Noah (Alan Tudyk) ist von sich und vom Vorortleben überzeugtShowrunnerin Emily Kapnek („Hung – Um Längen besser“) hat in ihrer Vorstadthölle ein wirklich bemerkenswertes Ensemble versammelt. Jeremy Sisto und Jane Levy harmonieren hervorragend als Vater/Tochter-Gespann und bilden dann auch den Ankerpunkt für die Zuschauer. Einen anderen gibt es allerdings kaum. Die Welt von „Suburgatory“ ist so künstlich grell, geliftet und aufgespritzt, dass sie letztendlich jeder Glaubwürdigkeit entbehrt. So bleibt es erschreckend einfach, die Bewohner des neuen Heimes von George und Tessa einfach in die oberflächliche Ecke zu stellen und sie dort vergammeln zu lassen. Klar, wir alle kennen Nachbarn, mit denen wir nichts zu tun haben wollen und wer schon einmal Zeit in einem amerikanischen Vorort verbracht hat, weiß, dass in den hier herangezogenen Klischeebildern mehr als nur ein Körnchen Wahrheit steckt.
Ein Shopping-Ausflug mit FolgenDieses Körnchen nur halb so bizarr aufzublähen, hätte allerdings auch gereicht und würde aus „Suburgatory“ letztendlich eine bessere Serie machen. So bleibt es nicht im Geringsten nachvollziehbar, warum sich George ausgerechnet mit Dallas, dem reinsten Zerrbild einer „Real Housewife“ anfreunden will – und das auch noch zu Gunsten seiner Tochter. Zum Ende des Piloten ist die Gegenwart der überschrillen und biestigen Vorstadtbewohnerinnen kaum noch zu ertragen. Das geht soweit, dass irgendwann sogar der gesunde Menschenverstand von George und Tessa irgendwie deplaziert wirkt.
„Suburgatory“ muss schleunigst an der glitschigen Oberfläche seiner Nebenfiguren kratzen und zeigen, dass mehr an ihnen dran ist als SMS-Wahn, eingeschränktes, verbales Ausdrucksvermögen und Pink als Lebensmotto. Dass Dallas der nur schwer zu beeindruckenden Tessa am Ende des Piloten einen Spitzen-BH schenkt, kann nicht als Beweis dafür ausreichen, dass unter der Oberfläche tatsächlich das Herz einer liebevollen Mutter schlägt. Das Gespräch mit George über die Kondom-Situation ist da schon eher bemerkenswert. Die eigentlich sympathische Cheryl Hines hat hier definitiv eine bessere Vorlage verdient, um ihre Figur aus dieser wenig beneidenswerten Position zu retten.
Dalia und Tessa verbindet fast gar nichtsSo gut Jane Lyne in dem Piloten als Tessa auch ist, letztendlich kann sie den anderen neuen und sarkastischen Emo-Girls dieses Herbstes nicht das Wasser reichen. Zooey Deschanel als „New Girl“ (FOX) und Kat Dennings als eines der „2 Broke Girls“ (CBS) sind ihr bei Weitem überlegen, vielleicht auch einfach nur, weil ihre Serien um Einiges besser geschrieben sind – und vor allem mit einem aufwarten: Beobachtungsgabe. Die Konflikte und Charakterportraits in den anderen Serien sind viel stärker aus dem Leben gegriffen, transportieren gesellschaftliche Wahrheiten ohne als nerviges Zerrbild zu enden. Hier bleibt dagegen bislang nur eine Erkenntnis: Vororte nerven, die Bewohner sind eh nur Zicken und Arschlöcher. Welch Offenbarung.
„Suburgatory“ hat großes Potential, könnte mit seinen Darstellern wirklich gut sein. Dafür müssen Autoren und Produzenten aber den Overkill an nervigem Schlampen-Getue der Damen schleunigst eingrenzen – oder einfach nur erträglicher und witziger gestalten.
Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.