Suburgatory – Review

ABC-Comedy schickt Jeremy Sisto und Tochter in den schrillen Vorort – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 04.10.2011, 14:00 Uhr

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Suburgatory
Nicht erst seitdem „Modern Family“ zum zweiten Mal in Folge als Beste Comedyserie mit dem Emmy ausgezeichnet wurde, feiert ABC mit seinen halbstündigen Serien am heiß umkämpften Mittwochabend große Erfolge. Der jüngste Neuzugang des Aufgebots, zu dem auch „Happy Endings“, „The Middle“ und das momentan pausierende „Cougar Town“ gehören, ist „Suburgatory“ mit Jeremy Sisto. Der ist Serienfans nicht nur als Brendas verstörter Bruder aus „Six Feet Under“ bestens bekannt, sondern sorgte auch drei Jahre lang in „Law & Order“ als Detective Cyrus Lupo auf den Straßen New Yorks für – was sonst? – Ordnung.


George (Jeremy Sisto) und Tochter Tessa (Jane Lyne) müssen sich an das Leben im Vorort erst noch gewöhnen
Das „Vorortfegefeuer“ in den Mittelpunkt einer neuen Comedyserie zu stellen ist sicher nicht besonders originell. Sieben Jahre nach dem Start von „Desperate Housewives“ und „Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn“ stellt sich durchaus die Frage, ob das Satire-Potential auf diesem Gebiet nicht ein wenig erschöpft ist – zumindest bis jemand eine völlig neue Herangehensweise an die Thematik findet. „Suborgatory“ kann damit zwar nicht aufwarten, versucht aber dennoch durch bissiges Überzeichnen zu punkten. Dieser Versuch ist dann aber trotz hervorragender Darsteller einen gehörigen Tick zu grell geraten, um ihn ohne Sonnenbrille ertragen zu können.

Jeden Vater sollte es doch mit großem Stolz erfüllen, wenn er weiß, dass seine 16-jährige Tochter vorbeugt und Sex nur mit Gummi hat. Leider endet die Verarbeitung dieser Realität meist beim Wort „Sex“, das sämtliche Alarmglocken klingeln lässt. So auch bei Tessa Altman (Jane Levy) und ihrem, unter normalen Umständen eigentlich ganz coolen Dad George (Jeremy Sisto). Nach einer Zimmerdurchsuchung im Apartment in Manhattan, das der alleinerziehende Vater mit seinem Sprössling teilt, wird die Wohnung bald darauf Hals über Kopf verlassen. George zieht mit Tessa in einen Vorort voller Häuser in seltsam brech-ähnlichen Farben und perfekt manikürter (und künstlich vergrößerter) Mütter. Oder um es mit Tessa zu sagen: „ … dass mich ausgerechnet Gummis in eine Welt voller Plastik befördert haben …“

Dallas (Cheryl Hines) weiß, was jungen Mädels steht
Tatsächlich verfügen die meisten aufgemöbelten Mütter über so viel Plastik, dass sie selbst noch an der Oberfläche schwimmen, wenn sie vor lauter SMS-Konzentration aus Versehen in den Pool des Country Clubs gefallen sind. Dort trifft George seinen alten Schulkameraden Noah (Alan Tudyk) wieder, der sich mit sonnengebräuntem Körper und jeder Menge Peroxyd auf dem Kopf wunderbar in die grelle Wellness-Welt des Vororts einfügt. Währenddessen muss Tessa erkennen, dass sie bereits durch die Tatsache, dass sie in ihren schwarzen Stiefeln zu ihrer neuen High School laufen muss, als aussätzige Lesbe gilt. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, als ihr die Zicke Dalia (Carly Chaikin) als Einführungs-Buddy zur Seite gestellt wird. Dass die Stöckelschuh-Tussi in pink mit dem sarkastischen Manhattan-Girl in schwarz nur recht wenig gemeinsam hat, ergibt sich von selbst.

So kann es Tessa nicht fassen, dass sich George nach seinem ersten Auftrag als Vorort-Architekt ausgerechnet mit Dalias Mutter Dallas (Cheryl Hines) anfreundet. Es kann doch nur eine gute Idee sein, die drei Mädels gemeinsam auf Shopping-Tour in das steril geklonte Einkaufszentrum zu schicken. Das daraus resultierende Outfit für Tessa lässt George dann aber fast so panisch reagieren wie bei der Entdeckung der Kondome, für die Dallas als Mutter durchaus mehr Verständnis aufgebracht hätte.

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