Interview mit „Leverage“-Hauptdarsteller Timothy Hutton

„Es entstehen Figuren, die Mängel haben“ – von Roger Förster

Roger Förster – 12.11.2011, 08:51 Uhr

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VOX/​ Guido Lange

wunschliste.de: Stichwort ‚Robin-Hood-Motive‘: Von den Bösen zu nehmen um es den Guten zu geben, scheint überall zu funktionieren. Immerhin hat „Leverage“ sowohl in den USA auf TNT als auch in Deutschland auf VOX ganz gute Einschaltquoten.

Timothy Hutton: Ich denke, dass das auf jeden Fall universell ist. Die Idee, dass Menschen, die weniger haben, geholfen werden muss, ist wichtig. Ebenso wichtig ist es, dass gehandelt werden muss, wenn ihnen unrechtmäßig ihr Eigentum genommen wird. Und genau das macht das Leverage-Team.

Und warum muss das Leverage-Team Grenzen überschreiten, um gute Dinge zu tun? Immerhin sind ja eine Diebin, eine Trickbetrügerin und ein ehemaliger Auftragskiller dabei.

TH: Nun ja, sie sind alle Spezialisten auf ihre eigene Art. Sie wollen ihr Leben in den Griff bekommen. Sie haben Dinge in der Vergangenheit gemacht haben, auf die sie nicht stolz sind – nun wollen sie ihre Zeit damit verbringen, Menschen zu helfen, die weniger Glück im Leben hatten.

Kann der Ansatz der Autoren, dass das Team Gerechtigkeit herstellen möchte, als Gesellschaftskritik verstanden werden?

TH: Auf jeden Fall. Es soll Licht auf bestimmte Aspekte der Gesellschaft geworfen werden. Unternehmenspolitik, das Bankenwesen – generell sollen die Bereiche abgedeckt werden, in denen Menschen unterdrückt werden. Die Autoren zeigen, wie die Gesellschaft Räume schafft, in denen reiche Menschen immer mehr Reichtümer anhäufen können und gleichzeitig Denjenigen, mit denen es das Leben nicht so gut gemeint hat, der Zugang zu einem besseren Leben verweigert wird.

VOX/​Guido Lange
Sie spielen einen Dieb und Alkoholiker, der zu Beginn der Serie mit dem Verlust seines Sohnes zu kämpfen hat. Im amerikanischen TV-Serien-Bereich gibt es viele ambivalente Figuren wie einen Walter White in „Breaking Bad“ oder einen Hank Moody in „Californication“: Wieso sind gebeutelte, moralisch fragwürdig handelnde Charaktere für das amerikanische Publikum so interessant?

TH: Ich denke, es gibt verschiedene Möglichkeiten, fiktionale Charaktere zu entwickeln, die auf Situationen im wirklichen Leben basieren und dennoch daraus hochkomplexe Figuren zu machen. So entstehen keine perfekten Figuren – es entstehen Figuren, die Mängel haben. Viele Charaktere werden dann eben, anstatt sie im moralischen Sinne gut aussehen zu lassen, eher – sagen wir – heroisch dargestellt. Auch in den Superheldenfilmen hat ein Umdenken stattgefunden: Wenn man sich anschaut, wie Superman früher gezeigt wurde und wie er oder Batman heutzutage charakterisiert werden, erkennt man dass unter dem ganzen Superhelden-Image eine Persönlichkeit existiert, die von Selbstzweifeln und Konflikten geprägt ist. Und da sind wir wieder in der Realität: Jeder hat Komplexe – und wenn jemand mit Problemen gezeigt wird, der heroisch wie Superman ist, verliert das Heroische seine Magie. Die Botschaft lautet hier, dass jeder etwas Gutes tun kann.

Vielen Dank für das Gespräch.



Das Interview führte Roger Förster,
„Leverage“ läuft montags um 22:10 Uhr auf VOX.


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