2023/2024, Folge 341–354

  • 30 Min.
    Ein Jahr Mehrweg-Pflicht: Ein erfolgloses Gesetz?
    Seit über einem Jahr gilt die bundesweite Mehrweg-Angebotspflicht für Speisen und Getränke „to go“. Betriebe, die Essen oder Getränke zum Mitnehmen anbieten, müssen dafür eine Mehrwegverpackung als Alternative anbieten. Die Bundesregierung will damit die riesigen Müllberge begrenzen, die Einwegverpackungen verursachen. Doch die große Verpackungswende ist bisher ausgeblieben. Der Marktanteil von Mehrweg zum Mitnehmen nahm nur um einen bis anderthalb Prozentpunkte zu. Täglich landen laut Greenpeace noch immer 770 Tonnen Wegwerfverpackungen im Müll.
    Panorama 3 begleitet den Kontrolleur Marco Hans vom Kieler Umweltschutzamt bei seinen Kontrollen. Noch immer kommen Betriebe der Hinweispflicht für Mehrwegverpackungen nicht nach, erzählt Marco Hans. Wäre zum Beispiel eine Einwegsteuer die Lösung, wie sie die Stadt Tübingen eingeführt und damit nach eigenen Aussagen die Müllberge bereits reduzieren konnte? Oder ein einheitliches Mehrwegsystem, mit dem man die Mehrwegverpackungen bei allen großen deutschen Ketten zurückgeben kann?
    Augenärzte: Profit auf Kosten der Patienten?
    Finanzinvestoren haben in den vergangenen Jahren Hunderte Augenarztpraxen in Deutschland gekauft. Eine der größten Ketten heißt Artemis. Sie hat inzwischen mehr als 100 Standorte in Deutschland und über 300 angestellten Ärzte. Ihr Mitgründer, der Arzt Kaweh Schayan-Araghi, erklärte im Jahr 2022 im Panorama-Interview, keiner sei darauf aus, „schnelles Geld“ zu machen. Unsere neuen Recherchen lassen daran allerdings zweifeln.
    Zwei Jahre Krieg: Gedanken einer Ukrainerin
    Im März 2022 flieht Tetiana Yahodka mit ihren beiden Kindern aus der Ukraine nach Hamburg. „Ich habe gedacht, zwei Wochen, maximal drei Wochen und wir kehren zurück.“ Tetiana Yahodka erzählt in der Reihe „Gedanken einer …“ eindrücklich, wie sie nun seit zwei Jahren hier lebt, einen Job hat und sich auch wohlfühlt. Und: wie sie trotzdem ihre Heimat, ihre Eltern vermisst.
    Streit um Brandschutz: Lübecker Pflegeheim gerettet
    In Lübeck gab es im vergangenen Jahr Aufregung um das traditionsreiche Heiligen-Geist-Hospital. Es wurde im Jahr 1286 im Zentrum der Hansestadt erreichtet und gilt als die älteste noch betriebene Altenpflegeeinrichtung Europas. Es gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Weil der Brandschutz nicht mehr genügt, wollten Bürgermeister und Stadtverwaltung das Heim bis Ende September 2023 schließen. Es gäbe dazu keine Alternative, sagte Bürgermeister Jan Lindenau damals. Es gab viel Streit zwischen Bürgermeister und Bürgerschaft – und jetzt eine überraschende Wendung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 13.02.2024 NDR
  • 30 Min.
    Deutsche TV-Premiere Di. 27.02.2024 NDR
  • 30 Min.
    Die Jagd nach den ehemaligen RAF-Terroristen – Seit der Festnahme von Daniela Klette vor 14 Tagen in Berlin stellt die Polizei große Bezirke in der Hauptstadt auf den Kopf auf der Suche nach den anderen zwei früheren mutmaßlichen RAF-Terroristen. Dreißig Jahre haben die Ermittler nach den „RAF-Rentnern“ gesucht, wie die Boulevardmedien sie seit ein paar Jahren nennen: Die jetzt inhaftierte Klette und die beiden anderen früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub. Sie alle gehörten zur sogenannten „dritten Generation“ der RAF, der Morde an zehn Menschen angelastet werden. Das LKA Niedersachsen, das die Fahndung leitet, lässt offenbar nichts unversucht, um die flüchtigen Ex-Terroristen zu finden.
    Das LKA ist mit Dutzenden Beamten nach Berlin gereist, sogar eine Einsatzhundertschaft aus Niedersachsen soll dabei sein. Derweil findet in Kreuzberg eine Solidaritätsdemo für die drei Ex-RAFler statt: „Stoppt den Staatsterrorismus“ ist das Motto und „Solidarität mit den Untergetauchten und den Gefangenen“. Noch immer gibt es offensichtlich Sympathisanten der RAF, obwohl diese sich schon 1998 offiziell aufgelöst hat. Panorama 3-Reporter waren in Berlin unterwegs. Sie beschreiben die intensive Suche in der Hauptstadt. Sie sprechen mit einem pensionierten Generalstaatsanwalt, der an allen großen RAF-Prozessen beteiligt war und sogar mit einem ehemaligen RAF-Terroristen, der zwanzig Jahre im Gefängnis saß und sich noch heute solidarisch zeigt.
    Umstrittener Krebstest: Hoffnung oder Scharlatanerie? Bereits im Sommer 2023 hatte der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem NDR über einen zweifelhaften Bluttest berichtet, der frühzeitig auf 29 verschiedene Krebsarten hinweisen soll. Nur wer eine Zusatzversicherung bei der HanseMerkur abgeschlossen hat, bekommt diesen Test einmal im Jahr. Man sei vor allem durch eine Studie des UKE von dem Bluttest überzeugt worden, hieß es von der HanseMerkur. Doch schon damals wurde starke Kritik laut, denn diese Studie weist große wissenschaftliche Mängel auf. Neue Recherchen zeigen nun, dass die UKE-Studie in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wurde, das nach Einschätzung von mehreren Experten durch und durch unseriös ist.
    Darüber hinaus hat sich inzwischen auch ein Studienteilnehmer gemeldet. Sein Vorwurf: Ihm sei überhaupt nicht deutlich gemacht worden, dass ein solcher Bluttest auch gravierende negative Folgen haben kann: Ein „falsch-positives“ Ergebnis. Ein solcher falsch-positiver Befund, der dem Patienten den Eindruck vermittelt, er habe Krebs, obwohl er gesund ist, sei ein Desaster, berichtet der Betroffene. Das sieht auch die renommierte Onkologin Prof. Jutta Hübner der Uni-Klinik Jena so. Nach Hübners Ansicht werden zudem die positiven Effekte des Tests, die nicht belegt sind, von der HanseMerkur, vom UKE und Zyagnum übertrieben dargestellt. Mittlerweile warnen 12 Fachgesellschaften vor falschen Erwartungen durch den Bluttest.
    Die Gedanken von Überlebenden des Attentates auf die Zeugen Jehovas – Es ist ein Jahr her, dass ein Amoklauf Hamburg erschütterte. Der 35jährige Philipp F. erschoss während eines Gottesdienstes der Zeugen Jehovas in Alsterdorf sieben Menschen und dann sich selbst. Weitere 29 überlebten, teils schwer verletzt. Wie haben sie nach diesem Erlebnis wieder ins Leben zurückgefunden? Caroline Schmidt hat mit Überlebenden gesprochen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 12.03.2024 NDR
  • 30 Min.
    Die Themen der Sendung:
    * Hamburger Hafen: Container runter vom LKW?
    Hamburg ist die deutsche Stauhauptstadt. Und mitten zwischen Berufsverkehr, Urlaubsreisenden und Pendlern werden jährlich auch noch zwei Millionen Container auf LKWs durch die Stadt gefahren, weil sie innerhalb des Hafens zu anderen Terminals gebracht werden müssen. Die Köhlbrandbrücke ist ob dieser Schwertransporte marode, und die Luft in der Innenstadt belastet. Dabei gibt es längst eine Alternative. Die sogenannten Umfuhren, also der Transport von Containern in andere Hafenareale, könnte aufs Wasser verlagert werden. Ein Ingenieur hat ein Patent angemeldet für kleine Transportschiffe mit eigenem Kran an Bord.
    Sie könnten die Container von den großen Containerschiffen runter auf ihre kleinen Transportschiffe hieven und dann über die unzähligen Kanäle im Hafen, auf denen nie Stau herrscht, zu anderen Schiffen bringen. Die Politik in Hamburg hatte das Problem erkannt und die Verlagerung der Umfuhren aufs Wasser 2015 sogar in den rot-grünen Koalitionsvertrag aufgenommen. Doch geschehen ist seitdem nichts. Außer dass die Staus immer größer und die Risse in der Köhlbrandbrücke immer tiefer werden.
    * Erstorientierungskurse für Flüchtlinge: Völlig überlaufen
    Drei Jahre hat Shivan Yahya auf seinen Erstorientierungskurs gewartet. Der soll Schutzsuchenden und Zugewanderten das Ankommen in Deutschland erleichtern. Er vermittelt erste Sprachkenntnisse und soll direkt nach der Ankunft Fragen beantworten wie: Wie kann ich eine Fahrkarte lösen? Wie bekomme ich einen Termin beim Arzt? Ankommen in der deutschen Gesellschaft, das ist das Ziel. Dreizehn Flüchtlinge sitzen in Henstedt-Ulzburg zusammen, der Kurs wird von der Volkshochschule angeboten. Die Kursleiterin Isabel Risse erzählt, wie wichtig gute Deutschkenntnisse für die Ankommenden sind: „Wenn man kein Deutsch kann, bekommt man keine Arbeit, bekommt man keinen dauerhaften Aufenthaltstitel und muss wieder zurückgehen.“ Doch in der ganzen Republik gibt es viel zu wenig Erstorientierungskurse, entspricht das Angebot an Kursen bei Weitem nicht der Nachfrage.
    In Mecklenburg-Vorpommern haben die Träger der Kurse einen Bedarf von 130 Kursen für das Bundesland errechnet, bewilligt wurden aber nur 30 Kurse. Herbert Brücker leitet den Forschungsbereich Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung bei der Bundesagentur für Arbeit.
    Er erzählt, dass es in der Regel immer noch ein halbes bis ein Jahr dauert, bis der erste Kurs für die Geflüchteten beginnt. „Da verlieren wir wertvolle Zeit für die Integration in den Arbeitsmarkt“, meint er, „und je länger sich das verzögert, umso schwieriger wird es“. In Henstedt-Ulzburg steht im Moment das richtige Vorstellen auf dem Programm, auch ein Schlüssel zum Erfolg im Arbeitsleben. (Text: tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere Di. 19.03.2024 NDR
  • 30 Min.
    Deutsche TV-Premiere Di. 26.03.2024 NDR
  • 30 Min.
    Auf der Suche: Wenn Demenzkranke weglaufen
    Demente Senior*innen, die aus einer Pflegeeinrichtung oder ihrer Wohnung entlaufen und nicht zurückfinden – immer wieder sind solche Suchmeldungen im Radio zu hören. Großflächige Suchen mit Polizei- und Feuerwehreinsätzen, Hubschraubern und Spürhunden, die nicht in jedem Fall erfolgreich enden. Häufig werden die Menschen erst nach einigen Tagen oder Wochen, oft auch tot, gefunden. Für die Angehörigen ist das eine extrem schwierige Situation, denn sie wollen ihre meist dementen Eltern ja auch nicht einsperren. Laut dem Pflegeschutzbund BIVA fehlt es an Geld für gut geschultes Personal und entsprechend technischer Ausrüstung in den Pflegeheimen. Im Umgang mit dementen Patient*innen müsse sich grundsätzlich etwas ändern – denn die werden in den nächsten Jahren noch mehr werden.
    Beobachten statt eingreifen: Gedanken einer Abschiebebegleiterin
    Merle Abel ist Abschiebebeobachterin am Hamburger Flughafen. Sie ist angestellt bei der Diakonie, wird aber von der Hamburger Innenbehörde bezahlt. An drei Tagen in der Woche beobachtet sie, wie Abschiebungen ablaufen und dokumentiert dies. Eingreifen kann sie nicht. Einmal im Jahr veröffentlicht sie ihren Bericht, denn die EU-Länder sind verpflichtet, ein wirksames System zur Überwachung von Rückführungen zu schaffen. Doch Abschiebebeobachter*innen wie Abel gibt es in Deutschland nur an fünf von 14 Flughäfen, von denen aus abgeschoben wird. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 09.04.2024 NDR
  • 30 Min.
    Im Oktober 2023 traf eine schwere Sturmflut die Ostseeküste. Deiche brachen, ganze Orte standen unter Wasser. Experten sind sich sicher: Mit steigendem Meeresspiegel werden Ereignisse wie diese häufiger. Doch der Küstenschutz an der Ostsee wurde lange vernachlässigt. Was muss jetzt passieren? Familie Röder lebt an der Steilküste Mecklenburg-Vorpommerns und ist fest entschlossen, für den Erhalt ihres Hauses zu kämpfen. Die Behörden deuten dagegen an, dass nicht alles geschützt werden kann und soll. Auch Flensburg liegt an der Ostsee, sogar mit der „Bordsteinkante am Wasser“, wie der Oberbürgermeister sagt.
    Sich für künftige heftige Fluten zu wappnen, wird teuer. An der Nordseeküste werden bereits viele Deiche um rund einen Meter erhöht, um auf einen Anstieg des Meeresspiegels vorbereitet zu sein. In den tiefergelegenen Gebieten gibt es aber zunehmend Probleme mit der Entwässerung: Das Wasser aus dem Binnenland kann bei steigendem Meeresspiegel nur noch schwer auf natürlichem Weg abfließen und muss immer häufiger gepumpt werden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 16.04.2024 NDR
  • 30 Min.
    Islamistische Influencer: Selbsternannte Koran-Prediger hetzen auf TikTok
    Er ist die Stimme der Islamisten-Szene in Hamburg: Joe Adade Boateng, der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen. Erst 2015 ist er zum Islam konvertiert, dafür gab er sich den Vornamen „Raheem“ (Arabisch für „der Barmherzige, der Allmächtige“) Auf TikTok und Instagram erklärt er gemeinsam mit einem Kollegen seine vom Koran und der Scharia geprägte Sicht der Welt. „Muslim Interaktiv“ heißt ihr Kanal. Tausende Jugendliche folgen ihnen und anderen islamistischen Influencern in den sozialen Medien. Verfassungsschützer warnen, dass eine ganz neue Generation von Islamisten am Werk sei, die sich fast ausschließlich in den sozialen Medien bewegen und dort einen sehr professionellen Auftritt haben.
    Der Videoschnitt, die Kleidung, die Sprache – alles ist modern und hip und genau auf Jugendliche abgestimmt. Jetzt hat der Verfassungsschutz Brandenburg vor der „TikTokisierung des Islamismus“ gewarnt. In einem Sonderbericht geht es um islamistische Influencer, die die rasant zunehmende Reichweite der Plattform TikTok zu nutzen wissen und dort mit ihren Inhalten ein Millionenpublikum erreichen.
    Sie stellten Muslime fortwährend als Opfer dar, die überall auf der Welt unterdrückt und verfolgt würden. Lucie Kluth und Tobias Zwior haben sich auf die Spur der sogenannten „Hipster-Islamisten“ gemacht. Sie haben versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, haben mit jungen Muslimen und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide gesprochen. Sie waren beim Verfassungsschutz und beim Freitagsgebet in der Moschee. Sie zeigen, dass sich die Mehrheit der Muslime weit von den Parolen der selbsternannten Prediger distanziert, aber die medialen Kampagnen Jugendliche dennoch beeinflussen.
    Perfides System: Abzocke von ausländischen Pflegekräften?
    Krankenpflegekräfte aus Indien, hochqualifiziert, werden in Deutschland eigentlich dringend gebraucht. Deshalb sind sie auch von der Politik schwer umworben. Reshma, Serry und Sijo sind drei von einer Vielzahl indischer Pflegekräfte, die von einem Pflegeunternehmer aus Niedersachsen nach Deutschland gebracht wurden, um in seinen Pflegeheimen zu arbeiten. Am Ende sollten sie aber teuer dafür bezahlen. 10.000 Euro, 15.000 Euro, 27.000 Euro. Denn kaum in Deutschland angekommen, sollten sie bei einem deutschen Notar „Schuldanerkenntnisse mit Unterwerfungsklauseln“ unterzeichnen.
    Und somit anerkennen, dass sie dem Unternehmer Zehntausende Euro schuldeten. Die Schulden würden ihnen nur dann erlassen, wenn sie mindestens zwei bzw. drei Jahre in seinem Unternehmen arbeiteten. Nach Recherchen von Panorama 3 ist dieses Vorgehen mit notariellen Schuldanerkenntnissen bei diesem Unternehmer aus Niedersachsen offenbar Methode, um indische Pflegekräfte an sich zu binden. Es gab eine Reihe von Anzeigen bei zwei Staatsanwaltschaften, wegen Nötigung, Betrug, Menschenhandel. Namen von über 40 möglichen Betroffenen wurde genannt.
    Christine Brors, Professorin für Arbeitsrecht an der Uni Oldenburg, der Panorama 3 zahlreiche Verträge und Schuldanerkenntnisse vorgelegt hat, sagt: hier müssten Staatsanwaltschaften eigentlich prüfen, ob es sich um eine moderne Form der Schuldknechtschaft handele, die im Strafgesetzbuch unter Zwangsarbeit fällt. Mit unseriösen Vermittlern und Knebelverträgen hatte sich die Bundesregierung schon vor Jahren befasst. Vor drei Jahren hat sie sogar ein Siegel „Faire Anwerbung“ eingeführt. Das Problem allerdings: das Siegel ist freiwillig.
    Unter Generalverdacht: Gedanken eines Afro-Deutschen
    David Amoateng wurde in Deutschland geboren und lebt seit 10 Jahren in Hamburg. Als Afrodeutscher wird er anders wahrgenommen, erzählt er: Er wird öfter als Andere von der Polizei kontrolliert und kam schon als Jugendlicher nicht in Clubs rein, in denen seine weißen Freund*innen feierten. Er beobachtet Menschen, die sich in der Bahn nicht zu ihm setzen, oder in seiner Umgebung ihre Handtaschen fester halten. Als Person of Color fühlt er sich unter einen Generalverdacht gestellt. Wie kommt das? Laut polizeilicher Kriminalstatistik hatten 2023 41 Prozent der Tatverdächtigen keinen deutschen Pass.
    Die Zahlen haben für Aufregung gesorgt – aber sie sind auch umstritten, denn: Die Statistik bildet nur Fälle ab, die auch zur Anzeige gebracht wurden. Und: Studien legen nahe, dass Personen, die ausländisch wahrgenommen werden, öfter angezeigt werden, als weiße Menschen. Amoateng sagt, er hat mittlerweile einen Umgang damit gefunden, dass er in der Gesellschaft anders wahrgenommen wird – aber findet es schade, dass sich die Vorurteile gegen ihn noch immer so starr halten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 23.04.2024 NDR
  • 30 Min.
    Nirgendwo in Europa ist die Krankenhausdichte so groß wie in Deutschland. Kaum ein anderes EU-Land gibt pro Kopf so viel Geld für Krankenhäuser aus. Trotzdem geht es den Krankenhäusern schlecht. „Wenn man den Zahlen Glauben schenken kann, die veröffentlicht werden, dann sagen 80 Prozent bis 95 Prozent der Krankenhäuser, dass sie derzeit ihre Betriebskosten nicht mehr decken können,“ erzählt der Geschäftsführer einer städtischen Klinik. Eine Recherche von Panorama 3 hat nun ergeben, dass im Zeitraum 2019 bis 2023 Landkreise und Städte im Norden rund 1,3 Milliarden Euro ausgegeben haben, um den kommunalen Krankenhäusern das Überleben zu sichern.
    Und dabei sind die Zuschüsse für Universitätskliniken noch nicht mit eingerechnet. Die Landkreise und Städte gleichen mit dem Geld die jährliche Defizite aus und geben Liquiditätshilfen. Und die Kosten dürften in diesem und im kommenden Jahr noch signifikant steigen. Klar ist, die Krankenhausreform ist zwingend. Doch die Umsetzung stockt. Denn besonders in ländlichen Gebieten ruft das Schließen kleiner Krankenhäuser zugunsten großer Zentren häufig Unmut hervor. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht Dänemark als positives Vorbild, das seit 2007 seine Krankenhauslandschaft komplett reformiert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 07.05.2024 NDR
  • 30 Min.
    Milliardenkosten: Streit um Austausch von Philips-Atemgeräten
    Es war wohl der größte jemals durchgeführte Rückruf eines Medizinproduktes. Die Firma Philips rief vor knapp drei Jahren weltweit Millionen Atemgeräte wegen möglicher Gesundheitsgefahren zurück. NDR-Recherchen zeigen nun: Die Krankenkassen in Deutschland könnten auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben.
    Krankenhäuser: Immer mehr Gewalt gegen Pflegekräfte
    Die Deutsche Krankenhausgesellschaft veröffentlichte vor wenigen Wochen alarmierende Zahlen: Achtzig Prozent der Kliniken, die an einer repräsentativen Umfrage teilgenommen hatten, gaben an, dass ihr hauseigener Pflegedienst weit überwiegend von Gewalt betroffen sei. Die Hälfte der Kliniken nannte die Notaufnahme als besonders belasteten Bereich. Beschimpfen, bespucken und sogar geschlagen werden – das gehört für viele Pflegekräfte mittlerweile zum Arbeitsalltag in Krankenhäusern. „Als ich hier angefangen habe, war ich sehr erschrocken darüber, dass andere Menschen, die in Not sind, so ausfallend werden können“, erzählt Lukas Höhn, der in der Notaufnahme im Friederikenstift Hannover arbeitet.
    Er ist nur einer von vielen Betroffenen, die Panorama 3 von Gewalterfahrungen in ihrem Arbeitsalltag erzählt haben. Uta Gaidys ist Professorin für Pflegewissenschaften an der HAW Hamburg. Sie erklärt uns, dass viele Pflegekräfte, die solche Gewalterfahrungen gemacht haben, „sich überlegen, ob das ein Beruf ist, in dem sie bleiben möchten“. Neben kurz- und mittelfristigen Personalausfällen kündigen Klinikbeschäftigte und wechseln komplett ihren Beruf. Damit das nicht passiert, schulen viele Krankenhäuser ihre Mitarbeiter in speziellen Deeskalationstrainings und stellen mehr Sicherheitspersonal ein.
    Behördenversagen: Messerattacke von Brokstedt
    Rund zehn Monate lang wurden vor dem Landgericht Itzehoe fast 100 Zeuginnen und Zeugen befragt, Sachverständige gehört und ein Gutachten vorgestellt. Dem Angeklagten werden zweifacher Mord und vierfacher versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher oder schwerer Körperverletzung vorgeworfen – er soll im Januar 2023 in einem Regionalzug bei Brokstedt zwei Menschen mit einem Messer getötet und vier weitere zum Teil schwer verletzt haben. Am Mittwoch, 15.05.2024, soll in dem Prozess um die tödliche Messerattacke ein Urteil fallen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 14.05.2024 NDR
  • 30 Min.
    Die Themen der Sendung:
    Tödlicher Unfall in der Hafencity: Angehörige warten weiter auf Aufklärung
    Am 30. Oktober 2023 brach in der Hamburger Hafencity ein Gerüst zusammen, fünf Bauarbeiter starben. „Panorama 3“ hat seitdem Kontakt zur Familie des Bauarbeiters Alfred und hat sie in Albanien besucht. Eltern, Frau und drei Kinder des Verstorbenen waren auf seinen Lohn angewiesen. Alfred war nach Deutschland gegangen, um für sie alle ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Familie fragt sich, wohin die Aufklärung sechs Monate nach dem Unfall bisher geführt hat. Warum hat sich niemand bei ihnen gemeldet? Warum hat bisher niemand Dokumente angefordert, die Hinweise auf den Subunternehmer geben, bei dem Alfred angestellt war? „Panorama 3“ konnte diese Hinweise einsehen und verfolgt die Spuren, denn auf der Baustelle gibt es weiterhin Unfälle.
    Linke im Untergrund: Angst vor Auslieferung nach Ungarn
    Angriffe auf Politiker: woher kommt der Hass? (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 21.05.2024 NDR
  • 30 Min.
    Kommunalwahl: Wie die Angst Upahl weiter bestimmt
    Anfang 2023 begannen die lautstarken Proteste gegen eine geplante Unterkunft für Geflüchtete in der kleinen Gemeinde Upahl in Nordwestmecklenburg. „Upahl sagt Nein – Denkt an unsere Kinder“ schrieben Upahler damals auf zahlreiche Plakate. Ihre Ängste und Sorgen waren groß, so befürchteten viele mehr Straftaten, mehr Gewalt und sexuelle Übergriffe durch die Flüchtlinge. Trotz des massiven Widerstands wurde das Containerdorf errichtet, 225 Flüchtlinge zogen ein. Das war im vergangenen Oktober. Nun, etwa acht Monate später, zeigt sich: Das, was damals heraufbeschworen wurde, ist nicht eingetreten. Es gab keine Übergriffe in Upahl, es ist nichts Nennenswertes passiert.
    Das Containerdorf sei kein polizeilicher Schwerpunkt, bestätigt auch die Polizei. Dennoch ist in die Gemeinde keine Ruhe eingekehrt. Die Angst ist noch da. Und so manch einer plant nun offenbar seine Stimme bei der Kommunalwahl am 9. Juni der AfD zu geben. Die AfD hat von der Aufregung um das Containerdorf profitiert, Upahl muss herhalten für ihr Kommunalwahlprogramm. Parteimitglieder werden nicht müde zu wiederholen, Upahl sei für sie ein bundesweites Symbol der gescheiterten Asylpolitik. Gegenstimmen blieben weitestgehend aus, die anderen Parteien haben sich zurückgezogen.
    Erpressung mit Nacktbildern: Polizei warnt vor Betrug im Netz
    2.000 Euro sollte Sebastian aus Rostock zahlen. Was begann wie ein heißer Flirt auf einer Dating-Plattform, endet für den 27-Jährigen in einer Erpressung. Vor laufender Kamera hatte sich Sebastian sogar selbst befriedigt. „Zahle oder dieses Video wird an alle deine Instagram Kontakte geschickt“, heißt es in einer der Nachrichten. Sebastian ist nicht sein richtiger Name, weil es ihm sehr peinlich ist, was passiert ist. Das Wort „Sextortion“ setzt sich zusammen aus „Sex“ und „Extortion“, zu Deutsch: Erpressung. Die Spur der Täter führt oft bis nach Südostasien. In Kambodscha und auch in Myanmar gibt es regelrechte „Betrugsfabriken“, in denen systematisch Online-Betrug durchgeführt wird.
    Opfern werden windige Kapitalanlagen aufgeschwatzt, vermeintlicher Reichtum mit Kryptowährungen versprochen oder sie werden mit Nacktbildern erpresst. Übersetzungsprogramme machen den Betrug weltweit möglich, sagt Mario Krause. Er leitet die Taskforce „Cybercrime“ in der Zentralen Kriminalinspektion in Brauschweig. Hier bearbeiten sie immer mehr Fälle von sexueller Erpressung. Die Betroffenen seien oft „ältere Männer“, erzählt Krause, „die auf Kontaktsuche sind und Liebessehnsucht haben“ und die auf einen Betrug reinfielen, der häufig sehr gut gemacht sei.
    Erpresser erbeuten Milliarden mit Nacktbildern
    User werden verleitet, Nacktbilder von sich ins Netz zu stellen, um sie damit zu erpressen – es ist eine weltweit tätige Betrugsindustrie mit Milliardeneinnahmen. Der NDR hat mit Betroffenen und Ermittlern gesprochen. Das noch junge Phänomen Sextortion setzt sich zusammen aus Sex und Extortion, zu Deutsch Erpressung. In den meisten Fällen lernen Männer beim Dating vermeintlich junge Frauen kennen. Aus Smalltalk wird schnell ein digitales Techtelmechtel. Entweder werden dann Bilder verschickt oder aus dem Schreiben wird ein Videochat. Wenn das Opfer darauf einsteigt und sich vor der Kamera nackt zeigt, wird das vom Täter mitgeschnitten. Danach folgt die Geldforderung. Behörden warnen weltweit vor der Betrugsmasche. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 04.06.2024 NDR
  • 30 Min.
    Lars Windhorsts undurchsichtiges Geschäftsmodell
    In den 1990er Jahren galt er als „Wunderkind“: Mit 16 Jahren gründete Lars Windhorst sein erstes Unternehmen und war der jüngste Vertreter, der Helmut Kohl mit Wirtschaftsdelegationen auf Asienreisen begleiten durfte. Doch dauerhaft erfolgreich war er nicht: Er versucht immer wieder als Investor sein Glück. Im Norden fiel er vor einigen Jahren mit Investitionen in den Betonkomplex Ihme-Zentrum und vor allem mit dem Kauf von Werften auf. Die Flensburger Schiffbau Gesellschaft (FSG) und die Nobiskrug-Werft in Rendsburg gehören heute Windhorsts Tennor-Gruppe.
    Doch überall dort, wo er Rettung verspricht, funktioniert nichts. Das Ihme-Zentrum ist marode, seit Jahren läuft es auf den Werften nicht mehr richtig. Löhne kamen verzögert, Lieferanten wurden offenbar nicht pünktlich bezahlt, die Belegschaft hat nur wenig zu tun. Doch selbst nach Pleiten, Schulden und einigen Klagen kann Windhorst immer wieder beim nächsten Unternehmen als Investor einsteigen. Was genau ist also Windhorsts Geschäftsmodell? Was ist das für eine Masche?
    Komplizierte Approbation – Warum geflüchtete Ärzte solange auf ihre Anerkennung warten
    Vor drei Jahren flieht Adil aus Syrien nach Deutschland. In Syrien hat er als Zahnarzt gearbeitet. Doch hier in Deutschland kann er nicht einfach wieder als Zahnarzt arbeiten. Er muss erst einen Antrag bei einer Anerkennungsstelle stellen. Wenn die Gleichwertigkeit des medizinischen Abschlusses festgestellt wird, kann die Approbation erteilt werden. Doch oft müssen gerade Ärzt*innen aus nicht EU-Staaten erst eine Kenntnisprüfung ablegen. Dafür einen Termin zu bekommen, ist offenbar sehr langwierig. Adil stellt im Sommer 2022 seinen Antrag auf Approbation. Seitdem wartet er.
    Denn erst über ein Jahr nach seinem Antrag auf Approbation habe er die Information erhalten, dass er eine Kenntnisprüfung ablegen muss. Und auf den Termin dafür wartet er noch immer. Panorama 3 hat bei allen norddeutschen Bundesländern nachgefragt, wie lange das Warten für Ärzt*innen aus sogenannten Drittstaaten dauern kann. Fast überall dauert es im Schnitt zwei Jahre. Ruth Wichmann vom Marburger Bund kritisiert schon seit langem die Wartezeiten für Ärzt*innen aus Drittstaaten. Vor allem, weil die Fristen gesetzlich geregelt seien. Und auch weil über 15.000 Mediziner*innen in Deutschland fehlen.
    Auch Nibras Soubh ist vor dem Krieg in Syrien geflohen. Vor sechs Jahren stellt er seinen Antrag auf Anerkennung – ebenfalls in Schleswig-Holstein. Zwei Jahre später erhält er seine Approbation. Er erzählt, dass viele kurz „vor einer depressiven Phase sind, weil sie halt nicht vorankommen. Meistens sind auch die Behörden ehrlich gesagt nicht gut erreichbar. Ich habe es oft gehört, dass sie anrufen und anrufen, keinen erreichen oder nur die Antwort bekommen. ‚Ja, Sie müssen noch warten. Es wird noch geprüft.‘“
    Gedanken einer …
    Fußballkommentatorin Claudia Neumann war die erste Frau, die als Live-Kommentatorin bei einer Fußball-Weltmeisterschaft der Männer am Mikrofon saß. In den Sozialen Medien entbrannte ein Shitstorm, der bis heute nicht aufgehört hat, sobald sie den Mund aufmacht. Wie schafft sie es, mit all den Beleidigungen umzugehen? Wie blickt sie auf die Fußball-Europameisterschaft 2024: Könnte wieder ein Sommermärchen wahr werden? Ist Deutschland mittlerweile reif für eine Frau in dieser Position? (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 11.06.2024 NDR
  • 30 Min.
    „Ich will dazugehören“: Wie umgehen mit rechten Jugendlichen in Grevesmühlen?
    Der rassistische Angriff in Grevesmühlen auf zwei Mädchen ghanaischer Herkunft ist knapp vier Wochen her. In einem Video kann man sehen, dass auch viele Jugendliche daran beteiligt waren. Wer sind sie? Und wie konnte es überhaupt soweit kommen? Was macht all das mit dem Ort? Wir treffen Jugendliche, die erzählen, dass sie sich zuweilen mit Hitlergruß begrüßen, dass sie rechts seien, weil sie einfach dazugehören wollen: „Das ist wie eine Familie“, erzählt ein 16-Jähriger und bezeichnet sich als „Mitläufer-Neonazi“. Die 16-jährige Rama dagegen, die aus Syrien nach Deutschland kam, berichtet, wie sehr sie der Alltagsrassismus verletzt. Ihre jüngeren Geschwister gehen seit dem Vorfall nicht mehr unbegleitet zur Schule.
    Die rechten und rechtsradikalen Ansichten unter den Jugendlichen seien hier wie in vielen anderen Orten zum „Mainstream“ geworden, sagt der Jugendsozialarbeiter der Regionalschule. Und auch der Bürgermeister von Grevesmühlen, Lars Prahler, ist noch sichtlich bewegt. Wie groß die Angst der Familie vor rassistischen Anfeindungen schon vor dem Vorfall war, sei ihm nicht bewusst gewesen. Die Mädchen durften an diesem Tag zum ersten Mal allein vom Sport nach Hause gehen, erzählt er. „Und dann passiert so was.“ Der jüngere Bruder sei in Grevesmühlen geboren – „wenn man so etwas erlebt, wie kann Grevesmühlen da für ihn Heimat sein?“ Es gebe aber nicht nur hier ein grundsätzliches Problem. Man dürfe dies nicht unter den Teppich kehren.
    Christliche Nächstenliebe? Dubioser Verein kümmert sich um Minderjährige
    Eine Organisation eröffnet ein Schutzhaus für Kinder- und Jugendliche, die sexuelle Ausbeutung erlebt haben. Doch hinter der Organisation steht ein zweifelhafter Verein, „Mission Freedom“, der dem NDR aus früheren Recherchen wohlbekannt ist. In Hamburg lehnen Behörden eine Zusammenarbeit mit dem Verein ab, das neue Schutzhaus wurde aber im Allgäu errichtet. Dort waren Behörden offenbar weniger alarmiert.
    Gedanken eines Rettungsschwimmers
    Klaus Scheler ist 79 Jahre alt – und noch immer Rettungsschwimmer im Ostseebad Prerow. Jedes Jahr legt er eine Prüfung ab – solange er die besteht, will er nicht aufhören. Er wird auch gebraucht, denn Schätzungen zufolge fehlen in Deutschland etwa 2000 bis 3500 Schwimmmeister. Auch Klaus Scheler macht sich Sorgen um den Nachwuchs. „Es ist ein ernsthaftes Problem. Man muss sich auch überlegen, ob man den Zugang zum Rettungsdienst, der ja ehrenamtlich ist, noch anders gestalten kann.“ (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Di. 16.07.2024 NDR

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