plan b (2017) Folge 119: Wissen, was man kauft – Mehr Transparenz für Kunden
Folge 119
Wissen, was man kauft – Mehr Transparenz für Kunden
Folge 119
Was wir täglich kaufen, hat oft einen langen Weg hinter sich. Wer es wie hergestellt hat, und unter welchen Bedingungen, erfahren wir nicht. Verbraucher aber wollen das genau wissen. Unternehmen haben oft keine Ahnung von der Herkunft der Rohstoffe und Missständen in ihren Lieferketten. Keiner fragt, solange der Gewinn stimmt. Doch es gibt einen Wandel. Pioniere machen sich auf den Weg, um für mehr Transparenz und Verantwortung zu kämpfen. Die Textilbranche ist mit der Ölindustrie einer der größten Umweltverschmutzer weltweit. Das einzige, was zählt, ist Masse und Preis. Genau das will Ralf Hellmann mit seiner Firma „Dibella“ ändern. Er stellt Bett- und Tischwäsche für Hotels, Krankenhäuser und Restaurants her. Wie fast alle Textilhersteller hat er die Produktion längst aus Europa verlagert. Unter anderem nach Indien. Sein Ziel: Jeder Produktionsschritt soll umwelt- und sozialverträglich sein und ganz transparent. „Von den meisten Produkten, die wir nutzen, wissen wir gar nicht, wo sie herkommen!“, sagt er. Um das zu ändern, organisiert der Unternehmer für seine Kunden Reisen nach Indien. Dorthin, wo alles beginnt, bei den Baumwollfarmern. Seine Idee: Wenn seine Abnehmer einmal in ihrem Leben sehen, wer ihre Laken und Tischdecken herstellt, werden sie bereit sein, mehr
Verantwortung zu übernehmen und höhere Preise in Kauf zu nehmen. Rolf Slickers, ein Großkunde, reist mit. Er ist für die Wäsche von 80 000 Hotelbetten verantwortlich. Obwohl Slickers sich jeden Tag mit Textilien beschäftigt, war er nie dort, wo die Baumwolle herkommt, noch dabei, wie sie verarbeitet wird. „Das ist für mich eine ganz besondere Erfahrung, an einen kompletten Anfang der Lieferkette zu kommen!“ Wird die Reise bei dem Geschäftsmann etwas verändern? Antoni Hauptmann hat sich mehr Transparenz bei Lebensmitteln zur Aufgabe gemacht. Dazu nutzt er die „Blockchain“-Technologie, die eine fälschungssichere Rückverfolgung ermöglicht. „Der Fisch mit der Seriennummer“, sagt er, „das ist das, was interessant ist.“ Deshalb begibt er sich auf die Reise zum Ursprung einer Fischfrikadelle – ein Pilotprojekt für einen großen Tiefkühl-Lebensmittelhersteller. Auf einem Fischtrawler will Hauptmann von Anfang an protokollieren, wo und wie der Fisch gefangen und weiterverarbeitet wird und so kontrollierbar machen, dass dies alles mit rechten Dingen zuging. Denn 33 Prozent aller Fischbestände sind überfischt und weitere 60 Prozent bereits erschöpft. Hauptmanns Wunsch: ein wirklich nachhaltiger Fischfang durch Transparenz. So bekommt der Verbraucher den Durchblick und weiß genau, was er kauft. (Text: ZDF)