US-Serienpreview: „Flashpoint“ – Review

Ein bemerkenswertes Action-Drama, bald auf RTL II

Rezension von Michael Brandes – 12.07.2009

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Jessica Steen CBS Broadcasting, Inc.

Die Arbeit der Polizisten wird nicht glorifiziert. Wenn es Helden sind, dann sehr stille Helden. Das muss auch ein etwas überambitionierter junger Kollege erfahren, der neu ins Team kommt und in seinem Eifer immer wieder von den anderen gebremst wird. Es gehe nicht darum gut zu schießen, sondern Leben zu retten, bekommt er zu hören, und die potentiellen Täter „sind nicht unsere Feinde“. Jene erhalten in „Flashpoint“ einen großen Spielraum. Das ultimative Böse ist hier nicht existent, in jedem Täter steckt auch ein Opfer. Meist handelt es sich um Menschen, die aus tiefer Verzweiflung außer Kontrolle geraten. Zum Beispiel ein Vater, der im Krankenhaus für seine im Sterben liegende kleine Tochter, die jahrelang vergeblich auf ein Spenderherz gewartet hat, mit Waffengewalt eine Operation erzwingen will. Der Zuschauer empfindet oftmals Empathie für jene Protagonisten und gerät selbst zwischen die Stühle.

Die präzise Struktur des Pilotfilms bewährt sich auch in den nachfolgenden Episoden, in denen statt Ed auch andere Teammitglieder in den Vordergrund rücken, bestens: Ein kurzer Teaser zeigt einen dramatischen Schlüsselmoment des neuen Einsatzes. Anschließend wird die Zeit um einige Stunden zurück gesetzt, die Vorgeschichte wird erzählt, bis nach neun Minuten der Vorspann beginnt. Danach erledigt das Team den neuen Job mehr oder weniger erfolgreich. Die Episode endet mit einem sanften Popsong in Form einer leisen Nachbetrachtung. Dieses Konzept wird nicht sklavisch, aber doch einigermaßen streng beibehalten. Die Bilder sind kinotauglich, hervorragend geschnitten und exzellent fotografiert – mit großer Vorliebe für Kamerafahrten und den Einsatz von Farbfiltern.

Michael Cram CBS Broadcasting, Inc.

Ungewöhnlich ist die Entstehungsgeschichte, denn „Flashpoint“ stammt aus der Feder eines Schauspieler-Ehepaares. Mark Ellis und Stephanie Morgenstern hatten sich für ein Projekt des kanadischen Senders CTV beworben: Schauspieler sollten sich selbst als Autoren betätigen und ein Drehbuch für einen zweistündige Fernsehfilm schreiben. Das Paar entwickelte gemeinschaftlich das Script zu „Flashpoint“ und reichte es ein. CTV war begeistert und gab gleich eine ganze Serie in Auftrag. Der Pilot beruht dabei auf dem authentischen Fall einer Geiselnahme, die sich 2004 in Toronto abgespielt hat (die Serie selbst wird in Toronto gedreht, spielt aber in einer fiktiven kanadischen Großstadt). Ellis und Morgenstern hatten sich mit den Mitgliedern der damals eingesetzten „Emergency Task Force“ der Toronto Police über den Fall unterhalten und in ihren Interviews intime Einblicke in den Arbeitsalltag der Profis bekommen. Aus der Task Force wurde somit jene „Strategic Response Unit“ der Serie. Das US-Network CBS fand schon im Vorfeld Gefallen am Projekt und stieg mit ein. Gedreht wurde ab April 2008, die ersten 22 Episoden wurden in zwei Staffeln unterteilt, die zeitgleich in Kanada und in den USA ab Juli 2008 und ab Januar 2009 über die Sender gingen. Eine dritte Staffel mit 18 weiteren Episoden wird in den USA schon ab Juli 2009, in Kanada im Herbst ausgestrahlt.

Auch beim Publikum lief es von Anfang an gut für „Flashpoint“: In Kanada sahen die Pilotfolge hervorragende 1,11 Millionen Zuschauer, der Staffel-Durchschnitt lag sogar bei 1,2 Millionen. In den USA schalteten während der 1. Staffel durchschnittlich 7,61 Millionen Zuschauer CBS ein. Dort läuft „Flashpoint“ freitags zur Primetime zwischen „Ghost Whisperer“ und „Numb3rs“. In beiden Staaten konnte die 2. Staffel noch Fans hinzugewinnen. Der Durchschnitt lag bei 1,35 Millionen Zuschauern in Kanada und 9,11 Millionen in den USA.

Hugh Dillon CBS Broadcasting, Inc.

Für die Serienschöpfer Mark Ellis und Stephanie Morgenstern ist „Flashpoint“ der große Durchbruch, der ihnen als Schauspieler bisher nicht ganz vergönnt war. Ellis spielte in einigen Filmen und Serien vor allem Gastrollen, während Morgenstern immerhin zum Ensemble von Atom Egoyans preisgekröntem Arthouse-Kinohit „Das süße Jenseits“ (1997) gezählt hat. Sie hatte viele kleinere Jobs in Filmen und Serien und ist regelmäßig als Synchronsprecherin bei Kinder-Zeichentrickserien im Einsatz. Bei den „Flashpoint“-Darstellern sieht es etwas anders aus: Hugh Dillon ist in Kanada ein TV-Star und auch hierzulande nicht unbekannt. Cineasten kennen ihn etwa aus Bruce McDonalds Roadmovie „Hard Core Logo“. Zuletzt spielte er eine Hauptrolle in der Thriller-Serie „Durham County“. Enrico Colantoni war in wiederkehrenden Rollen in der Comedy-Serie „Just Shoot Me!“ und in „Veronica Mars“ zu sehen. Auch Amy Jo Johnson ist serienerprobt, dank größerer Rollen in „Wildfire“, „Lady Cops“, „Felicity“ und – in jungen Jahren – als „Pink Ranger“ Kimberly bei den „Power Rangers“. Dass hier Schauspieler für Schauspieler schreiben, trägt viel zur familiären Atmosphäre der Serie bei, die immer wieder mal durchschimmert. Zum Beispiel, wenn mit Amy Jo Johnson und Hugh Dillon zwei der Hauptdarsteller auch als Songwriter im Einsatz sind: Sie singen jeweils einen der Songs am Ende der Episoden. Eine der kleinen Besonderheiten an „Flashpoint“.

Meine Wertung: 4,5/​5

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