Wer schnell Vertrauen schenkt, gilt oft als leichtgläubig und naiv. Zu Unrecht – denn Vertrauen ist die wichtigste Voraussetzung für den Aufbau und das Funktionieren zwischenmenschlicher Beziehungen. Sind vertrauensunfähige Menschen nicht zur Einsamkeit verdammt? Ist Vertrauen nicht die Grundlage für den sozialen Zusammenhalt? Nirgends ist das allgemeine Misstrauen größer als in einem Staat, der seine Bevölkerung systematisch überwacht. Kann man eine Gesellschaft, in der sich die Kohäsion weitgehend auflöst, überhaupt noch als solche bezeichnen? Um mit anderen
zu leben, muss man vertrauen lernen. Doch wer vertraut heute noch in die Politik? Sind Verrat und gebrochene Versprechen in Demokratien nicht an der Tagesordnung? Wenn Vertrauen so einfach missbraucht werden kann, wie verlässlich ist es dann noch als Grundlage für den Zusammenhalt einer Gesellschaft? Wem sollte man eher vertrauen – dem netten Tagträumer oder dem energischen Grobian? Und was ist mit dem Selbstvertrauen? Sind Menschen, die vertrauen, weniger frei? Wie kann man jemandem trauen, der einmal sein Wort gebrochen hat? (Text: arte)