Freiburg im Breisgau. Seine große Leidenschaft ist das natürliche Vermehren von Pflanzensaatgut. Dafür muss er jedes Jahr die Herausforderungen der Natur meistern: Kälte, Dürre, Mäusefraß.
    Die Mühe lohnt sich, da ist er sich sicher. Eigenes Biosaatgut erzeugen bedeutet für ihn, unabhängig zu sein von der Chemieindustrie, die den Bauern nur genormtes Saatgut verkauft. Agrarwissenschaftlerin Eva Maria Schüle pflegt mit Herz und Seele seit zwei Jahrzehnten den Klostergarten der ehemaligen Freiburger Kartause. Als das Gelände 2014 zum Schulgarten des Robert Bosch Colleges wird, initiiert sie Workshops für Schüler und Interessierte. So kann sie ihr Wissen über Anbau und Saatgutgewinnung der teils vom Aussterben bedrohten Pflanzen weitergeben. Biolandwirt Giuseppe Li Rosi fühlt sich wie alle sizilianischen Bauern tief seiner Heimat und ihren Feldfrüchten verbunden.
    Als die Abhängigkeit von Industriesaat sowie Dünge- und Pflanzenschutzmitteln viele seiner Kollegen in den Ruin treibt, gründet er den Verein Simenza. Sein Ziel ist es, mit alten einheimischen Getreidesorten wieder profitabel wirtschaften zu können. Frank Blattner ist Evolutionsbiologe. Im Auftrag des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung reist er auf die griechische Insel Euböa. Er will dort die Samen der an Hitze gewöhnten Knollengerste sammeln. Wenn es ihm gelingt, die Wildpflanzenart zu entschlüsseln, könnte das helfen, unsere Kulturgerste für den Klimawandel fit zu machen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.08.2020ZDF
    ursprünglich für den 20.06.2020 angekündigt
  • Folge 116
    Billiglöhne in Fernost sind nicht alles: Die Corona-Krise stellt unser komplexes Wirtschaftssystem auf die Probe. Produzieren in der Heimat wird für mehr Unternehmen wieder interessant. Gerade die Krise verdeutlicht die Fallstricke einer großen Abhängigkeit von globalen Lieferanten. Zuverlässige Partner, Produktionssicherheit sowie Qualität werden wichtiger als Effizienz und just in time. Das weiß auch der Garten- und Landwirtschaftsgerätehersteller STIHL. Der Verkaufsschlager, die Kettensäge, wird in mehr als 160 Länder verkauft. Die wichtigsten Teile stellt STIHL selbst her, größere Lager erlauben auch in Krisenzeiten, für eine Weile weiter zu produzieren.
    „Wir arbeiten nicht nach einem strengen Just-in-time-Konzept, sondern halten immer gewisse Sicherheitsbestände vor. Davon profitieren wir in der aktuellen Situation“, so Martin Schwarz, Vorstandsmitglied der STIHL AG. Für den Modellbahnhersteller Märklin ging es mit der Produktion einmal nach Fernost und dann wieder zurück nach Baden-Württemberg. Nach der Insolvenz 2009 und unter neuer Führung holte das Unternehmen seine Produktion aus China zurück nach Europa. „Wir sind hier wesentlich flexibler, können besser auf die Nachfrage eingehen, Lieferzeiten zuverlässiger einhalten und die Qualität einfacher sicherstellen“, so Co-Geschäftsführer Florian Sieber.
    Die Rückverlagerung nach Deutschland ermöglichte vor allem auch der technische Fortschritt: Lange kamen Roboter überwiegend in der Großindustrie zum Einsatz, jetzt rechnen sie sich auch für kleinere Unternehmen wie Märklin. Die Arbeitsweise der Holzkunstwerker aus dem Erzgebirge wirkt in unserer globalisierten Welt etwas anachronistisch, ist jedoch weitestgehend krisenfest.
    Für die Hersteller von Weihnachtsengeln, Schwibbögen und Nussknackern ist die Wertschöpfung vor Ort Alleinstellungsmerkmal und wichtigstes Verkaufsargument. Ganz ohne Outsourcing und mit Qualität müssen sie sich gegen billige Imitate aus Fernost durchsetzen. Was die globalisierte Wirtschaft mit einer Region in einem Hochlohnland macht, lässt sich in Amiens in Frankreich beobachten. Immer mehr Firmen gaben hier ihre Produktionsstandorte auf, hinterließen leere Fabrikhallen und eine hohe Arbeitslosigkeit. Der Unternehmer François Company hat eine Strategie entwickelt, den alten Standort wiederzubeleben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.08.2020ZDF
  • Folge 117
    Ein Sommer ohne Eis – für die meisten unvorstellbar. Gehört es doch zu den liebsten Süßigkeiten der Deutschen. Der Absatz der verführerischen Abkühlung stieg in den letzten Jahren stark an. Doch Umweltsünden wie Plastiklöffel, exotische Zutaten, energieintensive Herstellungsprozesse oder lange Lieferwege trüben den Eisgenuss. Wie kann Eis aussehen, das man ohne schlechtes Gewissen genießen kann? Franziska Göttsche und Martin Horst sind echte Macher. Das junge Gründerpaar kaufte sich 2016 ein altes Eisfahrrad und begann zu tüfteln.
    Ein Eis aus möglichst regionalen Zutaten und ohne Zusatzstoffe wollten sie kreieren. „Warum macht das sonst keiner?“, fragten sich die beiden damals. „Jetzt sind wir auch schlauer – weil es extrem aufwendig ist.“ Nach vielen Experimenten haben sie es geschafft: Vom Keks über das Karamell bis zum Abfüllen der Eissorten macht das Paar heute alles selbst. Bald wollen sie umziehen in ihre gläserne Manufaktur, dann können die Kunden direkt zusehen, wie ihr Eis hergestellt wird.
    Doch die große Eröffnung steht wegen der Corona-Krise auf der Kippe. Plastik ist nicht mehr zeitgemäß. Ab 2021 sollen Einweg-Plastikprodukte in Europa verboten werden. Genau der richtige Zeitpunkt für die Idee von Amelie Vermeer und Julia Piechotta: essbare Eislöffel. Mit ihrem jungen Start-up produzieren sie Löffel, die man nach Gebrauch einfach wegknabbern kann. Der Teig besteht zum größten Teil aus Reststoffen der Schokoladen- und Haferverarbeitung. So schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe: weniger Müll während der Lebensmittelherstellung und beim Eis essen.
    Rebecca Göckel und Jan Grabow wollen ganz neue Wege in Sachen Eiscreme gehen. Bei ihnen ist der Name NOMOO – „no muh, keine Kuh“ – Programm, denn in ihrem Eis landet kein einziger Tropfen Milch. Die beiden Unternehmer setzen ausschließlich auf vegane Zutaten, die deutlich weniger Treibhausgase verursachen als tierische Produkte. Bio-zertifizierte Rohstoffe sollen für besondere Geschmackserlebnisse sorgen, ganz ohne Chemie und Gentechnik. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.08.2020ZDF
    ursprünglich für den 18.07.2020 angekündigt
  • Folge 118
    Pflanzenschutz ohne Chemie, Hightech auf den Feldern, Bio für alle – was heute auf den Äckern passiert, bestimmt unser Konsum- und Essverhalten von morgen. Und es passiert viel. Kaum eine andere Branche ist so sehr im Umbruch wie die Landwirtschaft. Klimawandel und Verbraucherwünsche verändern die Arbeitswelt der Landwirte radikal. Sie denken um, machen sich fit für die Zukunft. Ökolandwirtin Stephanie Strotdrees aus Harsewinkel im Münsterland hat ein Ziel: Alles, was wir in Zukunft essen, soll irgendwann ökologisch angebaut werden. „100 Prozent Bio in der Landwirtschaft hinzubekommen, ist für mich keine Vision, sondern es ist zwingend notwendig.
    Wir können nicht so weitermachen wie bisher.“ Als Vizepräsidentin des Anbauverbands Bioland ist sie als eine der Ersten ein Vertragsverhältnis mit großen Discountern und Supermarktketten eingegangen. Nicht nur auf dem Acker, auch an den Hochschulen feilen Visionäre an nachhaltigen Ideen für die Zukunft. Wissenschaftler der Universität Tübingen sind einem Zuckermolekül auf der Spur, das die Landwirtschaft revolutionieren könnte.
    Gemeinsam forschen Biologen und Chemiker an einer Glyphosat-Alternative, die auf natürlichen Stoffen basiert und biologisch abbaubar ist – ein möglicher Ersatz für das umstrittene Pflanzenschutzmittel. Riesige Landmaschinen fahren über die Äcker von Bernhard Freiherr von Weichs aus Borlinghausen im Kreis Höxter. Der Landwirt baut konventionell an, möchte aber so wenige Pflanzenschutzmittel wie möglich einsetzen – und da ist auch heute schon einiges möglich: Die intelligenten Fahrzeuge erkennen zentimetergenau die Bodenbeschaffenheit und sprühen nicht mehr, als unbedingt sein muss.
    28 Prozent chemische Pflanzenschutzmittel konnte von Weichs mit dieser Methode 2019 einsparen: „Das ist nicht nur im Sinne des Landwirts, sondern vor allem gut für die Pflanzen, den Umweltschutz und die Biodiversität. Das ist ein riesiger Fortschritt in der Landwirtschaft!“ Wie könnte die Landwirtschaft dem Klimawandel trotzen und uns auch in Zukunft sicher und mit weniger Chemie ernähren? Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ stellt Macherinnen und Macher vor, die mit ihren Ideen die Landwirtschaft der Zukunft gestalten möchten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.08.2020ZDF
  • Folge 119
    Was wir täglich kaufen, hat oft einen langen Weg hinter sich. Wer es wie hergestellt hat, und unter welchen Bedingungen, erfahren wir nicht. Verbraucher aber wollen das genau wissen. Unternehmen haben oft keine Ahnung von der Herkunft der Rohstoffe und Missständen in ihren Lieferketten. Keiner fragt, solange der Gewinn stimmt. Doch es gibt einen Wandel. Pioniere machen sich auf den Weg, um für mehr Transparenz und Verantwortung zu kämpfen. Die Textilbranche ist mit der Ölindustrie einer der größten Umweltverschmutzer weltweit.
    Das einzige, was zählt, ist Masse und Preis. Genau das will Ralf Hellmann mit seiner Firma „Dibella“ ändern. Er stellt Bett- und Tischwäsche für Hotels, Krankenhäuser und Restaurants her. Wie fast alle Textilhersteller hat er die Produktion längst aus Europa verlagert. Unter anderem nach Indien. Sein Ziel: Jeder Produktionsschritt soll umwelt- und sozialverträglich sein und ganz transparent. „Von den meisten Produkten, die wir nutzen, wissen wir gar nicht, wo sie herkommen!“, sagt er.
    Um das zu ändern, organisiert der Unternehmer für seine Kunden Reisen nach Indien. Dorthin, wo alles beginnt, bei den Baumwollfarmern. Seine Idee: Wenn seine Abnehmer einmal in ihrem Leben sehen, wer ihre Laken und Tischdecken herstellt, werden sie bereit sein, mehr Verantwortung zu übernehmen und höhere Preise in Kauf zu nehmen. Rolf Slickers, ein Großkunde, reist mit. Er ist für die Wäsche von 80 000 Hotelbetten verantwortlich. Obwohl Slickers sich jeden Tag mit Textilien beschäftigt, war er nie dort, wo die Baumwolle herkommt, noch dabei, wie sie verarbeitet wird.
    „Das ist für mich eine ganz besondere Erfahrung, an einen kompletten Anfang der Lieferkette zu kommen!“ Wird die Reise bei dem Geschäftsmann etwas verändern? Antoni Hauptmann hat sich mehr Transparenz bei Lebensmitteln zur Aufgabe gemacht. Dazu nutzt er die „Blockchain“-Technologie, die eine fälschungssichere Rückverfolgung ermöglicht. „Der Fisch mit der Seriennummer“, sagt er, „das ist das, was interessant ist.“ Deshalb begibt er sich auf die Reise zum Ursprung einer Fischfrikadelle – ein Pilotprojekt für einen großen Tiefkühl-Lebensmittelhersteller.
    Auf einem Fischtrawler will Hauptmann von Anfang an protokollieren, wo und wie der Fisch gefangen und weiterverarbeitet wird und so kontrollierbar machen, dass dies alles mit rechten Dingen zuging. Denn 33 Prozent aller Fischbestände sind überfischt und weitere 60 Prozent bereits erschöpft. Hauptmanns Wunsch: ein wirklich nachhaltiger Fischfang durch Transparenz. So bekommt der Verbraucher den Durchblick und weiß genau, was er kauft. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.08.2020ZDF
    ursprünglich für den 16.05.2020 angekündigt
  • Folge 120
    Auf Deutschlands Feldern gibt es immer weniger Vögel. Allein bei Kiebitzen und Rebhühnern ist der Bestand in den vergangenen 40 Jahren um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Auch in den Städten verenden Vögel zu Tausenden. Schuld sind unter anderem moderne Glasfronten. Und immer mehr Windräder werden zur Gefahr für Greifvögel. Doch es gibt Lösungsansätze. Heinrich Belting und Johannes Melter wollen genau wissen, warum es immer weniger Wiesenvögel in Deutschland gibt. Sie haben die seltenen Uferschnepfen mit Funksendern ausgerüstet und die Reise der Tiere bis in deren Winterquartiere nach Afrika verfolgt.
    „Wir haben festgestellt, dass hier bei uns wesentlich mehr Vögel sterben als auf den Wegen in den Süden oder in den Winterquartieren.“ Im Vogelschutzgebiet Dümmer in Niedersachsen haben die Biologen deshalb optimale Bedingungen für die Vögel geschaffen, mit einer groß angelegten Renaturierung. Ihr Projekt soll jetzt auf 13 andere Gebiete in Deutschland übertragen werden. Im Berlin sterben immer mehr Vögel durch den Flug gegen Glasfronten von Hochhäusern. Claudia Wegworth und Werner Schulz untersuchen die dramatische Zunahme.
    Eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Vogelwarten schätzt, dass allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 100 Millionen Vögel auf diese Art sterben. Für Claudia Wegworth ein völlig unnötiges Desaster: „Das Problem betrifft alle Vogelarten, dabei wäre es leicht in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel mit überarbeiteten Bebauungsplänen, die Vogelschutz an Gebäuden vorschreiben.“ Doch auch für bereits bestehende Glasfassaden gibt es Lösungen: moderne Folien, die das Glas für Vögel sichtbar machen. Aufgeklebte Greifvogelsilhouetten allerdings helfen den Vögeln entgegen der landläufigen Meinung nicht.
    Auch Windräder sind oft eine tödliche Gefahr für Vögel. Damit Energiewende und Vogelschutz gleichsam funktionieren, setzt Johannes Lackmann vom Paderborner Energieversorger Westfalenwind auf Hightech. Er hat eine Fotosoftware entwickeln lassen, die Vögel erkennt, sobald sie sich den Kameras an Windrädern nähern. Dann schalten die Rotoren automatisch in den Ruhemodus und pendeln nur noch aus. Sind die Vögel wieder weg, drehen sich die Rotoren wieder voll in den Wind. Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt wie effektiver Vogelschutz gelingen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.09.2020ZDF
  • Folge 121
    Wir spülen kostbares Trinkwasser die Toilette hinunter – und das in Zeiten, in denen Wasser knapp wird. Dürren drohen, auch in Deutschland. Doch das ist kein unabwendbares Schicksal. Visionäre tüfteln längst an Lösungen, wie man Wasser sparen oder wiederverwerten kann. Und: wie man neue Quellen erschließt – im Nebel, in Mooren, auf Äckern oder bei sich zu Hause. Denn so wie bisher können wir das wertvolle Nass nicht weiter verplempern. Wenn Judith Breuer und ihre Familie im Hamburger Wohnquartier Jenfelder Au auf die Toilette gehen, hört man kein Wasser plätschern, nur ein Saugen.
    Eine Vakuumtoilette wie im Flugzeug. „Am Anfang war das schon komisch und etwas lauter“, sagt Judith Breuer. Mittlerweile aber hat sich die Familie daran gewöhnt und ist stolz auf ihren Beitrag zum Umweltschutz. Der Clou: Was sie hinunterspült, verwandelt ein Biogas-Reaktor zu Strom und Wärme. Und das ist noch lange nicht alles in der Jenfelder Au. Eine Forschungsstation inmitten der 800 Wohneinheiten arbeitet daran, nicht einen Tropfen Wasser zu vergeuden, sondern in einem ewigen Kreislauf zu halten – die Vision des Hamburg WATER Cycle.
    In Berlin experimentiert Grit Bürgow mit dem Recycling von Grauwasser. So nennen Experten das Wasser, das beim Waschen und Duschen anfällt. Auf Europas größtem Beachvolleyballfeld verlegt sie mit ihrem Team Leitungen von den Duschen der Sportler hin zu sogenannten Vertical Gardens. Dort soll das Grauwasser Salat und Kräuter bewässern – für die Speisekarte der Beach Bar. Entscheidend für den Durchbruch des Systems: Wie lassen sich Mikroschadstoffe herausfiltern? Weil das immer noch schwierig ist, darf Brauchwasser in Deutschland zum Beispiel nicht in der Landwirtschaft verwendet werden.
    Stattdessen werden Äcker mit kostbarem Trinkwasser bewässert. Doch auf ausgelaugten Böden versickert es oft ungenutzt. „Wenn wir so weitermachen, haben wir in wenigen Jahren auch unser Grundwasser aufgebraucht. Wir müssen jetzt den Schalter umlegen und nachhaltig handeln“, sagt Maria Giménez. Und handelt.
    Auf ihrem Hof in Märkisch Wilmersdorf hat sie vor wenigen Jahren 240 Hektar „Brandenburger Steppe“ übernommen. Getreide vertrocknet auf den Äckern und der Boden ohne schützende Humusschicht gleich mit – nur das Unkraut nimmt überhand. Kann Landwirtschaft hier überhaupt eine Zukunft haben? Maria Giménez hat eine Vision: Sie pflanzt mehr Bäume – auch auf die Äcker. Die sollen das Wasser im Boden halten und einen kühlenden Effekt auf die Landschaft haben. Agroforstwirtschaft nennt man das. „Die beste Bewässerung baut man nicht, die pflanzt man.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.09.2020ZDF
  • Folge 122
    Den Meeren geht es schlecht – sie sind verschmutzt, vermüllt und überfischt. Durch die Eingriffe des Menschen sind die Ökosysteme unter Wasser stärker bedroht als jemals zuvor. Das wollen Visionäre wie Günther Bonin ändern: Mit einer maritimen Müllabfuhr bekämpft er den Plastikmüll in den Meeren. Dafür hat der frühere Leiter einer IT-Firma eine ganze Bootsflotte entwickelt, die an vielen Orten weltweit den Müll aus Flüssen und Meeren sammelt. Im Nationalpark „Unteres Odertal“ wird der Fluss im Sommer zur Kinderstube: Dort werden dann einige Tausend Jungstöre ausgesetzt.
    Durch die Verschmutzung und enorme Ausbeutung der Natur sind viele maritime Tierarten bedroht – so galt auch der Baltische Stör in deutschen Gewässern als ausgestorben. Ein Gemeinschaftsprojekt von Wissenschaftlern, Fischern und Naturschützern versucht, diese Fischart jetzt wieder anzusiedeln. Ein aufwendiges Unterfangen, denn Störe sind frühestens mit 20 Jahren geschlechtsreif. „Der Stör ist eine Schirm-Art, an ihm hängen viele andere Arten und ein großes Ökosystem. Deshalb lohnt sich dieser enorme und langfristige Einsatz“, weiß Jörn Gessner, Biologe am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.
    Alfred Stender ist Bauer mit Leib und Seele. Sein konventionell wirtschaftender Vier-Generationen-Hof liegt in der Holsteinischen Schweiz und ist von Wasser umgeben. Er weiß, dass „seine“ Ostsee von all dem Dünger und der Gülle auf den Feldern verunreinigt wird. Deshalb hat er mit Wissenschaftlern beraten, wie eine ausgeklügelte Strategie Dünger sparen kann. Meeresschutz gelingt auch im Friseursalon, das vermuten wohl die wenigsten.
    Doch der französische Coiffeur Thierry Gras war genervt davon, in seinem Geschäft jeden Tag große Mengen geschnittener Haare in den Müll zu werfen. „Irgendetwas Sinnvolles muss sich doch mit diesem wunderbaren Rohstoff anstellen lassen!“ Deshalb recherchierte er so lange, bis er eine Lösung für den haarigen Überschuss gefunden hatte. Heute ist Gras Vorsitzender der „Coiffeurs Justes“, einer Vereinigung von mehr als 3000 französischen Friseuren, die geschnittene Haare sammeln, um mit ihnen das Mittelmeer sauber zu halten. „plan b“ zeigt, wie verblüffend einfach das geht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.09.2020ZDF
  • Folge 123
    In Deutschland werden jedes Jahr neuwertige Waren im Wert von über 7 Milliarden Euro vernichtet. Weil zu viel produziert wird, es ein neues Logo gibt oder Produkte zurückgeschickt gehen. Doch darf man zulassen, dass wertvolle Produkte einfach auf dem Müll landen, nur weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt, sie wieder in den Verkauf zu bringen? Nein, sagen kreative Visionäre und entwickeln Ideen und Konzepte, mit denen sich Produkte retten lassen. Michael Reiter-Coban hat in Wien die Fairmittlerei gegründet, Österreichs erste Plattform, die fabrikneue Sachspenden an gemeinnützige Organisationen oder NGOs, das sind nicht-staatliche gemeinnützige Organisationen, vermittelt.
    Das Prinzip ist einfach: Firmen spenden ihre überschüssigen Produkte, anstatt sie zu vernichten. Die Fairmittlerei lagert die Waren ein und bietet sie über einen Webshop an. Dort können wohltätige Organisationen alles bestellen, was sie brauchen. Bezahlen müssen sie dafür nur eine Vermittlungsgebühr in Höhe von 20 Prozent des Warenwerts. „Leider gibt es immer mehr Menschen, die Hilfe von NGOs benötigen“, sagt Michael Reiter-Coban, merkt aber auch, dass Firmen – und die Menschen dahinter – gern helfen wollen.
    „Wir müssen ihnen die Möglichkeiten der ‚Fairmittlerei‘ aufzeigen“, betont er. „Wir arbeiten hart daran, uns und unser Geschäftsmodell bekannt zu machen, denn davon hängt unser Erfolg ab.“ Der Smartphone-Hersteller Shiftphone in Hessen geht ganz grundsätzlich an das Problem heran. Carsten und Samuel Waldeck wollen dafür sorgen, dass die von ihnen produzierten Handys niemals auf dem Müll landen.
    Während die meisten Smartphones in Deutschland alle zwei Jahre ausgetauscht werden, garantieren die Waldecks für ihre Geräte eine sehr lange Nutzungsdauer von bis zu zehn Jahren. Zusätzlich bauen sie ihre Smartphones modular. Das hat mehrere Vorteile: Defekte Einzelkomponenten können sehr leicht ausgetauscht werden. Die Geräte lassen sich problemlos aufrüsten, wenn es zum Beispiel um eine bessere Kamera oder mehr Speicherplatz geht. Und jedes einzelne Modul kann zum wertvollen Ersatzteil werden, mit dem wiederum die Lebensdauer anderer Geräte verlängert werden kann.
    Bei der Firma Re-Athlete in Braunschweig dagegen ist das oberste Ziel, „überflüssige“ Produkte gar nicht erst zu produzieren. Alina Hische und Johannes Skowron stellen ihre Sportswear ausschließlich „on demand“ her. Es entsteht also nur das, was auch konkret bestellt wurde. Bei allem, was sie über ihren Webshop verkaufen, sind aber auch sie dazu verpflichtet, Retouren wieder zurückzunehmen.
    Gut, dass ihre Retourenquote nur bei etwa zehn Prozent liegt. In der gesamten Fashion-Branche dagegen wird jede zweite Online-Bestellung wieder zurückgeschickt. Gegen diesen Renditekiller haben drei Jung-Unternehmer aus München ein viel beachtetes Rezept entwickelt. Leon Szeli, Awais Shafique und Tomislav Tomov bieten über ihr Start-up Presize ein Selbstvermessungs-Programm an, mit dem jeder seine individuelle Konfektionsgröße herausfinden kann. Das Versprechen: Wer sich einmal vor der eigenen Handykamera dreht, braucht nie wieder etwas zurückschicken, nur weil es nicht passt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.09.2020ZDF
  • Folge 124
    „Die lieben Nachbarn“ – das ist oft Ironie. Lärm, falsch geparkte Autos: Gründe für Streit finden sich leicht. Dabei zeigt sich meist auch Gemeinsames, wenn man denn danach sucht. 300 000 Klagen zu Nachbarschaftsstreitigkeiten werden in Deutschland pro Jahr eingereicht. Fast jeder Zweite gibt zu, dass Nachbarn ab und an nerven. Guter Wille und originelle Ideen machen ein friedliches Miteinander möglich und manchmal Nachbarn zu Freunden. Die Wohninitiative Ligsalz8 in München ist so ein Projekt. Eine „Wohngemeinschaft“, die größer gedacht ist als sonst üblich: Ligsalz8, das ist ein Haus mit zwölf Bewohnern, die Einfluss auf das Stadtviertel nehmen wollen.
    Ein großer Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss steht allen Nachbarn offen – auch denen, die gar nicht im Haus wohnen. Dort finden regelmäßig Filmvorführungen statt, ein Sonntagsbrunch und ein Repair-Café, bei dem Nachbarn kaputte Gegenstände zum Reparieren vorbeibringen oder einfach selbst mitmachen können. „Das Besondere ist“, sagt Mitbewohnerin Margaretha Eisenhofer, „dass wir und die Nachbarschaft im Stadtviertel immer mehr zusammenwachsen. Auf diese Weise entsteht ein natürlicher Kontakt, ohne dass man groß etwas anleiern muss.
    Das macht unsere Nachbarschaft aus.“ Im nordrhein-westfälischen Kalletal hat Bürgermeister Mario Hecker das Projekt Dorf-Volkshochschule gegründet – kurz: DorVHS. Die Leitung der Kurse wie „klimafreundliches Kochen“ oder „Geschichten zur alten Dorfmühle“ übernehmen engagierte Bewohner in Eigenregie. Bürgermeister Mario Hecker sorgt so dafür, dass altes Wissen nicht verloren geht und sich Jung und Alt besser kennenlernen. Ihm ist bewusst, dass er damit Landflucht nicht verhindern kann. „Doch vielleicht ziehen die Menschen später wieder zurück nach Kalletal, weil sie sich an schöne Erlebnisse und Begegnungen von früher erinnern.
    Gute Nachbarschaft verbindet ein Leben lang.“ Und sie kann sogar Leben retten: 2010 gründete die Hamburger Sozialwissenschaftlerin Sabine Stövesand den Verein „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“. Das Projekt setzt da an, wo häusliche Gewalt passiert, am Wohnort. „Studien aus Chicago zeigen“, sagt Sabine Stövesand, „dass es viel weniger Beziehungsmorde an Frauen gibt, wenn Nachbarn aufmerksam sind, wenn sie merken, dass es im Viertel Gewalt gibt und sie sich zusammentun. Das ändert alles.“ Ein gutes Miteinander statt Nachbarschaftsstreits – vielen Menschen ist das einige Anstrengung wert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.10.2020ZDF
  • Folge 125
    Hitzewellen treffen Deutschland immer härter. Zu viel Beton und enge Straßen – Städte heizen sich systematisch auf. Eine zunehmende Gefahr für die Gesundheit. Fast 20 000 Menschen starben in den drei Extremsommern 2018, 2019 und 2020 in Deutschland an den Folgen der Hitze. Doch es gibt Ideen für ein kühleres Klima in der Innenstadt. „plan b“ zeigt tatkräftige Visionäre, die mit neuen Ideen der Hitze den Kampf ansagen. Zwischen Industriegebäuden, Siedlung und Straßen hacken, bepflanzen und bewässern die Anwohner Dirk Stroedel und Rolf Collin zweieinhalb Hektar Grün. Eigentlich war dort einmal eine Straße geplant, jetzt entsteht eine grüne Oase, in der immer ein abkühlender Wind weht: der Klimapark Köln.
    Das Gelände wird zum Paradies für Kleintiere und Insekten. Ihre neueste Idee: ein Feuchtgebiet. Das Leben in der City ist beliebt – wie können und wollen wir dort in der Zukunft leben? Viele Städte entwickeln auf politischer Ebene Klimapläne. In Wien, einer der besonders heißen Städte, hat Klimastadträtin Birgit Hebein gehandelt. Die Wiener Hitzekarte hat geholfen, die Orte ausfindig zu machen, für die Abkühlung am dringendsten ist. Für eine schnelle Lösung sorgen dort Straßensperrungen, Sprühnebel und Schwimmbecken – mitten auf der Kreuzung.
    Mehr Grün in die Städte – das bringt Abkühlung und Lebensqualität bei Hitze. Singapur gilt als Vorreiter in der Fassadenbegrünung. Der deutsche Architekt Christoph Ingenhoven hat dort mit seinem Team „Marina One“ entworfen – ein Gebäude mit einem eigenen „Urwald“. In Düsseldorf hat er nun die größte grüne Fassade Europas entworfen. Acht Kilometer Grün, 30 000 Hainbuchen-Pflanzen. Ein ausgeklügeltes System versorgt die Wurzeln mit Wasser und Nahrung. Martin Belz und sein Team hängen regelmäßig an der Fassade und kümmern sich um die Hecken. Der Sommer 2020 wird zum Hitzetest. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.10.2020ZDF
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 26.09.2020 angekündigt
  • Folge 126
    Mehr Hass, mehr Wut und weniger Respekt: Beleidigungen sind Normalität im Netz und auch im Alltag. Doch es gibt Wege zurück zu mehr Freundlichkeit in unserer Gesellschaft. Philipp Schmidt und seine Mitstreiter vom Magdeburger Verein KINDness e.V. glauben fest daran. Sie setzen sich für mehr Nettigkeit ein. Mit kleinen Gesten wollen sie für bessere Stimmung in der Stadt sorgen. Eine dieser kleinen Gesten ist eine unangekündigte Aktion für die Straßenbahn- und Busfahrer der Stadt. Ganz spontan sagen die freundlichen Magdeburger Vereinsmitglieder „Danke“ – mit Postkarten und einer süßen Überraschung.
    „Die Aktion soll Leute daran erinnern, dass es schöner ist in einer Gesellschaft, wenn man wohlwollend miteinander umgeht“, sagt Philipp Schmidt. Der Umgang ist rauer geworden, das empfinden nicht nur die Mitglieder vom Magdeburger Verein KINDness e.V. so, sondern auch die Mehrheit der 30- bis 59-Jährigen in der Bevölkerung. Laut einer Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie glauben 81 Prozent, dass die Aggressivität in der Gesellschaft zunehme, 68 Prozent beklagen mangelnden Respekt.
    Die Fähigkeit, sich in andere hineinfühlen zu können, müssen Kinder sehr früh erlernen, sonst fehlt sie ihnen als Erwachsene. Hier setzt die bundesweit tätige Initiative B.A.S.E.-Babywatching an. Grundschüler lernen Empathie mithilfe eines Säuglings. Die Mutter besucht mit ihrem Kind die Klasse. Die Schüler sollen lernen, die Gefühle des Babys zu deuten. Wie geht es dem Kind? Ist es glücklich, hat es Angst? Die Fähigkeit der Empathie schafft die Basis für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft.
    Wenig Verständnis, aber umso mehr Hass erlebte die Göttingerin Madita Oeming. Die Kulturwissenschaftlerin wurde Opfer eines Shitstorms im Netz. Nach einer Vorankündigung ihres Seminars zu Pornostudien in Berlin wurde sie online von einer Welle mit Beschimpfungen überrollt. „Selbst mir ist das passiert, die ich einfach nur Dozentin an einer Uni bin, keine Politikerin, keine berühmte Persönlichkeit“, so Madita Oeming. Hilfe fand sie beim Verein HateAid, der Opfer von Hassattacken im Netz betreut und anwaltlich berät.
    Immer mehr Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften befassen sich mittlerweile mit dem Thema „Hass im Netz“. Die strafrechtliche Aufarbeitung ist mitunter schwierig. Das erlebt Oberstaatsanwalt Dr. Benjamin Krause von der ZIT in Frankfurt am Main, der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internet- und Computerkriminalität in Hessen. Jede Woche erhält er Hunderte Anzeigen wegen Hasskommentaren. „plan b“ begleitet Menschen, die sich gegen den Hass in der Gesellschaft und für mehr Freundlichkeit und Respekt im täglichen Miteinander einsetzen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.10.2020ZDF
  • Folge 127 (7 Min.)
    Bequem vom Sofa aus im Internet shoppen – Onlinehandel macht’s möglich. Die Folge: Unmengen von Verpackungsmüll, Lieferfahrzeuge verstopfen die Straßen, und in den Städten gehen Läden pleite. Durch die Corona-Krise kaufen nun noch mehr Menschen im Internet ein. Unternehmen nutzen die Online-Lieferung, um sich über Wasser zu halten. Wie das auch nachhaltig geht, zeigt „plan b“. Matti Schönenbrücher ist in Bad Honnef bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. Denn jeden Tag fährt die 54-Jährige mit ihrem Elektro-Lastenrad durch die Kleinstadt im Rheinland.
    Sie liefert alles aus, was die Einzelhändler vor Ort im Angebot haben – vom Brötchen bis zum Jackett. Vom „Kiezlädchen“ aus leiten Johanna Högner und Andrea Hauser das Projekt. Die Mission des Kiezkaufhauses: die Bad Honnefer und die regionalen Einzelhändler beim Onlineshopping zusammenzubringen, um dadurch eine lebendige Innenstadt zu bewahren. Der florierende Onlinehandel ist auch an den bis zum Rand gefüllten Mülltonnen der deutschen Haushalte sichtbar.
    Lässt sich dieser Müll nicht durch ein Mehrwegsystem vermeiden? Was mit Pfandflaschen funktioniert, muss doch auch mit Verpackungen gehen, dachten sich ein paar schlaue Finnen: RePack heißen ihre über 20-fach wiederverwendbaren Verpackungen, die der Hamburger Christof Trowitz jetzt auch in Deutschland etablieren will. Tobias Åbonde und Erik Wastesson aus Stockholm erkannten, dass alle großen Städte die gleichen Probleme haben: Immer mehr Versandwaren werden rein- und wieder rausgebracht.
    Dabei sorgen die Zustellfahrzeuge für Staus und schlechte Luft. Åbonde arbeitet für einen Lieferdienst, Wastesson für die Müllabfuhr. Die beiden Schweden dachten sich: Warum kombinieren wir das nicht einfach? Jetzt werden in der Innenstadt von Stockholm Pakete mit Elektrofahrzeugen ausgeliefert und gleichzeitig Papier, Pappe und Verpackungen eingesammelt. Was einfach klingt, braucht eine gemeinsame Infrastruktur und viel politischen Willen. Kann das Projekt „Geliebte Stadt“ zum Vorbild für Städte auch außerhalb von Schweden werden? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 31.10.2020ZDFDeutsche Streaming-PremiereFr 30.10.2020ZDFmediathek
  • Folge 128
    Viele Menschen haben Probleme beim Einschlafen oder liegen nachts stundenlang wach. Massive Schlafstörungen plagen rund sechs Prozent der Bevölkerung. Doch gesunden Schlaf kann man lernen. Hans-Günter Weeß vom Pfalzklinikum Klingenmünster hat den Schlüssel dazu: Der Psychologe und Schlafforscher verhilft mit seinem Therapieprogramm selbst Härtefällen zu einer guten Nacht. Und das ganz ohne Medikamente. „Wir schätzen den Schlaf nicht mehr“, weiß Dr. Weeß. „Wer nicht schläft, gilt als dynamisch und erfolgreich. Aber in Wirklichkeit macht Schlaflosigkeit uns krank.“ Jochen Vierthaler ist einer seiner Patienten.
    Seit zehn Jahren plagen den Lehrer Schlafstörungen. So schlimm, dass er inzwischen nicht mehr arbeiten kann. Nach der Analyse im Schlaflabor von Dr. Weeß, Einzelgesprächen und einem Gruppenseminar erlebt Jochen Vierthaler endlich wieder erholsame Nächte. Er hat gelernt, sich zu entspannen und loszulassen. Dr. Weeß bringt es auf eine einfache Formel: „Schlaf ist wie ein Urlaub zwischendurch – Alltagssorgen haben dort nichts zu suchen.“ Loslassen: Darum geht es auch bei den Schlafkonzerten von Julia Buch aus Leipzig. Ihr Publikum liegt bequem auf Matten oder im Liegestuhl.
    Wenn alle selig schnarchen, ist das für die Musikerin der beste Applaus. Die Musik für diese Konzerte hat sie extra komponiert, das Tempo entspricht dem Herzschlag im Ruhezustand. Schlafen und arbeiten – ein Widerspruch? „Im Gegenteil“, sagt der Schlafcoach Mark Hübers und zeigt den Mitarbeitern eines Kölner Hotels, wie sie trotz Schichtdienst gut und genug schlafen können: in einem Schlaf-Parcours am Arbeitsplatz inklusive eines virtuellen Rundgangs durch ein Schlafzimmer, in dem die Teilnehmer selbst gute Schlafbedingungen schaffen. Die Nachfrage der Unternehmen ist groß, erzählt Mark Hübers: „80 Prozent der Erwerbstätigen schlafen schlecht – das wirkt sich auf den Krankenstand aus und verursacht enormen wirtschaftlichen Schaden.“ Zu wenig Schlaf: Das fängt schon bei Kindern und Jugendlichen an.
    Deshalb geht das Dalton-Gymnasium in Alsdorf bei Aachen einen anderen Weg. Die Schüler können selbst bestimmen, ob sie morgens eine Stunde später beginnen. Die Zeit holen sie dann im Laufe des Tages nach, etwa wenn eine Freistunde im Stundenplan steht. Das Ergebnis: kein Gähnen mehr im Unterricht. Die ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt Lösungen, wie Menschen wieder fit und ausgeschlafen werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.01.2021ZDFDeutsche Streaming-PremiereFr 06.11.2020ZDFmediathek
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 07.11.2020 angekündigt
  • Folge 129
    Cappuccino, Butter, Käsebrot: Überall steckt Milch drin. Die darf ruhig ein bisschen mehr kosten: Verbraucher legen zunehmend Wert auf faire Löhne für Bauern, Tierwohl und die Ökobilanz. Von den Milchpreisen können Bauern kaum leben. Massentierhaltung ist Quälerei. Rinder gelten als Klimakiller. Gute Gründe, Alternativen zu suchen. „Du bist hier der Chef!“, heißt eine Initiative, bei der jeder selbst bestimmt, wie viel ein Liter Milch kosten darf. Darüber konnten Verbraucherinnen und Verbraucher in einer Onlineumfrage abstimmen. Jeder Klick hatte Folgen für die Herstellung: mehr Tierwohl, mehr Regionalität, mehr Geld für den Landwirt – all das schlug sich sofort auf dem Preisschild nieder.
    Ergebnis: ein überdurchschnittlicher Preis für hohe Standards. „Wir sind bereit, mehr für unsere Milch zu bezahlen, wenn wir sicher sein können, dass auch drin ist, was draufsteht“, sagt Nicolas Barthelmé, Vorsitzender der Initiative „Du bist hier der Chef!“ in Deutschland. Jetzt steht seine Milch in den ersten Supermarktregalen, und es wird spannend: Kaufen Verbraucher tatsächlich die Milch, die sie online gewählt haben? Fast jeden Tag kommt ein Kälbchen zur Welt auf dem Hof von Bauer Lenz in Sachsen-Anhalt.
    Ein Hochleistungsbetrieb mit 350 Kühen. Und dennoch: Zu sehen, wie Mutter und Kälbchen die ersten Schritte zusammen gehen, ist immer wieder ein Glücksmoment für ihn. „Wir Bauern wollen unsere Kühe nicht schlecht halten. Uns fehlt nur oft schon das Geld fürs eigene gute Leben“, sagt Frank Lenz. Trotzdem will der 40-Jährige weitermachen, und er hat große Pläne für den konventionellen Milchbetrieb, den er in elfter Generation führt. Sein erster Schritt: Die Kälbchen bleiben nach der Geburt bei ihrer Mutter und werden nicht, wie üblich, sofort von ihr getrennt.
    Ganze drei Monate dürfen sie dann aus Eutern trinken – statt aus Eimern in Kälberboxen. Milch, die der Bauer nicht mehr verkaufen kann. Doch er ist fest entschlossen zu beweisen, dass das geht: mehr Tierwohl, auch in einem Großbetrieb. Mudar Mannah war auf dem Weg, ein erfolgreicher Chirurg zu werden, als er beschloss, sein Leben doch einer anderen Aufgabe zu widmen: als Klimaretter. Er will mithelfen, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken – vor allem den von Methan, das um ein Vielfaches schädlicher ist als CO2.
    Rinder produzieren riesige Mengen davon. Mannah suchte deshalb eine pflanzliche Alternative zu Käse. „Eine, die schmeckt“, sagt er. So kam er auf die Cashewnuss. Aus der stellt er nun veganen Camembert her, und das mit einer guten Ökobilanz, trotz des Transports der Nüsse aus Vietnam. „Wir müssen einfach umdenken“, sagt er zum Thema Klimawandel, „unser Planet nimmt es uns übel. Wir können so nicht weitermachen.“ Bewusster produzieren und konsumieren – nicht auf Kosten von Umwelt, Tier und Bauern: Darum geht es. Gute Milch, die macht’s! (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.11.2020ZDFDeutsche Streaming-PremiereFr 13.11.2020ZDFmediathek
  • Folge 130
    Drohungen, Beleidigungen, Schläge: Jede dritte Frau in Deutschland hat schon einmal Gewalterfahrungen gemacht. Doch die wenigsten sprechen darüber oder holen sich Hilfe. In Zeiten von Corona hat häusliche Gewalt zugenommen. Obwohl sie in allen sozialen Schichten vorkommt, wird Gewalt gegen Frauen immer noch vertuscht oder totgeschwiegen. Doch es gibt Vorreiter, die dafür kämpfen, dass Frauen besser geschützt werden. Zwölf Jahre braucht es, bis Romy Stangl über ihre Gewalterfahrung redet – über den vermeintlichen Traummann, der sich nach zwei Jahren als Schläger entpuppt, der sie mit Worten demütigt und im Haus einsperrt.
    Ein vier Jahre währender Alptraum, der erst endet, als eine couragierte Mitarbeiterin der Kita ihres Sohnes Romy Stangl ins Frauenhaus bringt. Heute engagiert sich Romy Stangl öffentlich gegen Gewalt an Frauen. Für das National-Geographic-Projekt „Breaking the Silence of Domestic Violence“ von Fotografin Irina Unruh zeigt Romy Stangl ihr Gesicht: „Jetzt will ich auch anderen Frauen Kraft geben.“ Dass häusliche Gewalt mörderisch sein kann, hat die Kriminologin Jane Monckton Smith während ihrer Arbeit als Polizistin erlebt. Aus Gesprächen mit den Hinterbliebenen getöteter Frauen hat die Professorin der Universität Gloucester ein Acht-Phasen-Modell entwickelt.
    Das hilft der Polizei Risiko-Beziehungen zu erkennen und einzugreifen, denn: „Das vermeintliche Verbrechen aus Leidenschaft ist oft ein kaltblütig geplanter Mord.“ Jetzt wendet sie sich ungelösten Mordfällen an Frauen zu, um Beziehungstaten aufzudecken. In Wien setzt das Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ auf diejenigen, die den Opfern häuslicher Gewalt am nächsten sind: die Nachbarn. Hinsehen, darüber reden und handeln. Wie schwer das ist, weiß Projektleiterin Maria Rösslhumer: „Zivilcourage muss man üben.“ Beim StoP-Frauentisch im Margareten-Viertel geht es um eigene Gewalterfahrungen und darum, wie man im Notfall eingreift – oder doch die Polizei ruft.
    In vielen Fällen werden auch die Kinder Opfer in einer von Gewalt geprägten Beziehung. An der Berliner Dunant-Grundschule lernen die Schülerinnen und Schüler in einem deutschlandweit einmaligen Präventionsprojekt, was häusliche Gewalt bedeutet. Dazu gehört auch, dass die Jungen und Mädchen spielerisch erfahren, warum „Herzensgewalt“ – also psychische Gewalt wie Beleidung oder Demütigung – nicht akzeptabel ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.11.2020ZDFDeutsche Streaming-PremiereFr 20.11.2020ZDFmediathek
  • Folge 131
    Weihnachten steht vor der Tür, Kinder freuen sich. Jahresende ist für die Spielzeugindustrie die wichtigste Zeit, mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden Euro – allein in Deutschland. Ein Großteil des Spielzeugs ist aber als Wegwerfware konzipiert: Spielzeugautos, die sich nicht reparieren lassen. Puppen, für die es keine Anziehsachen nachzukaufen gibt. Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Spielzeug kaum eine Rolle, ebenso wie die Diversität. Noch immer sind Mädchensachen rosa, und die meisten Figuren spiegeln die Lebenswirklichkeit einer modernen Gesellschaft nicht wider.
    Claire Tournefier aus Paris gehört zu den Pionieren einer Bewegung, die den Umgang mit Spielzeug erneuern will. Ihr Verein Rejoué – übersetzt heißt das, „wieder damit spielen“ -, sammelt in großem Maße altes oder ausrangiertes Spielzeug. In eigenen Werkstätten wird es aufbereitet. Die erneuerten Autos, Puppen und Teddys sorgen dann in Kindergärten oder bei sozial benachteiligten Familien für strahlende Kinderaugen. Hans-Joachim Simon ist eigentlich Informatiker.
    Aber von seinen Kindern hörte der Familienvater aus Bonn nach besonders wilden Spiel-Sessions immer: „Papa, mach das mal ganz!“ Deshalb gründete er einen Verein, der Spielzeuge repariert – auch wenn es rein wirtschaftlich oft kaum Sinn ergibt. In seinem Keller in Bonn repariert er seit 2012 nicht nur die Spielzeuge seiner Kinder, sondern arbeitet auch Aufträge ab, die über seine Website hereinkommen. Mittlerweile ist er in ganz Deutschland vernetzt. Nachhaltiges Spielzeug ist vor allem eine Frage der Herstellung.
    Die Firma Gollnest & Kiesel (goki) aus der Nähe von Hamburg versucht seit Gründung, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Aspekten der Produktion einfließen zu lassen. Das beginnt beim Rohmaterial: goki pflanzt regelmäßig Wälder nach. Das Holz wird in klimaneutralen Werken verarbeitet, die Farben sind umweltschonend, und die Konstruktion ist auf Langlebigkeit ausgelegt. Eines der wichtigsten Umweltthemen ist der Versand von Spielzeugen, fast jedes Ladengeschäft und jeder große Hersteller nutzt den Bestell-Boom, der durch Corona ausgelöst ist.
    Die Folge: massenhafter Pappabfall. Barbara Höller aus Wien hatte eine Idee, wie die jährlich zwei Millionen Tonnen Altpapier allein in Österreich anders genutzt werden können. Mit von ihr und ihren Kindern entworfenen speziellen „Sticker-Sets“ können Pappkartons in Spielzeug verwandelt werden: in Rennautos, Häuser, Puppentheater und vieles mehr. So kann ein Abfallprodukt Freude schenken und Kindern nebenbei Nachhaltigkeit vermitteln.
    Auf einen Lerneffekt setzt auch die Idee des Berliner Start-ups GoVolunteer: ohne Druck und im Spiel etwas über die Wandelbarkeit der Gesellschaft zu erfahren. Gründer Malte Bedürftig hatte überlegt, warum die Lebenswirklichkeit seiner Kindergartenkinder nicht im Spielzeugladen wiederzufinden ist. Seine einfache Lösung: ein Buntstift-Hautmal-Set mit allen möglichen Gesichtsfarben von weiß bis dunkel, um die Unterschiedlichkeit der Hautfarbe und Herkunft zu verdeutlichen. Wer Diversität lernen soll, braucht dazu auch die entsprechenden Voraussetzungen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.12.2020ZDF
  • Folge 132 (30 Min.)
    Bei Günther Marx wachsen Weihnachtsbäume mit Bio-Siegel.
    Knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume werden in Deutschland jedes Jahr verkauft, die meisten kommen von Plantagen und sind mit Pestiziden besprüht – „Bio-Bäume“ sind die Ausnahme. Und wie ökologisch sind der Baumschmuck oder die vielen Geschenkverpackungen, die unter dem Baum liegen? Kurz nach Heiligabend landen Berge von glitzernden Folien in der Tonne. Aber immer mehr Menschen wollen ein faires und nachhaltiges Fest. Eine von ihnen ist die Münchnerin Petra Schwienbacher. „Ich will, dass meine vier Dekostücke lernen, dass man auch mit kleinen Sachen die Welt zum Guten verändern kann“, meint sie, und das erleben ihre Kinder in der Vorweihnachtszeit hautnah.
    Ihre Firma betreibt sie von zu Hause aus. Hier verpackt sie ökologische Geschenke wie kleine Töpfchen mit Baumsamen von Hand, verklebt Tüten und verschickt giftfreies und zu hundert Prozent recycelbares Geschenkpapier – sogar das Klebeband ist „öko“. Förster Michael Kraus aus Freiburg reist jedes Jahr nach Georgien in die Heimat unseres liebsten Weihnachtsbaumes: der Nordmanntanne. Die Samen für die Bäume stammen aus einer der ärmsten Regionen des Landes und werden unter lebensgefährlichen Bedingungen geerntet.
    Michael Kraus arbeitet als Experte für die dänische Firma „Fair Trees“ und will die Arbeitsbedingungen der Zapfenpflücker verbessern. Helme, Klettergeschirr, Sicherheitstraining, faire Löhne – das bringt er den Männern. „Wenn man bedenkt, dass hier Menschen sterben, um uns den Baum in unser Wohnzimmer zu bringen, kann man es kaum fassen.“ Günther Marx baut im Spessart Bio-Weihnachtsbäume an – mit Samen aus Georgien. Mit Blumenwiesen zwischen den Bäumen und ohne Pestizide zieht er die Bäumchen hoch bis sie nach einigen Jahren vor Weihnachten erntereif sind.
    Damit es an Weihnachtbäumen auch kräftig funkeln kann: Darum kümmert sich Ines Zetzmann. Sie ist Chefin der „Farbglashütte Lauscha“ in Thüringen. „Unser Glas ist aus dem Sand der Magdeburger Börde und zu hundert Prozent recycelbar. Wir sind regional verwurzelt und wirtschaften nachhaltig.“ In ihrem Betrieb fertigen Spezialistinnen und Spezialisten nach uralter Handwerkskunst Kugeln, Weihnachtsmänner, Sterne und Engel an. Anschließend werden sie von Hand bemalt. Statt Wegwerf-Schmuck aus Plastik halten die Thüringer Deko-Stücke ewig. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.12.2020ZDF

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