„Raumpatrouille“-Regisseur Theo Mezger mit 99 Jahren verstorben

Fernsehlegende inszenierte auch „Tatorte“ und „Franz Josef Wanninger“

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 10.07.2023, 13:19 Uhr

Theo Mezger (1923 – 2023) – Bild: YouTube/Zeitzeugen im Film
Theo Mezger (1923 – 2023)

Knapp einen Monat vor seinem 100. Geburtstag ist der legendäre Fernsehregisseur Theo Mezger gestorben. Der Stuttgarter sorgte er nicht nur mit der Science-Fiction-Kultserie „Raumpatrouille“ für Aufsehen. Er inszenierte auch einen legendären SDR–„Tatort“ mit Curd Jürgens und brachte „Die unsterblichen Methoden des Franz Josef Wanninger“ auf die Mattscheibe

Theo Mezger kehrte erst 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heim und sagte später, er sei mit wunder Seele aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt. In Stuttgart wandte er sich dem Staatstheater zu, wo er zunächst als Schauspieler auftrat. Zeitgleich studierte er an der Musikhochschule. 1958 wechselte er dann hinter die Kamera des noch jungen Mediums Fernsehen und sollte es in den nächsten Jahrzehnten mit zahlreichen bekannten und beliebten Produktionen anreichern.

Nach Fernsehfilmen wie „Flug in Gefahr“ oder „Schritte in der Nacht“ inszenierte er auch zwei Episoden der Serie „Schwäbische Geschichten“. 1966 tat Mezger sich mit den Produzenten Hans Gottschalk, Helmut Krapp und Oliver Storz sowie dem Regisseur Michael Braun zusammen und kreierte unter dem Pseudonym W.G. Larsen das, was zu einer der größten Kultserien der deutschen Fernsehgeschichte werden sollte: „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“.

Die Science-Fiction-Serie mit Dietmar Schönherr und Eva Pflug war ein durchschlagender Erfolg, bis zu 56 Prozent Zuschauerbeteiligung gab es für die sieben Episoden – ein echter Straßenfeger. Die Serie bot Mezger auch die Chance, seine negativen Erfahrungen mit Militär-Vorgesetzten zu parodieren. Nicht ohne Grund verhalten sich die Generäle in „Raumpatrouille“ überaus großspurig und irrational.

Neben dem zwölfteiligen Drama „Der Staudamm“ inszenierte Theo Mezger ab 1968 dann auch 18 Folgen des Kultkrimis „Die unsterblichen Methoden des Franz Josef Wanninger“, der in der ARD mit Unterbrechung bis 1982 lief. Weitere Regiearbeiten in den Serien „Lawinenpatrouille“, „Schaukelstuhl“ und „Achtung Zoll!“ folgten in den 1970er Jahren, in denen Mezger dann auch mehrfach am „Tatort“ aktiv war.

Der vielleicht legendärste dieser Krimis ist „Rot – rot – tot“ aus dem Jahr 1978, in dem Schauspiellegende Curd Jürgens einen gutsituierten Versicherungsmathematiker, der zum mehrfachen Frauenmörder wird. Große Bekanntheit erreichte auch „Stuttgarter Blüten“, der im April 1973 ausgestrahlt wurde. In beiden SDR-Fällen ermittelte damals Werner Schumacher als Hauptkommissar Eugen Lutz. Beachtung fand zudem Mezgers Dokudrama „LH 615 – Operation München“, das sich mit der Entführung der Lufthansa-Maschine Kiel im Oktober 1972 durch palästinensische Terroristen auseinandersetzte.

In den Achtzigern und Neunzigern blieb Theo Mezger als Regisseur aktiv und inszenierte Episoden bekannter Kultserien wie „Ein Fall für zwei“ und „Oh Gott, Herr Pfarrer“. Außerdem gingen die meisten Episoden der Zollfahnder-Serie „Schwarz Rot Gold“ auf sein Konto, genau wie das „Detektivbüro Roth“.

Ab Mitte der 1990er Jahre befand sich Theo Mezger dann im Ruhestand. Er lebte in zweiter Ehe in Stuttgart und hinterlässt seine Frau sowie drei Kinder aus erster Ehe. Laut Angaben der Familie ist Mezger friedlich eingeschlafen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Den 100. Geburtstag hätte ich ihm noch gegönnt, aber auch so ein schönes, stattliches Alter. So lange die Gesundheit stimmt.

    Ruhe er in Frieden.
    • (geb. 1953) am

      Einer der ganz großen Regisseure in Deutschland mit einem unwahrscheinlich großen Lebenswerk. Seine Inszenierungen sind legendär, insbesondere natürlich die "Raumpatrouille" und seine "Tatorte", bei denen auch der Lokalkolorit im Gegensatz zu den beliebigen Folgen heutzutage eine große, besondere Rolle spielte. Ich denke da insbesondere an Kommissar Lutz, wobei die Folge mit Curd Jürgens nicht automatisch die beste war, bloß weil Jürgens mit seinem großen Namen daherkam. Mezger wählte die Schauspieler auch immer danach aus, wie gut sie in die lokale Szenerie gepasst haben. Deswegen waren gerade diese Folgen so besonders stimmig. Vor dem Lebenswerk Mezgers kann man sich nur verneigen! RIP nach einem ereignisreichen und erfüllten Leben...
      • (geb. 1947) am

        Ruhe in Frieden,- "alter" Mitstreiter ("Ein Fall für 2 und Detektivbüro Roth") - Michael Werlin aka Meyer,- Regisseur
        • (geb. 1953) am

          ich durfte theo bei einigen produktionen kennenlernen.
          es gab wenige wie ihn.
          rest in peace .
          ps
          grüße an michael werliin/meyer
      • am

        Ist ja smart, dass die "Die unsterblichen Methoden des Franz Josef Wanninger" bei Freevee verfügbar sind. Ich kenne diese Serie noch nicht und klassische Krimis können ja durchaus Spaß machen. Da schaue ich heute Abend mal rein.
        • am

          R.I.P. großes Talent.
          • am via tvforen.de

            Im Abspann der Serie "Fernfahrer" war mir der Name Theo Mezger als Erstes aufgefallen: ein Metzger ohne t.

            Und VolkerZockstein hat ihm auch noch das r genommen. Aber vielen Dank für die Auflistung!
            • am via tvforen.de

              Einer der letzten Großen Deutschen Fernsehregisseure und ein gesegnetes Alter.
              • am via tvforen.de

                R.I.P. Theo Mezger

                Theo Mezger war für so viele gute Serien und Filme verantwortlich. Neben Raumpatrouille − Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion sind mir diese von ihm auch noch bekannt:
                1958: Der Tod des Handlungsreisenden
                1959: Bei Anruf − Mord
                1961–1964: Funkstreife Isar 12
                1963–1967: Fernfahrer
                1966: Raumpatrouille − Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion
                1968–1970: Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger
                1969: Der Staudamm
                1971: Tatort - Auf offener Straße
                1972: Tatort - Kennwort Fähre
                1973: Lawinenpatrouille
                1973: Tatort - Stuttgarter Blüten
                1974: Tatort - Gefährliche Wanzen
                1975: Tatort - Schöne Belinda
                1976: Tatort - Augenzeuge
                1977: Tatort - Himmelblau mit Silberstreifen
                1978: Tatort - Rot - rot - tot
                1979: Tatort - Zweierlei Knoten
                1980: Tatort - Kein Kinderspiel
                1981: Achtung Zoll!
                1982: Tatort - Blinde Wut
                1982–1983: Ein Fall für zwei
                1983: Tatort - Mord ist kein Geschäft
                1984: Tatort - Verdeckte Ermittlung
                1984–1996: Schwarz Rot Gold
                1985: Tatort - Miese Tricks
                1986: Detektivbüro Roth
                1986: Tatort - Einer sah den Mörder
                1987: Tatort - Eine Million Mäuse
                • (geb. 1977) am

                  Ich habe vieles davon gesehen. Es war sehr unterhaltsam und gut geschrieben. Danke für die schönen Stunden vor dem Fernseher.

                  Möge er in Frieden ruhen. 🌹

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