„Lindenstraße“ verlängert, „Weissensee“ vielleicht

Programmdirektor Volker Herres zur aktuellen ARD-Planung

Michael Brandes – 20.11.2010

"Lindenstraße" verlängert, "Weissensee" vielleicht – Programmdirektor Volker Herres zur aktuellen ARD-Planung – Bild: ARD/Thorsten Jander

Als ganz junger Mann wollte ARD-Programmdirektor Volker Herres einst die „Bezaubernde Jeannie“ heiraten. Aktuelle Flirts mit US-Serien sind dagegen nicht in Aussicht. Zwar möchte Herres nicht ausschließen, dass eines Tages auch einmal eine Serie wie „Dr. House“ im Ersten gezeigt werden könne, jedoch müsse man die Frage nach einem geeigneten Sendeplatz und dem Publikumsgeschmack stellen. „Natürlich habe ich schon US-Serien gesehen, die mir sehr gut gefallen haben: wunderbar komische, bei denen ich mich köstlich amüsiert habe. Aber davon gab es nur zwölf Folgen. Und bevor wir eine zwölfteilige Serie am Vorabend etabliert haben, ist sie auch schon wieder zu Ende“, argumentiert Herres in einem ausführlichen Gespräch mit dem Branchendienst „Funkkorrespondenz“ über die aktuellen ARD-Programmplanung. US-Serien passen gegenwärtig nicht ins ARD-Programmschema: „Wir müssen uns an der realen Situation des deutschen Fernsehmarkts orientieren. Unser Publikum schätzt deutsche Eigenproduktionen mit deutschen Schauspielern“.

In diesem Sinne bleibt die „Lindenstraße“ der ARD weiter erhalten: „25 Jahre sind für eine Programmmarke im Ersten ein geradezu jugendliches Alter: Wir haben den Vertrag gerade eben um weitere drei Jahre verlängert“, bestätigt Herres. Im Bereich des Möglichen liegt eine Verlängerung der Serie „Weissensee“, die auf ihrem Sendeplatz zwar kein durchschlagender Erfolg war, aber insbesondere im Ostteil der Republik ihr Publikum gefunden hat. Hier wurde eine Buchentwicklung für eine mögliche Fortsetzung in Auftrag gegeben. Zu einer von Regisseur Dominik Graf durchaus gewollten Fortsetzung des Mafia-Epos’ „Im Angesicht des Verbrechens“ wird es wohl eher nicht kommen. Gegangen sei es bei dem Projekt „zwar nicht nur um Quote, sondern auch darum, sich mit bestimmten Farben zu positionieren“, so Herres, jedoch sei die Serie auf eine begrenzte Zeit angelegt gewesen. Der Sender will aber noch „in Ruhe analysieren und auswerten“.

Keine Entscheidung gefallen ist bislang über die Zukunft von „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“ (Herres: „Schauen wir mal. So weit sind wir noch nicht.“) sowie den Quiz-Formaten am werktäglichen Vorabend. Bekanntlich setzt die ARD am Vorabend demnächst vor allem auf leichte Krimikost mit regionalem Bezug und Comedy-Elementen. Hier sind nun erste Drehbücher in der Entwicklung. Auch in der seit Monaten öffentlich geführten Diskussion um das zukünftige Abendprogramm mit Günther Jauch am Sonntag und einem einheitlichen „Tagesthemen“-Beginn um 22:15 Uhr müssen sich alle Betroffenen weiter gedulden. Eine Entscheidung wird möglicherweise Ende November zur nächsten Intendantenkonferenz offiziell verkündet. Zum Vorwurf des doch eher schleppenden Tempos des Senderverbundes in Programmfragen, hat Herres inzwischen einen hübschen Reim parat: „Die ARD ist groß, die ARD ist weit, das macht auch nichts, sie hat ja Zeit.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    US-Serien passen gegenwärtig nicht ins ARD-Programmschema: "Wir müssen uns an der realen Situation des deutschen Fernsehmarkts orientieren. Unser Publikum schätzt deutsche Eigenproduktionen mit deutschen Schauspielern".


    Es gab mal eine Zeit, da passten US-Serien hervorragend ins ARD-Programm-Schema. Na gut, ist ja kein Problem, solange die Konkurrenz US-Serien sendet.


    Ob man sich bspw. im ZDF wohl immer noch in den Hintern beißt, weil man dort vor rund 20 Jahren die Simpsons abgesetzt hat?
    • am via tvforen.de

      Morlar schrieb:
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      >
      > Ob man sich bspw. im ZDF wohl immer noch in den
      > Hintern beißt, weil man dort vor rund 20 Jahren
      > die Simpsons abgesetzt hat?


      Sicher nicht. Denn wo sollten die Mainzer Schnarchnasen die denn senden - außer natürlich jetzt auf ihrem Neo-Kanal? Selbstredend im Kinderprogramm, wo nach Ansicht vieler Deutscher Zeichentrickserien hingehören. Wer weiß, ob die Simpsons jemals auch in Deutschland so erfolgreich geworden wären, wären sie beim ZDF geblieben.
  • am via tvforen.de

    "Weissensee"

    Es freut mich, dass diese Serie insbesondere im Osten gefallen gefunden hat. Ich als 37-jähriger Rheinland-Pfälzer fand die Serie aber eben so klasse und wünsche mir unbedingt Fortsetzungen. Mindestens mal bis zum Mauerfall...

    Aber auch danach ließe sich doch wunderbar verfilmen, wie es der fiktiven Familie ergangen sein könnte. Ich finde das tolle an der Serie, dass gerade die einzelnen Geschichten so stattgefunden haben und halt fürs Fernsehen in eine Familie hineinkomprimiert wurde.

    Ganz großes Kino!

    Bitte weitermachen!

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