Vor dem Start: „Superstore“

ProSieben vergräbt smarte US-Comedy in der Nacht

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 21.11.2017, 16:54 Uhr

„Superstore“ – Bild: 2015 NBCUniversal Media
„Superstore“

Am heutigen Dienstag hat die US-Comedy-Serie „Superstore“ ihre deutsche Free-TV-Premiere. Immer in der Nacht zum Mittwoch gegen 1:00 Uhr zeigt ProSieben zwei Folgen aus der elfteiligen ersten Staffel der Serie, die sich mit den Angestellten eines großen Supermarkts, eines sogenannten Big-Box-Stores, beschäftigt. Beim Universal Channel hat die Serie bereits ihre Deutschlandpremiere gefeiert, in den USA läuft aktuell die dritte Staffel. Dort fährt die Serie zwar keine überragenden Quoten ein, kann allerdings auf Kritikerlob zählen.

Im Zentrum von „Superstore“ steht ein Supermarkt der (fiktiven) Kette Cloud 9 und dessen mehrere Dutzend Angestellte. Jüngster Neuzugang ist Jonah (Ben Feldman, „Drop Dead Diva“), der gerade sein Studium geschmissen hat und den Job bei Cloud 9 mit einiger Arroganz „vorübergehend“ angenommen hat, während er überlegt, was er mit seinem Leben anfangen will. Jonah sieht sich selbst als Held seiner Geschichte.

Das bringt seine Kollegin Amy (America Ferrera, „Eine für vier“, „Ugly Betty“) auf die Palme. Die kluge junge Frau brauchte seinerzeit einen Job, als sie in der Highschool ungeplant schwanger wurde. Nun reibt sie sich in dem schlechtbezahlten Posten im Alltag auf, versucht ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein und mit ihrem Ehemann finanziell über die Runden zu kommen. Was sie nun am wenigsten gebrauchen kann ist der altkluge Jonah, der keine Ahnung von wirklicher Arbeit hat, aber glaubt, dass man ihren Job mit links machen kann.

Filialleiter Glenn (Mark McKinney) ist tief religiös und versucht, seine Aufgaben mit einem positiven Weltbild anzugehen. Um seine Angestellten kümmert er sich mit der selben Fürsorge, um die er sich mit seiner Frau um Pflegekinder sorgt, wobei er stets bemüht ist, zwischen dem Vertreten seiner Werte und dem Recht seiner Angestellten auf ihre eigene Meinung einen Kompromiss zu finden, auch wenn manchmal sein Sendungsbewusstsein mit ihm durchgeht. Anders seine rechte Hand Dina (Lauren Ash), die unnachgiebig die Vorgaben der Firmenzentrale durchzusetzen versucht und ihre Untergebenen als eine Gruppe arbeitsscheuer Taugenichtse sieht, denen sie immer in den Hintern treten muss.

Unter den Angestellten sticht der im Rollstuhl sitzende Garrett (Colton Dunn) hervor. Er ist sich bewusst, dass er aufgrund seiner Situation in dem Job gefangen ist, ohne Chance auf Aufstieg, aber auch quasi unkündbar und daher mit Narrenfreiheit. Die nutzt er an der Sprechanlage von Cloud 9 auch leidlich aus, denn nüchtern betrachtet ist der Laden mit seiner Mischung aus aberwitzigen Konzernvorgaben, eigenwilligen Angestellten und merkwürdigen Kunden ein Irrenhaus, dem man nur mit Sarkasmus begegnen kann.

Cheyenne (Nichole Bloom) ist gerade von der Highschool abgegangen und blickt romantisch verträumt der Hochzeit mit ihrem Freund entgegen, von dem sie schwanger ist. Mateo (Nico Santos) ist von den Philippinen eingewandert und nur Glenn hat noch nicht kapiert, dass Mateo schwul ist. Zu den Angestellten gehören auch die extrem schüchterne Sandra (Kaliko Kauahi), die sich bereits weit im Rentenalter befindliche Myrtle (Linda Porter) und Tate (Josh Lawson), der schmierige Betreiber der unter dem Dach von Cloud 9 befindlichen Apotheke.

Während „Superstore“ den Alltag unter Kollegen humoristisch aufarbeitet, werden anhand des gemischten Figurenensembles immer wieder die vielschichtigen Probleme der „einfachen Amerikaner“ thematisiert, wie Amys Geldsorgen und Eheprobleme, Glenns bemühte Offenheit anderen Lebensentwürfen gegenüber, Mateos Status als Einwanderer, aber auch zahlreiche Problematiken aus dem Arbeitsalltag von Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss. Dazu kommt der Aberwitz von „Corporate America“, in dem die Angst vor einer Klage zu den merkwürdigsten DIenstvorschriften führen kann.

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