The Playboy Club – Review

NBC setzt auf Mafia Crime und Puschel-Tänze – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 24.09.2011, 08:48 Uhr

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So freundlich und harmonisch geht es im Hasenbau von Hugh Hefner selten zu
„Ich baute einen Ort auf, an dem alles perfekt war. Alles konnte Jedermann passieren – oder jedem Häschen“. Hugh Hefners Sprechertext zu Beginn und Ende des Piloten ist zwar ein netter Touch, aber „The Playboy Club“ entzaubert diesen Anflug von vereinfachender Nostalgie praktisch selbst. Schließlich konnte eben nicht jeder in den Club, nur reiche Mitglieder mit Schlüssel. Und die Bunnies waren die einzigen Frauen, die damals genau das sein konnten, was sie wollten? Warum genau diese Ladies mit Puschelschwänzchen weniger unter ihren männlichen Kunden und Chefs litten als die Sekretärinnen bei Sterling Cooper, bleibt im Piloten schleierhaft. Klar, sie sind besser gelaunt und pendeln zwischen hervorragend ausgeleuchtetem Club und der luxuriösen Playboy-Villa. Über wirkliche Kontrolle, die sich nicht auf das Ausspielen sexueller Reize beschränkt, verfügt aber hier wohl nur Bunny-Mutter Carol-Lynne.

Maureen muss zum Rapport bei der Chefin
Ihre Darstellerin Laura Benanti ist dann auch mit meilenweitem Abstand das Beste an der ersten „Playboy Club“-Episode. Man wünscht sich praktisch sofort, dass die Serie mehr auf sie zugeschnitten wäre als auf Ex-Mafioso Nick Dalton, den Eddie Cibrian („Third Watch“) bislang nicht einmal ansatzweise über eine Don Draper-Imitation hinausretten kann. Benanti dominiert dagegen mit müheloser und dennoch bissiger Eleganz jede Szene, in der sie zu sehen ist und hat mit Carol-Lynne vielleicht eine der interessantesten Figuren der neuen Season geschaffen. Hätte sie dies nur in einer Serie mit größeren Überlebenschancen tun können.

Amber Heards („All The Boys Love Mandy Lane“) neues Häschen Maureen erscheint dagegen geradezu skandalös langweilig. Gutes Mädchen vom Land bringt in der großen Stadt aus Versehen jemanden um – ein passenderes Opfer hätte man der natürlich anwesenden Chicago-Mafia kaum vor die Flinte stellen können. Nennenswerte Chemie zwischen ihr und Eddie Cibrian lässt sich ebenfalls nicht feststellen, so dass man Nick und Maureen nicht einmal als Traumpaar anfeuern kann. Selbst Nebenfiguren wie der in nur wenigen Szenen auftauchende Barmann Max (Wes Ramsey) oder Brenda (Naturi Naughton), die das erste schwarze Bunny auf einem Playboy-Cover werden will, sind da sehr viel interessanter. Genau wie das lesbische Bunny Alice (Leah Renee Cudmore), das eine Scheinehe mit dem schwulen Sean (Sean Maher) führt. Gemeinsam gehören sie heimlich der Mattachine Society an, einer Organisation, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Doch dies sind nur kleine Facetten des Piloten, aus denen man viel mehr hätte machen können – hoffentlich noch machen wird?

The Playboy Club
Stattdessen bietet „The Playboy Club“ bislang vor allem Mafia-Geschichten, Musiknummern, und das Potential zu Catfights zwischen der guten Blonden und der bösen Dunkelhaarigen – „Boardwalk Empire“ trifft „Chicago“ beim „Denver-Clan“? Sexuelle und intellektuelle Provokation sieht anders aus. Die in dieser ersten Folge recht unzufriedenstellend imitierte Tina Turner brachte es in einem ihrer ersten Hits auf den Punkt: „Beug dich nach vorne und lass mich sehen, wie du mit dem Schwänzchen wackelst“. Mehr ist bislang nicht drin. Dass die einzigen sexuellen Aktivitäten im vermeintlichen Wunderland der Lust zudem aus einer versuchten Vergewaltigung und einer doch recht lustlosen, schnellen Nummer in einem Abstellraum bestehen, trägt zur unfreiwilligen Ironie des Ganzen bei. Bleibt zu hoffen, dass der Jungfernflug von „Pan Am“ sich für die Passagiere am Sonntagabend auf ABC angenehmer gestaltet.

Meine Wertung: 2,5/​5

Ralf Döbele
© Alle Bilder: NBC

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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