Rosemann: „Sat.1 muss und darf nicht so jung und innovativ wie ProSieben sein“

Sat.1-Senderchef ordnet Programmschema neu

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 15.11.2021, 12:52 Uhr

Daniel Rosemann – Senderchef von ProSieben und Sat.1 – Bild: ProSieben/Martin Saumweber
Daniel Rosemann – Senderchef von ProSieben und Sat.1

Mitte Mai kam es zu einer kleinen Revolution: Zum ersten Mal in der Geschichte der Sendergruppe Seven.One wurde eine einzige Person gleichzeitig zum Chef der beiden großen Sender ProSieben und Sat.1. Daniel Rosemann, der sich seit März 2016 als mutiges und kreatives Gesicht an der Spitze von ProSieben etabliert hat, übernahm auch die Verantwortung für Sat.1. Er folgte auf Kaspar Pflüger, der zuvor fünf Jahre lang die Verantwortung trug – und das Image des Bällchensenders systematisch ramponierte. In einem Interview im konzerneigenen Magazin Topbox sprach Rosemann nun darüber, wie er Sat.1 zu alter Stärke verhelfen möchte.

Mit der Ankündigung, „lauter“ zu werden, gelang es Vorgänger Kaspar Pflüger, den Ruf von Sat.1 vor allem mit dem skandalträchtigen Format „Promis unter Palmen“ ohne Rücksicht auf Image-Verluste an die Wand zu fahren. Während RTL und ProSieben einen klaren Weg hin zu mehr Seriosität und Relevanz verkündet haben, schien Sat.1 in die entgegengesetzte Richtung zu gehen und in Sachen Trash-TV selbst RTL Zwei unterbieten zu wollen. Daniel Rosemann will nun in die entgegengesetzte Richtung steuern.

Mit Blick auf einst erfolgreiche Sat.1-Formate wie „Der Bulle von Tölz“, „Schillerstraße“ oder „Verliebt in Berlin“ sagt Rosemann: Das gute Gefühl, für das diese Programme bei den Zuschauer:innen standen, ist an der einen oder anderen Stelle etwas verloren gegangen. Das möchten mein Team und ich ihnen wieder schenken. Insbesondere müsse man sich klarer vorstellen, für welche Zielgruppe man eigentlich Programm mache. Hier erläutert Rosemann, dass Sendungen wie „The Voice of Germany“ vor allem Frauen gefallen, die den 40. Geburtstag schon gefeiert haben. Daran wolle man sich künftig bei der Programmgestaltung noch mehr orientieren.

Anders gesagt: Sat.1 richtet sich künftig mehr an ein älteres Publikum, das – anders als die jüngeren Zuschauer – dem linearen Fernsehen treuer verbunden ist. Rosemann sagt gar: Bei dem einen oder anderen Programm war die Ausrichtung in diesem Jahr einfach viel zu jugendlich und vermeintlich hip. SAT.1 muss und darf nicht so jung und innovativ wie ProSieben sein. Verlässlichkeit sei deutlich wichtiger, auch was das Programmschema angeht. Die SAT.1-Zuschauer:innen müssen sich darauf verlassen können, dass sie sich wohl fühlen, wenn sie SAT.1 einschalten. Am Beispiel des nach wie vor enorm erfolgreichen „Sat.1-Frühstücksfernsehens“ sagt der Sat.1-Chef, dass man dieses Gefühl den Zuschauern den ganzen Tag über häufiger geben wolle und müsse.

In diesem Zusammenhang wird Rosemann die inhaltliche Ausrichtung der einzelnen Programmtage neu ordnen. Der Montagabend werde sehr herzlich: Da wird geliebt, gedatet, geheiratet, abgenommen. Kurz: Da wird das Leben verbessert. Der Dienstagabend wird hingegen ab 2022 wieder zum US-Serienabend, nachdem der Wechsel der Serien auf den Donnerstag aus Quotensicht eine Fehlentscheidung war. Der Mittwochabend ist für Shows reserviert, während am Donnerstag Factual-Formate zu sehen sein werden, in denen man immer wieder Tipps und Tricks für das eigene Leben bekommen kann.

Der Freitagabend ist weiterhin für Shows reserviert. Unter anderem werden neue Folgen der diesjährigen Neustarts „Paar Wars“ und „99 – Eine:r schlägt sie alle!“ zu sehen sein. Zudem kehrt die Fangenspiel-Show „CATCH!“ mit neuen Folgen zurück, wenn auch ohne aktive Mitwirkung des Showerfinders Luke Mockridge, der sich aus privaten Gründen eine TV-Pause verordnet hat. Moderiert werden die Shows weiterhin von Andrea Kaiser und Simon Pearce. Mit „All Together Now“ hat Sat.1 außerdem eine neue Musikshow in der Entwicklung, die ebenfalls im kommenden Jahr starten wird . Um für mehr Relevanz zu sorgen, sollen in Zukunft in Sat.1 häufiger Verbraucherthemen ihren Platz finden, zudem sollen aktuelle Reportagen kurzfristig Akzente setzen.

Auf die Frage, wie oft Rosemann als Chef zweier Sender in Interessenkonflikte gerate, antwortet er: Nie. Die beiden verstehen sich blind. Diese Konstellation hat den großen Vorteil, dass wir bei jedem spannenden neuen Programm frei von internem Konkurrenzdenken entscheiden können, zu welchem Sender das Programm am besten passt. Dasselbe gilt für Künstler und Moderatoren: Wir können genau schauen, wer welchen Sender am besten verstärkt. Manche Gesichter, wie etwa Matthias Opdenhövel, passen mit unterschiedlichen Einsatzgebieten sowohl zu Sat.1 als auch zu ProSieben.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Was sind Factual-Formate?
    Ich kenne nur den Fensterhersteller aus Österreich.
    • am

      "Factual" ist ein besser klingender Begriff für Dokusoap.
  • am

    Da kann man nur hoffen, dass dienstags auch neue Folgen von Serien gezeigt werden und nicht nur Dauerwiederholungen von Navy CIS und Criminal Minds. Das gleiche bei Filmen es gibt nicht nur Harry Potter Filme, sondern auch andere Filme.
    • (geb. 1979) am

      aber Harry Potter lief doch erst 10 ? mal dieses Jahr.....
  • (geb. 1978) am

    Abgesehen von "Let the music play" - dem etwas lieblosen Remake des alten "Hast Du Töne?" - gibt es derzeit keine SAT1-Eigenproduktion, die mich interessiert. Auch mit seinen US-Einkäufen konnte mich der Bällchen-Sender zuletzt nicht mehr zum Einschalten bewegen. Die gezeigten Spielfilme waren zudem meist nur Wiederholungen, die zuvor schon mehrfach bei Pro7 & Co. zu sehen waren. Inhaltlich gibt es inzwischen kaum noch Unterschiede zu RTL: überall nur noch Trash und Casting-Show-Einerlei.
    • (geb. 1979) am

      SAT.1 zählte früher zu meinen absoluten Favoriten. Ein bunter Mix aus Serien, Talks und hochkarätigen Filmen. Inzwischen kann ich kaum mehr Inhalte finden die mich interessieren. Vom nervig drehenden Senderlogo ganz zu schweigen. Neuer Wind würde dem Sender gut tun
      • (geb. 1990) am

        seitdem er (rosemann) die führung der beiden sender hat geht es nur noch abwärts....der typ (Rosemann) redet schei**e wenn er nur denn mund aufmacht...........
        kein wunder das die beiden  sender immer mehr den bach runter geht...........
        • am

          Und da wundern die sich über sinkende Quoten...

          weitere Meldungen