„Ohne Limit“: Wie spannend ist die neue RTL-Quizshow mit Daniel Hartwich? – Review

Wenn nicht nur die Gewinnleiter ewig lang ist …

Glenn Riedmeier
Rezension von Glenn Riedmeier – 12.12.2022, 18:15 Uhr

Daniel Hartwich (l.) mit den Kandidaten Leon und Vanessa – Bild: RTL/Frank W. Hempel
Daniel Hartwich (l.) mit den Kandidaten Leon und Vanessa

Das Quizshow-Genre ist eines der ältesten und beliebtesten im deutschen Fernsehen. Angefangen bei „Hätten Sie’s gewusst?“ Ende der 1950er Jahre gibt es bis heute Dauerbrenner wie „Wer wird Millionär?“, „Der Quiz-Champion“ oder „Gefragt – Gejagt“. Neue Quiz-Formate haben es dagegen oft schwer – es sei denn, sie bieten einen besonderen Kniff, der für Originalität sorgt. Der neueste Streich heißt „Ohne Limit“ und ist ein Import aus Großbritannien. Der Clou: Es gibt eine unendliche Gewinnleiter – und der potenziellen Gewinnsumme für die Kandidaten sind keinerlei Grenzen gesetzt.

Daniel Hartwich moderiert die RTL-Show, die aus einem verhältnismäßig kleinen, abgedunkelten Studio mit dem typischen Quizshow-Blaustich daherkommt. Es treten jeweils Kandidatenpaare gemeinsam an. In einer Schnellraterunde geht es für sie zunächst darum, so viele Fragen wie möglich zu beantworten. Für jede richtige Antwort erhalten die Kandidaten fünf „Leben“. Anschließend stehen sie vor der schier endlosen Gewinnleiter und bekommen Fragen gestellt, deren Antwort immer eine bestimmte Zahl ist, zum Beispiel: „Wie viel Jahre alt war Lady Di bei ihrer Hochzeit mit Prinz Charles?“, „Wie viele Songs sind auf Michael Jacksons legendärem Album ‚Thriller‘ von 1982?“ oder „Wie viele Amtsvorgänger hat Frank-Walter Steinmeier als als deutscher Bundespräsident?“.

Die Gewinnleiter führt ins Unendliche.RTL/​Screenshot

Das Ziel besteht darin, mit der gegebenen Antwort so nah wie möglich an die korrekte Zahl zu kommen – ohne jedoch zu „überbieten“ (Harry Wijnvoord lässt grüßen). Die Kandidaten dürfen sich beraten, bevor sie ihre endgültige Antwort geben. Je nachdem, wie weit sie mit ihrer gegebenen Antwort von der gesuchten Zahl entfernt sind, umso mehr „Leben“ verlieren sie. Es wird also die Differenz zwischen der korrekten Zahl und der gegebenen Antwort abgezogen. Je höher die gesuchte Zahl ist, umso mehr Stufen steigen die Kandidaten auf der Gewinnleiter auf.

Geld gibt es allerdings jeweils nur, wenn auf eine Frage die exakte gesuchte Zahl genannt werden kann. Dann kann das jeweilige Kandidatenpaar den entsprechenden Geldbetrag sichern, erhält fünf weitere „Leben“ und kann das Spiel jederzeit mit der bis dahin erspielten Summe verlassen. Liegen sie jedoch mit der gegebenen Antwort über der korrekten Zahl, haben also überboten, ist das Spiel für sie sofort vorbei und sie gehen völlig ohne Geld nach Hause. Ebenso haben sie verloren, wenn sie mit ihrer Antwort zwar nicht überboten haben, aber nicht mehr genügend Leben zur Verfügung haben, um die Entfernung zur korrekten Zahl zu erreichen. Joker bzw. sogenannte „Tipps“ gibt es zwischendurch auch, die es einzusetzen gilt, wenn man bei einer Frage völlig ahnungslos ist: Dann erhalten die Kandidaten beispielsweise die Auskunft, in welchem Bereich („von … bis“) sich die gesuchte Zahl befindet.

Andrea (l.) und Melanie (M.) versuchen als erstes Duo ihr Glück. RTL/​Screenshot

Eine Gewinnleiter, die ins Unendliche führt, ist zweifelsohne in der Theorie ein besonderer Anreiz des Spiels, doch den wenigsten Kandidaten gelingt es in der Praxis, eine wirklich hohe Summe zu erreichen. Die meisten Paare gehen letztendlich mit einem ordentlichen, aber nicht episch hohen Geldbetrag nach Hause – sofern sie nicht ohnehin zu hoch gepokert haben und alles verlieren. Nichtsdestotrotz ist „Ohne Limit“ eine willkommene Abwechslung am Quiz-Montag und es entstehen durchaus spannungsgeladene Momente, wenn sich an einer einzigen Zahl entscheidet, ob die Kandidaten freudestrahlend jubeln können oder enttäuscht aus dem Spiel ausscheiden. Moderator Daniel Hartwich ist stets auf der Seite der Teams und fiebert mit ihnen empathisch mit.

Doch leider begeht RTL erneut den elementaren Fehler, den im deutschen Fernsehen derzeit leider so gut wie alle Sender mit Showformaten machen: Die Sendung ist mit einer Brutto-Laufzeit von 20:15 Uhr bis 0:00 Uhr mindestens zwei Stunden zu lang! Zum Vergleich: Eine Folge der britischen Vorlage „Limitless Win“ kommt bei ITV nur auf knapp eine Stunde – und das reicht vollkommen. Es ist schade, dass es hierzulande seit Jahren offenbar nicht mehr möglich ist, eine Show mit einer Laufzeit von unter zwei Stunden an den Start zu schicken.

Das Spiel löst bei Anna-Sophia (l.) und Katrin emotionale Momente aus. RTL/​Frank W. Hempel

Stattdessen werden deutsche Sendungen mittlerweile seit Jahren unnötig aufgebläht und auf Längen von drei oder vier Stunden ausgedehnt in der Hoffnung, spätabends mit der Verlängerung noch höhere Marktanteile abzugreifen. Dies geht allerdings auf Kosten des Sitzfleischs der Zuschauer und des Unterhaltungswerts. So auch bei „Ohne Limit“, dessen Konzept sich für eine lockere Stunde perfekt eignet, aber für eine abendfüllende Show bis Mitternacht einfach viel zu redundant und monoton ist – gerade weil in diesem Format bei jeder Frage stets eine bestimmte Zahl gesucht wird, was auf Dauer wenig abwechslungsreich ist. Es steht zu befürchten, dass sich die deutsche Adaption dieses internationalen Erfolgsformats genau deshalb wieder mal nur als kurzes Kapitel in der deutschen Quizshow-Historie entpuppt.

„Limitless Win“ wird in Großbritannien vom Entertainer-Duo Anthony McPartlin & Dec moderiert. Die erste Folge wurde bei ITV von 6,3 Millionen Menschen gesehen und war damit der erfolgreichste Show-Start des Senders seit „The Masked Singer“. Dass mit der deutschen XXL-Version ebenso hohe Werte erreicht werden, darf stark beweifelt werden.

Fünf Ausgaben von „Ohne Limit“ wurden von Endemol Shine Germany bereits im September in den Kölner MMC Studios produziert. Die ersten beiden laufen am 12. und 19. Dezember um 20:15 Uhr bei RTL.

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ich versteh sowieso nicht wieso man das so ausdehnen muss. Die Quoten sind mau und warum nicht einfach um 20:15 Uhr ein einstündiges WWM und danach um 21:15 Uhr das einstündige "Ohne Limit" senden so kann WWM "Ohne Limit" anschieben. Und ab 22:15 Uhr setzt man auf das normale Programm...
    • am

      Deutschlands beliebteste Quizshow als Lead-In für eine neue Quizshow wäre logisch. Ich verstehe nicht, wieso einstündige Shows in der Primetime tot sind.
    • (geb. 1999) am

      So wäre es richtig. Nicht jede Show muss so unendlich lang sein. 1-2 Stunden reichen oft gut aus und dann freut man sich auf die nächste Ausgabe.
      Macht ja eigentlich auch aus Sicht des Senders Sinn, lieber 4 Ausgaben zu je 2 Stunden als 2 Ausgaben zu je 4 Stunden haben
  • (geb. 1971) am

    Und dann darf man den Ausstrahlungstag nicht vergessen - am Montagabend ? Bis 0:00 Uhr ? Viele müssen arbeiten gehen und früh raus..
    • (geb. 1958) am

      in zeiten des streamens dürfte das ja kein Problem mehr sein
  • am via tvforen.de

    Die Sendung ist doch ganz interessant. Mit fast vier Stunden nur wieder etwas zu lang.
    • am

      Waren das noch Zeiten, als Quiz-Sendungen maximal 1 Stunde Laufzeit hatten...
      Viel zu langwierig und viel zu umständliche Regeln. Der nächste vorprogrammierte Flop für RTL.
      • (geb. 1958) am

        ja das ist auch nicht für "jeden" gedacht.
    • am via tvforen.de

      Hello! I'm interested in this quiz!

      weitere Meldungen