„Akte X“: 30 Jahre in zehn Folgen

Am 10. September 1993 ermittelten Mulder und Scully zum allerersten Mal

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 10.09.2023, 11:10 Uhr (erstmals veröffentlicht am 09.09.2018)

Ein eingespieltes Team: Mulder und Scully in der dritten Staffel

3x20 – José Chung’s „From Outer Space“ („Andere Wahrheiten“)

Wie inhaltlich dehnbar die „X-Akten“ eigentlich sind, stellte ab dem Ende der zweiten Staffel Darin Morgan unter Beweis. Der Autor schuf eine Handvoll satirischer Episoden, die allesamt zu den besten der Serie gehören. Das Highlight unter den Highlights ist wohl diese Alien-Farce aus Staffel drei, in welcher der Bestseller-Autor José Chung (Charles Nelson Reilly) seinen Fan Dana Scully zu Recherchezwecken über einen ihrer Fälle ausfragt. Entsprechend ensetzt ist sie hinterher, als sie seine Schlussfolgerungen als Buch in den Händen hält.

Neben irrwitzigen, aus verschiedenen Blickwinkeln erzählten Verschwörungs-Momenten hat diese Folge auch einen Gastauftritt des langjährigen „Jeopardy“-Moderators Alex Trebek als Man in Black zu bieten sowie eine eindeutig zweideutig Szene, in der Mulder oben ohne im Bett liegt und das Anschauen eines Bigfoot-Videos extrem zu genießen scheint.

4x02 – „Home“ („Blutschande“)

Nach ihrem kurzlebigen Weltraumdrama „Space 2063“ kehrten die für die Auftaktstaffeln von „Akte X“ prägenden Autoren Glen Morgan und James Wong zu „Akte X“ zurück und gaben den Zensoren von FOX gleich so einiges zu tun. „Home“ wurde am 11. Oktober 1996 von dem US-Network ausgestrahlt – und danach nie wieder. Die grausame Satire auf Kleinstadt-Werte und traditionelles Familienleben enthält einige der verstörendsten Sequenzen der gesamten Serie. Dies beginnt bereits mit dem schockierenden Teaser, in dem der langjährige „X-Files“ Regisseur Kim Manners in brillanten Bildern und mit voller Wucht in eine stürmische Nacht der deformierten Familie Peacock eintaucht. Zugleich gelingt der Folge eine geniale Gratwanderung zwischen Horror, schwarzem Humor und wunderbaren Charakter-Momenten zwischen Mulder und Scully.

„Home“ ist ein Fernseh-Klassiker der 1990er Jahre und wirkt heutzutage wie ein Relikt aus einer Zeit, in der US-Networks durchaus noch für gewagte Experimente zu haben waren. Auf ProSieben wurde die Folge im Übrigen erst ab 22:00 Uhr gezeigt – stark gekürzt und zu einem Zeitpunkt, als ein Großteil der vierten Staffel bereits über den Sender gegangen war.

4x13 – „Never Again“ („Mutterkorn“)

Scully hat keinen eigenen Schreibtisch. Was allerdings nur ein Symptom dafür ist, dass sich ihr Partner kaum um ihre Bedürfnisse als Kollegin zu kümmern scheint. So verdrückt er sich auf Urlaub in die Elvis-Pilgerstätte Graceland, während Scully in Philadelphia alleine weiter ermitteln darf. Dabei trifft sie auf den von seiner Scheidung gezeichneten, aber überaus charismatischen Ed Jerse (Rodney Rowland). Noch ahnt Dana nicht, dass ihre neue Bekanntschaft bereits eine eifersüchtige Andere hat, ob er will oder nicht. Seine Tätowierung spricht zu ihm – mit der Originalstimme von Jodie Foster.

„Never Again“ stellt einen überaus erotischen und von Regisseur Rob Bowman in betörenden Farben gefilmten Alleingang von Agent Scully dar. Das brillante Drehbuch, erneut aus der Feder von Glen Morgan und James Wong, bringt bislang ungeahnte Facetten unserer Lieblings-Skeptikerin an den Tag, die Gillian Anderson sichtlich zu genießen scheint.

5x12 – „Bad Blood“ („Böses Blut“)

Aussage steht gegen Aussage in dieser Comedy-Farce des späteren „Breaking Bad“-Schöpfers Vince Gilligan. Mulder hat einen Holzpflock in die Brust eines Vampirs gerammt, der dummerweise aber nur ein junger Mann mit Plastik-Fangzähnen war. Vor der anschließenden Befragung durch Direktor Skinner (Mitch Pileggi) wollen Mulder und Scully ihre Erinnerungen an die Ereignisse vom Vortag vergleichen – das reinste Fiasko.

Laut Scully hat sie die ganze Arbeit praktisch alleine gemacht, sich stundenlang durch Autopsien gekämpft und konnte Mulder nie von einer auch nur halbwegs rationalen Idee überzeugen. Laut Mulder war Scully nie am Fall, sondern nur am örtlichen Sheriff (Luke Wilson) interessiert und ist ein generell mit voller Wucht auf ihn einhämmernder Spielverderber. Die Wahrheit ist in diesem Fall nicht dort draußen, sondern irgendwo dazwischen. Entsprechend viel Spaß macht es, die Gegenpole von Mulder und Scully bis ins Extreme ausgereizt zu sehen.

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