Fernsehshow-Legende Dieter Pröttel ist tot

Regisseur der ersten Farbfernsehsendung wurde 89 Jahre alt

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 28.12.2022, 15:10 Uhr

Dieter Pröttel (1933 – 2022) – Bild: IMAGO/United Archives
Dieter Pröttel (1933 – 2022)

Als 1967 Vizekanzler Willy Brandt auf den roten Knopf drückte und die Ära des Farbfernsehens in Deutschland einläutete, saß er in der Regie. Dieter Pröttel arbeitete in seiner langen Karriere mit mehr als 3000 Produktionen mit den bekanntesten Showstars des Landes zusammen. In den 80er Jahren hob er zudem „Die Supernasen“ aus der Taufe. Am 26. Dezember ist Pröttel im Alter von 89 Jahren in der Nähe von Starnberg verstorben. Er war im Kreise seiner Familie.

Der promovierte Volkswirt Dieter Pröttel war bereits für den damaligen SWF tätig, als er 1962 seine große Chance erhielt. Er übernahm von dem erkrankten Michael Pfleghar die beliebte Unterhaltungssendung „Bonsoir Catrin“ mit Caterina Valente. In den folgenden Jahrzehnten prägte Pröttel das Unterhaltungsfernsehen der 1960er bis 1990er Jahre mit Kult-Formaten wie „Die Rudi Carrell Show“, „Auf los geht’s los“, dem „Talentschuppen“, „Die Pyramide“, „Hätten Sie heut’ Zeit für mich?“, „1, 2 oder 3“, „Flitterabend“ oder „Verstehen Sie Spaß?“.

Im Rahmen der Internationalen Funkausstellung (IFA) in West-Berlin führte Dieter Pröttel dann 1967 Regie bei der allerersten Farbfernsehsendung Deutschlands. Die hatte zunächst live in Schwarz-Weiß begonnen, bevor Willy Brandt auf den legendären Knopf drückte und das Bild (einige Sekunden zu früh) farbig wurde. Auch bei den Eröffnungs- und Schlussfeiern der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 saß Pröttel als Regisseur im Übertragungswagen. Von 1971 bis 1977 war Pröttel zudem Chefredakteur bei der Fernsehzeitschrift Bild+Funk.

In den 1980er Jahren prägte Pröttel zudem den Start des Privatfernsehens mit Formaten seiner eigenen Produktionsfirma. In der gleichen Zeit konnte er mehrere Kino-Erfolge verbuchen, darunter die inzwischen legendären „Supernasen“-Filme mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger. Er galt auch als Förderer neuer Talente wie Siegfried und Roy, Michael Schanze oder Hape Kerkeling, die in seinen Shows erstmals vor einem Millionenpublikum auftreten konnten.

2006 beendete Dieter Pröttel seine Fernsehkarriere, bei der er bis zum Schluss dem SWR treu blieb. Seine letzte Live-Sendung war eine Ausgabe von „Verstehen Sie Spaß?“ mit Frank Elstner aus Freiburg.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Was ich lange Zeit nicht wusste: Dieter Pröttel war von 1971 bis 1977 Chefredakteur der Programmzeitschrift Bild+Funk (und damit Nachfolger von Helmut Markwort, der 1970 zum Gong gewechselt war).

    Wegen Pröttels Doppelfunktion warf der Stern im März 1973 der Bild+Funk Interessenkonflikte vor. In Bild+Funk Nr. 13/73 keilte der langjährige Redakteur Fred Diehl dann unter der Schlagzeile "Eigentor" gegen den Stern zurück ...

    http://www.bilder-hosting.info/vorschau/klz1497268475r.jpg (http://www.bilder-hosting.info/viewer.php?id=klz1497268475r.jpg)
    • am

      Den habe ich schon in den 60er Jahren in Schlagersendungen des SWR gesehen.
      • am via tvforen.de

        In Erinnerung an den TV Regisseur Dieter Pröttel der am 26.12 mit Alter von 89 Jahren verstorben ist haben wir mit Jörg Knör zusammen einen Nachruf produziert.

        R.I.P Dieter Pröttel

        https://www.youtube.com/watch?v=G0g5R6vT-u8
        • am via tvforen.de

          derinsider schrieb:
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          > In Erinnerung an den TV Regisseur Dieter Pröttel
          > der am 26.12 mit Alter von 89 Jahren verstorben
          > ist haben wir mit Jörg Knör zusammen einen
          > Nachruf produziert.

          Alex ist kaum zu verstehen, was ist da passiert: Ist ihm der Weihnachtsbaum abgebrannt, woraufhin es ihm vor Schreck die Sprache verschlagen hat?
      • am via tvforen.de

        Bonsoir Catrin, das ist wirklich schon lange her. Wenn ich mich recht erinnere, merkte man der Sendung auch an, dass sie noch aus der Anfangszeit des Fernsehens stammt.

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