The Playboy Club – Review

NBC setzt auf Mafia Crime und Puschel-Tänze – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 24.09.2011, 08:48 Uhr

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The Playboy Club
Vier Jahre nach dem Start von „Mad Men“ beim Pay-TV-Sender AMC hat sich auch bei den US-Networks herumgesprochen, dass ein Ausflug in die 60er Jahre durchaus Spaß machen kann. So ist es zum Start der neuen Season praktisch unmöglich „The Playboy Club“ (NBC) und „Pan Am“ (ABC) nicht mit dem gerade zum vierten Mal mit einem Emmy ausgezeichnet Drama zu vergleichen. ABC gab immerhin von Anfang an zu, dass es sich bei seiner neuen Airline-Serie um eine vergnügliche Prime-Time-Soap handeln soll, dadurch alleine will man allzu strengen Vergleichen vorbeugen. Dem „Playboy Club“ gingen dagegen Skandale voraus, die es so auch wirklich nur in den USA geben kann: Eine NBC-Sendeanstalt in der religiösen Mormonen-Hochburg Utah wollte die ach so sündigen Abenteuer der Bunnies gar nicht erst ausstrahlen. Dabei sind Sexszenen bei einer Network-Ausstrahlung ohnehin enge Grenzen gesetzt.

Anwalt Nick Dalton gefällt, was er sieht
Ganz abgesehen von vermeintlicher Offenherzigkeit in der Darstellung hatte das Projekt aber ganz anderes Potential. Schließlich stand in den 50er und 60er Jahren vielleicht nichts so für die sich wandelnde Sexualmoral in der amerikanischen Gesellschaft wie das von Hugh Hefner gegründete Magazin. In das Spannungsfeld zwischen dem Lusttempel Playboy Club und den anderweitig noch zugeknüpften gesellschaftlichen Alltag von damals einzutauchen könnte spannend werden. Leider gibt sich NBC für den Piloten thematisch mit sehr viel weniger zufrieden und setzt auf eine recht seltsame Mischung aus Mafia Crime und Puschel-Tänzen.

Chicago, 1963. Wer sich den saftigen Monatsbeitrag von 25 Dollars leisten kann, erhält den Schlüssel zum Wunderland Hugh Hefners, den legendären Playboy Club, wo die scheinbar zementierten Regeln der 50er Jahre jeden Abend genüsslich gebrochen werden. Maureen (Amber Heard) ist das neue Häschen in der Kellnerinnen-Truppe und bewundert, welch gute Figur ihre ältere Kollegin Carol-Lynne (Laura Benanti) auf der kleinen Bühne des Clubs als Sängerin macht. Bei Carol-Lynne selbst macht sich dagegen sofort Misstrauen gegen die Neue breit, vor allem da sich ihr Lieblings-Playboy und Freund, der Anwalt Nick Dalton (Eddie Cibrian) doch recht interessiert an Maureen zeigt. Damit nicht genug, Dalton rettet sie vor dem Vergewaltigungsversuch eines aufdringlichen Kunden, dem Mafia-Boss Bruno Bianchi. Na ja, eigentlich rettet Maureen sich selbst, tritt mit ihren hellblauen High Heels kräftig zu – und trifft prompt Bianchis Halsschlagader, der kurz danach verblutet.

Die neue Konkurrenz behägt dem Ober-Häschen Carol-Lynne gar nicht
Sofort springt der Krisenbewältigungsinstinkt in Nick an, ein so schönes Häschen kann man doch nicht im Stich lassen! Also wird die Leiche im Fluss versenkt und sogar die Dusche danach gibt es für Maureen in Nicks Wohnung noch gratis dazu. Davon wiederum zeigt sich Carol-Lynne überhaupt nicht begeistert, als sie später in seiner Wohnung auftaucht. Sie weiß: „Man kann nicht ewig ein Bunny sein“. Hatte sie vielleicht insgeheim darauf gehofft, in dem gutaussehenden Staatsanwalt Sicherheit für die Zukunft gefunden zu haben, ein Leben nach dem Playboy Club? Eigentlich will dessen Generalmanager Billy Rosen (David Krumholtz) Carol-Lynne sowieso los werden, doch die hat einen äußerst guten Draht zu Hugh Hefner persönlich. Der macht sie zur Bunny-Mutter des Ladens, die Chefin der jungen Mädels, die sie gleich wie bei der Armee inspiziert und in modernere Puschel-Outfits steckt.

Gleichzeitig beschwichtigt sie Maureen, dass sie keinerlei Feindschaft für sie empfindet. Oder will sie einfach nur ihre Feindin näher an sich binden? Fest steht, Maureen hat sich mit ihrer Tat Feinde gemacht, deren Stärke sie noch nicht einmal ahnen kann. Nick Dalton weiß es besser, hat er einst doch bei der Bianchi-Familie als Helfershelfer begonnen. Noch immer laufen bei der Mafia-Familie in Chicago viele Fäden der Macht zusammen.

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