Folge 49

  • Zeugnis einer Zwangsheirat

    Folge 49 (30 Min.)
    Nur selten erhalten Journalisten so erschütternde Dokumente wie dieses: Hanife K. berichtet auf 42 eng beschriebenen DIN A 4-Seiten von den Folgen ihrer Zwangsheirat, von Albträumen, Angst und Gewalt. Es ist ein detailliertes Zeugnis ihres Lebens, das tragisch endet: Vor einem Jahr hat sich Hanife K. erhängt; die zweifache Mutter wurde nur 40 Jahre alt. In ihren Aufzeichnungen berichtet die junge Türkin von ihrer Leidensgeschichte. Sie beschreibt, wie sie mit 19 nach Mannheim kommt, gegen ihren Willen mit einem entfernten Verwandten verheiratet wird, den sie nicht kennt. Erst zwei Tage vor der Verlobung sieht sie ihn zum ersten Mal.
    In Deutschland soll es ihr besser gehen, versprechen ihre Eltern. Der ausgewählte Ehemann würde als Teil der Familie immer gut auf sie aufpassen. Doch die Ehe gleicht offenbar einem Gefängnis: Ohne die Zustimmung ihres Mannes dürfe sie nicht einmal vor die Tür gehen, schreibt Hanife. Die Ehe scheint ein jahrelanges Martyrium aus Gewalt, Demütigungen und Misshandlungen zu sein. Immer wieder versucht Hanife aus ihrer Ehe zu fliehen. Immer wieder kehrt sie aber zurück zu ihrem Mann. Polizei, Jugendamt, Frauenhaus – alle kennen ihre
    Geschichte.
    Doch niemand kann helfen, weil Hanife K. jedes Mal im letzten Moment ihre Anzeigen oder Aussagen zurückzieht. Der Fall Hanife ist kein Einzelschicksal und häusliche Gewalt nicht nur ein türkisches Problem. Laut einer Umfrage, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie durchgeführt wurde, war jede vierte Frau in Deutschland schon einmal Opfer von körperlichen und sexuellen Übergriffen ihres Partners. Nur selten wird dieses Delikt angezeigt. In traditionell hierarchischen Ehen ist der Druck, zu schweigen jedoch besonders groß. So auch bei Hanife.
    Offenbar lasten Erwartungen der Familie und Tradition viel zu schwer auf ihr: „Wer seinen Ehemann verlässt, ist eine Hure“, schreibt sie. Die Autorinnen Esra Özer und Birgit Wärnke haben sich auf die Spur von Hanife K. gemacht und recherchiert, wie die Tragödie dieser Zwangsehe mitten in Deutschland ihren Lauf nahm. Sie haben Verwandte in Deutschland und der Türkei getroffen und mit Behörden gesprochen, um Hanifes Schicksal, das sich im Verborgenen abspielte, zu rekonstruieren. Die Ergebnisse ihrer Recherche werden auch mithilfe von Graphic Novels von Jörn Peper im Film erzählt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.06.2014NDR

Cast & Crew

Sendetermine

Di 03.06.2014
21:15–21:45
21:15–
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