„Dann lässt man sich sofort ’ne heiße Wanne ein und macht ’ne Flasche Rotwein auf …“

Annette Frier und Christoph Maria Herbst im Interview

Bastian Knümann
Dennis Braun
Bastian Knümann und Dennis Braun – 17.04.2019, 12:00 Uhr

Erik ist so kurz davor, Anne zur Weißglut zu bringen ZDF/​Martin Valentin Menke

fernsehserien.de: Sie spielen in „Merz gegen Merz“ nicht zum ersten Mal ein Ehepaar, sondern standen auch schon in „Hotel Heidelberg“ als gemeinsames Paar vor der Kamera – nicht kurz vor der Trennung, aber auch mit gewissen privaten Problemen. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es im Vergleich zu „Hotel Heidelberg“? Oder sind dies komplett konträre Charaktere?

Annette Frier: Wenn man es auf die Jahreszeiten bezieht, dann haben wir in „Hotel Heidelberg“ ein Paar im Frühling gespielt, in „Merz gegen Merz“ ist es Spätsommer. Ich bin gespannt auf den Herbst … (ironischer Seufzer)

Christoph Maria Herbst: Oh, bitte schneiden, bitte schneiden! (lacht)

Annette Frier: So gefällt es mir jedenfalls besser als andersherum. Bei aller Liebe zum „Hotel Heidelberg“: Wir sind dort in einem sehr liebevollen, mit bösen Zungen würde man sagen „harmlosen“ Rahmen, und hier geht es mehr ans Eingemachte, was die Psychologien und die Abgründe einer Beziehung angeht. Das ist super, weil wir darauf aufbauen. Ich mag ja Sportvergleiche: Das eine ist so ein bisschen Vorhand, Rückhand und dann sagst du „Okay, jetzt fangen wir mal an zu schnibbeln und zu unterschneiden“. Das ist ein Spielfeld.

Christoph Maria Herbst: Macht dir „Merz gegen Merz“ denn mehr Spaß als „Hotel Heidelberg“ oder ist das wie Äpfel und Birnen, wo man mal an einem Tag Lust auf Apfel hat und am anderen Tag auf Birne?

Annette Frier: Wo hast du bloß diese fantastische Metapher gefunden?

Das gemeinsame Spielen bei „Hotel Heidelberg“ hat Ihnen aber geholfen, jetzt bei „Merz gegen Merz“ zusammen noch besser zu agieren?

Annette Frier: Na klar! Wenn man so viel miteinander arbeitet wie Christoph und ich, dann weißt du viel mehr. Du kannst den anderen auch ganz anders herausfordern, da man sich in- und auswendig kennt und nicht an einem Punkt starten muss, an dem man sich erst kennenlernt.

Christoph Maria Herbst: Und letzten Endes freuen sich auch die Regisseure und der Produzent, da wir dadurch ein unglaubliches Tempo am Set haben. Wir müssen nicht mehr viele Worte machen, wenn wir eine Szene spielen. Hier reicht mittlerweile ein Augenkontakt und wir verstehen uns. Das ist bei anderen Kolleginnen und Kollegen gar nicht möglich, weil der dann sagt „Hör mal, kümmerst du dich bitte um deine Figur? Da hast du genug mit zu tun und ich spiele meine Figur.“ Bei uns ist es ein Geben und Nehmen und Nehmen und Geben – kein Tauziehen. Wir versuchen nicht den anderen zu übertrumpfen, sondern gemeinsam zu einem Trumpf zu werden. Das ist mit jemandem wie Annette – auch wenn sie jetzt hier sitzt und das sehr schleimig klingt – wie ein Stück Nachhausekommen. Das ist schon ein Geschenk.

Die lieben Schwiegereltern: Renate (Carmen-Maja Antoni) und Günter Merz (Bernd Stegemann) ZDF/​Martin Valentin Menke

„Merz gegen Merz“ soll neben der unausweichlichen Tragik einer Trennung vor allem die humorvollen Seiten zum Ausdruck bringen. Wie bekommt man so einen Spagat hin, ohne allzu klischeehaft zu wirken?

Christoph Maria Herbst: So ist es – und das betrifft das gesamte Ensemble. Was hat man davon, wenn man zwei Frontschweine hat, die so gerade eben …

Annette Frier: Hast du gerade „Schweine“ gesagt?

Christoph Maria Herbst: Zwei „Zugpferde“ meinte ich natürlich!

Annette Frier: Natürlich.

Christoph Maria Herbst: Was bringt es, wenn zwei Zugpferde funktionieren, aber man bei dem Rest des Ensembles sagt: „Joa, das war jetzt unter ferner liefen“? So ist es bei „Merz gegen Merz“ eben nicht. Da hast du eine Claudia Rieschel, eine Carmen-Maja Antoni, einen Michael Wittenborn und einen Bernd Stegemann. Handverlesener geht es gar nicht. Die wissen alle, was sie zu spielen haben. Das sind teilweise große Theaterleute, von denen wir uns noch etwas abgeguckt haben. Wie wunderbar Wittenborn den demenzkranken Schwiegervater von Erik spielt, ist preisverdächtig. Es ist natürlich super, so ein Ensemble zu haben.

Annes Eltern: Ludwig (Michael Wittenborn) und Maria Reichert (Claudia Rieschel) ZDF/​Martin Valentin Menke

Sie waren ja beide schon auf dem „Traumschiff“.

Christoph Maria Herbst: Ein Wunder, dass ich jetzt überhaupt wieder fürs ZDF arbeiten darf.

Annette Frier: Neben Ihnen sitzt der Nachfolger von Florian Silbereisen!

Können Sie sich unter dem neuen „Zugpferd“ Florian Silbereisen vorstellen, nochmal durch die Gegend zu reisen?

Christoph Maria Herbst: Nee, nee. Annette, du?

Ihre Schwester ist doch jetzt dabei.

Annette Frier: Genau, meine Schwester ist kürzlich mitgefahren. Ich habe das einmal gemacht, genau wie meine Schwester, und das find ich auch total okay. Im Übrigen habe ich auch gar kein Interesse, etwas schlechtzureden. Der arme Florian Silbereisen, wie kommt man denn dazu, den zu bashen? Was ist denn hier los? Das hab ich überhaupt nicht verstanden. Um es mit den Worten eines befreundeten Autorenkollegen zu sagen: Es wächst zusammen, was zusammengehört. Es ist doch alles in Ordnung!

Christoph Maria Herbst: Klingt nach Micky Beisenherz.

Annette Frier: Es ist, was es ist: Ein sehr erfolgreiches Unterhaltungsformat im deutschen Fernsehen.

Christoph Maria Herbst: Ein eskapistisches Stück Fernsehen. Auch das ist keine Wertung. Genau wie „Klinik unter Palmen“. Das muss es alles geben … aber doch nicht von unseren Gebühren! (lacht) Ganz im Gegenteil: Dafür und für „Merz gegen Merz“ zahle ich doch gerne meine Gebühren, die 183,40 Euro im Monat.

Zahlen Sie mehr als wir?

Christoph Maria Herbst: Ja, aber dafür werden ja sogar Mediatheken freigeschaltet, die Sie gar nicht kennen. So mit Erwachsenenfachfilmen und so. (lacht)

Frau Frier, Herr Herbst, vielen Dank für das Gespräch.

Die achtteilige erste Staffel von „Merz gegen Merz“ wird als Eventprogrammierung innerhalb einer Woche im ZDF gezeigt. Los geht es am Donnerstag, 18. April, um 22:15 Uhr mit den ersten beiden Episoden. Die weiteren sechs Folgen sind dann erneut in Doppelpacks zu leicht abweichenden Startzeiten am Samstag (20.), Sonntag (21.) und Montag (22.) zu sehen. Bereits ab Gründonnerstag stehen alle Folgen auf einen Schlag in der ZDFmediathek zum Abruf bereit.

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Über die Autoren

Bastian Knümann, Jahrgang 1988, fühlt sich in der Nische wohler als im TV-Mainstream. In seiner Kindheit fesselten ihn neben Serien wie „Batman“ aus den 60ern, den Disney-Serien im samstäglichen KRTL-Block und den RTL-II-Animes bei „Vampy“ auch Shows wie „Geh aufs Ganze!“, „Die 100.000,- Mark Show“ und „Wetten, dass..?“. Nach Ausflügen vor und hinter die Kamera war recht früh klar, dass er sein Hobby zum Beruf machen wird. Trotz eines BWL-Studiums ist er überzeugt, dass Programmverantwortliche mehr auf ihr Bauchgefühl hören sollten als auf nackte Zahlen aus der Marktforschung. Reagiert dank RTL II allergisch auf ungerechtfertigt geschnittene Sendungen im Namen eines falsch verstandenen Jugendschutzes („Detektiv Conan“, „Kickers“ & Co.). Setzt sich dafür ein, dass die Meinungsfreiheit im deutschen Fernsehen gewahrt bleibt und dass keine US-amerikanischen Verhältnisse entstehen, bei der bestimmte Worte weggepiept werden. „Das Hausbau-Kommando“ hat ihn dazu gebracht, sich einen großen Wissensschatz im Bereich des englischsprachigen Factual Entertainments anzueignen, das auf Nischensendern wie DMAX, ProSieben MAXX, TLC oder kabel eins Doku läuft. Aus dem fiktionalen Bereich begeistern ihn nach wie vor „American Crime Story“, „black-ish“, „The Carmichael Show“, „Atlanta“, „Stranger Things“, „Fresh Off the Boat“ und „Veep“. Steht aufrichtig zu seinen Guilty Pleasures „Couponing extrem“, „Auf Bigfoots Spuren“ und „Germany’s Next Topmodel“. Nebenbei lässt er gerne CNN mit Kate Bolduan, Wolf Blitzer, Brian Stelter und Van Jones laufen und ist stolz darauf, an Jimmy Fallons Schreibtisch gesessen zu haben. Ist nach wie vor glühender Formel-1-Fan und freut sich über die samstägliche Sky-Bundesligakonferenz – vor allem, wenn Wolff-Christoph Fuss am Mikro sitzt. Seit seinem Praktikum in den Semesterferien im Sommer 2011 gehört er der Redaktion an und ist damit einer der dienstältesten Mitarbeiter.

Lieblingsserien: Das Hausbau-Kommando, Die Schatzsucher – Goldrausch in Alaska, One Tree Hill

Dennis Braun, geboren einen Tag nach dem Mauerfall, ist ein richtiges Kind der 90er und Retro-Fan. Neben schaurig-schöner Eurodance-Musik kann er sich auch heute noch an diversen Gameshows wie „Geh aufs Ganze!“, „Glücksrad“, „familien duell“ oder „Der Preis ist heiß“ erfreuen, die er damals sehr häufig bei und mit seinen Großeltern geschaut hat. Daneben hat er ein Herz für gut gemachte deutsche Comedy, die allerdings bekanntermaßen recht spärlich gesät ist. Wenngleich er kein wirklicher Serienjunkie ist, laufen ihm dennoch ab und zu ein paar Produktionen wie der „Club der roten Bänder“ oder „The Strain“ über den Weg, die ihn in ihren Bann ziehen. Bereits seit Januar 2013 für fernsehserien.de tätig, verstärkt er seit März 2016 auch die Newsredaktion und kennt sich besonders im nationalen Bereich gut aus.

Lieblingsserien: Pastewka, Club der roten Bänder, Die Dinos

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    hm, angeblich sind alle Folgen in der Mediathek - finde ich bloß nicht, sondern nur ein paar kurze Clips - liegt der Fehler bei mir?
    • am via tvforen.de

      chrisquito schrieb:
      -------------------------------------------------------
      > hm, angeblich sind alle Folgen in der Mediathek -
      > finde ich bloß nicht, sondern nur ein paar kurze
      > Clips - liegt der Fehler bei mir?

      Hier kommt ein link geflogen.
      https://www.zdf.de/comedy/merz-gegen-merz
    • am via tvforen.de

      oops, danke :-)

      also Fehler bei mir ...

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