Streamingdienst CBS All Access soll international antreten

Weitere Starts bereits in Vorbereitung?

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 12.03.2019, 16:06 Uhr

Streamingdienst CBS All Access soll international antreten – Weitere Starts bereits in Vorbereitung? – Bild: CBS All Access

Bei CBS Crop. ist durch Enthüllungen sexueller Übergriffe der langjährige Boss Leslie Moonves zu Fall gekommen. Dort stellt sich nun die Frage, wie es langfristig weiter geht, auch in Bezug auf die immer größere Wichtigkeit eigener Streamingangebote. Einstweilen hat Joe Ianniello in dem Unternehmen die Führungsrolle. Und der hat jetzt bei einer Tagung durchblicken lassen: „Wir werden [CBS All Access] in den nächsten Monaten in weiteren Märkten starten“. Welche das sind, ließ er offen.

Im Streaming-Zeitalter ist es für ein Medienkonglomerat am sinnvollsten, seinen Content auf allen Ebenen selbst auszuwerten, statt ihn an andere Unternehmen (wie Netflix oder Amazon) zu lizenzieren. CBS Corp. stellt in den USA Serien her, zeigt sie bei CBS und streamt sie bei CBS All Access. Bisher ist der Dienst aber nur in den USA, in Kanada sowie in Australien am Start – Down Under hatte sich CBS kürzlich durch den Erwerb des Networks Ten ein Standbein geschaffen.

Denn eines der großen Mankos von CBS Corp. ist die Konzentration auf die USA: Im Jahr 2005 hatten sich die mit einer langen Geschichte verbundenen Medienkonzerne CBS und Viacom gespalten – und Viacom hatte die weltweit operierenden Marken wie MTV, Comedy Central und Nickelodeon mitgenommen. Um einen neuen Streaming-Dienst in einem Land aufzuziehen, ist ein vorheriges Standbein in Form eines oder mehrerer Sender eine wichtige Hilfe.

Die veränderte Medienwelt mit dem Fokus auf Streaming war auch der Hintergrund, aus dem die Mehrheitsbesitzer an CBS Corp. und Viacom – die Redstone-Familie hält knapp 80 Prozent der Aktien – einen erneuten Zusammenschluss der beiden Konzerne durchdrücken wollten: Viacom als weltweites Sprungbrett. Es war ein Zusammenschluss, gegen den sich CBS-Corp-CEO Leslie Moonves wehrte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass seine mehrere Jahrzehnte spannenden Übergriffe zu genau der Zeit des Kampfes ans Licht gekommen sind.

Aktuell steht immer noch die Frage im Raum, wie es mit dem CBS-Konzern und Viacom in Zukunft weitergehen wird – denn nach Moonves’ Fall gibt es eben immer noch keine endgültige Neubesetzung seiner Position. Die Börsianer jedenfalls gehen stark von einer Wiedervereinigung beider Firmen aus.

Entsprechend der unsicheren Führungssituation zeigte sich Ianniello in seinen von THR wiedergegebenen Aussagen bei der Deutsche Bank 2018 Media, Internet and Telecom Conference auch unverbindlich: Generell sei CBS schon bereit, seinen Content zu lizenzieren, wenn denn ein Lizenznehmer mehr zahlt, als CBS durch eigene Auswertung verdienen könnte. Da das aber nur die Ausnahme ist, wenn man mit einem eigenen Streamingdienst vor Ort vertreten ist, soll CBS All Access internationaler werden.

„Star Trek: Discovery“ hat CBS All Access weltweit schon an Netflix vergeben, „The Good Fight“ läuft hierzulande beim FOX Channel, während jüngere Neustarts wie „Tell Me A Story“ oder „Strange Angel“ in Deutschland noch keine Heimat zu haben scheinen.

Im Konzert der Streaming-Dienste werden also die kommenden Angebote von WarnerMedia und Apple von CBS International Konkurrenz bekommen. Disney hat sich trotz technischer Vorbereitung (fernsehserien.de berichtete) bisher noch nicht zu internationalen Plänen von Disney+ geäußert.

Negativbeispiel für die Internationalisierung eines US-Auftritts ist bisher wohl YouTube Premium, das seine fiktionalen Eigenproduktionen in Deutschland nur im Originalton anbietet.

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