2017/2018, Folge 1–14

  • Folge 1
    Teure Mieten in der Innenstadt und zu knapper Wohnraum das ist Alltag in Deutschland. Doch muss das sein? Die Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt, wie das Wohnen wieder erschwinglich wird. Bezahlbare Wohnungen für alle sogar nagelneue Apartments in beliebten Großstädten. Mieter schließen sich zusammen und kaufen selbst ihre Häuser, Kommunen bauen günstige Stelzenhäuser über ihre öffentlichen Parkplätze. Städte nutzen ihr Vorkaufsrecht, um Immobilienspekulanten auszubremsen. Und manchmal gibt es ganz neue Konzepte, wie in der Schweiz.
    Zürich ist eine der teuersten Städte Europas, Neubauwohnungen in der City sind für Normalverdiener eigentlich unerschwinglich. Der Quadratmeterpreis liegt hier zwischen 40 und 60 Euro. Jens Schmidt und Mira Habermann haben es dennoch geschafft, für sich und ihren kleinen Sohn eine bezahlbare Wohnung zu finden. Zürichs „Bodenpolitik“ hat dabei geholfen. Die Stadt stellte ein ehemaliges Industriegelände zur Verfügung, mit der Vorgabe, dort günstigen Wohnraum zu schaffen. So entstand das „Hunziker Areal“, ein Quartier, das viel mehr ist als einfach nur Wohngebiet.
    Den Mietern stehen Gemeinschaftsräume zur Verfügung, eine Werkstatt und sogar eine Sauna. Die Wohnungen sind dafür etwas kleiner als üblich, die Häuser ein wenig höher gebaut. Dies alles sparte Kosten. 15 Euro kalt zahlen die Mieter pro Quadratmeter, für Schweizer Verhältnisse – unglaublich. Und auch München sucht nach Alternativen. In kaum einer anderen deutschen Stadt sind Mieten so hoch wie hier. Dennoch ist es Dacian Moisoiu gelungen, in der bayerischen Hauptstadt eine kleine Neubauwohnung zu finden.
    Moisoiu arbeitet als Hausmeister bei BMW und hat lange gesucht, bis ihm das Wohnungsamt ein Angebot machte: wohnen in einem Stelzenhaus, 22 Quadratmeter für 320 Euro warm – für München ein Schnäppchen. Der Parkplatz unter dem Haus konnte erhalten werden, auf teure Erdarbeiten für Keller und Tiefgarage wurde verzichtet und oben günstig gebaut: Das Haus ist eine Holzkonstruktion, die in kürzester Zeit zusammengesetzt wurde, es gibt eine platzsparende Heizung, einfache Fußbodenbeläge und vormontierte Badezimmer.
    Das Ergebnis: Das Wohnen in Sichtweite des Münchner Olympiastadions ist auch für Menschen mit niedrigem Einkommen erschwinglich. Inzwischen schließen sich in vielen Städten Mieter zusammen und kaufen ihre Häuser selbst. Zum Beispiel in Berlin. Simon Fronemann lebte günstig in einem Mietshaus. Als das saniert und verkauft werden sollte, fürchteten die Mieter das Schlimmste. Würden ihre günstigen Mietwohnungen in teure Eigentumswohnungen umgewandelt? Kurzerhand machte die Hausgemeinschaft dem Besitzer ein Angebot und erwarb das Haus mit Hilfe von Unterstützern selbst.
    Wie Mieter zu Eigentümer wurden, das zeigt „plan b“. Der Film begleitet auch Florian Schmidt, Bezirksbürgermeister von Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Er hat ein engagiertes Ziel: Er will für die Stadt Häuser kaufen und Investoren verdrängen, zur Not auch mit Steuergeld. Mit Hilfe des Vorkaufsrechts signalisiert er findigen Projektentwicklern: „Versucht gar nicht erst, Eigentumswohnungen zu schaffen, wo jetzt Mieter leben. Dann schlagen wir zu, dann kaufen wir“, bekräftigt er. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.10.2017ZDF
  • Folge 2
    Immer mehr Deutsche fürchten sich vor der Armut im Alter. Doch dagegen könnte die Politik etwas tun. In Holland und Österreich geht es den Rentnern besser. Was machen diese Länder anders? In Österreich zahlen auch die Beamten und Selbstständigen in die Rentenversicherung ein. Im Schnitt hat jeder Rentner dort 500 Euro mehr als in Deutschland. Auch in Holland liegt die Grundrente für alle weit über 1000 Euro im Monat. Von solchen Renten kann Werner Huhnstein aus Gelsenkirchen nur träumen. Seit einem Jahr befindet er sich im Ruhestand, doch genießen kann er den nicht. Mit 545 Euro Regelrente und einer Hinterbliebenenrente von 187 Euro zusätzlich kommt er kaum über die Runden.
    So jobbt der ehemalige Fernfahrer noch nebenbei als Sargträger, spart an allen Ecken und Enden. Huhnstein ist keine Ausnahme. Immer mehr deutsche Senioren verarmen. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung könnte bald jeder fünfte deutsche Rentner von Altersarmut bedroht sein. Hauptsächlich betroffen: Menschen, die zeitweise wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder der Erziehung ihrer Kinder nicht in die Rentenversicherung einzahlen konnten – aber auch Niedrigverdiener, die viele Jahrzehnte gearbeitet haben.
    Nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, in dem Dörfchen Alphen aan de Maas, lebt die Rentnerin Mariet van der Broeck. Insgesamt hat sie heute mehr Geld zur Verfügung als früher. Während sie als Krankenpflegerin zuletzt auf 950 Euro Monatsverdienst kam, erhält sie heute insgesamt fast 1500 Euro monatlich. Der Grund: das niederländische Rentensystem, Cappuccino-Modell genannt. Als Basis erhält jeder, der mindestens 50 Jahre lang in Holland gelebt hat, eine Grundrente von 1098 Euro, dazu kommen Betriebsrenten und eine private Altersvorsorge.
    Auch in Österreich kennen die Senioren die Probleme ihrer deutschen Nachbarn nicht. So kann die ehemalige Hilfsarbeiterin Renate Kauscheder von ihrer Rente gut leben und sogar zweimal im Jahr in Urlaub fahren. 1009 Euro bekommt sie – und das 14-mal im Jahr. Wie kann das gehen? Österreicher zahlen mehr in die Versicherung ein, der Arbeitnehmeranteil ist größer. Und: In Österreich muss sich jeder an der Finanzierung der Renten beteiligen, in Deutschland gibt es viele Ausnahmen. Holland und Österreich zeigen: Es gibt einen Weg aus der Armutsfalle für Rentner, einen Weg, von dem Deutschland lernen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.10.2017ZDF
  • Folge 3
    Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen das ist für viele immer noch ein Kraftakt Doch muss das eigentlich sein? Die Dokumentationsreihe „plan b“ präsentiert Lösungen, wie man Kinder und Karriere in Einklang bringen kann. Paradebeispiel: Dänemark. Dort wird großer Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelegt. Rina und Niels Lauritzen Trautner leben mit ihren drei Kindern in Kopenhagen. Wenn sie um 15:30 Uhr die Arbeit verlassen, um ihre Kinder abzuholen, werden sie weder vom Chef noch von den Kollegen schief angesehen.
    Dänemark hat neben Schweden – die besten Betreuungsmöglichkeiten der Welt. Das Angebot wird entsprechend genutzt. Etwa 80 Prozent der sechs- bis zehnjährigen Kinder werden in Dänemark außerhalb der Schulzeiten betreut. Außerdem setzen viele dänische Firmen auf flexible Arbeitszeiten und Eigenverantwortung. Dabei ist es nicht so wichtig, dass die Mitarbeiter im Büro anwesend sind, sondern dass sie eigenständig ihre Aufgaben erfüllen. Und in Deutschland? Viele Jahre ist bei uns viel zu wenig passiert, um die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere zu verbessern.
    Mittlerweile gibt es das Elterngeld und den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Und inzwischen denken auch die deutschen Unternehmen um und versuchen, auf die Bedürfnisse der Familien einzugehen. So wie der Kabelhersteller U.I. Lapp in Stuttgart. Er ist 2016 vom Familienministerium zum familienfreundlichsten Unternehmen Deutschlands in der Kategorie „Mittlere Unternehmen“ ausgezeichnet worden.
    Die Firma bietet Teilzeitmodelle für Führungskräfte, Kita-Belegplätze und spezielle Angebote für Beschäftigte, die Familienangehörige pflegen müssen. Denn auch das gehört zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gerade in Zeiten, in denen die Menschen immer älter werden. Elena Katsamaki hat erfahren, wie wichtig das ist: Als ihr Vater erkrankte, hat sie weite Teile seiner Pflege übernehmen können. Wenn sie zwischendurch einige Stunden am Arbeitsplatz fehlte, war das für den Vorgesetzten kein Problem.
    Sie konnte die Arbeitszeit flexibel ausgleichen. Mittlerweile hat sie sich sogar zur „Pflegelotsin“ ihrer Firma ausbilden lassen. Teil dieser Aufgabe: Kollegen beraten, die in ähnlichen Situationen stecken, erklären, welche Leistungen sie beantragen können und wie man Pflege und Arbeit am besten unter einen Hut bekommt. Arzu Dreier arbeitet beim deutsch-französischen Flugzeughersteller Airbus. Die Luftfahrtingenieurin ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach den Geburten hat sie jeweils acht bis zwölf Monate ausgesetzt.
    Bei Airbus war der Wiedereinstieg in den Job kein Problem – in Vollzeit, so wie Arzu Dreier es wollte. Denn das Unternehmen fördert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gezielt. Zum Angebot gehören nicht nur die Betriebs-Kita und die Möglichkeit, Homeoffice zu machen, sondern auch eine Wiedereinstiegsgarantie für Mitarbeiter nach der Elternzeit. Natürlich bietet der Konzern das alles nicht nur aus Nächstenliebe an. In Zeiten des Fachkräftemangels will Airbus vor allem gut ausgebildete Frauen an sich binden.
    Aber nicht nur junge Mütter fordern heutzutage eine bessere Vereinbarkeit von Kids und Karriere auch immer mehr Väter wünschen sich das, weiß Volker Baisch, Gründer der gemeinnützigen „Väter gGmbH“. Der Berater setzt sich seit Jahren dafür ein, Deutschland väter- und somit familienfreundlicher zu machen. Eines seiner Ziele: Mehr Väter in Deutschland sollen Elternzeit nehmen auch länger. Momentan sind es meist nur zwei Monate. Viele Männer trauen sich noch nicht aus Angst vor Einkommensverlusten und beruflichen Nachteilen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.10.2017ZDF
  • Folge 4
    Verstopfte Städte, verspätete Busse, teure Tickets Alltag in Deutschland. Geht das auch anders? „plan b“ zeigt mögliche Auswege: Könnte ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr helfen? In der estnischen Hauptstadt Tallinn und auch im französischen Dünkirchen wurde der Nulltarif eingeführt und das Angebot optimiert. Auch in Deutschland gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Zeit teurer Tickets für schlechte Verkehrsverbindungen zu Ende geht. Im brandenburgischen Templin leben die deutschen Pioniere des kostenlosen Nahverkehrs. Dort nahm nach der Wende der Autoverkehr so rasant zu, dass die Luftqualität des Kurortes ernsthaft in Gefahr geriet.
    Templin führte eine revolutionäre Reform durch: Unentgeltlich Bus fahren für jedermann. Die Fahrgastzahlen explodierten, neue Busse mussten angeschafft werden. Weil aber die Kosten stiegen, mussten die Bürger doch wieder an der Finanzierung beteiligt werden. Heute gibt es eine „Jahreskurkarte“ für nur 44 Euro, und die nutzen immer noch mehr Menschen als vor der Reform. Ein Teilerfolg für die Gemeinde in Brandenburg. Verkehrsexperte Allan Allaküla ist stolz auf seine Heimatstadt Tallinn. Denn in der Hauptstadt von Estland können die Einwohner seit 2013 mit einem elektronischen Ticket alle Busse und Bahnen kostenlos nutzen.
    Die Autokolonnen sind dadurch aus den Straßen der Innenstadt verschwunden. Ein weiterer positiver Effekt: Der Gratisfahrschein für Anwohner zog immer mehr Bürger aus dem Umland an. Diese meldeten ihren Wohnsitz um und spülten Steuereinnahmen in Tallinns Stadtkasse. Diese Einnahmen nutzt die Stadt, um die öffentlichen Verkehrsverbindungen weiter zu modernisieren. Eine Erfolgsgeschichte findet Allan Allaküla: „Wir inspirieren andere Städte, den kostenlosen Nahverkehr einzuführen!“ „Gratuit“ steht mit großen Lettern an den öffentlichen Verkehrsmitteln der französischen Hafenstadt Dünkirchen.
    Hier läuft gerade ein Probebetrieb für den Nulltarif an den Wochenenden. Eingeführt hat ihn Patrice Vergriete, der mit seinen Verkehrsplänen den Einzug in das Bürgermeisteramt geschafft hat. Die Maßnahme zeigt bereits erste positive Auswirkungen auf die Entwicklung der strukturschwachen Innenstadt. Mit der Unterstützung einer in Frankreich gesetzlich möglichen „Arbeitgeberabgabe“ werden neue Busspuren und Haltestellen gebaut, die Busse modernisiert. „Das ist natürlich eine steuerliche Belastung“, weiß Patrice Vergriete, aber eine, die für Dünkirchen zum Erfolg führen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.10.2017ZDF
  • Folge 5
    Stell Dir vor, Du bestimmst den Preis. Wie viel soll Milch kosten? Ein paar Mausklicks entscheiden: Darf die Kuh auf die Wiese? Und der Bauer in Urlaub? Ja! Das kostet ein paar Cent mehr. In Frankreich geht das. „C’est qui le Patron?“ heißt die Initiative. Wer ist der Boss? Auf der Website stimmen Verbraucher über Milch- und Pizza-Preise ab. Viele zahlen gern etwas mehr für glückliche Kühe, gesunde Milch und Bauern, die von ihrer Arbeit leben können. Konsumenten übernehmen Verantwortung für diejenigen, die ihre Lebensmittel erzeugen, und deren Existenz doch immer wieder von Niedrigpreisen bedroht ist. Jeder dritte Milchbauer in Deutschland hat in den vergangenen zehn Jahren aufgegeben.
    Jörg Ostermeier im Allgäu ist einer von ihnen. Seit dem letzten großen Milchpreisverfall 2016 hat er sich finanziell nicht mehr erholt. Nach Jahren harter Arbeit für wenig Geld muss er seine Kühe zum Schlachthof bringen. Doch auch in Deutschland gibt es Ideen, die seine Welt ein klein wenig besser machen könnten. Die Initiative „Solidarische Landwirtschaft“ – Solawi – will eine Brücke bauen zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Wer mitmacht, muss auch mal die Ärmel hochkrempeln und bei der Ernte helfen. So lernt ein Städter mit Bürojob schnell, wie viel Zeit und Schweiß in ein paar Möhren stecken – und wie viel die Arbeit des Bauern wirklich wert ist.
    Da ist ein fairer Preis selbstverständlich, auch wenn der höher ist als im Discounter um die Ecke. Etwa 130 Höfe in Deutschland haben sich dem Netzwerk bereits angeschlossen. In der Bauhaus-Stadt Dessau kommt die Landwirtschaft zum Verbraucher. Äcker zwischen Plattenbauten. Und schon bald wollen die Nachbarn hier auch Vieh halten, denn sie haben nicht nur ein größeres Verständnis für die Natur, sondern auch Ehrgeiz entwickelt: Jetzt wollen sie ihr Wohngebiet durch eine Biogasanlage selbst mit Energie versorgen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.11.2017ZDF
  • Folge 6
    Heiraten kann in Deutschland ganz schön kompliziert sein. Und bei einer Scheidung wird es oft verdammt teuer. Muss das so sein? Wie wäre es mit einer „Ehe light“? In Frankreich ist das „einfache Heiraten“ bereits möglich. Georgia und Clément haben sich dafür entschieden, sie wollten ihre Liebe „offiziell machen“, aber nicht heiraten. Das Wichtigste ist in einem Vertrag geregelt, der jederzeit einseitig gekündigt werden kann. Fast jeder zweite Franzose, der sich formal bindet, wählt inzwischen den Vertragsweg, den sogenannten „Pacs“ (Pacte civil de solidarité). Georgia, gebürtige Neuseeländerin, erhält dadurch ein Aufenthaltsrecht in Frankreich.
    Das Paar hat aber auch noch andere Vorteile, zum Beispiel bei der Steuer. Gegenüber dem Staat oder auch in Krankenhäusern sind die beiden nun als Paar anerkannt. Die Folgen einer bürgerlichen Ehe spart der „Pacs“ aber aus: Das schwerfällige Scheidungsrecht samt Anwaltszwang kennen die „verpacsten“ Franzosen nicht. Dabei war der „Pacs“ ursprünglich als eheähnliches Bündnis für Homosexuelle gedacht und gar nicht für alle. Das Erstaunliche: Obwohl der „Pacs“ unbürokratisch aufgelöst werden kann, trennen sich weitaus weniger Paare als konventionell Verheiratete.
    Vanessa aus Niedersachsen hat eine leidvolle Trennungsgeschichte hinter sich. Sie führt seit Jahren einen zermürbenden Kleinkrieg mit ihrem Ex-Mann. Am Ende ging es „nur um Macht und Geld“, sagt sie, und bewundert die Franzosen für ihren modernen Ansatz des Miteinanders. Deutschlands Eherecht ist aufgebläht und birgt reichlich rechtliche Fußangeln. Das merken viele erst, wenn sie sich trennen wollen, und das sind gar nicht so wenige: 40 Prozent aller Ehen werden wieder geschieden. Eine gesellschaftliche Realität, vor der manche die Augen verschließen.
    Der Schutz der Ehe steht im Grundgesetz, eine Alternative zur Ehe steht nicht auf der Agenda. Dabei könnte es gut sein, dass der europäische Gerichtshof für Menschenrechte bald über die Zukunft der Ehe entscheidet. Am Straßburger Gericht liegt eine Klage von Helga Ratzenböck und Martin Seydl aus Österreich. Beide wollen nicht heiraten, ziehen eine eingetragene Partnerschaft vor, ähnlich dem „Pacs“ in Frankreich. In der Alpenrepublik dürfen das aber nur Homosexuelle. „Das ist uns gegenüber diskriminierend“, meinen Ratzenböck und Seydl. Beide erhoffen sich vom Richterspruch ein europaweites „Zwei-Modelle-System“ – und vielleicht eine „Ehe light“ für alle. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.11.2017ZDF
  • Folge 7
    Verlassene Häuser, verwaiste Läden, geschlossene Schulen. Ländliche Regionen drohen auszubluten. „plan b“ zeigt, wie Dörfer dem Tod von der Schippe springen: mit Ideen und findigen Machern. Die Lust auf ein „Leben auf dem Land“ ist ungebrochen. Trotzdem geht in manchen Regionen die Bevölkerung zurück. Geschuldet ist das zum einen dem demografischen Wandel, zum anderen fehlen den Menschen oft die beruflichen Perspektiven. Die Folge: Abwanderung. Im französischen Cantal kämpft man mit einer besonderen Idee gegen das Dorfsterben: ein Workshop für potenzielle Stadtflüchtlinge. Marie Milette zeigt an drei Tagen Städtern die Vorzüge des Landlebens im Zentralmassiv – einschließlich Möglichkeiten zur beruflichen Selbstverwirklichung.
    „3 Tage, die dein Leben ändern“ – so heißt das Programm, und es hat bisher viele Paare und Familien in die abgelegene Bergregion geführt. Einen langsamen Tod prophezeiten Wissenschaftler dem kleinen Dorf Spessart in der Eifel schon vor vielen Jahrzehnten. „Aber wir sind immer noch da. Wir lassen uns doch nicht vorschreiben, wann wir sterben“, sagt Bürgermeister Frank Klapperich. Attraktive Bauplätze, Gelder für die Ortsverschönerung, Anwerbung von Betrieben, Engagement der Bürger – all das macht das Leben in Spessart attraktiv.
    Das Wichtigste aber: „Man muss sich selbst helfen“, so Klapperichs Rezept. Es geht auf. Spessart verzeichnet Zuzug. Genauso wie Emsbüren im Emsland in Niedersachsen. Markus Silies ist einer von acht ehrenamtlichen Ortsteilbürgermeistern und kennt das Geheimnis des Emsbürener Erfolgs: hohe Identifikation mit der Region, Lust auf ehrenamtliches Engagement und stets den Blick in die Zukunft gerichtet. Die Emsbürener packen, wo es nur geht, selbst an. Egal ob Bürgerbus, Spielplatz oder Ortsverschönerung. Der Begrüßungsspruch auf den Schildern am Ortseingang ist kein Zufall: „Willkommen bei den Machern“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.11.2017ZDF
  • Folge 8
    In Deutschland werden täglich über zehn Millionen Pakete versendet – Tendenz steigend. Die Innenstädte leiden unter Stau, Lärm und Umweltbelastungen „plan b“ zeigt, wie es anders geht. Die Alternativen sind Elektrofahrzeuge, Sammelzustellung oder sogenannte Mikro-Depots. Im belgischen Gent gehen sie sogar noch einen großen Schritt weiter: Die Stadt ist beinahe autofrei, und die Pakete erreichen trotzdem ihre Empfänger. Seit April 2017 ist die Stadt Gent für alle Pkw und Lkw nur noch morgens bis 10:00 Uhr zugänglich.
    Danach dürfen nur zwei Firmen in die Stadt: Bubble Post für kleine Lieferungen und City Depot für große. Die Fahrer verteilen die Pakete mit zum Teil exotischen elektrischen Fahrzeugen wie dem Stint. „Zu Beginn waren viele Bürger natürlich skeptisch, dass wir den Verkehr so einschränken, mittlerweile sind die allermeisten jedoch positiv überrascht“, berichtet Hannelore Bonami von der Stadt Gent. Dort hat man den großen Wurf gewagt: wenige, neue Fahrzeuge, zentrale Paketdepots, Mehrfachlieferungen vermeiden.
    Auch in Deutschland experimentiert man mit Ansätzen wie diesen. Die vier Jungentwickler von Carla Cargo etwa setzen in Freiburg auf ein altbewährtes Konzept im modernen Gewand: Ihre Fahrradanhänger können – dank elektrischer Unterstützung – bis zu 150 Kilogramm transportieren und selbst engste Gassen in der historischen Altstadt befahren. „Immer wenn wir einen unserer Anhänger sehen, wissen wir, dass ein Auto weniger unterwegs ist – das ist ein gutes Gefühl“, sagt Markus Bergmann, der Gründer von Carla Cargo.
    Hamburg stellt aktuell an mehreren Standorten sogenannte Mikro-Depots auf: Von dort aus werden die Pakete mit Lastenrädern und Sackkarren ausgeliefert. Ein Gemüsehändler in Dortmund hat für sich eine pragmatische Lösung gefunden: Anstatt Dutzende Gemüsekisten zu Kunden auszuliefern, die dann womöglich nicht zu Hause sind, beliefert er kurzerhand Schulen und Kindergärten. So können Eltern neben ihren Kindern auch gleich noch ihr Obst und Gemüse mitnehmen. Viele Wege, die aus dem Zustellwahnsinn herausführen können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.12.2017ZDF
  • Folge 9
    Volle Terminkalender, Leistungsdruck, das Gefühl, überfordert zu sein: Stress scheint alltäglich geworden zu sein. Das muss nicht sein. „plan b“ zeigt, wie Entschleunigung funktionieren kann. Immer mehr Menschen nehmen Auszeiten, wollen aus der Stressspirale aussteigen. Einige Unternehmen bieten den Mitarbeitern Programme zur Entschleunigung an, zum Beispiel Meditationskurse. Schüler in England haben das Pflichtfach Achtsamkeit, Yoga boomt. Doch bringen die Entschleunigungsprogramme wirklich etwas? Positive Gefühle kann man trainieren, meinen Neurowissenschaftler. Mitgefühltraining mithilfe von Meditation verstärkt die Aktivität von Gehirnregionen, die mit positiven Emotionen und Belohnung verknüpft sind. Das hilft beim Umgang mit Stress und erhöht die Motivation zu sozialem Verhalten.
    Was dem Einzelnen guttut, nutzt auch der Gemeinschaft. Denn das „Ausgebranntsein“ verursacht wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe. Bis zu 13 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland sind nach Schätzungen von Gesundheitsexperten und Krankenkassen schon heute von Burnout betroffen. „plan b“ begleitet einen Manager bei thyssenkrupp AG, der das Thema „Achtsamkeit“ für sich und seine Mitarbeiter entdeckt hat, besucht Menschen, die mit einer Eselswanderung Ruhe suchen, und stellt eine Musikerin vor, die aus dem Musikbusiness ausgestiegen ist. Außerdem werden Trainingsprogramme für Jugendliche gezeigt, die schon früh lernen sollen, mit Stress besser umzugehen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.12.2017ZDF
  • Folge 10
    Mimi hat ausgemistet, sich von vielem getrennt. Sie besitzt nur noch das Nötigste. Damit will sie ein Zeichen setzen gegen Klimawandel, Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung. Genauso wie Mimi leben immer mehr Menschen heute anders und sind glücklich damit. In Gemeinderäten, Initiativen, Unternehmen oder ganz allein zeigen sie, dass es sinnvoll ist, anders zu konsumieren und zu produzieren. Ekaterina Polyakova, genannt Mimi, ist YouTuberin. Die Videos, die sie unter dem Namen „Minimal Mimi“ postet, werden bis zu 70 000 Mal geklickt. Die 28-Jährige zeigt der Internet-Community ihre minimalistisch eingerichtete Wohnung, präsentiert stylische und langlebige Outfits, gibt Tipps zu plastikfreiem Einkauf und veröffentlicht Anleitungen zur Herstellung von umweltfreundlichen Körperpflegeprodukten.
    Dieser selbst gewählte Minimalismus ist für Mimi kein Verzicht, sondern eine bessere Art zu leben. Was Mimi im Kleinen versucht, kann auch in Gemeinden und ganzen Städten funktionieren: In der französischen Gemeinde Ungersheim initiiert der engagierte Bürgermeister zahlreiche Veränderungen. Ungersheim ist eine „Stadt im Wandel“, Teil des internationalen Netzwerks der „Transition Town“.
    Öffentliche Gebäude werden weitestgehend mit regenerativer Energie versorgt, die Gemeinde baut Bio-Gemüse an und fördert ehrenamtliches Engagement der Bürger. Denn auch der soziale Austausch gehört zu einem bewussten, glücklichen Leben dazu. Im englischen Totnes demonstriert Rob Hopkins, Gründer der „Transition Town“-Bewegung, wie auch ein Unternehmen nachhaltig und sozial geführt werden kann. 2013 gründete er mit anderen die New-Lion-Brauerei – heute ist sie profitabel und ein Vorbild für viele Unternehmen, die anders wirtschaften wollen. „plan b“ über nachhaltige Wirtschaftskonzepte, die mehr Lebensqualität versprechen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.01.2018ZDF
  • Folge 11
    Unsere ländliche Gesundheitsversorgung wird durchlässiger. Tausende Landärzte fehlen. Anders im dünn besiedelten Norwegen dort werden Medizinstudenten auf das Landleben vorbereitet. Norwegen, Hammerfest, kurz vor dem Nordkap. Lars Rødland und Ingvild Elverud studieren Medizin. Beide verbringen ihr komplettes letztes Studienjahr in Hammerfest. Am Ende sollen sie sich hier als Landärzte niederlassen. Hammerfest und die ganze Region Finnmark gehören zu einer Sonderförderungszone. Wer hierher umsiedelt, bekommt einen Teil seines Studienkredits erstattet.
    Man bezahlt weniger Einkommensteuer, bekommt mehr Kindergeld, Strom ist von der Mehrwertsteuer befreit. Die Stadt braucht jeden Einwohner, und die wiederum brauchen Ärzte. Doch neben finanziellen Anreizen steht auch die praktische Ausbildung im Fokus. Ingrid Petrikke Olsen stammt aus dem Norden und steckt hinter der Idee, Studenten aufs Landarztleben vorzubereiten. Die Ärztin ist Dozentin an der Arktischen Universität Tromsø, die hier in Hammerfest eine kleine Außenstelle hat.
    Getrieben von eigenen Erfahrungen als junge Medizinerin, entwickelte sie das Projekt. „Ich habe schnell festgestellt, dass mein letztes Studienjahr besser gelaufen wäre, wenn ich es gleich direkt auf dem Land hätte machen können.“ Seit August 2017 bekommt eine Gruppe von gerade einmal vier Studenten ein Jahr lang einen Intensivkurs, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Region, mit Hausbesuchen bei Patienten, Notfallübungen und regulärem Sprechstundendienst in einer Hausarztpraxis.
    Und in Deutschland? Im Moment fehlen bei uns 2700 Hausärzte – so auch in Thüringen. Auch hier gibt es neue Überlegungen. Sabine Kuhnen ist Mitte 30, Mutter von drei Kindern und Ärztin. Eine Praxis zu übernehmen, sich in Schulden zu stürzen, den Schritt hätte sie nicht gewagt – bis die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen ihr unter die Arme griff. Die hat eine verwaiste Praxis im 2800-Einwohner-Ort Gräfenthal aufgekauft und Sabine Kuhnen dort für zwei Jahre in Teilzeit fest angestellt.
    So hat Sabine Kuhnen Zeit, sich in Ruhe zu überlegen, ob sie sich selbstständig machen und die Praxis übernehmen will. Noch einen Schritt weiter geht die Gemeinde Büsum an der Nordsee. Als der letzte Arzt drohte zu verschwinden, hat die Kommune einfach selbst ein Ärztehaus eröffnet und dort fünf Mediziner fest angestellt. Eine Verwaltung übernimmt die administrativen Aufgaben, Ärzte müssen sich nicht hoch verschulden, um eine Praxis zu übernehmen, die Mediziner können im Team arbeiten, und Teilzeitmodelle sind jederzeit möglich. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.01.2018ZDF
  • Folge 12
    Viele sind mit ihrer Arbeit unzufrieden, haben innerlich gekündigt, machen Dienst nach Vorschrift. Das muss nicht sein. „plan b“ zeigt: Motivierte Mitarbeiter und faire Löhne sind möglich. Ein Start-up in Berlin zeigt, wie es auch anders gehen kann: Die Mitarbeiter dort entscheiden selbst über die Höhe des Gehalts. Jeder weiß, wie viel der andere verdient. Wer Kinder hat, in Scheidung lebt oder einen Angehörigen pflegt, bekommt mehr Geld. Flexible Arbeitszeiten, Mitbestimmung und Transparenz bei der Bezahlung: Das wünschen sich viele Arbeitnehmer. Immer mehr Firmen scheinen sich darauf einzustellen: Denn mit zufriedenen Mitarbeitern ist es einfacher, am Markt erfolgreich zu sein.
    Das gilt für kleine Start-ups genauso wie für Mittelständler oder größere Konzerne. Und nicht immer muss Gewinnmaximierung im Mittelpunkt der Firmenphilosophie stehen. Genossenschaften zum Beispiel arbeiten anders. Die Mitarbeiter dort sind oft auch Eigentümer des Unternehmens und an wichtigen Entscheidungen beteiligt. Doch sind Genossenschaften trotzdem handlungsfähig und profitabel? „plan b“ sucht Antworten bei Miraphone, einer Blechblasinstrumentenfabrik in Bayern. Johannes Antesberger ist dort Instrumentenbauer und Genossenschaftsmitglied.
    Er weiß: Wenn es dem Unternehmen gut geht, dann geht es auch ihm gut. Das motiviert ihn bei der Arbeit. Die Mondragón Corporación Cooperativa ist mit rund 74 000 Mitarbeitern das siebtgrößte Unternehmen in Spanien und ebenfalls eine Genossenschaft. Trotz der Größe des Konzerns hat sich Mondragón die Menschlichkeit auf die Fahnen geschrieben. Noch nie wurde ein Mitarbeiter aus wirtschaftlichen Gründen entlassen. Und ein Manager verdient höchstens das Sechsfache eines einfachen Arbeiters. Zum Vergleich: In vielen börsennotierten Unternehmen bekommen Vorstände ein 50 Mal höheres Gehalt als normale Angestellte.
    Der Outdoor-Ausrüster Vaude in Baden-Württemberg ist ein Familienbetrieb und keine Genossenschaft. Dennoch gibt es hier vieles, was es in anderen Unternehmen nicht gibt: zum Beispiel Teilzeitangebote für Frauen in Führungspositionen, ein transparentes Gehaltssystem und soziales Engagement. Die Geschäftsführerin Antje von Dewitz findet, dass in der Wirtschaft einiges falsch läuft: „Unternehmen sind zu einseitig auf Profit ausgerichtet und sollten danach besteuert werden, wie viel sie für das Gemeinwohl tun.“ Die Dokumentationsreihe „plan b“ zeigt Einblicke in Unternehmen, die Vorreiter für eine faire und gerechte Arbeitswelt sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.01.2018ZDF
  • Folge 13
    In Deutschland ist jedes sechste Kind zu dick. Im Alter drohen Krankheiten wie Diabetes oder Herzinfarkt. „plan b“ zeigt, wie wir unseren Nachwuchs von Anfang an schützen können. Im finnischen Seinäjoki müssen die Schüler auch in Mathe oder Bio sportliche Aufgaben erfüllen. Sie joggen durch die Flure und üben das Einmaleins im Handstand. Dazu kommt ein gesunder Speiseplan. Süßigkeiten sind verboten, sogar an Geburtstagen. Alle essen das gleiche, ohne Ausnahme. Die Mahlzeiten werden vom Gesundheitsamt bezahlt – und bestimmt.
    Heute sind die Kinder messbar schlanker und fitter als noch vor sechs Jahren. Damals lebten rund um Seinäjoki Finnlands dickste Kinder. In Deutschland sieht es in den meisten Regionen anders aus. Die Eltern entscheiden darüber, ob die Kinder am Schulessen teilnehmen oder nicht. Zwar liegen die Preise meistens unter fünf Euro, aber viele Eltern wollen das Geld einsparen und überlassen die Essenswahl ihren Kindern. Die bevorzugen Snacks und Süßes, die sie in der Cafeteria oder benachbarten Supermärkten kaufen.
    In Deutschland leben die meisten Kinder mit Übergewicht in Mecklenburg-Vorpommern. Hier bringen schon kleine Schritte große Fortschritte: Seit Kurzem liefert in Rostock nur noch ein Betrieb für alle Schulen das gleiche Essen, und zwar nach strengen Standards: Fettarm, wenig Zucker und regionale Produkte sind vorgeschrieben. Anders als in Finnland, müssen die Schüler zwar bezahlen für eine Mahlzeit, aber immerhin gibt es ein gesundes Angebot. Viel besser sieht es im schwäbischen Ort Michelfeld aus.
    Hier hat Bürgermeister Wolfgang Binnig alle politischen Entscheidungen unter die Prämisse gestellt, den Kindern vor Ort eine möglichst gesunde Entwicklung zu garantieren. Millionen wurden in Sportanlagen und Schulhöfe investiert. Jedes Kind bekommt einen Apfel pro Tag, Ernährung ist Teil des Schulunterrichts. Die Erfolge sind beeindruckend: Der Ort boomt, denn viele Eltern aus der näheren und weiteren Umgebung wollen in die 3000-Einwohner-Gemeinde ziehen. Der Bürgermeister musste jetzt einen Zuzugsstopp verhängen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.02.2018ZDF
  • Folge 14
    500 Millionen Gäste jedes Jahr, volle Pisten, künstlicher Schnee. Gravierende Folgen sind Luftverschmutzung und Artensterben. Das steinerne Herz Europas droht zum Freizeitpark zu verkommen. Kann Urlaub im Einklang mit der Natur funktionieren? „plan b“ hat Menschen und Projekte gefunden, die für eine andere Art des Alpenurlaubs stehen. Das kleine Sachrang in den Chiemgauer Alpen ging schon vor 20 Jahren einen anderen Weg. Statt auf Skitourismus setzte man auf Wanderurlauber. Seitdem ist das Dorf eines von drei deutschen Bergsteigerdörfern und Vorbild für viele andere Gemeinden in den Alpen.
    Sachrang ist der Gegenentwurf des mitunter schrillen Skizirkus. Sebastian Pertl ist Almbauer im Ort. Er sieht seine Aufgabe nicht nur in der Produktion von Nahrungsmitteln, sondern vor allem auch im Erhalt der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft. Leben und arbeiten im Rhythmus der Natur: „Wir zeigen hier, dass man eben nicht immer weiterwachsen muss, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Die traditionelle Wirtschaftsform im Alpenraum ist kleinbäuerlich. Das wollen wir erhalten, ergänzt um maßvollen Tourismus“, erklärt Pertl.
    Sanfter Tourismus, der Rücksicht nimmt auf die natürlichen Gegebenheiten, ist immer eine Gratwanderung. Der Philosoph und Alpenkenner Jens Badura ist der Meinung, die Menschen vor Ort sollten entscheiden, wo die Grenzen liegen. Denn das, was Touristen heute als „natürliche“ Alpenlandschaft bewundern, ist größtenteils von Menschenhand geschaffen. „Dass die Menschen ihren Lebensraum an neue Bedürfnisse anpassen, ist völlig normal. Das hat es immer schon gegeben, und das sollte auch in Zukunft möglich sein. Sonst werden die Alpen wirklich zur kitschigen Kulisse“, warnt Badura. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.02.2018ZDF

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