HBO bestellt zweite Staffel von „Vinyl“ wieder ab

Neue Senderspitze will Geld lieber anderweitig investieren

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 23.06.2016, 11:59 Uhr

Bobby Canavals und Olivia Wilde in „Vinyl“ – Bild: HBO
Bobby Canavals und Olivia Wilde in „Vinyl“

Ausmisten nach dem Chef-Wechsel bei HBO: Der Sender hat die seinerzeit frühzeitig nach dem der Serienpremiere bestellte zweite Staffel von „Vinyl“ (fernsehserien.de berichtete) wieder abbestellt. Für den (von den Abonnentenzahlen her) amerikanischen Pay-TV-Primus die jüngste in einer Reihe von Schlappen. Einst als Heimat für herausragende Serien-Qualität gesehen geriet HBO in den letzten Jahren immer stärker in die Kritik – ein Schicksal, das vermutlich auf alle Vorreiter wartet.

Die Probleme hatten zuletzt dafür gesorgt, dass der Programmchef Michael Lombardo nach zehn Jahren seinen Hut nahm und durch Casey Bloys ersetzt wurde. In dem Umfeld wurden nach und nach auch zahlreiche zentrale Positionen des Senders neu besetzt.

Der jetzigen Abbestellung von „Vinyl“ ging bereits eine längere Vorgeschichte von Problemen voraus, so dass die neue Führungsriege schließlich befand: Unser Geld ist in anderen, neuen Projekten besser aufgehoben. „Vinyl“ wirft einen Blick in die Plattenindustrie der 1970er Jahre. Nachdem die Idee lange ein Lieblingsprojekt von Martin Scorsese war, bestellte HBO das Projekt schließlich, wobei Mick Jagger, Terence Winter („Boardwalk Empire“) als Executive Producer fungierten. Winter übernahm die Rolle des Showrunners. Hauptrollen hatten unter anderem Bobby Cannavale, Ray Romano, Olivia Wilde und Juno Temple.

Ausgestattet mit großem Budget ging die Serie schließlich am 14. Februar auf Sendung. Trotz unerwartet schlechter Kritiken und Zuschauerzahlen (fernsehserien.de berichtete) wurde am 18. Februar eine zweite Staffel bestellt (fernsehserien.de berichtete). Später wurde klar, dass Terrence Winter über unterschiedliche Ansichten bezüglich der kreativen Ausrichtung als Showrunner von Scott Z. Burns abgelöst würde (fernsehserien.de berichtete).

In der sehr erfolgreichen, zehnjährigen Karriere von Lombardo war das vermutlich einer der (späten) Fehlschläge zu viel. In den letzten Jahren hatte der bereits mit Produktionsschwierigkeiten (inklusive Unterbrechung der Dreharbeiten) bei „The Leftovers“ in der ersten Staffel zu kämpfen gehabt, gefolgt von Kritikerschelte für die Serie und mäßigen Einschaltquoten – die für Staffel zwei ganz einbrachen (fernsehserien.de berichtete). Daneben scheiterten zwei Zusammenarbeiten mit David Fincher (fernsehserien.de berichtete), auch beim jüngsten Prestigeprojekt (fernsehserien.de berichtete) standen die Kameras längere Zeit still und die Miniserie um „Lewis and Clarke“ wurde nach Beginn der Dreharbeiten nochmal ans Reißbrett zurückgepfiffen (fernsehserien.de berichtete). Dazu gesellen sich auch Probleme bei den kleineren Comedy-Projekten .

Somit wird die Abbestellung der zweiten Staffel von „Vinyl“ ein weiterer in einer langen Reihe von vor allem in der Außendarstellung peinlichen Ereignissen für HBO. Immerhin hält sich hier der finanzielle Schaden vermutlich in Grenzen: Laut Variety waren für die zweite Staffel noch nicht einmal konkrete Drehbücher entwickelt worden. Für HBO lautete das Motto bei dieser Entscheidung sicherlich „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“.

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