„Dann lässt man sich sofort ’ne heiße Wanne ein und macht ’ne Flasche Rotwein auf …“
Annette Frier und Christoph Maria Herbst im Interview
Bastian Knümann und Dennis Braun – 17.04.2019, 12:00 Uhr
Im ZDF startet heute Abend (Gründonnerstag) um 22:15 Uhr die neue Comedyserie „Merz gegen Merz“, die nicht nur mit einer hochkarätigen Besetzung, sondern auch einer ungewöhnlichen Programmierung aufwartet. Die knapp 25-minütigen Folgen werden in Doppelpacks über Ostern verteilt gezeigt. Darüber hinaus wurde noch vor Ausstrahlung der ersten Staffel direkt eine zweite bestellt – eine bemerkenswerte Entscheidung, gerade für einen öffentlich-rechtlichen Sender.
Im Zentrum steht das Ehepaar Anne und Erik Merz, das von Annette Frier und Christoph Maria Herbst dargestellt wird, und kurz vor der Scheidung steht. Doch deren Umsetzung ist alles andere als leicht, denn die beiden haben nicht nur ein großes Haus und einen pubertierenden Sohn (Philip Noah Schwarz), sondern arbeiten beide in der Firma von Annes Vater Ludwig (Michael Wittenborn) – und bei dem wird ausgerechnet jetzt Demenz festgestellt.
Hinter der Serie steht als Creative Producer und Headwriter Ralf Husmann, mit dem Herbst schon bei „Stromberg“ zusammengearbeitet hatte.
Die fernsehserien.de-Redakteure Bastian Knümann und Dennis Braun trafen die Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst und Annette Frier zum ausführlichen und launigen Interview in Köln. Darin sprechen sie über persönliche Trennungserfahrungen, die Freude am gemeinsamen Spiel – und über mögliche Comebacks von „Danni Lowinski“ und „Stromberg“.
fernsehserien.de: Der Autor Ralf Husmann hat Sie beim Pressetermin zur Serie „Merz gegen Merz“ anerkennend als „Urgesteine“ in der Comedy- und Schauspielbranche bezeichnet.
Annette Frier: Eine absolute Frechheit!
Christoph Maria Herbst: Definitiv – das ist so nett, wie wenn man ihn als Fossil bezeichnet. Da schwingt immer noch ein bisschen was anderes mit.
Annette Frier: Der ist so gut wie raus aus der Branche.
Christoph Maria Herbst: Aber ich glaube, er meint es so, wie er es gesagt hat …
Annette Frier: (lacht) Es sind ja nur noch 17 Jahre, dann bist du 70!
Die Fernsehgeschichte hat viele epische Fehden hervorgebracht: Die Ewings gegen die Barnes in „Dallas“, Sherlock Holmes gegen Dr. Moriarty, Clark Kent gegen Lex Luthor, Stromberg gegen sich selbst, und nun „Merz gegen Merz“. Was macht gerade diese Auseinandersetzung so sehenswert?
Christoph Maria Herbst: Dass daran zwei Urgesteine beteiligt sind.
Annette Frier: Also am Kollegen Herbst kann es ja schon mal nicht liegen. (lacht) Aber im Ernst, wir haben mit Ralf Husmann den wahrscheinlich besten Autoren Deutschlands an Bord für dieses Genre, ich finde ihn absolut fantastisch. Seine Bücher erlauben es uns, die ganze Klaviatur an Dramatik, Tragik und Komik rauf- und runterzuspielen. Zudem geht es um Themen aus dem wahren Leben, jetzt sind wir – Stichwort „Urgestein“ – beispielsweise selbst in …
Christoph Maria Herbst: …Trennungsphasen …
Annette Frier: (lacht) Das interessiert die Kollegen ja gar nicht. Spaß beiseite, es ist wirklich schön, dass sich die Serie aus der alltäglichen Realität speist, schön verdichtet in 23 Minuten. Das hätte zwar auch als 90-Minüter erzählt werden können, aber wir haben alles einfach ein bisschen schneller gespielt …
Sie sind beide jeweils auch verheiratet, inwieweit kann man sich dann in den Streit zwischen Anne und Erik Merz hineinfühlen?
Christoph Maria Herbst: Man greift als Schauspieler eigentlich immer auf eigene Erfahrungen zurück, es sei denn, man spielt gerade den Kaiser von China oder Hannibal Lecter. In diesem Fall kommt einem einiges natürlich bekannt vor, anderes wird einem möglicherweise irgendwann bekannt vorkommen. Wie die meisten anderen blicke ich selbstverständlich auch auf Beziehungen zurück, die nicht alle schmerz- und geräuschlos geendet haben. Nicht zuletzt hat Ralf Husmann selbst bereits eine Scheidung hinter sich und bringt somit von uns allen den größten Erfahrungsschatz mit. Unser Anspruch bei „Merz gegen Merz“ war es, die Figuren eben nicht als Comedians zu verkörpern, sondern als Schauspieler auf einer ernsthaften, authentischen Ebene. Erst dadurch wird es teilweise bis zur Schmerzgrenze lustig. Dass Ralf Husmann für die Hauptrollen dieses Projekts an Annette und mich gedacht hat, ist ein großes Geschenk. Und das Ganze noch beim ZDF!
Das klingt jetzt sehr überrascht …
Christoph Maria Herbst: Man muss einfach sagen, dass es diese Möglichkeit vor 15 Jahren nicht gegeben hätte. Da hat uns Oliver Welke mit seiner „heute-show“ wirklich scheunentorgroße Türen aufgemacht; ein Zeichen dafür, in welch schnelllebigen Zeiten wir uns befinden – fantastisch.
Obendrein als 25-minütige Serie, für die das ZDF im Abendprogramm gar keine Sendeplätze hat.
Christoph Maria Herbst: So ist es, und noch dazu als Mini-Event.
Annette Frier: Ich bin auch total gespannt auf die Osterprogrammierung, das ist wirklich ein kleines Experiment. Wir senden lineares Fernsehen, trotzdem in einer ungewöhnlichen Programmierung an vier aufeinanderfolgenden Tagen, das heißt, dass man ja dennoch ein wenig „bingt“.
Christoph Maria Herbst: Ein Wort, das man auch noch gar nicht so lange kennt. Was aber der absolute Knaller ist: Das ZDF hat sich bereits für eine zweite Staffel entschieden, ohne erst einmal die Quoten der ersten abzuwarten.
Definitiv ein Novum, dass die Qualität einer Produktion den Ausschlag für eine Fortsetzung gibt.
Annette Frier: Haben wir schon mal eine Überschrift: „ZDF – Heiß wie Frittenfett.“
Christoph Maria Herbst: Und wenn Sie schon beim Schreiben sind: Wir werden das Projekt mit einer unfassbaren Social-Media-Kampagne flankieren.
Annette Frier: Ist das so?
Christoph Maria Herbst: Natürlich, wir haben doch extra einen Drehtag nur für die ganzen Mediathek-Aufsager gehabt. Soweit ich weiß werden die Beiträge dann auch über den Twitteraccount von Donald Trump geteilt.
Auf der nächsten Seite erläutern Annette Frier und Christoph Maria Herbst, welche Vorzüge der öffentlich-rechtliche Rundfunk gegenüber der Streamingkonkurrenz hat, wieso das Lesen der Drehbücher von Ralf Husmann eine feucht-fröhliche Angelegenheit ist, und ob es Chancen auf Comebacks von „Stromberg“ und „Danni Lowinski“ gibt.