Während bei uns die Züge rollen, wird in Amerika noch immer gestreikt. Zwar sind es dort nicht die Lokführer, sondern die Drehbuchautoren, die ihre Arbeit verweigern (fernsehserien.de berichtete), doch der wirtschaftliche Schaden ist auch für diesen Fall enorm hoch: In der kommenden Woche muss die Produktion nahezu aller geschrieben TV-Shows und Serien eingestellt werden, allein in der Region Los Angeles werden dadurch 15.000 Menschen arbeitslos, und pro Tag wird mit Produktionsausfällen im Wert von 21 Millionen US-Dollar gerechnet.
Am Freitag waren die Gespräche zwischen der Autorengewerkschaft und den Vertretern der Produzenten nach acht Verhandlungstagen gescheitert. Auch nach fünf Wochen Streik konnten sich beide Seiten noch nicht darauf einigen, wie die Autoren zukünftig angemessen an den Einnahmen vor allem durch Internet-, Handy- und DVD-Erlöse teilhaben können.
Gewerkschaften und Produzenten machten sich gegenseitig für das Scheitern verantwortlich, die Produzentenvereinigung warf den Autoren vor, nicht wirklich an einem schnellen Ende interessiert zu sein, die Verhandlungen mutwillig zu verzögern und lieber streiken zu wollen.
David Young, der Verhandlungsführer der „Writers Guild of America“ (WGA), sagte in einem Interview: „Was die wollen, ist, dass wir unsere Zukunft aufgeben, besonders in Bezug auf neue Medien. [ …] Die andere Seite sieht uns nicht als Partner, sondern als jemanden, mit dem sie einfach nur spielen können.“
Vom Streik der etwa 10.500 Autoren sind unmittelbar auch tausende Angestellte in Produktionsfirmen betroffen. Mehr als 50 Shows und Serien können zur Zeit nicht produziert werden, von „Desperate Housewives“, „Lost“, „Grey’s Anatomy“, „Cold Case“, „C.S.I.“, „C.S.I.: NY“, „Navy CIS“ und „Boston Legal“ beispielsweise konnten etwa nur die Hälfte von jeweils geplanten 22 Episoden gedreht werden. Und bereits jetzt geht den Sendern das Material aus. Stattdessen laufen verstärkt Wiederholungen, Reality-Shows, Sport- und Nachrichtenprogramme.
Die Late-Night-Show-Moderatoren Conan O’Brien, David Letterman und Jay Leno haben sich zwar entschlossen, die Löhne ihrer Mitarbeiter voraussichtlich bis zum Jahresende weiter zu bezahlen, doch was danach wird, ist ungewiss. NBC hatte schon mal vorsichtshalber alle Mitarbeiter der „Tonight Show“ auf die Straße gesetzt.
Da Wiederholungen deutlich niedrigere Quoten bringen, sehen sich die Sender einem Verlust von zig Millionen Dollar an Werbegeldern gegenüber, da sie gezwungen sind, Werbezeiten zu Schleuderpreisen anzubeiten. Und sie fürchten eine massenhafte Abwanderung vor allem jüngerer Zuschauer ins Internet.
Die Produktionsfirmen versuchen jetzt, eine Vereinbarung mit den Regisseuren zu finden, deren Verträge am Stichtag 30. Juni auslaufen. Diese Vereinbarung soll dann als Basis dienen, um die Autoren wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen. Ein Streik der Regisseure – und auch der Schauspieler, deren Verträge ebenfalls am 30. Juni auslaufen – soll um jeden Preis verhindert werden.
MarkusA. schrieb: > > Und wann ist der Autoren-Streik in Deutschland beendet?
Ohne Aufträge gibts auch nichts hochwertiges.
Der Autorenstreik in den USA zeigt allerdings sehr schön wie hilflos und verloren die großen Konzerne am Ende sind. Ein Streik von Regisseuren und Schauspielern wäre dann der Supergau.
... und auch der Kunde hat macht: Boykottiert einfach schlechte Produkte und insbesondere schlechtes Fernsehen, statt darüber zu meckern.