Staffel 1, Folge 1–6

Staffel 1 von „Photo“ startete am 04.11.2012 bei arte.
  • Staffel 1, Folge 1 (26 Min.)
    Mitte des 19. Jahrhunderts, etwa 25 Jahre nach ihrer Erfindung, galt die Fotografie noch als bloße wissenschaftliche Spielerei. Die genaue Realität einzufangen, ist damals noch etwas vollständig Neues. Doch in den Jahren 1850 bis 1860 setzte sich ein knappes Dutzend Fotografen in Frankreich und England für die Anerkennung der Fotografie als Kunstgattung ein. Das Jahrzehnt ist geprägt von Namen wie Talbot, Nadar, Le Gray, Baldus, Robinson, Rejlander und Fenton. Sie waren die ersten, die umfassend mit den Möglichkeiten des fotografischen Schaffens und mit dem Verhältnis zwischen Fotografie und Wirklichkeit experimentierten. Mit Hilfe von Animationstechniken untersucht Stan Neumann die ersten Fotografien.
    So erweckt der Film die starren Bilder gewissermaßen zum Leben und zeigt die bewussten Entscheidungen, aber auch Zufälle auf, die ihnen ihre besondere Ausdruckskraft verliehen haben. Jedes gezeigte Foto wird wieder zu einer Geschichte, fast wie ein kleines fotografisches Drama, von dem das fertige Bild nur den letzten Akt darstellt. Der Zuschauer wird so „von innen“ heraus an technische Aspekte wie Kadrieren, Beleuchtung oder Fotomontageverfahren herangeführt und wird selbst zum Akteur in dem komplexen Geschehen zwischen Fotografie, Fantasie und Wirklichkeit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.11.2012arte
  • Staffel 1, Folge 2 (26 Min.)
    Bernd Becher und seine Frau Hilla, beide im Deutschland der 30er Jahre geboren, begründeten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Düsseldorfer Fotoschule. Mit ihren fotografischen „Typologien“ von zum Abriss verurteilten Industriebauten sorgten sie für grundlegende Umwälzungen in der fotografischen Praxis. Ihre Bilder ließen stets auf eine einheitliche Machart schließen: einheitliche Kadrierung und Belichtung, keinerlei Schattenspiel und „expressionistische“ Verzerrungen, eine gewisse Vorliebe für Geradlinigkeit und das Streben nach Objektivität, das sowohl in ihren eigenen Bildern als auch in denen ihrer namhaften Absolventen vordergründig gehandelt wird.
    Als Bernd Becher 1976 eine Professur für Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf übernahm, zählten mit Candida Höfer, Petra Wunderlich, Thomas Struth, Thomas Ruff und Andreas Gursky einige der einflussreichsten Fotografen des späten 20. Jahrhunderts zu seinen Schülern. Obgleich entscheidend von der Becher’schen Ästhetik geprägt, vermochte jeder von ihnen eine eigene fotografische Handschrift zu entwickeln: Für die einen wurde die Farbfotografie Werkzeug für Neuinterpretationen der Wirklichkeit, andere hielten der Schwarz-Weiß-Technik die Treue. Selbstverständlich nutzen die Künstler auch die Möglichkeiten der digitalen Fotobearbeitung.
    Allen gemein ist die Vorliebe für Großformate. So schaffte die Fotografie den Sprung vom bloßen Dokument zum Kunstwerk, das so manchem Gemälde den Platz im Museum streitig macht. Die Dokumentation zeichnet die Entwicklung der fotografischen Praxis nach, für die die Düsseldorfer Fotoschule steht. Weniger einem künstlerischen Anspruch genügend, betrachteten die Bechers Fotografie als ein dokumentarisches Medium, dessen enger Realitätsbezug in der Technik selbst begründet lag. Heute hat sich diese Sichtweise geändert. Dadurch hat die Fotografie zwar an Freiheit gewonnen, aber sie hat auch etwas von ihrer Unschuld eingebüßt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.11.2012arte
  • Staffel 1, Folge 3 (30 Min.)
    Im Verlauf ihrer Geschichte schwankt die Fotografie unablässig zwischen zwei Polen: Einerseits scheint sie dazu geschaffen, die Wirklichkeit darzustellen, andererseits erkundet sie das Reich der Fantasie und der Inszenierung. Auch stellt sie zahlreiche Bezüge zu Malerei und Theater her. Abweichend von den Praktiken der realistischen Fotografie geht es den Fotografen ab den 60er Jahren nicht mehr nur darum, einen Augenblick der Wahrheit oder einen entscheidenden Moment objektiv festzuhalten. Vielmehr wollen sie eine Geschichte erzählen, die entweder die Form einer narrativen Sequenz in mehreren Bildern, Folgen oder Serien hat oder mit einer Vielzahl von Bezügen und Bedeutungsebenen spielt.
    Diese Strömung der „inszenierten Fotografie“ erlebte dann ab Mitte der 70er Jahre in der künstlerischen Avantgarde erneut ein Revival. Heute beruht die Fotografie ebenso wie andere Medien nicht mehr auf dem blinden Glauben an die Wahrhaftigkeit des dargestellten Objekts. Doch zugleich erscheint sie nach wie vor authentisch. Mit diesem Widerspruch spielen viele zeitgenössische Fotografen. Der Film befasst sich mit wesentlichen Techniken zur postmodernen Dekonstruktion der scheinbaren Authentizität der Fotografie. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.11.2012arte
  • Staffel 1, Folge 4 (30 Min.)
    Der Pictorialismus wollte die Fotografie von ihrem „Geburtsfehler“ – der objektiven und mechanischen Genauigkeit – befreien und strebte nach der für die Malerei typischen Subjektivität, nach weichen Konturen und „künstlerischer Unschärfe“. Der Pictorialismus entwickelte sich zeitgleich mit dem Symbolismus und teilte dessen Ablehnung der modernen Welt. Seine Motive waren vorwiegend nostalgisch oder ohne jeglichen zeitlichen Bezug: Die Fotos zeigten Geschichtliches, Mythen, religiöse Motive, Landschaften oder Akte. So rückwärtsgewandt der Pictorialismus thematisch und ästhetisch war, so gewagt ging er formell vor und entwickelte fotografische Methoden – Weichzeichnung, Spezialobjektive, zeichnerische, grafische oder malerische Nachbearbeitung der Abzüge -, die auch die fortschrittlichsten zeitgenössischen Fotografen anwenden.
    Getragen wurde diese gegenläufige Avantgarde von großen Fotografen wie Robert Demachy, Alvin Langdon Coburn, Frank Eugene, Edward Steichen und Alfred Stieglitz. Sie stellten ihre Kreativität in den Dienst einer Kunst, die mehr sein sollte als „nur“ Fotografie und die in Europa und den USA rund zwei Jahrzehnte lang den Ton angab. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.11.2012arte
  • Staffel 1, Folge 5 (26 Min.)
    Für die politisch häufig links orientierte Fotografie-Avantgarde der 20er Jahre stehen berühmte Namen wie László Moholy-Nagy, El Lissitzky, Umbo und Alexander Rodtschenko. Wie auch die verwandten künstlerischen Strömungen Konstruktivismus und Bauhaus, bricht das „Neue Sehen“ mit den tradierten Regeln professioneller Fotografen. Die experimentelle Fotografie ist eng verzahnt mit der städtischen Kultur, aus der sie stammt: Extreme Auf- oder Untersichten, absichtlich unausgewogene Bildkompositionen, ungewöhnliche Bildperspektiven oder Verzerrungen feiern die Dynamik und Modernität von Maschinen und modernen Städten.
    Die Anhänger des „Neuen Sehens“ sind von Wissenschaft und Technik fasziniert und weisen die Methoden der alten „Fotografie als Kunstform“ kategorisch von sich. „Von nun an“, schreibt der Bauhaus-Lehrer Moholy-Nagy, „wird der Zukunftswert der Fotografie nicht mehr von der Meinung eines Kunstkritikers, sondern von ihren Gesetzen selbst bestimmt“. Die neue Kunstrichtung experimentiert mit Fotogrammen, das heißt mit direkter Belichtung ohne Kamera, sowie mit Collagen und Doppelbelichtungen.
    Sie setzt alle denkbaren Mittel ein, um durch die Fotografie den Blick der Menschen zu erneuern und das menschliche Auge „mit Hilfe der mechanischen Optik zu schulen“. So schreibt der russische Künstler Alexander Rodtschenko 1934: „Die Fotografie verfügt über alle notwendigen Rechte und Vorzüge, um die Kunstform unserer Zeit zu sein.“ Doch diese experimentelle Utopie konnte der großen Krise der 30er Jahre nicht standhalten – mit den aufstrebenden totalitären Regimes in Deutschland und der UdSSR kehrte die „gute Fotografie“, der Realismus und der Akademismus, nach Europa zurück. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.12.2012arte
  • Staffel 1, Folge 6 (26 Min.)
    Die Fotografie scheint vom Wesen her zunächst extrovertiert zu sein, denn sie bildet die äußere Realitätund Welt ab. Doch in den 60er Jahren wollten die Fotografen dieser „Objektivität“ entkommen. Wie ihr Vorgänger Jacques Henri Lartigue setzen viele Fotografen von da an die Kamera als Instrument der Innenschau ein, unter anderem Nobuyoshi Araki, Nan Goldin, Antoine d’Agata, Hervé Guibert, Raymond Depardon und Lee Friedlander. Wie die Gesellschaft insgesamt dehnte diese Generation die Grenzen, die sie überschritt, immer weiter aus.
    Dabei richten die Fotografen ihre Linsen auf den Alltag, auf ihre Familien, ihre Freunde oder auf sich selbst und machen diese Porträts, also ihr eigenes Leben zum Kunstwerk. Einige gingen noch weiter und suchten extreme Erfahrungen und bewusste Grenzüberschreitungen, um zu zeigen, was normalerweise im Verborgenen liegt. Doch kann man Intimität überhaupt fotografieren? Die Dokumentation zeigt exemplarisch die unterschiedlichen Stile und Techniken auf, mit denen die Fotografen jene Innerlichkeit in der Fantasie des Betrachters entstehen ließen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.11.2013arte

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