„Wenn ich tanze, tanze ich; wenn ich schlafe, schlafe ich; wenn ich allein in einem schönen Garten spazieren gehe und meine Gedanken auf anderen Wegen ertappe, führe ich sie zu dem Garten zurück, zum Reiz der Einsamkeit und zu mir selbst.“ Dieses Zitat aus Michel de Montaignes Hauptwerk, den berühmten „Essaies“ (1580/88), ist Ausgangspunkt des heutigen philosophischen Streifzugs durch Montaignes Werk. Mit den „Essaies“ begründete der französische Philosoph die literarische Kunstform des Essays, zu Deutsch etwa „Versuch“. Damit distanzierte er sich bewusst von der Wissenschaftskultur seiner Zeit, seine „Versuche“ sind vielmehr von subjektiver Erfahrung und Reflexion geprägte
Erörterungen. Raphaël Enthoven diskutiert darüber mit Jean-Yves Pouilloux, Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Pau. Zur Sprache kommt das Thema der Identität, die Beziehung des Ich zum Körper und zum Denken und schließlich unsere Angst vor dem Tod. Der große Humanist Montaigne wollte keine Angst vor dem Tod haben beziehungsweise sich dadurch nicht die Freunde am Leben verderben lassen. Der Tod bedeutet für ihn, dass das Leben aufhört und nichts anderes. Montaignes „Essais“ lehren den Leser also letztendlich die rechte Art, mit dem Tod umzugehen. Dem ciceronischen Denken, dass Philosophieren sterben lernen hieße, hält Montaigne in seiner wichtigen Schrift entgegen: Philosophieren heißt, das Leben genießen lernen. (Text: arte)