TV-Kritik: „Eine Liga für sich – Buschis Sechserkette“

von Glenn Riedmeier

Glenn Riedmeier
Rezension von Glenn Riedmeier – 13.03.2017, 13:37 Uhr

Frank „Buschi“ Buschmann – Bild: Sky Deutschland/Willi Weber
Frank „Buschi“ Buschmann

Frank Buschmann ist in den vergangenen Jahren zum wohl gefragtesten Fernseh-Kommentator geworden. Diese Aufgabe übernahm er nicht nur bei Sportveranstaltungen, sondern auch bei Shows wie „Schlag den Raab“ und im vergangenen Sommer bei „Ninja Warrior Germany“. 2017 wechselte Buschmann von ProSieben zu RTL, wo er künftig noch öfter in Unterhaltungsshows im Einsatz sein wird. Darüber hinaus wird er ab der Saison 2017/​2018 exklusiv für Sky die Spiele der Fußball-Bundesliga kommentieren und hat noch dazu eine eigene Sport-Comedyshow erhalten: „Eine Liga für sich – Buschis Sechserkette“ ist ab dem heutigen 13. März immer montags um 20:15 Uhr auf dem neuen Unterhaltungskanal Sky 1 zu sehen.

Frank Buschmann begrüßt die Zuschauer zur „ersten Sport-Comedy im deutschen Fernsehen“. Was nicht ganz richtig ist, schließlich gab es etwa zwischen 2004 und 2008 als Absacker nach der Fußball-EM/​-WM die leidlich lustige Show „Nachgetreten!“ im ZDF. Der NDR und Micky Beisenherz versuchten sich vor drei Jahren an „Wumms! Die Sportshow“, doch über drei Folgen kam das Format nicht hinaus. Grund genug für Sky also, es besser zu machen.

„Eine Liga für sich“ basiert auf dem britischen Original „A League of Their Own“, das beim dortigen Sky 1 schon seit 2010 erfolgreich in bisher elf Staffeln gelaufen ist. Moderiert wird es dort von keinem Geringeren als James Corden, der parallel 2015 mit seiner „Late Late Show“ in den USA zum neuen Shootingstar im Late-Night-Geschäft aufgestiegen ist. Für die deutsche Adaption wurde der grundlegende Aufbau übernommen: Zwei Teams, bestehend aus je drei Sportlern, Comedians und Prominenten, treten in diversen Spielrunden gegeneinander an. In der ersten Folge bilden Komiker Matze Knop, Handballtrainer Stefan Kretzschmar, Sky-Sportmoderatorin Jessica Kastrop das „Team Kretzschmar“, während VOX-Moderatorin Panagiota Petridou („Biete Rostlaube, suche Traumauto“), Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg und Fußballtrainer Peter Neururer zum „Team Effenberg“ gehören. Buschmann sitzt als Moderator in der Mitte des Studios zwischen den beiden Dreier-Teams an ihren jeweiligen Pulten. Der Titelsong und das Studiodesign in blau-roten Tönen gleicht ebenfalls der britischen Variante.

Matze Knop, Frank Buschmann und Panagiota Petridou bilden die Stammbesetzung
Deutlicher Unterschied: In der deutschen Version liegt der Fokus auf Quizrunden, während auf aufwendige Aktionsspiele wie in Großbritannien verzichtet wird. Es gilt, skurrile Schätzfragen richtig zu beantworten, die im Entferntesten mit Sport zu tun haben. Gespielt werden drei Runden, in denen jeweils drei Punkte erzielt werden können. In der ersten Runde soll Team Kretzschmar den Wert von Sportler-Autogrammkarten bei ebay richtig einschätzen. In diesem Zusammenhang werden alte Autogrammkarten der Mitspieler gezeigt, was für den einen oder anderen amüsanten Moment sorgt. Team Effenberg soll danach anhand von eingespielten Clips die Länge von Torjubelszenen schätzen. Runde 2 lautet „Zuordnen“: Es gilt, Hunde ihren prominenten sportlichen Besitzern richtig zuzuordnen bzw. Tätowierungen ihren prominenten Trägern zuzuweisen. In der dritten Runde sollen die Teams schließlich schätzen, mit welchen Fußballspielern sich die meisten deutschen Männer am liebsten ein Zimmer teilen würden.

Frank Buschmann macht seine Sache in seiner ersten Unterhaltungsshow als alleiniger Moderator sehr ordentlich und fungiert für die Panelmitglieder stets als Stichwortgeber. Insgesamt handelt es sich jedoch um eher unspektakuläre Spielrunden, in denen nicht so richtig Stimmung aufkommen will. Was schade ist, da die Gäste durchaus Potenzial besitzen. Am besten ist die Show, die irgendwo zwischen „Genial daneben“, „Doppelpass“ und „Wer weiß denn sowas?“ anzusiedeln ist, wenn sie Raum für Spontaneität lässt. Etwa wenn Panagiota Petridou amüsante Anekdoten von der Einstellung ihrer Mutter zu Tattoos und Hunden erzählt. Unvermeidlich sind hingegen wohl Matze Knops Standardparodien von Oliver Kahn und Jogi Löw.

Noch einmal zum Vergleich das britische Vorbild mit James Corden: Dort bilden Quizfragen eher das Grundgerüst für zahlreiche Aktionsspiele und körperliche Herausforderungen für die Mitspieler. So gilt es beispielsweise, einen aufwendigen Parcours oder eine Kletterwand in der Luft zu bewältigen. Der Show gelingt in Großbritannien der schwierige Spagat zwischen Sport und Comedy, so dass sie dank der abwechslungsreichen Aktionen und Wettbewerbe auch für weniger sportinteressierte Zuschauer sehr unterhaltsam ist. Weshalb diese zentralen Kernelemente in der deutschen Adaption von RedSeven Entertainment nur äußerst spärlich umgesetzt werden, erscheint fraglich. Das Studio ist sehr weiträumig, aber der Platz wird leider nicht genutzt. Die Kandidaten bleiben die meiste Zeit über auf ihren Plätzen sitzen.



Zumindest im Finale nimmt die Show endlich Fahrt auf: Aufgebaut ist eine Bullriding-Anlage, in deren Mitte sich allerdings ein Surfbrett befindet. Nacheinander treten die beiden Teams an. Ein Spieler muss sich so lange wie möglich auf dem Brett halten – währenddessen müssen die anderen beiden Teammitglieder so viele Fragen wie möglich richtig beantworten. Dieses Prinzip der menschlichen Uhr kennen Spielshow-Fans bereits aus „Dalli Dalli“. In jeder Folge besteht das Finale aus einer anderen körperlichen Herausforderung.

Insgesamt bleibt also zu sagen, dass die 50-minütige Show eine nette Ergänzung im Angebot von Sky 1 ist. Nach „MasterChef“, „Mitfahr-Randale“ und „Xaviers Wunschkonzert Live“ handelt es sich bereits um die vierte Eigenproduktion des Senders, der erst im November 2016 an den Start gegangen ist. Ob die Sendung in ihrer jetzigen Form allzu viele Menschen dazu bewegen wird, ein Abo abzuschließen, erscheint fraglich. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Macher künftig in puncto Aufwand und Aktionsspiele mehr am britischen Vorbild orientieren würden. Dann könnte sich das Format zu einem ähnlichen Dauerbrenner entwickeln wie auf der Insel.

Das Studio von „Eine Liga für sich“

Glenn Riedmeier
© Alle Bilder: Sky Deutschland/​Willi Weber

Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Und wieder mal n abgekupfertes Format...Gääähn!

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