„Gotham Knights“: Ritter der letzten Stunde – Review

DC in der Findungsphase

Rezension von Fabian Kurtz – 28.03.2023, 18:30 Uhr

"Gotham Knights": Ritter der letzten Stunde – Review – DC in der Findungsphase – Bild: The CW

Am großen Tisch der Comic-Verfilmungen wird es langsam eng. Während Produzent Kevin Feige derzeit drauf und dran ist, den Größenwahn von sich in Besitz ergreifen zu lassen und auf 80 Jahre MCU hofft, mahlen die Mühlen bei der Konkurrenz ganz schön hart. Seit dem Chefwechsel bei DC, welches nun von James Gunn und Peter Safran kreativ verwaltet wird, erfindet sich das derzeit wackelnde Franchise immerwährend neu.

Vor allem möchte man endlich das haben, was Marvel vorlebt: Eine große übergreifende Erzählstruktur, mit tausend Welten, Charakteren, Schurken und jedem einen berechtigten Platz im Universum. Für eingefleischte Comic-Fans mit Überblick ein Schlaraffenland, für die breite Masse, die einfach nur einen qualitativen Superheldenfilm sehen möchte, aber ganz schön happig. Dabei war DC in seinen besten Tagen genau dafür gut.

Startete Marvel im Jahr 2008 gerade seine großangelegte Infinity-Saga, veröffentlichte DC den bis dato von Kritik und Publikum hochgelobten „The Dark Knight“, der nicht nur Christopher Nolan zu dem machte, der er heute ist, sondern den Superheldenfilm als ein Genre etablierte, das mehr kann – auch Oscars.

Vor vier Jahren zeigte dann Todd Phillips mit „Joker“, dass DC im Kleinen am stärksten ist, dass ein einziger Film mehr bewegt als eine ganze Justice League. Auch Matt Reeves grenzt sich mit „The Batman“ von den großen Plänen der Chefetage ab, die das qualitativ hochwertige Zeug Elseworlds schimpfen, anstatt es schlichtweg zu dem hochloben, was es ist: DC wie es leibt und lebt.

So viel zum Kino. Im Serienbereich hatte DC eigentlich schon, was es jetzt auf der großen Leinwand sehen will: Kontinuität. Doch das Arrowverse verschießt derweil seinen letzten Pfeil und lässt „The Flash“ nach neun Jahren auslaufen. Gut, manche Sachen erzählen sich aus, das ist erstmal kein Beinbruch, nicht einmal für den Usain Bolt des Dauermarathons, aber wäre nicht der beste Platz für serielles Erzählen dort, wo es am besten funktioniert? Scheinbar reicht das nicht; beziehungsweise landet dort nur noch das Zeug, das keinen Film bekommen darf.

Die jüngste Veröffentlichung „Gotham Knights“, die auf Warners US-Sender The CW seit zwei Wochen zu sehen ist, stellt im Grunde die Hoffnungslosigkeit des DC Universe schmerzvoll dar. Denn die große Frage lautet: Wer zum Teufel sind denn jetzt die? Bruce Wayne flog sang- und klanglos aus dem Fenster, ganz Gotham weiß nun, dass er Batman war. Und wen juckt’s? Seinen Ziehsohn Turner Hayes, der nun drauf und dran ist, den Tod seines Adoptivvaters aufzuklären mitsamt einer Entourage aus weiteren Sprösslingen der altbekannten Helden.

Diese Gotham Knights sind jedoch fern irgendwelcher Ritterlichkeit, geschweige denn Authentizität. Kaum ist der Vater tot, schon steht Hayes am Grab und hält die berührende Trauerrede; gefasst, mit steinernem Gesicht und verzogener Hochnäsigkeit. Was Batman war, ist nebensächlich. Gothams Held, ihrem Mythos wird in einer matten Sequenz gedacht, wonach es sofort weitergeht mit wirren Dialogen unter Protagonisten, die so unsympathisch sind, weil aufgeblasen wichtigtuend. Bestimmt gibt es eine Comicreihe, auf dem das Ganze fußt, doch darf man bitte nicht vergessen, dass man auch Nichtleser an den Bildschirmen hat.

Die „Gotham Knights“ (v. l. n. r.): Fallon Smythe als Harper Row, Tyler DiChiara als Cullen Row, Oscar Morgan als Turner Hayes, Navia Robinson als Robin und Olivia Rose Keegan als Duela, die Tochter des Jokers. The CW

Dabei ist genau das wunderlich, schaut man sich die Kreativen an, die „Gotham Knights“ zum Leben erwecken. Vorne mit dabei Danny Cannon, der in Bruno Hellers „Gotham“ noch so manche glorreich schrille Gesellschaftsparabel in Szene setzte. Und mit Gotham eine Stadt, die förmlich atmet, liebt, hasst und bitterlich weint. Von diesem tragischen Schauplatz ist in „Gotham Knights“ jedoch nichts zu spüren. Interessantes Szenenbild beschränkt sich auf Innenräume, außen darf CGI ran und macht aus Gotham leider nur die Großstadt mit Scheinwerfern.

Schmerzhaft, wenn man weiß, dass Kameramann James Hawkinson für die mal grauen, mal beigen Bildschirmtristessen verantwortlich ist. Der Mann, der eigentlich in „Hannibal“ dem Tabu Schönheit verlieh und in „The Man in the High Castle“ eine ganze Scheinwelt zum Leben erweckte. In „Gotham Knights“ vermag er nicht mal dem gefallenen Helden aller Helden, Würde zu verleihen.

Übrig bleibt davon eine Serie, die ihre Ahnen mit Füßen tritt, da sie vermutlich nur Binge-Food für Teenager sein möchte und sich also weder Zeit noch Mühe gibt, vermeintlich große Geschichten auch so zu erzählen. Wenn dies nun ein Vorgeschmack auf das ist, was von DC en masse noch kommen wird, dann schlägt es für die Helden der ersten, bald doch die letzte Stunde.

Diese Rezension basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie „Gotham Knights“.

Meine Wertung: 1,5/​5

„Gotham Knights“ läuft seit dem 14. März in den USA bei The CW und ist hierzulande bei Amazon Video als Kauftitel verfügbar.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Na, wenn die Serie schon "Gotham" im Namen trägt. Genau das hat mich an "Titans" total enttäuscht. Die Serie fing so gut an mit Raven, ihrer Geschichte und einigen frischen Figuren und Gesichtern. Aber dann driftet sie doch wieder total ab von San Francisco geht es nach Gotham, Raven verschwindet einfach und alles dreht sich nur noch um die Altlasten wie den Joker, das Panik Gas, Batman und Robin und Co.. Wirklich enttäuschend.
    Seit der Serie Gotham hab ich eigentlich genug von allem was dort breitgetreten wurde. Immer wieder der selbe Mist.
    • am

      Gotham Knights wird mir am A.... vorbeigehen.
      Wenn ich diese blöden Teenies im Instagramlook schon sehe, bah.
      Ich hoffe die Serie floppt direkt und verschwindet.
      • (geb. 1995) am

        Als jemand der selbst seit 2005 sowohl DC als auch Marvel sammelt muss ich ehrlich sagen dass Marvel heuer für mich doch enden wird mit dem letzten Guardians of the Galaxy Film, da Disney sich entschlossen hat alle Disney Plus Serien nicht auf dvd ODER bLUE ray zu veröffentlichen. Bei DC allerdings und dafür bin ich auch denen dankbar dass diese Comicschmiede wirklich Perlen hervorgebracht hat. Für mich 


        Constantine & Batman Begins (2005) / The Dark Knight (2008) / The Dark Knight Rises (2012) / Gotham (2014-2019) / Joker (2019) / Pennyworth (2019) / The Flash (2014 - 2021) Vergesst Staffel 8 und 9 dieser Serie / Superman & Lois(2019 - ) / Man of Steel (2013) / Batman vrs Superman (2016) / Justice Leaugue (2021) /Shazam 1 & 2 (2019&2023)


        DC hat auch die besseren Schurken und auch das bessere Storyteeling. Marvel hingegen hat die besseren Helden, das ist halt nun mal so. Wobei Marvel sich abgefahren hat und DC sich wirklich immer neu erfinden kann.
        • am

          Ich hoffe ja noch, dass Disney irgendwann die Streaming - Sachen wie z.B. Mandalorian auch auf Blu-ray oder DVD rausbringt.
          Wenn nicht, können die mich mal, ich abonniere kein Streamingportal.
        • am

          Disney hatte doch tatsächlich vor ein paar Wochen ein Strategiewechel angekündigt wonach sie wieder mehr auf Heimkino Veröffentlichungen (Discs) setzten wollen und weniger exklusiv auf Disney+. Die Chance besteht also, ein ein paar ältere Streaming Geschichten bald nachgereicht werden.
      • am

        Nach der unsagbar schlechten und teils lächerlichen Arrowverse kommt nun eine weitere Serie die etwas an Titans erinnert. Doch wem nutzt das alles, was Warner mit DC macht? Das absägen von Titans, der ganze Neustart von James Gunn der sein ganz eigenes DC-Universum so wie er es will aufbaut... Was Warner und James Gunn nun aus den DC-Helden macht, sei es Serie oder Filme ist nur noch ein Schrotthaufen. So wird das nix und so wird man nie an Marvel anschließen können. Hätte man doch nur Zack Snyder es machen lassen sollen.
        • am

          Die allererste Staffel von Arrow fand ich richtig klasse! Sie war auch viel erwachsener. Dann allerdings haben sie die Richtung geändert, und es ging den Bach runter, als immer mehr Helden dazu kamen und eine flache Teenie-Serie daraus wurde.
        • am

          Du sprichst mir aus der Seele. Staffel 1 war harte Aktion für Erwachsene, mit einem düsteren Helden und keine Teenieadaption. Staffel 2 ging auch noch aber danach gings von Staffel zu Staffel immer mehr bergab, bin dann auch ausgestiegen. Das ganze Arrowverse mit Flash & Co habe ich mir auch geschenkt. Bis auf Luzifer, aber der gehörte ja auch eigentlich nicht wirklich dazu, obwohl es ja ein kurzes Crossover gab.
      • am

        Da schaue ich mir doch lieber zum dritten Mal "Gotham" an. Das ist meine absolute DC Lieblingsserie und danach kommt dann für mich auch nicht mehr viel im Comic-Bereich.
        • (geb. 1977) am

          Ich habe es gewusst. Diese Leute haben keinen Respekt vor der Vorlage. Batman ist nur der Aufhänger für eine sinnfreie Teenie Soap, die nirgends hinführt. Ich vermisse das Arrowverse. Mag sein, dass sie zu woke hier und dort waren. Aber sie wussten wenigstens, wie man gute Geschichten schreibt. Ausserdem waren die Legends of Tomorrow sehr gut. Besonders die dritte Staffel war hervorragend. Und wenn Warner nicht so borniert wäre, hätte sie daraus noch mehr machen können. 😒
          • (geb. 1994) am

            Warner mit ihrer no Batman Rule:((
          • (geb. 1977) am

            Stimmt. Nicht einmal Harley Quinn wurde richtig genutzt. Eine kleine Szene. Mehr aber auch nicht. Batman und die anderen Helden aus Gotham dürfen sich nur auf der grossen Leinwand prügeln. Arrowverse mussten sich mit der B Liga zufrieden geben. Aber das hatte auch Vorteile. Anfangs jedenfalls. Die ersten Staffeln von Arrow waren richtig gut. Danach wurde immer dasselbe Schema in jeder Staffel wiederholt. Ohne sich um bessere Ideen zu bemühen. Dabei hatten sie ein ganzes Universum an Möglichkeiten. Aber Warner hatte damals kein Interesse daran. Das Arrowverse war ihnen egal. Und jetzt ist es mehr oder weniger vorbei. Sobald die letzte Flash Folge gelaufen ist, können wir uns vom Arrowverse verabschieden. Es gibt Leute, die fanden es nur schlecht. Aber für mich war es mein MCU.🖖

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