„Akte X“: 30 Jahre in zehn Folgen

Am 10. September 1993 ermittelten Mulder und Scully zum allerersten Mal

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 10.09.2023, 11:10 Uhr (erstmals veröffentlicht am 09.09.2018)

„Akte X“ in der zweiten Revival-Staffel, die im Frühjahr 2018 ausgestrahlt wurde

6x02 – „Drive“ („Die Fahrt“)

Ohne „Drive“ hätte es Walter White vielleicht nie gegeben. Vince Gilligan verpflichtete für die Rolle des verzweifelten Geiselnehmers Patrick Crump den späteren „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston und lieferte zugleich eine der besten „X-Akten“ überhaupt ab. Crumps Kopf droht wortwörtlich zu explodieren, sollte er sich nicht in rasender Geschwindigkeit weiter nach Westen fortbewegen. Für seinen Zustand macht er die Regierung verantwortlich. So rasen er und seine Geisel Mulder von der Polizei verfolgt auf den Pazifik zu. Scully versucht unterdessen händeringend ein Heilmittel zu finden, bevor Mulder an der kalifornischen Küste die Straße ausgeht. Die Episode nutzt zu Beginn der sechsten Staffel auf herausragende Weise den neuen Drehort Los Angeles und taucht furios in das Wüsten- und Küstenambiente im Umland der Metropole ein. Eine Episode mit Durchschlagskraft von der ersten bis zur letzten, spannenden Minute.

7x22 – „Requiem“

Chris Carter schrieb das Ende der siebten Staffel ohne zu wissen, ob „Akte X“ noch ein achtes Jahr erleben würde. Als potentielles Serienfinale kehrt „Requiem“ somit an jenen Ort zurück, an sieben Jahre zuvor alles begann: Bellefleur, Oregon. Zahlreiche Gaststars aus dem Pilot nehmen ihre Rollen von einst wieder auf und Mulder hat eine nostalgische Begegnung mit jenem Graffiti-X, das er in der allerersten Folge auf den Asphalt gesprüht hatte. Nach einer inhaltlich eher durchwachsenen Staffel, ließ mich diese Rückkehr zum geheimnisvollen Fundament der Serie erleichtert durchatmen. Zugleich bot die Folge die Möglichkeit für einen, dramatischen und überraschenden Schlusspunkt, selbst wenn sich Fans vorerst mit zwei riesigen Cliffhangern hätten abfinden müssen. Nichts, was in der achten Staffel mit ihrer B-Movie-Handlung oder im mauen neunten Jahr noch folgte, hatte so viel Klasse, Spannung und Herz wie dieses verhinderte Serienfinale.

11x07 – „Rm9sbG93ZXJz“

„Irgendwann will mir mein Kühlschrank kein Bier mehr geben, weil er die Daten vom Scheißhaus hat!“ Dieser Witz von Dieter Nuhr wird für Mulder und Scully in einer brillanten Episode aus diesem Frühjahr zur verstörenden Realität. Dabei kommt die Folge für lange Zeit fast komplett ohne Dialoge aus. Unsere Agenten bewegen sich als stumme Zeugen in einer vernetzten Welt, in der ein Restaurant automatisch essen serviert und Scully ohne Fahrer nach Hause befördert wird. Eine Welt, die offenbar ein gewisses Kundenverhalten nicht toleriert. So entwickelt sich die Heimfahrt für unsere Agentin bereits zu einem unkontrollierbaren Höllenritt.

Während ihr Partner von einer Killerdrohne verfolgt wird, kämpft Scully wenig später als Gefangene in ihrem eigenen Smarthome ums Überleben – und gegen ihren kleinen, natürlich ebenfalls bestens vernetzten, Roboter-Staubsauger. In bester „Akte X“-Tradition nutzt die Episode der beiden Autorinnen Shannon Hamblin und Kristen Cloke (Ex-„Space 2063“-Darstellerin und Ehefrau von Glen Morgan) Dinge, die bereits unseren Alltag bestimmen, und treibt sie mit Thriller-Elementen auf die Spitze. Das Revival hatte zwar noch weitere Highlights zu bieten. Aber alleine für „Rm9sbG93ZXJz“ haben sich die beiden Fortsetzungs-Staffeln der Jahre 2016 und 2018 bereits gelohnt.

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Das Video mit dem Anasazi-Dreiteiler hab ich rauf- und runtergesehen... tolle Folge, an die nichts mehr rankam.


    Und ja, das Ende von Staffel 7 hätte super als Serienende funktioniert. Danach ging's steil bergab. Von den Revivalstaffeln hab ich nur die erste gesehen... für mich war da der Ofen aus.
    • (geb. 1979) am

      Schau ich jetzt boch jede Woche ! Heute Abend auf Pro 7 Maxx wieder
      • (geb. 1988) am

        Zu Beginn hab ich die Mythologie geliebt ... beim heutigen Wiederanschauen erfreue ich mich vor allem auf die "Monster-der-Woche"-Folgen. Vor allem "Home" wird mir immer in Erinnerung bleiben.

        Die Mythologie hat man irgendwann versaut... Staffel 7 war echt ziemlich zäh. Das Finale der siebten Staffel als Serienfinale wäre super gewesen. Und hätten uns auch diese beiden furchtbaren Doggett-Jahre erspart.
        • (geb. 1967) am

          Die X- Akten waren damals IMMER ein Pflicht Termin in der Glotzte!! WAHNSINN; was das schon solange her ist!!
          • (geb. 1967) am

            Gillian Anderson hat ja gesagt, nach der 2.Revival Staffel, solange die alte Crew an Board ist, kehrt sie nicht zurück zu der Serie! Sie würde wieder neue Folgen drehen, wenn wohl "neue" Leute an Board sind. Ich hoffe mal, dass Gillian Anderson irgendwann wieder zurück kommt!
            • (geb. 1966) am

              Ich gehöre definitiv zu den Liebhabern der »Monster-der-Woche« Folgen.

              Dafür habe ich die «Verschwörung-der-alten-Männer« Staffeln beinahe gehasst – reiche Industrielle und Politiker, die die Menschheit unter der Hand an Alien-Invasoren verschachern? Auf die Guilliotine mit ihnen, wie in der französischen Revolution!

              Auch die »Ich bin dein Vater!« und »Wer hat mich geschwängert?« Folgen hatten für mich eher den Charakter einer US Soap-Opera. (Auch wenn ich mit Scully mehr Mitleid als mit Mulder hatte.) Das war auch mehr so Kram für Frauen.

              Mein Fazit: Gerne gesehen, aber es gab für mich auch viel Ramsch in der Serie. In der Wiederholung gucke ich nur die Monster-Folgen.
              • (geb. 1979) am

                Welche Folge auch ein Favorit von mir ist, ist 7.12. In der Folge wird die Realityshow "Cops" parodiert, in denen eine Nachbarschaft von Figuren aus irgendwelchen Horrormärchen terrorisiert wird. Die Folge wurde auch dementsprechend mit einer normalen Kamera aufgenommen, damit es denselben Flair hat, wie Realityshows

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