Was gibt es Alltäglicheres als die Sprache? Sie ist so selbstverständlich für uns wie die Luft, die wir atmen. Und doch deckt der Sprachwissenschaftler, sobald er einen Satz analysiert, ein hoch kompliziertes Gebilde auf. Sprache ist einfach und unendlich kompliziert zugleich. Sie benötigt nicht einmal den Einsatz der Stimmbänder. Man kann sich auch stumm verständlich machen, allein durch Gestik und Mimik. Diese Ausdrucksmittel sind so eng an die Sprache gebunden, dass sie den Ton entbehren können. Die willkürlich gesetzten Zeichen der uns so „natürlich“ erscheinenden Sprache ringen uns Erstaunen und Verwunderung ab. Der Mensch hat eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Sprachen entwickelt, die auf komplexe Weise mit ihrem kulturellen Umfeld verbunden sind, aus diesem hervorgehen und es zugleich mitbestimmen. Angeblich ist die Sprache das, was den
Menschen vom Tier unterscheidet – aber ist diese These wissenschaftlich haltbar? Denn auch Tiere kommunizieren, zwar nicht mit Worten, aber mitunter auf so vielschichtige Weise, dass es durchaus als Sprache zu bezeichnen ist. Enthoven diskutiert mit seinem Gast, dem Philosophen und Sprachwissenschaftler Philippe Schlenker, über die vielen Facetten von Sprache und das weite Feld der Sprachwissenschaft. Philippe Schlenker ist Forschungsdirektor am Institut Jean-Nicod, Département d’Études Cognitives der École Normale Supérieure (ENS) in Paris und Global Distinguished Professor an der Universität New York. Er promovierte in Philosophie und Linguistik und veröffentlichte zahlreiche Artikel in renommierten Fachzeitschriften. Seine Forschungen sind übergreifend und bewegen sich auf dem Gebiet der Sprachphilosophie, Linguistik und Logik. (Text: arte)