„Jenny – Echt gerecht!“: Eine vorlaute Anwaltsgehilfin mit fraglichem Modegeschmack sorgt für Gerechtigkeit – Review

RTL zeigt neue Anwaltsserie, diesmal mit weiblicher Rolle im Fokus

Rezension von Annick Peters – 02.04.2018, 14:00 Uhr

Maximilian Mertens (August Wittgenstein) und Jenny Kramer (Birte Hanusrichter) in „Jenny – echt gerecht!“ – Bild: MG RTL D / Benno Kraehahn
Maximilian Mertens (August Wittgenstein) und Jenny Kramer (Birte Hanusrichter) in „Jenny – echt gerecht!“

Nach Ostern findet eine neue eigenproduzierte, fiktionale Anwaltsserie „Jenny – echt gerecht!“ ihren Weg zu RTL, bei der ein ungleiches Duo – bestehend aus einer Sekretärin und ihrem Anwalt – für Gerechtigkeit sorgt. In dem neuen Format steht, ungleich dem, was das Publikum eigentlich gewohnt ist, nicht der Anwalt sondern die Sekretärin im Fokus der Handlung.

Die Powerfrau Jenny Kramer (Birte Hanusrichter) ist eine alleinerziehende Mutter, die sich ihren Weg durch’s Leben bahnt und von einem Job in den nächsten wechselt, um den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Kinder zu sichern. Dabei ist sie auf sich allein gestellt, denn auf finanzielle Unterstützung von ihrem Ex-Mann kann sie nicht hoffen. In ihrem neuen Job bei der Anwaltskanzlei von Bergen und Partner wird sie zur Bürohilfe und Assistentin des Anwalts Maximilian Mertens (August Wittgenstein, „Ku’damm 56“) und übernimmt an der Seite des erfolgsorientierten Anwalts die Rolle des moralischen Kompass’.

Zum Beginn der Pilotfolge verliert Jenny ihren Job am Telefon eines Fastfood-Lieferservices, weil sie den Kunden lieber ehrliche Beziehungstipps gibt und von Frustessen abrät, anstatt Bestellungen aufzunehmen, um für den Profit der Firma zu sorgen. Als sie kurz darauf auch noch bei einer Unterhaltsverhandlung vor Gericht von ihrem Anwalt Maximilian Mertens im Stich gelassen wird, stürmt sie wutentbrannt dessen Kanzlei. Mertens will Jenny mit einem Fünfzigeuroschein abwimmeln und lässt sie allein in seinem Büro, um mit seinem Vorgesetzten zu sprechen. Währenddessen erscheint Agnes von Bergen (Isabell Polak, „Böse Mädchen“), Maximilians Kollegin und Lebensgefährtin, sowie Tochter des Chefs, im Büro von Mertens und hält Jenny fälschlicherweise für die neue Aushilfe. Die schlagfertige Jenny packt die Gelegenheit beim Schopf und ist fortan nicht mehr arbeitslos. Als Maximilian Jenny an ihrem neuen Arbeitsplatz als Bürohilfe antrifft, beginnt ein hitziges Gespräch. Sein Versuch, Jenny den neuen Job auszureden ist erfolglos. Zudem hat Jenny ein Druckmittel gegen Maximilian in der Hand, da sie ihn beim Chef verpetzen könnte, weil er ihren pro-bono-Fall verschlafen hat.

Gute Seele der Kanzlei: Cheftochter Agnes von Bergen (Isabell Polak) mit ihrem Verlobten Maximilian (August Wittgenstein)

Dies bindet sie ihm auch auf die Nase, als sie ihm „seine“ neue Mandantin vorstellt: ein ukrainisches, schwangeres Zimmermädchen, welches Jenny bei einer Zigarettenpause auf der Straße aufgelesen hat. Das Zimmermädchen beschuldigt den Bürgermeisteranwärter, Vater ihres ungeborenen Kindes zu sein, sie zu verleugnen und nicht für das Kind aufkommen zu wollen. Maximilian schenkt der Sache vorerst wenig Bedeutung und will nicht gegen den Bürgermeisterkandidaten vorgehen, da er von seinem Chef aufgetragen bekommen hat, eben diesen als Mandanten für die Kanzlei zu werben. Für Jenny hingegen ist es selbstverständlich, der armen Frau zu helfen, woraufhin sie auf eigene Faust in dem Fall ermittelt. Nachdem es Jenny gelingt, Beweise zu sammeln und Maximilian zu überzeugen, schafft es das Duo gemeinsam für Gerechtigkeit für ihre Mandantin zu sorgen.

Die erste Folge führt – neben dem ersten Fall – die Figuren und deren Motive ein. Jenny ist eine starke Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sich für andere Menschen einsetzt. Zwar hat Jenny kein Jura studiert, dafür aber genügend Erfahrungen im Leben gesammelt und sich eine gewisse Bauernschläue angeeignet. Sie ist einfallsreich und schlagfertig und findet Mittel und Wege, um an ihr Ziel zu kommen. Ihre Gutgläubigkeit hingegen wirkt manchmal leicht naiv. Zudem verhält sie sich teilweise wie ein störrisches Kind; zum Beispiel wenn sie nicht wahrhaben will, dass ein Vaterschaftstest, ohne Einwilligung der Beteiligten, vor Gericht nicht als Beweismittel anerkannt wird. Maximilian ist ehrgeizig und strebt an, Partner der Kanzlei von Bergen und Partner zu werden. Sein Sinn für Gerechtigkeit steht oft im Konflikt mit seinem Berufsziel, da er versucht den Ansprüchen seines Chefs gerecht zu werden und Fälle schnell und erfolgreich abzuschließen.

In der zweiten Folge werden einige Konflikte mit Nebencharakteren angeschnitten. Der Chefsekretärin Susanne Stöger-Melden (Esther Esche), die nach einer Entziehungskur zurück in die Kanzlei kehrt, ist Jenny ein Dorn im Auge. Auch Sticheleien zwischen Maximilian und seinen Kollegen bieten Potenzial für weitere Konflikte. Dazu gesellen sich die nicht selten aufkommenden Diskussionen zwischen Maximilian und Jenny. Zudem sorgt Jennys schlechter Sinn für Mode für Gesprächsstoff zwischen den Figuren, wenn diese sie beispielsweise im Büro für die neue Putzfrau halten.
Anwalt Mertens (August Wittgenstein) und Jenny (Birte Hanusrichter) in einer ihrer vielen Diskussionen. Diesmal geht es nicht um Jennys knalligen Kleidungsstil.

Allerdings sei dahingestellt, ob für eine Darstellung eines Charakters mit bunten oder flippigen Modegeschmack wirklich Farben und Muster kombiniert werden müssen, die überhaupt nicht zusammen passen, ebenso wie die Situationen in denen in denen diese getragen werden. Normalerweise würde niemand bei einem Termin vor Gericht mit einem grün-weiß gestreiften Pullover, einem gelben Rock und blauer Strumpfhose erscheinen, so wie Jenny es zum Ende der zweiten Folge tut. Ein solches Outfit würde man eher für den Straßenkarneval wählen.

Die Figuren in „Jenny – echt gerecht!“ erinnern ein wenig an RTLs Ende Januar gezeigte Anwaltsserie „Beck is back!“, bei der es um ein Duo aus einem alleinerziehenden Pflichtverteidiger und seiner cleveren Anwaltsgehilfin – ebenfalls mit fragwürdigem Modegeschmack – geht. Nur dass hier, wie bereits zu Beginn erwähnt, anstelle des Anwalts die weibliche Sekretärinnen-Rolle im Fokus der Handlung steht. Auch wenn Maximilian der Anwalt ist, so ist Jenny diejenige mit den cleveren Einfällen, Einfühlungsvermögen und dem sechsten Sinn, zu merken, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Zu Beginn einer Folge arbeiten die beiden vorerst gegeneinander – da Maximilian erst von Jenny überzeugt werden muss – um zum Ende der Handlung schließlich doch einer Meinung zu sein und gemeinsam für Gerechtigkeit zu sorgen. Während Jenny zwar in der Lage ist, die Fälle zu lösen, so ist sie jedoch immer auf die Hilfe von Maximilian angewiesen, um ein Urteil vor Gericht zu erwirken.

Das Format soll wahrscheinlich, wegen seiner weiblichen Hauptrolle, an ein weibliches Publikum gerichtet sein. Wenngleich die Rolle der Jenny eine größtenteils sympathische Ausstrahlung hat, wirkt sie in manchen Situationen doch sehr naiv und ihre temperamentvollen Ausbrüche fehl am Platz, was die Identifikation mit der Rolle erschwert. Wen dies hingegen nicht stört und an seichter Abendunterhaltung mit Witz und Happy-End interessiert ist, sollte bei „Jenny – Echt gerecht!“ einschalten.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie „Jenny – echt gerecht!“.

Meine Wertung: 1,5/​5


Annick Peters
© Alle Bilder: MG RTL D /​ Christoph Assma


Produziert wurde „Jenny – Echt gerecht!“ Von der TALPA Germany Fiction GmbH unter der Regie von Regie Andreas Menck, Nina Wolfrum und Florian Eichinger. Die erste Staffel der Serie umfasst acht Folgen, welche ab dem 3. April 2018 dienstags in der Primetime bei RTL in Doppelfolgen ausgestrahlt werden.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ich weiss nicht wer die Dialoge geschrieben hat. Diese Serie braucht kein Mensch. Unterstes Niveau. Geht gar nicht.
    • (geb. 1983) am

      Also wirklich wie kannst du das einen Tag vorher behaupten? Wenn die 2 Folgen erst heute am 3. April vom 20:15 Uhr bis 22:10 Uhr am Laufen sind!

      Mich fesselt es nicht wirklich! Ist aber ein wenig erfrischend.
      • am

        Ja, auch mich hat sie mit den ersten beiden Folgen nicht richtig überzeugt.
        Aber 1,5 Punkte?! Übertreibt nicht, den größten Scheiß bewertet ihr besser...

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